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Fanfiction

Calling Destiny - Tonight

von angeltear

*I remember the days we spent together were not enough*
*and it used to feel like dreamin'*

*Tonight I've fallen and I can't get up*
*I need your loving hands to come and pick me up*
*And every night I miss you*
*I can just look up and know the stars are*
*holdin' you, holdin' you, holdin' you tonight*

FM Static – Tonight



Ohne die Augen zu öffnen blieb ich regungslos im Bett liegen. Ich spürte die Wärme eines Körpers an meiner Seite und stellte mir vor, wie friedlich Rachel aussah, wenn sie schlief. Stellte mir vor, wie ich mich umdrehte und ihr über die Wange strich, während sie im Schlaf zufrieden seufzte. Ein paar viel zu kurze Augenblicke lang glaubte ich tatsächlich, dass ich Rachel sehen würde, wenn ich mich umdrehte. Als ich die Lider aufschlug, sah ich jedoch nur Dunkelheit. Es musste mitten in der Nacht sein. Automatisch tastete ich nach meinem Zauberstab, der auf dem Nachttisch lag und kaum, dass ich ihn berührt hatte, glühte er.
Astorias schwarzes Haar war über das helle Kissen ausgebreitet und glänzte im schwachen Licht. Mit ihren langen Wimpern sah sie aus wie ein schlafender Engel. Sie war noch immer genauso schön, wie sie es vor ein paar Jahren bei unserer Hochzeit gewesen war.
Auf den Fußspitzen verließ ich das Zimmer, um mich in das gegenüberliegende zu stehlen. Mein Sohn schlief friedlich, wie er es meistens tat. Niemals weinte er, sondern strahlte uns nur an und machte mich so glücklich, dass ich es zeitweise tatsächlich schaffte, nicht an Rachel zu denken. Dann jedoch, wenn ich seinen Namen nannte, kamen alle Erinnerungen hoch. Der Name war der einzige Punkt gewesen, auf den ich bestanden hatte. Astoria hatte sich damit einverstanden erklärt, dass der zweite Vorname der ihres geliebten Großvaters war. Von dieser Unschuld gefesselt stand ich still neben dem Bett, das mir bis zur Hüfte reichte, und betrachtete mein Kind. Der warme Schein des Lumos-Zaubers ließ sein blondes Haar golden aussehen und ich legte sachte eine Hand auf seinen Kopf, um ihm sanft durch das seidige Haar zu fahren. Scorpius seufzte leise und steckte sich den Daumen in den Mund, was mich schmunzeln ließ. Mit vorsichtigen Schritten ging ich aus dem Zimmer und stieg die Treppe herunter, um mich im dunkeln Wohnzimmer wieder zu finden, wo ich bedachtsam die Terrassentüre öffnete. Die frische Luft tat gut und der sanfte Wind spielte mit meinem Haar, während ich mich auf einen der Stühle setzte und in den Sternenhimmel starrte. Unser Haus hatte eine gute Lage, denn sogar im Hochsommer waren die Nächte angenehm kühl und der Sternenhimmel war klar erkennbar. Dies war wieder so eine Nacht... Seufzend schloss ich die Augen und stellte mir Rachels Gesicht vor. Das Gefühl, welches mich in diesem Moment erfasste, konnte ich nicht erklären. Es war gleichzeitig schön und tat unglaublich weh – es waren körperliche Schmerzen. Es war Jahre her, dass ich Rachel zum letzten Mal gesehen hatte. Seit diesem Zeitpunkt hatte ich mich darauf konzentriert, Astoria zu lieben. Ich hatte mir tausende Male gewünscht, die Liebe, welche ich für Rachel empfand, meiner Frau entgegenbringen zu können. Nachdem ich mich von Rachel getrennt hatte, war ich oft in die Nähe ihres Wohnhauses appariert und hatte ihr dabei zugesehen, wie sie das Haus verließ oder von irgendwo zurückkehrte. Ein paar Mal war ich kurz davor gewesen, ihren Namen zu rufen. Irgendwie hatte ich es jedoch immer geschafft, mich zurückzuhalten. Ein halbes Jahr nach unserer Trennung hatte ich dann Astoria geheiratet, die überraschend gut damit umgehen konnte, dass ich sie nicht liebte. Sie wusste, dass ich Gefühle für sie hatte und gab sich damit zufrieden. Mit den Jahren waren meine Gefühle stärker geworden, denn uns verband Freundschaft und inzwischen auch die Liebe zu unserem Sohn, jedoch würde ich sie niemals so lieben können, wie ich Rachel immer noch liebte. Seit Scorpius vor acht Monaten zur Welt gekommen war, war ich nicht mehr in der Nähe von Rachels Wohnhaus gewesen. Nicht nur, dass ich meine ganze Freizeit in seiner Nähe verbrachte, zum ersten Mal war ich wieder glücklich. Obwohl ich es nicht für möglich gehalten hätte, war mit Scorpius meine Lebenslust zurückgekehrt. Manchmal stellte ich mir vor, wie perfekt mein Leben gewesen wäre, wenn Rachel Scorpius’ Mutter gewesen wäre – wie unglaublich vollkommen.
