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Fanfiction

Calling Destiny - Black Coffee

von angeltear

I wouldn’t wanna be anywhere else but here
I wouldn’t wanna change anything at all
I wouldn’t wanna take everything out on you
Though I know I do
Everytime I fall

[Black Coffee – All Saints]


„Ich bin dann mal weg!“, flötete Trish mir aus dem Flur entgegen und kurz darauf hörte ich auch schon, wie die Tür ins Schloss fiel.
In ein großes, weiches Badetuch eingewickelt stand ich im noch warmen Bad und versuchte, mein Gesicht im beschlagenen Spiegel zu erkennen. Während Trish bereits aus dem Haus ging, um pünktlich zur Arbeit zu erscheinen, hatte ich noch ein wenig Zeit, bis ich mich in der Uni sehen lassen musste. Mit der flachen Hand wischte ich den Spiegel frei und betrachtete mein noch von der Dusche feuchtes Gesicht. Sofort musste ich grinsen. Ich grinste sowieso schon die ganze Zeit. Seit zwei Tagen nannte Trish mich „Grinsekatze“ und jetzt, wo ich mein bescheuertes Spiegelbild sah, musste ich zugeben, dass ich den Namen verdient hatte.
„Oh Mann!“, seufzte ich und begann mir die Zähne zu putzen.
Aufgeregt wippte ich beim Gedanken an Samstag von einem Fuß auf den anderen. Trish hatte mir zähneknirschend verziehen, dass ich unseren Lieblings-McDonald’s mit Draco entweiht hatte und ich war froh, dass ich es getan hatte. Der Nachmittag war der absolute Wahnsinn gewesen. Mit ihm Zeit zu verbringen war einfach umwerfend! Mir fehlten die Worte, um das Gefühl zu beschreiben, das seine Anwesenheit in mir auslöste. Es war als verschwände alles um uns herum, als zählte nur noch, was zwischen uns passierte und nichts anderes. Der ganze Stress der letzten Wochen schien einfach so in weite Ferne zu rücken. Als hätte ich die Kiste erst jetzt endgültig in die „hinterste Ecke“ verfrachten können.
Und vor allem fühlte es sich so natürlich an. Es war nicht so als kannten wir uns schon seit Jahren, aber trotzdem war es so vertraut. Als wäre es vorherbestimmt.
Was meine Eltern wohl dazu gesagt hätten? Die Reaktion meiner Mutter konnte ich schon fast hören. „Ist er süß? Sieht er gut aus? Mach mal ein Foto!“ Ihr fröhliches Lachen hallte entfernt in meinem Kopf und ich nahm die Zahnbürste aus dem Mund. Erst als ich die Worte aussprach, wurde mir klar, was ich eigentlich tat.
„Ich hab noch nie einen so süßen Kerl getroffen und er hat die schönsten Augen und den knackigsten Hintern der Welt!“, lachte ich in die Leere des Badezimmers und fügte instinktiv die Antwort hinzu, die meinen Vater interessiert hätte. „Er ist Geheimagent oder so!“
Immer noch kichernd schob ich mir die ZahnbĂĽrste wieder in den Mund und fragte mich, ob ich jetzt vollkommen den Verstand verloren hatte.
Das fragte ich mich in letzter Zeit oft. Erst gestern hatte ich mich noch selbst ausgelacht. Da es Sonntag gewesen war und Draco keine Zeit gehabt hatte, war ich einfach zu Hause geblieben. Den ganzen Tag war ich in Schlafklamotten (auch nicht mehr als neulich Nacht) zwischen dem Bett, in dem ich las und dem Wohnzimmer, wo ich fernsah, hin und her gewandert. Als ich im Bett gelegen und in meinem Roman eine romantische Szene gelesen hatte, hatte ich doch tatsächlich dabei erwischt, wie ich mir vorstellte, wie Draco diese Sachen sagte!
