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Fanfiction

Die Geschichte des Regens - Das Tagebuch der Emma Foley - Ein zweifelhafter Konkurrent

von >Rumtreiberin<

Hallo liebe Leser,
diesmal spare ich mir zum Ausgleich mal wieder die lange Vorrede. Allerdings möchte ich noch zwei Dankeschöns loswerden - das erste bezieht sich auf meinen Kommikasten hier, der mich immer wieder aufs Neue überrascht hat, wenn ich nur kurz gucken wollte, ob es vielleicht ein Review geben könnte. Insofern ein ganz großes Dankeschön an Katie Weasley, greenday, Dissendium, Schwesterherz, Minimuffin, LizzyPotter, SelliiWeasley, Tonks?Lupin und PadmaPatil, die dafür gesorgt haben, dass er nun sogar die schöne Zahl 333 überschritten hat. Ich hab mich riesig gefreut, und die Re-Reviews gibt es diesmal wieder in meinem Thread (in diesem Mammut-Post - bitte nach unten scrollen :D). Das zweite Dankeschön geht an Dissendium, die dieses Kapitel schon gelesen und mir mit ihrem Feedback sehr geholfen hat.
Und jetzt geht es auch schon los mit dem neuen Kapitel - ich hoffe, es gefällt euch. :)


~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~


17.3.1977, Mittagspause, Große Halle

Ich frage mich ehrlich gesagt, wie es dazu kommen konnte, dass es mich nervös macht, wenn ich mein Tagebuch das erste Mal in der Mittagspause in die Hand nehmen kann. Es ist inzwischen schon so voll, dass ich mich frage, ob es überhaupt bis zum Ende des Jahres reichen wird - und es ist ein richtig dickes Buch. Als ich es am Anfang des Schuljahres geschenkt bekommen habe, bin ich davon ausgegangen, dass es für mehrere Jahre reicht (wenn nicht sogar Jahrzehnte, aber ich konnte noch nie sonderlich gut schätzen, wie ich in jeder einzelnen Stunde Zaubertränke aufs Neue bemerken muss).
Und ich kann jetzt noch nicht mal lange schreiben, weil ich ziemlich viel Stress mit meinen Hausaufgaben habe und deshalb die ganze Zeit von dem Hintergedanken „Das könnte dein Aufsatz über menschliche Verwandlungen sein“ gequält werde. Dazu kommt, dass mir heute Morgen siedend heiß eingefallen ist, dass mir jetzt nur noch etwas mehr als 2 Monate bis zu meinen OWLs (also ZAGs) bleiben, und ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal auf die Idee gekommen bin, dass ich irgendwann damit anfangen sollte, für die Prüfungen zu lernen.
Wie du siehst, Brian (lange nicht mehr voneinander gehört, hallo), ist irgendwie wieder Normalität eingekehrt, und die Ereignisse von Freitag kommen mir mehr und mehr wie ein surrealer Traum vor. Oder zumindest, als lägen sie schon Monate zurück. Es bleibt einfach keine Zeit zum Nachdenken, alles geht so weiter wie vorher und vielleicht ist es dann nur logisch, dass wir uns davon nicht mehr so beeinträchtigen lassen.
Lindsay ist heute auch viel ruhiger, irgendwie kommt es mir so vor, als hätte sie heute Nacht einen Entschluss gefasst, aber ich wollte sie nicht darauf ansprechen. Sie redet wieder normal mit uns und ich gebe Lily eigentlich Recht, die meint, wir sollten warten, bis Lindsay von selbst mit dem Thema anfängt. Als wir heute Morgen aufgewacht sind, war ich mir noch nicht sicher, wie es ihr jetzt geht, aber dann, gerade als wir uns angezogen hatten, wurden wir von einem ohrenbetäubenden Lärm erschreckt. Wie sich herausstellte, waren es die Hobgoblins, die unten im Gemeinschaftsraum ihren neuen Song probten. Lily drehte total am Rad und wollte ihnen verbieten, im Gryffindor-Turm zu spielen, woraufhin Stubby meinte, sie würden sich sowieso nicht mehr allzu lange hiermit abgeben und den Weg des Ruhmes einschlagen oder so. Auf jeden Fall stellte ich fest, dass ich inzwischen ziemlich gut zwischen Stubbys und Avitus' beziehungsweise Lindsays und Peters Songwriting unterscheiden kann, denn die Songs der Zweiteren sind deutlich melodischer und schonender für das Schlagzeug. „Hatred for Hats“ war ein original Hobgoblins-Song, und ich warf Lindsay einen vielsagenden Blick zu, den sie überraschenderweise mit einem Grinsen erwiderte. Und dann (also als Lily sich wieder abgeregt hatte) haben wir uns einfach normal unterhalten.
Lily ist heute übrigens sehr gereizt, weil sie beim Frühstück erfahren hat, dass sie diese Woche zusammen mit Remus und den übrigen Vertrauensschülern zu ungefähr fünf Millionen Treffen mit Professor Swindlehurst gehen muss. Anscheinend ist dieser komische Ball von ihr irgendwann demnächst.

17.3.1977, eine Minute später, immer noch in der Großen Halle

Ich habe eben Katie danach gefragt, und er ist diesen Samstag.
Ups.

17.3.1977, nach dem Unterrichtsende, Gemeinschaftsraum

Oh je, heute hat es anscheinend die ganze Schule darauf angelegt, dass ich nicht zum Schreiben komme. Vorhin hab ich doch erwähnt, dass ich einen ganzen Berg Hausaufgaben vor mir herschiebe, oder? Naja, als ob das nicht schon genug wäre, hängt jetzt hier im Gemeinschaftsraum ein neuer Aushang am Schwarzen Brett, um den sich mal wieder bereits das gesamte Haus zu drängen schien, als wir aus dem Unterricht kamen.
„Oh nein“, sagte Lily niedergeschlagen, „bitte nichts, was das Wort ?Vertrauensschüler' enthält, bitte, bitte…“
Sie wirkte leicht abgekämpft, weil sie die Zeit, in der Katie, Lindsay und ich in der Bibliothek unsere Hausaufgaben gemacht hatten, in Professor S.s parfümiertem Büro verbracht hatte, um eine Band für den Ball (nur stilecht mit an Hysterie grenzender Begeisterung) ausfindig zu machen.
Lindsay, die Größte von uns, stellte sich auf die Zehenspitzen, um über die Köpfe der Leute vor uns zu schauen. „WICHTIGE ANKÜNDIGUNG FÜR ALLE SECHTSKLÄSSLER“, las sie laut vor. „Warum stehen die denn dann alle hier rum? Nach einer krankheitsbedingten Verzögerung wird der allgemeine Apparierkurs nun unter Aufsicht eines ausgebildeten Ministerialbeamten am Mittwochabend beginnen. Bitte finden Sie sich alle um 20:00 in der Großen Halle ein. Die Kursgebühr von 10 Galleonen wird eingesammelt… und so weiter… Nach den 10 regulären Kursstunden können diejenigen Schüler, die zu diesem Zeitpunkt volljährig sind, am 4. Mai die Prüfung ablegen…“
„Nein!“, sagte Katie aufgebracht, „das glaub ich jetzt nicht!“
„Mach dir nichts draus“, sagte Peter, der sich zusammen mit Remus einen Weg zu uns gebahnt hatte, „wir können die Prüfung dann nachholen oder so. Bei meinem Cousin war es auch so, da muss man dann einmal ins Ministerium dafür.“
„Aber das sind zwei Wochen! Da bin ich praktisch schon 17!“
Lindsay zog eine Augenbraue hoch. „Wenn du mit solchen Rechnungen anfängst, ist selbst Emma schon 17.“
„Unterstütz mich!“, wandte sich Katie nun verzweifelt an mich, „Du willst die Prüfung doch auch machen, oder?“
„Ähm“, sagte ich. „Ehrlich gesagt finde ich Apparieren etwas gruselig. Muss man das können?“
„Gruselig?“ Katie starrte mich entgeistert an. „Mein Dad und Anna apparieren den ganzen Tag im Haus rum, das macht mich wahnsinnig! Ich bin froh, wenn ich's endlich auch kann!“
„Ich glaub auch nicht, dass ich so gut darin bin“, murmelte Peter.
„Ach was!“, widersprach ihm Lily mit einem Stirnrunzeln; sie hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt, in der Hoffnung, das Schwarze Brett ebenfalls sehen zu können. „Diese ganzen Drittklässler können doch nicht wegen diesem Aushang alles blockiert haben! Lass uns mal nachschauen!“ Sie packte Remus am Handgelenk und zog ihn hinter sich her auf das Schwarze Brett zu, wobei sie den jüngeren Schülern anscheinend so finstere Blicke zuwarf, dass alle den beiden Platz machten.
„…oder, Emma?“, hörte ich Katie sagen. Verwirrt drehte ich mich zu ihr um und erkannte, dass sie mir wohl gerade eine Frage gestellt hatte, die ich nicht gehört hatte, weil ich Lily und Remus beobachtet hatte.
„Kein Grund zur Eifersucht“, sagte Lindsay mit einem Lächeln, das teils spöttisch, teils nachsichtig war.
„Ähm“, antwortete ich und warf einen nervösen Blick zu Peter, der aber zum Glück gerade in seiner Schultasche kramte. „Was war die Frage?“
Katie kicherte und ich lief leider etwas rosa an. „Ob du heute Abend noch Quidditchtraining hast.“
Ich starrte sie an wie eine Erscheinung, dann warf ich einen schnellen Blick auf meine Armbanduhr, und die einzige Reaktion, zu der ich fähig war, war ein lang gezogener, sehr gequält klingender Laut.
Jetzt hab ich natürlich auch wieder die Hälfte der Zeit mit Tagebuchschreiben verplempert… Ich muss mich wirklich mal an die Aufgaben setzen, sonst muss ich morgen wieder diesen vorwurfsvollen Blick von Professor McGonagall aushalten.

Der andere Aushang war übrigens die offizielle Ankündigung des Frühlingsballs, inklusive Einsatzplan für die Vertrauensschüler. Lily war nicht sehr begeistert.

17.3.1977, 21:05, Gemeinschaftsraum

MERLIN.
James musste das Training natürlich bis zur letzten Minute ausreizen, so dass das gesamte Team zurück zur Schule sprinten musste, um noch rechtzeitig reinzukommen, bevor abgeschlossen wurde. Filch und Mrs. Norris haben uns sehr missmutig angestarrt, als wir in der letzten Sekunde noch durch das Tor geschlüpft sind. Ich bin völlig fertig und habe keine Ahnung, wie ich jetzt noch diesen Verwandlungsaufsatz schreiben soll. Das Problem ist auch, dass ich im Moment auf einem Schulbesen spielen muss, weil Megan Cole (verständlicherweise) keine Lust mehr darauf hatte, dem Team ständig ihren Besen zu leihen. Und ich habe zwar einen Besen, aber der ist noch bei meinen Großeltern in Deutschland.
Okay, egal. Ich höre jetzt auf zu schreiben und mache endlich meine Hausaufgaben.
Bis später (hoffentlich, falls ich dann noch am Leben bin).