Über fünf Jahre hatte ich jetzt so gelebt... Würde ich es schaffen, meine Liebe für den Rest meines Lebens zu ignorieren? Was, wenn auch Rachel immerzu an mich dachte und wir uns beide das Leben schwer machten? Es hatte Tage gegeben, an denen nicht viel gefehlt hätte und ich wäre in Rachels Zimmer appariert... Wenn es schon jetzt so war, wie wäre es dann in ein paar Jahren? War es überhaupt möglich, so ein starkes Gefühl einfach zu ignorieren oder platzte man irgendwann?
„Draco, reiß dich zusammen...“, sagte ich leise zu mir selbst und sah mich schnell um, um sicher zu gehen, dass nicht plötzlich Astoria nach mir gesehen hatte. Warum konnte ich nicht einfach Astoria lieben? Sie hätte es verdient. Sie hatte mich so genommen, wie ich war und mir ihre ganze Liebe gegeben. Doch was, wenn ich alles haben konnte? Wenn ich mit Rachel zusammen sein könnte, ohne Astoria zu verletzen? Wäre dies nicht für alle besser?
In diesem Moment erschien mir die Idee fabelhaft und so schwang ich mich euphorisch aus dem Stuhl und knallte dabei gegen den Marmortisch.
„Au!“, stieß ich zischend aus und drückte die Hand an die Stelle, mit der ich an die Kante gestoßen war. Ich hätte es als schlechtes Omen nehmen können, jedoch war ich so begeistert von meinem Vorhaben, dass ich es einfach nicht realisierte.

Das Haus sah noch immer genau gleich aus.
Ich saß auf der gegenüberliegenden Eingangstreppe – genau so, wie ich es auch Jahre zuvor getan hatte – und starrte auf das Fenster, welches zu Rachels Zimmer gehörte. Natürlich konnte ich nicht sicher sein, dass Rachel noch immer hier wohnte, aber da sie es bis vor einem Jahr getan hatte, ging ich einfach davon aus. Abwartend beobachtete ich abwechselnd das Fenster, die Eingangstüre und die Straße, jedoch passierte nichts, außer dass Babygeschrei aus einem der offenen Fenster des Quartiers drang. Eigentlich hätte mich dies nicht überraschen müssen, schließlich war es vier Uhr morgens. Ich dachte darüber nach, worauf ich eigentlich wartete und wusste es selbst nicht. Wahrscheinlich hoffte ich, dass Rachel plötzlich auf einem Besen aus dem Fenster geflogen kam und mir zurief, dass sie eine Hexe sei und die ganze Zeit über meine Vergangenheit Bescheid gewusst hatte... Oder ich wünschte mir, dass ich den Mut hätte aufzustehen, zu klingeln und Rachel zu sagen, dass für immer und ewig nur sie allein lieben könne und würde.
Als es irgendwann zu dämmern begann und ich von einem älteren Herrn aus meinen Träumereien gerissen wurde, beschloss ich, dass es Zeit wurde etwas zu unternehmen.
