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Fanfiction

Die Geschichte des Regens - Das Tagebuch der Emma Foley - Die Karte des Rumtreibers

von >Rumtreiberin<

Wow, ich hab es noch geschafft! 23.12., 21:32 und das neue Kapitel ist fertig - pünktlich als Weihnachtsgeschenk für euch. :) Ich hoffe, ihr habt nicht zu viel Stress und noch ein bisschen Zeit, um es zu lesen. Und natürlich hoffe ich auch, dass es euch gefällt.
Ich möchte euch nicht wieder eine seitenlange Entschuldigung vorjammern, warum ich es nicht früher geschafft habe, aber bitte glaubt mir, dass ich gerne früher zum Schreiben gekommen wäre. Nur leider hatte ich sehr viel Stress in den letzten Wochen und bin zu guter Letzt jetzt auch noch krank geworden.
Aber vergessen habe ich euch ganz sicher nicht. :)
Die Re-Reviews schaffe ich heute Abend leider nicht mehr, aber ich werde mich dann nach Weihnachten daran setzen. Ich sage euch dann bescheid, sobald sie in meinen Thread gestellt sind. Vielen Dank euch allen!!!
Dann wünsche ich euch mal ganz viel Spaß mit diesem Kapitel!

Eure Rumtreiberin :)

~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~

13.3.1977, 6:31, Schlafsaal

Ich glaube, so viele Tage hintereinander habe ich schon sehr, sehr lange kein Tagebuch mehr geschrieben. Man könnte auch sagen: Ich leide inzwischen an Entzugserscheinungen, denn anders lässt sich wohl kaum erklären, warum ich mir heute Morgen extra den Wecker früher gestellt habe, um hier rein zu schreiben.
Verrückt, oder?
Aber ich bin seit Samstag einfach nicht mehr dazu gekommen, dieses Buch auch nur in die Hand zu nehmen, weil ich jede bescheuerte Minute in der Bibliothek verbracht habe, um einen Zauber zu finden, der es uns ermöglicht hätte, heute Abend unseren Plan durchzuführen.
Ja, genau.
HEUTE ABEND.
So wie „in etwas mehr als 12 Stunden“. Und vielleicht kann man aus meiner Wortwahl schon raushören, wie es um den Erfolg bestellt ist: es war ein absoluter Reinfall.
Wir haben nichts gefunden.
Wir haben einfach nichts gefunden.
Gut, okay, „nichts“ ist übertrieben. Vielleicht sollte ich besser „nichts, was praktisch durchführbar wäre“ sagen. Wir könnten natürlich alle auf die Schnelle noch lernen, einen Patronus heraufzubeschwören, denn die können angeblich auch Nachrichten überbringen, aber das wäre a) leicht übertrieben und b) angesichts meines „Talents“ für Patroni (a.k.a. nicht vorhandene Fähigkeit) relativ unmöglich. Oder wir könnten schriftlich kommunizieren, indem wir Papierflieger falten und diese mit einem „einfachen“ Flugzauber belegen - das Problem dabei ist natürlich, dass es im Falle einer dringenden Warnung leicht dämlich kommt, damit anzufangen, einen Flieger zu falten. Wenn wir einen Zwei-Wege-Spiegel hätten oder vielleicht eins dieser Portraits, die hier überall herumhängen, plus einem zusätzlichen leeren Bild - klar, dann wäre alles ganz einfach, aber ansonsten scheint es nichts annähernd Legales zu geben, das uns bei unserem kleinen Problem helfen könnte.

Anders ausgedrückt: Unser Plan ist soeben dabei, ins Wasser zu fallen, es sei denn, wir möchten ihn ohne jegliche Sicherheitsvorkehrung durchführen.
Oder innerhalb der nächsten zwölf Stunden passiert ein Wunder.
Wobei ich bei meiner bisherigen Quote keine zwei Sickel auf die zweite Möglichkeit wetten würde.

Was ebenfalls nicht unbedingt zur Entspannung beiträgt, ist die Tatsache, dass das nächste Hogsmeade-Wochenende inzwischen bedrohlich nahe gerückt ist und Lindsay ihre wachsende Nervosität nicht gerade gut versteckt. Es ist total seltsam, das zu beobachten, aber ich erwische sie immer wieder, wie sie abwesend aus dem Fenster starrt, die Augenbrauen zusammengezogen und das Gesicht voller Sorge. Ich bin mir aber nie sicher, ob ich sie darauf ansprechen soll - oder ihr anbieten, mit ihr zu kommen - weil ich nicht weiß, wie sie darauf reagieren würde. Dazu kommt, dass meine bisherigen Erfahrungen mit den Hogsmeade-Besuchen von Lindsays Bruder nicht unbedingt positiv waren. Ich meine, das einzige Mal, wo ich ihn getroffen habe, hat sich hinterher herausgestellt, dass sein bester Freund Jack ein Todesser ist. Überhaupt ist es die Frage, ob er auftauchen wird, denn Zuverlässigkeit scheint nicht unbedingt eine von Stephens herausragenden Qualitäten zu sein.
Was weniger bedeutsam ist, mich aber trotzdem irgendwie beschäftigt, ist die Sache mit dem Gartenkalender. Es ist total bescheuert - wenn du einen Mund hättest, würde ich dich jetzt bitten, nicht zu lachen, Tagebuch - aber ich habe fast ein bisschen Angst davor, einen zu kaufen. Denn entweder ist das dann der endgültige Beweis für meine Paranoia - ich meine, hey, es ist ein Gartenkalender - oder, unwahrscheinlich aber möglich, ich hatte Recht und Severus Snape ist tatsächlich etwas auf der Spur, und dann bin ich mir nicht sicher, ob ich es überhaupt wissen möchte.

Oh, gerade hat Lilys Wecker geklingelt. Ich glaube, ich sollte mich jetzt vielleicht auch langsam mal anziehen. Ich versuche mich später noch mal mit den neusten Neuigkeiten zu unserem Plan zu melden.
Bis dann!