17.3.1977, 22:14, immer noch im Gemeinschaftsraum

Ich fange jetzt einfach zur Abwechslung mal kommentarlos an zu schreiben. Eigentlich hatte ich mich nämlich ganz gut geschlagen, zumindest bis um kurz vor zehn. Zu diesem Zeitpunkt war mein Verwandlungsaufsatz fast fertig und ich grübelte nur noch über einem passenden Abschluss (Schwierigkeiten in der praktischen Anwendung), in der Hoffnung, möglichst bald zu den Anderen in den Schlafsaal gehen zu können. Als ich vom Training zurückgekommen war, saßen nämlich lediglich noch Lily, Remus und Peter an ihren Hausaufgaben. James und ich setzten uns zu ihnen an den Kamin (die Siebtklässler hatten sich schon verzogen, also waren die Plätze frei), aber Lily war zu diesem Zeitpunkt schon fast fertig und James brauchte für den Verwandlungsaufsatz so wenig Zeit, dass ich mir ernsthaft darüber Gedanken machte, was es für meine Fähigkeiten bedeutet, wenn ich Verwandlung als mein bestes Fach ansehe. Eine Viertelstunde vorher hatte sich schließlich auch Peter mit einem schuldbewussten Blick verabschiedet - Remus hatte ihm mit seinen Aufgaben geholfen und musste jetzt selbst noch einen Aufsatz fertig schreiben. Während ich also über einen guten Schluss nachdachte, schaute ich zu, wie Remus, den Kopf auf die linke Hand gestützt, eine Runentabelle anstarrte und dabei mit der rechten Hand auf einem leeren Pergament rumkritzelte. Viel weiter brachte mich das aber auch nicht, weshalb ich irgendwann einfach einen 0:8:15-Satz hinkritzelte („Menschliche Verwandlungen sollten nur mit äußerster Umsicht durchgeführt werden, da die Folgen verheerend sein können“) und dann das Pergament zum Trocknen in der Luft herumwedelte. Im selben Moment setzte Remus einen Punkt hinter die letzte Zeile seiner Übersetzung und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
„Auch fertig?“, fragten wir gleichzeitig. Ich musste lachen. „Wie war eigentlich das Treffen mit Professor S.?“, sagte ich dann.
„Alles wird sehr rosa werden.“ Remus gähnte. „Mit ganz viel rosa Blumendekoration. Lily ist fast durchgedreht.“
„Das kann ich mir vorstellen“, murmelte ich.
„Allerdings war Professor S. nicht ganz bei der Sache“, sagte er nachdenklich (mir fiel auf, dass er anscheinend meine Abkürzung übernommen hat), um dann plötzlich zu fragen: „Weißt du eigentlich schon, mit wem du hingehen willst?“
Ich starrte ihn an, dann machte es Klick. „Das Ganze ist mit Tanzpartnern?“
Remus grinste. „Naja, ich wollte…“, begann er, aber unterbrach sich noch im gleichen Moment und starrte mit entsetzter Miene auf meine Hand. Ich folgte seinem Blick.
Ich hatte meinen Aufsatz so dicht am Kamin herumgewedelt, dass er Feuer gefangen hatte.
Und dabei dachte ich, ich hätte meine Tollpatschigkeit langsam in den Griff bekommen.
Mit stummem Entsetzen griff ich nach meinem Zauberstab, richtete ihn auf das Pergament und dachte Aguamenti!. Erst, als ich meinen völlig durchnässten Aufsatz (irgendein versteckt-genialer Gedanke hatte mich dazu bewogen, mit wasserfester Tinte zu schreiben…okay, ich hatte einfach das erstbeste Tintenfass aus meiner Tasche gezogen) in den Händen hielt, fiel mir auf -
„Hey! Das war ein ungesagter Zauber!“
Nachdem ich das Pergament mit einem Trocknungszauber fast erneut in Brand gesetzt hätte, half Remus mir dann, den letzten Absatz noch mal neu zu schreiben. Ein großer Verlust war die erste Fassung nicht, aber ich hätte dann doch gerne gehört, was er sagen wollte.

Und jetzt geh ich endlich mal hoch in den Schlafsaal.

17.3.1977, ziemlich spät, Schlafsaal

Als ich vorhin ziemlich geschafft hier hoch kam, saßen Lily und Lindsay auf Lilys Bett und unterhielten sich über irgendetwas, während ein diffuses Rauschen aus dem Bad signalisierte, dass Katie noch unter der Dusche stand. Lily hob den Kopf und lächelte mich an, als ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen ließ und mich auf mein Bett schmiss.
„Geschafft?“, fragte sie, und ich grummelte etwas Unverständliches in mein Kopfkissen, bevor ich mich aufsetzte und ihnen von dem brennenden Verwandlungsaufsatz erzählte. „Professor McGonagall wird durchdrehen“, schloss ich, „das Pergament ist total gewellt und man sieht genau, dass das untere Ende weggebrannt ist.“
„Kann es sein, dass du deine Gespräche in letzter Zeit gerne etwas abrupter beendest?“, fragte mich Lindsay. Ich hatte ihnen von Peeves erzählt.
„Aacher jesch isches hoch kahr, hasch schehr schahgen hollke“, rief Katie aus dem Bad.
Die Reaktion darauf war ein dreistimmiges „Was?“. Katie streckte den Kopf aus der Tür und nahm die Zahnbürste aus dem Mund. „Aber jetzt ist es doch klar, was er sagen wollte“, wiederholte sie strahlend und wischte sich ein Zahnpastarinnsal aus dem Mundwinkel. „Er wollte mit dir zu dem supertollen -“
„- Ball gehen“, beendete Lindsay ihren Satz und verdrehte die Augen.
Ich rekapitulierte mein Gespräch mit Remus. „Oh“, sagte ich dann. „Meint ihr?“ Ich hatte das seltsame Gefühl, jemand hätte mir mit einer überdimensionalen Faust in den Magen geschlagen. Erst nach ein paar Momenten begriff ich, dass es Nervosität war, die mich plötzlich gepackt hatte. Okay. Also angenommen, er wollte mich wirklich fragen, dann - was?
Mein Blick blieb an Lily hängen, die Remus eindeutig am besten kennt. Sie runzelte nachdenklich die Stirn. „Wenn ja, fragt er dich sicher noch mal, mach dir keine Sorgen.“
„Sofern Emma ihn nicht mit ihren pyromanischen Tendenzen verschreckt hat“, sagte Lindsay trocken, grinste mir dann aber zu. Katie kam nun begleitet von einer riesigen Dampfwolke in den Schlafsaal und setzte sich im Bademantel auf ihr Bett. Mir fiel ein, dass ich Lindsay noch etwas hatte fragen wollen, und angesichts des Aufruhrs in meiner Magengegend, der inzwischen schon fast an leichte Übelkeit grenzte, war mir ein Themenwechsel auch nicht ganz unlieb.
„Ähm, Lindsay?“, sagte ich deshalb. „Ich hab gestern Morgen Sirius im Gemeinschaftsraum getroffen, und er hat so was Komisches gesagt von wegen… ähm…“ Hastig zog ich mein Tagebuch aus der Schultasche, die ich einfach neben mich geworfen hatte. „Er wollte wissen, was du damit gemeint hast, dass du keine Lust mehr darauf hast, dass er hinter deinem Rücken schlecht über dich redet.“
Katie starrte mich ungläubig an: „Sirius ist nicht im Ernst zu dir gegangen und hat dich das gefragt?“
(Auf Englisch klang es allerdings etwas beunruhigend: Sirius didn't seriously…)
„Lindsay?“, fragte Lily vorsichtig.
Lindsay seufzte. „Das ist mir rausgerutscht, als ich am Samstag Abend mit ihm geredet habe“, sagte sie. „Aber ich habe am Wochenende zwei Beschlüsse gefasst, an die ich mich in Zukunft halten werde, und einer davon ist, dass es besser für mich ist, wenn ich so wenig wie möglich mit Sirius zu tun habe.“
„Und der andere?“, fragte ich in die Stille hinein, die entstanden war.
„Dass genau das Gleiche für meinen Bruder gilt“, antwortete Lindsay ruhig. „Ich werde ihn wohl in nächster Zeit nicht mehr wieder sehen, also sollte ich damit aufhören, mir die Schuld für etwas zu geben, was sein freier Entschluss war.“
Lily drückte ihre Hand. Sie sagte nichts, aber ihr Gesichtsausdruck zeigte grimmige Zustimmung. Ich erinnerte mich daran, dass Lily Stephen schon die ganze Zeit nicht gemocht hat, weil sie ihn für „unzuverlässig“ hielt - im Klartext hatte sie damit wohl sagen wollen, dass er seine Schwester zu oft im Stich gelassen hat.
„Und deshalb“, fuhr Lindsay nach einer kurzen Pause fort, „will ich auch einfach nicht mehr über ihn sprechen. Lasst uns einfach weiter über Emmas verkorkstes Liebesleben reden -“
„- Hey!“, protestierte ich.
„- und so tun, als wäre alles ganz normal bei mir. Das hilft mir am meisten.“
Katie lächelte sie zögernd an. „In dem Fall würde ich jetzt gerne einen Kommentar à la Lindsay ablassen, von wegen, du und normal“, sagte sie vorsichtig.
Lindsay schmiss ein Kissen nach ihr, konnte aber ein breites Grinsen nicht verbergen.

