Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Über uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Die Geschichte des Regens - Das Tagebuch der Emma Foley - Die andere Hälfte

von >Rumtreiberin<

Heute ist mein letzter Ferientag und ich habe es geschafft. Das Kapitel ist fertig und ich werde es jetzt hochladen. Ihr glaubt gar nicht, wie erleichtert ich darüber bin, denn zwischenzeitlich hatte ich wirklich das Gefühl, ich würde es nicht mehr schaffen, hier weiter zu schreiben. Ich möchte euch nicht wieder meine ganze Lebensgeschichte vorjammern - vielleicht haben ein paar von euch gesehen, dass ich im Thread ein Lebenszeichen von mir gegeben habe - aber bitte glaubt mir, dass ich Emmas Tagebuch nicht vergessen habe und auch alles tun werde, um diese Fanfiction geordnet zu Ende zu schreiben. Ich hänge viel zu sehr daran, um mit dem Schreiben aufzuhören. :) Ich kann euch nur bitten, mir die lange Wartezeit noch einmal zu verzeihen, und hoffen, dass euch das neue Kapitel gefällt.

Die Reviews der letzten Kapitel kann ich leider nicht individuell beantworten, ich schaffe es einfach zeitlich nicht. Deshalb habe ich die Fragen, die ihr mir gestellt habt, gesammelt im Thread beantwortet (Link). Beim nächsten Chap gibt es dann wieder richtige Re-Reviews.

Ich wünsche euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel und hoffe, dass ihr es mögt.

>Rumtreiberin<

~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~

8.3.1977, 5:59, auf meinem Bett im Schlafsaal

Das Gefährliche an Halbwahrheiten ist, dass immer die falsche Hälfte geglaubt wird.

Ich habe mich gerade daran erinnert, wie meine Oma mir das zum ersten Mal gesagt hat. Ich war sieben Jahre alt und meine Mutter hatte Kekse gebacken, die ich heimlich fast alle aufgegessen hatte. Nur drei Stück hatte ich in der Dose gelassen. Als ich gefragt wurde, ob ich für das geheimnisvolle Verschwinden sämtlicher Kekse verantwortlich war, antwortete ich wahrheitsgemäß mit „Nein“, denn ich hatte ja nicht alle gegessen. Trotzdem bekam ich ein schlechtes Gewissen und beichtete schließlich alles meiner Großmutter, die mich auf ihren Schoß hob und mir sagte, ich solle mich bei Mama entschuldigen und ihr die Wahrheit sagen.
„Ich hab sie doch nicht angelogen, Oma. Ich habe wirklich nicht alle Kekse gegessen.“
„Aber so, wie du es gesagt hast, denkt sie, du hast gar keinen gegessen. Deshalb hast du doch gelogen, Emma, weil du wusstest, dass sie das denken würde. Das Gefährliche an Halbwahrheiten ist, dass immer die falsche Hälfte geglaubt wird. Merk dir das, meine Kleine, und bring die Sache in Ordnung.“
Ich bin mir sicher, wenn ich jetzt mit meiner Großmutter sprechen könnte und ihr alles erzählen würde, von dem ganzen Schlamassel, in dem ich stecke, würde sie mich in den Arm nehmen und mir genau das Gleiche sagen: „Das Gefährliche an Halbwahrheiten ist, dass immer die falsche Hälfte geglaubt wird. Bring die Sache lieber in Ordnung, Emma.“
Und vielleicht ist das ja die Lösung für diesen Berg an Problemen, der sich vor mir auftürmt. Die Wahrheit, meine ich. Wenigstens bei ein paar von ihnen hilft sie mir vielleicht weiter. Und deshalb sollte ich es vielleicht einfach probieren.
Irgendwo muss ich ja anfangen.

Ich weiß gar nicht mehr, wie ich jetzt darauf gekommen bin. Ich weiß nur, dass ich im Moment sehr viel dafür geben würde, mit meiner Oma zu sprechen. Ja, ich weiß, die Heimweh-Sache hatten wir eigentlich abgehakt und als 16-jähriges Mädchen sollte ich vermutlich erwachsen genug sein, um ein halbes Jahr lang nicht zu Hause zu sein, aber dann bin ich halt meinetwegen kindisch. Ich habe immer noch Heimweh. Und ich vermisse meine Familie.
Früher, als ich Hanni und Nanni gelesen habe, dachte ich nicht, dass es manchmal so schwer sein kann, in einem Internat zu leben und als einzigen Kontakt nach Hause Briefe schreiben zu können. Ich meine, ich habe ja nicht die ganze Zeit Heimweh. Nur manchmal packt es mich wieder so wie am ersten Abend und dann frage ich mich, ob ich die Einzige bin, der es so ergeht.
Lily und Lindsay zumindest scheinen nie Heimweh zu haben.
Aber das mit meiner Oma ist noch einmal etwas anderes, denn ihr kann ich ja noch nicht mal wirklich schreiben. Ich weiß nicht, ob ich das jemals erwähnt habe (wie ich mich kenne, habe ich das nicht getan), aber meine Großeltern fallen unter das Geheimhaltungsabkommen. Das bedeutet, dass sie keine Ahnung haben, dass Hogwarts keine normale Schule ist, und dass ich ihnen das auch nicht sagen darf, ohne eine Strafe zu riskieren. Deshalb kann ich natürlich auch nicht einfach mal Remi die Flügel mit einem Brief nach Deutschland schicken, denn vermutlich würden sie es durchaus komisch finden, wenn auf einmal eine Eule ihre Post bringt. Die einzige Möglichkeit, ihnen zu schreiben, ist also, meinen Eltern einen Brief mitzuschicken, denen sie dann wiederum mit der normalen Post weiterleiten.
Ganz schön umständlich, was?
Außerdem musste ich früher immer aufpassen, dass mich keiner gesehen hat, wenn ich zur Schule gegangen bin. Wir haben ja zum Glück nah an der Grenze der ganzen Schutzzauber und -bänne gelebt, die um die Schule herum sind, deshalb habe ich jeden Morgen einen kleinen Dauerlauf gemacht, bis ich hinter dem Muggelabwehrzauber war, bevor ich auf den Besen umgestiegen bin.
Irgendwie ist es schon gemein, oder?
Also abgesehen davon, dass ich weiß, dass das Geheimnis sicher bei meinen Großeltern wäre. Ich meine prinzipiell. Irgendwie ist es gemein, dass sich Zauberer die ganze Zeit verstecken müssen, nur weil viele Muggel nicht mit der Wahrheit umgehen könnten.
Schon wieder die Wahrheit - die verfolgt mich heute wohl.
Naja. Ich denke, ich schlafe jetzt vielleicht noch eine halbe Stunde.
Ich melde mich dann später wieder.

