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Fanfiction

Die Geschichte des Regens - Das Tagebuch der Emma Foley - Von Tanzpartnern und Festumhängen

von >Rumtreiberin<

Hallo meine lieben Leser :)
Diesmal spare ich mir wirklich die lange Vorrede, denn bei mir sind leider ein paar Übungsblätter für die Uni liegen geblieben. Ich hoffe, ihr wisst das zu schätzen. ;)
Spaß beiseite, es ist schon wieder ein Monat vergangen, aber dank uneingeplanter Krankheit und Unibeginn habe ich es nicht eher geschafft. Es tut mir wirklich leid. Vielleicht sollte ich lieber eine Fanfiction über ein Mädel schreiben, dass sich dauernd bei ihren Lesern entschuldigen muss. *seufz*
Um die Re-Reviews, auch im Thread, kümmere ich mich dann morgen, hoffe ich. Ihr bekommt dann eine PN von mir, ich schaffe es heute einfach nicht mehr. Aber fühlt euch alle lieb gedrückt, eure Rückmeldungen sind einfach ein unglaublicher Ansporn. Danke dafür!
Und jetzt hoffentlich viel Spaß mit unseren Gryffindor-Sechstklässlern und dem lang ersehnten Frühlingsball. :)

~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~

21.3.1977, 6:30, Schlafsaal

Wenn ich so die letzten Ereignisse überdenke, komme ich zu dem Schluss, dass wir alle ein kleines Problem mit unseren Prioritäten haben.
Lily erzählt uns, dass James immer noch ein beachtlicher Idiot ist, und was macht sie?
Sie akzeptiert plötzlich eine seiner Einladungen.
Lindsay mag Sirius, er versucht nett zu ihr zu sein, und was macht sie?
Sie lässt ihn gnadenlos abblitzen.
Ich finde nach einem Dreivierteljahr heraus, dass Remus ein Werwolf ist, und was mache ich?
Ich frage ihn nach einem Date für den Ball.
Und Katie…tut schon die ganze Zeit so, als wäre nichts und wäre auch nie etwas gewesen. Sie will ohne Tanzpartner gehen, und als Lindsay ihr vorgeschlagen hat, Peter zu fragen, um ihr wenigstens eine Reaktion zu entlocken, hat sie nur gekichert und gemeint, dann könne Lindsay auch gleich noch mit Sirius gehen und schon wären wir ein perfektes Klischee.

Wenn ich dagegen diesen Absatz noch mal überdenke, komme ich zu dem eindeutigen Schluss, dass ein gewisses Ereignis in den letzten Tagen viel zu viel Platz in unseren Gedankengängen einnimmt. Egal, mit wem man redet, es gibt immer nur ein einziges Thema: Den Frühlingsball. Okay, gelogen. Im Prinzip gibt es nämlich unendlich viele Themen: Den Ball, die Dekoration, die Farbe von Festumhängen, alle möglichen Frisuren, Haarspangen, vorhandene oder nicht vorhandene Tanzfähigkeiten und natürlich Tanzpartner.

Womit wir auch schon gleich wieder bei den unangenehmen Dingen des Lebens wären. Gestern habe ich ja nicht hier rein geschrieben (dank des extremen Schlafmangels habe ich erstmal verpennt, dann im Prinzip den ganzen Tag Hausaufgaben gemacht und konnte mich dann sofort wieder ins Bett legen), aber naja, ich will jetzt nicht so tun, als wäre ich die Ruhe in Person gewesen, als ich morgens in den Zauberkunst-Klassenraum kam. (Abgesehen davon, dass das auf den letzten Drücker war und ich dazu noch das Frühstück verpasst hatte, natürlich.) Wäre ich in der Lage, meine Aktionen zu kontrollieren, hätte ich vermutlich feige in eine andere Richtung geguckt und die Konfrontation vermieden, wie es sich für einen wahren Gryffindor gehört… Zumindest war es das, was ich am liebsten getan hätte. Aber da sich mein Gehirn netterweise wieder mal verabschiedet hatte, schaffte ich es, Remus zuzulächeln und ihm ein stummes „guten Morgen“ durch den Raum zu schicken, bevor ich mich auf meinen Platz setzte. Ich will jetzt nicht sagen, glücklicherweise… aber ich habe ihn (und Lily) gestern kaum fünf Minuten zu Gesicht bekommen, weil die beiden in jeder freien Minute von Professor S. gekidnappt wurden, um irgendwelche Verträge mit Feen auszuhandeln oder so.
Okay, zugegebenermaßen war ich ganz froh darüber. Also eigentlich ja nicht, aber es war so eine Art Schonfrist, wenn du verstehst, was ich meine, Tagebuch. (Tust du nicht, und diesmal liegt es nicht an deinem nicht vorhandenen Verstand, sondern einfach daran, dass meine Gefühlswelt ein einziges wirres, völlig unverständliches Chaos ist.)
Ich habe aber festgestellt, dass dieses komische Gefühl, das ich in letzter Zeit immer habe, wenn ich Remus sehe, noch unverändert da ist, und es ist ganz sicher keine Angst oder so was. Naja, vielleicht doch, aber das hat, glaube ich, nichts damit zu tun, dass ich jetzt weiß, dass er…
ein Werwolf ist.

Verwirrung ist auf jeden Fall dabei, aber alles in allem fühlt es sich irgendwie so an, als hätte jemand diesen Kamin aus dem Gemeinschaftsraum in meinem Brustkorb angelassen. Und ich hätte ein bisschen zu lange davor gesessen und mein Gesicht wäre deshalb warm.