Danach redeten wir noch ein bisschen weiter über alles Mögliche, was uns an diesem Tag beschäftigt hatte. Irgendwann fiel mir dann auf, dass ich auch noch hatte duschen wollen (hallo, ich hatte Training!), und als ich aus dem Bad zurückkam, waren die Anderen eingeschlafen.

Ich musste die ganze Zeit darüber nachdenken, was Lindsay gesagt hat. Es ist ungewöhnlich für sie, so offen über das zu reden, was sie beschäftigt, und ich habe Lily angesehen, dass sie dasselbe gedacht hat. Ich frage mich aber, was es bedeutet. Will sie sich jetzt wirklich komplett von ihrem Bruder loslösen? Lily ist, glaube ich, der Meinung, dass das am besten für Lindsay wäre. Es schien ihr ja nach ihrem Beschluss auch besser zu gehen. Aber Sorgen macht sie sich doch bestimmt immer noch, oder?
Und was ist mit Sirius? Ich glaube inzwischen, dass ihre Bemerkung auf das abgezielt hat, was sie mir mal gesagt hat: Dass sie ihn mehr mag, als er sie jemals mögen würde. Die Tatsache, dass er es noch nicht versucht hat, ist der Beweis dafür, dass seine Geringschätzung für mich noch tiefer sein muss als sein Hang zur Angeberei. Deshalb wollte sie wahrscheinlich nicht mit ihm über private Dinge reden, weil sie denkt, es ist besser für sie, dass sie sich gar nicht erst mit ihm anfreundet oder so. Allerdings schien es Sirius ja wirklich zu beschäftigen, was sie gesagt hat. Wenn er sie nicht ausstehen könnte, wäre das ja wohl anders…oder?

18.3.1977, mitten in der Nacht

Und ich kann auch einfach nicht so tun, als ob mich dieses Gespräch vorhin mit Remus nicht auch beschäftigt hätte. Ich hab gerade versucht, darüber nachzudenken, wieso mich dieses plötzliche Flattergefühl wieder gepackt hat, und bin dabei in meinem Tagebuch auf einen Eintrag von vor 10 Tagen gestoßen:

Aber ich habe verstanden, dass ihm die Wahrheit zu sagen auch bedeuten würde…dass ich mir über meine eigenen Gefühle klar werden muss.

Und da sieht man mal wieder, wie gut ich darin bin, Dinge zu verdrängen. Das Gute daran, dass ich diesen Gedanken einfach in die hinterste Ecke meines anscheinend nicht voll funktionsfähigen Gehirns verbannt habe, ist, dass ich mich anscheinend wieder normal mit Remus unterhalten kann - so weit man unsere Unterhaltungen als „normal“ bezeichnen kann. Ich meine damit, dass ich diese komische Phase von wegen rot werden und stottern anscheinend überwunden habe. Das heißt aber nicht, dass ich selbst kurze und belanglose Unterhaltungen wie die vorhin unverhältnismäßig genieße. Es ist bescheuert, aber ich freue mich einfach zu sehr, ihn zu sehen. Weil ich bei ihm einfach sagen kann, was ich denke, und deshalb auch nicht den ganzen Müll zusammenlabere, den ich bei anderen Leuten von mir gebe. Ich bin nämlich zu dem Schluss gekommen, dass das nur passiert, weil ich mich darauf konzentriere, etwas Bestimmtes nicht zu sagen. Macht das Sinn? Ich weiß es nicht.
Dabei kenne ich ihn ja jetzt auch nicht so gut. Nicht so gut wie James, Sirius und Peter ihn kennen, natürlich, und auch nicht so gut, wie Lily es tut, oder Lindsay und Katie. Wir haben jetzt ein Dreivierteljahr eine Menge Hausaufgaben zusammen gemacht und ansonsten bin ich in allen unmöglichen Lebenslagen irgendwie in ihn reingestolpert - im Krankenflügel, zum Beispiel, oder beim Schlafwandeln. Ich würde auch sagen, dass wir befreundet sind, aber trotzdem beruht die Tatsache, dass ich ihn so sehr mag, auf komplett irrationalen Gefühlen, von denen ich gar nicht weiß, woher sie kommen.
Ich mag ihn einfach sehr gerne, und das ist so ziemlich alles, was ich sicher darüber sagen kann.

So verwirrend, wie das alles ist, wundert es mich gar nicht mehr, dass ich während der ganzen Rumtreiber-Karte-Diebstahl-Aktion und dann dem letzten Wochenende überhaupt nicht mehr darüber nachgedacht habe.

Aber ich weiß ja jetzt, dass es nicht Remus ist, in den Katie verliebt ist, und wenn er mich wirklich fragen sollte, ob wir als Freunde zu diesem dämlichen Ball gehen sollen, glaube ich, kann ich einfach ja sagen und den Abend genießen.

