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Fanfiction

1. Todestag - 1. Todestag

von Tonks21

Dieser Oneshot ist eigentlich aus meiner FF " Nach dem Ende aller Schlachten". Allerdins braucht man kein Hintergrundwissen, außer das der Bücher, um meine FF zu verstehen.
Ich wünsche euch viel Spaß damit.

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Harry lachte hohl. Hier war es aufgeräumt wie eh und je. Ordentlich der Rasen auf genau die passende Länge geschnitten, die Autos standen in den Einfahrten, natürlich genau mittig. Allerdings nur die Zweitwagen, denn jeder anständige Mann war natürlich mit seinem Wagen gerade auf der Arbeit, wie es sich gehörte.
Langsam schlenderte Harry zu Haus Nummer 4, dem Ligusterweg. Tante Petunia hatte in den paar Wochen, seitdem er zum letzten Mal hier zu Besuch gewesen war, ordentlich gearbeitet. Der Garten blühte, wie die der Nachbarn. Die Fensterläden hatten wieder die gleiche Farbe wie früher und waren nicht mehr von der Sonne ausgebleicht. Alles war, wie es sein sollte.
Außer das die Einfahrt bei den Dursleys komplett leer war. War Tante Petunia etwa auch nicht da? Praktisch. Dudley war auf jeden Fall in der Schule, Onkel Vernon bei der Arbeit und wenn Tante Petunia auch nicht da war, konnte er ja hereingehen. Während Harry die Auffahrt hinauflief, erinnerte er sich an etwas, was Hagrid ihm erzählt hatte.
Damals, nach dem Tod seiner Eltern, hatte Hagrid ihn aus Godrics Hollow geholt und hierhin gebracht. Dumbledore war auch hier gewesen. Hagrid hatte ihm erzählt, dass Dumbledore sehr, sehr traurig gewesen war, ihn hier lassen zu müssen.
Irgendwie erfüllte es ihn mit Ehre. Dumbledore, dieser bedeutende Zauberer, war traurig gewesen wegen Harry. Er hatte sich um Harry gekümmert, Pläne für seine Zukunft gemacht, sich um ihn geschert.
„Alohomora.“ Er deutete mit seinem Zauberstab auf das Türschloss, dass sich drehte. Die Tür ging auf und Harry trat ein. Er schloss sie wieder hinter sich, denn sonst würden innerhalb von 20 Sekunden Nachbarn hier stehen und fragen, ob etwas nicht in Ordnung sei. Im Ligusterweg schloss man die Tür.
Er wollte sich nicht im Haus umsehen. So etwa interessierte ihn heute nicht. Er ging geradewegs ins Wohnzimmer. Harry ließ sich auf dem Sessel nieder, auf dem er auch gesessen hatte, als Dumbledore damals hier zu Besuch gewesen war. Er hatte richtig Spaß gehabt. Immerhin hatte er den Dursleys, die das Met nicht trinken wollten, die Gläser mittels eines Zaubers immer wieder gegen den Kopf hauen lassen. Das war schon sehr witzig gewesen.
Nach einer Viertelstunde erhob Harry sich seufzend und ging zur Haustür. Leise, wie es sich gehörte, schloss er sie hinter sich.
„Colloportus“, murmelte er. Während er die Auffahrt hinunter ging, kam ein Wagen. Eine Frau stieg aus und japste nach Luft. Harry drehte sich um. Tante Petunia, eine Einkaufstasche in der Hand, deutete mit zittrigem Finger auf ihn.
„Ha... Harry.“
Eigentlich hatte er gedacht, sie hatte sich verändert. Hatte er sich so in ihr getäuscht? Ihr Gesicht war weiß und ihre Hand deutete immer noch auf ihn. Harry sah an sich hinunter. Vielleicht war er ja zu einem Monster mutiert. Aber nein, alles ganz normal. Seine alten Schuhe, die Jeans, darüber der Umhang.
Als Harry endlich verstand, warum Petunia fast in Ohnmacht fiel, lachte er auf. Er trug seinen Umhang. Die Nachbarn saßen schon hinter ihren Gardinen und guckten.
„Keine Angst, Tante Petunia“, sagte Harry. „Ich bin schon weg.“
„Was - was wolltest du denn hier?“ fragte sie verdattert.
