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Fanfiction

Calling Destiny - The Kill

von angeltear

*I tried to be someone else*
*But nothing seemed to change*
*I know now, this is who I really am inside*

*Come break me down.*
*Burry me, burry me*


[The Kill – 30 Seconds to Mars]




Die Dunkelheit war mein Freund. Sie umschloss mich wie die Arme einer geliebten Person und versetzte mich in den Zustand des Träumens. Ich träumte nicht wirklich, jedoch kam mir meine Umgebung – die ich nicht sehen konnte – unwirklich vor. Ich lag an der gleichen Stelle, an der ich nur ein paar Wochen zuvor mit Rachel gelegen hatte, und wenn ich die Augen geöffnet hätte, hätte ich die vertrauten Sternbilder gesehen... Den Drachen... Den Skorpion... Meine Augen blieben jedoch fest verschlossen, denn diesen Anblick hätte ich momentan nicht ertragen können. Unter meinen Händen spürte ich das kalte Gras und auf meinem Gesicht fühlte ich den eisigen Wind, doch das alles war mir egal. Ich wollte leiden, ich wollte vergessen, ich wollte nicht existieren.
Die Entscheidung war gefallen – unwiderruflich. Diesmal gab es keine andere Möglichkeit und ich konnte es mir auch nicht mehr anders überlegen, denn es war gar nicht möglich. Ich musste Rachel verlassen und die logische Folge dieser Entscheidung war, dass ich Astoria heiraten würde. Das einzige, worüber ich mir Gedanken machen musste war, wie ich Rachel verlassen sollte. Konnte ich ihr in die Augen sehen und sagen, dass es aus war – dabei ihre Traurigkeit sehen und sie nicht in den Arm nehmen? Erneut kam mir der eine Zauber in den Sinn, mit dem man Gedächtnisse verändern konnte, und wieder verdrängte ich ihn aus meinen Gedanken. Ich wollte nicht, dass Rachel mich vergaß.

Zum hundertsten Mal dachte ich an die letzte Nacht zurück... Rachel hatte mir all die Erinnerungsstücke an ihre Eltern gezeigt und auch jene, die an ihren Todestag erinnerten. Zuerst hatte ich Bilder gesehen, auf denen Rachel glücklich war; bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich immer gedacht, dass ich sie glücklich machte – doch in diesem Augenblick hatte ich begriffen, dass Rachel wahrscheinlich nie wieder so glücklich wie damals sein konnte. Es hatte mir vor Augen geführt, wie falsch alles war und wie schwer ich es ihr damit machte. Vor lauter Egoismus hatte ich alles noch schlimmer gemacht... Doch dann hatte ich diese Brosche gesehen, die Rachel nach dem Tod ihrer Eltern gefunden hatte. Es war mir immer schon klar gewesen, dass Rachels Eltern von Zauberern getötet wurden, doch bis dahin hatte ich mir nie weiter Gedanken darüber gemacht. Ich war davon ausgegangen, dass sie einfach im Weg gewesen waren. Irgendeinem Zauberer... Dass es mein eigener Vater gewesen war – daran hätte ich nicht mal in meinen schlimmsten Albträumen gedacht. Es war der Moment gewesen, in dem ich gewusst hatte, dass es vorbei war.
Wenn auch nur die kleinste Möglichkeit bestanden hatte, Rachel irgendeinmal die Wahrheit zu erzählen, hatte diese Brosche mit unserem Familienwappen sie im gleichen Augenblick ausgelöscht. Rachel von meiner Vergangenheit zu erzählen wäre hart gewesen; vielleicht hätte sie sich von mir getrennt, aber vielleicht auch nicht. Aber ihr zu sagen, dass es mein eigener Vater gewesen war, der ihre geliebten Eltern umgebracht hatte, war unmöglich. Sie war zu gut für mich und nun zeigte sich sogar, dass Welten dazwischen lagen. Ich hatte sie nicht verdient.

