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Fanfiction

Calling Destiny - Walk Away

von angeltear

Oh and it hurts my soul
Cause I can't let go
All these walls are caving in
I can't stop my suffering

[Christina Aguilera - Walk away]



Ich hockte schon so lange auf dem Boden, dass mir bereits die Knie schmerzten. Ächzend kramte ich in dem Chaos, das sich in den letzten Monaten am Boden meines Schlafzimmerschranks angesammelt hatte und schmiss ab und zu ausgewählte Dinge über meinen Kopf hinweg aufs Bett, weil ich sie irgendwo hinpacken wollte, wo ich sie auch finden konnte. Bisher war ein Stiefel darauf gelandet, dessen bessere Hälfte sich auch irgendwo im Krisengebiet befinden musste, genau wie eine DVD-Mappe mit verschiedenen Teeniefilmen, eine Pinzette und einige Haargummis.
„Wo ist dieses beschissene Teil denn?“, fauchte ich und zog die Hände aus dem Berg, um mir die Haare aus dem Gesicht zu streichen. Der Blick aus dem Fenster hob meine Laune nicht sonderlich, denn das Wetter schien toll zu sein. Es dämmerte langsam und der Himmel sah einfach umwerfend aus, während ich hier in meinem Zimmer hockte und in nutzlosem Krempel nach der Gebrauchsanweisung für die Musikanlage wühlte! Das kam davon, wenn Aufräumen für einen bedeutete, alles auf dem Boden liegende einfach in den Schrank zu werfen und die Tür zuzudrücken.
Vielleicht sollte ich es mit einer neuen Strategie probieren. Ich sollte den Krempel einfach teilweise aus dem Schrank holen, dann hätte ich zwei kleinere, leichter durchsuchbarere Haufen. Entschlossen setzte ich meinen genialen Plan gleich in die Tat um und wühlte nun erst einmal in dem Resthaufen im Schrank. Als ich einen großen leeren Bilderrahmen zur Seite schob, stockte mir fast der Atem. Erschöpft ließ ich mich auf den Po fallen, um die Kiste anzustarren, die ich längst vergessen hatte. Nun ja, das stimmte so nicht ganz. Ich hatte sie wohl eher verdrängt. Jetzt, wo ich sie mir vor mir hatte, schien es mir, als hätte sie die ganze Zeit in meinem Unterbewusstsein gelauert, um mich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit schonungslos zu überfallen.
Mit zittrigen Händen holte ich die Kiste aus dem Schrank und setzte sie auf meinen Schoß, um den Staub vom Deckel zu wischen. Darunter kam der Schriftzug „HINTERSTE ECKE“ hervor und fast hätte ich darüber gelacht, wie ich zu jener Zeit versucht hatte, den Inhalt dieser Kiste in die hinterste Ecke meines Schranks – und meines Gehirns – zu verbannen.
Aber das war wohl alles nicht so leicht. Es war nicht nur ein allgemein verbreitetes Klischee, dass man seine Vergangenheit nicht einfach hinter sich lassen konnte. So oft man auch versuchte, sie den Abfluss hinunterzuspülen, sie kam doch immer wieder an die Oberfläche, nachdem sie zunächst eine Weile vom Wasserschwall hinuntergedrückt worden war.
Da ich nun sowieso den ganzen Tag an die Kiste denken würde, konnte ich sie auch gleich öffnen und sehen, was ich mit vierzehn hineingetan hatte. Dunkel erinnerte ich mich daran, dass ich sie direkt in den Schrank verfrachtete hatte, als ich in diese Wohnung gezogen war. Vermutlich hatte ich alles in den Schrank geschmissen, damit ich sie nicht mehr sehen musste.
