Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Calling Destiny - Bubbly

von angeltear

I've been awake for a while now
you've got me feelin like a child now
cause every time I see your bubbly face
I get the tinglies in a silly place

[Colbie Callait - Bubbly]


Die Türklingel riss mich brutal aus meinen wunderschönen Träumen von einem All-you-can-eat-Buffet bei McDonald’s für nur zwei Pfund und hinreißenden, jungen Typen, die sich darum stritten, wer sich zu mir an den Tisch setzen durfte. Stöhnend wälzte ich mich auf den Bauch und versuchte das schrille Geräusch, das meinen Seelenfrieden störte, einfach zu ignorieren. Völlig unmöglich.
Leise vor mich hinfluchend rollte ich mich aus dem Bett, stampfte zur Tür und öffnete diese mit einer hoffentlich bösartigen Miene. So eine Frechheit! Dann stand nicht einmal jemand vor der Tür, dem ich den bösen Blick zuwerfen konnte!
„Willst du mich verarschen?“, murrte ich die Leere an. Das konnte ja wohl nicht wahr sein! Unendlich genervt schlug ich die Tür wieder zu, rauschte zurück in mein Zimmer und schmiss mich aufs Bett, wo ich mich augenblicklich wieder entspannte. Mein gutes altes Bett…
Auf einmal ertönte das schrille Klingeln ein weiteres Mal. Ich riss ungläubig die Augen auf und wartete drei Sekunden ab. Als ich dann nicht nur immer noch wütend war, sondern sogar die Lust verspürte, gewalttätig zu werden, sprang ich auf, stürmte durch die Wohnung und riss abermals die Tür auf, vor der natürlich wieder niemand stand. Irgendein dämlicher Vollidiot war also unten und klingelte mich um diese Zeit einfach aus dem Bett! Das waren bestimmt irgendwelche blöden Kinder, die um Mitternacht nichts Besseres zu tun hatten, als arme Rachels aus dem Bett zu klingeln! Na, die konnten was erleben!
Entschlossenen Schrittes stapfte ich – barfüßig wohlgemerkt – am immer noch defekten Aufzug vorbei und flog beinahe die Treppe hinunter, um so schnell wie möglich auf die Übeltäter eindreschen zu können.
Als ich endlich unten angekommen war, riss ich die Haustür auf, die mich von meinem Opfer trennte und blieb wie angewurzelt stehen.
Sämtliche Wut war schlagartig verschwunden, als ich voller Verwunderung in das Gesicht von Draco Malfoy starrte.
„Äh“, stellte ich meine Intelligenz unter Beweis.
„Hi“, sagte er vorsichtig. Er schien sich nicht ganz sicher zu sein, was er sagen sollte und vielleicht sah ich auch einfach nur so bekloppt aus, dass er sich fragte, ob mein Gehirn überhaupt Luft bekam.
„Was machst du denn hier?“, fragte ich, als ich meine Sprache endlich wieder gefunden hatte.
„Ist das deine Lieblingsfrage?“, entgegnete er sichtlich über meine Verwirrung amüsiert und grinste selbstgefällig.
„Hast du nichts Besseres zu tun als mich zu verfolgen?“, entgegnete ich schnippisch und stemmte meine rechte Hand in die Hüfte, um ihn eindrucksvoller taxieren zu können.
Unbeeindruckt ließ er seine Hand in seine Hosentasche gleiten, um ein roséfarbenes Etwas herauszuziehen, was sich bei näherem Hinsehen als mein Portemonnaie herausstellte.
„Was kann ich dafür, dass du deinen Kram herumliegen lässt?“, fragte er und wedelte mit dem Portemonnaie vor meinem Gesicht herum.
Irritiert schaute ich von Draco zu seiner Hand und wieder zurück. Warum war mein Portemonnaie bei ihm und nicht bei mir, wo es hingehörte? Und warum hatte ich nicht gemerkt, dass es nicht da war?
