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Fanfiction

Calling Destiny - You’re making me high

von angeltear

Oh I get so high
When Im around you baby
I can touch the sky
You make my temperature rise, oh boy
Youre makin me high


[Toni Braxton – You’re making me high]


Trishs Grinsen war fast noch breiter als meins, auch wenn die beiden Gesichtsausdrücke eigentlich recht verschieden waren. Ich grinste, weil ich ziemlich gute Laune hatte; Trish grinste, weil sie unglaublich zufrieden mit sich selbst war.
Ich griff mit meiner freien Hand nach meiner Kaffeetasse und nahm einen Schluck überflüssiges Koffein zu mir. Normalerweise brauchte ich den Kaffee ja, um morgens auf Touren zu kommen, aber heute war das nicht nötig. Ich war im Gegensatz zum gestrigen Tag so ausgelassen, dass ich mich am liebsten selbst vergiftet hätte.
„Und? Gut geschlafen?“, fragte Trish und zog anzüglich eine Augenbraue nach oben, ohne sich darum zu scheren, dass wir nicht allein in unserer Küche saßen.
„Ausgezeichnet“, entgegnete ich unbeeindruckt. „Danke der Nachfrage.“
Stille.
Es war so absurd. Trish grinste mich auf geradezu aufdringliche Art und Weise an, weil Draco auf dem Stuhl neben mir saß und meine Hand in seiner hielt. Und Draco unterdrückte, seit wir in die Küche gekommen waren, ein Lachen über unser bescheuertes Verhalten.
Aber ich war noch nicht bereit, ihr das zu geben, was sie wollte. Ich konnte ihr ansehen, dass sie darauf wartete, dass ich mich vor ihr auf die Knie warf und mich unter Tränen dafür bedankte, dass sie mich mit meinem Exfreund in einen Aufzug gesperrt und uns auf diesem Weg wieder zusammengebracht hatte. Als nächstes würde sie dann verlangen, dass ich ihr eine Krone bastelte und einen McDonald’s-Besuch bezahlte. Also lächelte ich lieber ein klein wenig übertreiben und hielt den Mund.
„Naja, ich muss dann langsam mal los.“ Draco stand auf und wandte sich der Tür zu.
„Jetzt schon?“, maulte ich enttäuscht und stand ebenfalls auf.
„Es ist gleich fünfzehn Uhr.“
„Aber wir sind doch vor einer Stunde erst aufgestanden.“ Super Argument, Rachel.
„Wenn ich nicht bald nach Hause komme, gibt meine Mutter bestimmt eine Vermisstenanzeige auf“, meinte er und verdrehte die Augen. In einer anderen Situation hätte ich ihn darauf hingewiesen, dass er sich glücklich schätzen sollte, dass er noch eine Mutter hatte, aber ich wollte weder seine noch meine Laune zerstören.
Da ich mich weigerte, seine Hand loszulassen, zog er mich mit sich, als er die Küche verließ. Am Türrahmen zeigte ich der kichernden Trish den Stinkefinger, ohne mich zu ihr umzudrehen.
Draco warf noch einen Blick in den Spiegel, der in unserem Flug hing, stellte sicher, dass seine Haare auch möglichst lässig aussahen und drehte sich dann zu mir, um mir die Arme um die Taille zu schlingen.
„Ist wirklich alles wieder in Ordnung?“, fragte er leise und sah mir in die Augen. Ich starrte zurück in das Grau der seinen, während ich versuchte, mich dazu durchzuringen, „ja“ zu erwidern.
„Lass uns einfach vergessen, was Freitagnacht passiert ist, okay?“, sagte ich dann und küsste ihn, bevor er mir antworten konnte, weil ich genau wusste, dass ich ihn nicht hatte täuschen können. Selbst nach der letzten Nacht tat es immer noch unglaublich gut, ihn zu küssen. Der Gedanke, dass ich ihn um ein Haar verloren hätte, war unerträglich. Seine Arme zogen mich näher an ihn und da wusste ich, dass auch er noch nicht genug hatte. Ein wenig das Gefühl genießend, dass er mich so sehr wollte, schob ich meine Hände in seine gerade erst sorgfältig zurechtgezupften Haare und strubbelte sie ordentlich durch.
„Du blöde Kuh!“, lachte er, als er sich wieder von mir löste und wandte sich zur Strafe endgültig zum Gehen. „Ich ruf dich heute Abend an, okay?“
„Okay.“
Ich schloss die Tür hinter ihm und lehnte mich dann mit dem Rücken an sie. In dem Spiegel, in dem Draco gerade seine Frisur überprüft hatte, sah ich nun, wie mein Lächeln langsam verschwand. Als er gegangen war, hatte er die Euphorie, die wir empfunden hatten, mit sich genommen. Es half nichts, sich etwas vorzumachen: Zwischen uns war nicht alles in Ordnung, aber der eine Tag ohne ihn hatte mir schon gezeigt, dass ich mich nicht von ihm trennen konnte. So sehr mein Verstand mir auch raten mochte, dass es nicht gut für mich war, wenn ich mit ihm zusammen blieb, ich konnte es einfach nicht.
„Du bist echt eine blöde Kuh“, flüsterte ich meinem Spiegelbild zu, welches mir zur Antwort die Zunge entgegenstreckte.
Mir graute es förmlich davor, wieder in die Küche zu gehen, aber ich konnte Trish ja nicht ewig aus dem Weg gehen. Vorsichtig lugte ich um die Ecke, aber das hätte ich mir auch sparen können, denn sie fing sogleich meinen Blick auf und grinste mich wieder so unglaublich süffisant an, dass es verboten sein sollte.
„Wer ist die Beste?“
„Das kommt darauf an, worin“, antwortete ich ausweichend. „Wenn du wissen willst, wer die beste Köchin ist, dann sicherlich deine Mutter. Die beste Chipsmarke ist wohl Pringles. Die beste –“
„Argh, schon gut, schon gut, du undankbares Stück!“
„Eingebildete Schnepfe!“, entgegnete ich, während ich mich wieder auf meinen Stammstuhl setzte.
„Wenigstens hört man mich nicht im ganzen Haus, wenn ich Sex habe!“
Empört riss ich den Mund auf; wie bitte?!
„Mich hört man auch nicht!“
„Also, ich hab’ letzte Nacht ’ne ganze Menge gehört! Mein lieber Mann!“
„Ja, weil du gelauscht hast!“
„Wie kommst du dazu, mir so etwas vorzuwerfen?“ Theatralisch fasste Trish sich an die Stirn, als wäre sie Scarlet O’Hara und kurz davor, vor Entsetzen in Ohnmacht zu fallen. „Niemals würde ich lauschen!“
„Du machst doch den ganzen Tag nichts anderes, du Tratschtante!“
„Ich würde mich nie vor eine Tür hocken und anderer Leute Gespräche und Aktivitäten belauschen!“, rief sie mit falscher Bestürzung, konnte aber nicht verhindern, dass ihre Mundwinkel verdächtig zuckten.
„Dazu muss man sich ja auch nicht vor eine Tür hocken!“
„Doch, sonst wäre es ja kein Lauschen mehr!“
„Was hast du denn für eine Definition von Lauschen?“, fragte ich ungläubig und konnte mir inzwischen kaum noch das Lachen verkneifen. „Wenn du in deinem Bett liegst und bewusst versuchst zu hören, was in meinem abgeht, dann nennt sich das Lauschen. Streite bloß nicht ab, dass das so war!“
„Was kann ich denn dafür, wenn das an der anderen Seite der Wohnung ankommt? Wer kann solche Geräusche schon ignorieren?“
„Du bist doch bloß neidisch!“, lachte ich nun vollends los und stieß dabei meine zum Glück leere Kaffeetasse um.
„Nein, ich gönne es dir ja“, lenkte Trish nun ein, obwohl sie ebenfalls mit einem ausgewachsenen Lachkrampf kämpfte. „Nach dem Riesendrama musste er sowieso einiges wieder gut machen.“
„Hat er“, bestätigte ich und streckte die Zunge heraus. „Warum kichern wir eigentlich so albern? Man könnte meinen, wir wären langsam alt genug.“
„Das sagst du zu der Frau, die dich in einen Aufzug gesperrt hat?“
„Okay, vergiss es!“, prustete ich los und sie lachte ihr tiefes Lachen, das man nur erleben durfte, wenn es um etwas Schmutziges ging. Es entstand ein kurzer Moment der Stille, in dem wir uns ansahen, bevor sie seufzte.
„Ist wirklich alles wieder in Ordnung?“, fragte sie merkwürdigerweise mit den gleichen Worten, die Draco vor wenigen Augenblicken gebraucht hatte.
„Ähm, ich weiß nicht genau“, gestand ich ihr wahrheitsgemäß und sah auf meine Hände. „Es ist natürlich wunderbar, dass wir uns wieder versöhnt haben. Du weißt ja, wie es mir ohne ihn ging.“
„Ja, das weiß ich allerdings“, antwortete sie mit einem etwas finsteren Unterton, der zeigte, was sie von Dracos Verhalten hielt. Ich war ihr wirklich dankbar, dass sie ihn trotzdem nicht angegiftet hatte. Überrascht hätte es mich allerdings keinesfalls, wenn ich daran dachte, was für Sorgen sie sich um mich gemacht haben musste. Im Grunde hatte ich den gestrigen Tag damit verbracht, im Bett zu liegen, nichts zu essen, kaum etwas zu trinken und mich zu fragen, wann es mir wohl wieder gut gehen würde. Nicht einmal geweint hatte ich.
„Aber glaube nicht, dass so schlagartig alles wieder so toll sein kann wie vorher“, meinte ich Achsel zuckend, wie um anzudeuten, dass das unbedeutend war.
„Das wird schon wieder“, versuchte Trish mich sanft lächelnd zu beschwichtigen und ich nickte, weil ich nicht wusste, was ich dazu hätte sagen können.
„Lass uns nicht mehr darüber reden, okay? Das deprimiert mich nur.“
„Was immer du willst.“
„Ich muss noch meinen Aufsatz fertig schreiben.“ Seufzend stemmte ich mich auf und warf Trish noch ein halbes Lächeln zu, bevor ich mich in mein Zimmer zurückzog, wo ich mehrere Stunden wie wild schreibend, durchstreichend, in dicken Büchern blätternd und genervt aufstöhnend am Schreibtisch saß und nur deswegen nicht durchdrehte, weil ich mit dem Fuß zur Musik wippte, die aus dem Radio dudelte.

Ich ließ erst dann wirklich von meiner ermüdenden Tätigkeit ab, als es an der Tür klingelte und ich kein „Ich geh’ schon!“ von meiner Mitbewohnerin zu hören bekam.
„Trish?“, fragte ich, doch in der Wohnung schien vollkommene Stille zu herrschen, sodass ich aufstand, um die Tür zu öffnen. Meine Beine waren schwer und ich wünschte mir, ich hätte nicht stundenlang unbeweglich dagesessen, sondern mich ab und zu mal zu einem Spaziergang zum Kühlschrank oder dem Bad aufgerafft.
Durch die Fenster drang nur noch dämmriges Licht, aber ich hatte irgendwie keine Lust, das Licht einzuschalten. Die Wohnung sah so friedlich aus.
Durch den Türspion sah ich Dracos merkwürdig deformierten Kopf und mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich war mir nicht ganz sicher, ob es daran lag, dass ich mich freute, ihn zu sehen, oder daran, dass mir die furchtbaren Dinge wieder einfielen, die irgendwie immer noch zwischen uns in der Luft schwebten. Merkwürdigerweise musste ich kichern.
„Was gibt es denn so Lustiges?“, fragte er, als ich die Tür öffnete und ihn hereinließ.
„Hast du schon mal durch so ein Teil geschaut?“, antwortete ich mal wieder mit einer Gegenfrage, wobei ich auf das kleine runde Loch in der Tür deutete.
„Nein.“
„Ich stell mich mal nach draußen“, schlug ich belustigt vor und ging an dem verwirrten Draco vorbei und zog die Tür hinter mir fast zu; ließ nur einen Spalt offen. „Und jetzt schau durch das Loch.“
Für einen Augenblick war es still, doch dann hörte ich ihn lachen und etwas murmeln, das unverkennbar nach „Muggel“ klang, bevor er die Tür wieder aufzog.
„Mir ist nie aufgefallen, dass du so eine große Nase hast!“, witzelte er albern, worauf ich ihm spielerisch den Ellbogen in den Bauch rammte.
„Warum hast du mich nicht vorgewarnt?“, fragte ich ihn, als ich mit ihm auf den Fersen ins Wohnzimmer ging und mich auf die Couch setzte. Ich konnte das Gefühl nicht wirklich einordnen, aber es war merkwürdig. Erst jetzt, wo wir uns nach der Versöhnung wieder sahen, die natürlich wunderschön gewesen war - erleichternd, geradezu Schmerz lindernd – wurde mir bewusst, dass wir diesen Streit nicht unversehrt überstanden hatten. Es war, als hätte sich die Struktur unserer Beziehung verändert. Als wäre in dem sorgfältig gewebten Tuch plötzlich ein winziger Fehler, der sich durch den Rest der Bahn zog…
„Das nennt sich Überraschung“, offenbarte er lächelnd, ohne sich zu mir zu setzen. „Ich möchte dir etwas zeigen.“
„Was denn?“, fragte ich vorsichtig. Bei Draco konnte man nie wissen; bei ihm war immer alles so abgedreht.
„Mach einfach mit, dann wirst du es ja sehen.“ Er hielt mir die Hand hin, die ich zögerlich ergriff, halb in der Erwartung, dass ich mich gleich an einem anderen Ort befinden würde, und zog mich hoch. „Ich liebe es, wenn deine Haare nicht gemacht sind.“
„Weil du dann sicher sein kannst, dass deine hier am besten aussehen?“, neckte ich ihn, als ich erfreut festgestellte, dass wir noch immer im Wohnzimmer waren, und streckte die Arme aus, um sie um seinen Hals zu legen, doch er schloss die Finger meine Handgelenke und hielt mich fest.
„Ich lass mich nicht noch mal von dir verarschen“, sagte er gespielt düster und stierte mir dabei so tief in die Augen, dass mir fast die Luft wegblieb. Ich musste ihn einfach küssen, lange küssen. Es beruhigte mich zu spüren, dass sich in dieser Hinsicht nichts zwischen uns geändert hatte, dass noch etwas normal war. Er ließ meine Handgelenke los und schlang die Arme um meine Hüfte, um mich näher an sich zu ziehen. Statt die Freiheit meiner Hände nun dazu zu nutzen, mich doch an seiner Haarpracht zu vergehen, begnügte ich mich damit, mich an seinen Schultern festzuhalten. Das übliche Kribbeln breitete sich schnell in mir aus und ich merkte, dass ich bald vergessen haben würde, dass er mir etwas hätte zeigen wollen.
„Also, was war jetzt die Überraschung?“, fragte ich schließlich, nachdem ich mich dazu durchgerungen hatte, meine Lippen von seinen zu lösen.
„Die muss noch ein bisschen warten“, murmelte er und machte Anstalten, mich wieder zu küssen, doch ich wandte mein Gesicht ab, sodass seine Lippen auf meine Wange trafen.
„Warum?“
„Es wäre von Vorteil, wenn es dunkel wäre.“
Ich versuchte die unverzüglich aufkommenden – nicht ganz jugendfreien – Assoziationen zu unterdrücken und logisch zu denken. Wofür müsste es wohl unbedingt dunkel sein? Er würde mir bestimmt nicht schon wieder irgendwelche Sternenbilder zeigen…
„Es ist doch schon so gut wie dunkel“, versuchte ich zu argumentieren, aber er schüttelte nur bestimmt den Kopf und grinste, als wäre er wahnsinnig stolz darauf, mich so hinzuhalten. War er wahrscheinlich auch.
„Warum bin ich vom Sofa aufgestanden, wenn wir sowieso noch rumwarten müssen, bis es dunkel ist?“
„Keine Ahnung.“
„Na, toll!“, lachte ich und zog ihn mit mir, um mich abermals auf die Couch zu setzen.
„Sag mal … Kennst du eigentlich diese Hermine?“, fragte ich vorsichtig, als ich mich an seine Brust kuschelte und spürte, wie er sich in Reaktion auf meine Frage anspannte.
„Warum fragst du?“
Och, weil sie mich nach Pansys Hochzeit zurück nach London gebracht hat, weil ich mich ja nicht alleine beamen konnte, nachdem ich feststellen musste, dass es in dieser Einöde keine Autos, geschweige denn Taxen gab.
„Nur so, sie ist mir aufgefallen“, log ich.
„Sie ist eine blöde, besserwisserische Kuh!“
„Oh, so wirkte sie gar nicht auf mich.“
Na, dann sag ich dir wohl lieber nicht, dass sie jetzt weiß, dass ich keine Hexe bin und somit, dass du mit einer Loserin ohne magische Fähigkeiten zusammen bist, hm?
Um das Gespräch zu unterbrechen, küsste ich ihn einfach wieder.
Es schien mir, als hätten wir bloß wenige Augenblicke auf den kuscheligen Polstern verbracht, die Nähe genossen, die Erinnerung an den Streit verdrängt, als mir auffiel, dass ich Dracos Gesicht in der Dunkelheit kaum noch erkennen konnte. Das wenige Licht drang von draußen durch die Fenster und tauchte den Raum in eine geheimnisvolle Farblosigkeit.
„Krieg ich jetzt meine Überraschung?“, bat ich lächerlich mädchenhaft und erntete dafür ein amüsiertes Auflachen. Er nahm meine Hand und zog mich mit sich zum Balkon, der zugegebenermaßen gar kein Balkon war. Ein Geländer war vor dem Fenster befestigt, das bis zum Boden reichte, und in Ermangelung eines besseren Wortes nannten wir dieses Konstrukt einfach Balkon.
„Was hast du vor? Ich will nicht sterben!“
„Rachel, sei nicht albern.“
Ohne weitere Erklärungen öffnete er das Fenster, sodass frische Nachtluft ins Zimmer drang und mich ein wenig frösteln ließ. Langsam war die Zeit vorbei, in der man nachts noch im T-Shirt durch die Weltgeschichte spazieren konnte.
Gerade als ich fragen wollte, was das denn nun sollte, zog er seinen Zauberstab heraus und ich schluckte. Das konnte nichts Gutes bedeuten.
„Was willst du mit dem Ding?“, fragte ich mit einem nervösen Lachen in der Stimme.
„Fliegen abschießen, was sonst?“, antwortete er trocken und machte eine Bewegung mit dem Holzstab. Angespannt wartete ich darauf, dass irgendetwas explodierte oder irgendjemand aufschrie, doch es passierte nichts.
„Geile Überraschung! Danke!“, rief ich gestellt überschwänglich und fiel ihm um den Hals.
„Das wirst du noch bereuen.“ Beinahe sadistische Freude schwang in seiner Stimme mit, die mich trotz des Kusses, den er mir daraufhin gab, ein wenig nervös machte. „Ah, da ist er ja.“
Ich blickte in die Richtung, in die Draco zufrieden sah und konnte zunächst niemanden entdecken, der eine solche Aussage rechtfertigen könnte. Brauchte ich eine Brille? Angestrengt suchte ich die Umgebung ab, bis mir etwas ins Auge fiel, das direkt auf uns zukam.
„Ist das ein Besen?!“
„Gut erkannt“, entgegnete Draco und streckte den Arm aus, um das Teil aufzufangen. „Darf ich vorstellen? Der Shooting Star 2002.“
„Das Ding hat einen Namen?“ Ungläubig versuchte ich in der Dunkelheit sein Gesicht zu erkennen; bestimmt wollte er mich auf den Arm nehmen.
Doch er zuckte nur theatralisch zusammen, als hätte ich ihn gekniffen und antwortete gequält:
„Das Ding ist der schnellste Rennbesen auf dem Markt!“
„Na und?“
Bedauernd seufzte er und begann, den Besen zärtlich zu streicheln. „Sie hat es nicht so gemeint.“
Okay, er war vollkommen übergeschnappt. Er sprach mit einem Besen, der einen Namen hatte. Kein Problem, ich akzeptierte ihn so, wie er war. Mein Freund, der nicht mehr alle Nadeln an der Tanne hatte.
„Nun ja, nun ist es wohl langsam mal Zeit“, sagte er schließlich und grinste mich an wie ein kleines Kind an Weihnachten.
„Wofür?“
„Na, für den Flug.“
„Hä?“
„Was will ich wohl sonst mit einem Besen? Den Boden fegen?“
„Du willst mit dem Ding fliegen?!“, kreischte ich entgeistert los und ging sicherheitshalber einige Schritte zurück.
„Ja, wir werden jetzt fliegen.“ Das Lächeln auf seinem Gesicht wurde immer größer und hätte ich nicht Angst um seinen Geisteszustand und um mein Leben gehabt, hätte ich es unwiderstehlich gefunden. Ich wusste natürlich, dass Zauberer auf Besen ritten; wie hatte ich das vergessen können? Aber wie um Himmels Willen kam er auf die Idee, dass ich das auch tun wollte?!
„Das ist ja wohl nicht dein Ernst!“
„Warum denn nicht?“
„Wie ich bereits sagte: ich will nicht sterben!“
„Rachel, ich bin ein verdammt guter Flieger, du wirst nicht sterben“, sagte er ruhig, während er die paar Schritte, die ich mich von ihm entfernt hatte, auf mich zukam.
„Draco…“
„Das macht wirklich unheimlich viel Spaß“, sprach er einfach weiter. „Probier es doch erst einmal aus und wenn du wirklich nicht möchtest, lass ich dich sofort wieder sicher runter, ich verspreche es dir.“
Was redete er denn da? Er konnte doch nicht ernsthaft von mir erwarten, dass ich mich auf den Besen setzte und mit ihm … Die Vorstellung war sowieso total lächerlich! Das konnte er sich abschminken!
„Auf gar keinen Fall, Draco“, wollte ich bestimmt sagen, aber stattdessen klang ich nur wie ein verängstigtes Würmchen. Okay, ich war ja auch ein verängstigtes Würmchen!
„Bitte, Kleines.“ Inzwischen stand er direkt vor mir und sah mir in die Augen. Im Halbdunkel hörte ich mehr, als dass ich es sah, wie er den Besen zu Boden fallen ließ, bevor er die Hände an meine Wangen legte.
„Du vertraust mir doch, oder?“
Diese Frage war ja so unfair! Er kannte die Antwort ganz genau und wusste, dass ich keine andere Wahl hatte, als sie ihm zu geben.
„Natürlich, aber –“
„Möchtest du nicht alles über mich erfahren, was es über mich zu wissen gibt?“
Überrascht schwieg ich und blickte ihn bloß an. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Wir hatten einfach alles beiseite geschoben, was uns auch nur ansatzweise an die Geschehnisse der vergangenen Tage erinnern könnte, und nun griff er tatsächlich etwas von dem auf, was ich ihm vorgeworfen hatte. Im Grunde war mir nicht einmal klar gewesen, dass er aus meinem Ausraster auf Pansys Hochzeit irgendetwas hatte begreifen können. Aber offenbar hatte ich ihn unterschätzt; er hatte verstanden, was mir fehlte.
„Das Fliegen ist ein Teil von mir“, fuhr er fort. „Ich habe es jahrelang in der Schule getan und ich würde es als eine Leidenschaft bezeichnen. Ich möchte, dass du sie kennenlernst. Immerhin bist du die Konkurrenz.“ Beim letzten Satz musste er lächeln.
„Wie meinst du das?“
„Du bist eben meine größte Leidenschaft.“
Ein wenig verlegen lächelte ich nun auch.
„Und wenn ich Angst habe, lässt du mich wieder runter?“
„Wann immer du willst.“
Ich nahm einen tiefen Atemzug, um mich zu beruhigen und nickte dann schnell, bevor ich es mir anders überlegen konnte.
„Danke!“, sagte er strahlend und drücke mir einen Kuss auf die Lippen. Mit einer Hand griff er wieder nach seinem Besen, mit der anderen nahm er meine und sprang förmlich zurück zum Fenster. Er drückte mir den Besenstiel in die Hand und stellte sich dann hinter mich, während ich völlig überfordert das Ding in meinen Händen anstarrte.
„Steck ihn zwischen unsere Beine hindurch“, wies er mich an und half mir geübt, den Besen – ich weigerte mich, es als Fluggerät zu betrachten – richtig zu positionieren. Ich kam mir total lächerlich vor. Bestimmt würde er gleich anfangen zu lachen und „verarscht!“ rufen.