Ich holte einmal tief Luft und nahm den Deckel ab. Die Kiste war für ihre Größe ziemlich leer und der meiste Platz wurde von einem Bilderrahmen eingenommen. Ich nahm ihn heraus und betrachtete zunächst den schönen Holzrahmen, der mit goldenen Ornamenten verziert war, bevor ich mir das Foto ansah. Der erwartete Stich in der Brust ließ nicht lange auf sich warten und mit verzogenem Gesicht starrte ich auf mein jüngeres, fröhlich lachendes Ich. Das Foto zeigte nur unsere Gesichter, da mein Vater die Kamera einfach auf Armlänge von sich weg gehalten und uns geknipst hatte. Mit Zahnspange strahle ich zwischen meinen Eltern in die Kamera. Ich hatte mich so sehr verändert und doch nicht. Meine Eltern jedoch hatten nicht mehr die Möglichkeit, sich zu verändern. Sie waren in dieser Aufnahme eingefroren. Ich blinzelte die Tränen weg, um meine Mutter zu betrachten; ihre klaren, blauen Augen, ihre Grübchen, ihre dunklen Locken. Wie gern hätte ich diese Locken gehabt, stattdessen wiesen meine Haare höchstens leichte Wellen auf, wenn man genau hinsah. Ich ließ meinen Blick zu meinem Vater wandern, dessen blonde Haare sich schon lichteten.
„Das bedeutet, ich bin sehr männlich“, hatte er meiner Mutter immer erklärt, wenn sie ihn deswegen geärgert hatte. Er trug auf diesem Bild sogar das passende Grinsen zu dieser Aussage.
Ohne das Bild aus der Hand zu legen sah ich wieder in die Kiste. Neben einer kleinen Puppe und diversen Kärtchen, die ich zu Geburtstagen erhalten hatte, befand sich auch eine Ansammlung von Zeitungsausschnitten darin. Ich konnte nicht verhindern, dass mein Blick über diverse Schlagzeilen huschte, deren knappe Formulierungen den Tatsachen niemals gerecht werden konnten.
Plötzlich merkte ich, dass ich zu weit ging – die Kontrolle zu verlieren drohte. Hastig packte ich den Bilderrahmen wieder in die Kiste, stülpte den Deckel darauf und ging aus dem Zimmer, ohne darauf zu achten, dass es vollkommen chaotisch war. Ich musste mich irgendwie ablenken. Als ich Trish auf ihrem Handy anrief, ging sie mal wieder nicht ran, also hinterließ ich ihr eine Nachricht mit der Bitte, mich so schnell wie möglich anzurufen.
Wozu hatte sie das Handy eigentlich?
Fluchend wühlte ich in meinen Haaren, während ich unruhig durch das Wohnzimmer tigerte und auf eine Eingebung hoffte. Im Fernseher lief um diese Uhrzeit nur Schwachsinn und ich war mit keinem der Nachbarn so gut bekannt, um auf einen Kaffee bei jemandem vorbeizuschauen.
Meine Schläfen reibend trat ich ans Fenster und starrte blind hinaus, bis ich irgendwann bemerkte, dass ich auch einfach raus gehen konnte, ohne ein bestimmtes Ziel zu haben. Ruckartig wandte ich mich wieder um, packte mir meine Jacke, die ich im Gehen überzog und verließ die Wohnung. Als ich unten aus der Tür trat, spürte ich fast körperlich, dass ich mich langsam wieder beruhigte. Scheinbar wirkte allein frische Luft schon Wunder und vielleicht hatte ich mich auch einfach abreagiert, als ich wie eine Irre das Treppenhaus hinuntergerast war.
Ich fuhr wieder mit den Händen durch meine Haare und atmete einmal tief durch, als ich um die Ecke bog. Allmählich musste ich wirklich lernen, damit umzugehen. Ich musste mir doch ab und zu mal ein Bild meiner Eltern ansehen können. Was das anging, hatte Tante Ruth sicherlich Recht. Mein Leben musste wieder völlig normal ablaufen und ich durfte nur noch in Ausnahmesituationen so extrem reagieren. Ich konnte nicht einfach alles ausblenden, was mich an die Ereignisse von Damals erinnerte. Ich musste doch die Zeitung lesen, ohne Atemprobleme zu haben und meinen Schrank durchwühlen, ohne hysterisch zu werden. Aber im Grunde wusste ich doch genau, woran es lag. Warum ich das eben nicht konnte.