8.3.1977, 7:11, Gemeinschaftsraum

Hallo. Da bin ich wieder. Aus irgendeinem Grund müder als vorhin. Aber ich schreibe dir jetzt trotzdem, Tagebuch, obwohl ich viel lieber einfach die Augen zumachen würde, um einfach mal an nichts zu denken. Manchmal ist es nämlich echt anstrengend, beim Aufschreiben alles ein weiteres Mal zu erleben, weißt du das? (Nein.) Hilfreich, aber anstrengend.
Also gut.
Es gibt auch nur deshalb etwas zu erzählen, weil ich vorhin nicht mehr schlafen konnte. Ich hab's echt versucht, aber im Endeffekt habe ich mich die ganze Zeit nur von einer Seite auf die andere gewälzt, weshalb ich es am Ende aufgegeben habe. Ich bin aufgestanden, hab mir einen Pulli über den Schlafanzug gezogen und bin runter in den Gemeinschaftsraum gegangen. Dazu muss ich sagen, dass ich logischerweise dachte, dass um diese Uhrzeit niemand außer mir auf diesen Gedanken kommt. Sonst hätte ich mich meiner Flanellhose entledigt und eine Jeans angezogen. Aber ich lag mit meiner Annahme falsch…sehr falsch sogar, wie sich in dem Moment zeigte, als ich den Treppenabsatz erreichte. Der Gemeinschaftsraum war nämlich keinesfalls leer, sondern im Gegenteil bevölkert von drei Jungs, die im Schlafanzug ihre Instrumente bedienten. Ich muss keine Namen nennen, oder? Das Seltsame an der Sache war aber weniger, dass die Hobgoblins um halb sieben im Schlafanzug probten, sondern vielmehr, dass kein Geräusch zu vernehmen war. Okay, das dachte ich zumindest. Des Rätsels Lösung war natürlich, dass sie den gesamten Raum impertubiert hatten, denn als ich mit dem rechten Fuß auf meine linke Socke trat, das Gleichgewicht verlor und in den Raum stolperte, kriegte ich einen regelrechten Trommelfellschock. (Allerdings muss irgendetwas an ihrem Imperturbatio-Zauber schiefgegangen sein, denn sonst hätte ich den Raum doch eigentlich gar nicht betreten können, oder wie war das?) Und der nächste Schock ließ nicht lange auf sich warten, denn ich erkannte den Text sofort, den Stubby in sein Mikrofon sang:

„I never let love in so I could keep my heart from hurting, but the longer that I live with this idea the more I sink in...”