„Woher hast du das?“
„Wo hast du es verloren?“
Ich rang mit mir und überlegte fieberhaft, gab aber schließlich auf. Mit einer raschen Bewegung entriss ich ihm mein Eigentum und begann gleich, seinen Inhalt zu überprüfen. Nichts fehlte.
„Danke“, flüsterte ich und verlor somit das Frage-Gegenfrage-Spiel.
„Gern geschehen“, erwiderte er jetzt noch breiter grinsend, sodass mein Herz schon wieder verrückt spielte. Für einige Momente sahen wir uns in die Augen und es war als wäre irgendetwas in der Luft. Ich hörte nichts als meinen unregelmäßigen Herzschlag und sah nichts als das kühle Grau seiner Augen.
„Ähm, ich geh dann mal wieder nach oben“, stotterte ich schließlich und riss mich von seinem Blick los. „Danke noch mal.“
„Bitte.“ Irgendwie klang seine Stimme so gar nicht verunsichert. Warum hatte das ganze nur auf mich so einen verwirrenden Effekt? Er klang sogar richtig selbstzufrieden.
Ich wandte mich um, um wieder ins Treppenhaus zu gehen, musste aber feststellen, dass die Tür zu war. Wie versteinert stand ich da und starrte sie an als würde sie sich so von alleine öffnen. Automatisch drückte ich mit der Hand dagegen, obwohl ich eigentlich schon wusste, dass sie nicht zurückweichen würde. Ich dumme Nuss hatte mich ausgeschlossen!
„So ’ne Scheiße!“, keuchte ich verzweifelt und ließ meine Stirn gegen die Tür sinken. Ich hatte ja nicht mal gemerkt, dass ich die Türschwelle übertreten hatte! Wann war das passiert? Dieser Typ machte mich ganz wirr im Kopf!
„Wo ist das Problem? Klingel doch einfach.“, ertönte es neunmalklug hinter mir.
„Und wer soll mir öffnen? Das Geschirrtuch?“
„Was hast du denn für Geschirrtücher, dass die dir nicht mal die Tür aufmachen können? Die würde ich aber umtauschen!“
Unwillkürlich musste ich über diese Aussage lachen und drehte mich verlegen wieder um.
Draco hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und sah mich amüsiert grinsend an. Erst jetzt wurde mir klar, dass ich hier in Boxershorts und einem Top, auf dem irgendwo ein Soßenfleck war, vor diesem heißen Typen herumstand, meine Haare nicht gekämmt und meine Zähne nicht geputzt waren. Es fehlte nur noch, dass ein kleines Kind auf einem Dreirad vorbeifuhr, mit dem Finger auf mich zeigte und „Haha, wie peinlich!“ rief. Verdammt! Okay, nicht in Panik ausbrechen! Ich könnte ihn mit dem Portemonnaie K.O. schlagen und wegrennen. Er würde sich bestimmt nicht an meinen peinlichen Auftritt hier erinnern!
„Und was hast du jetzt vor?“, fragte er mich plötzlich.
Verwirrt starrte ich ihn an; das war eine gute Frage. Was sollte ich jetzt tun? Immerhin stand ich hier in einem lächerlichen Aufzug mitten in der Nacht vor der Tür herum und kam nicht rein! Und wessen Schuld war es mal wieder? Meine, denn ich war ja so verdammt schlau und nahm keinen Schlüssel mit! Andererseits war es aber auch Dracos Schuld, denn er hatte geklingelt wie ein Bekloppter! Hätte er das nicht getan, hätte ich ja nicht herunterkommen müssen, um ihm in den Arsch zu treten und außerdem hatte ich ihm ja jetzt nicht einmal in den Arsch getreten! Höchste Zeit, das nachzuholen!