…Ich lass das lieber mit den Vergleichen. Was ich eigentlich meinte, ist, die Verwirrung und dieses ganze große Durcheinander in meinem Kopf sind separat von diesem Gefühl und ich kann… ach, ich geb's auf.
Tatsache ist, gerade klingelt Lilys Wecker, und auf mich wartet ein weiterer fantastischer Tag, a.k.a. der Tag-vor-dem-Frühlingsball-an-dem-auch-noch-die-zweite-Apparierstunde-stattfindet.
Juhu.

21.3.1977, Mittagspause, Große Halle

Und da bin ich wieder. Ich hab heute Morgen beim Frühstück nicht wirklich etwas runterbekommen, weshalb ich jetzt anscheinend in Rekordgeschwindigkeit alles in mich reingestopft habe. Ich war sogar schneller fertig als Sirius, der jetzt in derselben Motorradzeitschrift blättert, die mein Vater auch immer liest (aber Sirius hat ungefähr doppelt so viel geschafft wie ich).
Neben mir sitzt Lily, die sehr viel interessierter als sonst ihren Teller betrachtet, was vielleicht daran liegt, dass uns gegenüber James weniger an seinem Essen als viel mehr an Lily Interesse zu haben scheint. Auf jeden Fall scheint er einen gewaltigen inneren Konflikt auszutragen, der vermutlich darauf beruht, dass er etwas zu ihr sagen möchte, aber Angst hat, dass sie ihr Date sofort wieder abbläst, wenn er den Mund aufmacht.

Jetzt hat Remus ihn mehrmals leicht mit dem Ellbogen angerempelt, was dazu geführt hat, dass James die Nahrungsaufnahme wieder aufgenommen hat.

Oh, warte mal. Gerade…

21.3.1977, restliche Mittagspause, auf der Haupttreppe in der Eingangshalle

Tut mir Leid, Tagebuch. Ich wurde vorhin ein wenig von der Tatsache abgelenkt, dass Remus, nachdem er James zur Vernunft gebracht hatte, in meine Richtung schaute und den Mund aufmachte, als wollte er etwas sagen. Dann drehte er aber plötzlich den Kopf zu Lily neben mir, schob seinen Teller weg und meinte: „Wir sollten dann los, oder?“
Dass ich den beiden auf dem Weg zwischen den Haustischen hindurch hinterherstarrte, merkte ich erst, als mir Lindsay von der rechten Seite her den Ellbogen in die Seite rammte. Ich wollte gerade mein Tagebuch wieder aufschlagen und darüber nachdenken, ob Remus eigentlich etwas anderes sagen wollte, als mir auffiel, dass Sirius Lindsay über den Rand seiner Motorradzeitschrift her beobachtete.
(Halten wir fest: Ich starrte Remus und Lily hinterher, James tat dasselbe, Katie starrte ins Leere, Sirius Lindsay an und ich Sirius, wie er Lindsay anstarrte. Da Peter noch sein Essen auf dem Teller hin und her schob, war dementsprechend natürlich ein lebhaftes Gespräch im Gange.)
Das Problem dieser an für sich ja ganz friedlichen Situation war nur, dass Lindsay dasselbe bemerkte, und mit hochgezogenen Augenbrauen zurückstarrte.
„Was ist los?“, fragte sie schließlich genervt, nachdem der Wettbewerb eine halbe Minute ohne Sieger geblieben war.
„Ich denke gerade“, bemerkte Sirius nicht minder genervt.
„Ach tatsächlich.“ Jetzt war es an Lindsay, ihren Teller wegzuschieben und sich würdevoll zu erheben. „Dann will ich deine Kreise nicht weiter stören. Kommt ihr mit?“, wandte sie sich an Katie und mich, und wir beeilten uns, von der Bank zu klettern und unsere Taschen aufzuheben.
Als ich den beiden hinterherhastete, hörte ich gerade noch, wie James leise zu Sirius sagte: „Um deine Frage von vorgestern aufzugreifen: Was tust du eigentlich?“

