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Fanfiction

Calling Destiny - Just like a pill

von angeltear

I swear, you're just like a pill
Instead of making me better
You keep making me ill

Pink - Just like a pill


Heute war der große Tag. Aufgeregt wippte ich unter der Dusche im Takt der Musik, die aus dem Radio dudelte. In etwa einer Stunde würde Draco vorbeikommen, um mich abzuholen und dann würde es losgehen. Ich fühlte mich ganz hibbelig; wie vor dem ersten Schultag oder wie vor dem ersten Date mit Draco. Dabei war heute gar nicht mein großer Tag, sondern Pansys.
Seit Wochen fieberte ich diesem Tag entgegen, während ich mich zugleich tierisch vor ihm fürchtete. Als wären Hochzeiten generell nicht schon aufregend genug, handelte es sich hierbei auch noch um die von zwei Zauberern. Alle Gäste würden Zauberer sein und ich musste so tun als wäre ich eine von ihnen. Ich hätte kreischen können! Wie sollte das nur gut gehen?
Nachdem ich aus der Dusche gestiegen und mich in ein flauschiges Handtuch gewickelt hatte, wischte ich mit der Hand über den beschlagenen Spiegel, um mein Gesicht zu betrachten. Sah ich aus wie eine Hexe? Wie sah eine Hexe überhaupt aus? Würde ich tatsächlich nicht unter ihnen auffallen, wie Draco mir immer wieder versichert hatte oder würden sie beim ersten Blick auf mich entsetzt mit den Fingern auf mich zeigen und mich davonjagen?
„Rachel, wenn du da jetzt nicht langsam mal raus kommst, schaffst du es nie rechtzeitig!“, rief Trish von der anderen Seite der Tür und riss mich so aus meinen Planungen, wie ich am besten vor einer Horde aufgebrachter Magier fliehen könnte.
„Okay, okay!“, rief ich zurück und griff nach meiner Zahnbürste, um mich an die Arbeit zu machen. So schnell ich konnte, ohne die Sorgfalt zu vernachlässigen, raste ich in mein Zimmer, schlüpfte in meine schönste Unterwäsche (was nützte das eleganteste Kleid, wenn man sich darunter nicht elegant fühlte?) und das bordeauxrote Cocktailkleid, das ich mir von Trish geliehen hatte, fönte mir die Haare, damit meine beste Freundin ihre Friseurqualitäten unter Beweis stellen konnte (ja, auch mit einem Lockenstab kann man zaubern) und schminkte mich sorgfältig. Alles sollte perfekt sein. Ich wollte nicht nur für Draco toll aussehen; ich wollte auch auf gar keinen Fall negativ auffallen. Das war natürlich ziemlich kindisch, aber ich wollte, dass die Leute mich mochten. Immerhin war es Dracos Welt, es waren seine Leute.
„Bist du sicher, dass du zu der Hochzeit willst?“, fragte Trish mich irgendwann, als ich gerade damit beschäftigt war, meine Wimpern zu tuschen.
„Warum?“, fragte ich verwirrt, ohne den Blick vom Spiegel abzuwenden.
„So heiß wie du aussiehst, fällt Draco garantiert sofort über dich her und scheißt auf die Hochzeit!“
Ich lachte verlegen und stellte mir bildlich vor, wie Draco mir das tolle Kleid vom Leib riss, sobald ich ihm die Tür öffnete.
„Oh, Scheiße!“, keuchte ich. „Sehe ich zu nuttig aus?“
Trish verdrehte genervt die Augen, doch ich warf einen besorgten Blick auf meinen Ausschnitt. Hätte ich statt des Push-Ups doch einen normalen BH wählen sollen?
„Verschon mich mit diesem Unsinn!“, meinte Trish unwirsch. „Du sieht fantastisch aus!“
„Danke, das habe ich nur dir zu verdanken!“
„Ich weiß, du kannst mir später die Füße küssen.“
„Okay, jetzt fehlen nur noch Tasche und Schuhe“, sagte ich eher zu mir selbst und flitzte in Trishs Zimmer, um den Schuhschrank zu plündern.
„Wo willst du denn hin? Ich hab dir schon alles rausgesucht!“, rief sie mir hinterher und ich kam dankbar wieder zurück in mein Zimmer, wo sie ein paar Stilettos und eine Handtasche wie die Assistentin einer Quizshow, die die Gewinne vorstellt, in den Händen hielt.