„Was ich jetzt vorhab’?“, zeterte ich los und freute mich innerlich über den Ausdruck der Überraschung, der angesichts meines plötzlichen Stimmungswechsels auf seinem Gesicht erschien. „Ich muss jetzt – wer weiß, wie lange – hier ’rumwarten, bis jemand nach Hause kommt, der mir die Tür aufmachen kann, was in einer halben Stunde oder aber auch erst nächstes Weihnachten der Fall sein kann. Da diese Katastrophe eindeutig dein Verdienst ist, wirst du mit mir versauern, damit es wenigstens jemand mitbekommt, wenn ich erfriere oder ausgeraubt oder vergewaltigt werde. Klar soweit?“
Ich beendete meinen kleinen, eindrucksvollen Vortrag mit einem Zitat meines Lieblingspiraten Jack Sparrow und sah Blondie erwartungsvoll an. Er schien immer noch vollkommen überrumpelt von meiner Ansprache zu sein, was bedeutete, dass sie ihren Zweck erfüllt hatte.
„Okay“, antwortete er vorsichtig, als wäre er sicht nicht ganz sicher, was die geforderte Reaktion war und ob er diese Forderung überhaupt erfüllen wollte.
„Gut!“, flötete ich und ließ mich auf die oberste der drei Stufen nieder, die vor der Haustür angebracht waren. Ich hatte nie erkannt, warum der Eingang nicht einfach auf der gleichen Höhe wie der Boden sein konnte, aber jetzt wusste ich es. Damit man sich hinsetzen konnte, wenn man sich ausgesperrt hatte.
Ich blickte auf, um Dracos Gesicht sehen zu können und stellte fest, dass er ebenso in meins blickte. Natürlich war hier nicht wirklich etwas anderes, was er hätte ansehen können, aber dennoch schien es als rutschte mir das Herz einmal in den Magen und genauso schnell wieder nach oben an seinen Platz. Wir sahen uns einige Momente wortlos in die Augen, bis er Mitleid mit meinem Herz hatte und den Blickkontakt abbrach, um einen Blick auf die Umgebung zu werfen. Diesen Augenblick nutzte ich, um ihn verstohlen zu mustern.
Er war vollkommen in Schwarz gekleidet, was ich normalerweise ziemlich lächerlich fand, aber ihm stand es gut. Die Hose hing lässig auf seiner Hüfte und kurz zog ich in Erwägung, ihn darum zu bitten, sich umzudrehen, sodass ich seinen Hintern begutachten konnte. Glücklicherweise sah er mich dann aber wieder an und ich riss meinen Blick von seinem Körper los.
„Es ist ja echt nett von dir, dass du mir mein Portemonnaie gebracht hast“, fing ich an, als das Schweigen mir langsam drückend erschien. „Aber warum kommst du mitten in der Nacht vorbei?“
Draco verlagerte sein Körpergewicht vom einen auf das andere Bein und versuchte, die Lässigkeit durch ein Schulterzucken wieder herzustellen. „Ich konnte sowieso nicht schlafen.“
„Ich schon“, stichelte ich und bemühte mich um eine möglichst böse Miene.
„Willst du etwa behaupten, Schlafen sei besser als mit mir hier herumzustehen?“
„Ja“, maulte ich und verschränkte die Arme vor der Brust, in der Hoffnung, dass mir etwas wärmer würde. Inzwischen war mir mein Aufzug nicht mehr nur unangenehm, mir war auch kalt. Wenigstens trug ich einen BH, sonst wäre es wohl noch peinlicher geworden.
„Hey, sei lieber froh, dass ich hier meine wertvolle Zeit für dich opfere“, tadelte er mich mit den gleichen Worten, die ich wenige Tage zuvor selbst gebraucht hatte. In einer fließenden Bewegung lehnte er sich mit der Schulter an die Hauswand und grinste auf mich herab.