13.3.1977, genau eine Stunde später (also 7:31, für den Fall, dass du nicht addieren kannst, Tagebuch), in der Großen Halle

Okay, das hat jetzt wirklich nichts mit dem Rumtreibergeheimnisenttarnungsplan zu tun. Aber ich muss es trotzdem loswerden. Gerade habe ich nämlich in der Zeitung einen Artikel gesehen, bei dem ich wirklich nicht weiß, was ich davon halten soll. (Das klingt jetzt irgendwie sehr intellektuell. Ich wünschte, ich wäre es, aber die Wahrheit ist, dass ich mich ursprünglich nur hinter dem Tagespropheten verstecken wollte, nachdem mir mein Zauberstab in Katies Haferbrei gefallen ist und dieser daraufhin alle, die sich zum Tatzeitpunkt in einem Umkreis von zehn Metern befanden, mit graubraunen Sprenkeln bespritzt hat. James meinte allerdings, dass die Zeitung inzwischen auch zu nichts Anderem mehr nutze sei, ausgenommen vielleicht zum Schuhe abputzen. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber wenn die Redaktion vorhat, Rita Skeeter eine größere Rolle spielen zu lassen, könnte er Recht haben.)
Jedenfalls handelte der Artikel von „jugendlichen Bandenkämpfen“. Ich zitiere mal aus dem Gedächtnis, denn inzwischen haben sich die Anderen über die Zeitung hergemacht:

„Jugendliche Rowdies verwüsten die Chadwick Street - Ministerium vermutet einen Bandenkrieg
von unserer Praktikantin Rita Skeeter

Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität, klagte schon der altgriechische Magier Sokrates, doch heutzutage scheint es, als müssten wir diese Aussage nicht nur bedingungslos anerkennen, sondern als sei sie zu schwach, um einige der letzten Ereignisse zu kommentieren. So glaubten die von aufmerksamen Anwohnern herbeigerufenen Auroren des Zaubereimisteriums gestern Morgen, nicht recht zu sehen, als sie in der Chadwick Street in London apparierten. Das Ausmaß der Zerstörung, die sie dort vorfinden mussten, sehen Sie auf dem nebenstehenden Foto. Zeugen berichteten, in den frühen Morgenstunden deutliche Geräusche eines Kampfes auf der Straße gehört zu haben. „Ein Körperklammerfluch schlug um kurz nach fünf in mein Fenster ein, zerstörte die Scheibe und traf meine Eidechse Lenny, die friedlich auf meinem Nachttisch schlummerte“, berichtet Adela Hemingway erschüttert. „Die Rowdies haben mich mit ihrem rüden Geschrei aus meinem Schlaf gerissen. Sie beschimpften sich gegenseitig als Heizapparate und befeuerten sich mit Flüchen aller Art. So etwas wäre früher einfach nicht möglich gewesen.“
Das Ministerium vermutet in einer offiziellen Stellungnahme einen Bandenkrieg hinter den Verwüstungen. „Es scheint sich um einen Kampf zweier rivalisierender Jugendgruppierungen zu handeln“, erklärte Marianus Bonning, Sprecher der Abteilung für magische Strafverfolgung. „Wir tun alles in unserer Macht Stehende, um die Verantwortlichen so schnell wie möglich dingfest zu machen.“
Es bleibt zu hoffen, dass dem Ministerium dies so bald wie möglich gelingt - bevor unsere Jugendlichen sich noch zerstörerischeren Zeitvertreiben zuwenden.

Also ich weiß ja nicht, wie du das siehst, Tagebuch, und das ist jetzt wirklich nicht die hochgestochenste Bemerkung von mir, aber WARUM BESCHIMPFEN SICH ANGEBLICHE JUGENDLICHE ALS HEIZAPPARATE?
Ich glaube, ich sollte mir das merken, für den Fall, dass ich irgendwann mal cool werde.
„Emma, du hast dein Buch fallen gelassen.“
„Halt's Maul, du Heizapparat!“
(Okay. Das wird niemals passieren. Aber ich frage mich das gerade wirklich. Warum ist „Heizapparat“ eine Beleidigung? Hm, James hatte, glaube ich, gerade eine Verschwörungstheorie dazu, aber ich hab leider nicht zugehört. Notiz für später: Remus danach fragen.

Oder vielleicht…

Nein. Stopp. Ich wollte mich doch ganz normal verhalten. Also kann ich ihn auch danach fragen.)

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich mir zu viele Gedanken über Kleinigkeiten mache.