„Oh, ich, ich hab nur in Erinnerungen geschwelgt.“
Er winkte ihr kurz zu und ging die Straße hinunter. Hier war er auch mit Dumbledore lang gegangen. Während er an der Straße entlang lief - schließlich konnte er jetzt ja nicht einfach apparieren - dachte er über andere Orte nach, an denen er mit Dumbledore gewesen war. Bei Slughorn, anschließend bei den Weasleys. Allerdings wollte er dort nicht hin.
Doch der Ort, der Dumbledore am meisten bedeutet hatte, der ihm am meisten bedeutete, war immer noch Hogwarts. Dort würde er als nächstes hingehen. Ach nein, vorher war ein anderer Ort vielleicht besser.
Er verschwand und ließ den Ligusterweg hinter sich zurück, wie es sich gehörte.

Die ganze Luft war voll mit Salz. Es brannte in der Nase. Heute war es hell, damals war es dunkel gewesen. Doch auch im fahlen Sonnenlicht wirkte es hier sehr bedrohlich. Vielleicht auch nur, weil er diesen Ort mit so viel Schrecken in Verbindung brachte. Er erinnerte sich, wie sie damals den Weg nach unten zum Wasser gegangen waren. Langsam folgte er ihren alten Spuren, die natürlich nicht mehr zu sehen waren. Der Wind peitschte ihm ins Gesicht. Es schmerzte auf der Haut, doch es war ein guter Schmerz. Harry schritt wie damals an Dumbledores Seite den dünnen Pfad zum Wasser hinunter.
Nein, es ist nicht wie damals gewesen. Er hatte keine Angst, nicht diese Todesangst wie damals und Dumbledore war nicht an seiner Seite um vor ihm ins Wasser zu springen. Der Wind peitschte aufs Wasser und es schlugen Wellen auf. Wie damals - als Dumbledore hineingesprungen war.
Vielleicht war er ja doch da. Vielleicht war er - genau wie Harry - zurückgekehrt an diesen Ort. Den Ort, an dem er seine letzten Stunden vor seinem Tod verbracht hatte. Es war so grausam gewesen, so unnötig grausam. Dumbledore hätte gar nicht sterben müssen! Ohne diesen Zaubertrank - es schüttelte Harry und er sprang ins Wasser und schwamm hinüber zum Eingang der Höhle - wäre Dumbledore gesund nach Hogwarts zurückgekehrt und hätte sich gegen die Todesser wehren können.
Harry prustete, als er eine ganze Ladung Salzwasser schluckte, die ihm die Kehle verbrannte.
Es war egal, ob Dumbledore den Zaubertrank nun getrunken hätte oder nicht. Er wäre eh gestorben, nur wegen diesem dummen Ring, der ihn verflucht hatte.
Doch dieser Trank hatte seinen Tod unnötig schmerzhaft gemacht. Nicht einfach so - bumm und weg - nein, verlängert durch den Willen zu Leben und seinem Schloss, das ihm so viel bedeutete, zu dienen.
Er stemmte sich aus dem Wasser und ging auf den unsichtbaren Eingang der Höhle zu. Als er davor stehen blieb und wartete, fing er an zu schlottern. Auf was wartete er eigentlich? Er fing noch heftiger an zu zittern, als eine erneute Windböe ihn umgab.
Genau wie damals. Dumbledore hatte nach dem Eingang gesucht und Harry hatte hier gestanden, schlotternd und beeindruckt von Dumbledores Art, den Eingang in die Höhle zu suchen.
Er trocknete sich mit einem Zauber. Er war nicht verrückt genug, um darauf zu warten, dass Dumbledore ihn trocknete. Dann richtete er seinen Zauberstab auf seinen Unterarm und fuhr sacht darüber. Blut tropfte heraus und Harry rieb es an den Felsen. Er öffnete sich auf der Stelle und trat hindurch. Sofort schloss der Eingang sich wieder. Es war dunkel und gruselig hier. Langsam lief er an dem See entlang. Er war hinter Dumbledore hergelaufen und fast in den See gefallen, als dieser plötzlich stehen geblieben war. Harry sah zu dem leuchtenden Grün in der Mitte des Sees. Ob die Inferi immer noch da waren? War das möglich? Oder waren sie mit Voldemorts tot einfach verschwunden, hatten ihre letzte Ruhe gefunden?