Erneut klingelte das Handy in meiner Tasche, ich zog es heraus und starrte auf den Namen, der auf dem Display blinkte, bis das Klingeln wieder aufhörte. Langsam ließ ich das Handy auf meine Brust sinken und machte den Fehler, in den Himmel zu blicken. Die Sterne waren genauso hell, wie sie in jeder anderen Nacht hier auch gewesen waren und schienen Feuerstrahlen in mein Herz zu senden, welches sich besiegt zusammenzog. Diesen innerlichen Schmerz konnte ich nicht beschreiben, ich wusste nur, dass ich mich noch nie so gefühlt hatte. Vor ein paar Monaten hatte ich mir oft gewünscht, einfach verschwinden zu können, doch jetzt wünschte ich, ich wäre nie geboren worden. Ich sah Rachels wunderschönes Gesicht vor mir und stellte mir vor, wie es sich anfühlte, über ihre Wange zu streichen... Stellte mir vor, wie unglaublich unschuldig sie aussah, wenn sie errötete und wie gut es tat, wenn ich sie zum lächeln brachte. Das alles hatte ich verloren – würde ich nie wieder haben und es war meine eigene Schuld. Ich dachte daran, wie gut Rachel das Sternbild „Der Skorpion“ gefallen hatte und suchte am Himmel danach. Es war so hell, wie sie gesagt hatte und wieder spürte ich einen Stich in meinem Herzen. Rachel und ich hatten keine Zukunft. Wir bekamen nicht die Möglichkeit zu heiraten oder Kinder zu haben... Meine Zukunft gehörte nun Astoria.

Hogwarts wurde in warmes Morgenlicht getaucht, während ich es auf meinem Besen umkreiste. Meine Gedanken drehten sich um meine Vergangenheit und die Zeit, die ich an dieser Schule verbracht hatte. Wie sehr veränderte die Vergangenheit die Zukunft? Natürlich war mir die totale Unlogik, die hinter dieser Frage steckte, bewusst, aber ich konzentrierte mich dabei mehr auf unwichtig erscheinende Einzelheiten. Ich dachte an den ersten Schultag und daran, wie ich Harry Potter meine Freundschaft angeboten hatte. Was, wenn er sie angenommen hätte? Diese kleine – so unbedeutend erscheinende Entscheidung – hätte seine ganze Zukunft (und vielleicht auch meine) verändern können. Was, wenn Harry Potter ein Todesser geworden wäre? Als ich laut auflachte, zuckte ich vor Überraschung zusammen. Es war definitiv zu Ende mit mir; ich war verrückt geworden. Heftig am Stiel meines Besens ziehend schoss ich in die Höhe und betrachtete das Schloss nun von oben: Eine kleine Gruppe von Schülern verließ im selben Moment das Portal und schlug lachend den Weg zu den Gewächshäusern ein. Ich versuchte, näher zu fliegen, spürte jedoch den Zauber, der Hogwarts beschützte, und blieb auf der gleichen Höhe. Die kleine Gruppe bestand aus einem Slytherin und zwei Ravenclaws und ich hielt erschrocken die Luft an. War so etwas denn möglich? Hatte sich die Zaubererwelt nach dem Fall des Dunklen Lords so sehr verändert? War dies eine Außenseitergruppe oder waren solche Freundschaften inzwischen alltäglich? Wieder fiel mir ein Erlebnis aus der Vergangenheit ein...
Der Abend, an dem ich das dunkle Mal erhalten hatte. Ich hatte die Angst, die ich damals spürte, einfach verdängt – wie ich es mit so vielen anderen Dingen getan hatte. Gefühle zeigt man nicht, wenn man ein Malfoy ist. Was, wenn ich an diesem Abend einfach weggelaufen wäre? Mich geweigert hätte? Zu Dumbledore geflohen und ihn um Hilfe angefleht hätte? Hätte ich dann vielleicht eine Zukunft gehabt?

Wütend schlug ich irgendeine Richtung ein, die mich von Hogwarts wegführte. Der eiskalte Wind peitschte meinen Umhang umher und meine Finger konnte ich nicht mehr spüren. Noch schneller werdend schloss ich meine Augen und genoss die Freiheit des Augenblicks. Nachdem ich lange nur grüne Flächen überflogen hatte, sah ich jetzt Wasser, das in der Morgensonne glitzerte und mich mit seinem tiefen Blau leicht beruhigte. Diese Ruhe wurde jedoch vertrieben, als das Handy in meiner Tasche erneut zu klingeln begann. Wütend griff ich danach und sah aufs Display...
„Rachel! Lass mich doch einfach in Ruhe! Merkst du nicht, was für ein Mensch ich bin?!“, schrie ich dem unschuldigen Gerät entgegen. Mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, warf ich das noch immer klingelnde Ding es ins nasse Blau, ließ es dabei nicht aus den Augen. Wäre nicht alles einfacher, wenn ich das wäre?
Meine ganzen Probleme wären gelöst und ich würde mich ihnen nicht stellen müssen... Doch wollte ich wirklich schon wieder davonlaufen? Könnte ich das Rachel antun? War ich überhaupt dazu in der Lage, sie zu verlassen? Lieber sollte sie wütend auf mich sein, weil ich sie verlassen hatte, als traurig, weil ich tot war. Ihre Trauer hatte ich gar nicht verdient.