„Na gut“, räumte ich ein. Wenn ich nun schon einmal festsaß, konnte ich wirklich froh sein, dass ich nicht alleine hier herumlungern musste. „Irgendwie scheine ich dich ja nicht loswerden zu können.“
„Wie bitte?“ Er ließ ein scheinbar gut trainiertes Schnauben hören. „Du verfolgst mich doch!“
Ich lachte gekünstelt auf. „Ich klingle nicht mitten in der Nacht bei dir!“
Er dachte einen Augenblick nach. „Hast gewonnen.“
„Juhu!“, stieß ich lachend hervor und streckte die Arme in Siegerpose in die Luft. Ich hatte lange keine so amüsanten Wortgefechte mehr erlebt. Im Grunde unterhielten wir uns nur über Schwachsinn, aber es machte Spaß. Jede Müdigkeit war wie weggeblasen.
„Bist du eigentlich oft im ’New Moon’?“, fragte er nun und überrascht mich mit so einer Smalltalkfrage.
„Nee, das war das erste Mal“, antwortete ich und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. „Aber meine Freundin war schon ein paar mal dort, und du?“
„Ich war auch zum ersten Mal da.“
Die Frage, warum er allein in der Bar gewesen war, brannte mir auf der Zunge, aber ich hielt es für keine gute Idee, sie tatsächlich auszusprechen. Zu deutlich war mir noch in Erinnerung, wie unglücklich er gewirkt hatte. Bei unserem anderen Treffen war das allerdings ganz anders gewesen. Zwar schien er generell keine Frohnatur zu sein, aber zumindest hatte ihn weder im Hausflur noch auf der Straße diese Aura der Verzweiflung umgeben. Spontan fiel mir unser letztes Gespräch ein.
„Scheiße“, kicherte ich. „Jetzt bist du ja doch irgendwie der Held, der mich rettet. Die arme, hilflose Rachel, die halbnackt vor ihrer Haustür sitzt und der tapfere, selbstlose Draco, der sie vor der bösen Dunkelheit beschützt!“
Ein wenig verblüfft sah er mich an, bis auch sein Mundwinkel zuckte. Als ich mich nach einigen Augenblicken wieder beruhigt hatte, fragte er mich plötzlich:
„Hast du eigentlich ein Lieblingswort?“
Das war ja mal eine coole Frage! Der Junge hatte Stil!
„Ähm.“ Kurz zögerte ich, entschied mich dann aber, es einfach zu sagen. „Superkalifragilisikexpialigetisch!“
„Wie bitte?“
Grinsend wiederholte ich das Kultwort aus meiner Kindheit und ließ mich nicht von seinem Blick irritieren, der mir das Gefühl geben sollte, ich habe nicht mehr alle Nadeln an der Tanne. „Was ist dein Lieblingswort?“
Wieder zuckte sein Mundwinkel verdächtig. Konnte er eigentlich auch richtig lachen?
„Scheiße.“
„Wie … originell!“
„Naja, in der letzten Zeit ist es mir so oft entfahren, dass es irgendwie mein Lieblingswort geworden ist.“ Er zuckte mit den Schultern als wäre es vollkommen normal, dass man merklich oft fluchte. Nicht, dass ich ein Blatt vor den Mund nahm, aber er schien das Wort wirklich ungewöhnlich oft zu benutzen, wenn es sogar ihm selbst auffiel.
„Mit wem wohnst du hier eigentlich?“, fragte er, als wollte er das Thema wechseln, wobei er auf das Klingelschild schielte, auf dem mein Name stand.
„Mit meinem Freund. Tom.“
Oh mein Gott! Warum hatte ich das gesagt? Ich kannte nicht einmal einen Tom, es sei denn, man zählte Disneys Kultkater dazu! Draco starrte mich an und ich hatte keine Ahnung, was er dachte.
„Du lügst“, stellte er schlicht fest, ohne seine Augen von mir abzuwenden. Sein Blick brachte mich so aus der Fassung, dass ich die Hände fast vor mein Gesicht geschlagen und wie eine Dreizehnjährige gequietscht hätte.