„Nichts zu tun, Jüngling?“, rief der Alte aufgebracht und ging mit eiligen Schritten davon. Entweder ich würde mein ganzes Leben lang an diesen Moment zurück denken und bereuen, dass ich zu feige gewesen war oder ich überquerte jetzt einfach diese scheiß Straße und tat, wozu ich hier war. Angespornt durch die Beleidigungen des Morgenmuffels, dessen Weg ich versperrt hatte, setzte ich mein Vorhaben um und stand schon eine Minute später im Hauseingang. An den Weg über die schmale Straße konnte ich mich schon gar nicht mehr erinnern... Meine Augen suchten nach Rachels Namen auf dem Klingelschild, doch da stand nur >Collins T.<. Trish wohnte also zumindest noch hier...
Entweder war Rachel umgezogen oder sie wollte, dass gewisse Leute dies dachten. Es konnte natürlich auch sein, dass sie inzwischen verheiratet war, wieder bei ihrer Tante lebte oder sonst etwas. Eigentlich sollte dieser Gedanke nach all den Jahren nicht so ein schmerzliches Ziehen in meiner Brustgegend auslösen. Trish würde mir bestimmt sagen, wo Rachel jetzt wohnte – falls sie mich nicht hasste. Mein Finger legte sich auf die Klingel und drückte, bevor ich mir auch nur weiter Gedanken darüber machen konnte. Schnell vergrub ich die Hände in meinen Hosentaschen und sah den Lautsprecher erwartungsvoll an, der wahrscheinlich aus Trotz stumm blieb.
„Scheiße“, murmelte ich und fuhr mir nervös durch die Haare.
„Was habe ich mir dabei nur gedacht?“
Um diese Zeit irgendwo zu klingeln und dann noch zu erwarten, dass jemand aufmacht...
Nein, nicht irgendwer... Rachel. Rachel, mit der ich vor über fünf Jahren Schluss gemacht hatte. Rachel, der ich das Herz gebrochen hatte. Rachel, die ich einfach weinend zurückgelassen hatte...
Ich dachte an den Tag zurück und wieder spürte ich die Schmerzen in meiner Brust. Bis heute war es das Schwerste gewesen, was ich je getan hatte. Es hatte mich innerlich zerrissen, was ich Rachel angetan hatte – sie so zu sehen. Als ich damals aus ihrem Zimmer appariert war, war ich in irgendeinem Wald gelandet, ohne zu wissen, wo ich war und ohne dazu in der Lage zu sein, erneut zu apparieren. Ich hatte einfach nur aus ihrer Gegenwart verschwinden wollen... Sie nicht so sehen müssen. Ich war Stunden lang umhergegeistert, bis ich mich endlich wieder genug gesammelt hatte, um nach Hause zu apparieren. In den darauffolgenden Wochen wanderte ich wie ein lebender Toter auf der Welt. Manchmal erinnerte mich jemand im Scherz daran und wunderte sich, warum meine Augen dunkel wurden und ich mich abwandte. Außer Astoria – ausgerechnet Astoria! – wusste niemand, was mit mir los gewesen war. Sie hatte mich damals regelmäßig besucht, um sich um mich zu kümmern. Ich dachte daran zurück, dass ich einmal nachts ins Badezimmer gestürzt war, weil aus einem Traum aufgewacht war und gedacht hätte, ich würde verdursten. Nachdem ich einige Minuten lang kaltes Wasser direkt aus dem Wasserhahn getrunken hatte, hatte ich mich aufgerichtet und war vor meinem eigenen Spiegelbild entsetzt zurückgewichen: Die Ringe unter meinen Augen waren so dunkel gewesen, als ob ich sie aufgemalt hätte, die blassen Wangen eingefallen und meine Wangenknochen hatten sich spitz abgezeichnet.
Erschrocken zuckte ich zusammen, als das Licht im Hausflur anging. Ich richtete meinen Blick starr auf das obere Ende der Treppe, wo wahrscheinlich gleich die Person erscheinen würde, die das Licht angemacht hatte. Was, wenn es Rachel war?