Lindsays Text! Den Text, den ich gestern in ihrem Tagebuch gelesen habe...den ich nicht hätte lesen sollen. Und jetzt hat er auf einmal eine Melodie. Ob Lindsay sie geschrieben hat? Oder die Hobgoblins? Überhaupt wundert es mich, dass sie ihnen einen ihrer Texte zur Verfügung stellt…wobei…vielleicht bedeutet das ja auch, dass noch mehr Songs in Wirklichkeit von ihr geschrieben wurden!!
Vielleicht sollte ich sie einfach mal fragen. Du wolltest anfangen, die Wahrheit zu sagen, schon vergessen, Emma?
Naja…auf jeden Fall fühlte ich mich abgesehen von der lautstarken Hintergrundmusik (hey, mein Leben hatte einen Soundtrack!) plötzlich wieder an meinen zweiten Abend hier in der Schule erinnert, denn die dritte Überraschung folgte sogleich: Als ich mich in den üblichen Sessel am Kamin setzen wollte, war dieser schon besetzt, und zwar von Remus.
Überrascht änderte ich in letzter Sekunde meinen Kurs und steuerte stattdessen den Sessel neben ihm an, in den ich mich ziemlich unsanft fallen ließ, um ihn neugierig anzustarren. (Das muss seltsam gewirkt haben. Egal.) „Schnarchen die Anderen wieder?“, fragte ich anstelle einer Begrüßung, was wohl ebenfalls nicht so die feine Art war, aber ich war verwirrt.
Remus fuhr erschrocken hoch und wirbelte zu mir herum, so weit das natürlich geht, wenn man in einem Plüschsessel liegt. Als er mich erkannte, ließ er sich zurück in die Polster sinken - offensichtlich hatte er gerade geschlafen und ich hatte ihn aufgeweckt.
Und noch ein Punkt in der Trampel-Skala geht an Emma Foley!
„Guten Morgen, Emma“, murmelte er verschlafen und strich sich abwesend eine Haarsträne aus den Augen. „Wieso sollte jemand schnarchen?“
Ich konnte irgendwie nicht verhindern, dass ich lächelte, während ich zusah, wie er sich den Schlaf aus den Augen rieb. Keine Ahnung, warum, aber meine Mundwinkel wurden auf wundersame Weise von der Schwerkraft befreit und zogen nun von selbst nach oben. „Das hast du am Anfang des Schuljahres gesagt, als du auch hier übernachtet hast“, sagte ich immer noch lächelnd. „Sirius und Peter schnarchen und James redet im Schlaf. Ich kann es nachgucken“, fügte ich hinzu und hielt mein Tagebuch hoch, um zu verdeutlichen, wovon ich redete. Remus jedenfalls setzte sich nun auf und musterte mich schweigend, einen seltsamen Ausdruck in seinem Gesicht. „Das habe ich gesagt?“
Ich nickte zögernd. „Hat es nicht gestimmt?“, fragte ich dann.
Remus seufzte. „Doch, schon…nur bin ich ehrlich gesagt noch nie davon aufgewacht“, murmelte er und senkte den Blick.
Das Gefährliche an Halbwahrheiten ist, dass immer die falsche Hälfte geglaubt wird.
Ich gab mir einen Ruck und anstatt in verlegenen Schweigen zu versinken, sagte ich: „Was war dann der Grund?“
Remus schien überrascht, doch dann sah er mich offen an und antwortete: „Ich konnte nicht schlafen, weil ich nachdenken musste.“
„Auch heute?“
„Auch heute.“
Es war unpassend in diesem Moment, aber ich musste auf einmal schrecklich gähnen und hielt mir noch nicht mal die Hand vor den Mund. Merlins Rauschebart, ich habe wirklich keine Manieren. Ich musste wieder an diesen einen Morgen denken und fühlte mich plötzlich, als läge er schon Ewigkeiten zurück. „Wie die Zeit vergeht“, sagte ich abwesend und starrte ins Feuer.
„Jetzt klingst du wie mein Vater“, sagte Remus.
Ich drehte meinen Kopf, um ihn anzusehen. Keine Ahnung, woher ich den Mut hatte, aber ich fragte leise: „Ist das etwas, wofür ich mich bedanken kann?“
Er zögerte einen Moment lang, bevor er nickte. „Mein Vater ist…“, begann er, doch in diesem Augenblick fuhren wir beide erschrocken hoch, denn Bob drosch mit einer fast unmenschlichen Wucht auf sein Schlagzeug ein, um das nächste Lied einzuleiten. Der Satz hing unbeendet in der Luft zwischen uns…obwohl ich mir nicht ganz sicher war, ob Remus überhaupt vorgehabt hatte, ihn zu beenden.
„Und…was machst du so früh schon hier?“, fragte er nach einer kurzen Pause, die deshalb entstanden war. Ich lächelte ein bisschen verlegen. „Zuerst habe ich einen ziemlichen Müll geträumt - frag nicht, ich verrate dir nur, dass Samson aus der Sesamstraße darin vorgekommen ist - und dann habe ich nachgedacht und konnte nicht mehr einschlafen.“ Ich zögerte kurz, bevor ich weitersprach. „Irgendwie gibt es ziemlich viel, was mir so im Kopf herumgeht. Ich mache mir Sorgen…um…Menschen…und auch…ich weiß nicht…was sie über mich denken und…“
Ich war beim Sprechen immer leiser geworden und brach nun stockend ab. Okay, es war also ein Versuch gewesen. Ich hatte wirklich versucht, es offen auszusprechen. Ich weiß selbst nicht, wieso ich den Mut dazu hatte, wie gesagt. Aber es ging nicht. Ich konnte das nicht. Ich hatte viel zu viel Angst, was er sagen könnte.
Oder was er nicht sagen würde.
Ich starrte krampfhaft meine Hände an, unfähig, etwas zu sagen.
Meine Fingernägel waren dreckig.
„Hey, ihr beiden!“, brüllte Stubby auf einmal irgendwo neben meinem Ohr, so laut, dass ich fast aus meinem Sessel fiel. „Habt ihr einen Liedwunsch?“

Und das machte es uns leicht, das Thema zu wechseln. Ich weiß nicht, was Remus denkt, was ich ihm sagen wollte. Aber ich habe verstanden, dass ihm die Wahrheit zu sagen auch bedeuten würde…dass ich mir über meine eigenen Gefühle klar werden muss.

8.3.1977, 13:27, Bibliothek

Okay. Ich habe keine Ahnung, wie oft ich das schon in dieses Tagebuch geschrieben habe, aber so war das nicht geplant! Ich wollte lediglich in die Bibliothek gehen und die Bücher zurückgeben, die ich mir in meinem Nachforschungswahn ausgeliehen hatte. Dass ich prompt in Severus Snape reinlaufe, gehörte eigentlich nicht dazu! Und noch weniger hatte ich vor, dass besagte Szene vor Madam Pince' Ausleihtisch stattfindet, so dass er auch noch einen wunderbaren Ausblick auf The Monster Within genießen konnte, das ganz oben auf dem Bücherstapel lag. Während ich natürlich in eine Art Schockstarre verfiel und mich noch nicht einmal entschuldigte, sondern total „unauffällig“ zu meinen Büchern hinüberstarrte, folgte eine wunderbare Performance von Madam Pince, die ein Buch nach dem anderen in Augenschein nahm und wegräumte, so dass Severus Snape, falls er es noch nicht mitbekommen hatte, auch ja sah, dass ich sämtliche Bücher ausgeliehen hatte, die er in der Bibliothek gelesen hatte.
Super.
Nun ja, was sagt man in so einem Moment…? Ich jedenfalls hatte keine Ahnung, was ich tun sollte, und entschied mich schließlich mehr oder weniger aktiv dazu, etwas Unverständliches zu nuscheln und in den Korridor hinauszustürmen. Dumm nur, dass ich mit dem Träger meiner Tasche am Türknauf hängen blieb und wie ein Jojo zurückgerissen wurde, abgesehen davon, dass die Tasche nicht elastisch war und ich unsanft zu Boden ging. An diesem Punkt hätte ich am liebsten den Kopf in den Armen vergraben und losgeheult. Stattdessen sah ich auf einmal zwei graue Hosenbeine vor meinen Augen auftauchen, die natürlich Severus gehörten und an den Knien mehrfach gestopft waren, wie ich aus meiner Perspektive sehr schön erkennen konnte. Ich war irgendwie zu müde, um aufzustehen und wäre am liebsten einfach auf dem Boden sitzen geblieben, aber dann kam ich mir doch zu blöd vor und schaffte mich umständlich auf die Füße. Severus schob seine Hände in die Hosentaschen und starrte mich mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck an. „Warum hast du diese Bücher gelesen?“, fragte er dann und schien sich zu bemühen, neutral zu klingen.
„Weil, äh, ich hatte das Gefühl, dass meine Katze…“, begann ich mit meiner für solche Situationen typischen Faselei, ohne mir wirklich darüber im Klaren zu sein, was Luna mit dem Monster Within zu tun haben könnte. Vielleicht hatte ich den Eindruck, dass sie eine versteckte sadistische Ader hatte, weil sie mich nachts immer weckt, indem sie über mich läuft und versucht, sich auf mein Gesicht zu setzen. Oder ich befürchtete, dass sie nachts über Schüler herfällt und sie mit einem Virus infiziert, der ihnen den Drang gibt, auf Schränke zu klettern. Was weiß ich. Aber dann sah ich Severus' Gesichtsausdruck und erinnerte mich an heute Morgen. An die ganze Sache mit der Wahrheit. Und deshalb unterbrach ich mich selbst und sagte stattdessen: „Ich hatte das Gefühl, dass du etwas Wichtigem auf der Spur bist.“
Es war unmöglich, seine Reaktion abzuschätzen, denn die einzige Regung, die ich bemerkte, bestand in einem nervösen Zucken seines einen Augenlids. Schließlich erlaubte er sich ein Lächeln, das aber weder fröhlich noch spöttisch wirkte, sondern eher auf eine bittere Art von Genugtuung erfüllt. „Du weißt es also auch nicht“, stellte er fest. „Ich war mir sicher, dass ihr eingeweiht seid, aber ich lag offensichtlich falsch.“
„Von was redest du?“, fragte ich und versuchte, dem Ganzen einen Sinn abzugewinnen.
Severus schüttelte nur einmal kurz, fast ruckartig, den Kopf. „Glaub nicht, dass ich dir irgendetwas sage. Ich bin als Erster auf die Spur gekommen und ich werde das Geheimnis als Erster lüften.“
Mit diesen Worten wandte er sich schon halb ab, um zu gehen. Mehr aus Verzweiflung als aus Überlegung rief ich ihm hinterher: „Den Gartenkalender! Wofür brauchst du den?“
Aber ich bekam keine Antwort.