„Das sind ja meine“, stellte ich verblüfft fest.
„Richtig. Die passen perfekt dazu.“
„Ähm, okay“, stammelte ich. „Wenn du das sagst.“
In diesem Moment klingelte es.
„Ich geh schon“, flötete Trish und rauschte an mir vorbei, während ich hektisch die Stilettos anzog und alles nötige in die Handtasche warf. Entweder war Draco die Treppen hinauf geflogen oder die Zeit lief mal wieder zu schnell, wenn man sie mal wirklich brauchte, denn natürlich fielen mir noch lauter andere Kleinigkeiten ein, die ich noch erledigen musste. Jedenfalls war ich noch damit beschäftigt, das Kleid mit Klebeband an meinem BH festzukleben, damit nichts verrutschte, als ich von hinter mir ein anerkennendes Pfeifen vernahm.
Im Spiegel sah ich Draco, der im Anzug lässig am Türrahmen lehnte und mich grinsend betrachtete.
„Hi“, hauchte ich geschmeichelt und drehte mich zu ihm um.
„Hey, Kleines. Obwohl du vielleicht einen neuen Spitznamen brauchst. Hey, Scharfes klingt doch auch nicht schlecht, oder?“
„Hm, meine Tante wäre bestimmt entzückt.“
„Ach, die habe ich doch längst um den Finger gewickelt.“
Ich rollte mit den Augen, aber ein bisschen hatte er merkwürdigerweise schon Recht. Das letzte Mal, als Tante Ruth vorbeigekommen war, war Draco auch hier gewesen und sie war sogar recht nett zu ihm gewesen. Naja, vielleicht hatte sie auch einen im Tee gehabt. Möglich war alles.
Ich warf eine Packung Taschentücher in meine Tasche und zog den Reißverschluss zu; ich war auf alles vorbereitet.
„Wir können!“, verkündete ich, durchquerte das Zimmer und nahm Draco an der Hand, um ihn mitzuziehen.
„Hey, nicht so schnell“, meinte er grinsend und zog mich wieder zurück. „Du hast mich ja noch gar nicht anständig begrüßt.“
„Hab Mitleid mit dem Lipgloss.“
„Keine Chance.“
Er senkte den Kopf und küsste mich sanft. Wie immer, wenn er mich berührte, schien es plötzlich einige Grad wärmer zu werden und meine Knie fühlten sich gefährlich wabbelig an. Bevor mir schwindelig werden konnte und das eintrat, was Trish uns prophezeit hatte, löste ich meine Lippen von seinen und lächelte, als er die Augen öffnete und sein Blick irgendwie benebelt wirkte.
„War das anständig?“
„Das war höchst unanständig, meine Liebe“, erwiderte in anzüglichem Ton und grinste zurück.
„Dann können wir ja jetzt los.“

Draco erzählte mir, dass Pansy ihren Lee in einem gemieteten Saal heiratete, da sie sich mit ihren Eltern zerstritten hatte und somit nicht in dem Haus heiraten konnte, indem sie aufgewachsen war, wie es unter Zauberern üblich war. Lees Elternhaus war leider nicht groß genug für eine solche Feier, also war man auf den Speisesaal eines Hotels auswichen, das in Hogsmeade lag. Hogsmeade war der einzige Ort Englands, in dem ausschließlich magische Menschen lebten. Ich weiß nicht genau, warum, aber diese Vorstellung faszinierte mich. Da existierte in England ein Dorf, in dem lauter Zauberer und Hexen lebten, und niemand ahnte etwas davon.
Wir waren an den Rand des Dorfes appariert, damit Draco mir etwas von diesem magischen Ort zeigen konnte. Er zeugte mir die Heulende Hütte, ein fast auseinander fallendes Gebäude, in dem es angeblich spukte; einen Süßigkeitenladen namens Zonko; die Kneipe Die Drei Besen und vieles mehr. Aber viel mehr interessierten mich die Bewohner von Hogsmeade. Sie sahen so unglaublich magisch aus! In Anwesenheit von nichtmagischen Menschen mussten sie unglaublich auffällig sein, aber hier sahen alle so aus. Wahrscheinlich war das für die Zauberer ein sehr freier Ort.
Irgendwann blieb Draco stehen und starrte nachdenklich in die Ferne.