Dieser Typ brachte mich einfach total aus dem Konzept. Die Krönung war ja gewesen, als er mir plötzlich eröffnet hatte, dass ich bei allem, was ich tat, „bezaubernd“ aussähe. Selbst jetzt errötete ich noch, wenn ich an seine Worte dachte.

Etwa eine Stunde später turnte ich durch die Wohnung, um alles einzusammeln, was ich brauchte, als das Telefon klingelte.
„Hallo?“, flötete ich in den Hörer und hoffte, dass es jemand war, dem ich etwas von Draco vorschwärmen konnte. Helen vielleicht.
„Schön, dass du auch mal zu erreichen bist“, ertönte die giftige Stimme, die meine gute Laune augenblicklich dem Erdboden gleichmachte. Verdammt. Ich hatte vergessen, sie zurückzurufen!
„Oh, guten Morgen, Tante Ruth“, stammelte ich und wickelte das Telefonkabel um meinen Zeigefinger. „Tut mir sehr Leid, dass ich mich nicht zurückgemeldet habe. Ich hatte … ein paar andere Dinge im Kopf.“
„Offensichtlich. Was auch offensichtlich ist, ist die Tatsache, dass dir nicht klar zu sein scheint, dass ich nach wie vor für dich verantwortlich bin. Auch, wenn du beschlossen hast, dass meine Gesellschaft zu unerträglich ist, um weiterhin meine Großzügigkeit zu beanspruchen.“
„Nein, wie kommst du denn darauf?“ Erschrocken suchte ich nach einem Weg, meiner Tante klarzumachen, dass sie falsch lag. „Du bist nicht unerträglich. Ich habe dir doch mehrmals erklärt, was mich dazu gebracht hat, aus dem Haus auszuziehen.“
„Ja, deine Gründe hast du mir ausführlich dargelegt“, kam es mit noch immer kalter, geradezu abfälliger Stimme zurück. „Warum ist es dann zu viel verlangt, dass man zwei Minuten seiner wertvollen Zeit opfert, um mich zurückzurufen? Was gab dir das Gefühl, dass dieser Anruf verzögert werden durfte?“
„Wie gesagt, ich habe nicht mehr daran gedacht. Ich habe deinen Anruf nicht absichtlich ignoriert, Tante Ruth.“ Als ich merkte, dass meine Hand zitterte, löste ich sie vom Kabel und ballte sie zu einer Faust, um das beben unter Kontrolle zu bekommen. Sie glaubte mir nicht. Sie ließ sich nie von etwas anderem überzeugen, wenn sie sich bereits eine Meinung gebildet hatte.
„Dein Verhalten ist inakzeptabel, seit du hier ausgezogen bist und ich lasse mich nicht länger so respektlos behandeln. Dir ist doch bewusst, was mit dir passiert wäre, wenn ich dich nicht aufgenommen hätte, oder?“
Natürlich war mir das bewusst. Ich wäre zu irgendwelchen anderen Verwandten gekommen, denn meine Familie war nicht klein. Aber Tante Ruth hatte darauf bestanden, die Tochter ihrer jüngeren Schwester zu sich zu nehmen und natürlich hatte nie etwas dagegen gesprochen. Doch manchmal hatte ich mir gewünscht, ich hätte zu Onkel Ben in die USA ziehen können. Oder zu meiner Großmutter in Manchester.
„Du weißt, dass ich dir für alles dankbar bist, was du für mich getan hast“, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Langsam begannen meine Augen zu brennen. Warum tat sie das?