Nachdem ich den ganzen Tag geschlafen hatte, setzte, als ich Abends aufwachte, die Verzweiflung ein. Ich beschloss, endlich mit Rachel zu reden. Ich hatte plötzlich ein so großes Verlangen danach, sie zu sehen, dass es mir beinahe das Herz aus der Brust riss. Meine Hände wollten durch ihr weiches Haar fahren, meine Lippen wollten die ihren berühren... War ich körperlich überhaupt dazu in der Lage, ohne sie zu leben? Ich sah schon die Schlagzeile des Tagespropheten vor mir: “Draco Malfoy – gestorben an gebrochenem Herzen“. Haha, mir war wirklich nicht mehr zu helfen.
Obwohl ich direkt in Rachels Schlafzimmer hätte apparieren können, entschloss ich mich aus zwei Gründen dagegen: Erstens, weil ich Zeit brauchte, um einen klaren Kopf zu bekommen und zweitens, weil ich mich unwohl dabei fühlen würde. Es kam mir ungerecht vor, einfach unangemeldet in ihrem Schlafzimmer aufzutauchen, wenn ich gerade darüber nachdachte mich von ihr zu trennen. Somit apparierte ich an einen altbekannten Platz; die Seitenstrasse, von der aus ich immer zur Arbeit ging und nahm erst mal ein paar tiefe Atemzüge, um zu mir selbst zu finden. Das Läuten der großen Kirchenuhr auf der gegenüberliegenden Straßenseite verriet mir, dass es neun Uhr abends war, als ich die Strasse überquerte. Ohne auf den Weg und die Umgebung zu achten, streifte ich durch die dunklen Gassen Londons. Irgendwann stellte ich überrascht fest, dass über eine Stunde vergangen war und ich nicht wusste, wo ich mich befand, bis meine Augen von einem blauen Licht automatisch angezogen wurden, das in der Nähe flimmerte. Bewegungslos starrte ich auf die Buchstaben, welche die Wörter New Moon bildeten und ignorierte die Tatsache, dass ich meinen Herzschlag nicht mehr fühlen konnte. Magisch angezogen ging ich auf die Bar zu, die vor ein paar Monaten mein Leben von Grund auf verändert hatte. Würde Rachel hier sein? Ich vertrieb den Gedanken sofort wieder, da ich Rachel gut genug kannte, um zu wissen, dass sie es nicht war. Außerdem war ich mir gar nicht sicher, ob ich das wirklich wollte – Was würde ich zu ihr sagen?
Lange blieb ich in der Sicherheit der Dunkelheit stehen und starrte auf die bogenförmige Tür, durch die ich einst allein und später mit Rachel gegangen war... Meine Beine machten sich selbstständig und ich fand mich meinem Lieblings-Türsteher – er war schließlich auch der einzige, den ich kannte – gegenüber. Zuerst verzog er seine Lippen zu einem zufriedenen Grinsen, welches jedoch verschwand, als er mich näher musterte.
„Was ist denn mit dir passiert?“
Leicht genervt verzog ich den Mund und sah an mir runter, ohne dadurch schlauer geworden zu sein. Ich sah aus, wie immer. „Ähm, nichts?!“
Seine Augen prüften mich ernst und sein Gesichtsausdruck war nachdenklich, während er seine steife Haltung aufgab und locker die Hände in die Hosentaschen steckte. Der Unterschied war bemerkenswert; plötzlich sah er aus, wie ein junger, gut aussehender Mann, während er mit bösem Blick und vor der Brust verschränkten Armen eher wie ein wütender Gorilla gewirkt hatte.
„Deine kleine Freundin ist diesmal gar nicht dabei...“, stellte er fest und versuchte erfolglos aus meinem Blick zu lesen.
„Ich weiß“, entgegnete ich gelangweilt und hoffte, dass er endlich seinen Blick von mir nehmen würde.