Unschlüssig stand ich vor dem großen Kino und starrte eine der Türen an. Was suchte ich hier allein? Haha, Rachel hat keine Freunde, die mit ihr ins Kino gehen. Ach, ich war doch nicht mehr im Kindergarten! Ich konnte doch wohl alleine ins Kino gehen, um mir einen guten Film anzusehen! Ich zwang mich, entschlossenen Schrittes in das Gebäude zu gehen und mich nicht von dem Schwall warmer, stickiger Luft abschrecken zu lassen, der mir bei meinem Eintritt augenblicklich entgegenschlug. Möglichst unauffällig stellte ich mich in eine der Schlangen. Es sollte ja nicht gleich jeder merken, dass ich alleine ins Kino ging. Bis ich an der Reihe war, hatte ich es mir bezüglich des Films sechs Mal anders überlegt, entschied mich dann aber doch für den Film, den ich ursprünglich hatte sehen wollen. Ich hatte gerade meine Karte gekauft, als mich jemand ansprach.
„Hi.“
Ich drehte mich zu der mir unbekannten Stimme herum und blickte in das lächelnde Gesicht eines jungen Manns.
„Hi?“, antwortete ich verunsichert. Kannte ich ihn etwa und erinnerte mich nicht an ihn? Was erwartete er jetzt? Eine Umarmung?
Der Unbekannte lachte leise und ich hoffte, dass ich nicht rot anlief.
„Ich habe gerade gesehen, dass du alleine in „Romeo must die“ gehen willst und wollte ich fragen, ob wir uns nicht zusammen reinsetzen wollen.“
„Wie kommst du darauf, dass ich allein hier bin?“, fragte ich hoffentlich selbstbewusst. Der Typ sah gar nicht mal übel aus…
„Ich bitte dich, wenn man selbst allein im Kino ist, erkennt man Mitverzweifelte sofort.“
Jetzt musste ich selbst ertappt lachen. Immerhin war jetzt ziemlich klar, dass wir uns nicht kannten.
„Heißt das, wir gehen zusammen rein?“
Ich betrachtete ihn kurz, ließ den Blick über sein gebräuntes Gesicht gleiten, seine leicht verstrubbelten, braunen Haare, die ihm in die Stirn fielen, seine braunen Augen, sein charmantes Grinsen.
„Okay“, stimmte ich lächelnd zu. Vielleicht war es ganz gut, dass ich allein hergekommen war. Wir holten uns gemeinsam Popcorn und etwas zu trinken und unterhielten uns dabei. Er hieß Alex, war – genau wie ich – achtzehn Jahre alt und hatte keine Freundin. Beim Rest hörte ich nicht so richtig zu, denn er erzählte recht viel. Mein Teil der Unterhaltung bestand größtenteils aus höflichem Nicken und zustimmenden Geräuschen. Langsam begann ich schon, mich auf den Film zu freuen, denn dann würde er nicht mehr so viel reden.
Da hatte ich mich leider getäuscht. Auch während des Films laberte er mir ununterbrochen ein Kotelett ans Ohr, sodass ich kaum mitbekam, worum es in dem Film ging.