18.3.1977, morgens beim Frühstück in der Großen Halle

OH NEIN OH NEIN OH NEIN.
Soeben habe ich meine ganze Schüssel Porridge über dem Tagebuch ausgekippt, in dem Versuch, während dem Frühstück hier rein zu schreiben. Und, ja, ich esse inzwischen manchmal morgens Porridge, auch wenn es eklig und schleimig ist, aber irgendwann dreht man durch mit dem ganzen Toast. Warum kann es nicht wenigstens einmal im Monat Schwarzbrot zum Frühstück geben? (Du siehst, schleimbesprenkeltes Tagebuch, ich habe wirklich niedrige Ansprüche. Und trotzdem gibt es Leute wie Katie, die schon bei dem Gedanken an Schwarzbrot das Gesicht verziehen und sagen: „Das kann man echt essen?“)
Zum Glück gibt es dagegen Leute wie Lily, die das notwendige Feingefühl zum Zaubern besitzen, sogar in Zauberkunst gut sind und mit einem ungesagten Zauber den Haferschleim aus dem Papier saugen können, so dass es jetzt nur noch leicht gewellt und gräulich verfärbt ist, aber das macht ja nichts. (Mir fällt grad ein, dass ich gestern Abend ja tatsächlich einen ungesagten Zauber geschafft habe, ohne zu flüstern oder zu gucken, als hätte ich Verstopfung. Vielleicht bin ich ja auf dem richtigen Weg. Oder ich brauche eine Stresssituation dafür.)
Ich wollte eigentlich nur schreiben, dass ich mich heute vor dem Frühstück mit einem Brief an meine Eltern herumgequält habe. Ich wusste einfach nicht, ob ich ihnen von dem Angriff auf uns erzählen soll. Einerseits würde ich es gerne, andererseits will ich nicht, dass sie sich dann Sorgen machen. Deshalb habe ich es dann irgendwie heruntergespielt und noch was über den Ball erzählt. Nachher gehe ich in die Eulerei und schicke es ab, besser bekomme ich es sowieso nicht hin, aber ich werde wohl eine Schuleule übers Meer schicken müssen, denn Remi ist bei meinen Eltern.
Nachdem ich diesen Brief geschrieben habe und den Kontrast direkt nebeneinander hatte, kommt es mir wieder total seltsam vor, dass wir tatsächlich auf diesen Ball gehen werden, und nur eine Woche dazwischen liegt. Ich krieg's einfach nicht im Kopf zusammen, und mir kommt das alles schon wieder ewig lang vor, obwohl es mir gleichzeitig noch in den Knochen steckt.
Es ist aber auch kein Wunder, dass mir das surreal vorkommt, wenn man bedenkt, dass dieser Ball im Moment das einzige Gesprächsthema ist. Den Angriff auf das Postamt haben die meisten einfach weggesteckt. Professor S. hat vorhin noch mal gesagt, dass sie glaubt, eine kleine Aufmunterung wäre gerade jetzt das Richtige, und jetzt läuft sie durch die Reihen und spricht alle Vertrauensschüler noch mal wegen der Koordination an oder so, während sich alle über die Farbe ihrer Festumhänge unterhalten oder sich (wie zum Beispiel Alice Bryant und Frank Longbottom) für Freitag verabreden. S. scheint eigentlich ganz die Alte zu sein…ein bisschen nervöser vielleicht. Gerade eben habe ich mein Glas vom Tisch gefegt, als sie mit Lily und Remus geredet hat, und sie ist richtig zusammengezuckt. Oder bilde ich mir das nur ein?

18.3.1977, Geschichte der Zauberei

Merlin, ich wollte eigentlich in der kleinen Pause nach Zauberkunst schreiben, aber der gesamte Kurs ist zu spät zur nächsten Stunde gekommen, weil Peeves uns im Gang kollektiv mit Kreidestückchen beworfen hat (untermalt von gackerndem Lachen). Da er sich laut Lily von niemandem außer Dumbledore und dem Hausgeist der Slytherins (einem gewissen „Blutigen Baron“) etwas sagen lässt, blieb uns nichts Anderes übrig, als die Beine in die Hand zu nehmen. Professor Binns hat allerdings nicht bemerkt, dass wir zu spät gekommen sind. Stattdessen kam er gedankenverloren durch die Tafel hereingeschwebt, was uns alle noch mal erschreckte, weil er sonst immer noch die Tür benutzt. Als Sirius jedoch laut „Das war das Spannendste, was ich je in Geschichte gesehen habe“ sagte, reagierte er nur mit dem typischen pfeifenden „Setzen Sie sich, Mr. Beckinsale“ und alles war wie immer.
Jedenfalls haben wir uns gerade in Zauberkunst unterhalten (das geht ganz gut, weil es da immer ziemlich laut ist, wenn wir einen neuen Zauber üben), und ich habe die Anderen gefragt, was sie wegen der Tanzpartner-Sache machen. Lindsay hat mit den Schultern gezuckt und Katie meinte, dass sie wohl alleine hingehen wird. Lily dagegen bekam ein bedrohliches Glitzern in den Augen. „Erwähne nie wieder diesen Ball in meiner Gegenwart!“, rief sie so laut, dass Professor Flitwick an unseren Tisch kam, um unsere Arbeit zu überprüfen.
Und jetzt muss ich aufhören und mir Notizen machen, sonst verzweifele ich wieder an meinen Hausaufgaben.