„Accio!“ schrie er und deutete auf die grün leuchtende Insel. Er wurde von der gleichen Erscheinung heimgesucht, wie schon damals. Etwas schauerliches erhob sich aus dem Wasser.
Also nein, die Inferi waren Inferi geblieben und würden es für immer sein. Eine Armee, die unzerstörbar war, da sie nichts mehr zu verlieren hatte. Das einzige Mittel gegen sie war das Leben.
Leben und Tod... Hell und Dunkel.
Gegensätze, die unvereinbar sind. Sie stoßen sich ab. Und genau das tun die Inferi. Sie stoßen das Licht ab. Sie flüchten vor der Helllichtkeit, der Freude und der Liebe.
Langsam schritt Harry weiter zu der Stelle, an der das Boot sein musste. Er griff durch die Luft, wie Dumbledore es damals getan hatte, doch er spürte nichts. Rein gar nichts. War das Boot verschwunden? Er wusste es nicht. Vermutlich war er einfach nicht in der Lage es zu erfühlen. Er kehrte um und ging zum Ausgang - wenn man es so nennen konnte - zurück.
Mithilfe seines Zauberstabs schlitze er sich den Unterarm auf und schmierte sein Blut an den Felsen, der sich auf der Stelle öffnete. Bevor Harry hindurchtrat, warf er noch einen Blick auf den See.
So viel hatte er gekostet. Harry würde nie vergessen, so sehr er es auch wollte, wie Dumbledore auf dieser kleinen Insel vor ihm gelegen, sich auf dem Boden gewälzt hatte und gefleht hatte. Ein unnutzes Leid durchgemacht, das man ihm auch hätte ersparen können. Doch erst das, dieser flehende Dumbledore, hatte Harry bewusst gemacht, was Dumbledore war. Ein Mensch wie jeder andere. Verletzbar, fehlerhaft, liebevoll, intelligent. Und doch kannte Harry keinen Menschen, vor dem er mehr Respekt gehabt hatte, den er mehr verehrt hatte als irgendeinen anderen. Und mit einem komischen Gefühl in der Brust wusste er, dass er noch nie in seinem Leben so einen Menschen, der mit Dumbledore auch nur ein bisschen vergleichbar gewesen war, getroffen hatte und auch in der Zukunft niemals treffen würde.
Denn Dumbledore - verletzbar, fehlerhaft, liebevoll, intelligent und stark - den hatte es nur einmal auf der Welt gegeben und er, Harry Potter, hatte das Glück gehabt ihn kennen zu lernen und von ihm sogar respektiert zu werden.
Mit einem kleinen Lächeln verließ er die Höhle, den dunklen Ort, und trat hinaus. Nachdem er seinen Arm geheilt hatte, sprang er ins Wasser. Das kühle und salzige Nass umflutete ihn und er hörte wie ein Echo die Stimme in seinem Kopf.
„Ich mache mir keine Sorgen, Harry. Du bist ja bei mir.“


Hogwarts. Er sah es vor sich liegen. Zügigen Schrittes, als würde jemand drinnen auf ihn warten, eilte er auf das Tor zu. Es war nicht verschlossen. Harry öffnete es. Gerade als er hineintreten wollte, stand eine Gestalt vor ihm. Dumbledore!
Anscheinend war er doch nicht der einzige, der trauerte, der noch einmal an Albus Dumbledore dachte, der auf diesem Gelände sein Leben gelassen hatte. Vor genau einem Jahr. Harry hatte das Gefühl gehabt, jeder hatte es vergessen. Keinen interessierte Dumbledore mehr. Sogar Ron und Hermine waren zu den Verhandlungen gegangen ohne überhaupt darüber nachzudenken, mit ihm zu kommen. Sie hatten es vollkommen vergessen. Genau wie Kingsley und all die anderen. Der Krieg war vorbei. Voldemort war tot. Also, warum den größten Kämpfer des Krieges jetzt noch würdigen? Der, der so viel getan hatte, ohne den Voldemort einfach so die Macht an sich gerissen hätte.