Und jetzt frage ich mich stattdessen, was das alles zu bedeuten hat. Und gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass es wichtig ist, es herauszufinden. Keine Ahnung warum, vielleicht verspüre ich ja zum ersten Mal in meinem Leben so etwas wie Intuition, aber diese Sache lässt mir keine Ruhe. Und so absurd es auch ist, ich glaube, dass der Kalender der Schlüssel sein könnte.

Abgesehen von allem anderen ist es mein einziger Hinweis.

8.3.1977, 15:03, Zauberkunst

Ich möchte mit Lindsay reden, und in der Mittagspause hab ich es leider nicht mehr geschafft. Okay, gelogen. Ich habe sie zwar getroffen, aber ich hab mich nicht getraut, sie direkt anzusprechen, wegen der Sache gestern, mit ihrem Tagebuch. Irgendwie hab ich Angst, dass sie noch wütend auf mich ist.
Deshalb dachte ich, ich könnte ihr vielleicht jetzt einen Zettel schreiben…
Okay. Ich mach es jetzt einfach. Professor Flitwick wird es schon nicht bemerken.
Lindsay sitzt am Tisch neben mir…ich schreibe jetzt einfach hier rein, das ist vielleicht unauffälliger.


Lindsay?

If you don't want Professor Flitwick to notice us passing notes you'd better ask me what you want to know right away.

I just wanted to know if we could talk later.

Since I'm not going to suddenly end up in smoke or unlearn the English language, I suppose we might be able to do that.

Okay. Fine. Oh, and Lindsay?

Remember what I said above.

Er, you don't happen to own a Witch Weekly Gardening Calendar, do you?

What the hell, why should I? Go and buy one in Hogsmeade next weekend.


Nun ja, es war einen Versuch wert. Andererseits, warum sollte Lindsay auch einen Gartenkalender besitzen? Das mit Hogsmeade ist eine gute Idee, ich wusste gar nicht, dass nächstes Wochenende wieder Ausgang ist oder wie auch immer man das nennt. Hm. Es ist bescheuert, aber…
Irgendwie glaube ich, ich sollte_____

8.3.1977, 16:31, kleine Pause nach Zauberkunst

Tut mir leid, Tagebuch, aber du wurdest von Professor Flitwick beschlagnahmt, was ziemlich peinlich war und mir einen Ich-hab-es-dir-doch-gesagt-Blick von Lindsay eingebracht hat. Immerhin hat er nicht hineingeschaut. Sonst müsste er mir jetzt ein vitales Interesse am Gärtnern unterstellen und würde mir, weil er genau diese Art von nettem Lehrer ist, vielleicht noch vorschlagen, mich an Professor Sprout zu wenden, um in einem Gewächshaus etwas anzupflanzen.
Und das würde mit einem Haufen vertrockneter Pflanzen und in einem großen Desaster enden.

8.3.1977, 17:18, Gemeinschaftsraum

Okay, halten wir das erstmal fest!

1. Es gibt eine Erklärung dafür, dass Lindsay mit Peter im Raum der Wünsche war.
2. Gerade eben hat eine sehr zerzaust aussehende Schleiereule einen Brief für Lindsay gebracht. Und er stammt von ihrem Bruder Stephen.