13.3.1977, 13:10, Mittagspause, Bibliothek

Tja. Hier sind wir also wieder. Verzweifelt auf der Suche nach einem agentenmäßigen Kommunikationsmittel. Deshalb kann ich auch nicht lange schreiben, denn, wie ich bereits heute Morgen gesagt habe: Die Zeit drängt.
Aber so was von.
Lily hat uns gerade noch mal ermutigt, nicht aufzugeben. Sie kam mit einem heroischen Gesichtsausdruck an unseren inzwischen zum Stammplatz gewordenen Tisch hier am Fenster (mit Blick auf den See), knallte einen beachtlichen Bücherstapel auf die Tischplatte und sagte: „Seid ihr bereit?!“
Ich hatte den Drang, aufzuspringen, zu salutieren und „Ja, Sir!“ zu rufen, ließ es aber. Lindsay musterte inzwischen den Bücherstapel und bemerkte trocken: „Ich bin guter Hoffnung, dass wir bis zum Schuljahresende die ganze Bibliothek durchhaben.“
Lily schnaubte und stemmte, anstatt sich hinzusetzen, energisch die Arme in die Hüften. „Ihr wisst schon, dass das möglicherweise unsere letzte richtig gute Chance ist?“, fragte sie.
„Was, aber wir sind doch nächstes Jahr schon auch noch hier, oder?“, fragte ich mit einer plötzlich aufkeimenden Panik. Hey, es hätte ja sein können, dass ich etwas nicht mitbekommen hatte.
Lily ignorierte meinen Einwurf. „Heute wissen wir, dass sie definitiv außer Haus sein werden“, erläuterte sie, indem sie das definitiv mit einer sehr professionell wirkenden Geste unterstützte. „Bei all den anderen Gelegenheiten haben wir das, wenn überhaupt, nur durch Zufall herausgefunden. Zufall bedeutet: Keine Planung. Keine Planung bedeutet: Kein Erfolg.“
„Aber ohne Kommunikationsmittel wird das heute Abend auch nichts“, sagte Katie besorgt. „Ich weiß genau, dass dann irgendwas schief gehen wird. Bis jetzt wurden wir jedes Mal, wenn wir ihnen nachspionieren wollten, erwischt und haben es irgendwie zurückbekommen.“
„Ich sage nur Juckpulver in unserer Unterwäsche.“ Lindsay verzog das Gesicht. „Allein die Vorstellung, dass sie an meinem Koffer waren!“
„Ich dachte, Jungs könnten nicht in die Mädchenschlafsäle?“, fragte ich verwirrt.
„Und das ist genau der Punkt!“ Lily schlug ärgerlich mit ihrer Faust in die linke Handfläche. „Letztendlich haben wir meistens den Kürzeren gezogen. Aber das letzte Mal, wo wir ihre Geheimnisse lüften wollten, waren wir auch noch jung und unerfahren.“ („Das war letztes Jahr“, murmelte Lindsay mir zu.) „Diesmal können wir es wirklich schaffen. Wir können herausfinden, woher sie immer wissen, wo wir uns aufhalten. Wie sie sich dauernd aus dem Gemeinschaftsraum schleichen können, ohne erwischt zu werden, obwohl sie dabei sind, den Rekord an jemals missachteten Schulregeln zu brechen. Wir haben noch einen halben Tag Zeit. Wir können es schaffen. Wir müssen uns nur anstrengen.“
Mit diesen Worten ließ sie sich demonstrativ auf einen Stuhl fallen und nahm sich das oberste Buch von dem wirklich riesigen Stapel. Lindsay, Katie und ich sahen uns kurz an und taten es ihr dann gleich. Ich zumindest habe nach Lilys kleiner Rede das Gefühl, irgendetwas Ehrenhaftes zu tun. Vielleicht so ein bisschen, als würden wir mit unserer geheimen Mission die Welt vor einem korrupten Chemie-Konzern retten, der die Weltmeere vergiftet…und nicht bloß unsere Mitschüler ausspionieren.

13.3.1977, 13:40, Mittagspause, immer noch in der Bibliothek

Aber wir finden nichts.
Wir finden einfach nichts.

Es ist wirklich zum Heulen.

13.3.1977, 13:56, Mittagspause, immer noch in der Bibliothek

Ich hab das Gefühl, gleich platzt mir der Kopf von dem ganzen Lesen.
Und die Pause ist fast vorbei und wir haben nichts gefunden…
Inzwischen sind unsere Optionen wohl nur noch, das Ganze zu vergessen oder das Risiko einzugehen, ein neues Level an Peinlichkeit zu erreichen.

Mit anderen Worten: Die Aussichten sind super.

13.3.1977, 17:13, auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum

Hallo Tagebuch. Tut mir leid, dass meine Schrift gerade so krakelig ist, aber ich schreibe im Laufen. Ich muss mich nämlich ein bisschen beeilen, die anderen warten sicher schon auf mich, damit wir uns wegen nachher absprechen können. Okay, im Prinzip ist es sinnlos, was ich tue, weil ich so ja viel langsamer laufe, aber so habe ich wenigstens kein schlechtes Gewissen. (Ja, so kann man sich Logik auch zurechtbiegen!)
Es ist wirklich deprimierend. Wir hatten

Moment.

13.3.1977, 17:27, vor einem Wandteppich mit einem Schaf in Ritterrüstung, das leider im Moment genauso aussieht wie ich

Okay.
Ganz ruhig.
Ich halluziniere nicht. Das ist die Realität, so absurd sie auch sein mag. (Aber das kennen wir ja schon zu genüge.)
Ich stehe hier vor dem Wandteppich, bin relativ durchsichtig und habe, glaube ich, soeben die Lösung für unser Problem gefunden.

Haben es alle gehört?

ICH HABE DIE LÖSUNG FÜR UNSER PROBLEM GEFUNDEN!!!

Vorhin, als ich plötzlich aufgehört habe zu schreiben, bin ich nämlich gerade an einem leeren Klassenraum vorbeigegangen, der nicht so leer war, wie er zunächst schien, denn ich hörte schon aus einiger Entfernung ein unverkennbares Lachen herausschallen.
Ein Lachen, das unwillkürlich ein Bild von einem unverschämten Grinsen vor meinem inneren Auge heraufbeschwor.
Klar.
Sirius.
Mir fiel wieder ein, dass er heute Morgen zusammen mit James in VgdK Nachsitzen kassiert hatte, weil sie auf ihrem Tisch eine Liste erstellt hatten, in der sie das Aussehen sämtlicher Mädchen in unserem Kurs bewertet hatten. (Zum Glück hat Professor McGonagall sie sofort entfernt, bevor das jemand lesen konnte!) Naja, jedenfalls meinte sie, dass sie einen Aufsatz über dem Alter angemessenes Verhalten schreiben sollten oder so. Deshalb wunderte es mich ein bisschen, dass sie sie zusammen in einem Raum nachsitzen ließ, wo sie ja wieder die ganze Zeit nur Mist machen würden. Aber als ich so im Vorbeigehen durch die halb offene Tür schielte, sah ich, dass Sirius alleine war. Er saß an einem Tisch direkt vor der Tafel, vor sich ein noch relativ leer wirkendes Pergament, Feder und Tinte, und es war definitiv niemand Anderes da.
Und gerade sagte er: „Haha, lass uns das schreiben, das wird sie wahnsinnig machen.“

Sirius redete mit jemandem, wo definitiv niemand anwesend war!