Eine lilaglänzende Pyjamahose kam in Sicht und ich dachte an den Abend zurück, als Rachel sich ausgesperrt und wir die halbe Nacht auf Trish gewartet hatten. Und genau deren Gesicht erkannte ich in diesem Moment: Sie trug ein weißes Trägertop, ihr dunkles Haar stand in alle Richtungen ab und als sie mich entdeckte, blieb sie regungslos mitten auf der Treppe stehen und starrte mich an. Auch ich rührte mich keinen Millimeter und so verstrichen die Augenblicke, während sie mich fassungslos und mit halb offenem Mund anblickte. Ich kannte mich nicht sonderlich gut mit so etwas aus, aber auch Trish hatte offenbar bemerkenswert viel abgenommen, denn ihre Arme waren auffallend dünn und ihr Schlüsselbein war auch aus dieser Entfernung gut erkennbar. Irgendwann sah ich, dass sich ihr Mund bewegte, sie perplex den Kopf schüttelte und mit zögernden Schritten auf die Glastüre zukam. Auf der anderen Seite blieb sie jedoch erneut stehen, während sie langsam die Hände auf die Türklinke legte. Sie war jetzt nur noch ein paar Zentimeter von mir entfernt und doch trennte uns diese Türe, als ob es Kilometer wären.

„Draco? Bist du es wirklich?“
Ihre Augen musterten mich von Kopf bis Fuß und ich wäre fast zurückgewichen, als ich sie aus der Nähe sah. Es schien, als hätte sie alles, was sie ausmachte, verloren. Sie sah dünn, krank und müde aus - die strahlende und aufgedrehte Trish von damals war einfach verschwunden.
„Ja, ich bin es“, entgegnete ich leise und machte einen Schritt auf sie zu. Bevor ich hätte reagieren oder zurückweichen können, hatte sie die Arme um meinen Hals geschlungen. Unsicher strich ich ihr über den Rücken und ein Schauer überlief mich, als ich die Wirbelsäule deutlich unter meinen Händen spüren konnte. Nach einer Weile löste sie sich von mir und versuchte mich tapfer anzulächeln. Sie griff nach meiner Hand, zog mich in den Hausflur und setzte sich dann auf die unterste Treppenstufe neben dem Aufzug.
„Ich kann es nicht glauben“, flüsterte sie erschöpft und klopfte leicht neben sich, woraufhin ich mich neben sie setzte.
„Es tut mir Leid, Trish... Ich habe mir nicht gerade die beste Tageszeit ausgesucht, um bei dir zu klingeln.“
Ich hatte erwartet, dass sie lachen würde – die alte Trish hätte das getan, doch sie schüttelte nur leicht den Kopf und machte mit der Hand eine abwinkende Geste.
„Aber warum jetzt, Draco?“ Ihre dunklen Augen suchten die meinen und ich schluckte hart. Sie sah mich einige Momente lang nachdenklich an und richtete ihren Blick dann auf die Bodenplatten.
„Ich weiß es nicht... Es war einfach so eine Nacht. Ich konnte es heute irgendwie nicht mehr verdrängen.“
Lange sagte Trish nichts, bis ich merkte, dass sie weinte. Ihre Tränen tropften auf den grauen, kalten Boden und ich legte erschrocken den Arm um ihren zerbrechlichen Körper.
„Was ist eigentlich los? Irgendetwas stimmt doch nicht...“, flüsterte ich und versuchte, das ungute Gefühl zu verdrängen, das langsam in mir aufstieg. Trish legte ihren Kopf an meine Schulter, sagte nichts und sah mir dann nur eine kurze Sekunde lang in die Augen – doch diese Sekunde genügte. Ihr Blick zeigte mir ihre Verzweiflung und ihre Trauer. Die Augen waren die Spiegel der Seele und Trishs Seele war schwarz und leer.
„Rachel... Sie... Sie lebt nicht mehr.“
Eine Mauer brach über mir zusammen.
Ich fühlte Schmerz... Schmerz überall. Es war dunkel, ich konnte nichts sehen. Ich versuchte irgendwo ein Licht zu entdecken, das mich aus der Dunkelheit befreien konnte... Nichts. Rachel, meine Rachel. Wo war sie?
„Draco? Draco!“
Ich spürte ein heftiges Schütteln und sah Trishs besorgtes Gesicht, als ich die Augen öffnete. Sie war irgendwo über mir und musterte mich. Ich konnte den kalten, harten Steinboden unter mir spüren... Ich lag... Ich lag auf dem Boden. Was war passiert?