„Nein, das bist du nicht!“, spie sie in den Hörer. „Wenn du mir dankbar wärst, hättest du auf meinen Anruf reagiert. Dass ich vielleicht ausnahmsweise Hilfe von dir brauchte, kam dir wohl nicht in den Sinn. Als ich dich in jener Nacht von der Polizeistation abgeholt habe, hätte ich mir nie träumen lassen, dass aus die eine so undankbare, egoistische –“
„Hör auf!“, kreischte ich sie plötzlich an, weil ich mich nicht länger halten konnte. „Du hast doch überhaupt keine Ahnung, wie diese Nacht war! Wie kannst du mich dafür verurteilen, dass ich nicht mehr in diesem Haus leben will? Wie kannst du mir Egoismus unterstellen, wenn du die Umstände nicht kennst? Wie kannst du so mit mir reden, wo du doch genau weißt, wie es mir geht?“
Erst als ich den Hörer mehr aufknallte als auflegte, verließ ein Schluchzen meine Lippen und ich ließ mich auf das Sofa sinken. Vollkommen fassungslos darüber, wie das Telefonat mit meiner Tante verlaufen war, strich ich mir die Haare aus dem Gesicht und ließ die Tränen einfach über mein Gesicht laufen. Warum hatte sie anrufen müssen? Warum hatte sie so mit mir geredet? Warum hatte sie wieder in der Vergangenheit wühlen müssen? Sie würde niemals aufhören, mich daran zu erinnern und so konnte ich dem Leid nie entkommen.
Diesen Schmerz in meiner Brust hatte ich in den letzten Tagen so selten gespürt, dass es mir vorkam als schlug er nun mit doppelter Wucht zu. Mit einem Schlag fühlte ich mich vollkommen kraftlos, unfähig mich zusammenzureißen. Mein Körper zuckte unkontrolliert vor Schluchzern, die Tränen strömten unaufhaltsam über meine Wangen und tropften auf den Sofabezug, als ich mich langsam hinlegte und meine Wange an den weichen Stoff schmiegte.
Die Vorstellung, jetzt aufzustehen und zur Uni zu gehen, war geradezu absurd. Woher sollte ich die Kraft dazu nehmen?

Als ich wieder wach wurde, sah ich mich verwirrt um, weil ich etwas erwartete, das mich geweckt hatte, konnte allerdings nichts entdecken. Erschöpft ließ ich meinen schweren Kopf wieder auf einem der Kissen nieder. Es war als wachte ich nach einer durchzechten Nacht auf; mein Schädel dröhnte, meine Kehle war trocken und meine Augen brannten.
Ich strich mir die Haare aus dem mit Tränen verklebten Gesicht und zuckte leicht zusammen, als es an der Tür klopfte. War das etwa Tante Ruth? Ängstlich erhob ich mich und ging mit taubem Körper zur Haustür. Ich hatte keinerlei Lust, mich dieser Frau schon wieder zu stellen, aber ich wusste, dass es nur schlimmer werden würde, wenn ich die Tür nicht öffnete.
Ich schloss die Augen, atmete tief ein und öffnete die Tür.
Mir blieb fast die Luft weg als meine Augen auf Dracos besorgten Blick trafen.
„Was machst du denn hier?“, keuchte ich verblüfft und verfluchte insgeheim die Tatsache, dass ich immer vollkommen unmöglich aussah, wenn ich ihm die Tür aufmachte.
„Ich liebe diese Frage“, meinte er grinsend und machte einen Schritt auch mich zu, um mich zu küssen. Als sich seine Arme an meine Hüfte legten und seine Lippen meine berührten, setzte mein Herz einen Schlag aus und in meinem Körper breitete sich plötzlich wieder Gefühl aus. Es war so selbstverständlich. Dieses Gefühl schien schon völlig zu mir zu gehören. Ohne sich von mir zu lösen, schob er mich zurück in die Wohnung, bis ich mit dem Rücken an die Wand im Flur stieß und schloss mit einer Hand die Tür.
„Was ist mit dir los?“, fragte er, nachdem wir aufgehört hatten, uns zu küssen und sah mich noch immer besorgt an. Unter seinem Blick schien ich zu schmelzen, am liebsten hätte ich mich nur dem Gefühl hingegeben, von ihm so angesehen zu werden und seinen Daumen auf meinen Wangen zu spüren, als er versuchte, die Katastrophe wieder in ein Gesicht zu verwandeln. Aber ich wusste, dass er eine Antwort erwartete.