„Geh schon rein“, murmelte er dann endlich und noch während ich an ihm vorbeiging, nahm er wieder seine gewohnte Position ein. Als ich die Treppe herunterstieg, kam es mir vor wie ein Déjà-vu: Mein Spiegelbild war wieder so ungesund bleich wie früher und mein Haar sah ungepflegt aus. Wie schon bei meinem ersten Besuch setzte ich mich auf den Hocker an der Bar, der aus dem selbem Grund, aus dem ich ihn auswählte, noch frei war – man blieb im Hintergrund und wurde nicht sofort gesehen. Obwohl für einen Außenstehenden alles aussehen würde, wie beim ersten Mal, war etwas grundlegendes nicht gleich: Rachel war nicht hier. Am Rande nahm ich wahr, dass jemand mich ansprach, brauchte jedoch ein paar Momente, um mich darauf zu konzentrieren. Die Barkeeperin mit den grünen Katzenaugen sah mich an und wartete offenbar auf eine Antwort.
„Wie bitte?“, fragte ich verwirrt, während sie auf ein Glas zeigte, das vor mir stand. Den Baileys verdutzt anstarrend sah ich aus den Augenwinkeln, dass sie amüsiert grinste.
„Den hat dir Seamus ausgegeben“, meinte sie zwinkernd und eilte zu einem Gast, der nach ihr rief. Seamus? Ich brauchte ein paar sehr lange Augenblicke, bis mir endlich bewusst wurde, dass sie damit Finnigan meinte, der mit Potter im gleichen Jahrgang gewesen war. Das Déjà-Vu-Gefühl verstärkte sich und ich sah mich lustlos um.
„Hi Draco“, begrüßte mich Finnigan, der plötzlich neben mir stand, und lehnte sich so nahe zu mir, dass seine Lippen während des Sprechens fast mein Ohr berührten.
„Finnigan“, murmelte ich mich leicht eingeengt fühlend und lehnte mich auf dem Hocker zurück, woraufhin Finnigan nur geheimnisvoll schmunzelte. Er stützte sich mit dem rechten Ellebogen an der Bar ab und machte einen Schritt auf mich zu, während er der Barmaid zuzwinkerte. Leicht perplex beobachtete ich dieses Schauspiel und versuchte nebenbei, meine Knie so zu bewegen, dass sie ihn nicht irgendwo berührten. Er war viel zu nah...
„Was treibst du hier?“, fragte er lächelnd und kam mir dabei wieder näher. Diesmal lehnte ich mich zur Seite, da ich vom Hocker gefallen wäre, wenn ich mich noch weiter zurückgelehnt hätte. Genervt zog die Augenbrauen zusammen und antwortete so kalt wie möglich, was mir jedoch heute nicht leicht fiel.
„Eigentlich bin ich hergekommen, um meine Ruhe zu haben.“
Finnigan verzog schmerzvoll sein Gesicht, was mich ein wenig verwirrte und machte dann einen Schritt von mir weg.
„Tut mir Leid – Dann wünsche ich dir noch einen schönen Abend.“
Erleichtert seufzend sah ich, wie er in der Menge verschwand. Mein Blick fiel auf das Glas vor mir und ich wollte einen Schluck daraus nehmen, überlegte es mir dann jedoch anders. Das letzte Mal, als ich betrunken gewesen war, hatte ich Rachel weh getan... Ich nahm meine Hand wieder vom Glas und ließ den Kopf in meine Hände sinken.
„Seamus ist echt ein toller Bursche. Er hätte eine Chance verdient“, riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken und ich hob genervt und verwirrt den Kopf, um in die scheiß grünen Augen der Barkeeperin zu blicken.
„Muss ich das verstehen?“, bellte ich und die Brünette verdrehte die Augen.
„Naja, Seamus steht ganz schön auf dich“, antwortete sie lachend und wurde dann ernst. „Willst du etwa behaupten, das hättest du nicht gemerkt?“
Oh... Darum diese seltsamen Annäherungsversuche... Ich war einfach viel zu abgelenkt und in Gedanken versunken gewesen, als dass ich das gemerkt hätte.
„Ich hab’ eine Freundin“, entgegnete ich knapp und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf das volle Glas, das vor mir stand. Als ich etwa eine halbe Stunde später von unerträglicher Musik in die Realität zurückgeholt wurde, unterhielt sich die Barkeeperin am anderen Ende der Bar mit einem muskulösen männlichen Gast, dem sie immer wieder vielsagende Blicke zuwarf. Das Glas war immer noch gleich voll wie am Anfang und ich hatte schlagartig die heftige Begierde, die Bar zu verlassen. Alles erinnerte mich an Rachel und als ich den DJ erkannte, der Trish das Herz gebrochen hatte, stürmte ich geradezu nach draußen – wortlos an einem verblüfften Türsteher vorbei.