Vielleicht hatte mich Lily mit ihrer Neugier angesteckt, jedenfalls konnte ich mich nicht dazu durchringen, einfach weiterzugehen. Okay, ich hätte natürlich auch einfach klopfen und fragen können, aber ich hatte so den Eindruck, dass mich das nicht weiterbringen würde.
Deshalb ließ ich diesen Desillusionierungszauber auf mich los, der natürlich völlig schief ging, weil er mich zum Einen nicht wirklich durchsichtig machte und zum Anderen meine Haare nicht erwischte, so dass ich jetzt aussehe wie ein spukender Wischmopp.
Keine Ahnung, was mich da geritten hat, das auch nur auszuprobieren.
Ich meine, ich weiß, dass ich das nicht kann. Ist ja auch nicht gerade der leichteste Zauber. Deshalb haben wir den ja für unseren Plan auch aussortiert.
Naja, immerhin konnte man nicht erkennen, dass ich es war, weshalb ich meine Tasche vor der Tür abstellte und auf Zehenspitzen in den Klassenraum huschte. Ich hatte die ganze Zeit über so eine Horrorvision vor mir, in der Sirius sich umdreht und „Accio Wischmopp!“ sagt (Was dann wohl passiert wäre…?), aber er war so damit beschäftigt, mit sich selbst zu reden, dass er mich nicht hörte.
Und dann war ich nahe genug an ihm dran, um zu sehen, was er da tat.

Er redete mit einem Spiegel.

Ich schloss kurz die Augen in der Befürchtung, es sei eine Halluzination. Nicht, weil ich dachte, dass Sirius komplett den Verstand verloren hatte. Einmal in meinem Leben war ich nämlich schnell von Begriff. Ich wusste sofort, was los war.
Okay, es war offensichtlich, wenn man sich, so wie ich, eine Woche lang nur mit magischer Kommunikation beschäftigt hat.

a) Sirius redete mit einem Spiegel.
b) Es klang, als rede er mit James.
c) Im Spiegel war James' Gesicht zu sehen.

Ich habe es sogar heute Morgen erwähnt.
Nur bin ich es eben nicht gewohnt, dass Zufälle etwas Positives bringen.

Aber das hier war definitiv ein Zwei-Wege-Spiegel.

Ich muss es noch mal sagen, glaube ich.
Sirius und James besitzen ein Set Zwei-Wege-Spiegel.
Sirius und James besitzen ein Set Zwei-Wege-Spiegel.

Mit anderen Worten: Sirius und James besitzen das Mittel zu unserem Erfolg in dem Versuch, sie auszuspionieren - so paradox das auch klingen mag.

13.3.1977, 18:41, Gemeinschaftsraum

Gut - das wiederum war leicht peinlich. Ich hätte meine Aufmerksamkeit vielleicht mehr auf meine Umgebung anstatt auf mein Tagebuch richten sollen. Aber ganz ehrlich: Ich wusste eben nicht, dass sich in diesem Gang eine Jungs-Toilette befindet. Sonst hätte ich mich natürlich zum Schreiben woanders hingesetzt und wäre Sirius nicht begegnet, als dieser sich anscheinend eine kleine Pause vom Nachsitzen gönnte. Klar. Und vielleicht hätte ich auch anders reagieren sollen, als er noch zwei Meter von mir entfernt war und ich ihn endlich bemerkte. Dann hätte er mich vielleicht sogar übersehen. Aber ich habe mich eben erschrocken, und er hat so in meine Richtung geguckt… da dachte ich mir, dass er sicher meine undesillusionierten (gibt es das Wort, oder heißt das dann einfach „illusionierten“?) Haare bemerkt hatte.
Naja, panisch „Bitte nicht Accio Wischmopp!“ zu rufen, war vermutlich doch eine ziemlich dämliche Reaktion.
Auf jeden Fall führte sie dazu, dass Sirius stehen blieb, stirnrunzelnd auf den verschwommenen Fleck mit Haaren starrte, den er vor dem Wandteppich auf dem Boden hocken sah (also auf mich) und schließlich sagte: „Das ist vermutlich der schlechteste Desillusionierungszauber, der jemals ausgeführt wurde.“
Ich packte mein Tagebuch weg und schaffte mich umständlich auf meine Füße. „Ja, aber trotzdem hast du mich…“, begann ich mein eigenes Unheil heraufzubeschwören, bevor mir gerade noch rechtzeitig auffiel, dass es unserem Plan abträglich wäre, wenn ich Sirius erzählen würde, wofür dieser Zauber ausgeführt worden war. „Trotzdem, äh, ist es dennoch ein Desillusionierungszauber!“, kriegte ich zugegebenermaßen recht unelegant die Kurve.
Sirius grinste sein Sirius-Grinsen, Stufe 1. „Wenn du vorhast, anzugeben, würde ich dir zu einer anderen Strategie raten. Was machst du eigentlich hier?“
„Warten, bis der Zauber nachlässt“, sagte ich niedergeschlagen.
„Du hast einen Zauber auf dich selbst losgelassen, den du nicht richtig beherrschst und von dem du noch nicht mal den Gegenspruch kennst?“, fragte Sirius ungläubig.
„Ja, das sind so diese kleinen Selbst-Experimente, die man macht, wenn einem langweilig ist.“
Sein Grinsen wurde noch eine Spur breiter. „Ich will ja jetzt nichts sagen, aber meistens ist es der eigenen Gesundheit zuträglicher, wenn man das zuerst an jemand Anderem ausprobiert. So als Tipp für's nächste Mal. Aber der Look steht dir, sehr innovativ."
Ich betrachtete ihn durch meine immer noch durchsichtige Hand und nahm an, dass das nicht unbedingt ein Kompliment war. „Äh, danke?“
„Kein Problem, immer gerne“, sagte Sirius großspurig. „Dann bis später und viel Spaß noch.“
„Äh, Sirius?“
Grinsen.
„Kennst du den Gegenzauber?“
Anstelle einer Antwort machte er einen Schrit auf mich zu, tippte mir mit seinem Zauberstab kurz auf den Kopf und ich hatte das Gefühl, dass die „Unsichtbarkeit“ wie eine kühle zweite Haut von mir abgestreift wurde, indem der Zauberstab sie wieder einsog. Dementsprechend erleichtert fühlte ich mich, als ich sah, dass mein Körper wieder vollständig sichtbar war.
„Danke“, sagte ich seufzend. „Und, äh, hallo“, fügte ich hinzu, als mir auffiel, dass er mich mit meinem „Look“ wohl schwerlich erkannt haben konnte. „Äh, ich bin's.“
Sirius verdrehte die Augen. „Ich weiß, Emma. Wer sonst würde mit einem missglückten Zauber auf dem Hals vor dem Jungsklo auf dem Boden hocken und Tagebuch schreiben?“
Mit diesen Worten verschwand er zurück in das Klassenzimmer, in dem die Strafarbeit auf ihn wartete, und ich dachte mir nur: Wenn Lindsay jetzt anfängt, dreistufig zu grinsen, haben wir wirklich eine verkehrte Welt.