„Ach, es geht schon wieder“, winkte ich ab. „Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit meiner Tante, aber so etwas kommt ja vor.“
„Ich glaube dir kein Wort“, murmelte er, bevor er mich wieder küsste. Gierig schmiegte ich mich an ihn, vergrub meine Hand in seinen Haaren, um möglichst viel von ihm zu spüren. Es tat so gut, wie seine Küsse mein Hirn vernebelten, die finsteren Gedanken vertrieben, dass ich wünschte, wir könnten den ganzen Tag so verbringen.
Als Mann konnte er natürlich nicht anders als auf meine Leidenschaft zu reagieren. Der Kuss wurde fordernder als wüsste er genau, wie er meinen Verstand vollkommen leer fegen konnte. Langsam zog ich ihn mit mir, während ich rückwärts zurück ins Wohnzimmer steuerte, sodass wir schließlich auf das Sofa sanken. Zwar befanden wir uns noch nicht in der Horizontalen, aber was nicht war, konnte ja noch werden. Sanft drückte ich ihn gegen die Seitenlehne und küsste ihn weiter, bis wir uns schließlich von einander lösen mussten, um zu Atem zu kommen.
„Wir können natürlich gerne weiter so weitermachen – ich bin der letzte, der etwas dagegen hätte – aber du schmeckst irgendwie salzig“, keuchte er schelmisch grinsend und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Sein Blick strahlte allerdings noch immer Sorge aus.
Verlegen lachte ich ĂĽber mich selbst und lehnte mich wieder ein wenig zurĂĽck. Ich benahm mich mal wieder absolut idiotisch. Aber es fĂĽhlte sich so gut an. So viel besser als Selbstmitleid und Trauer.
„Wenn du nicht mit mir darüber sprechen willst, ist das okay. Sag mir nur –“
„Nein, das ist es nicht“, versicherte ich ihm schnell und versenkte bei dem Versuch, zu klaren Gedanken zu kommen, die Hände in meinen Haaren. Sollte ich ihm jetzt wirklich alles erzählen? Oder würde ich ihn mit der Geschichte vergraulen? Ich war auch nicht sonderlich scharf auf seine Reaktion, denn ich hatte schon viele erlebt und die einzige, die nicht alles noch schlimmer gemacht hatte, war Trish. Ich konnte mich noch genau daran erinnern, wie wir als Vierzehnjährige auf dem Bürgersteig gesessen hatten und sie mich wortlos in ihre Arme gezogen hatte. Ohne auch nur ein Wort zu sprechen hatten wir fast eine halbe Stunde gemeinsam geweint, bis ich mit den Polizisten hatte mitfahren müssen.
Wie wĂĽrde Draco reagieren?
Ich sah wieder in sein Gesicht und merkwürdigerweise bestand für mich nicht der geringste Zweifel daran, dass ich ihm vertrauen konnte. Dass es keinen Grund gab, ihm alles vorzuenthalten. Er erwiderte meinen Blick ruhig und ich hatte das Gefühl, dass er sich wirklich um mich sorgte. Aber würde es etwas zwischen uns ändern, wenn ich es ihm erzählte? Ich wusste, wovor ich mich am meisten fürchtete.
„Bevor ich hierher gezogen bin, habe ich bei meiner Tante am Rand von London gelebt“, begann ich mit unebener Stimme und schob meine zittrigen Hände zwischen meine Oberschenkel. Ich musste es jetzt sagen. „Meine Eltern sind gestorben, als ich vierzehn war.“ Da war es. Wie oft hatte ich diesen Satz schon sagen müssen? Unzählige Male und doch war es immer wieder schwer, ihn über die Lippen zu bringen. Es war als klammerten sich die Silben hartnäckig an meiner Zunge fest, als könnten sie die Wahrheit so ungeschehen machen.