„Du hättest ruhig etwas netter zu Sirius sein können“, sagte Katie mit gedämpfter Stimme, sobald wir hier in der Bibliothek einen Platz in Beschlag genommen hatten. (Wir hatten noch ein bisschen Zeit, und Lindsay war auf der Suche nach einer Runen-Übersetzungshilfe.)
„Wegen seinem Onkel, meinst du?“, erkundigte ich mich etwas zu laut, was ein paar Ravenclaws am Tisch neben uns (ich erkannte nur Jimmy Patterson, den Stadionsprecher) zu einem kollektiven „Schhhh!“ verleitete.
Lindsay grummelte etwas Unverständliches und ging die Regalreihe ab, vor der sie gerade stand. Schließlich zog sie einen Wälzer aus dem Regal und knallte ihn auf die Tischplatte (diesmal schauten nicht nur die Ravenclaws empört, sondern auch Madam Pince um die Ecke).
„Er hat dich nur angeschaut“, flüsterte Katie, nachdem die Bibliothekarin wieder in den Tiefen der Zaubertränke-Abteilung verschwunden war. „Seit wann…?“
„Es hat mich eben irritiert, das ist alles“, murmelte Lindsay verbissen und fuhr mit dem Finger die Inhaltsangabe des Buches entlang. „Was starrt er mich auch so blöd an?“
„Vielleicht hat er wirklich nachgedacht“, schlug ich vor.
Lindsay schnaubte.
Mit einem leisen Lachen zog Katie ihr das Buch weg. „Das ist genau das, was ich meine. Früher hättest du einfach einen Spruch losgelassen und wärst sitzen geblieben, anstatt die Flucht zu ergreifen.“
„Weil es mich irritiert“, zischte Lindsay und entriss ihr das Buch. „Ich weiß doch, was er über mich denkt, warum meint er jetzt plötzlich…“
„Aber du warst doch auch eine Zeitlang plötzlich so unnatürlich nett zu ihm“, wandte ich ein, als Lindsay nicht weitersprach. „Als er mit Leanne zusammen war.“
„Ja, und da hat er anscheinend gemerkt, dass er es für sein Ego braucht, sich mit mir zu streiten“, sagte sie kurz angebunden. „Hört mal, meinetwegen entschuldige ich mich bei ihm, ich kann es eben im Moment nicht gebrauchen, dass er sich verpflichtet fühlt, netter zu mir zu sein. Und können wir jetzt bitte das Thema wechseln?“
Sie schob ihren Stuhl energisch zurück, um das Buch wieder in seinen Platz im Regal zu rammen, wobei sie missbilligend von den Ravenclaws beobachtet wurde. „Schon gut“, fauchte sie in deren Richtung, woraufhin sie sich rasch wieder ihren Büchern zuwandten.
Katie kicherte ein bisschen. „Heute legst du's echt drauf an, oder?“
Widerwillig grinste Lindsay zurück und zog das nächste Buch ein wenig sanfter aus dem Regal.
„Was ist mit Lily?“, schlug ich vor. „Sie schuldet uns immer noch eine Erklärung.“
„Ja, und zu diesem Zweck versteckt sie sich genau wie dein Date sehr geschickt hinter dieser Vertrauensschülersache.“ Katie kicherte schon wieder. „Angeblich suchen sie immer noch eine Band. Wenn ihr mich fragt, kämpft sie nur noch gegen ihre Prinzipien.“
„Trotzdem absurd, dass sie und James anscheinend in dem Moment aufgehört haben, miteinander zu reden, als sie seine Einladung angenommen hat“, murmelte Lindsay, die eine Tabelle überflog.
„Er hat Angst, dass sie sofort wieder absagt“, äußerte ich meine Vermutung von vorhin.
„Vermutlich.“ Katie zog heimlich eine Hand voll Bertie Bott's Bohnen aus ihrer Umhangtasche, wobei sie Ausschau nach Madam Pince hielt, und bot sie uns an.
„Rumtreiber eben.“ Lindsay verdrehte die Augen und griff nach einer Bohne. Ich lehnte ab. Ich mag sie nicht sonderlich, was vielleicht an meinem besonderen Talent dafür liegt, immer die mit Seifengeschmack zu erwischen.
Fünf Minuten später wurden wir aus der Bibliothek geschmissen. Ich hätte schwören können, dass Jimmy erleichtert aufseufzte, als wir hinter der wutschäumenden Madam Pince her an seiner Gruppe vorbeitrotteten. Jetzt sitzen wir hier auf der Treppe und warten auf Lily, weil es sich nicht mehr groß gelohnt hätte, noch woanders hinzugehen; und weil Lindsay ihre Übersetzung noch fertig macht und Katie etwas zeichnet, was ich nicht sehen kann, habe ich beschlossen…naja, ist eigentlich klar, oder?

21.3.1977, abends im Gemeinschaftsraum

Puh. Ich bin schon wieder komplett fertig von diesem dämlichen Apparierkurs, dessen einziger Effekt offensichtlich ist, mich schwindelig zu machen. Während Mr. Twycross uns immer und immer wieder gutgelaunt auf Die Drei Unsäglichen Begriffe hinwies, hing ich der Theorie nach, dass der Kurs in Wirklichkeit ein groß angelegtes Experiment ist, in dem herausgefunden werden soll, welches Ausmaß an Drehungen und verknoteten Beinen ein durchschnittlicher Sechstklässler wohl aushält. Leider habe ich den Fehler gemacht, diese Theorie gegenüber Lindsay zu äußern, als gerade ebenjener Mr. Twycross hinter uns stand.
„Ah, dann zeigen Sie doch mal, was sie bisher gelernt haben“, sagte er gut gelaunt, nachdem er James zu Ende gelobt hatte. (Lindsay warf mir einen „selber Schuld“-Blick zu.) Ich versuchte, mich auf den Reifen vor mir auf dem Boden zu konzentrieren, was sich leider als etwas schwierig herausstellte bei dem ganzen Zeugs, das mir sonst noch so im Kopf herumschwirrt. Dann drehte ich mich unbeholfen auf der Stelle.
Nichts passierte.
„Bezaubernd“, sagte Mr. Twycross ein wenig gequält. „Üben Sie weiter, und immer schön daran denken - Ziel, Wille, Bed -“
Der Rest seiner Worte ging in einem Knall unter, der von den Hallenwänden verstärkt wurde und dessen Ursprung eindeutig irgendwo hinter mir lag.
„Ah, haben Sie es geschafft, Mr. Pot -“, erneut musste sich Mr. Twycross unterbrechen, als er sich umdrehte. „Miss, äh?“
„Evans“, sagte Lily, die in der Mitte ihres Reifens stand, und sich ein selbstzufriedenes Grinsen offensichtlich nicht verkneifen konnte.