Aber ich halte mich jetzt mal an die Chronologie der Ereignisse, um nicht durcheinander zu kommen. Also. Lindsay hatte mir ja geschrieben, dass sie, „weil sie sich ja nicht plötzlich in Luft auflösen oder die englische Sprache verlernen würde, glaubt, dass wir später in der Lage sein könnten, zu reden“. Diese Gelegenheit hat sich schließlich nach Unterrichtsschluss ergeben, weil Lily mit Remus wieder zu einem Frühlingsball-Meeting musste (ich habe heute nur in der Mittagspause kurz mit ihr gesprochen, wo sie mir zuflüsterte, dass heute Abend eine Besprechung über unseren Einbruch angesetzt sei) und Katie in der Bibliothek etwas zurückgeben wollte. Dementsprechend war ich natürlich auf einmal mit Lindsay allein, aber völlig unvorbereitet auf das Gespräch, das ich mit ihr führen wollte.
Okay, zugegebenermaßen hatte ich im Grunde genommen keine Ahnung, was ich vorgehabt hatte, mit ihr zu besprechen. Eigentlich wollte ich nur sicher gehen, dass alles in Ordnung war, aber jetzt hatte ich das schon so groß angekündigt und deshalb das Gefühl, etwas sagen zu müssen.
„Äh, ja“, stieg ich deshalb gleich mit hohem Niveau ein, „ich wollte dich fragen…“
„Ja?“ Lindsay drehte sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu mir um, während wir die Treppe in den ersten Stock hinaufstiegen (wir kamen gerade von einer grausamen Stunde Zaubertränke, in der ich zwar nichts in die Luft gejagt hatte, doch mein finales Produkt Ich-weiß-jetzt-schon-nicht-mehr-wie-der-Trank-heißt von Professor Slughorn geflissentlich übersehen wurde - Merlins künstliches Kniegelenk, und ich will in Keine-Ahnung-wie-vielen-Wochen-aber-viel-zu-bald meine ZAGs nachholen!!!).
„Warum triffst du dich mit Peter im Raum der Wünsche?!“, platzte ich einfach heraus und ignorierte die Tatsache, dass es plumper, indiskreter und unpassender wohl kaum möglich ist. Das Black'sche Konversationslexikon lässt grüßen (Kapitel 23, „Wie man höflich zugibt, dass man seinem Gesprächspartner nachspioniert hat, und gleichzeitig mehr Informationen aus ihm herausholt“).
Selbst mit dieser Frage konnte ich Lindsay nur für eine oder zwei Sekunden aus der Fassung bringen - sie schien mitten in der Bewegung innezuhalten und sich zu mir umdrehen zu wollen, doch dann wandte sie nur den Blick ab und ging einfach weiter. „Woher weißt du davon?“, fragte sie zurück und eine gewisse Schärfe lag in ihrer Stimme.
Ich dagegen musste mitten im Satz nach Luft schnappen, weil ich fast rennen musste, um mit ihr mitzukommen, während ich zugab: „Ich hab euch gestern gesehen. Ich, ähm, wollte nicht spionieren oder so, ich war nur neugierig und…“
Lindsay seufzte und blieb nun doch stehen. „Nachdem du ja schon mein Textbuch gefunden hast, kann ich dir das genauso gut auch noch verraten“, sagte sie und verschränkte die Arme, wodurch sie fast herausfordernd wirkte. „Peter schreibt die Melodien zu meinen Texten. Er hat sich vor zwei Jahren in Hogsmeade eine Gitarre gekauft, ich war dabei. Ich kenne mich ein bisschen damit aus, weil mein Bruder früher in einer Band gespielt hat“, fügte sie zögernd hinzu. „Er hat es niemandem gesagt, weil er dachte, dass sich alle über ihn lustig machen würden“, fuhr sie dann fort und schob das Kinn ein wenig vor. „Er dachte, er wäre nicht gut genug. Er ist gut, aber ich kann ihn ja schlecht überreden, wenn ich selbst niemandem von meinen Texten erzähle. Im Übrigen wäre ich dir sehr dankbar, wenn du das für dich behalten würdest.“
Ich musste das erst mal verarbeiten und versuchte vergeblich, mir Peter mit einer Gitarre vorzustellen. „Und die Hobgoblins?“
„Wissen nicht, von wem die Songs sind“, sagte Lindsay mit einem schwachen Grinsen. „Vielleicht ahnt Stubby etwas“, fügte sie nachdenklich hinzu. „Aber er hat mich noch nicht danach gefragt.“
„Ich habe heute Morgen gehört, wie sie ?Lovesick Melody' gespielt haben“, sagte ich. „Es klang gut.“
„Meinst du?“, fragte Lindsay in einem für sie ganz untypischen, unsicheren Tonfall.
Ich nickte. „Klar, es ist…“
Doch in diesem Moment bemerkte ich, dass Lindsay auf irgendetwas starrte, was hinter mir war, und als ich mich verwirrt umdrehte, sah ich Sirius und Leanne Hand in Hand und auf eine Art und Weise, die irgendwie provokant wirkte, auf uns zuschlendern. Ich hörte Lindsay ganz langsam ausatmen, so als müsste sie sich zur Ruhe zwingen, während Sirius auf seinem Gesicht zu meiner großen Überraschung nicht das berühmte Drei-Stufen-Grinsen, sondern ein normales (!), freundliches Lächeln zur Schau trug.
„Hallo, Lindsay“, sagte er und blieb mit Leanne an der Hand vor uns stehen.
„Hi, Sirius. Schön, dich zu treffen“, lächelte Lindsay zurück und sah richtig nett aus, wenn man von dem mörderischen Glitzern absah, das für eine Sekunde in ihren Augen lag.
Ich lächelte Leanne verlegen zu. Sie wirkte nicht so glücklich darüber, ignoriert zu werden, hob aber für mich einen Mundwinkel in der Andeutung einer Leidensgenossinnen-Mitgefühlsbekundung. Wobei ich, ehrlich gesagt, ziemlich froh darüber war, in dieser Unterhaltung keine Rolle zu spielen. Zu viel unterschwellige Aggression hinter freundlicher Fassade für meinen Geschmack. Aber es war spannend zuzusehen.
„Ja, ich freue mich auch sehr“, sagte Sirius und wirkte ein wenig so, als müsste er noch krampfhaft nach den ungewohnten freundlichen Formulierungen suchen. „Wollen wir zusammen zum Gemeinschaftsraum gehen?“
„Oh, du willst doch sicher noch ein bisschen mit deiner Freundin alleine sein“, meinte Lindsay liebenswürdig. „Es ist so schön, zu sehen, wie liebevoll euer Umgang miteinander ist.“
In meinem Unterbewusstsein klingelte der gleiche Schnulzen-Alarm, der sich auch immer bei den Fernsehfilmen meiner Oma meldet, sobald sich die Hauptfiguren schmachtend in die Augen blicken. Und, tut mir leid für das schlechte Wortspiel, aber langsam hatte ich echt das Gefühl, im falschen Film gelandet zu sein. Vielleicht hat sich ja eine außerirdische Lebensform in Hogwarts eingenistet und die Gehirne von Lindsay und Sirius wurden von einem Virus infiziert, der ihr Sprach- und Denkvermögen beeinträchtigt. Anders kann und konnte ich mir das nicht erklären, besonders, weil die beiden dem Ganzen danach noch die Krone aufsetzten.
„Genauso schön, wie dass wir beide endlich alle Differenzen begleichen konnten und jetzt einen zivilisierten Umgang miteinander gefunden haben“, sagte Sirius nämlich höflich, und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass Lindsay herablassend antworten würde: „Hast du diesen Satz mit einem Fremdwörterlexikon zusammengebastelt und auswendig gelernt?“, doch stattdessen meinte sie nur: „Ja, das freut mich auch. Es ist so entspannend, mit dir Konversation zu betreiben.“
Wenn das eins nicht war, dann entspannend! Ich habe zwei Minuten in der Angst gelebt, neben mir könnte gleich eine Schlägerei ausbrechen!!!
Aber die beiden verabschiedeten sich genauso nett und freundlich wie zuvor. Es war kaum zum Aushalten.
„Was war das denn bitte?!“, platzte ich heraus, als Sirius und Leanne außer Hörweite waren.
„Er versucht, mich mit meinen eigenen Waffen zu schlagen“, murmelte Lindsay wütend. „Aber das wird ihm nicht gelingen. Er wird das nicht durchhalten. Und am Ende werde ich als Siegerin aus diesem Kampf hervorgehen.“
„Das klingt ziemlich dramatisch“, bemerkte ich.
„Es geht um meine Ehre“, sagte Lindsay schlicht. „Außerdem hat er diesen Satz auswendig gelernt!“, fügte sie mit einem Hauch von Arroganz hinzu, was mich zwar in Hinblick auf ihren Einfluss auf mich beunruhigte, mir aber zumindest Hoffnung in Bezug auf die Theorie mit den Außerirdischen gab.