18.3.1977, Mittagspause in der Bibliothek

Da bin ich wieder, und ich kann wirklich nur ganz kurz schreiben. Professor McGonagall hat mir nämlich vorhin gesagt, dass ich morgen nach Unterrichtsschluss einen Termin bei ihr habe, „um über Ihre Prüfungen zu sprechen“. Und deshalb muss ich jetzt wirklich mal meine Hausaufgaben fertig machen, denn morgen Abend ist ja auch die erste Apparierstunde, und ich werde demzufolge ziemlich genau…gar keine Zeit dafür haben. Ich hoffe nur, sie fragt mich nicht nach meinen Lernfortschritten, das könnte unangenehm werden.
Aber ich wollte noch kurz etwas erzählen: Gerade eben nach dem Mittagessen, als wir alle noch am Gryffindor-Tisch saßen und uns nicht zum Aufstehen aufraffen konnte, fing James, der gegenüber von Lily saß, plötzlich an, seine Haare zu verwuscheln. Ich fragte mich gerade noch, was er hatte, als Lily, die anscheinend Schlimmes ahnte, auch schon warnend sagte: „James. Nicht.“
„Oh, Lily, ich wollte dich nur fragen“, begann James, brach aber bei dem Anblick von Lilys Gesichtsausdruck ab. „Nur als Freunde…“, nuschelte er noch.
„James. Potter“, sagte sie streng.
Sirius fing an zu grinsen. „Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass ich noch nicht mal mit dir ausgehen würde, wenn die Alternative der Riesenkrake wäre?“, beendete er ihren Satz mit einer schlechten, aber erkennbaren Imitation von Lilys genervtem Tonfall.
Lily betrachtete James, der den Kopf sichtlich hängen ließ, und sagte dann seufzend: „Naja, dann vielleicht schon, aber ansonsten kann kommen was mag, James, ich werde nicht mit dir zu diesem Ball gehen.“
„Unglaublich, Krone, hast du das gehört? Du hast einen Konkurrenten weniger, was für ein Fortschritt!“ Sirius haute James auf die Schulter, anscheinend seine Variante einer tröstlichen Geste. James schien ihn aber überhaupt nicht wahrzunehmen, sondern starrte gedankenverloren in die Luft neben Lilys Ohr, so als wäre ihm plötzlich ein Gedanke gekommen. Auf jeden Fall sagte er danach nichts mehr zu dem Thema, sondern verabschiedete sich sehr schnell in die Bibliothek…allerdings habe ich ihn hier auch noch nicht gesehen.
Komisch.

18.3.1977, kleine Pause vor Verwandlung

Mir ist gerade etwas eingefallen.
Ich hab das ganze Wochenende kein einziges Mal mehr daran gedacht, und ich weiß auch gar nicht, wo ich ihn hingetan habe.
Den Gartenkalender, meine ich.
Merlin, mir kommt das so ewig lang her vor, dass ich Severus Snapes Notiz in diesem Bibliotheksbuch gefunden und beschlossen habe, herauszufinden, was sie bedeutet.
Ob ich heute Abend mal danach schauen soll?

18.3.1977, nach Verwandlung

Was soll ich sagen?
Es gibt eine Sensation, und ich weiß jetzt, warum James vorhin so abwesend war. Und die Sensation ist nicht, dass wir zehn Minuten früher aus Verwandlung entlassen wurden. Obwohl das natürlich alles miteinander zusammenhängt.
Also. Ich muss das jetzt zu Papier bringen, damit es der Nachwelt erhalten bleibt.
Das erste Seltsame an der Sache war nämlich, dass James Zaubertränke geschwänzt hat, ohne seinen Freunden bescheid zu sagen. Professor Slughorn war natürlich nicht sauer oder so, sondern hat Sirius und Remus (Peter ignoriert er genauso wie mich) nur vielsagend zugezwinkert. Er liebt ihn zwar nicht so sehr wie Lily oder Severus Snape, aber er hält die Rumtreiber generell für ein paar Draufgänger, die sich noch die Hörner abstoßen müssen. (Sowas in der Art hat er echt mal gesagt.) Was aber wirklich auffiel, war, dass er auch zu Verwandlung nicht auftauchte, und normalerweise traut sich niemand, Professor McGonagall in irgendeiner Weise gegen sich aufzubringen. Sirius fragte uns dann auch ganz besorgt, ob wir ihn irgendwo gesehen hätten, aber anscheinend war er wie vom Erdboden verschluckt. Und dann, mitten in der zweiten Stunde, als wir uns gerade der Praxis der menschlichen Verwandlung widmeten und der gesamte Kurs mit Spiegeln dasaß und versuchte, sein Gesicht zu verändern, flog auf einmal die Tür mit einem Knall gegen die gegenüberliegende Wand und James platzte herein. „KOMMT SCHNELL!“, rief er, „DER RIESENKRAKE DREHT DURCH!“
Alle erstarrten mitten in der Bewegung, nur Raven Blanchetts Nase wurde immer länger, da sie anscheinend gerade versucht hatte, ihre Form zu verändern. (Sie ist jetzt im Krankenflügel, aber Madam Logan hat die ursprüngliche Form wieder hinbekommen.) Dann machte Professor McGonagall den Fehler, sich reflexartig von ihrem Stuhl zu erheben, was der Kurs als Signal auffasste, James zu folgen, der den Korridor zum Treppenhaus entlangsprintete. Ihr blieb nichts anderes übrig, als hinterherzurennen. Lily, die sich zusammen mit Lindsay und mir bemühte, mit Katie mitzuhalten, die eindeutig die Schnellste von uns ist, murmelte ununterbrochen: „Oh nein, was hat er jetzt wieder gemacht…“
Mir fiel auf, dass wir wohl eine ziemlich kuriose Gruppe abgaben, denn fast alle waren noch von ihren Verwandlungsexperimenten entstellt: Sirius zum Beispiel kämpfte mit einer Haarpracht, die ihm über den ganzen Rücken reichte, Lily hatte das Gegenteil versucht und sich eine Kurzhaarfrisur verpasst, Katie hatte blonde Augenbrauen und Remus und Peter hatten sich gegenseitig heftige Sommersprossen auf das ganze Gesicht verteilt. (Ebenfalls beliebt waren lange Vorderzähne und buschige Augenbrauen.) Zudem verursachten wir anscheinend eine Menge Lärm, denn auf dem Weg nach unten wurden wir aus mehreren geöffneten Klassenzimmertüren heraus beobachtet.
James rannte jetzt tatsächlich durch die Eingangshalle auf das Tor zu, immer noch gefolgt von unserem Kurs, sprang die Treppe herunter und hielt quer über die Wiese auf den See zu. Die meisten hatten wahrscheinlich gedacht, dass es wieder nur ein verrückter Rumtreiber-Streich war, aber schon von Weitem sahen wir (sofern wir unsere Wimpern nicht so weit verlängert hatten, dass sie unsere Sicht vernebelten), dass James nichts als die Wahrheit gesagt hatte, denn der Riesenkrake war tatsächlich weiter aufgetaucht, als ich es ihn jemals habe tun sehen. Okay, ich hatte bis dahin immer höchstens einen Arm gesehen. Er ist wirklich riesig. Und als wir näher kamen, sahen wir, dass das unförmige Teil, das über ihm schwebte und an einen der oberen Arme gebunden war, eine Art fliegendes Banner war, das sich im Wind leicht wellte. Ich kniff die Augen zusammen, um die Aufschrift lesen zu können, während unsere Gruppe langsam und in einiger Entfernung zum Ufer zum Stehen kam.