„Ja, okay, ich wohne hier mit meiner besten Freundin Trish“, gab ich zu. „Sie war am Samstag auch im ’New Moon’.“
„Die, die nicht mehr laufen konnte?“
„Nein, das war Helen.“ Bei der Erinnerung musste ich leise auflachen. „Trish ist die mit den schwarzen Haaren.“
Es widerstrebte mir, meine beste Freundin einfach anhand ihrer Hautfarbe zu charakterisieren, auch wenn er mit einer solchen Beschreibung wahrscheinlich mehr hätte anfangen können.
„Achso“, machte er aber und richtete seinen Blick auf die Straße, ohne etwas Bestimmtes anzusehen. Fröstelnd rieb ich meine Hände an meinen Oberarmen, in der Hoffnung, so ein wenig Wärme erzeugen zu können. Dafür, dass es tagsüber bereits ziemlich warm wurde, war es nachts noch überraschend frisch. Dracos Blick fiel wieder auf mich.
„Willst du meine Jacke haben?“
Unwillkürlich fiel mir Alex ein, der mir am Abend zuvor genau hier die gleiche Frage gestellt hatte.
„Ähm-“
Auch er wartete nicht lange ab, was ich antworten würde, sondern streifte sich in einer Bewegung die Jacke ab, die man nur als elegant bezeichnen konnte. Fasziniert sah ich auf seine Hände, mit denen er mir die Jacke schließlich hinhielt, statt wie Alex selbst Hand anzulegen. Ich war mir nicht sicher, warum das so einen Unterschied machte, aber es beeindruckte mich irgendwie.
„Dankeschön“, nuschelte ich verlegen und schlüpfte in seiner zwar recht dünne, aber warme Jacke. Sie ist warm, weil sie an seinem Körper war. Obwohl er meine Gedanken unmöglich hören konnte, spürte ich, wie meine Wangen heiß wurden. Was dachte ich bloß wieder für Sachen?
„Kein Problem. Immerhin ist es ja schon meine Schuld, dass du dir jetzt den Arsch abfrieren musst.“
„Stimmt“, stimmte ich lächelnd zu und zog die Jacke enger um meiner Oberkörper. Obwohl Draco ziemlich dünn war, war die Jacke doch wesentlich größer als meiner eigene und bedeckte sogar einen Teil meiner Oberschenkel, worum ich sehr froh war. Erst jetzt fiel mir auf, dass er der Tatsache, dass ich kaum etwas trug, keinerlei Beachtung geschenkt hatte. Oder ich merkte es nur nicht.
„Du hast gesagt, du konntest nicht schlafen“, setzte ich an und sah wieder zu ihm auf, um festzustellen, dass er wieder auf die Straße blickte. „Was hat dich wachgehalten?“
Er schien kurz zu zögern und mir wurde klar, dass das eine ziemlich persönliche Frage war.
„Tut mir Leid, so etwas fragt man nicht.“
„Nein, schon okay“, erwiderte er, beantwortete die Frage allerdings trotzdem nicht. Unsicher senkte ich den Blick wieder und betrachtete den blassen Nagellack in Apricot, der langsam begann, von meinen Zehennägeln abzublättern. Dabei hatte ich ihn erst gestern aufgetragen.
„Mir gingen einfach zu viele Dinge durch den Kopf, als dass ich hätte schlafen können.“
Ãœberrascht sah ich wieder auf, um seinen Blick zu treffen, doch er starrte noch immer in die Dunkelheit.
„Das geht mir auch oft so“, antwortete ich und fragte mich, warum ich ihm das eigentlich erzählte. „Und wenn ich dann doch einschlafe, träume ich irgendeinen Schwachsinn, dessen Sinn ich nicht begreife oder ich habe Albträume.“
Langsam wandte er den Kopf wieder in meine Richtung und nickte. „Genau.“
Für einen kurzen Augenblick schien die Verzweiflung, die ich vor einigen Tagen in seinen Augen gesehen hatte, wieder sichtbar zu werden, doch dann wurde er von etwas abgelenkt. In einer raschen Bewegung zuckte sein Kopf wieder in die Richtung, in die er zuvor gesehen hatte und sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Irritiert folgte ich seinem Blick und entdeckte, dass der Nachbarshund Jimmy die Straße entlangtippelte und uns mit seinen treuen Augen ansah.