Jedenfalls war ich nun wieder sichtbar, Sirius hatte offensichtlich keinen Verdacht geschöpft und ich beeilte mich endlich, in den Gemeinschaftsraum zurückzugehen, um den Anderen von meiner Entdeckung zu erzählen. Ich fand sie in einer ruhigen Ecke und in eine schon von weitem als verschwörerisch erkennbare Unterhaltung vertieft. Dementsprechend bemühte ich mich auch gar nicht groß, einen Einstieg zu finden, sondern platzte einfach mit der Neuigkeit heraus, sobald ich mich auf den vierten, noch freien, Sessel fallen gelassen hatte: „Sirius und James haben einen Zweiwegespiegel!“
Die Reaktionen fielen sehr unterschiedlich aus. Lily und Katie riefen beide gleichzeitig: „WAS?“, wobei in Lilys Tonfall eine gewisse Empörung mitschwang, während Lindsay sich in ihrem Sessel zurücklehnte und sagte: „Du verarschst uns.“ Als ich den Kopf schüttelte, hob sie die Augenbrauen. „Nein? Ehrlich? Merlin, warum werden immer die Ignorantesten materiell so begünstigt?“
„Wie hast du das rausgefunden?“, fragte Katie mit einem begeisterten Leuchten in den Augen.
„Äh, nicht so wichtig“, sagte ich hastig. „Ich meine, eine lange Geschichte. Erzähl ich euch später. Wichtiger ist, dass…“
„…das verdammt noch mal die Lösung für unser Problem ist!“, strahlte Lily und bemerkte nicht die entsetzten Blicke der Gruppe von Erstklässlern, die erschrocken zu ihrer fluchenden Vertrauensschülerin herüberstarrten.
„Seid wann benutzt du böse Wörter?“, fragte auch Lindsay belustigt, was mit einem erneuten breiten Lächeln von Lily beantwortet wurde: „Seitdem ich weiß, dass wir verdammt noch mal heute Abend einen Sieg davon tragen werden! Im Zauberschach“, fügte sie sehr laut hinzu, nachdem ihr auffiel, dass sie unsere Umgebung unterhielt.
„Ja, Zauberschach ist extrem spannend“, kam ich ihr zu Hilfe. „Immer diese Adrenalinausstöße. Ich glaube, wenn wir heute Abend verlieren, ist das echt nicht gut für mein Rheuma.“
„Du redest Unsinn“, bemerkte Lindsay.
„Back to business“, sagte Katie leiser und beugte sich ein wenig über den Tisch, so dass wir alle wieder die Köpfe zusammensteckten. „Wie kommen wir an diese Spiegel ran?“
„Accio!“, sagte ich etwas zu laut, während ich mich an meine Begegnung mit Sirius erinnerte. „Ich meine, Accio“, flüsterte ich. „Das müsste gehen, oder?“
Lily runzelte die Stirn. „Wenn wir den Zauber spezifizieren, müssten die Spiegel direkt aus dem Jungsschlafsaal zu uns rüberfliegen“, sagte sie. „Es sei denn, sie haben sie irgendwie davor geschützt…“
„Unsinn“, sagte Lindsay entschieden. „Die sind sich doch so sicher, dass niemand von ihren Geheimnissen weiß.“
„Okay“, sagte Katie langsam. „Wir warten also bis zum Abendessen. Dann holen wir uns die Spiegel. Was ist, wenn sie das Fehlen bemerken?“
„Ein bisschen Risiko muss sein“, sagte Lily. „Ich glaube aber nicht, dass sie die Spiegel mitnehmen. Sie sind zu unhandlich für eine längere Aktion, oder?“
Katie nickte. „Dann verstecken sich zwei von uns mit dem Spiegel hier im Gemeinschaftsraum und passen ab, wenn sie sich rausschleichen.“
„Das bin ich“, sagte ich schnell
„Und ich“, sagte Lindsay, „du brauchst jemanden, der aufpasst, dass du keinen Mist baust.“
„Also warten Lily und ich oben im Schlafsaal mit dem anderen Spiegel auf euer Signal“, sagte Katie. „Sobald sie weg sind, schleichen wir uns zu ihnen rüber und schauen mal, was wir so finden.“
„Ich dachte, du hast Angst, erwischt zu werden?“, fragte Lindsay stirnrunzelnd.
„Jetzt könnt ihr uns ja vorwarnen, wenn sie kommen.“ Katie fing an zu kichern. „Notfalls verstecken wir uns dann unter ihren Betten.“

13.3.1977, 22:07, Gemeinschaftsraum, in einer Ecke hinter ein paar Sesseln auf dem Boden