Ich weiß nicht, wenn ich noch mal über die vorherige Sache, die mit Peter, nachdenke, kommt mir das doch irgendwie…seltsam…vor. Ich meine, dass er niemandem sagt, dass er anscheinend ziemlich gut Gitarre spielen kann. Also, dass ich es nicht wusste, ist ja klar, ich kenne ihn ja erst seit ein paar Monaten und eigentlich auch nur von unserem gemeinsamen Vortrag in Verwandlung, aber Lindsay meinte ja, er hat es niemandem gesagt. Und das schließt auch die anderen Rumtreiber mit ein.
Das ist schon komisch, oder? Wenn er niemandem davon erzählt hat, weil er dachte, dass sich dann alle über ihn lustig machen, ist das ja völlig verständlich, aber eigentlich hätte ich gedacht, er vertraut darauf, dass die anderen ihn da „raushauen“. Ich meine, niemand sagt etwas gegen Peter, weil er mit James und Sirius befreundet ist. So ist das doch, oder? Aber selbst wenn er sich in dieser Sache nicht darauf verlassen wollte, ist es doch seltsam, dass er seinen besten Freunden nicht erzählt hat, dass er sich das Gitarrespielen selbst beigebracht hat. Das ist doch nichts Schlimmes. Nichts, was Freunde komisch finden würden. Oder?
Gerade musste ich an das denken, was ich an meinem dritten Schultag hier geschrieben habe: Ich frage mich, ob die anderen ihn wirklich als Freund sehen oder eher nur als, na ja, Anhängsel.
Inzwischen bin ich eigentlich zu dem Schluss gekommen, dass ich unrecht hatte und dass Peter wirklich ein Teil der Vierergruppe ist. Aber vielleicht ist das doch eine Sache, die man nicht außer Acht lassen darf: Hätte ich ihn irgendwo auf dem Gang gesehen, ich hätte ihn als Letztes für einen Freund von James Potter oder Sirius Black gehalten; er schien mir das komplette Gegenteil von ihnen zu sein.
Vielleicht ist es einfach Unsicherheit.
Vielleicht ist das Problem, dass Peter zwar Teil der Gruppe ist, aber sich Sorgen macht, wie fest sein Platz ist.

Ach, ich weiß es nicht. Ich bin ja auch nicht unbedingt in der Position, darüber zu philosophieren. Es hat mich eben gewundert…aber im Prinzip weiß nur Peter selbst, was die Gründe für sein Handeln sind, oder?

Also, was war noch?
Der Brief.
Ja, der Brief von Stephen. Ich habe ihn nicht gelesen, deshalb kann ich nicht viel darüber sagen, aber ich habe Lindsay beobachtet, während sie ihn gelesen hat, und sie schien zwischen Erleichterung, Freude, Sorge und Angst zu schwanken. Der Text war kurz, nur ein Absatz, und sie hatte den Brief schnell wieder zusammengefaltet und in ihre Umhangtasche geschoben.
„Er kommt“, sagte sie dann, ohne mich anzuschauen. „Nach Hogsmeade. Nächstes Wochenende.“
Und ich wusste echt nicht, was ich sagen sollte.

Oh, Mist! Über dem ganzen Nachdenken habe ich glatt die Zeit vergessen…und jetzt muss ich mich ganz schön beeilen, um noch pünktlich zum Quidditchtraining zu kommen. Um genau zu sein, habe ich noch zwei Minuten, und bin noch nicht mal umgezogen.
Das gibt Ärger, ich weiß es.

