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Fanfiction

Calling Destiny - Hakuna Matata

von angeltear

Hakuna Matata! What a wonderful phrase!
Hakunaa Matata! Ain’t no passing craze!
It means no worries for the rest of your days!
It’s a problem free philosphie!




„Auf Helen, das Geburtstagskind!“
Enthusiastisch stießen Trish, Sandra und ich unsere Gläser gegeneinander, um dann an ihnen zu nippen, während Helen den Inhalt ihres Glases in einem Zug herunterstürzte.
Wir saßen im Wohnzimmer der kleinen Wohnung, die ich seit einigen Monaten mit meiner besten Freundin Trish bewohnte und brachten uns in die richtige Stimmung dafür, die Bars in der Innenstadt unsicher zu machen.
„Immer langsam, Helen, deine Eltern sind bestimmt nicht so begeistert, wenn sie morgen früh die Haustür aufmachen und du auf der Fußmatte geschlafen hast, weil du den Schlüssel nicht ins Schloss bekommen hast!“, lachte Sandra und kippte mit einer unkontrollierten Handbewegung prompt ihren Sekt in meinen Ausschnitt.
„Pass doch auf!“, kreischte ich und begutachtete das nasse Desaster.
„Oh nein, tut mir Leid, Rachel!“ Sie griff nach den Taschentüchern, die für solche Fälle griffbereit auf dem Tisch standen und fing an, mich abzutupfen.
Ich unterdrückte den Drang, sie unwirsch anzufahren, dass das auch nichts bringe und erhob mich, um in mein Zimmer zu gehen. Jetzt machte sich allmählich die Wirkung des Alkohols bemerkbar. Ich warf einen Blick auf die halbleere Sektflasche, die neben einer bereits geleerten auf dem Tisch stand.
Mit etwas wackeligen Beinen ging ich in mein Zimmer und zog mein Top aus, das ich sogleich in die Ecke schmiss. Im Takt zur Musik wippend, die aus der Anlage nebenan drang, wühlte ich in meinem Schrank nach einem anderen Top, das auch zur Hose passte.
„Ha!“, gab ich triumphierend von mir, als ich eins fand und es sogleich überzog. Während aus dem Wohnzimmer lautes Gelächter ertönte, betrachtete ich mich im Spiegel.
Ja, so konnte ich durchaus aus dem Haus gehen. Meine braunen Haare lagen noch so, wie ich sie haben wollte und mein Make-up war auch noch immer zufrieden stellend. Seufzend ließ ich mich auf mein Bett fallen und starrte weiterhin auf mein Spiegelbild, ohne aber wirklich darauf zu achten.
Das war der erste Abend dieser Woche, an dem ich mich etwas entspannen konnte. Nicht eine Nacht hatte ich durchgeschlafen und der Besuch auf dem Friedhof war auch nicht gerade erfreulich gewesen. Bei dem Gedanken daran setzte mein Herz einen Schlag aus. Nicht einmal jetzt konnte mich die Erinnerung in Ruhe lassen. Aber warum sollte sie auch? Sie ließ mich ja nicht einmal in Frieden, wenn ich schlafen wollte, warum sollte sie also wegen eines lächerlichen Geburtstags eine Ausnahme machen?
„Rachel, wo bleibst du denn?“, riss mich Trishs Stimme aus den Gedanken.
„Der Sekt ist gleich schon abgestanden!“, ergänzte Helen.
Ich schüttelte energisch den Kopf, als könnte ich die trüben Gedanken so abschütteln und riss meinen Blick vom Spiegel los. Meine beste Freundin lehnte im Türrahmen und sah mich abwartend an.
„Ich komm’ ja schon, keine Panik.“ Ich machte Anstalten, mich zu erheben, doch ich hing noch nicht einmal halb in der Luft, als Trish energischen Schrittes auf das Bett zukam, mich wieder herunterdrückte und sich neben mich setzte.
In diesem Moment ertönten von draußen Knallgeräusche, die uns beide erschrocken auffahren ließen. Trish wandte sich um, um aus dem Fenster zu sehen und als ich es ihr gleichtat, sah ich in der Ferne Feuerwerke hochgehen.
„Sind die bescheuert, oder was?“, ärgerte sie sich. „Die knallen schon den ganzen Tag! Bestimmt irgend so eine kranke Sekte!“
Verwundert betrachtete ich das Feuerwerk, das irgendwie anders war, als übliche Feuerwerke, doch ich konnte nicht ausmachen, was es war.