Draco gab ein eigenartiges Schnauben von sich, das mich eher an einen Hund erinnerte, der einen Konkurrenten in seinem Gebiet erblickte. Wer war denn hier bitte der Hund?
„Was ist denn mit dir los?“
„Mit dieser Misttöle habe ich schon Bekanntschaft gemacht“, knurrte er und schoss einen weiteren giftigen Blick auf den armen Jack Russel Terrier, der uns immer näher kam. Mit einem fast feindseligen Ausdruck stieg Draco auf die unterste der Stufen von der Haustür als müsse er das kleine Hündchen um noch mehr als fast zwei Meter überragen und setzte sich schließlich neben mich auf die oberste Stufe, als er sah, dass Jimmy unbeteiligt von dannen zog.
„Was war denn das?“, fragte ich mit unverhohlenem Spott in der Stimme. Ich hatte noch nie jemanden gesehen, der sich wegen eines Hunds so lächerlich benahm.
„Das Vieh wollte mich letztens anpinkeln!“, stieß er entrüstet hervor und fuchtelte dabei ähnlich energisch mit den Händen in der Luft herum, wie er es an seinem ersten Arbeitstag im Hausflur getan hatte.
„Vielleicht fand er, dass du aussiehst wie ein Baum.“
„Schöner Baum“, fauchte er verächtlich. Ich konnte mir nicht erklären, warum, aber ich fand seine Aufregung wegen einer solchen Lappalie war einfach nur lustig. Mühsam brachte ich mein Kichern unter Kontrolle und hoffte, dass er nicht sauer war.
„Lachst du immer so viel?“, fragte er nach einigen Augenblicken des Schweigens. Merkwürdigerweise klang diese Frage gar nicht genervt oder sarkastisch, wie ich es erwartet hätte, sondern ehrlich interessiert.
„Hm“, machte ich. Darüber hatte ich noch nie nachgedacht. „An guten Tagen schon. Ich versuche dafür zu sorgen, dass jeder Tag gut ist.“ Wow, seit wann war ich so philosophisch?
„Und wie schaffst du das?“
Ich sah für die Zeit einiger Herzschläge lang in seine Augen, die gespannt auf meine Antwort von einem zum anderen meiner Augen hin und herzuckten.
„Ich denke, meine Freunde tragen eine Menge dazu bei“, sagte ich schließlich ehrlich. „Ohne sie sähe alles ganz anders aus.“
„Hm.“ Er nickte als habe er meine Worte zu Kenntnis genommen, aber nicht wirklich verstanden. Wie jemand, der eine fremde Sprache nicht verstand, aber aus Höflichkeit immer zustimmend nickte. Nachdenklich richtete er seinen Blick abermals auf die Straße und ich tat es ihm gleich.

Ich unterbrach die Anekdote aus meiner Kindheit, die ich gerade erzählte, als ich ein unverkennbares Klackern hörte. Das war Trish auf ihren High Heels. Verwundert griff ich nach Dracos Arm, um sein Handgelenk in meine Richtung zu drehen, musste aber feststellen, dass er keine Armbanduhr trug. Wie spät war es denn überhaupt? Wir saßen hier sicherlich schon länger als vier Stunden.
Trish kam summend ins Licht der nächsten Laterne und schien uns nicht zu bemerken. Sie sah vergnügt aus und nestelte verträumt in ihren Haaren herum.
„Morgen, Trish!“, rief ich ihr grinsend entgegen.
Erschrocken blieb sie stehen und griff sich mit der Hand an die Brust als sie mich erkannte.