Wäre Dumbledore nicht gewesen, hätte Harry keine Chance gehabt, Voldemort zu besiegen. Er hätte nie von den Horkruxen gewusst und selbst wenn er davon gewusst hätte und sie gefunden hätte, hätte er sie nie zerstören können. Während des ganzen Widerstandes hatte Dumbledore die Fäden in der Hand. Er hatte alles gedeichselt, sogar nach seinem Tod noch. Auch wenn das Ministerium immer noch an ihre große Rolle in diesem Krieg glaubte, Dumbledore war der, der alles geplant hatte. Niemand anderer! Doch was zählte es schon, vom wem der Widerstand wirklich ausgegangen war. Für die Leute war doch nur der entscheidende und noch so kleine letzte Handgriff wichtig. Sie sahen nur das Ergebnis. Und das war: Voldemort war tot, weil Harry Potter - der Junge, der überlebte, der Auserwählte, der Sieger, der jüngste Auror - ihn umgebracht hatten. Doch was war das schon? Harry hatte Voldemort nicht aufgrund überragender Fähigkeiten besiegt, sondern nur weil Dumbledore alles eingefädelt hatte, sodass er fast nur gewinnen konnte.
„Potter, würdest du mich endlich vorbeilassen?“
Harry schrak kurz zusammen, als Dumbledore ihn anmaulte. Aber das war ja normal bei ihm. Aberforth ging es schließlich nur gut, wenn er herummaulen durfte. Harry ging weiter ohne ihn groß zu beachten. Er wusste, dass sein Verhalten etwas unfreundlich herüberkommen könnte, aber immerhin war Aberforth auch niemand, der als Inbegriff der Freundlichkeit bekannt war. Er hörte, wie Aberforth das Tor schloss und ihm etwas zugrummelte. Doch Harry ging weiter. Bevor er auf Dumbledores Grab zuging, wollte er erst hoch zum Schloss. Er ging auf das Schlossportal zu. Nachdem es sich von Hand nicht öffnen ließ, versuchte er einen Alohomora, der auch nichts nütze. Wie sollte er sonst hereinkommen? Durch einen der Geheimgänge? Er hatte die Karte des Rumtreibers nicht mit und war sich nicht sicher, welcher Geheimgang ihn neben dem vom Honigtopf auch noch ins Schloss bringen würde. Warum hatte er bloß seine Karte vergessen? Natürlich war das Schloss nicht einfach offen.
Wie konnte er noch ins Schloss kommen?
Hmm. Apparieren funktionierte nicht, hatte Hermine gesagt. Er konnte es wie Dumbledore machen, nur leider hatte er keinen Fawkes. Harry vermisste Fawkes sehr. Wie oft hatte der Phönix ihm das Leben gerettet? Unendlich viele Male. Harry hatte sich irgendwie mit dem Phönix verbunden gefühlt. Schon allein durch seinen Zauberstab.
Doch wie konnte er ohne Fawkes und ohne die Karte ins Schloss gelangen?
Natürlich. Es war ja so einfach. Harry schlug sich vor den Kopf.
„Kreacher!“
Nur Sekunden später erschien der Elf neben ihm.
„Der Meister hat gerufen?“ fragte er und klang erschöpft, müde und unzufrieden.
Normalerweise hätte Harry ihn gefragt, warum er so deprimiert war, aber heute war er nicht in der Stimmung dafür. Er würde später mit dem Elfen reden.
„Könntest du mich ins Schloss bringen, Kreacher?“
Kreacher nickte. „Wohin, Meister?“
„Ähm“, Harry überlegte kurz, „Büro des Schulleiters.“
Kreacher nickte nur. Harry war sich nicht sicher, ob nicht auf dem Büro des Schulleiters irgendwelche besonderen Zauber lagen, aber seine Sorgen waren unbegründet. Auch die Sorge, dass er McGonagall im Morgenmantel gegenüberstand, wurde nicht zur Realität.
Keiner war da.
„Soll Kreacher bleiben?“ fragte der Elf und trat einen Schritt von Harry weg.
„Nein, Kreacher. Du kannst gehen. Danke“, fügte er noch schnell hinzu, bevor der Elf verschwand.
Harry sah sich in dem Raum um. Er hatte sich nicht groß verändert, seit Dumbledores Tod. Er ging den Raum ab, zu dem Ort, an dem früher immer Fawkes Stange gestanden hatte. Er seufzte und ließ sich auf den Stuhl fallen, auf dem er immer gesessen hatte. Dies war der Raum, an dem Dumbledore ihm so viel erzählt hatte. Er war hier geschockt gewesen, frustriert, erleichtert, glücklich, unglücklich, am Boden zerstört, panisch, wütend... Welche Gefühlsregung hatte er hier nicht schon mal empfunden?