Wow. Mir fällt gerade auf, dass wir das gerade wirklich machen. Ich meine, Lindsay und ich sitzen hier hinten, versteckt hinter den Sofalehnen, mit Blick auf das Portraitloch und mit einem Zwei-Wege-Spiegel zwischen uns auf dem Boden, in dem die Decke von unserem Schlafsaal zu sehen ist. Lily und Katie sind auch schon auf Position, aber sie haben im Moment die deutlich dankbarere Aufgabe, vor allem, wenn man bedenkt, dass es noch Stunden dauern kann, bis was passiert. Im Moment sind nämlich zumindest James, Sirius und Peter friedlich in ihrem Schlafsaal. Remus ist immer noch nicht vom Abendessen zurückgekommen, was seltsam ist. Ich hoffe, er ist nicht krank und die ganze Aktion fällt ins Wasser.
Also ich meine, ich will natürlich auch so nicht, dass er krank ist.
Naja, bevor ich jetzt noch anfange, wirres Zeug zu reden, muss ich noch was erzählen. Vorhin, also nachdem wir ungefähr eine halbe Stunde hier gesessen hatten, hat Lindsay mich gefragt, ob es mich stört, wenn sie was schreibt. Ich natürlich: „Nein, überhaupt nicht.“ Dummerweise musste ich aber sofort unter Beweis stellen, dass ich das Black'sche Konversationslexikon wirklich in- und auswendig kenne, denn sobald sie auch nur eine Zeile geschrieben hatte, platzte ich heraus: „Lindsay, kann ich dich was fragen?“
Lindsay schaute nicht auf, hob aber eine Augenbraue zum Zeichen, dass sie mich verstanden hatte. Ich warf einen nervösen Blick auf den Zweiwegespiegel und beugte mich dann vor, um Lindsay ins Ohr zu flüstern: „Dieser Song… I hate everything about you… Handelt er von Sirius?“
Lindsays Hand erstarrte mitten in einem Wort. Ich bereute es sofort, sie gefragt zu haben. Ich weiß auch überhaupt nicht mehr, wie ich darauf gekommen bin - es war einfach ein Gedanke. Vielleicht, weil ich Sirius vorhin getroffen habe. Vielleicht, weil mir da aufgefallen ist, wie ähnlich sie sich manchmal sind. Aber ehrlich gesagt hatte ich keine solche Reaktion erwartet.
„Es tut mir leid“, sagte ich schnell, „Ich weiß gar nicht…ist egal, lass es einfach, ich…“
„Du darfst nicht denken, dass ich mir über die Situation irgendwelche Illusionen mache“, sagte Lindsay sehr leise. Sie schien mich überhaupt nicht gehört zu haben, was vermutlich besser so war. „Ich bin mir völlig darüber im Klaren, wie absurd das alles ist, und dass der einzige Grund, warum er mich jemals anders sehen würde, der wäre, dass ich sein Triumph wäre.“
„Sein Triumph?“, fragte ich verständnislos.
„Ich bin höchstwahrscheinlich an dieser Schule diejenige, bei der die Wettquoten, dass er mich rumkriegt, am höchsten sind“, sagte Lindsay trocken. „Wenn er mich rumkriegt, wäre das die Krone für sein ohnehin schon immenses Ego. Dann könnte er alle rumkriegen. Die Tatsache, dass er es noch nicht versucht hat, ist der Beweis dafür, dass seine Geringschätzung für mich noch tiefer sein muss als sein Hang zur Angeberei.“
Ich konnte nicht aufhören, Lindsay anzustarren.
„Sieh mich nicht so an“, sagte sie mürrisch und wandte sich wieder ihrem Buch zu. „Wie ich dir sagte, ich bin mir über die Situation im Klaren.“
„Aber…“, machte ich einen Versuch, doch sie unterbrach mich: „Darf ich dich auch was fragen? Worüber hast du neulich mit Snape geredet?“, fuhr sie fort, ohne meine Zustimmung abzuwarten. „Versteh mich nicht falsch, aber normalerweise tut das niemand, der keinen Grund dazu hat.“
Ich betrachtete, wie sich Katies Fuß in die Spiegelfläche schob. Anscheinend lag sie auf dem Boden und zeichnete. „Sei nicht so gemein“, murmelte ich.
Lindsay klappte ihr Textbuch zu und lehnte sich gegen den Sessel hinter ihr. „Darf ich dich daran erinnern, dass wir über den Jungen reden, der eine meiner besten Freundinnen als Schlammblut beschimpft hat?“
„Wie kam das eigentlich?“, fragte ich. „Ich hab schon gehört, dass Lily ihm gegen James und Sirius helfen wollte, aber ich dachte, sie war mit Snape befreundet?“
„War sie auch“, murmelte Lindsay mit geschlossenen Augen. „Aber das ging schon eine ganze Zeit nicht mehr so gut, seitdem er sich mit diesen Möchtegern-Todessern angefreundet hat. Der Höhepunkt war, dass sie Mary Macdonald, der Lily zu der Zeit Nachhilfe gegeben hat, einen Zauber auf den Hals gejagt haben, der… Lass es mich so sagen: Wenn es Zeugen oder Beweise gegeben hätten, wären sie dafür geflogen. Von der Schule“, fügte sie angesichts meines Gesichtsausdrucks hinzu, den ich nur als puzzled beschreiben kann. (Wie heißt das auf Deutsch?) „Diese Sache mit Sirius und James war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Aber du hast meine Frage nicht beantwortet.“
Ich biss mir auf die Lippe und überlegte, was ich sagen sollte. Lindsay beobachtete mich aufmerksam. „Du bist etwas auf der Spur.“
„Ich weiß nicht“, sagte ich unsicher. „Da gibt es etwas, was ich überprüfen will… Ich muss erst wissen, ob ich nicht komplett spinne. Nach dem Wochenende kann ich es dir sagen, hoffe ich.“
Lindsay runzelte die Stirn. „Nichts Gefährliches, oder?“
Als ich den Kopf schüttelte, seufzte sie und wandte sich nun doch wieder ihrem Textbuch zu. „Ich bin gespannt.“

Was ich mich natürlich frage, ist, wie sie bemerkt hat, dass…

Oh, Moment. Da ist Lily im Zwei-Wege-Spiegel.

13.3.1977, 22:45, immer noch im Gemeinschaftsraum

Lily wollte nur wissen, ob bei uns alles okay ist. Langsam fange ich echt an, sie und Katie zu beneiden, denn sagen wir mal so, meine untere Rückengegend meldet sich langsam bei mir und das auf eine sehr schmerzhafte Weise. Meiner Meinung nach könnten sich die Rumtreiber ruhig ein bisschen beeilen mit ihrer „Aktion“ oder wie auch immer sie das nennen, sonst kann ich morgen nämlich nicht mehr laufen.

13.3.1977, 23:16, Gemeinschaftsraum

Inzwischen sind wir die Einzigen, die noch hier rumlungern. Immerhin ist morgen früh Unterricht! Ich will gar nicht wissen, wie „wach“ ich dann sein werde…

13.3.1977, 23:41, Gemeinschaftsraum

Ich beginne, eine sehr intensive Sehnsucht nach meinem Bett zu verspüren.

13.3.1977, 23:56, Gemeinschaftsraum

Lindsay meint zwar, ich wäre ein Weichei, aber ich hab gerade genau gesehen, wie ihre Augen kurz zugefallen sind.