Die Reaktion auf diese Eröffnung war fast immer die gleiche. Die Leute rissen entsetzt die Augen auf, schlugen vielleicht sogar die Hand vor den Mund und starrten mich einige Augenblicke lang an, bevor das in ihre Augen trat, was ich am allerwenigsten ertragen konnte. Mitleid erschien auf ihren Gesichtern und sie blickten mich mit einem Ausdruck an, der mir wohl zeigen sollte, dass sie mein Leid nachfühlen konnten. Das konnten sie natürlich nie, denn diese entsetzliche Leere war jedem unbekannt, der noch nie einen solchen Verlust hatte hinnehmen müssen. Üblicherweise folgten ein „Tut mir Leid“ und eine tröstend gemeinte Umarmung oder etwas ähnliches, die die Situation aber nur noch mehr anspannten und das Ganze noch unerträglicher machten.
Draco ĂĽberraschte mich damit, dass er nichts dergleichen tat. Eine Reaktion wie die seine erlebte ich zum ersten Mal.
Auf seinem Gesicht spiegelte sich Überraschung wider, die nichts mit dem Schock zu tun hatte, dass ich meine Eltern verloren hatte. Es zeigte mir, dass er wirklich nicht damit gerechnet hatte, so etwas zu hören. Bevor ich mir aber nähere Gedanken darüber machen konnte, was dieser Ausdruck zu bedeuten haben konnte, senkte er plötzlich den Blick und starrte einige Augenblicke lang vor sich hin. Kurz war ich versucht, ihm zu fragen, was ihm durch den Kopf ging, aber ich hielt den Mund. Offenbar hatte mein Geständnis irgendeinen Gedanken bei ihm wachgerufen, den er vor mir verstecken wollte, denn sonst hätte er den Blick wohl nicht abgewandt.
Ich spürte, wie mir wieder Tränen in die Augen stiegen und über meine Wangen liefen. Mit einer energischen Bewegung wischte ich sie einfach weg. Ich wollte nicht vor ihm weinen. Das war natürlich idiotisch, denn ich gab gerade meine empfindlichste Stelle Preis, aber irgendwie widerstrebte es meinem Stolz, dass ich vor ihm in Tränen ausbrach.
Sofort blickte er wieder in mein Gesicht und er sah irgendwie aus, als hätte er ein schlechtes Gewissen. Warum sollte er sich schlecht fühlen? Er war doch hier und tröstete mich. Ihm musste doch klar sein, dass seine Anwesenheit mir half. Oder nicht?
Ohne ein Wort zu verlieren, das seine Reaktion erklärt oder das, was ich ihm soeben anvertraut hatte, kommentiert hätte, zog er mich in seine Arme und drückte mich an sich.
„Ich bin für dich da, okay?“, flüsterte er mit heiserer Stimme und ich nickte benommen.
„Ich habe sie gefunden“, krächzte ich nach einigen Augenblicken unbehaglichen Schweigens. Darauf kam keine Reaktion und ich fragte mich, welchen Ausdruck sein Gesicht wohl jetzt tragen mochte. Die Erinnerung an das, was ich erzählte, war so heftig, dass ich nicht wusste, wie ich es über mich bringen sollte, die Worte auszusprechen. Das war der Teil, den ich normalerweise niemandem erzählte, denn niemand war so dreist, nähere Fragen zu stellen. Dennoch konnte ich nun, da ich begonnen hatte, nicht mehr aufhören. Ich ließ die Worte einfach hervorsprudeln, ohne lange darüber nachzudenken. Angeblich tat es doch auch nicht so weh, wenn man ein Pflaster in einem Ruck abzog.
„Ich habe bei Trish übernachtet und als ich mittags nach Hause kam, lagen sie einfach im Wohnzimmer. Als wären sie einfach umgefallen. Später hat man gesagt, dass sie an einem Herzinfarkt gestorben seien.“ Mir entfuhr ein Geräusch, bei dem ich mir nicht sicher war, ob es ein Schnauben oder ein Schluchzen war.