„Wusstest du eigentlich, dass so etwas in der Blue Box gedreht wird? Hinterher wird dann alles mit dem Computer eingefügt. Es ist doch wirklich faszinierend, wie einem so leicht vorgegaukelt wird, die Leute könnten wirklich so kämpfen. Sobald man einen Chinesen sieht, denkt man gleich, er könne sich bestimmt wirklich so gut bewegen. Ich glaube ja, dass noch viel mehr mit dem Computer gemacht wird als nur die offensichtlichen Sachen. Alles nur Fake. Wahrscheinlich reden sie bei der Aufnahme gar nicht wirklich und das ist alles nur Playback. Das würde denen ähnlich sehen...“
Als er irgendwann so tat, als würde er sich strecken, um dann „unauffällig“ den Arm um mich zu legen, konnte ich dem Drang zu kreischen kaum noch widerstehen. Ich würde Trish umbringen! Da hatte ich sie einmal wirklich gebraucht und sie war nicht zu erreichen! Wie konnte ich sie am besten möglichst qualvoll töten? Ich könnte sie fesseln und ihr stundenlang Cher-Songs vorsingen. Ich könnte sie mit Tante Ruth in einen Raum sperren oder vor ihren Augen ganz langsam ihre neue, unmenschlich teuere Lederjacke zerschneiden.
Als der Film endlich vorbei war, sprang ich fast schon zu enthusiastisch auf und zog meine Jacke an, um so schnell wie möglich nach Hause zu flüchten. Ich ertrug Alex noch geduldig bis vor das Kino und hoffte, dass er in eine andere Richtung machte. Notfalls würde ich einfach in die falsche Richtung gehen, um ihn loszuwerden. Als hätte er meine Gedanken gelesen, fragte er:„In welche Richtung musst du?“
Nein! Was sollte ich denn nun sagen? Ich knetete unruhig meine Hände, während er mich ansah. Vermutlich dachte er jetzt, ich wäre geistig beschränkt, weil ich mir nicht mal merken konnte, wo ich wohnte. Auf gut Glück zeigte ich in die Richtung, in die ich tatsächlich musste.
„Ach, dann können wir noch ein Stück zusammen gehen!“, freute er sich und lächelte wieder. So toll war sein Lächeln aber gar nicht. Plötzlich hatte ich das Lächeln von diesem Draco vor Augen und fast wäre ich vor Überraschung zusammengezuckt. Was hatte der denn jetzt in meinen Gedanken verloren? Mit rasendem Herzen ging ich neben Alex die Straße entlang und achtete gar nicht darauf, was er erzählte. Mein Herz schlug natürlich nur deshalb so schnell, weil ich Angst hatte, dass ich diesen nervigen Vollidioten nicht mehr loswerden konnte.
Als wir schließlich feststellten, dass unsere Wege sich trennten, hätte ich vor Glück beinahe geweint, aber dann hatte er einen plötzlichen Gentleman-Anfall und wollte mich nach Hause bringen. Noch viel schlimmer als die Vorstellung, ihn noch länger ertragen zu müssen, war die Tatsache, dass er dann wüsste, wo ich wohnte. Gut, dass ich ihm meinen Nachnamen nicht genannt hatte.
Als das Wohnhaus in Sicht kam, kramte ich schon mal unauffällig nach meinem Schlüssel, um nicht zu lange mit ihm herumstehen zu müssen. Kaum standen wir vor der Tür setze ich auch schon an, ihn abzuwimmeln.
„Tja, danke, dass du mich nach Hause gebracht hast, Alex, aber mir ist ziemlich kalt und ich würde sehr gern reingehen.“ Immer schön lächeln. Gleich ist es vorbei.
„Oh, willst du meine Jacke haben?“, fragte er sofort und zog natürlich auch gleich seine Jacke aus.
„Ach, das ist nicht-“ Schon hatte ich seine Jacke auf den Schultern. Na toll.
„Besser?“
„Ja, klar. Danke.“
„Ich würde fast alles tun, damit du noch eine Weile bei mir bleibst.“
Auch das noch! Ging es vielleicht noch schleimiger? Ich sah auf den Boden, denn ich hatte wirklich absolut keine Ahnung, wie ich ihn jetzt loswerden konnte. Vielleicht sollte ich ihm aus Versehen eine klatschen? Aber nachher turnte ich das noch an oder so…
Ich sah wieder auf, um nicht zu unhöflich zu sein und stellte fest, dass er mein Gesicht betrachtete. Was hatte er denn? Irgendwie war sein Blick eigenartig. Fast hätte ich ihn gefragt, was denn los sei, als mir klar wurde, was sein Blick zu bedeuten hatte.
