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Fanfiction

Die Geschichte des Regens - Das Tagebuch der Emma Foley - BrĂĽder

von >Rumtreiberin<

*tadadadaaaa*

Ich hab es tatsächlich noch geschafft, ein neues Kapitel fertigzustellen, bevor mich der Klausurenstress einholt. Und hoffe, es gefällt euch! :)
Vielen Dank an alle, die das letzte Kapitel reviewt haben. Ich hab mich wie immer riesig gefreut! :) Diesmal habe ich eure Kommentare gleich beantwortet - schaut mal hier vorbei. :)

Das nächste Kapitel wird jetzt leider frühestens in ca. vier Wochen kommen, wenn ich mich in die Herbstferien gerettet hab. (Noch drei Wochen!) Vorher werde ich nicht zum Schreiben kommen; ihr wisst ja, wie das immer vor den Ferien mit Klausuren ist… -.-“

Na gut. Dann wĂĽnsch ich euch mal (hoffentlich) viel SpaĂź beim Lesen! :)

~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~

14.2.1977, 7:29, GroĂźe Halle, FrĂĽhstĂĽck

Gerade hab ich daran gedacht, wie ich mit Remus die Medaillen im Pokalzimmer geputzt habe. Bei der Strafarbeit, meine ich. Und mich gefragt, ob es auch eine Auszeichnung namens „Zu dumm für Hogwarts“ gibt. Wenn ja, bin ich sicherlich eine der ersten Anwärterinnen darauf, nachdem ich mich heute Morgen mal wieder nach allen Regeln der Kunst blamiert habe.
Indem ich auf dem Weg zur GroĂźen Halle mit dem rechten Bein in der Trickstufe auf der Treppe zum vierten Stock stecken geblieben bin.
Und das, obwohl ich diesen Weg das ganze letzte Halbjahr jeden Tag mindestens zweimal gelaufen bin und bestimmt jedes dritte Mal daran erinnert wurde, dass die 11. Stufe von oben verschwindet, wenn man darauf tritt. Das Schlimmste ist, dass ich ausgerechnet heute verschlafen habe und dementsprechend allein war, weil ich die anderen schon vorgeschickt hatte. