Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Calling Destiny - By Myself

von angeltear

*What do I do to ignore them behind me?*
*Do I follow my instincts blindly?*


[Linkin Park – By Myself]


Müde fiel ich nach meinem ersten Arbeitstag ins Bett. Es war nicht annähernd so gelaufen, wie ich es mir gewünscht hatte – obwohl das überraschenderweise nicht an Weasleys Vater lag. (Ich konnte meinen Chef einfach nicht „Weasley“ nennen, aber ich weigerte mich auch, ihn Mr. Weasley zu nennen – deswegen der Umweg)
Denn dieser war überraschenderweise sehr nett gewesen und hatte mir gleich einen eigenen Fall übertragen: Ein Zauberer, der mitten im Muggellondon lebte und angeblich original Schweizer Uhren verkaufte, die sich aber ein paar Tage nach dem Erwerb mysteriöserweise in Luft auflösten. Die Muggel gingen dann natürlich davon aus, sie verloren zu haben und forschten nicht weiter nach. Der Zauberer hatte aber den Fehler gemacht, einem Ministeriumsangestellten eine Uhr anzudrehen und dieser hatte sich natürlich nicht beirren lassen. Es war mir dann tatsächlich gelungen, den Zauberer ins Ministerium zu schleppen und ihn zu übergeben und so hatte ich meine Aufgabe eigentlich gut erledigt. Was mir jedoch zu denken gab, war, dass ich es nicht alleine geschafft hatte.

Ich war gerade am Fluchen gewesen und hatte versucht, die Türe der Wohnung einzutreten, da dieser bescheuerte Zauberer sie nicht hatte öffnen wollen, als ein Mädchen mir seine Hilfe angeboten hatte. In meinem gereizten Zustand hatte ich sie natürlich sogleich zurückgewiesen, doch ich hatte auch nicht am ersten Arbeitstag erfolglos sein wollen und so hatte ich nachgegeben. Als ich ihr Gesicht gesehen hatte, war ich so überrascht gewesen, dass ich ein paar Herzschläge lang vergessen hatte zu atmen, doch glücklicherweise hatte ich jahrelanges Training im Schauspielern und arrogant sein und so hatte ich mich schnell wieder gefangen. Es war das Mädchen aus der Bar gewesen.
Die Braunhaarige mit den warmen Augen und dem strahlenden Lächeln.
Ein Lächeln, das mich bis in meine Träume verfolgte.
„Rachel“, flüsterte ich.
Jetzt wusste ich, wie sie hieß und es war nicht das erste Mal, dass ich ihren Namen laut aussprach. Es war einfach ein Name, der gesagt werden wollte. Ich wollte ihn nicht sagen! Der Name zwang mich, es zu tun. Leise seufzte ich und schüttelte den Kopf, weil ich wieder versuchte, mir selber etwas vorzumachen. Wenn ich ein guter Ministeriumsangestellter werden wollte, müsste ich wohl lernen, ehrlicher zu sein. Besonders zu mir selbst. Aber sogar, wenn ich ehrlich sein wollte, konnte ich nicht erklären, was mich an ihr so faszinierte. Eigentlich war sie ein ganz normales Mädchen; nicht außergewöhnlich hübsch, eher kleine Größe, durchschnittliche Figur... Und doch fesselte mich ihr ganzes Wesen auf eine unerklärliche Weise. Nachdem der verdächtige Zauberer mir – oder besser gesagt ihr – die Türe geöffnet hatte, war sie gleich verschwunden und jetzt, wo ich endlich Zeit hatte, in Ruhe darüber nachzudenken, fragte ich mich, ob ich ihr gar nicht gefallen hatte. Ich war es so gewohnt, die Mädchen haben zu können, die ich wollte, dass ich mir schon lange keine Gedanken mehr darüber hatte machen müssen, aber bei ihr interessierte es mich. Ich wollte wissen, ob ich ihr gefiel und ob sie vielleicht auch an mich dachte und gleichzeitig ohrfeigte ich mich in Gedanken selber dafür, denn sie war ein Muggel.
„Ich bin ein Malfoy“, sagte ich zu mir selbst und setzte mich im Bett auf. Der Spiegel, der mir gegenüber an der Schranktüre hing, zeigte einen blonden, müde aussehenden, jungen Mann, der jetzt die Schultern nach hinten schob, um eindrucksvoller zu wirken. Ich knöpfte mir das weiße Hemd auf, kämpfte mich im sitzen aus der schwarzen Hose und stellte mich dann in Boxershorts vor den großen Spiegel. Klar, mehr Muskeln würden nicht schaden, aber eigentlich war ich ganz zufrieden mit meinem Körper. Ich hob einen Arm hoch, warf mich in Pose und spannte die Muskeln an. Nachdem ich mich auf den Boden gelegt und ein paar Sit-Ups gemacht hatte, befand ich, dass ich genügend trainiert war und man es ja nicht übertreiben sollte. Erschöpft erhob ich mich vom Boden, schlüpfte unter die Bettdecke und löschte mit dem Zauberstab, der auf dem Nachttisch lag, das Licht.
Der Schlaf wollte nicht kommen, obwohl ich ihn sehnsüchtig erwartete. Ich hatte den Abend damit verbracht, einen Bericht über die Festnahme des Zauberers zu schreiben und hätte ein wenig Tiefschlaf gut vertragen können. Die Kirchglocke aus dem nahegelegenen Dorf verriet mir, dass es Mitternacht war und ich drehte mich seufzend auf den Rücken, um im Dunkeln die Decke anzustarren. Es war mir klar, dass es ein aussichtsloses Unterfangen war, denn ich sah nur Schwarz, doch etwas Besseres fiel mir nicht ein und die Augen schließen wollte ich nicht, denn sobald ich sie zumachte...
„Rachel...“ Meine Stimme durchbrach die Dunkelheit und überraschte mich, denn dieses Wort hatte aus einem Impuls heraus meine Lippen verlassen. Es war wieder der Name, der gesagt werden wollte und ich konnte mich nicht dagegen wehren. Was war ich auch für ein Idiot? Hatte die Arbeit im Ministerium vielleicht Einfluss auf mein Unterbewusstsein? Dass ich in der Abteilung für den Missbrauch von Muggelartefakten arbeitete war ja schon schlimm genug, aber mussten sich meine Gedanken jetzt auch noch um ein Muggelmädchen drehen?
„Vergiss sie!“, befahl ich mir und musste über meine eigene Dummheit grinsen. So langsam sollte ich wohl anfangen, mir Sorgen zu machen, denn in den letzten Tagen führte ich verdächtig viele Selbstgespräche. Vielleicht würde es mir gut tun, wenn ich Pansy regelmäßiger besuchen würde, ihr vertraute ich und es wäre eine gute Abwechslung, mal einen anderen Gesprächspartner zu haben, als mich selbst. Das erinnerte mich wieder daran, dass ich gar nicht wusste, wo sie wohnte. Sie hatte mir versichert, sie würde sich bei mir melden, sobald sie sich ein wenig eingelebt hatte...
Irgendwann schlief ich ein und wurde von verwirrenden Träumen geplagt, an die ich mich am Morgen nicht mehr erinnern konnte.

Ich saß in unserer Küche vor einer Tasse Kaffee und sah erst auf, als eine Eule gegen unser Fenster flog.
„Immer das Gleiche mit dir...“, murmelte ich, erhob mich vom Tisch und öffnete es, um Pansys Eule Melchior einzulassen. Sie war jung, aber unglaublich schwachköpfig und sie erinnerte mich ein wenig an Weasley, denn ihre Federn waren braun und hatten einen roten Glanz, und manchmal benahm sie sich fast so blöd wie er. Nachdem ich das Tier vom Pergament befreit und ihm ein paar Eulenkekse hingelegt hatte, ließ ich mich wieder auf den Stuhl fallen und rollte gespannt den Brief auf.

Lieber Draco!

Ich habe mich zwar noch nicht wirklich eingelebt, aber zumindest stehen alle meine Kisten in der Wohnung und als ich die Feder ausgepackt habe, konnte ich nicht anders, als dir zu schreiben!
Wie ist denn dein Bewerbungsgespräch gelaufen?
Waren die Fragen sehr schlimm?
Natürlich würde ich mich über einen Brief von dir freuen, aber noch mehr über einen Besuch.
Meine Adresse notiere ich unten auf der Seite und hoffe, dich bald zu sehen!

Liebe Grüße,
Pansy


Ich erwischte mich dabei, wie ich lächelte. Das war auch so eine Sache – neben den Selbstgesprächen – auf die ich in nächster Zeit ein Auge werfen sollte, denn das Lächeln war auch immer öfter geworden. Aus dem Büro meines Vaters holte ich mir eine Feder und Pergament mit dem Wappen der Malfoys drauf, setzte mich an den Küchentisch und schrieb Pansy eine kurze Antwort:

Pansy,

Du wirst dich sicher wundern, warum ich schon auf bin, denn wie du ja weißt, schlafe ich um diese Uhrzeit normalerweise noch. Nur ist es so, dass ich zur Arbeit muss...
Stell dir vor! Ich habe tatsächlich eine Stelle im Ministerium bekommen und gestern war mein erster Arbeitstag!

Falls ich heute Abend früher aus dem Büro komme als gestern, schaue ich kurz bei dir vorbei und erzähle dir Näheres...

Machs gut,
Draco


Ich band Melchior den Zettel ans Beinchen und schickte ihn zurück, um in Ruhe mein Frühstück zu beenden.

Der zweite Arbeitstag verlief anders als der erste, denn ich musste Bürokram erledigen. Die Mittagspause verbrachte ich – aus Angst, ich könnte Harry Potter oder dem Wieselkönig begegnen – nicht in der Kantine, sondern draußen in einem nahegelegenen Park. Um halb sechs hatte ich genug von der Büroarbeit und apparierte in den Stadtteil, wo Pansy jetzt wohnte. Nach ein paar Minuten fand ich die Hausnummer, entdeckte aber ihren Namen auf keiner Klingel und entschied mich, einfach dort zu läuten, wo das Schild leer war.
„Ja?“, ertönte Pansys Stimme aus dem Lautsprecher.
„Ich bin’s; Draco“, sprach ich in die Richtung, aus der ihre Stimme kam, und hoffte, dass sie mich hören würde. Ein lauter Schall ertönte und ich drehte mich erschrocken um, um festzustellen, dass ich alleine war.
„Die Tür, Draco! Du musst sie aufstoßen!“, erklang Pansys Stimme und erneut war ein lauter Summton zu hören, doch dieses Mal öffnete ich die Türe. Im dritten Stock erwartete mich Pansy, die gegen den Türrahmen gelehnt dastand und mich breit angrinste.
„Wenn dieses komische Surren ertönt, bedeutet das, dass ich dir die Türe geöffnet habe“, erklärte sie und machte ein paar Schritte auf mich zu, um mich kurz zu umarmen.
„Danke, das habe ich jetzt auch verstanden“, entgegnete ich ein wenig genervt und folgte ihr in die Wohnung. Überrascht stellte ich fest, dass es überhaupt nicht aussah, als wäre sie gerade erst eingezogen. Das Wohnzimmer sah eingerichtet und gemütlich aus und abgesehen davon, dass überall Umzugskisten herumstanden, sah der Raum sehr bewohnt aus. Bevor ich Pansy nach dem Grund fragen konnte, lieferte sie mir die Antwort:
„Ich bin nur zugezogen, deswegen ist es so ordentlich“, meinte sie, ließ sich auf das blaue Sofa fallen und klopfte mit der Hand neben sich auf das Polster. Ich folgte ihrer Aufforderung und setzte mich neben sie.
„Jetzt musst du mir alles erzählen! Du arbeitest schon? Wie ist das Bewerbungsgespräch gelaufen – Sorry! Blöde Frage!“ Sie schlug sich die Hand gegen die Stirn, senkte sie dann und strich sanft über den Ministeriumsumhang, den ich trug.
„Was ist passiert? Hattest du das Gespräch mit dem Minister höchstpersönlich?“
Als sie all ihre Fragen gestellt hatte, räusperte ich mich geräuschvoll und warf mich in Pose.
„Anscheinend haben sie monatelang nachgeforscht und der Minister meinte, es hätten viele Leute ein gutes Wort für mich eingelegt... Er hat mir einen Brief gezeigt, den Professor McGonagall geschrieben hat und sie hat sich für mich eingesetzt! Ich dachte, mir würden gleich die Augen aus dem Kopf fallen, aber ihre Worte waren offenbar sehr hilfreich.“
Pansy sah mich mit großen Augen an, als ihr auch schon die nächste Frage einfiel:
„Professor McGonagall?“
Ich nickte leicht und sie schüttelte ungläubig den Kopf, doch ich ignorierte es und erzählte weiter:
„Das Gespräch war wirklich mit dem Minister... Ich weiß auch nicht genau, warum er sich Zeit für so etwas nimmt – oder vielleicht führt er alle Bewerbungsgespräche durch?“
Wieder schüttelte Pansy den Kopf, starrte nachdenklich auf die Wand hinter mir und strich sich eine Strähne ihres dunklen Haares aus dem Gesicht.
„Das kann ich mir nicht vorstellen...“, murmelte sie und sah mir dann in die Augen.
„Du bist wohl eine Ausnahme.“ Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie das sagte und dann beugte sie sich plötzlich nach vorne und drückte mich an sich.
„Gratuliere, Draco! Das ist so toll! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich für dich freue!“
Ich erwiderte die Umarmung ein wenig unsicher, strich ihr kurz über das lange, glatte Haar und löste mich dann von ihr, um sie anzulächeln.
„Danke, Pansy... Schön, dass du mich zurück nimmst“, murmelte ich, denn solche Worte gingen mir schwer über die Lippen. Es war schließlich jahrelang nie nötig gewesen, dass ich mich bedankte oder meine Gefühle zeigte.
„Ähm... weißt du, Draco... Eigentlich...“ Sie sprach die Worte vor sich hin, ohne mich anzuschauen und ich sah, wie ihre Wangen sich rot verfärbten.
„Was ist los?“, fragte ich überrascht und ein wenig laut, denn die Angst, gleich abgewiesen zu werden, überragte die Neugier. Vielleicht würde sie mir gleich sagen, dass sie unsere Freundschaft gar nicht mehr wollte, nachdem ich mich monatelang nicht gemeldet hatte. Vielleicht würde ich gleich die beste Freundin – oder die einzige Freundin – die ich hatte, verlieren.
„Ich werde dir gleich etwas sagen, aber versprich mir, dass du nicht ausflippst, okay?“ Sie hob den Kopf und sah mich mit großen, bettelnden Augen an und ich nickte sofort, ohne auch nur zu ahnen, was jetzt kommen würde.
„Ich bin ja hier bei jemandem eingezogen... Also, na ja, es ist ein Mann, der mir sehr viel bedeutet...“ Sie flüsterte fast und senkte den Blick auf ihre Knie.
„Heißt das, du wohnst mit deinem Freud?“, erkundigte ich mich, als sie nicht weitersprach und fragte mich innerlich, warum es ihr so schwer fiel, mir das zu sagen. Natürlich würde ich mich für sie freuen, wenn sie verliebt war! Warum war sie so unsicher und hatte offensichtlich so große Angst vor meiner Reaktion?
„Ja, das heißt es... Ich wohne mit meinem Freund“, fuhr sie weiter, doch dann blieb sie wieder stumm. Erwartungsvoll sah ich sie an und plötzlich erhob sie sich, ging in ein anderes Zimmer und kam mit einem Bilderrahmen in der Hand wieder zurück. Als sie ihn mir in die Hand drückte, sah sie mich nicht an und sie setzte sich auch nicht wieder neben mich, sondern blieb stehen. Verwirrt senkte ich den Kopf und sah mir das Foto an:
Pansy, die aus vollem Herzen zu lachen schien. Sie sah unglaublich glücklich aus, denn ihre Augen funkelten nur so, als sie das Gesicht dem Mann, der neben ihr stand, zudrehte. Als ich ihn erkannte, stockte mir der Atem. Er war dunkelhäutig, hatte lange Rastalocken und sah Pansy freudestrahlend in die Augen. Dann legte er einen Arm um sie, drückte sie zärtlich an sich und strich ihr übers Haar. Es war ein Bild des perfekten Glücks. Mein Herz zog sich zusammen und ich wusste nicht, warum. Vielleicht wünschte ich mir auch so ein Bild? Vielleicht wollte ich auch einfach nur glücklich sein und so sorglos lachen können? Aber ein Name überschattete alles – machte es dunkel und aussichtslos. Der da neben Pansy stand war ein ehemaliger Gryffindor... Ein Freund von Harry Potter...
„Das ist Lee Jordan!“, rief ich und sprang vom Sofa auf, wobei ich das Bild auf die Polster fallen ließ. Pansy streckte den Arm nach mir aus und fasste meine Hand, doch ich schüttelte sie ab und zeigte mit einer energischen Bewegung auf das Bild, von dem mich Lee Jordan anstarrte.