13.3.1977, 0:01, Gemeinschaftsraum

Remus ist übrigens immer noch nicht vom Abendessen zurück und ich habe das dumpfe Gefühl, dass er auch nicht mehr kommen wird. Vielleicht ist er wirklich wieder krank geworden?

14.3.1977, 0:03, Gemeinschaftsraum

Mir ist gerade aufgefallen, dass ich das falsche Datum geschrieben habe.

14.3.1977, 0:14, Gemeinschaftsraum

Ich muss jetzt einfach irgendwas schreiben, sonst schlaf ich ein. Echt. Ich kann meine Augen kaum noch offen halten, und seitdem wir die Einzigen hier sind, können wir uns ja auch nicht mehr unterhalten. Merlins Schlaftabletten… oh nein, bitte nicht. Ich darf einfach nicht mehr an dieses Wort denken. Ich bin WACH WACH WACH WACH. So WACH, dass ich am liebsten…auf der Stelle eine Decke über meinen Kopf ziehen

DA IST JEMAND AUF DER TREPPE!!!

14.3.1977, 0:30, Gemeinschaftsraum

Okay, ich bin definitiv nicht zur Geheimagentin geeignet! Ich bin so nervös, dass ich die ganze Zeit auf und ab laufen muss, um nicht die Krise zu kriegen. Dabei soll ich nur das Portraitloch im Auge behalten, für den Fall, dass irgendwas schief läuft und die Jungs auf einmal wieder zurückkommen. Merlin! Sie waren es also tatsächlich, eben auf der Treppe. Wir haben sie zwar nicht gesehen, weil wir uns hinter den Sesseln flach auf den Boden schmeißen mussten, aber wir hörten ihre geflüsterte Unterhaltung. „Wir sind spät dran“, „Hast du den Umhang?“, „Mach schneller!“. James, Peter und Sirius, unverkennbar. Sobald wir das Portraitloch leise zuschlagen hörten, pfiff Lindsay in den Zweiwegespiegel, um Lily und Katie aufzuwecken. Keine Minute später waren sie hier unten, besprachen sich noch mal kurz mit uns und schlichen sich dann hoch in den Jungsschlafsaal. Seitdem hören wir aus dem Zwei-Wege-Spiegel gedämpfte Flüche, Kichern und ab und zu einen lauten Schlag. Ich habe mich total erschreckt, aber Katie hat uns mitgeteilt, dass sie den Raum abgeschlossen und impertubiert haben, also laufen sie zumindest keine Gefahr, von den Siebtklässlern entdeckt zu werden.
Merlin, ich hoffe nur, die Rumtreiber platzen hier nicht auf einmal rein, denn dann müssen wir improvisieren.
Ich höre lieber mal auf zu schreiben, denn Lindsay beschwert sich, dass ich nicht aufmerksam genug bin.

14.3.1977, 0:46, Gemeinschaftsraum

Gerade war Katie im Zwei-Wege-Spiegel und hat uns mitgeteilt, dass James Unterhosen mit Tannenbaummuster besitzt („Und nein, wir haben nicht in seinen Klamotten rumgewühlt, die lag hier einfach so rum!“), aber dass sie außer einem Spickoskop nichts Verdächtiges gefunden haben. Lindsay meinte, sie sollen sich beeilen, denn wir haben ja keine Ahnung, wie lange der Rumtreiber-Ausflug dauert.

14.3.1977, 0:56, Gemeinschaftsraum

Katie war eben noch mal im Spiegel. Sie haben die Karte oder was auch immer es ist immer noch nicht gefunden und vermuten, dass es noch irgendein Versteck gibt, das sie nicht gefunden haben.
Oder dass die Rumtreiber das, äh, magische Artefakt auf ihre „Aktion“ mitgenommen haben.

14.3.1977, 1:08, Gemeinschaftsraum

Ich weiß nicht, was los ist!!! Gerade kam ein ziemlich lauter Schrei aus dem Spiegel und seitdem reagieren Lily und Katie nicht mehr!!! Lindsay meint, wenn sie sich in zwei Minuten nicht gemeldet haben, gehen wir hoch und sehen nach.

14.3.1977, 1:09, Gemeinschaftsraum

Alles okay. Sie haben sich gemeldet und meinen, sie kommen jetzt runter. Ich bin mal gespannt, was sie gefunden haben…

14.3.1977, 2:13, Schlafsaal

Okay, angesichts der Tatsache, dass ich morgen früh sowieso eine Art wandelnde Leiche sein werde, kann ich jetzt genauso gut auch noch erzählen, was passiert ist.

Also: ICH GLAUB'S NICHT!!!

Dafür der ganze Aufwand!
Nicht falsch verstehen, wir haben was gefunden (und es ist vermutlich sogar das Richtige), aber es nützt uns in seinem gegenwärtigen Zustand überhaupt nichts!

Okay.
Wie immer von vorne, oder?