„Also, was ist los?“, fragte sie mich bestimmt, als wären wir nie unterbrochen worden. Irgendwie fühlte ich mich, als wäre sie eine erfahrene Psychoanalytikerin und ich die verzweifelte Patientin, die längst von ihr durchschaut worden war.
„Alles, was nicht fest ist“, erwiderte ich völlig ernst. Unbeeindruckt durchbohrte sie mich weiter mit ihren fast schwarzen Augen, sodass ich mich nach einigen Augenblicken seufzend geschlagen gab. Trish kannte mich einfach zu gut.
„Es ist nichts, meine Gedanken sind nur wieder etwas abgedriftet“, erklärte ich achselzuckend. Das war nun wirklich nicht der Rede wert. Es war nicht so, als wäre ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Aber Trish sah das vermutlich mal wieder anders.
„Dann töten wir jetzt so viele Hirnzellen durch Alkohol ab, bis du überhaupt nicht mehr denken kannst. Problem gelöst!“, überraschte sie mich grinsend und ich prustete los. Wenn das so einfach war, wollte ich keine Zeit verlieren.
„Na, dann los!“
Ich erhob mich und zog sie an der Hand mit mir hoch. Zufrieden lächelnd drückte sie mir einen Kuss auf die Wange und gemeinsam gingen wir zurück ins Wohnzimmer.
Mein Lächeln verschwand so schnell von meinem Gesicht, wie es erschienen war, denn ich lachte lauthals los, als ich Helen sah, die zu den Klängen von Shakira eine eher stümperhafte Bauchtanzaufführung hinlegte, während Sandra sich auf der Couch vor Lachen bog.
„Ach, wegen mir muss der Sekt also warten?“, versuchte ich ernst zu tadeln, allerdings versagte ich kläglich, da Helen nun – von Trish angefeuert – begann, ihre Haare hin und her zu schwingen. Vor lachen nach Luft schnappend setzte ich mich wieder zu Sandra, die mir sofort mein wieder gefülltes Glas in die Hand drückte.
„Schönes Oberteil“, meinte sie leicht verlegen und ich grinste sie an. Was würde ich nur ohne meine Mädchen machen? Ich ließ mich bereitwillig darauf ein, mir von meinen Freundinnen die Laune retten zu lassen, denn es war tatsächlich so leicht.
„Wollen wir jetzt etwas trinken, oder nicht?“, fragte ich Trish und Helen, die inzwischen ebenfalls in schallendes Gelächter ausgebrochen waren. Kichernd stießen wir ein weiteres Mal an (dieses Mal auf Bauchtanzkurse) und taten es Helen gleich, indem wir alles auf einmal herunterkippten.

Etwa eine Stunde später saßen wir im Taxi. Während Helen auf dem Beifahrersitz den Taxifahrer mit Geschichten aus ihrer Schulzeit nervte, sangen wir auf dem Rücksitz in einem unbeabsichtigten Kanon Hakuna Matata.
„Wo wollen wir noch mal hin?“, lallte Trish irgendwann von rechts.
„In irgend ’ne Bar“, antwortete ich nach kurzem Überlegen und erntete zum Dank ein abfälliges Schnauben.
„Danke, so weit war ich auch schon!“ Dann wandte sie sich zu ihrer Rechten, um der dort sitzenden Sandra die gleiche Frage zu stellen. Was diese darauf zurückgab, hörte ich allerdings nicht mehr, weil Helen wieder Hakuna Matata anstimmte und wir prompt mitgröhlten. Was gab es Besseres als Lieder aus Kindertagen?
Der Taxifahrer schien sehr froh, uns endlich los zu sein, als wir schließlich irgendwo in der Innenstadt ausstiegen mehr oder weniger sicheren Schrittes Sandra folgten, die das Ziel scheinbar kannte. Man hatte uns bereits sechs Mal hinterher gepfiffen, als sie plötzlich anhielt und auf den Eingang einer Bar zeigte.
„Wir sind da!“, verkündete sie jubelnd und wir nutzen diese erfreuliche Nachricht, um noch einmal das Lied des Abends anzustimmen. Als uns langsam zu viele Leute und auch die Türsteher der Bar verdächtig ansahen, verstummten wir und versuchten, möglichst gesittet vor die Muskelpakete zu treten, die den Eingang zur Bar flankierten, aus der gedämpft Beats zu hören waren.