„Du musst die Oberschenkel anspannen, sonst wird es schmerzhaft.“
Tolle Aussichten.
„Ist es nicht kalt, durch die Gegend zu fliegen?“
„Der Wind ist ein bisschen frisch, aber das merkt man nicht wirklich.“
„Oh mann, ich hab Angst!“
„Brauchst du nicht zu haben“, versuchte er mich zu beruhigen und legte seine Arme um mich, um seine Hände vor meinen am Besenstiel zu positionieren. „Wenn ich es dir sage, musst du dich mit den Beinen vom Boden abstoßen. Bereit?“
„Nein.“
„Jetzt.“
Panisch kniff ich die Augen zusammen, als Draco in die Knie ging und uns in die Luft stemmte, während ich gar nicht dazu kam, das zu tun, worum er mich gebeten hatte. Wind schlug mir ins Gesicht und wirbelte meine Haare durcheinander, meine Füße suchten instinktiv nach irgendeinem Halt und blieben dann schließlich nutzlos hängen, als sie keinen fanden. Vollkommen steif hockte ich da und traute mich nicht, die Augen wieder zu öffnen.
„Rachel?“
„Hm?“ Ich wagte es nicht einmal, meinen Kiefer zu entspannen, aus Angst, dass ich dann die Körperspannung verlieren und vom Besen fallen würde.
„Entspann dich. So kann das doch gar keinen Spaß machen.“
„Wie denn?“, fragte ich ein wenig gereizt durch zusammengebissene Zähne. Der hatte ja leicht reden!
Offenbar hatte er eine Hand vom Besenstiel genommen, denn ich spürte unerwartet seinen Arm an meiner Taille, als er mich näher an sich zog.
„Mach die Augen auf, dann wirst du sehen, dass es gar nicht schlimm ist“, flüsterte er leise in mein Ohr, als wäre irgendjemand in der Nähe, der nicht mitbekommen sollte, wie sehr ich mich anstellte.
„Okay.“ Mein Atem ging schwer und ich musste mich regelrecht dazu zwingen, aber ich lugte vorsichtig zwischen den Wimpern meines rechten Auges hervor, bevor ich es wagte, auch das andere langsam zu öffnen.
Der Anblick machte mich sprachlos. Unter uns lag London, ein riesiges Meer aus sowohl unbeweglichen als auch wild umherwirbelnden Lichtern, das unter uns vorbeizog. Meine Panik schien nie existiert zu haben, als ich fasziniert nach unten starrte und überhaupt nicht darauf achtete, wie hoch oben wir uns befanden, wie kalt es war oder wie einfach ich hinunterstürzen konnte. Es war so wunderschön.
„Wow“, hauchte ich und Draco küsste mich zufrieden auf den Nacken.
„Na, willst du runter?“
„Nein“, antwortete ich lachend. Jetzt hatte ich so einen Riesenaufstand gemacht, nur um dann festzustellen, dass es fantastisch war! „Ich will an Big Ben vorbeifliegen! Wie bei Peter Pan!“
„Wie bitte?“ Verwirrte ihn meine plötzliche Begeisterung oder der Vorschlag?
„Vergiss es und flieg hin!“, gab ich mit einem Lachen zurück, das mir im Hals stecken blieb, als er sich plötzlich zur Seite lehnte, um den Besen herumzureißen.
„Oh, mann.“
„Das war doch gar nichts!“
Bevor ich wusste, wie mir geschah, zog er die Spitze des Besenstiels hoch, sodass wir einen Looping machten, der musikalisch von meinem Gekreische untermalt wurde. Lachend brachte Draco uns wieder in eine einigermaßen ungefährliche Position, während ich mit rasendem Herzen versuchte, wieder zu Atmen zu kommen. Das war ja wie eine noch abgefahrene Version einer Acherbahnfahrt!
„Du machst mich fertig…“, keuchte ich.
„Dann habe ich mein Ziel ja erreicht“, antwortete er selbstzufrieden und schmiegte seine Wange an meine. In der Ferne kam schon die riesige, leuchtende Uhr in Sicht.


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