„Ich bin so neidisch auf dich“, beschwerte sich Katie zehn Minuten später, nachdem Mr. Twycross samt Holzreifen wieder verschwunden war. „Wie hast du das geschafft?“
Lilys Augen blitzten. „Ziel, Wille, Bed -“
„Sag's nicht!“, riefen Katie und ich gleichzeitig. Lindsay hob fragend eine Augenbraue in Richtung Katie. „Warst du nicht vorgestern noch so begeistert von Wilkie?“
„Jedenfalls geht's mir jetzt besser“, stellte Lily zufrieden fest.
„Wie immer, wenn du James geschlagen hast“, sagte Lindsay.
„Im wörtlichen oder übertragenen Sinn?“, erkundigte ich mich neugierig.
„Oder wie wenn du die Stinkbomben von Drittklässlern konfisziert hast“, ergänzte Katie.
Lily lachte. „Ach, hört doch auf.“
„Ich persönlich glaube ja“, sinnierte Lindsay, „dass du das dringende Gefühl hattest, seinem Ego einen Dämpfer geben zu müssen, nachdem du seine Einladung akzeptiert hast.“
Wir gingen gerade durch einen ziemlich schlecht beleuchteten Korridor im ersten Stock, und als Lilys Augen erneut blitzten, sah das fast ein wenig furchterregend aus. „Mag sein“, sagte sie und erlaubte sich ein weiteres Grinsen.
„Vielleicht fühlt er sich jetzt minderwertig“, wandte Katie kichernd ein.
Lily wandte den Blick über die Schulter, wo die Rumtreiber gerade um die Ecke am Ende des Ganges bogen und James lautstark verkündete: „Mit der Mannschaft machen wir auch Ravenclaw platt, und dann gehört der Pokal endlich uns!“
„Ich glaube, diese Bedenken sind unbegründet“, sagte Lily und legte Katie und mir die Arme um die Schultern. „Und nach diesem blöden Ball kümmern wir uns endlich wieder um die Rumtreiberkarte!“

Die ist übrigens laut Lily „an einem sicheren Ort“ versteckt, den sie aber nicht in der Öffentlichkeit nennen möchte. Im Übrigen ist sie gerade sowieso nicht da, sondern sitzt schon wieder mit den restlichen Vertrauensschülern irgendwo herum und versucht, eine Band ausfindig zu machen. Oder was auch immer sie sonst noch brauchen.

Lindsay und Katie haben mich gerade gefragt, ob ich mit hochkomme, und ich glaube wirklich, ich brauche jetzt eine Mütze voll Schlaf.

22.3.1977, 10:00, Große Halle, Frühstück

Siehst du diese wunderschöne Uhrzeit, Tagebuch? Den wunderschönen blauen Himmel an der verzauberten Decke über uns? Und die wunderschönen Kakaoflecken auf dieser Seite? Weißt du, was das bedeutet?
Nein, weißt du nicht. Ich schreib es aber trotzdem auf: Es ist Wochenende.

Und weißt du, was mir gerade ebenfalls aufgefallen ist?
Nein, weißt du auch nicht. Aber nächste Woche gibt es Osterferien. Was wiederum bedeutet: ausschlafen, kein Unterricht, keine Hausaufgaben…und die beginnende, nagende Sorge im Hinterkopf, dass in nicht allzu langer Zeit meine ZAGs anstehen.

Ich geb es ja schon zu, das Ganze hier ist lediglich eine Taktik, um von der ganzen Aufregung um mich herum abzulenken. Ich hätte nicht gedacht, dass es möglich ist, aber hier in der Großen Halle ist es noch ungefähr fünfmal so laut wie sonst. Und jedes einzelne dieser was-weiß-ich-wie-vielen Gespräche dreht sich natürlich nur um ein Thema. Ich will jetzt gar nicht behaupten, dass diese Aufregung total an mir vorbeiginge, das wäre nämlich gelogen. Ich habe nur nicht die geringste Ahnung, was mich heute Abend erwartet und worauf ich mich da eingelassen habe, und verfolge deshalb die Strategie, möglichst wenig darüber nachzudenken.
Gerade fragt mich Katie, ob ich seit meinem leicht unerwarteten Überfall auf Remus noch mal mit ihm gesprochen habe. (Er ist schon wieder mit Lily auf so einer Art emergency meeting. Ja, vor dem Frühstück.)
Ich: Äh, ja, so ungefähr drei Sätze.
Lindsay: Idiot.
Katie: Oh, sei nicht so gemein.
Lindsay: Ist doch so.
Katie: Aber er und Lily hatten echt viel zu tun in den letzten Tagen.
Lindsay: Trotzdem hätte er mehr als drei Sätze mit Emma reden können. Oder verstehst du etwa, was er da tut?
Ich: Äh, was, ich? Ähm, ich verstehe ja noch nicht mal, was ich tue, also vielleicht geht es ihm genauso?
Lindsay (verdreht die Augen): Hör gefälligst auf, Tagebuch zu schreiben, wenn du mit uns redest________

22.3.1977, halb 12, Gemeinschaftsraum, vor dem Kamin (Lindsay hat mir vorhin das Buch unter der Hand weggezogen)

Lily und Remus sind immer noch nicht von dem Ball-Treffen zurück. Lindsay, Katie und ich haben hier am Kamin einen relativ sicheren Platz ergattert, aber es kommt mir so vor, als ob um uns herum eine Art Schwarzmarkt für Sleekeazy's Hair Potion (anscheinend das britische Äquivalent zu diesem Zeug von Seidenglatt) und Kosmetikartikeln aller Art eröffnet hat. Und, mal als exemplarisches Beispiel, in der Sesselgruppe neben uns versuchen Lena und Leanne gerade, ihre Freundin Asako Myamoto davon zu überzeugen, „etwas mit ihren Haaren zu machen“. Leider sieht Asako nicht so aus, als wäre sie sehr begeistert von der Vorstellung, die Unzertrennlichen auf ihre Haare loszulassen, aber ich glaube, man sollte sich lieber nicht mit den beiden anlegen.
Mir war das die ganze Zeit nicht so wirklich klar, aber anscheinend ist dieser Ball wirklich etwas Besonderes. Oder, wie Katie gerade meinte: „Keine Ahnung, wie Swindy das durchbekommen hat.“ Sie hat erzählt, dass ihr Vater ihr erzählt hat, dass dessen Großvater ihm immer davon erzählt hat, dass es in seiner Schulzeit ein Trimagisches Turnier gab. (Da musste ich auch erstmal nachfragen, was das denn sein soll. Anscheinend eine Art Wettkampf zwischen Hogwarts, Beauxbatons und Durmstrang, bei dem drei Schüler gegeneinander antreten. Wahrscheinlich haben sie uns in Drachenfels nie davon erzählt, weil unsere Schule nicht mitmachen durfte. Aber das ist ja auch schon echt lange her, und seit diesem Turnier, das Katies Urgroßvater miterlebt hat, gab es keins mehr, weil die Todesrate wohl alles in allem zu hoch war. Was bedeutet, dass es vielleicht besser ist, dass die ganze Sache eingestellt wurde.)
Naja, jedenfalls gab es da einen Weihnachtsball in Hogwarts. Und sonst scheint niemand jemanden zu kennen, der sich daran erinnert, dass es einen Ball in Hogwarts gegeben hätte. Die Festumhänge haben alle nur für die Zeugnisverleihung und so was.
Auf Drachenfels gab es jedes Jahr eine Abschlussfeier (die ich übrigens nicht wirklich vermisse), doch ich bekomme langsam aber sicher den Eindruck, dass das dann doch eine andere Kategorie war als das hier - zumal hier Professor Swindlehurst involviert ist.
Lindsay meinte übrigens auf Katies Bemerkung, wie sie das hinbekommen habe: „Ich glaube, die anderen Lehrer hatten einfach keine Lust, so was zu organisieren. Und wenn ich mir dieses Irrenhaus um uns herum anschaue, weiß ich auch, warum.“

22.3.1977, ungefähr eine halbe Stunde später, immer noch im Gemeinschaftraum

Vorhin hat mich ein ohrenbetäubendes Geräusch davon abgehalten, weiterzuschreiben, gerade, als ich den letzten Satz fertig hatte. Erst nach ungefähr zehn Sekunden wurde mir klar, dass es sich dabei um einen menschlichen Laut handelte - okay, ich übertreibe. Laut war es aber trotzdem (Achtung, blödes Wortspiel), und als wir uns in unseren Sesseln umdrehten, stellten wir fest, dass das Kreischen von Megan Cole, meiner Vorgängerin als Hüterin, gekommen war, die jetzt laut lachte und einen kleinen Gegenstand an eine ihrer Freundinnen weiterreichte. Diese schaute gespannt darauf, bis ihre Umgebung wiederum in Lachen ausbrach, und rief dann empört: „Das stimmt nicht! Meine Haare sind gar nicht so buschig!“
Erneut wurden wir von einem Geräusch dazu gebracht, uns umzudrehen; diesmal war es das Geräusch, das entsteht, wenn sich jemand mit voller Wucht in einen Sessel schmeißt. „Sirius hat einen beleidigenden Spiegel in Umlauf gebracht“, informierte uns James. „Keine Ahnung, wo er ihn her hat, aber ich finde es genial.“
Während Katie weiterhin über die Plüschlehne spähte und aus irgendeinem Grund verkündete, sie wolle unbedingt auch mal in den Spiegel schauen, tauschte ich einen fragenden Blick mit Lindsay aus.
„Die bekommt man in Hogsmeade“, sagte sie lässig, verschränkte aber in einer irgendwie defensiv wirkenden Geste die Arme vor dem Körper.
„Ach echt?“ James wirkte, als sei er nicht so ganz bei der Sache. „Hab gar nicht mitbekommen, wie er ihn gekauft hat.“
Lindsay hob eine Augenbraue und nickte leicht in meine Richtung. Ich musste mir echt ein Grinsen verkneifen. Anscheinend hatte Sirius nach drei Monaten die Nase voll von dem Spiegel. Ich frage mich, ob er irgendeine Ahnung hat, wer ihn ihm zu Weihnachten geschenkt hat.
„Jedenfalls…“, fuhr James nach einer Pause fort und verwuschelte sich nervös die Haare, „Wisst ihr zufällig, wann Lily zurückkommt?“
Katie ließ sich wieder auf die Sitzfläche fallen und strahlte ihn an. „Keine Sorge, sie hat nicht vor, eure Verabredung abzublasen.“
Lindsays Augenbraue wanderte höher, aber auch sie sah aus, als würde sie schmunzeln. Ein winziges kleines bisschen. „Ich wollte dich gerade fragen, ob Remus dir das nicht mitteilen konnte?“
„Ähm.“ James sackte ein wenig in sich zusammen. „Naja, Remus ist heute ein bisschen… komisch drauf, aber schön, dass wir das geklärt haben, und, ja.“ Er fuhr sich erneut mit der Hand durch die Frisur, „Schön.“
Lindsay schaute ihn an, auf diese typische Art, die einem innerhalb eines Sekundenbruchteils klar macht, dass man sich gerade idiotisch verhält, und sagte spöttisch: „Emma, du bekommst Konkurrenz in Sachen peinliche Auftritte.“
Nur, dass man sie nicht wirklich verstand, weil im gleichen Moment eine andere Stimme sagte: „Mann, Krone, das ist jetzt wirklich der Gipfel der Peinlichkeit.“
Für ein paar sehr lange Augenblicke sagte niemand etwas. Lindsay blickte stur geradeaus ins Leere, James räusperte sich.
Dann schloss Lindsay die Augen und sagte tonlos: „Ich dachte, wir hätten geklärt, dass du dir deine Sprüche von jemand Anderem klaust, wenn dir selbst keine einfallen…Sirius?“
„Tja, dasselbe könnte ich dich auch fragen“, antwortete Sirius vorsichtig. Lindsay schaute ihn immer noch nicht an. „Naja, ich wollte sowieso nur Krone hier retten und ihn fragen, ob er die Schlagzeile im Daily Prophet schon gesehen hat“, fuhr er selbstsicherer fort und klatschte James die Zeitung hin.
„Schon gelesen. Wollt ihr?“, fragte James und bot sie Katie an, bevor er zusammen mit Sirius den Rückzug antrat.
Katie entrollte die Zeitung. Die Schlagzeile von heute lautet:

ZAUBERERGESELLSCHAFT IM ANGESICHT VON REFORMEN
MINISTERIUM STREBT NEUGESTALTUNG AN

Der Artikel dazu ist ziemlich nichtssagend und weist auf eine Ankündigung oder so was in der Art hin, die heute Abend stattfinden soll.
Keine Ahnung, was das soll, dank James und seinem Daily-Prophet-Abo kriege ich eigentlich beim Frühstück meistens mit, was in der Zeitung steht, aber von „Reformen“ und „Neugestaltung“ hab ich da bis jetzt eigentlich nichts gelesen.

22.3.1977, nach dem Mittagessen, Schlafsaal

Was macht Professor Swindlehurst eigentlich die ganze Zeit mit den Vertrauensschülern? Eigentlich kann es doch gar nicht sein, dass heute noch so viel zu tun ist. Lily meinte vorhin zwar, dass sie ihnen gesagt hätte, wegen ihrer Krankheit sei Einiges liegen geblieben, aber trotzdem.
Wobei natürlich die Frage ist, ob sie wirklich krank war…ich habe sie ja weinend im Korridor gesehen…ob das auch der Grund war, warum sie letzte Woche den Unterricht hat ausfallen lassen?
Naja, jedenfalls waren Lily und Remus auch nicht beim Mittagessen (ich hoffe, Swindy gibt ihnen wenigstens etwas zu essen). Wir haben uns hier hoch verzogen und warten immer noch vergeblich auf Lily. Katie hat sich im Bad eingeschlossen und duscht seit ungefähr zwei Stunden, während sie mal wieder dabei ihre Zähne putzt, und Lindsay und ich gammeln auf unseren Betten herum. (Heute ist eindeutig der unproduktivste Tag, den ich im gesamten Schuljahr hatte. Aber bei der ganzen Aufregung kann man sich echt nicht dazu motivieren, Hausaufgaben zu machen oder so was in der Art.)

Ich wundere mich übrigens langsam ein bisschen, dass ich noch keine Antwort auf den Brief an meine Eltern bekommen habe…

Ah, Moment. Da kommt Katie aus dem Bad gestürmt.

22.3.1977, etwas später, Schlafsaal

Katie hat Lindsay und mich gerade versucht zu motivieren, uns auf heute Abend vorzubereiten. Sie hat sogar versucht, Lindsay zu kitzeln, um sie dazu zu bewegen, ihren Festumhang aus dem Koffer zu holen. Dann haben wir festgestellt, dass mein Festumhang inzwischen gut zehn Zentimeter über dem Boden hängt. Er war schon am Ende meines letzten Schuljahres etwas zu kurz, aber da dachte ich nicht, dass das schlimm wäre, geschweigedenn, dass ich noch mal wachsen würde. Jetzt sieht es dezent bescheuert aus. Außerdem fällt mir gerade auf, dass ich auch irgendetwas unter den Umhang anziehen sollte, und ich habe das Gefühl, dass Jeans dem „Dresscode“ widersprechen würden.
Deshalb muss ich jetzt aufhören zu schreiben und meinen Koffer durchwühlen. Ob Accio angemessene Kleidung funktionieren würde?

Hm, wahrscheinlich eher nicht…

22.3.1977, ungefähr halb vier, Schlafsaal

Gerade hat - Überraschung! - Lily strahlend die Tür zum Schlafsaal aufgerissen. „Alles ist fertig!“, verkündete sie zufrieden, bevor sie hineinkam, ihre Tasche aufs Bett warf und ihr Vertrauensschülerabzeichen von ihrem Umhang abpinnte. Lindsay steckte den Kopf aus ihrem Koffer. „Wow, und das in so kurzer Zeit!“, kommentierte sie und verdrehte mal wieder die Augen.
„Irgendwann bleiben dir die Augen mal so stehen“, kicherte Katie. „Das hat meine Oma immer gesagt, wenn ich versucht habe, zu schielen.“
„Du hast eine Oma?“, hakte Lindsay mit hochgezogenen Augenbrauen hoch. „Ich glaube, das ist das erste Mal, dass du sie erwähnst.“
Katie zuckte mit den Schultern. „Da gibt's auch nicht so viel zu erzählen.“
Lily hatte inzwischen ihren Umhang ausgezogen und der Tasche hinterhergeworfen, dabei aber Katie aufmerksam betrachtet. Diese wandte sich jetzt an Lily und wechselte das Thema: „Und, habt ihr eine Band gefunden?“
Lily strahlte. „Ja, wir haben die -“, doch sie wurde unterbrochen, als die Tür erneut aufflog und Mary Macdonald ihren Kopf hereinsteckte. „Sorry, wenn ich störe, aber habt ihr vielleicht ein paar Haarnadeln übrig?“
Lily sah uns fragend an, dann lief sie schnell ins Bad. „Ich dupliziere schnell ein paar, ja?“ Keine zwanzig Sekunden war sie mit einer ganzen Handvoll Nadeln zurück. „Bitte schön, kannst du behalten“, lächelte sie. Mary grinste etwas verlegen. „Tut mir leid, da hätte ich echt auch selbst drauf kommen können…aber Dankeschön.“
„Heute grassiert wirklich mentale Verwirrung“, meinte Lindsay leise, sobald Mary die Tür geschlossen hatte. „James hat extra vorhin noch mal bei uns nachgehakt, ob du nicht vielleicht vorhast, euer Date abzusagen.“
Jetzt war es an Lily, die Augen zu verdrehen. „Als ob das meine Art wäre, jemanden in letzter Minute sitzen zu lassen“, meinte sie ein wenig gereizt. „Ich hab ihm zugesagt, also geh ich jetzt mit ihm hin, und wenn das Ganze in der Anwendung des Fluchs der Popel endet, weiß er wenigstens, worauf er sich eingelassen hat.“
„Gib's zu, du hast einen Plan in petto, falls er ausfällig wird“, meinte Katie grinsend.
„Apropos ausfällig“, sagte Lindsay, „hat Mister Vertrauensschüler dir gegenüber verlauten lassen, warum er schon wieder nicht mit Emma spricht?“
Lily drehte sich zu mir um und warf mir einen mitleidigen Blick zu. „Oh, mach dir keine Sorgen, Emma, er ist einfach, äh…“ Sie suchte offenbar nach den richtigen Worten. „Ich bin sicher, ihr werdet nachher genug Gelegenheit zum Reden haben“, schloss sie.
„Wär ja noch schöner, wenn er sie nachher anschweigt“, murmelte Lindsay.
Irgendwie hatte ich das plötzliche Bedürfnis, Lindsay zu umarmen, dachte aber, dass sie mir vermutlich einen Fluch auf den Hals jagen würde, wenn ich es probierte. Aber auch, wenn ich beschlossen habe, erst. Über. Alles. Nachzudenken. Wenn. Es. So. Weit. Ist, mach ich mir ein bisschen Sorgen. So im Hinterkopf. Also, ich meine, er hat doch gesagt, er würde gerne mit mir zu diesem Ball gehen, oder? Warum…
Okay. Stopp. Nicht wieder dieses ganze verkorkste Zeugs. Ich erzähl lieber weiter von vorhin. Lily macht sich nämlich anscheinend Gedanken wegen Severus Snape, jedenfalls hat sie das angedeutet. Ich weiß nicht, ich kann mir nicht vorstellen, dass es zu einem Streit kommen könnte (oder?), aber ich glaube, das meinte sie auch nicht. Vielleicht hat sie einfach Angst, was er denken wird? Aber über so was steht Lily doch eigentlich drüber, oder?

Naja, ich hör jetzt besser mal auf zu schreiben und gehe endlich meine Haare waschen.

22.3.1977, 18:30, Gemeinschaftsraum

Hallo Tagebuch, da bin ich wieder. Ganz allein. Im Gemeinschaftsraum. Also nicht ganz allein natürlich. Im Sessel neben mir saß zum Beispiel bis vor ungefähr einer Minute schon wieder Asako Myamoto, bis sie von ihrem Tanzpartner abgeholt wurde (ein Fünftklässler namens Dirk Cresswell, wie ich erfahren habe). Aber allein im Sinne von ohne Lily, Lindsay und Katie. Als wir vor etwa einer Viertelstunde hier runter gekommen sind, stand James schon an der Treppe herum und hat (ganz untypisch für ihn eigentlich) sehr nervös am Ärmel seines Festumhangs herumgenestelt. Lily ließ einen tiefen Seufzer hören, als sie ihn sah (den er zum Glück nicht mitbekam), winkte uns zum Abschied und ging mit einem „Na dann mal los ins Unvermeidliche“ auf ihn zu. James begrüßte sie ein wenig fahrig und dann machten sich die beiden auf den Weg in die Große Halle - das Letzte, was wir von ihnen hörten, war ein: „Du musst mir das Portraitloch nicht aufhalten, danke, James!“
„Na das kann ja heiter werden“, murmelte Lindsay.
„Bin ich eigentlich die Einzige, die denkt, dass Lily ihm heute Abend absichtlich das Leben schwer machen wird…?“, sagte Katie nachdenklich.
Da Remus noch nicht da war/ist, setzten wir uns zu dritt an unseren Stammplatz am Kamin und beobachteten die unterschiedlichen Trupps in Festumhängen, die nach und nach durch das Portraitloch entschwanden. Dann vor etwa fünf Minuten kam Peter ein wenig planlos die Treppe heruntergestolpert, und als er uns sah, kam er zu uns herüber. Bei genauerem Hinsehen wirkte er nicht nur nervös, sondern hart an der Grenze zur blanken Panik.
„Hallo“, sagte er, nachdem er sich mehrmals geräuspert hatte, „was macht ihr hier?“
„Emma wartet auf ihren Tanzpartner“, sagte Lindsay mit einem missbilligenden Unterton und warf einen demonstrativen Blick zur Treppe hinüber.
„Ähm, er hat mir gesagt, ich soll dir sagen, dass er gleich da ist“, meinte Peter zu mir, wobei er (ja, bei diesem kurzen Satz!) mehrmals über die Schulter spähte.
Lindsay fragte mich, ob sie mit mir warten sollten, aber ich meinte, dass sie ruhig schon vorgehen könnten, wobei ich feststellen musste, dass auch ich anscheinend nicht mehr reden konnte, ohne mich vorher zu räuspern. „Na dann“, meinte Katie und lächelte mir aufmunternd zu, „lasst uns gehen, ich bin schon total gespannt!“ Sie hängte sich bei Peter ein und hüpfte auf das Portraitloch zu, wobei Peter, augenscheinlich immer noch verwirrt, Schwierigkeiten hatte, ihr zu folgen, ohne, dass sie ihm den Arm abriss.
„Ich kann ruhig mit dir warten“, bot Lindsay noch mal an, aber ich schüttelte den Kopf. „Dann bis gleich“, sagte sie grimmig, „und sag ihm ordentlich die Meinung!“
Naja, wie gesagt, das war vor ungefähr zehn Minuten, und ich sitze immer noch hier herum, wie, naja, bestellt und nicht abgeholt, und inzwischen ist wirklich fast niemand mehr hier. (Außer Luna, die ist gerade unter meinem Sessel aufgetaucht und jetzt auf der Jagd nach einem kleinen Salamander, den hier jemand vergessen hat.)Wenigstens hat Lily meinen Festumhang noch verlängert, so dass er nicht mehr über meinen Knöcheln herumbaumelt.
Trotzdem komme ich mir ein bisschen blöd vor. Vielleicht sollte ich noch mal kurz hoch in den Schlafsaal gehen?

22.3.1977, 18:45, Gemeinschaftsraum (sehr krakelig, weil ich schnell im Stehen schreibe)

Ähm. Ja.
Ich hab Remus (der neben mir steht) gesagt, dass ich noch kurz hier reinschreiben muss, denn ich habe festgestellt, dass das Tagebuch nicht in meine Tasche passt. (Beziehungsweise die Handtasche meiner Mutter, die sie mir letztes Jahr an Weihnachten „vererbt“ hat. Und die ich noch kein einziges Mal benutzt habe.)
Naja, es war so, wie es eigentlich zu erwarten gewesen wäre: Ich war natürlich gerade aufgestanden und dabei, zur Treppe zu den Mädchenschlafsälen zu stürmen, als Remus in den Gemeinschaftsraum kam. Zuerst sah ich ihn gar nicht, aber dann rannte ich aus Versehen einen (unbesetzten) Sessel um, hielt notgedrungen an, begann verzweifelt zu fluchen, weil ich mir den kleinen Zeh angehauen hatte - und bemerkte, dass Remus nur ein paar Meter von mir entfernt stehen geblieben war.
„Alles okay?“, fragte er mit einem leicht nervösen Unterton. „Hattest du was vergessen?“
„Nein, ich kam mir nur so blöd vor, hier zu warten…“, begann ich und unterbrach mich dann dankenswerterweise selbst. Glücklicherweise hielt mich Luna davon ab, noch etwas sagen zu müssen, indem sie jetzt auf einmal den Salamander Salamander sein ließ und glücklich um Remus' Beine herumschnurrte.
„Treuloses Vieh“, murmelte ich und sah ihr düster dabei zu, dann ging ich unsicher auf Remus zu. Er hob Luna hoch und hielt sie mir hin, aber als ich sie ihm abnahm, fing sie natürlich an, sich unwillig zu winden, bis ich sie notgedrungen zurück auf den Boden setzte und sie sich wieder seinen Füßen widmen konnte. Ich dachte daran, ihn zu fragen, was er so lange gemacht hatte, und an Lindsays Rat, ich solle ihm deshalb die Meinung geigen, machte den Mund auf… und sagte: „Tja, hm, wollen wir dann runtergehen?“

Das war dumm.
Und noch komischer war es vermutlich, wie mir gerade auffällt, ihn zu fragen, ob es okay ist, wenn ich noch kurz Tagebuch schreibe, so dass wir jetzt wirklich auf den letzen Drücker kommen werden. (Ich hoffe, die Anderen haben uns Plätze freigehalten.)

Aber er hat gesagt, dass es ihm nichts ausmacht, also... Oder war das nur Höflichkeit?
Irgendwie schäme ich mich jetzt ein bisschen für mich selbst.

22.3.1977, 19:20, Große Halle

Okay. Ich gebe es am besten gleich zu, sonst muss ich morgen so viel erklären. Ich habe es irgendwie nicht übers Herz gebracht, das Tagebuch im Schlafsaal zu lassen, und als ich zu Remus gesagt habe, ich sei jetzt fertig und würde es hochbringen, sah ich anscheinend so unglücklich mit dieser Regelung aus, dass er vorschlug, einen unaufspürbaren Ausdehnungszauber zu benutzen.
Deshalb muss ich jetzt meinen halben Arm in der Tasche versenken, wenn ich ein Taschentuch herausholen will, aber das Tagebuch ist dabei.
Ich werde aber nicht mehr schreiben, gerade ist es wohl noch okay, wir sitzen hier nämlich noch alle in Stuhlreihen auf der Tanzfläche und warten auf den offiziellen Beginn und auf Professor Swindlehurst, die eine Ansprache halten wollte, aber komischerweise noch nicht da ist.
Genau wie Katie übrigens, sie ist vor über fünf Minuten plötzlich aufgestanden und mit den Worten „ich bin gleich zurück“ irgendwo in der Menge verschwunden, wobei sie fast Evangeline Devine und Matthew Murray umgerannt hätte, die anscheinend zusammen hier sind.
Die Halle sieht wirklich toll aus, ich erzähle dann alles morgen, denn ich glaube, langsam wird diese Tagebuch-Sache ein wenig unhöflich. Aber ich bin total nervös und das Schreiben beruhigt mich immer.

Aber vermutlich ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, an dem ich das Tagebuch zuklappen und mich der Tatsache stellen sollte, dass ich hier im Festumhang in der dämmrigen Großen Halle sitze und darauf warte, dass der Hogwarts-Frühlingsball eröffnet wird, und dass neben mir Remus Lupin sitzt, weil ich ihn gefragt habe, ob er mit mir zusammen hier hin gehen möchte.

Ja, vermutlich sollte ich das tun.

Und deshalb tu ich es jetzt.

~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~

Eigentlich sollte das hier schon das Ball-Kapitel werden, aber dann ist mir aufgefallen, dass die Geschehnisse diesmal wirklich den Rahmen eines Kapitels sprengen würden. :) Deshalb eine kleine Entschuldigung an diejenigen von euch, die sich schon auf den Frühlingsball gefreut haben - bleibt dran, im nächsten Kapitel wird alles enthüllt. ;)
Ich betrete auch gerade Neuland mit dieser Ball-Sache. Ich hoffe, euch hat es gefallen. :)
Über Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen.

Eure Rumtreiberin


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