LILY EVANS, WILLST DU MIT MIR ZUM BALL GEHEN?

Professor McGonagall war nun zu uns aufgeschlossen und nahm sich sofort James vor. „Ich will nicht abstreiten, dass das ein gutes Stück Magie ist, Mr. Potter, aber den Kraken am helllichten Tag zu wecken - mitten im Unterricht!“, tobte sie. Ich konnte ihr nicht ganz folgen, hörte aber deutlich die Worte „Nachsitzen“, „Strafarbeit“ und „Unverschämtheit“ heraus.
Lily hatte die ganze Zeit nichts gesagt, sondern nur fassungslos auf den Kraken gestarrt. Erst, als Professor McGonagall ihre Predigt mit einem wütenden „Relaschio!“ beendete, der Krake in den See zurücksank (nicht ohne uns alle noch spielerisch mit einer gewaltigen Menge Wasser zu begießen) und sich das Plakat nach einem weiteren Schlenker ihres Zauberstabs in der Luft zusammenrollte und vor James' Füßen auf den Boden knallte, drehte sich Lily zu uns um - und fing an zu lachen. Während der Kurs langsam mit einstimmte, schlich sich James mit einer schuldbewussten Miene an Professor McGonagall vorbei in unsere Richtung und suchte Lilys Blick.
„Und?“, fragte er dann vorsichtig.
Lily schüttelte lächelnd den Kopf. „Dann gehe ich doch lieber mit dir“, sagte sie.
„Der Unterricht ist beendet!“, schnaubte Professor McGonagall. „Wer sich nicht selbst zurückverwandeln kann, kann mich in zehn Minuten in meinem Büro aufsuchen. Mr. Potter, Sie kommen mit mir!“
Aber James grinste nur, als er das Plakat aufhob und ihr hoch zum Schloss folgte.

Tja, und das ist jetzt das neue Gesprächsthema unseres Jahrgangs. Lily meinte, wir sollen sie bitte erst morgen darauf ansprechen, da sie sich selbst noch nicht so ganz im Klaren darüber sei, was sie da getan habe. Dann ist sie zusammen mit Lindsay (die einen Ich-hab's-doch-schon-immer-gewusst-Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte) zu Alte Runen gegangen. Ich hab dann noch mit Katie gesprochen - sie war super aufgedreht und meinte, sie hätte das nie gedacht, gestern hätte sich Lily doch noch so über James aufgeregt… Und sie hat da vollkommen Recht, das war einfach unerwartet, aber ich musste daran denken, wie sie am Abend vorher über ihn geredet hat: „Für ihn war das wohl alles am schwierigsten, auf einmal mitten in einem Kampf zu sein, nachdem er jahrelang mit seinem Auroren-Insiderwissen angegeben hat … Dabei hat er sich gar nicht mal schlecht geschlagen.“
Das klang irgendwie ganz anders als sonst.
Wirklich glücklich hat sie jedoch angesichts von James' Grinsen nicht gewirkt, eher ein wenig geschockt über ihre eigenen Worte.

Ich bin gespannt, was sie morgen dazu sagen wird…

18.3.1977, 23:34, Schlafsaal

Und wir müssen uns wohl wirklich bis morgen gedulden, bis ein Gespräch über Lilys Entscheidung möglich sein wird, denn wir saßen mal wieder alle Ewigkeiten an unseren Hausaufgaben. Lily und Remus mussten natürlich auch wieder zu einem Ball-Meeting, und ich hatte den Eindruck (und Lindsay hat mich darin bestätigt), dass Lily ganz froh war, James heute nicht mehr begegnen zu müssen. Lindsay meinte dazu: „Lily hat wohl gerade Angst vor sich selbst.“
Die Anderen sind dann auch eben auf ihre Betten gefallen und fast sofort eingeschlafen. Ich bin dagegen aus irgendeinem Grund noch ziemlich wach, und das liegt nicht nur daran, dass Luna in ihr altes Verhaltensschema zurückgefallen ist und ständig an meinen Haaren hochklettert. Da fällt mir auf, ich habe sie schon lange nicht mehr erwähnt, oder? Wahrscheinlich habe ich mich inzwischen einfach daran gewöhnt, dass Remus sie mir dauernd zurückbringen muss, weil sie mal wieder in seinem Koffer zwischen den Klamotten schläft.
Remus.
Der Gartenkalender.

Okay. Ich habe ihn vorhin wiedergefunden, er war immer noch in der Tasche, die ich am Freitag mithatte und einfach das ganze Wochenende über nicht ausgepackt habe. Ich wollte das jetzt eigentlich gar nicht schreiben, oder überhaupt darüber nachdenken - er hat mir ja praktisch gesagt, dass er ein Geheimnis hat, und ich wollte es darauf beruhen lassen, bis er es mir von sich aus erzählen kann. Aber als ich diesen Kalender gesehen habe, ist mir wieder dieser Gedanke gekommen, den ich einfach nicht mehr loswerde, ich habe es eben hier in einem Eintrag von vor elf Tagen gelesen: Außerdem kratzt die ganze Zeit so was in meinem Hinterkopf, und das hängt mit seinen häufigen Krankenflügelbesuchen zusammen. Ich hab das Gefühl, dass ich da einen Hinweis direkt vor meiner Nase hätte, wenn ich nur richtig suchen würde… aber dann wiederum halte ich mich immer wieder davon ab, das zu tun, weil ich ihm nicht nachspionieren will…
Und da ich diesen Gedanken sowieso nicht mehr abschütteln kann, kann ich ihn jetzt genauso gut aufschreiben: Ich bin mir ziemlich sicher, dass er nicht einfach nur immer oft krank ist, sondern regelmäßig.
Immer genau im Abstand von einem Monat.
Dass es einmal im Monat ist, ja…das wusste ich…selbst, dass es ungefähr dieser Abstand war…aber dass es so genau ist…
Ich hab gerade eben mal geblättert, und… Ach, ich kann jetzt genauso gut einfach zugeben, dass ich mir was vormache: Ich habe schon spioniert.
Ich hab die ganze Zeit versucht, diesen blöden Gedanken wieder in den Hinterkopf zurückzuschieben, wo er hingehört, aber es geht nicht. Ich weiß, dass das die richtige Spur ist, und ich kann mein Gehirn nicht davon abhalten, immer wieder in diese Richtung zu gehen.