„Draco?“
„Siehst du das Schloss da hinten?“, fragte er unvermittelt und zeigte in die Richtung, in die er blickte. Ich musste ein wenig suchen, bis ich entdeckte, was er meinte. In einiger Entfernung war tatsächlich ein Gebilde zu erkennen, allerdings hätte ich es nicht als Schloss identifizieren können.
„Ja“, antwortete ich und wartete gespannt auf die Aufklärung, die er mir bestimmt liefern würde.
„Das ist Hogwarts.“
„Echt? Wow.“
„Ja, ab und zu durften wir einen Tag ins Dorf kommen und ein bisschen Spaß haben.“
„War bestimmt klasse.“
„Ja, das war es.“ Er klang plötzlich ein wenig traurig. „Manchmal wünschte ich, ich wäre wieder in der ersten Klasse und –“
Ich nahm seine Hand und lächelte ihn an.
„Mach dir nicht immer so viele Gedanken über das, was war, Draco. Lass uns lieber das Jetzt genießen.“
„Okay.“
Hand in Hand gingen wir zum Hotel, in dem das Fest stattfinden sollte und mir wurde langsam wieder mulmig. Hoffentlich ging das gut.
Ich dachte an das, was ich mit Draco besprochen hatte. Ich war Rachel Madsen, Hexe. Meine Familie war vor Generationen nach Deutschland ausgewandert und ich war hier, um das Land meiner Vorfahren kennenzulernen. Ich arbeitete im Familienbetrieb, einem Buchladen, den ich irgendwann übernehmen würde. Ganz einfach.
Als wir den Saal betraten, passiert entgegen meiner Befürchtungen nichts Schlimmes. Niemand starrte uns an und keiner fragte, was zum Teufel ich hier verloren hätte. Stattdessen wurde ich vom Platzanweiser ebenso höflich begrüßt wie Draco.
„Guten Abend, die Dame, Mr. Malfoy“, sagte er förmlich, aber freundlich. „Darf ich Sie zu ihren Plätzen geleiten?“
Während er uns durch die Reihen aufgestellter Stühle führte, sah ich mich erleichtert um. Der Saal war durch zahlreiche Kronleuchter mit goldenen Kerzen erleuchtet und Pansy schien während der Planung ziemlich angetan von Gold- und Beigetönen gewesen zu sein, denn sowohl die Einrichtung als auch die Dekoration war in diesen Farben gehalten. Die Stuhlreihen waren auf eine kleine Erhöhung ausgerichtet, auf der wohl die Trauung vollzogen werden würde. Es war schon relativ voll und die meisten Plätze waren von laut schwatzenden Zauberern und Hexen belegt, auch wenn zugegebenermaßen mehr Leute auf der Seite des Bräutigams saßen.
Unsere Plätze waren in der zweiten Reihe auf der rechten Seite und wir setzten uns neben zwei kichernde Mädchen, die zur Familie zu gehören schienen. Ich war so sehr damit beschäftigt, alles anzustarren und Draco blöde Fragen über die Anwesenden zu stellen, dass ich es kaum mitbekam, als die Trauung begann.
Ich war noch nicht auf vielen Hochzeiten gewesen, aber ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es je eine Braut gegeben haben könnte, die so unglaublich glücklich aussah. Während Lee und sie sich das Jawort gaben, konnte sie einfach nicht aufhören zu lächeln, obwohl ihr ununterbrochen die Tränen über die Wangen liefen. Als sie sich zum ersten Mal als Mann und Frau küssten, nahm Draco meine Hand und wir ließen uns eine Weile nicht mehr los.


Es waren nicht so viele Leute da, dass man es überfüllt nennen konnte. Die meisten Gäste standen über den ganzen Saal verteilt in kleinen Grüppchen beisammen und unterhielten sich, während einige bereits an den Tischen saßen. Zwischen allen herrschte eine angenehme und bewundernswerte Vertrautheit, die wohl zwangsläufig entstehen musste, wenn eine Gesellschaft so klein war.
Draco und ich setzten uns mit unseren Gläsern an einen noch leeren Tisch. Warum hatte ich das Gefühl, dass wir als einzige abseits saßen? Gehörte Draco nicht in den Kreis der Vertrauten? Ich ließ den Blick umherwandern und betrachtete die Menschen um uns herum.