Doch dann waren die Worte wieder in meinem Kopf. Nein! Ich wollte es nicht hören! Es konnte nicht sein...
Rachel konnte nicht tot sein.
„Draco! Jetzt sag was! Soll ich einen Krankenwagen rufen?“
Trishs Stimme drang zu mir durch und wieder öffnete ich mit Mühe die Augen, um leicht den Kopf zu schütteln. Mit letzter Kraft richtete ich mich auf, blieb jedoch auf dem Boden sitzen. Trish ließ sich neben mich neben mich fallen, legte das Gesicht in ihre Hände und weinte. Diesen Anblick konnte ich nicht ertragen, so lehnte ich mich nach vorne, nahm ihren Kopf zwischen meine Hände und zwang sie, mich anzusehen.
„Das kann nicht sein, Trish... Sag, dass ich mich verhört habe. Sag es!“ Meine Stimme halte bei den letzten beiden Worten, die ich laut geschrien hatte, im Treppenhaus wider, doch Trish zuckte nicht mal zusammen. Sie schien in sich zusammenzufallen, während sie den Kopf schüttelte.
„Schau mich an, Draco! Glaubst du wirklich, dass ich lüge? Ich musste ganz allein damit fertig werden – falls das überhaupt möglich ist!“
Mein Kopf schien mit Rauch gefüllt – die Nachricht konnte nicht zu mir durchdringen. Rachel lebte irgendwo, ohne mich, hatte vielleicht einen neuen Freund und war glücklich.
„Sie ist tot, Draco, schon seit zwei Monaten.“
Als ob sie gemerkt hätte, dass ich es nicht verstehen konnte oder wollte, sagte sie die letzten Worte langsam und ernst. Sie ist tot... Langsam drangen die Worte in meinen Kopf. Rachel. Tot.
Ich würde sie nie wieder sehen, sie nie wieder spüren oder riechen können.
Sie war tot – schon seit zwei Monaten.
Der Schmerz kam von innen und schien mich aufzufressen. Mein Gesicht war plötzlich nass, bis ich begriff, dass ich weinte. Ich legte mich wieder auf den Boden und drückte mein Gesicht gegen die kalten Platten, in der Hoffnung, dass ich gleich aufwachen würde.
„Draco... Psst... Komm, wir gehen hoch.“
Trish zog mich auf die Beine und führte mich irgendwie zum Aufzug, wo ich mich gleich wieder auf den Boden sinken ließ. Unwillkürlich hatte ich wieder dieses Déjà-Vu-Gefühl, als das kleine orangene Licht in mein Blickfeld fiel. Erneut überkam mich das Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Welchen Sinn hatte mein Leben noch, wenn Rachel tot war?
Erst jetzt wurde mir klar, dass mich die ganzen Jahre nur der Gedanke an sie am Leben gehalten hatte. Irgendwo, ganz tief in mir drin, hatte ich immer die Hoffnung gehabt, irgendwann wieder mit ihr zusammen sein zu können. Und wenn es nur das letzte Jahr meines Lebens gewesen wäre. Ich nahm wieder etwas um mich herum wahr und stellte fest, dass ich auf dem Sofa in Rachels und Trishs Wohnzimmer saß. Trish stand vor mir und musterte mich bekümmert.
„Draco, ich kann verstehen wie es dir geht, aber andererseits... Du hast gesagt, du liebst sie nicht mehr. Ich dachte... Aber wenn ich dich so sehe, kann ich das nicht glauben.“
Ich kriegte keine Luft mehr und begann zu husten. Rachel war in dem Glauben gestorben, dass ich sie nicht mehr liebte... Ich musste mich beruhigen. Trish hatte das alles alleine durchgestanden und jetzt tauchte ich hier auf und machte es nur noch schlimmer. Ein paar mal tief durchatmend setzte ich mich gerade hin und sah Trish ins Gesicht.
„Ich habe Rachel immer geliebt und liebe sie immer noch. Deswegen bin ich hier.“
Sie nickte langsam, fast so, als hätte sie diese Antwort erwartet.