8.3.1977, 20:39, Schlafsaal

Da bin ich wieder, wohlbehalten und noch am Leben. James hat uns zwar nach meinem Zuspätkommen einen Vortrag über unsere fehlende Arbeitsmoral gehalten („Ich habe den Eindruck, es interessiert euch einen Dreck, dass wir dieses Jahr den Hauspokal holen können, falls wir Ravenclaw schlagen!“), aber alles in allem scheint er in letzter Zeit irgendwie ausgeglichener zu sein. Vielleicht liegt es daran, dass er sich nicht mehr so oft mit Lily streitet. Dummerweise habe ich den Fehler gemacht, ihn danach zu fragen (für alle, die dachten, dass Emma Foley aus ihren Fehlern lernt hier der Gegenbeweis!), was mir zwanzig Extra-Strafstöße wegen „Ablenkens vom Trainingsgegenstand“ eingebracht hat. Aber ich glaube, er musste wegschauen, um ein Lächeln zu verbergen.

Aber es ist noch etwas passiert - ich glaube, ich habe gerade eben etwas verstanden, wenigstens eine Sache, aber leider kam in diesem Fall die Erkenntnis zu spät.

Als ich gerade hochgekommen bin, saß nämlich nur Katie auf ihrem Bett, ihren Skizzenblock auf dem Schoß. „Lily duscht und Lindsay ist noch nicht da“, sagte sie zur Begrüßung ohne hochzuschauen, aber ich fasste das nicht als unfreundlich auf, weil ich sah, dass sie noch in ihre Zeichnung versunken war. Ich schlüpfte aus meinem Quidditchumhang und hängte ihn der Einfachheit halber und weil ich zu müde war, um ihn wegzuräumen, über den Bettpfosten, bevor ich mich selbst auf mein Bett fallen ließ. „Was zeichnest du?“, fragte ich dann mit geschlossenen Augen und gähnte.
„Eine Spülmaschine“, antwortete Katie und ich stellte mir vor, wie sie die Augen zusammenkniff, um die Perspektive zu prüfen. „Für Muggelkunde.“
„Ah“, machte ich.
„Übrigens hast du heute Nacht im Schlaf geredet“, kicherte Katie plötzlich.
Ich grunzte nur anstelle einer Antwort. Ich weiß ja, dass ich das manchmal mache, und normalerweise ist es mir auch egal, weil es sowieso niemand versteht. Praktisch, oder? Diesmal hatte die Sache jedoch einen Haken, wie ich bemerkte, als Katie fortfuhr: „Es war sehr interessant. Was hast du denn so Schlimmes gesehen, Emma?“
Jetzt fuhr ich wie von einer Doxy gebissen hoch. „Ich habe auf Englisch geredet?!“
Katie hob nun doch den Blick und lächelte mir zu. „Hast du.“
„Und was?!“, fragte ich panisch. Die Sache begann mir Angst zu machen.
„Ganz genau weiß ich es auch nicht mehr“, meinte Katie. „Aber es war etwas von wegen ?Schon gut, ich sag es niemandem' und ?Warum sollte es jemanden interessieren, mit wem du knutschst?' Es klang nach einem interessanten Traum“, fügte sie leise lachend hinzu.
Ich fühlte mich leicht zittrig. Oh nein. Oh nein oh nein oh nein. Warum zur Hölle träume ich von diesem Gespräch? Es war seltsam, ja, ich habe mich gewundert, ja, aber so wichtig war es doch nicht.
Oder?
Bevor ich mir überlegen konnte, was ich sagen sollte, hatte Katie schon meinen komischen Gesichtsausdruck bemerkt. „Das war kein Traum?“, fragte sie neugierig.
„Nein“, antwortete ich tonlos. „Ich habe Regulus und Madeleine auf dem Gang getroffen. Gestern.“
Und schon war es raus, das Ich-sag-es-niemandem. Ich dachte mir, dass es im Prinzip egal war, denn Katie würde es für sich behalten und wie sollte Regulus denn wissen, dass ich es ihr gesagt hatte?
Dann sah ich ihr Gesicht und meine Sicherheit löste sich mit einem leisen Puff in Luft auf.
„Er hat dir gesagt, du sollst es niemandem sagen?“, flüsterte Katie. Es klang, als hätte sie ihre Stimme verloren.
Ich hatte das Gefühl, etwas übersehen zu haben. Etwas Wichtiges. „Es tut mir leid“, stammelte ich, während ich versuchte zu verstehen, was hier passierte.
Katie schüttelte den Kopf. „Nein - danke, dass du es mir gesagt hast“, murmelte sie. „Ich - ich hätte es auf jeden Fall wissen wollen. Ich - ich glaube, er wollte nicht, dass ich seine - seine Wahl nicht gutheiße“, versuchte sie, es mir zu erklären. „Wir waren befreundet. Ich glaube - ich glaube jetzt, ihm liegt vielleicht immer noch etwas an meiner Meinung… Vielleicht hat er es nicht ganz vergessen…“
Und ich glaube, genau das ist die Sache. Deshalb wollte Regulus mein Versprechen, das, was ich gesehen habe, für mich zu behalten - er wollte nicht, dass es Katie erfährt.
Nur deshalb, und ich habe es genau der falschen Person erzählt.