Auf der ansonsten leeren Tanzfläche tanzte ein einsames Paar, das sich nicht im Geringsten daran zu stören schien, dass sie die einzigen waren, die tanzten. Ich lächelte, als ich sah, dass sie beide rote Haare hatten, während sie sonst nicht unterschiedlicher hätten sein können. Der Mann war groß schlaksig und neigte zur Glatze, seine Frau war mindestens einen Kopf kleiner als er und recht füllig.
An einem der Tische saß ein Mädchen in unserem Alter, das selbst für eine Hexe ein wenig merkwürdig aussah. Sie hatte langes blondes Haar und starrte mit großen Augen vor sich hin, während sie im Takt der Musik mit dem Kopf wippte, sodass die Radieschen, die sie als Ohrringe trug, hin und herwackelten.
Ich grinste und sah zu Draco, um ihn darauf aufmerksam zu machen, sah jedoch, dass er bereits abfällig in ihre Richtung starrte. Verwirrt folgte ich seinem Blick und bemerkte, dass er nicht sie anstarrte, sondern ein junges Paar, das am gleichen Tisch saß wie sie.
Die beiden saßen nebeneinander und unterhielten sich, wobei ihre Gesichter sich so vertraut nahe waren, wie es nur bei Verliebten möglich ist. Der dunkelhaarige Junge hatte scheinbar etwas Witziges gesagt, denn seine Freundin lachte auf und strich sich dann eine Strähne ihres flammend roten Haares hinters Ohr. Er grinste sie offensichtlich total verliebt an und strich ihr mit einer Hand über die Wange, um sie dann zu küssen.
Ich wandte den Blick ab, als mir klar wurde, dass ich sie anstarrte und sah wieder zu Draco, der seine Aufmerksamkeit immer noch auf die beiden gerichtet hatte. Sein Blick wirkte beinahe hasserfüllt.
Etwas beunruhigt sah ich wieder zu dem Pärchen rüber und sah, wie er seine Brille zurechtrückte, die beim Küssen scheinbar verrutscht war. Die beiden waren total süß.
„Ist das der Typ, den du so hasst?“, fragte ich schließlich stumpf, da Draco nicht zu merken schien, wie auffällig er sich benahm. Überrascht riss er den Blick von ihnen los und sah endlich wieder mich an.
„Ja, das ist Harry Potter“, sagte er einfach.
„Was hat er dir eigentlich getan?“
Statt gleich zu antworten, nahm er einen Schluck von seinem Drink.
„Er ist einfach da“, antwortete er schließlich.
Ich konnte diese Begründung nicht ganz nachvollziehen, aber ich wollte jetzt nicht darauf herumreiten.
Der Tisch, an dem wir saßen, blieb so leer wie zuvor, obwohl einige Leute sich kurz dazu setzten, um Draco zu begrüßen ein Schwätzchen mit ihm zu halten. Ich lernte zum Beispiel seinen Chef, Mr. Weasley, kennen und stellte amüsiert fest, dass es sich um den rothaarigen Mann von der Tanzfläche handelte. Er war wirklich nett und schien eine ganze Menge von Draco zu halten. Ein eigenartiges Mädchen warf Draco die ganze Zeit schmachtende Blicke zu, doch er schien sie nicht zu bemerken.
„Möchtest du tanzen?“, fragte er mich irgendwann und ich sah skeptisch auf sein Glas.
„Bist du etwa schon betrunken?“
„Haha.“ Das bedeutete, dass er tatsächlich betrunken war.
„Wie komme ich zu der Ehre?“
„Das ist eine einmalige Chance. Wenn du tanzen möchtest, dann jetzt.“
„Aber sofort!“, grinste ich und sprang auf. Ich hatte schon die ganze Zeit gehofft, dass er mich endlich mal auffordern würde. Bevor ich ihn an der Hand nahm, um ihn zur Tanzfläche zu schleifen, reckte ich mich und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.
Die Band spielte einen Song, der weder besonders schnell noch übertrieben langsam war, sodass wir uns beim Tanzen nahe kommen konnten, aber trotzdem in Bewegung blieben. Draco war gar nicht so ein schlechter Tänzer, er war nur ein wenig steif. Wahrscheinlich war es ihm normalerweise zu uncool. Am liebsten hätte ich ihn ununterbrochen geküsst, aber das hätte auf der Tanzfläche wohl etwas merkwürdig gewirkt. Dabei wollte ich doch nicht auffallen.
Wir tanzen unglaubliche vier Lieder lang, bis meine Füße sich meldeten.