„Rachel hat immer gewartet und gehofft, dass du zurückkommst. Sie dachte, du hättest sie vielleicht nur veräppelt, wie ihre Eltern es damals getan hatten. Sie hat es versucht, aber sie hatte nie wieder einen richtigen Freund.“
Mein Herz hüpfte vor Freude und brach gleichzeitig vor Trauer. Sie hatte auf mich gewartet und gehofft, dass ich zurückkam...
„Ich... Ich musste das tun, Trish. Ich habe es nicht meinetwegen gemacht, denn mein größter Wunsch wäre es gewesen, mein ganzes Leben mit ihr zu verbringen.“
„Das weiß ich, Draco. Ich habe immer geglaubt, dass du sie noch liebst. Immer.“
„Hast du ihr das auch gesagt? Dass ich sie liebe?“
„Nein. Das hätte alles nur noch schlimmer gemacht und glaub mir, es war schon so schlimm genug.“
Ich sank auf den Boden auf die Knie, ließ meinen Kopf gegen Trishs Hüfte fallen und wieder überwältigten mich die Tränen... All die Jahre hatte ich nie geweint, nicht mal, als ich Rachel verlassen hatte.
„Es tut mir so Leid... So Leid...“
Trish strich mir durch die Haare und ich fühlte, wie ihr Körper bebte. Mit Mühe erhob ich mich und nahm sie in meine Arme, während wir beide um Rachel weinten.
„Was ist passiert?“, flüsterte ich nach einer Weile. Trish nahm ein wenig Abstand, griff jedoch nach meinen Händen, während ich überall hinschaute, nur nicht auf die Umgebung. Jeder Gegenstand in diesem Raum erinnerte mich an Rachel. Als ein Windhauch den Vorhang leicht aufbauschte, fiel mein Blick jedoch auf das Fenster, was mir erneut eine Nadel durch mein Herz jagte. Trish folgte meinem Blick, legte dann ihre Hand auf meine Wange und lächelte traurig.
„Sie war mit einer unserer Freundinnen weg. Die beiden wollten sich ein schönes Wochenende machen und hatten bei der Rückfahrt einen Autounfall. Helen kam mit ein paar Schrammen davon, aber Rachel... Sie war auf der Stelle tot. Helen war bis vor zwei Wochen in psychiatrischer Betreuung, weil sie einfach nicht damit fertig wird. Sie ist gefahren und gibt sich die Schuld, obwohl der Unfall von einem betrunkenen Fahrer verursacht wurde, der auf der falschen Spur fuhr.“
Ich schloss meine Augen und hoffte, dass Rachel nicht hatte leiden müssen...
„Und ich war nicht da... Ich war einfach weg.“
Trish schüttelte leicht den Kopf und drückte mich aufs Sofa.
„Du konntest es nicht ahnen, Draco – Niemand konnte das.“

Als ich in unser Schlafzimmer apparierte, saß Astoria auf dem Bett und sah zu mir auf. Sie sah weder überrascht noch erschrocken aus; fast so, als hätte sie auf mich gewartet.
„Draco?“ Sie studierte ein paar Herzschläge lang mein Gesicht und kam dann schnell auf mich zu. Zärtlich griff sie nach meiner Hand, erwiderte meinen Blick und zog mich zum Bett. Wir setzten uns nebeneinander hin, ohne ein Wort zu sprechen. Ich versuchte noch immer zu begreifen, was eben erst passiert war und Astoria zerstörte diese Stille nicht, sondern sah mich von der Seite an und wartete.
Minuten vergingen und das einzige, was passierte, war, dass Astoria nach meiner Hand griff und den Kopf an meine Schulter lehnte, während ich stumm weinte. Noch nie hatte Astoria mich weinen sehen... Ich erinnerte mich selbst kaum an das letzte Mal, als ich geweint hatte.
„Rachel lebt nicht mehr“, sagte ich plötzlich und zuckte vom Ton meiner eigenen Stimme zusammen. Ein paar Augenblicke lang blieb Astoria regungslos, doch dann kniete sie sich vor mir auf den Boden, schlag die Arme um meinen Oberkörper und drückte mich fest an sich.


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