„Pansy!“, sagte ich enttäuscht, weil mir vor lauter Empörung nichts anderes mehr einfiel und als ihre Augen sich mit Tränen füllten, stürmte ich aus der Wohnung und die Treppen herunter. Ich hörte, wie sie nach mir rief und ich kannte ihre Stimme so gut, dass ich wusste, dass sie weinte... Mein Herz schmerzte, mein Gewissen (es war zwar klein, aber es war da!) machte sich bemerkbar und schlug mir vor, zurückzugehen, doch ich lief einfach weiter und blieb erst ein paar Straßen weiter stehen. Erschöpft setzte ich mich auf eine Treppe, die zu einer Eingangstüre führte, und ließ den Kopf auf die Knie sinken. Kaum, dass ich stillhielt, brach es über mich herein: Ich hatte Pansy wehgetan, meiner einzigen Freundin... Aber sie hatte sich gegen uns gestellt. Sie war mit einem ehemaligen Gryffindor zusammen und wohnte sogar mit ihm! Ein Muggelfreund, ein Blutsverräter und womöglich war er auch noch ein Halbblüter! Nachdrücklich schüttelte ich den Kopf und fuhr mir mit den Händen durch mein Haar, um meine Wut unter Kontrolle zu bringen. Ich beschloss, dass es besser wäre, ein wenig herumzulaufen und so stand ich auf, schob die Hände in meine Hosentaschen und ging los. Erst als mir eine Frau entgegenkam, die mich komisch ansah, bemerkte ich, dass ich noch den Ministeriumsumhang trug, doch ich war zu schlecht gelaunt, um ihn auszuziehen. Es war mir einfach gleichgültig und so ließ ich ihn an und schlenderte gedankenverloren und die Zeit total vergessend durch die abendlichen Straßen der Stadt. Erst als mir die Gegend bekannt vorkam, blickte ich auf, sah mich um und mein Herzschlag schien einmal auszusetzen, als ich feststellte, wo ich war: Ich stand vor dem Haus, in dem Rachel wohnte. Meine Augen suchten wie von selbst die Fenster ab, in der Hoffnung, herauszufinden, was sie gerade machte oder in welchem Stockwerk sie wohnte, doch fast alle Fenster waren dunkel und in denen, wo Licht brannte, war nichts zu sehen. Wie war ich eigentlich hierhin gekommen? Es überraschte mich einerseits und doch wusste ich, dass ich das – seit ich wusste, wo sie wohnte – hatte tun wollen. Hatte mich mein Unterbewusstsein hierhin geführt? Ich lehnte mich an die Wand des gegenüberliegenden Hauses und suchte noch einmal alle Fenster nach irgendwelchen Anzeichen ab, doch wieder blieb ich erfolglos. So setzte ich mich auf eine nahe gelegene Treppe in einem Hauseingang und starrte auf die Türe, die wie ich wusste, in das Hausinnere führte. Vielleicht würde sie plötzlich den Drang verspüren, einen Spaziergang zu machen oder kam nach Hause? Ich nahm nebenbei wahr, wie eine Kirche neun Uhr schlug und wunderte mich, was ich die letzten zwei Stunden getrieben hatte... Die Zeit war wie aus meinem Gedächtnis gelöscht. Ich wusste zwar, dass ich umhergelaufen war und nachgedacht hatte, aber zwei Stunden? Meine Finger fanden wie von selbst meine Schläfen und fingen an, sie in kreisenden Bewegungen zu massieren.
„Scheiße“, flüsterte ich, denn ich hatte das Gefühl, dass mein neues Lieblingswort mal wieder gesagt werden wollte. Als ich einen Lärm hörte, zuckte ich zusammen und hob den Kopf, doch es war nur irgendein Mann, der mit einem Koffer das Haus verließ. Nach einer weiteren halben Stunde, in der nichts passiert war, außer dass ein Hund versucht hatte, mir ans Bein zu pinkeln, stand ich auf und überquerte die Straße. Inzwischen war es dunkel und niemand würde mich erkennen. Trotzdem ging ich im Schatten und versuchte, den Lichtstrahlen der Straßenlampen auszuweichen. Ich las jeden Namen auf den Klingelschildern und schmerzhaft wurde mir bewusst, dass ich ihren Nachnamen nicht kannte. Das einzige, was ich wusste, war, dass sie Rachel hieß, dass ich den