„Beide? Zur gleichen Zeit? Das hätte ich damals vielleicht sogar geglaubt, wenn ich nicht ihre Gesichter gesehen hätte.“
Bei der Erinnerung musste ich doch wieder inne halten. Mein Herz schien sich wie bei einem Muskelkrampf schmerzhaft zusammenzuziehen, sodass mir für einen Augenblick die Luft wegblieb. Keuchend drückte ich mich an Draco als könnte der Körperkontakt den Schmerz lindern. An der Stirn spürte ich, wie er mich sanft küsste und die Berührung war so wunderbar, dass ich wieder zu Atem kam.
„Sie sahen so entsetzt aus. Als hätten sie soeben etwas unglaublich Schreckliches gesehen. Wie oft habe ich mich gefragt, was das wohl gewesen sein konnte. Was das letzte war, was sie gesehen haben.“
Eine Weile herrschte Schweigen, während dessen ich versuchte, den Tränenfluss zu stoppen.
„Und worüber hast du dich mit deiner Tante gestritten?“, fragte er schließlich überraschenderweise. Den Streit mit Tante Ruth hatte ich schon ganz vergessen. Dabei war dieser der Auslöser für all das hier gewesen.
„Also, ich habe ja etwa vier Jahre lang bei ihr gelebt und vor ein paar Tagen hat sie angerufen, als ich noch geschlafen habe. Ich habe vergessen, sie zurückzurufen und sie war … nicht besonders erfreut.“
„Und weiter?“
„Sie hat ein paar unschöne Sachen über Früher gesagt und so alles wieder aufgewühlt.“ Ich zögerte. „Und behauptet, ich sei undankbar und egoistisch.“
Erst jetzt, wo ich es aussprach, wurde mir erst bewusst, wie sehr mich ihre Worte verletzt hatten. Zunächst hatte ich gedacht, die Erinnerung an früher war der einzige Grund für meinen Zustand, aber das stimme nicht ganz. Es nahm mich mit, dass sie so über mich dachte.
„Du bist ganz sicher keins von beidem“, sagte Draco bestimmt. „Ich weiß, dass ich dich noch nicht besonders lange kenne, aber irgendwie habe ich einen ganz anderen Eindruck von dir.“
Verblüfft hob ich den Kopf, um sein Gesicht sehen zu können. In meinem Magen breitete sich ein wunderbar Schwindel erregendes Gefühl aus, als unsere Blicke sich trafen.
„Was für einen Eindruck hast du denn von mir?“ Meine Stimme klang lächerlich brüchig.
„Ich habe den Eindruck, dass du durch und durch aufrichtig bist“, meinte er mit ungewohntem Ernst. Beim folgenden Satz flackerte irgendetwas in seinen Augen auf, aber ich konnte es nicht einordnen. „Das kann man nicht von jedem behaupten.“
„Danke“, stammelte ich, weil ich keine Ahnung hatte, was ich darauf erwidern sollte und legte meinen Kopf wieder an seine Brust.
„Gut, dass mein T-Shirt schwarz ist, sonst würde meine Mutter mich bestimmt fragen, was die schwarzen Flecken darauf sollen.“
Unwillkürlich musste ich lächeln und wischte mir mit dem Handrücken die Tränen vom Gesicht.
Am liebsten wäre ich auf der Stelle eingeschlafen. Ich fühlte mich so ausgelaugt. Eine ganze Weile hatte ich schon nicht mehr zugelassen, dass ich so schwach war; dass ich mich so gehen ließ. Es schien als hätte das meine ganze Willenskraft gefordert und als hätte mich meine Kraft heute vollends verlassen.
Fast schämte ich mich vor mir selbst, weil ich zugelassen hatte, dass es so weit kam. Aber im Moment war ich einfach nur unendlich froh und dankbar, dass Draco bei mir war und mich im Arm hielt.


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