Einsamkeit. Hatte er sich hier schon mal einsam gefühlt? Bis jetzt noch nicht. Er konnte sich nicht daran erinnern. Denn wer konnte sich in der Gesellschaft von Dumbledore schon einsam gefühlt haben? Er fuhr mit der Hand die Kontur des Schreibtisches nach.
„Aber jetzt fühlst du dich einsam, Harry.“
Harry schrak zusammen. Litt er unter Halluzinationen oder hatte er Dumbledores Stimme gerade gehört? Im nächsten Moment hätte er sich selbst ohrfeigen können. Er sah hinauf in Dumbledores Gesicht, das aus dem Portrait zu ihm sprach.
„Können Sie immer noch Okklumentik, Sir?“
Dumbledore grinste. „Dafür brauchte ich keine Okklumentik. Es war so deutlich in deinem Gesicht zu sehen, als hättest du es laut gesagt.“
Dumbledore lehnte sich in seinem Stuhl zurück und legte seine Fingerkuppen aneinander.
„Eigentlich hatte ich gedacht, dass heute die Verhandlungen im Ministerium sind.“
„Die sind auch.“
Dumbledores Augen funkelten. „Und ich liege richtig in der Annahme, dass Ron und Hermine dort sind?“
Harry nickte.
„Solltest du nicht auch dort sein?“
Harry schüttelte den Kopf.
„Warum verschwendest du hier, im Büro der Schulleiterin, deine Zeit?“
„Weil-“ Harry errötete und blickte zu Boden.
Doch Dumbledore redete einfach weiter.
„Obwohl du eigentlich im Ministerium sein könntest, worum Kingsley dich gebeten hatte?“
„Kingsley braucht mich nicht. Mein Einsatz gestern hat überhaupt nichts genützt“, murmelte Harry seinem Knie zu.
„Und das leere Hogwarts braucht dich?“
Harry richtete seinen Blick auf den breit grinsenden Dumbledore.
„Nein.“
„Kein Wunder, dass du dich einsam fühlst, wenn keiner hier ist“, meinte Dumbledore leicht hin und sah durch die Gegend, als suche er nach einer Person.
„Fühlen Sie sich auch einsam, Professor?“ flüsterte Harry plötzlich.
„Ich? Ich bin tot, Harry. Warum soll ich mich einsam fühlen?“
Harry zuckte die Schultern.
„Also, warum bist du hier? Doch nicht etwa, um dich einsam zu fühlen oder mit dem Abbild eines Toten zu reden.“
Harry schürzte die Lippen. „Ach, komm schon, Harry. Du musst einen guten Grund haben, deine Freunde und Kingsley im Stich zu lassen.“
„Ich habe meine Freunde nicht im Stich gelassen“, fauchte Harry und merkte, dass er direkt wütend wurde. Ein paar der angeblich schlafenden Zauberer in den Portraits blinzelten.
„Muss ich etwa vierundzwanzig Stunden am Tag mit ihnen zusammen sein.“
Dumbledore zog eine Augenbraue hoch. „Nein. Wie du in den letztes Monaten bestimmt gemerkt hast, führt das auch zu Konflikten. Obwohl, lass dir gesagt sein, bei den meisten Menschen hätte es mehr Konflikte gegeben, wenn sie solange aufeinander sitzen, als bei euch. Allerdings-“ Dumbledore legte eine Kunstpause ein, „habe ich das Gefühl als wärst du sauer auf sie.“
„Bin ich nicht.“
Dumbledore sah Harry abwartend an. Als das schweigen sich in die Länge zog und Harry es nicht mehr aushielt, rief er aufgebracht: „Ja, ich bin etwas sauer, aber nicht nur auf Ron und Hermine. Auf einfach diese ganze Gottverdammte Welt!“
„Aha. Bestimmt gibt es dafür gute Gründe, wenn du schon die ganze Welt verfluchst.“
Harry sprang auf und lief vor dem Schreibtisch auf und ab. Er schnaubte mehrmals.