30.10.: Remus war Mitte des Monats schon wieder krank, nachdem die Jungs auf irgendwelchen nächtlichen Unternehmungen waren. Vielleicht sollte er sich ernsthaft überlegen, das nächste Mal drinnen zu bleiben, wenn er so ein schlechtes Immunsystem hat (oder einen Pulli anzuziehen).
14.11.: Remus liegt zwei Betten weiter, seit heute Morgen. War wohl doch etwas Ernsteres gestern…
14.12.: Mir ist gerade aufgefallen, dass Remus schon wieder krank ist…

Im November - da hab ich gar nicht mehr dran gedacht - da hat er sich doch so abweisend verhalten nach dieser Unterhaltung, die wir im Krankenflügel geführt haben. Weil ich genau dieses Zeugs ausgesprochen habe, was mir anscheinend schon da durch den Kopf gegangen ist: Ja, weil du so oft krank bist, und deshalb, mmh, keine Ahnung. Und du bist immer gleich krank. Auf dieselbe Art und Weise, meine ich. Also, du bist ein, zwei Tage im Krankenflügel, und vorher und nachher siehst du irgendwie blass aus. Und müde. Und meistens bist du am Abend vorher mit den anderen Jungs draußen unterwegs, ich weiß nicht, vielleicht erkältest du dich da, also…

Mitte Januar war ich dann wegen einer Platzwunde im Krankenflügel, die ich mir aus den Ferien mitgebracht hatte, und Remus war auch wieder dort…allerdings wegen einem Kratzer auf dem Arm. Das war kurz bevor wir uns vertragen haben, und ich wusste nicht, was ich sagen soll…
Und am Tag danach war er wieder krank, und James, Sirius und Peter wollten mich krampfhaft davon abhalten ihn zu besuchen…
… Das Verhalten der Rumtreiber war ziemlich…verdächtig, als ich sie nach Remus gefragt habe. Es kann also noch nicht allzu vielen Leuten komisch vorgekommen sein, dass er regelmäßig einmal im Monat krank wird…weshalb ich mir langsam Sorgen mache, ob ich mir da nicht etwas einbilde.

14.2.: Ich mach mir Sorgen, ob er nicht schon wieder krank wird.

Und schließlich, erst vor ein paar Tagen: Remus ist übrigens immer noch nicht vom Abendessen zurück und ich habe das dumpfe Gefühl, dass er auch nicht mehr kommen wird. Vielleicht ist er wirklich wieder krank geworden?

Das ist das Eine.
Das Andere ist der Gartenkalender.
Er ist mit Mondphasen - das stand nicht in der Notiz, von daher wusste ich nicht, worauf es hinaufläuft. Aber der Abstand zwischen den Tagen, an denen Remus krank war, hat immer ungefähr 30 Tage betragen - bei den Gelegenheiten, wo ich es genau mitbekommen habe.
Und ich habe ganz zufällig gesehen, dass es immer an Vollmond war.

Zuerst dachte ich, das wäre einfach Zufall, aber als ich nach den Daten gesucht habe, sind mir beim Blättern noch zwei andere Unterhaltungen mit Remus ins Auge gefallen…

11.11.: „Hast du eine Ahnung, welcher Mond gerade ist?“ - Remus sah mich mit einem eigenartigen Gesichtsausdruck an. „Zunehmender“, sagte er nach einer Pause. „Fast Vollmond.“ Sogar ich merkte, dass seine Reaktion irgendwie seltsam war. „Bist du auch Schlafwandler?“, fragte ich unsicher…

1.2.: Da bin ich wieder. Es war übrigens Remus, der aufgewacht ist. Das heißt, als ich aufgehört habe zu schreiben, hat er noch geträumt, glaube ich; jedenfalls hat er etwas Unverständliches vor sich hin gemurmelt und den Kopf unter dem Kissen vergraben. Ich habe wie gesagt nicht verstanden, was er gesagt hat, aber es klang wie: „Geh weg…verschwinde…es ist doch noch gar nicht Zeit…ich will nicht…“
…
„Du hast schlecht geträumt“, flüsterte ich. Er ließ sich auf den Rücken fallen und starrte an die Decke.
„Geträumt“, wiederholte er. „Ja, ich habe geträumt von…“ Dann brach er ab und schloss die Augen wieder.
„Remus?“…
Er riss die Augen wieder auf und stützte sich auf dem rechten Arm ab. „Es ist Neumond, oder? … Der 1. Februar?“

Ich habe nie daran gedacht, dass das etwas mit seiner Krankheit zu tun haben könnte, aber es muss so sein, jetzt, wo ich es hier alles noch mal vor mir sehe, scheint das auf einmal alles so klar zu sein…

Und…
Gott.
Das bedeutet natürlich, dass Severus Snape auf genau der gleichen Spur ist…dass er Remus' Geheimnis lüften will.
Ich glaub das nicht, aber…es muss so sein…ich bin die ganze Zeit davon ausgegangen, dass mir der Kalender nur zufällig geholfen hätte, aber -
Was ist, wenn Severus sich den Kalender gekauft hat, um dasselbe zu tun wie ich?
Was, wenn er überprüfen wollte, in welchen Mondphasen Remus krank geworden ist?

Vielleicht drehe ich einfach durch, oder sehe irgendwelche Verschwörungstheorien… Auf der anderen Seite weiß ich noch genau, dass er etwas Seltsames zu mir gesagt hat, als er gesehen hat, dass ich ihm hinterherspioniert und seine Bücher ausgeliehen habe…
Warte…

Du weißt es also auch nicht…Ich war mir sicher, dass ihr eingeweiht seid, aber ich lag offensichtlich falsch… Glaub nicht, dass ich dir irgendetwas sage. Ich bin als Erster auf die Spur gekommen und ich werde das Geheimnis als Erster lüften…

Ich drehe nicht durch.
Es muss so sein.
Es ist so.

Und das heißt…
Diese Bücher, die Severus sich ausgeliehen hat. In denen er anscheinend gehofft hat, die Lösung zu finden.
Moste Evil Monsters.
Chimaeras And Beasts Today.
The Monster Within.

The Monster Within.

Das bedeutet... das würde bedeuten, dass Remus...
Dass er…

Oder?


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Jetzt bin ich wirklich sehr gespannt auf eure Reaktionen…!
…und würde mich wie immer sehr über Kommentare freuen. :)
Liebe Grüße & bis bald!


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