Ich konnte nur mit Mühe ein „Ach du Scheiße!“ unterdrücken und überlegte stattdessen fieberhaft, wie ich schnell verschwinden konnte. Der wollte mich küssen! Warum? Warum konnte Trish mich jetzt nicht endlich zurückrufen?
„Ich fand diesen Abend wirklich sehr schön, Rachel“, raunte er und kam einen Schritt näher. Instinktiv rückte ich einen Schritt zurück und stieß mit dem Rücken an die Haustür. Ich saß in der Falle! Ich sah, wie sein Blick hinunter zu meinen Lippen glitt und am liebsten hätte ich sie zusammengekniffen. So ein Mist. Okay, keine Panik. Was für Ausreden hatte ich? Einen Freund? Nicht sehr glaubwürdig. Lesbisch? Haha. Sollte ich einfach sagen, dass ich eine ansteckende Krankheit hatte und nicht wollte, dass er sich infizierte? Okay, ich war auch zu stolz, um zuzulassen, dass er sich ekelte. Sollte ich „Guck mal, ein Elefant!“ rufen und hoffen, dass er blöd genug war, um sich umzudrehen, sodass ich abhauen konnte?
Inzwischen war er mir so nah, dass ich erkennen konnte, dass er beim Rasieren ein paar Stoppeln übersehen hatte.
In diesem Moment klingelte das Handy. Aber nicht meins. Alex seufzte und zog sein Handy aus seiner Hosentasche hervor. Mit einem entschuldigenden Blick drehte er sich um und ging dran.
„Ja hallo? Oh, Mama… Nein, noch nicht. Das kann ich doch auch morgen machen. Ja, ich weiß. In Ordnung, okay.“
Seine Mutter. Ich war so damit beschäftigt, nicht lauthals zu lachen, dass mir erst nach einigen Augenblicken bewusst wurde, dass das die perfekte Gelegenheit war, um zu verschwinden. Ich schloss die Tür auf, hängte seine Jacke an den Türgriff und schlüpfte schnell ins Haus. Gerettet!
Überglücklich stürmte ich die Treppe rauf und stoppte erst, als ich die Wohnungstür hinter mit geschlossen hatte. Glücklicherweise war das kein Zeichentrickfilm, denn sonst hätte er jetzt im Wohnzimmer gestanden.
„Trish?“, rief ich in der Hoffung, dass sie wenigstens wieder Zuhause war. Keine Antwort. War ja klar. Ich ging in mein Zimmer, sammelte alles auf, was herumlag und schmiss alles wieder in den Schrank. Der würde erst mal eine Weile zu bleiben.

Ich stand gerade in der Küche und las in der Gebrauchsanweisung der Musikanlage, die ich vor einer halben Stunde zufällig im Badezimmerschrank gefunden hatte, nach, wie man sich von einer CD wecken lassen konnte, als ich die Haustür hörte. Ich legte sowohl das dünne Heftchen als auch meinen Frühstückstoast zur Seite und linste um die Ecke.
Es war lustig anzusehen, wie Trish barfuß, mit ihren Stilettos in der Hand, leise die Haustür schloss und durch den Flur in ihr Zimmer schlich.
„Wo warst du so lange?“, fragte ich halb amüsiert, halb verärgert. Trish kam zurück und rauschte grinsend an mir vorbei, um sich auf einen der Küchenstühle zu werfen.