„Och, diese Schuhe“, jammerte ich. „Ich fürchte, ich brauche ’ne Pause.“
Automatisch zog ich ihn an der Hand mit mir, als ich mich zurück zu unserem Tisch bewegen wollte, da ich davon ausging, dass ihm das nur recht war. Überrascht musste ich feststellen, dass er sich nicht vom Fleck bewegte.
„Hast du was dagegen, wenn ich noch ein bisschen tanze?“, fragte er.
„Öhm, natürlich nicht“, stammelte ich überrumpelt und ließ seine Hand los. „Ich setz mich dann mal wieder hin.“
Die Band spielte einen langsamen Song an. Erst als ich ihm den Rücken zugewandt hatte und mich durch die tanzende Meute bewegte, wurde mir klar, dass er wohl kaum alleine tanzen würde. Mit wem wollte er tanzen? Ich widerstand dem Drang, mich wieder umzudrehen, um zu gucken und ging schnurstracks zur Bar, um mir noch ein Glas von diesem leckeren Zeug zu holen, das hier alle tranken. Nach einem großen Schluck wagte ich es, wieder zur Tanzfläche herüberzusehen. Zuerst dachte ich, auch Draco hätte sie nun doch verlassen, doch dann entdeckte ich ihn mit einer Schwarzhaarigen im Arm mitten im Geschehen.
Sie hatte glattes, glänzendes Haar, das ihr fast bis zum Kreuz reichte, wo Draco seine Hände um sie gelegt hatte und sie näher an sich zog. Das stilvolle schwarze Kleid, das sie trug, passte so sehr zu Dracos natürlich schwarzem Anzug, das man kaum erkennen konnte, wo welcher Körper endete. Sie bewegten sich langsam und geschmeidig zur Musik und schienen sich flüsternd zu unterhalten.
Die Eifersucht kochte schlagartig siedend heiß in mir hoch und ich hatte das Gefühl, dass meine Sicherungen jede Sekunde durchbrennen müssten. Das war also eine einmalige Chance, ja? Nie wollte er tanzen und dann fordert er irgendeine Schnepfe einfach zum Tanz auf, wenn ich keine Lust mehr hatte? Hatte der noch alle Bananen an der Staude?!
Ich drehte mich wieder um und kippte das Glas auf Ex runter. Meine Kehle brannte ein wenig, aber das tat seltsam gut. Rachel, du übertreibst. Das ist bestimmt eine alte Freundin aus der Schule, die er lange nicht mehr gesehen hat. Und über die er noch nie auch nur ein Wort verloren hat! Aber ganz ruhig, das hat doch überhaupt nichts zu bedeuten. Das zeigt nur, dass sie ihm überhaupt nicht wichtig ist. Und wenn etwas zwischen ihnen wäre, würde er das doch nicht machen, während ich noch da bin!
„Hi!“
Die unerwartete Begrüßung ließ mich überrascht herumfahren. Vor mir stand die Rothaarige, mit der der ominöse Harry Potter vorhin so süß herumgeknutscht hatte, und lächelte mich an.
„Ich bin Ginny“, stellte sie sich vor und streckte mir die Hand entgegen. Erfreut ergriff ich sie.
„Hi, ich bin Rachel.“
„Weißt du eigentlich, dass du heute Abend eine kleine Sensation bist?“
Oh Gott, ich war doch aufgefallen! Was hatte ich falsch gemacht? Bestimmt war die Art, wie ich mein Glas hielt, total muggelartig!
„Nein, wäre mir nicht aufgefallen. Was ist denn an mir so sensationell?“
„Naja, hier kennt man schon jeden“, erklärt sie. „Ich kann dir von jeder Person im Raum sagen, wie sie heißt. Aber dich kennt niemand. Das ist bestimmt seit Jahren nicht mehr vorgekommen.“
Ich musste lachen. Das war alles? Mich kannte niemand? Das Mädel gefiel mir.
„Ich dachte schon, mein Kleid hinge hinten in meinem Slip oder so!“, lachte ich und wischte mir theatralisch den nicht vorhandenen Schweiß von der Stirn.
„Nein, keine Sorge. Naja und dann ist da natürlich noch die Sache mir Astoria Greengrass.“
Sie sah zur Tanzfläche hinüber und runzelte die Stirn. Schon wieder dieser Name! War das etwa dieses Miststück, das Draco da gerade im Arm hielt?