Ich weiß nicht genau, wie es dazu kam, aber schließlich stand ich als erste vor den charakteristisch mürrisch dreinblickenden Türstehern. Ich setzte ein wie ich hoffte strahlendes Lächeln auf und sah das Muskelpaket links von mir an. Mein Lächeln fruchtete allerdings gar nicht. Er sah mich weiterhin griesgrämig an und beäugte mich von oben bis unten, als suchte er nach einem Fussel, augrund dessen er mir den Eintritt verweigern könnte. War der etwa schwul? Mit letzter Hoffnung wandte ich mich strahlend an den zweiten Türsteher, der mein Grinsen sofort erwiderte und mit einer einladenden Handbewegung den Weg durch die Tür wies.
„Dankeschön“, flötete ich erfreut. Ich hatte schon befürchtet, mir eine neue In-die-Bar-komm-Waffe überlegen zu müssen. Die Mädchen folgten mir schnell in einen sehr kurzen Flur mit angeschlossener Treppe, neben der ein langer Spiegel an der Wand hing. Zur Kontrolle sah ich noch einmal hinein und lachte los, als ich feststellte, dass meine Freundinnen genau das gleiche taten.
Eine Treppe führte hinunter in die eigentliche Bar und passend zum Beat der Musik tänzelten wir hinunter, um sofort auf die Theke zuzusteuern. Wir kamen scheinbar genau zum richtigen Zeitpunkt, denn niemand tanzte, obwohl bereits einige Leute in den Ledersesseln saßen, die im Raum verstreut an niedrigen Tischen oder an der Theke standen.
„Tanzen!“, rief Trish aufgekratzt und packte mich an der Hand, um mich mit ihr auf die menschenleere Tanzfläche zu ziehen. Als ich einen Blick zurück warf, sah ich wie Sandra mir mit der Hand bedeutete, dass sie an der Bar zu finden sein würden. Als hätte der DJ auf unserer Auftauchen gewartet, spielte er plötzlich eins unserer absoluten Lieblingslieder, worauf wir sofort anfingen, ausgelassen zu tanzen. Trishs Grinsen nach zu urteilen war der DJ, wie so viele andere Kerle auch, total verrückt nach ihr. Sie könnte mir von ihren drei Dutzend Verehrern ruhig mal einen abgeben!
Unserem Beispiel folgend füllten die anderen Besucher der Bar die leere Tanzfläche bald, die Musik blieb wie durch ein „Wunder“ weiterhin gut und schnell war von meinen trüben Gedanken nichts mehr übrig.
„Wollen wir mal nach den anderen sehen?“, fragte Trish mich irgendwann und ich nickte verdattert, weil ich Helen und Sandra zu meiner Schande vollkommen vergessen hatte.
Die beiden standen jedoch nicht mehr an der Theke, sondern saßen an einem mit leeren Gläsern übersäten Tisch in einer Ecke und tranken gerade Tequila. Froh, dass mir der nun erspart bleiben würde, amüsierte ich mich über Sandras verzogenes Gesicht und schmiss mich in einen der freien Sessel.
„Was trinken wir als nächstes?“, lallte Helen, die scheinbar Mühe hatte, auch nur gerade zu sitzen.
„Bailey’s! Ich zahle!“, rief ich sofort und sprang wieder auf die Füße, um mein Lieblingsgetränk zu bestellen.
„Warte, wir kommen mit!“, rief Trish mir hinterher, doch da ich keine Lust hatte, auf sie zu warten, verlangsamte ich nur etwas meinen Schritt. Während ich mir ein wenig torkelnd meinen Weg durch die Menge bahnte, kramte ich aus meiner hinteren Tasche meiner engen Jeans einen Schein heraus und prüfte, wo es an der Bar noch genügend Platz gab, um sich gebührend bei den Kellnern bemerkbar zu machen. Da es überall gleich voll war, ging ich einfach geradewegs auf das Ende der Theke zu, das mir am nächsten war.
Wieder einmal fühlte ich mich mit meinen 1,62 Metern ziemlich klein vor dem relativ hohen Tresen, sodass ich mich auf die Stange stellte, die eigentlich dafür gedacht war, dass man die Füße darauf abstellt, wenn man auf einem Hocker sitzt und mich über die Theke beugte, um nicht sofort wieder herunterzufallen. Ich zuckte erschrocken zusammen, als Trish mir auf den Hintern haute und streckte ihr die Zunge raus.
Obwohl recht viel Betrieb herrschte, stand nur eine Frau hinter der Bar, die mich allerdings nicht einmal bemerkte, weil sie sich mit jemandem unterhielt. Genervt verdrehte ich die Augen in Trishs Richtung und starrte die Bardame einige Momente an, in der Hoffnung, dass sie merken würde, dass sie ihrem Job nachgehen sollte. Allerdings verlor ich recht schnell die Geduld und rief: „Hey!“
Prompt wandte sie sich mir zu und kam mir lächelnd entgegen. Sofort fielen mir ihren tollen grünen Augen auf, mit denen sie mich abwartend ansah.
„Vier Bailey’s“, sagte ich und merkte sofort, dass sie mich wohl nicht hören konnte, denn hinter mir waren die Mädels in kreischendes Gelächter ausgebrochen, aus dem man Trishs Lache unschwer heraushören konnte. Na toll. Dann musste es eben anders gehen.
Ich ließ den Blick über den Tresen gleiten und hoffte, dort etwas Hilfreiches bei den anderen Gästen zu finden. Sex on the Beach; eine undefinierbare, blaue Flüssigkeit; Bier; Tequila; Bingo! Ich deutete auf das Glas Bailey’s, das vor einem jungen, blonden Typen stand und hielt vier Finger hoch, worauf hin sie nickte und sich wieder umwandte, um die Drinks zu machen. Na also!
Zufrieden wandte ich mich wieder den Mädels zu und musste prompt wieder lachen, weil Helen als letzte zu uns herübergetorkelt kam und sich in letzter Sekunde Halt suchend an Sandra klammerte, um nicht umzufallen.
„Hey, es ist noch früh!“, tadelte Trish das Geburtstagskind mit erhobenem Zeigefinger, woraufhin letztere anfing zu kichern. Unwillkürlich lachten auch wir; wir lachten inzwischen sowieso über alles.
So langsam waren vermutlich die Drinks fertig und so drehte ich mich wieder um, den Schein glücklicherweise noch immer in der Hand.
Mitten in der Bewegung fiel mir der Blick des Blonden auf, der an der Bar Bailey’s trank. Nur für einen winzigen Augenblick sahen wir uns in die Augen. Mit plötzlich hämmerndem Herz schob ich den Schein auf die Theke und versuchte, alle vier Gläser auf einmal in die Hände zu nehmen. Ich war so durcheinander, dass mir erst auffiel, dass meine Hände dafür viel zu klein waren, als Trish zwei der Gläser an sich nahm, bevor ich meine Klamotten dieses Mal selbst ruinieren konnte.
„Was machst du denn da?“, fragte sie kopfschüttelnd und reichte die beiden Gläser an Helen und Sandra weiter, um mir dann eins für sich selbst abzunehmen. Offenbar war das eine rhetorische Frage gewesen, denn statt eine Antwort abzuwarten, nippte sie schon an ihrem Drink. Glück gehabt, ich hatte nämlich absolut keine Erklärung für mein bescheuertes Verhalten. Langsam kam mein Herzschlag wieder zu Ruhe.
Was war denn das gewesen? Hatte das etwa der Blick dieses Typen bewirkt? Seit wann ließ ich mich denn so aus der Ruhe bringen. Irgendwie verlegen strich ich mir eine Haarsträhne hinters Ohr, obwohl sie da saß, wo sie sitzen sollte.
Ob er mich wohl immer noch ansah? Mein Herz machte schon wieder einen freudigen Hüpfer und am liebsten hätte ich mich selbst geohrfeigt. Was war denn plötzlich los? War ich plötzlich wieder vierzehn?
„Rachel, jetzt du!“
Verwirrt sah ich von meinem Glas auf, in das ich geistesabwesend gestarrt hatte und blickte in drei abwartende Gesichter. Was wollten die denn jetzt von mir? Jetzt hatte ich doch tatsächlich nichts mehr von meiner Umgebung mitbekommen…
Sandra schwenkte ungeduldig ihr leeres Glas und mit einem Blick auf die Gläser der anderen wurde mir klar, dass sie wollten, dass ich es herunterkippe. Da das immer noch besser war, als mich zu fragen, was mit mir los war oder das auch noch den Mädels erklären zu müssen, setzte ich das Glas an und trank es brav aus.