„Das war die umwerfendste Nacht seit langem!“, offenbarte sie mir mit leuchtenden Augen und nippte an meinem Kaffee. „Ich war bei Justin.“
„Justin?“
„Der DJ“, erwiderte mit einem Ton, als wäre das ja eine vollkommen logische Schlussfolgerung gewesen. „Setz dich endlich hin, damit ich richtig erzählen kann.“
Mit missbilligendem Blick, den sie allerdings geschickt ignorierte, folgte ich ihrer Aufforderung und setze mich ebenfalls an den Tisch.
„Und ihr habt Bing-bing gemacht?“
„Nein, natürlich nicht! Ich mach doch nicht sofort mit dem Bing-bing!“
„Was hat dich sonst die ganze Nacht wach gehalten?“, fragte ich grinsend und betrachtete ihre müden Augen.
„Du denkst auch immer nur an das eine!“, lachte sie und winkte ab. „Wir waren zwar wirklich bei ihm Zuhause, aber wir haben uns nur geküsst. Es war wirklich toll, wir haben die ganze Nacht geredet.“
„Wow.“ Ich war ehrlich beeindruckt; so was gab es nicht oft. „Und da hast du also dein Handy ausgemacht?“
„Da sagst du was!“ Trish sprang auf und rannte in ihr Zimmer, scheinbar um ihr Handy zu holen. Als sie zurückkehrte, hatte sie das Handy am Ohr und einen schuldbewussten Blick auf dem Gesicht.
„Tut mir Leid, Süße“, murmelte sie mit ihrem niedlichsten Schmollmund. „Alles wieder in Ordnung?“
„Ja, passt schon. Aber deinetwegen hatte ich einen grauenhaften Abend.“
„Warum?“
„Ich bin ins Kino gegangen.“
„Alleine?“
„Ja.“
„Oh, tut mir Leid“, wiederholte sie.
„Es kommt noch schlimmer.“
„Doofer Film?“
„Keine Ahnung.“
„Wie?“
„Der Typ neben mir hat so viel Müll gelabert, dass ich nichts vom Film mitbekommen habe“, legte ich los und wurde immer schneller. „Irgendwann hat er so getan, als müsste er sich strecken, um den Arm um mich zu legen und er wollte mich vor der Haustür küssen. Ich wurde dadurch gerettet, dass seine Mami ihn angerufen hat.“
„Okay, ich spendiere den nächsten DVD-Abend!“, sagte Trish sofort. „Meine arme Kleine!“

So ein Mist! Ich stand wie die letzte Idiotin mitten auf der Straße und wühlte in meiner Tasche. Ich hatte jeden Blödsinn mit, den man brauchen konnte oder auch nicht. Sogar eine Fusselbürste! Aber mein Handy natürlich nicht! War vielleicht Handys-sind-doof-Woche?
Frustriert gab ich das Wühlen auf und lief erst einmal weiter, statt weiterhin alle anderen Fußgänger dadurch zu nerven, dass ich im Weg herumstand. Der Morgen fing ja echt gut an!
Gut, dann würde ich eben Trish von einer Telefonzelle aus anrufen. Ich hatte ihr zwar eigentlich gar nichts Wichtiges zu erzählen, aber dann konnte ich sie beauftragen, mir später das Handy mitzubringen, wenn wir uns treffen würden, um aus dem Fenster eines Cafes den vorbeikommenden Typen hinterher zu schauen. Ich sah mich suchend um, sah aber keine Telefonzelle. Schade, hätte ja sein können, dass hier eine stand.
Ich trotte durch einige Straßen und schaute um mehrere Ecken, bis ich in einer kleinen Seitengasse endlich eine für London typischen roten Telefonzellen entdeckte.
„Na, endlich“, murmelte ich und ging an einigen Mülltonnen vorbei. Als ich in der Telefonzelle stand, ging das Wühlen wieder los. Dieses Mal suchte ich Kleingeld. „Och, komm schon!“, bettelte ich verzweifelt, als ich nach einigen Momenten immer och keins gefunden hatte. Mit einem genervten Stöhnen legte ich meine Stirn auf das Telefon. Das konnte doch nicht wahr sein!


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