„Wie meinst du das jetzt genau?“, fragte ich vorsichtig und hoffte, dass ihr nicht klar war, dass ich nicht den geringsten Schimmer hatte, wovon sie redete.
„Naja, erst dachten alle, Draco wäre mit ihr zusammen und dann taucht er hier mit dir auf und alle denken, dass er mit dir zusammen ist und jetzt tanzt er mit ihr. Du kannst dir das Gerede vorstellen.“
In meinem Magen fühlte es sich ein wenig so an, als hätte mir jemand gerade in den Bauch geboxt. Mein Kopf schwirrte und ich wusste nicht, was ich ihr antworten sollte. Es war offensichtlich, dass sie darauf brannte, Einzelheiten von mir zu erfahren. Komischerweise war sie mir immer noch sympathisch.
„Noch einen, bitte“, sagte ich mit beherrschter Stimme zum Barkeeper und bekam prompt ein Glas vorgesetzt, aus dem ich gleich einen Schluck nahm.
„Du kannst dir sicher vorstellen, dass das nicht unbedingt ein Thema ist, von dem ich will, dass es öffentlich diskutiert wird“, sagte ich und hoffte, dass sie begriff, dass ich nichts dazu sagen würde. Sie nickte verständnisvoll und nahm auch einen Schluck aus ihrem Glas.
„Ich will dich auch gar nicht ausquetschen, auch wenn das jetzt natürlich so wirkt“, sagte sie und ich hob skeptisch die Augenbrauen. „Jaaa, natürlich bin ich auch neugierig, aber warum solltest du mir auch was erzählen? Wir kennen uns ja gar nicht. Aber trotzdem wollte ich dir sagen, dass ich es bewundernswert finde, dass du mit ihm zusammen bist. Wir hatten alle eine Menge Problem mit ihm und auch seinetwegen und es ist bestimmt … nicht immer leicht mit ihm.“
„Er ist hier nicht so beliebt, oder?“
„Eher weniger“, erwiderte sie ausweichend, aber es war deutlich, was sie meinte. „Aber ich finde es schön, dass er auch eine angenehme Seite zu haben scheint.“
Ich musste daran denken, dass Draco mir immer wieder gesagt hatte, dass er in seiner Schulzeit ein ziemliches Arschloch gewesen war; scheinbar hatte er dieses Image nicht ganz ablegen können. Je mehr ich über Draco erfuhr, desto mehr hatte ich das Gefühl, ihm endlich näher zu kommen. Doch jedes Mal aufs Neue musste ich feststellen, dass ich Draco noch nicht einmal ansatzweise durchschaut hatte. Wie viele Überraschungen würde es noch geben?
„Entschuldige mich einen Moment“, sagte ich zu Ginny, ohne sie anzusehen und verließ schnellen Schrittes den Raum, da ich befürchtete, gleich zu explodieren. Ginny hatte ein recht schönes Kleid an, das ich nur ungern durch Blutspritzer ruiniert hätte.
Als ich endlich draußen auf dem Bürgersteig stand und die kühle Nachtluft mir entgegenschlug, atmete ich erst einmal tief ein. Es brachte nichts.
„Dieser verdammte Mistkerl!“, zischte ich und knallte mein Glas mit aller Kraft auf den Asphalt, sodass es die Scherben einige Meter weit flogen. Irgendwie war das ziemlich befriedigend und ich hätte gern noch mehr Gläser zerschmettert, aber ich konnte schlecht an der Bar nach ein paar leere Gläsern fragen und dann damit nach draußen eilen. Rechts neben mir hörte ich Getuschel und als ich in diese Richtung sah, entdeckte ich einige Frauen mittleren Alters, die mich mit abfälligen Blicken musterten und buchstäblich die Nasen rümpften.
„Was denn?“, fragte ich ungehalten und überquerte die Straße, um mich dort auf eine kleine Mauer zu setzen. Auf dieser Straßenseite standen wenigstens keine Zauberer, die mit jedem Blick ausdrückten, dass ich nicht Willkommen war. Ich starrte eine Weile mit zusammengebissenen Zähnen vor mich hin und versuchte, mich zu beruhigen und meine Gedanken zu sortieren, aber als eine Bewegung von der gegenüberliegenden Straßenseite meine Aufmerksamkeit erregte, war es damit auch wieder vorbei.