„Ja, natürlich. Wie können alle ihren Todestag vergessen und ganz normal weiter machen? Warum ist ihr Grab nicht umringt von Menschen? Wie konnten Ron und Hermine - HER-MI-NE! - Ihren Todestag vergessen? Ich verstehe das einfach nicht.“
„Ich vermute mal, dass sich das verstehen nicht auf 'Todestag', sondern auf 'vergessen' bezieht? Denn warum ich gestorben bin, verstehst du doch, oder?“
Dumbledores Mundwinkel zuckten, doch Harry konnte über diesen Scherz nicht lachen. Wie konnte ein Mensch seinen eigenen Todestag verspotten? Vielleicht musste man dafür erst ein Jahr lang an einer Wand in Snapes Büro gehangen haben. Dumbledore sah Harry ernst an.
„Nun, ich bin tot. Wenn die Menschen für jeden Toten, den es in der Geschichte der Menschheit gegeben hat, einen Feiertag einlegen, dann wären die 365 Tage des Jahres die reinste Feier.“
„Aber die Menschen sollen das ja auch nicht für jeden machen, sondern nur für besonders wichtige Menschen. Sie sind kein niemand.“
„Nein, das bin ich nicht“, erwiderte Dumbledore ehrlich. „Aber du kannst jeden Menschen auf der Welt fragen. Für jeden ist eine andere liebgewordene Person die wichtigste. Nun gut, mit Ausnahme von Voldemort. Er hat sich selbst zum wichtigsten Menschen gemacht.“
„Und deswegen wird sein Todestag nächstes Jahr vermutlich ein riesen Feiertag.“
Dumbledore lachte. „Tja, das ist Ironie des Schicksals. Obwohl der 2. Mai nächstes Jahr bestimmt ein sehr trauriger Tag werden wird. Es ist der Todestag von zu vielen Menschen, von zu vielen 'bedeutenden' Menschen.“
Harry wusste, warum Dumbledore dieses Wort so betonte.
„Ich finde es trotzdem falsch. Sie haben den Widerstand gegen Voldemort geleitet. Ohne Sie wäre Voldemort jetzt noch an leben und würde weiterhin herrschen.“
„Nein, Harry. Du hättest es auch ohne meine Hilfe geschafft, Voldemort umzubringen. Irgendwann.“
„Nein, ich hätte es versucht, aber ich wäre nie darauf gekommen, dass er einen Horkrux hätte haben können. Äh, ich meine sieben.“
„Oh, ich bin mir sicher, dass ihr das herausgefunden hättet. Wenn Voldemort ein paar deiner Todesflüche überlebt hätte, hätte Hermine sich in die Bücher über dunkle Künste vergraben und auch von Horkruxen gelesen. Es hätte länger gedauert, aber... Außerdem Harry“, fügte Dumbledore hinzu, da Harry ihm schon wieder widersprechen wollte, „habe ich zu viele Fehler begangen, um es verdient zu haben, dass ein Feiertag für mich eingelegt wird.“
„Sie und viele Fehler gegangen? Ich habe viel mehr Fehler begangen. Es sind viel zu viele Menschen für mich gestorben.“ Er dachte an Sirius und an die Schlacht. All die Toten in der großen Halle.
„Sie sind nicht für dich gestorben, Harry. Sie sind für den Traum an eine bessere Welt gestorben.“
Harry sah ihn erstaunt an. So hatte er das bis jetzt noch nicht gesehen.
„Aber das ändert doch auch nichts, Professor. Menschen, die noch leben und Ihnen so viel zu verdanken haben, müssten doch heute hier sein!“, beharrte Harry.
„Und so wie du alle Orte besuchen, wo wir beide zusammen waren?“ fragte Dumbledore scharfsinnig. „Ich kenne das gar nicht von dir, dass du so in Erinnerungen schwelgst.“
Er schüttelte den Kopf. Sein langer, grauer Bart flog sachte hin und her.
Harry errötete, doch Dumbledore tat, als hätte er es nicht bemerkt.
„Sag mir, wo bist du schon überall gewesen?“
„In der Höhle und bei den Dursleys.“
„Und jetzt willst du durch Hogwarts streifen um immer dort halt zu machen, wo wir mal eine unbedeutende Unterhaltung geführt haben?“
„Unbedeutend?“
„Ja, irgendwie schon. Heute im Ministerium werden viel wichtigere Dinge entschieden.“
Er sprach von den Verhandlungen über die Todesser, die heute im Ministerium stattfanden.