Namen des Zauberers, den ich einen Tag zuvor ausgefragt hatte, ausschließen konnte und dass sie sehrwahrscheinlich in einem der Stockwerke über ihm wohnte. Nachdenklich biss ich auf meiner Unterlippe herum und versuchte, durch diese Hinweise auf einen grünen Zweig zu kommen, doch es wollte nicht klappen. Das führte mich zur nächsten Frage... Was würde ich tun, wenn ich wüsste, wo sie wohnte? Würde ich klingeln? Seufzend lehnte ich mich gegen die Wand hinter mir, als die Türe plötzlich von innen aufgestoßen wurde. Augenblicklich hielt ich den Atem an und mein Gehirn legte sich innerhalb von diesen paar Sekunden Hunderte Ausreden zurecht, was ich hier machte. Schon fast erwartete ich, Rachels Gesicht zu erblicken, doch es war eine Frau um die vierzig, die mich misstrauisch musterte.
„Was schleichen Sie hier ’rum, junger Mann?“, fragte sie und ihre Augen wanderten argwöhnisch über meinen Ministeriumsumhang.
„Ich hab meinem Freund nur etwas in den Briefkasten gelegt“, antwortete ich sicher, drehte mich dann um und ging davon. Nach Hause gehen wollte ich nicht und weiter hier herumstehen konnte ich wohl auch vergessen, darum beschloss ich, noch ein wenig herumzulaufen. Ich war irgendwo in der Nähe des Ministeriums, als mir etwas bewusst wurde: Vor ein paar Stunden hatte ich meine beste Freundin, weil sie mit einem ehemaligen Gryffindor zusammen war, tief verletzt und sie einfach stehen lassen, um einem Muggelmädchen nachzuspionieren? Irgendetwas an dieser Erkenntnis war nicht richtig... Außerdem war es ihr Leben und was kümmerte es mich, dass sie mit diesem Jordan zusammen war? Sie war glücklich und ein normaler Mensch würde sich doch für seine Freunde freuen, wenn sie glücklich waren, oder nicht?
„Doch“, murmelte ich und kaum, dass ich das begriffen hatte, wollte mein Lieblingswort wieder gesagt werden.
„Scheiße!“
Was sollte ich jetzt tun? Zu Pansy zurückgehen und mich entschuldigen... Das war nicht unbedingt das, was ich tun wollte oder worin ich gut war, aber was blieb mir anderes übrig? Pansy war immer für mich da gewesen, hatte mich vorbehaltlos zurückgenommen und mich nie mit nervigen Fragen gelöchert oder mir Vorwürfe gemacht...
Ich lief noch ein paar Umwege und erreichte, kurz nachdem es halb Elf geschlagen hatte, das Wohnhaus, in dem Pansy wohnte. Nachdem ich mehrmals tief durchgeatmet hatte und gerade klingeln wollte, kam eine junge Frau heraus und ließ mich lächelnd herein. Mit großen Schritten erklomm ich die Treppen, bis ich vor Pansys Haustür stand, mich jedoch nicht getraute, anzuklopfen. Abwartend starrte ich auf die Tür, als würde ich darauf warten, dass sie ein Passwort von mir verlangen und mich dann einlassen würde. So war der Gemeinschaftsraum der Gryffindors geschützt, das wusste ich und vielleicht hatte Lee Jordan das hier auch so gemacht? Ich schüttelte den Kopf über meine eigenen dummen Gedanken, hob dann die Hand und klopfte gegen die Tür. Schritte waren zu hören und dann wurde die Türe aufgerissen. Mein Mund klappte auf, als Ich Lee Jordan erblickte, der in Boxershorts vor mir stand und vom Licht geblendet die Augen zusammenkniff.
„Malfoy?“, stammelte er und sah mich verblüfft an.
Die Situation überrumpelte mich und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. In meiner Wut und Verwirrung hatte ich gar nicht daran gedacht, dass es schon Nacht war und Lee Jordan ja auch hier wohnte.
„Tut mir Leid... Gute Nacht!“, murmelte ich, drehte mich um und hechtete die Treppe herunter.
„Scheiße!“, meldete sich mein Lieblingswort.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 3. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Es gibt nichts Schöneres für mich als den Kindern zu begegnen, die meine Bücher lesen.
Joanne K. Rowling