Draco kam mit einem Glas in der Hand aus der Tür getorkelt und drehte dann eine mehr oder weniger elegante Pirouette, um zu verbergen, wie betrunken er war. Nicht besonders erfolgreich. Mit zusammengekniffenen Augen sah er sich um, grinste plötzlich breit, als er mich entdeckte und kam winkend auf mich zu. Ich hätte kotzen können.
„Hey, Schatz“, lallte er und beugte sich zu mir runter, um mich zu küssen. Angewidert stieß ich ihn weg, aber das schien ihn nicht weiter zu stören. Wie viel hatte er denn in dieser kurzen Zeit noch getrunken?
„Wie gefällt’s dir?“, fragte er noch immer mit einem Grinsen auf den Lippen.
Das konnte doch unmöglich sein Ernst sein! Die Wut war so schlagartig wieder da, dass ich aufstehen musste, um sie einigermaßen unter Kontrolle halten zu können.
„Wie es mir gefällt?“, fragte ich nicht ganz so kontrolliert wie erhofft. „Wie es mir gefällt, fragst du??“
„Rachel, nicht laut! Meine Ohren!“, stöhnte er übertrieben und tat so, als müsste er sich die Ohren halten. Ich war so rasend, dass ich das Gefühl hatte, gleich ohnmächtig werden zu müssen. Mein Herz schlug heftig in meiner Brust und ich konnte mich kaum davon abhalten, ihm eine zu verpassen.
„Du hast vielleicht Nerven, du Mistkerl!“, fuhr ich ihn an. „Nach der ganzen Scheiße kommst du hier an und verarschst mich auch noch?!“
„Das war doch nicht böse ge –“
„Wie war denn das Tanzen? Hattest du Spaß, ja?“ Inzwischen konnte ich meine Stimme schon nicht mehr beherrschen und ich schrie ihn so laut an wie noch nie. Aber es ging einfach nicht anders. Es fühlte sich an als müsste ich vor lauter Zorn platzen, wenn ich ihm keine Luft machte. „Wieso habt ihr überhaupt sprechende Bilder? Können die nicht die Fresse halten? Du bist doch sonst auch so gut im Rumkommandieren! Hören die Bilder etwa nicht auf dich? Vielleicht wäre das auch zu einfach, weil die sich ja nicht selbst die Birne gegen die Wand hauen würden wie eure armen Sklaven!“
„Was redest du denn da?“
„Was willst du überhaupt hier draußen? Drinnen ist es bestimmt interessanter und vor allem heißer! Ich verstehe überhaupt nicht, warum du überhaupt raus gekommen bist! Jetzt bin ich dir ja wahrscheinlich eh wieder nur peinlich! Ich weiß ja nicht einmal, wie deine Großeltern heißen!“
„Was?“
„Wie heißen deine Großeltern, verdammt?!“
Warum, wusste ich nicht, aber plötzlich erwartete ich eine Antwort auf diese Frage. Ich wusste nicht, wie seine Großeltern hießen. Ich wusste überhaupt gar nichts über ihn!
„Irgendwie verstehe ich kein Wort von dem, was du sagst“, sagte er mit angestrengtem Gesichtsausdruck. „Du kreischst so furchtbar. Wie ’ne Fledermaus, höhö.“
Überrascht ging ich einen Schritt zurück. Während meines Ausbruchs war ich ihm immer näher gekommen und hatte schließlich direkt vor seiner Brust gestanden. Ohne, dass ich wusste, warum, standen mir plötzlich die Tränen in den Augen.
„Für wen hältst du dich eigentlich?“, fragte ich ihn mit vor Wut bebender Stimme und ballte die Hände zu Fäusten, damit ich sie ihm nicht um die Gurgel legte und zudrückte. „Mir reicht es jetzt wirklich, Draco! Ich halte es nicht mehr aus!“
„Musst du auf’s Klo?“, fragte er grinsend. Er verstand mich nicht. Überhaupt nicht.
Erst als ich sah, wie Dracos Kopf sich ruckartig zur Seite drehte und seine Augen groß wurden, realisierte ich, dass ich ihm gerade tatsächlich eine Ohrfeige verpasst hatte. Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben und befriedigte mich ungemein; noch mehr als das Zerdeppern von unschuldigen Sektgläsern.
„Ich will dich nicht mehr sehen, Draco“, sagte ich plötzlich wieder ruhig, als hätte der Schlag die letzten Zornreserven aufgebraucht. Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und ging in die Richtung der nächst größeren Straße, um mir dort ein Taxi nach Hause zu nehmen.


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