Lily und Katie waren ziemlich aufgeregt, als sie die Treppe von den Jungsschlafsälen runtergeschlichen kamen, und bedeuteten uns sofort, ihnen hoch zu uns zu folgen, was Lindsay und ich auch nur zu gerne taten. In unserem Schlafsaal angekommen, verschloss Katie die Tür hinter uns und impertubierte den Raum mit einem ungesagten Zauber (Warum scheint das jeder außer mir zu können?), bevor sie sich zu uns auf den Boden setzte, wo Lily bereits ein sehr leer aussehendes Blatt Pergament auf dem Boden ausgebreitet hatte.
„Was…?“, begann ich, doch Lily unterbrach mich mit einer feierlichen Miene: „Das ist es!“
„Das ist was?“, fragte Lindsay mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Die Rumtreiber-Karte!“, verkündete Katie strahlend.
„Die Rumtreiber-Karte“, wiederholte Lindsay zweifelnd. „Also, wenn das eine Karte ist, hat sie erschreckende Ähnlichkeit mit einem leeren Blatt Pergament.“
„Wir hatten alles durchgesucht“, erklärte Lily, ohne auf sie einzugehen. „Als wir schon dachten, wir würden nichts mehr finden, hatte Katie die zündende Idee.“
„Wir haben Ausrufezauber ausprobiert“, sagte Katie mit einem begeisterten Leuchten in den Augen. „Und da wir ja vermutet hatten, dass es eine Karte sein könnte…“
„Dieses Blatt hier hat auf Accio Rumtreiber-Karte reagiert“, schloss Lily. „Es war unter einem losen Dielenbrett versteckt. Und der Zauber hätte wohl kaum funktioniert, wenn es nur ein leerer Bogen wäre.“
Lindsay lehnte sich gegen den Pfosten von Lilys Bett hinter ihr. „Okay, dann legt mal los.“
Bevor ich fragen konnte, was sie meinte, hatte Lily auch schon ihre Ärmel hochgerollt und ihren Zauberstab auf das Pergament gerichtet: „Specialis Revelio!“, sagte sie entschieden.
Für einen kurzen Moment schien sich etwas zu verändern, man konnte feine Tintenlinien und einen Schriftzug erkennen, doch dann verblassten die Linien wieder und das Pergament sah genauso aus wie zuvor: leer.
„Nochmal“, sagte Katie.
Lily wiederholte den Zauber, doch diesmal passierte nichts. „Sie haben sich ziemlich gut geschützt“, murmelte sie ärgerlich. Lindsay zog das Pergament zu sich rüber und zückte ihrerseits ihren Zauberstab, um dreimal kurz darauf zu tippen: „Aparecium!“, sagte sie.
Nichts passierte.
Lindsay wiederholte den Zauber, doch der gewünschte Effekt blieb aus. „Erzähl mir nicht, dass da keine unsichtbare Tinte ist“, murmelte sie ärgerlich und anscheinend zu ihrem Zauberstab. „Offensichtlicher geht's ja wohl nicht.“
„Finite Incantatem?“, sagte ich unsicher, aber wie erwartet tat sich nichts, als ich meinen Zauberstab auf das Pergament richtete.
„Lasst uns morgen in Ruhe danach schauen“, schlug Katie schließlich vor, indem sie das Pergament ihrerseits in die Hand nahm und noch mal eingehen betrachtete. „Jetzt finden wir eh nichts mehr. Dieses bescheuerte Teil“, fügte sie halb im Ernst, halb im Spaß hinzu und richtete ihren Zauberstab drohend auf das Blatt: „Oh Rumtreiber-Karte, Katherine Ophelia Lynn befielt dir, dein Geheimnis zu enthüllen, also beuge dich ihrem allmächtige Wort!“
Und während wir noch lachten, wurden die Tintenlinien auf einmal wieder sichtbar, doch diesmal verblassten sie nicht wieder, sondern formten Worte und Sätze:

Mr. Moony wünscht anzumerken, dass Katherine Ophelia Lynn in diesem speziellen Fall unter einer leichten Form von Größenwahnsinn leidet.

„WAS?“, riefen Lily und ich gleichzeitig (mir fiel auf, dass das schon der zweite Aufruf dieser Art innerhalb der letzten 12 Stunden war), während Lindsay sich ungläubig vorbeugte und das Pergament aufhob, das Katie vor Schreck fallen gelassen hatte - gerade noch rechtzeitig, um den nächsten Satz zu lesen, der direkt darunter erschien:

Mr. Wormtail möchte gerne hinzufügen, dass sie im Moment fremdes Eigentum in der Hand hält und besser daran täte, es so schnell wie möglich zurückzubringen.

Wir drängten uns alle um Lindsay herum, um zu beobachten, wie sich noch mehr Worte formten:

Mr. Padfoot sendet herzliche Grüße an ihre Freundinnen, die genau wie sie eine unangenehme Neigung dazu haben, ihre Nasen in die Angelegenheiten von Anderen zu stecken, und möchte sie daran erinnern, dass sie mit der Intelligenz und den Fähigkeiten ihrer männlichen Mitschüler in keinster Weise mithalten können.

„Dieser…!“, sagte Lily wütend, doch bevor sie Sirius mit einem Schimpfwort bedenken konnte (denn das waren ja offensichtlich diese komischen Spitznamen, die wir schon entschlüsselt hatten!), erschien der letzte Satz auf dem Pergament:

Mr. Prongs wünscht den Anwesenden noch einen netten Tag und freut sich bereits auf die Rache, die diese erneute Impertinenz mit Sicherheit nach sich ziehen wird.

Wir starrten uns fassungslos an.
„Diese…!“, wiederholte Lily schließlich mit einem ungläubigen Kopfschütteln, doch dann breitete sich auf einmal ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus.
„Was ist?“, fragte ich.
„Damit haben sie den Grundstein für ihren Untergang gelegt!“, sagte Lily mit einem Hauch von Triumph in ihrer Stimme. „Wir wissen jetzt, dass es sich hierbei“, sie tippte mit dem Finger auf das Pergament, „wirklich um eine magische Karte handelt. Und sie befindet sich in unserem Besitz. Das heißt…“
„…wir können in Ruhe nach einem Weg suchen, sie zu entschlüsseln, während die Rumtreiber sich den Kopf zerbrechen werden, wo sie hinverschwunden ist“, beendete Katie ihren Satz.
„Sie und die Spiegel“, erinnerte ich die Anderen.
„Und das Beste ist“, sagte Lindsay genüsslich, „dass sie uns, selbst wenn sie ahnen, dass wir dahinterstecken, nicht die Schuld geben können - aus Angst, uns mehr zu verraten, als wir überhaupt schon wissen.“
Wir grinsten zufrieden in die Runde.
„Lasst uns jetzt echt schlafen gehen“, schlug Katie dann vor. „Die Sachen können wir auch morgen noch verstecken.“

Als ich den Vorhang vor mein Himmelbett zog, hörte ich, wie Lily leise schnaubte und etwas vor sich hinmurmelte, das verdächtig nach „Impertinenz!“ klang.

Und ich muss jetzt wirklich schlafen.

Sonst kann ich morgen früh gar nicht den Anblick der Rumtreiber genießen, die festgestellt haben, dass ihre Zwei-Wege-Spiegel auf wundersame Art und Weise verschwunden sind - und ihre Rumtreiber-Karte gleich noch mitgenommen haben.

~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~

Ich wünsche euch wunderschöne Weihnachten!


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