Die Hände tief in den Taschen meiner Jacke verborgen schlug ich den Weg zu Rachels Wohnhaus ein. Als ein leichter Nieselregen einsetzte, blieb ich stehen und wandte mein Gesicht dem Himmel zu, während ich mir verzweifelt durchs Haar fuhr. Ich genoss die kalte Nässe in meinem Gesicht und die Ruhe, die um diese Zeit in den Nebenstrassen herrschte, während meine Gedanken sich nur um Rachel drehten. Ihre Augen. Ihre Lippen. Ihr Lachen. Das Gefühl, wenn sie mir nahe war. Die Freude, wenn ich sie sah. Die Sehnsucht, wenn sie nicht da war... Es heißt, dass man während des Sterbens das ganze Leben noch einmal an sich vorbeiziehen sieht. Genau so ging es mir in diesem Moment: Ich sah die Zeit mit Rachel noch einmal. Unsere Beziehung war gerade dabei zu erlöschen und so stand ich da – ich könnte nicht sagen, wie lange – und erinnerte mich an unsere erste Begegnung, den ersten Kuss, den ersten Streit und die erste Versöhnung.
Ich wusste, was ich zu tun hatte, aber konnte ich es wirklich? Sie anlügen, verletzten und verlassen? Würde ich ohne sie leben können? Jeden einzelnen Tag, für den Rest meines Lebens, würde ich an sie denken und sie vermissen und gleichzeitig würde ich mich an jedem einzelnen Scheißtag dafür verfluchen, dass ich mein Leben nicht anders gelebt hatte. Es spielte keine Rolle, ob ich meinem Vater vertraut hatte oder ob ich ein Malfoy war – Wenn ich vor ein paar Jahren gewusst hätte, dass ich Rachel begegnen würde, hätte ich Dumbledore auf den Knien angefleht, mir zu helfen. Ich hätte alles anders gemacht... Doch jetzt war es zu spät.
Vor Rachels Wohnhaus blieb ich lange stehen und starrte einfach nur auf das Fenster, welches zu ihrem Zimmer gehörte. Wie oft würde ich in den nächsten Jahren hierhin apparieren, nur um das zu tun? Nur um zu wissen, ob sie schlief, wach war oder nicht zu Hause. Ich wäre am liebsten in ihr Zimmer appariert und hätte sie in meine Arme geschlossen, ihren Kopf an meine Brust gedrückt und ihr Haar geküsst, aber genau das würde ich nie wieder tun können. Ich setzte mich auf die Eingangstreppe des gegenüberliegenden Hauses und versuchte abzuschließen. Versuchte mir selbst klar zu machen, dass es das Beste war – im Besonderen für Rachel. Versuchte die Sehnsucht zu verdrängen und die Liebe für eine kurze Zeit zu unterdrücken, damit ich Rachel gegenübertreten könnte und sie mir glauben musste. Doch was, wenn sie weinte? Wenn sie mich bat, zu bleiben? Wenn sie sagte, es könnte sie nichts dazu bringen, mich nicht mehr zu lieben... Würde ich gehen können?
Mit aller Kraft holte ich Erinnerungen zurück, die mir dabei helfen könnten: Ihren Gesichtsausdruck, als ich kalt und abweisend zu einem ehemaligen Mitschüler war. Ihr Schock darüber, wie ich mit dem Hauselfen umgesprungen bin. Ihre Reaktion auf meine Erklärung, was Todesser betrifft... Rachel war ein viel zu guter Mensch, um solche Wahrheiten über mich ertragen zu müssen und ich wollte sie auch gar nicht in die Situation bringen, in der sie sich ernsthaft Gedanken darüber machen müsste, ob sie mit so einem Wissen leben könnte. Ich wusste, dass sie es aus Liebe zu mir vielleicht sogar versuchen würde, aber das wäre falsch. Es wäre nicht richtig, wenn Rachel so etwas verdrängen müsste – es wäre gegen ihre Natur. Ich wünschte mir, weinen zu können und mit den Tränen den ganzen Schmerz wegzuwischen, der mich zu zerreißen schien. Eine kleine Pfütze, die sich zu meinen Füssen gebildet hatte, zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Fasziniert beobachtete ich die sanften Wellen, welche von den Regentropfen ausgelöst wurden. Nach einer Weile erhob ich mich und stampfte durch das Wasser mitten auf die Strasse, wo ich stehen blieb. Regentropfen liefen über mein Gesicht und es war, als ob der Himmel an meiner Stelle weinte. Ich schloss die Augen ein paar Atemzüge lang und ging dann endlich auf die Eingangstür von Rachels Wohnhaus zu.


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Als ich das erste Harry-Potter-Buch las, habe ich mir meinen Bademantel angezogen und so getan, als ob ich Harry wäre. Ich rannte im ganzen Haus herum uuund... kann nicht fassen, dass ich das gerade erzählt habe.
Matthew Lewis