„Jag mir doch nicht so einen Schreck ein!“
„Um diese Uhrzeit hätten dich ganz andere Gestalten erschrecken können!“, neckte ich sie in einem Ton, der meine echte Besorgnis überspielen sollte. Warum lief sie um diese Uhrzeit alleine nach Hause?
„Ach, ich bin da vorne an der Ecke aus dem Taxi gestiegen, wie immer!“, entgegnete sie und ich beruhigte mich ein wenig. Wir wohnten in einer Einbahnstraße und stiegen immer an der Straßenecke aus, damit Taxi nicht um den Block fahren musste und so die Fahrkosten in die Höhe stiegen.
Erst als Trish fast an der Tür war, sah sie Draco, der nichts mehr gesagt hatte, seit wir sie bemerkt hatten.
„Ach, sie mal einer an!“, rief sie aus und ein wissendes Grinsen breitete sich auf ihrem ohnehin fröhlichen Gesicht aus. „Wie geht’s so?“
„Gut und selbst?“
„So gut wie dir kann’s mir ja gar nicht gehen!“
Ich gab ihr den bösen Blick für diese Bemerkung, aber sie ignorierte mich.
„Warum sitzt ihr hier eigentlich ’rum?“
„Ich hab’ mich ausgesperrt“, gestand ich zerknirscht und verzog schmollend die Lippen.
Trish sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, bevor sie in lautes Gelächter ausbrach.
„So ein Scheiß kann auch echt nur dir passieren!“, gluckste sie und wühlte in ihrer großen Handtasche nach dem Haustürschlüssel. Ich war froh, dass sie nicht fragte, was Draco hier machte.
„Sehen wir uns morgen oder heute Abend – oder wie man das um diese Uhrzeit auch nennen will – im ’New Moon’?“
Überrascht sah ich Trish an, dann Draco. Er schien ähnlich überrumpelt zu sein wie ich, doch er fasste sich bald wieder.
„Gern.“
„Klasse, dann trinken wir mal einen zusammen!“, meinte sie strahlend und zog den Schlüsselbund triumphierend aus ihrer Tasche. Wir standen auf, sodass sie Zugang zur Haustür hatte und als sie diese aufgeschlossen hatte, drehte sie sich wieder zu Draco um.
„Man sieht sich.“
„Sicher.“
Dann wandte sie sich wieder an mich, nachdem ich schon begonnen hatte, mich überflüssig zu fühlen. „Hier halt die Tür, damit sie nicht wieder zufällt. Ich lass die Tür oben offen und warte in der Küche auf dich.“ Sie zwinkerte mir mit dem Auge zu, das Draco abgewandt war und ging ins Haus.
Ich stellte mich mit dem Rücken an die Haustür, sodass sie tatsächlich nicht mehr zufallen konnte und sah Draco an, der die Hände wieder in den Hosentaschen vergraben hatte.
„Ja, also, wir sehen uns dann wohl bald wieder“, stammelte ich, ahnungslos, wie ich mich von ihm verabschieden sollte. „Bye.“
Mit diesem dämlichen Abschluss wollte ich mich schon entfernen, als er die Hand gegen die Tür stemmte, damit sie nicht ins Schloss fiel.
„Ich bräuchte noch meine Jacke.“
„Achja!“, rief ich peinlich berührt aus; daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Widerwillig streifte ich die warme Jacke von meinen Schultern und gab sie ihm zurück. Kurz streiften sich unsere Finger, als er nach ihr griff und mein Herzschlag beschleunigte sich unsinnigerweise.
„Also, bis dann“, sagte er, drehte sich um und ging weg. Wie versteinert sah ich zu, wie die Tür sich schloss und konnte mich erst losreißen, als mir klar wurde, wie kalt mir ohne seine Jacke war.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 4. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Die Arbeit mit Steve Kloves war ein Genuss. Er ist fantastisch.
Alfonso Cuarón