Die anderen jubelten und mit einem leichten Schwindelgefühl wandte ich noch einmal den Kopf in die Richtung der Bar. Der Blonde saß noch immer da, starrte allerdings in sein Glas, so wie ich es vor einigen Augenblicken auch getan hatte. Irgendetwas an ihm verhinderte, dass ich den Blick von ihm nehmen konnte. Vielleicht war es seine bleiche Haut, die im künstlichen blauen Licht des Raums so ungesund wirkte. Aber vielleicht waren es auch die Schatten unter seinen grauen Augen. Seine Augenfarbe konnte ich zwar nicht erkennen, aber sein Blick, der meinen für diesen kleinen Moment gekreuzt hatte, schien sich auf meine Netzhaut gebrannt zu haben, so deutlich sah ich seine traurigen Augen vor mir. Vielleicht war es sein seidiges, hellblondes Haar, dass er entgegen der Mode etwas länger und völlig ungegelt trug. Unwillkürlich stellte ich mir vor, meine Hand hindurch gleiten zu lassen. Erschrocken von meinen eigenen Gedanken drehte ich mich wieder zu den Mädchen um, die wohl gerade beschlossen hatten, wieder die Tanzfläche zu erobern.
In der Hoffnung, dass mein Lächeln meine Verwirrung überspielte und ich nicht vollkommen idiotisch wirkte, ließ mich von Helen mitziehen.
Aber vielleicht war es auch einfach die Tatsache, dass er an einem Freitagabend völlig alleine in einer Bar saß und trübsinnig in sein Glas starrte.


* * *

Irgendetwas schlug in einem monotonen Rhythmus gegen meinen Schädel. Stöhnend schlang ich die Arme um meinen Kopf und drehte mich auf die andere Seite, doch die Schläge hörten nicht auf.
„Es ist Samstagmorgen!“
Ich brauchte erst einige Sekunden, um zu begreifen, dass Trish mit mir redete.
„Was?“ Verwirrt fuhr ich hoch und starrte meine beste Freundin an, die nur in Unterwäsche am Türrahmen lehnte.
„Kann die denn nicht klingeln, wie jeder normale Mensch?“, jammerte Trish und legte die Stirn an den Rahmen.
Erst jetzt wurde mir klar, dass das Klopfen nicht dadurch verursacht wurde, dass etwas gegen meinen Kopf stieß, sondern dass jemand energisch an unsere Wohnungstür klopfte. Und ich wusste auch, wer.
Theatralisch ächzend wälzte ich mich aus dem Bett, warf mir das Nachthemd über, das ich getragen hätte, wenn ich morgens um vier noch dazu in der Lage gewesen wäre, es anzuziehen und schlurfte an Trish vorbei, um die Haustür zu öffnen. Mein Kopf schien mit Watte voll gestopft zu sein und mein Magen fühlte sich irgendwie besorgniserregend flau an.
„Oh! Und ich dachte schon, es sei keiner Zuhause“, lautete die Begrüßung, als ich die Tür aufriss.
„Guten Morgen, Tante Ruth“, antwortete ich mit einem möglichst liebenswerten Lächeln und trat zur Seite, um sie hereinzulassen. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Was wollte sie denn um diese unmenschliche Uhrzeit hier?
Zielstrebig rauschte Tante Ruth an mir vorbei in die Küche und setzte sich auf einen der Stühle am Tisch. Geduldig sah sie mich mit ihren klaren blauen Augen an, bis mir bewusst wurde, worauf sie wartete.
„Kann ich dir was anbieten?“, fragte ich mit mulmigem Gefühl. Sie war bestimmt nicht gekommen, um einen Kaffee mit mir zu trinken…
„Kaffee“, antwortete sie schlicht und ich wandte mich der Kaffeemaschine zu, erleichtert, dass ich ihrem bohrenden Blick nicht länger ausgesetzt war. Ich mochte Tante Ruth wirklich und ich war ihr für alles dankbar, was sie in den vergangenen Jahren für mich getan hatte. Aber sie war … gewöhnungsbedürftig.
„Wo ist denn deine komische Freundin?“
Überrascht sah ich auf und spähte in den Flur, doch Trish war wie vom Erdboden verschluckt. Na danke, dachte ich düster. Allerdings hätte ich an ihrer Stelle auch nicht dableiben wollen, denn Ruths Abneigung gegen Trish war mehr als offensichtlich.
„Sie schläft noch“, antwortete ich, während ich mich an der Kaffeemaschine zu schaffen machte. Kaffee konnte ich selbst ganz gut gebrauchen. „Wie geht es dir?“
„Gut, danke der Nachfrage.“ Direkt wie Tante Ruth war, sparte sie sich den Smalltalk und ging stattdessen direkt zum Wesentlichen über. „Du hast mich am Mittwoch sehr in Verlegenheit gebracht.“
Mir stockte der Atem. Als müsste sie mich extra daran erinnern! Ich schloss die Augen und holte tief Luft, um mich zu beruhigen, doch der Luftzug war eher brennend als wohltuend. Der Stich in meiner Brust ließ mich fast zusammenzucken. Ich konnte den Blick meiner Tante förmlich auf meinem Rücken spüren, also drehte ich mich um, bevor sie meine Schwäche als Angriffspunkt wählte.
„Das tut mir Leid, Tante Ruth“, murmelte ich unbehaglich und versuchte, nicht in ihre Augen zu sehen, deren Farbe der meiner Mutter so ähnlich war. Von der Wärme, die die Augen meiner Mutter trotz der kühlen Farbe ausgestrahlt hatten, hatten die ihrer Schwester allerdings gar nichts. Die Gedanken, die sie durch ihr Auftauchen und ihre Aussagen hervorrief, waren schmerzvoll, allerdings fragte ich mich, was sie von mir erwartet hatte.
„Nun, deine Entschuldigung ist sicherlich nett gemeint, aber leider macht sie dein Verhalten nicht ungeschehen.“
Das klang ja, als hätte ich mich vor versammelter Mannschaft ausgezogen und auf dem Tisch getanzt! Natürlich hatte ich mich nicht unbedingt vorbildlichen benommen, aber ich hatte es sicherlich nicht verdient, dass sie mich so niedermachte. Langsam stieg Wut in mir hoch. Sie wusste doch gar nicht, was ich durchmachte! Bevor ich aussprach, was mir auf der Zunge lag, bewahrte mich die Kaffeemaschine vor Dummheiten. Erleichtert wandte ich mich wieder um und goss zwei herrlich duftende Tassen voll, von denen ich eine Ruth reichte.
„Findest du nicht, dass du langsam lernen solltest, damit umzugehen?“, ließ diese aber nicht locker. Ohne mein bewusstes Zutun verkrampften sich meine Hände um die Tasse. Ich nahm einen Schluck und genoss für einen Augenblick die Wärme, die mich durchströmte. Doch dann musste ich wohl oder übel antworten.
„Ich komme wunderbar mit meiner Situation klar.“ Na toll, das klang nicht einmal in meinen Ohren überzeugend. „Also, zumindest versuche ich es wirklich.“
Tante Ruth seufzte tief und setzte den Kaffe auf den Tisch, als störte die Tasse sie dabei, mich ordentlich anzustarren.
„Deine Eltern sind jetzt seit vier Jahren tot.“ Beim letzten Wort zuckte ich unwillkürlich zusammen; hoffentlich hatte sie das nicht gesehen. „Du darfst nicht mehr vor allen Leuten weinend zusammenbrechen. Auch noch auf der Gedenkfeier, die ich veranstaltet habe.“
Oh ja, Ruth hatte ein Talent dafür, einem vorsichtig und einfühlsam ihre Meinung zu sagen. Als mir bei diesen Worten wieder die Tränen in die Augen stiegen, wandte ich schnell den Blick ab. Eigentlich versuchte ich so selten wie möglich an den Tod meiner Eltern zu denken, doch da der schrecklichste Tag meines Lebens am Mittwoch vier Jahre her gewesen war, war mir das in der letzten Zeit nicht besonders gut gelungen. Sollte ich „schon“ oder „erst“ sagen? Es gab keinen festgelegten Zeitpunkt, an dem man aufhören sollte zu trauern. Woher sollte ich also wissen, ob mein Verhalten falsch oder richtig war? Was war überhaupt richtig?
„Nun ja, ich wollte nur nach dir sehen und sichergehen, dass es dir gut geht“, schloss Tante Ruth schließlich und erhob sich wieder. Es ginge mir jetzt sicherlich besser, wenn sie nicht vorbeigekommen wäre.
„Vielen Dank“, sagte ich dennoch. Als sie an mir vorbeiging, folgte ich ihr höflich in den Flur, wo ich sie tapfer lächelnd verabschiedete und die Tür hinter ihr schloss. Dann setzte ich mich in der Küche auf die Arbeitsfläche, schlürfte meinen Kaffe weiter und wartete darauf, dass Trish sich wieder aus ihrem Zimmer traute, um mich aufzubauen.


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Es ist wunderbar, wie furchtlos und entschlossen Dan sich jeder Aufgabe stellt. Manchmal drehten wir eine Szenenwiederholung nach der anderen, und jedes Mal spürte ich seine Entschlossenheit, es bei der nächsten Wiederholung des Takes noch besser zu machen. Das schätze ich so sehr an ihm: Er setzt wirklich alles daran, um seine beste Leistung zu zeigen.
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