8.3.1977, 23:03, immer noch im Schlafsaal

Vorhin habe ich aufgehört zu schreiben, weil Lily in diesem Moment aus der Dusche kam und ankündigte, dass wir jetzt unseren Rumtreibergeheimnisentlarvungsplan, nun ja, planen würden. Lindsay war schon zehn Minuten vorher in den Schlafsaal gekommen - ich weiß nicht, wo sie war, aber vielleicht hat sie ja mit Peter gesprochen. Jedenfalls scheuchte Lily uns alle auf, zwang uns, unsere Zeichenblöcke und Tagebücher wegzulegen, verschloss unsere Zimmertür und impertubierte sie „vorsichtshalber“ auch noch für den Fall, dass die Fünftklässlerinnen gegenüber von uns auf den Gedanken kämen, bei uns zu lauschen. Dann ließ sie sich im Schneidersitz auf ihrem Bett nieder, strich sich die noch nassen Haare aus dem Gesicht und sagte nüchtern: „In fünf Tagen ist es so weit, und wir haben noch keinen Plan. Wie wollen wir die Sache angehen?“
„Naja, wir wissen doch, dass sie am 13. nicht da sind, oder?“, meinte ich. „Dann können wir doch einfach in ihr Zimmer gehen und dieses Ich-weiß-wo-alle-Leute-sind-Teil suchen.“
Lindsay verdrehte die Augen, während sie den ungefähr hundertsten Bürstenstrich machte, um ihre Haare glatt zu bekommen. „Emma, ich habe Erfahrung mit Plänen, und das ist genau die Art von Plan, der damit endet, dass wir erwischt werden und vor der ganzen Schule als Spanner dastehen.“
„Wir müssen in Erwägung ziehen, dass die Jungs uns durchschaut haben und der 13. nur ein Köder ist“, erklärte Lily mit einem Stirnrunzeln.
„Nein, so schlau sind sie nicht“, sagte Lindsay abfällig. „Glaubst du im Ernst, die hätten sich so ruhig verhalten, wenn sie gewusst hätten, dass Emma hinter ihnen auf dem Boden herumkriecht?“
„Ich bin nicht gekrochen!“, empörte ich mich. „Ich saß ganz still!“
„Du hast Recht, dann hätten sie wohl kaum über ihr höchst interessantes Sozialleben geredet“, meinte Lily nachdenklich und ich lief ein wenig rot an, weil ich ihnen nicht das ganze Gespräch wiedergegeben hatte - den einen Teil, den verwirrenden, habe ich weggelassen. „Gehen wir also davon aus, dass der 13. steht und sie an diesem Abend nicht hier sein werden.“
„Was ist, wenn sie nur den nächsten Termin für ihren Literaturabend festgelegt haben?“, fragte Katie kichernd.
Ich verkniff mir glücklicherweise das „Häh?“ und blätterte stattdessen in meinem Tagebuch. „Sie haben es die nächste Aktion genannt“, berichtete ich dann.
„Zu mysteriös für einen Buchclub“, entschied Lily.
„Wir wissen doch, dass sie regelmäßig ausfliegen“, sagte Lindsay. „Die nächste Aktion ist genau die Art von auffällig-unauffälligem Codenamen, den ich ihnen zutraue.“
„Also gehen wir rüber in ihren Schlafsaal und…“, startete ich den Versuch, zu meinem ursprünglichen Plan zurückzukehren, aber Lindsay schnitt mir das Wort ab: „Wie ich bereits sagte, Emma…“
„Ich will auf keinen Fall erwischt werden, wie ich in ihren Schränken rumwühle“, schaltete sich Katie nervös ein.
„Dann denken alle, wir wollten uns eine von Sirius' Unterhosen klauen“, vervollständigte Lindsay den Gedankengang.
„Ich würde das nicht denken!“, protestierte ich.
„Du wärst mit uns im Schlafsaal, Emma. Was du denkst, wäre relativ egal.“
„Aber es geht ums Prinzip!“
Lindsay warf ein Kissen nach mir und ich verstummte notgedrungen.
„Also, gehen wir davon aus, dass sie am 13. nicht da sind“, griff Lily die Planung wieder auf. „Was wir nicht wissen, ist, um wie viel Uhr sie den Gemeinschaftsraum verlassen werden.“
„Demnach muss wieder eine von uns Wache halten“, sagte Lindsay. „Kann ich mein Kissen wieder haben?“
„Nicht ich!“, sagte ich schnell und warf es ihr zu. Sie fing es geschickt aus der Luft und schob es sich hinter den Rücken.
„Wir können ja unter uns dreien losen“, schlug Lily vor. „Okay. Wenn die Rumtreiber also den Gemeinschaftsraum verlassen, werden die Anderen benachrichtigt. Da ich davon ausgehe, dass zu diesem Zeitpunkt die meisten schon schlafen werden, können wir direkt…“
„Moment“, sagte Lindsay. „Was ist, wenn sie nur aufs Klo gehen?“
„Eine muss im Gemeinschaftsraum Wache halten…“, überlegte Katie. „Eine vor der Tür zum Schlafsaal, und zwei durchsuchen das Zimmer auf Spuren.“
„Dann bräuchten wir eine Kommunikationsmöglichkeit“, sagte Lily langsam. „Sonst nützt das Ganze nichts. Aber wenn wir miteinander sprechen könnten…“
„So wie Walkie-Talkies!“, sagte ich aufgeregt. „Gibt es nicht irgendeinen Zauber…?“
„Bibliothek“, antwortete Lily nur.
„Morgen?“ Katie sah leicht besorgt aus. „Vielleicht brauchen wir noch Vorbereitungszeit…“
Lily nickte. „Alle einverstanden?“
„Eine Frage noch“, meinte Lindsay und legte ihre Bürste auf den Nachttisch. „Was ist, wenn sie die Karte oder was auch immer es ist auf ihren kleinen Ausflug mitnehmen?“
„Dann finden wir vielleicht einen Hinweis“, meinte Lily. Dann fing sie an zu grinsen. „Und interessant wird es allemal!“

NICHT VERGESSEN:

- Morgen in der Mittagspause in die Bibliothek gehen
- Hexenwoche-Gartenkalender in Hogsmeade kaufen!!!


~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~

Wie immer würde ich mich sehr über Reviews freuen. :) Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen.
Wann das nächste fertig sein wird, darüber kann ich jetzt leider nichts sagen. Auch, wenn es ein wenig dauern sollte - ich gebe immer mein Bestes, euch nicht zu lange warten zu lassen.
Insofern - bis hoffentlich bald!


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Der Hobbit 3
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Am schwierigsten fand ich, das Tauchen technisch zu bewältigen und dabei auch noch zu spielen. Ich durfte nie vergessen, dass Harry Kiemen hat, also gar nicht atmet. Also hatte ich sorgsam darauf zu achten, dass ich keine Luftblasen ausatmete. Um mich herum konnte ich überhaupt nichts erkennen, ich hörte nur Jamies völlig unwirkliche Stimme. Ein absolut bizarres Erlebnis, aber ich fand es echt toll.
Daniel Radcliffe über Unterwasser-Dreharbeiten