„Was ändert es, ob ich da bin?“
„Was ändert es, ob du in den Krankenflügel gehst und dich dort auf das Bett legst, auf dem wir unser erstes richtiges Gespräch über Voldemort geführt haben?“
Harry verschränkte die Arme vor der Brust, grummelig.
„Ich kehre heute nicht ins Ministerium zurück.“
„Nein, brauchst du auch nicht. Du solltest dich ausruhen oder einfach mal was mit deinen Freunden machen. Wenn du bald auf die Suche gehst, dann solltet ihr vorher wenigstens noch einmal etwas zusammen machen. Etwas, das du eigentlich schon lange machen willst. Etwas, das dir sehr viel bedeutet und deinen Freunden zeigt, wie wichtig sie dir sind.“
„Sie wissen, dass sie mir wichtig sind!“
„Hm. In letzter Zeit auch noch? Denk immer an deine stärkste Waffe, Harry, vor allem, wenn du jetzt auf Todesser und Aurorenjagd gehst.“
Harry sah ihn leicht verwirrt an und nickte.
„So“, sagte Dumbledore und gähnte. „Geh jetzt zu meinem Grab und tu dort, was du tun wolltest und dann mach etwas mit Ron Weasley und Hermine Granger. Hör auf mit den Streiftouren durch die Vergangenheit. Wer immer nur in Erinnerungen schwelgt, verpasst das Leben!“
„Ja, Sir.“ Warum hatte er das nur vergessen? Dumbledore hatte ihn in seinem ersten Schuljahr schon gesagt, dass man das Leben leben musste und nicht nur seinen Träumen nachhängen durfte. Harry ging hinüber zur Tür.
Er drückte die alte Türklinke herunter, als Dumbledore leise sagte: „Ach, aber Harry?“
Bevor er sich umdrehte, merkte er schon das leise Lächeln in Dumbledores Stimme:
„Ja, Sir?“
„Geh doch mal zum Fenster und sieh auf das Schlossgelände hinunter.“
Harry nickte und tat wie ihm geheißen. Er drückte seine Nase am Fenster platt und sah steil hinunter. Überrascht hechelte er gegen die Scheibe. Dort unten standen Menschen. Harry erkannte nicht, wer es war, aber es war auch egal. Sie hatten ihre Köpfe auf das Grab gesenkt. Nach kurzer Zeit rührten sich alle wie auf ein Kommando wieder, legten etwas auf das Grab und gingen über das Schlossgelände davon.
„Siehst du, Harry?“ sagte Dumbledore, während Harry immer noch gebannt hinausstarrte, „sie haben mich nicht alle vergessen. Außerdem muss man nicht hier sein um bei einem zu sein.“
Harry wusste, was er meinte. Er wandte sich von der Scheibe ab, um selbst nach unten zum Grab zu gehen. Als er auf die Tür zuging, viel ihm etwas ein. Dumbledore konnte von seinem Bild aus das Grab doch gar nicht sehen. „Professor?“
„Ja, Harry?“ sagte Dumbledore und breitete die Arme wohlwollend aus.
„Woher wussten Sie...?“
Harry brach ab und lächelte Dumbledore an. „Ach, vergessen Sie's.“
Dumbledores Augen blitzten.
„Tschüss, Harry. Ich hoffe, du besuchst mich an meinem zweiten Todestag wieder, um mit mir ein Pläuschchen über die vergangene Zeit zu halten.“
„Ja, klar, mach ich, Professor.“
Harry ging zur Tür, drückte auf die Klinke und lief die Treppen des Steinernen Wasserspeier hinunter, ohne noch ein Mal zurückzublicken. Doch als er die Bürotür hinter sich schloss, hörte er eine schnarrende Stimme.
„Und wie soll er nächstes Jahr hier hereinkommen, Dumbledore? Da ist immer hin noch Schule und McGonagall sitzt hier“, schnarrte Phineas Nigellus.
„Ja, das weiß ich. Deswegen wird Harry auch hier sein“, sagte Dumbledore und Harry grinste.
Ja, er würde da sein. McGonagall war doch für ihn kein Problem! Er eilte hinunter zum Grab, um das zu tun, wofür er eigentlich heute die Verhandlungen geschwänzt hatte.

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Ich hoffe, er hat euch gefallen. Vielleicht lasst ihr mir ja auch einen Kommi da und guckt mal bei meiner FF vorbei.

Ganz liebe Grüße
Tonks21


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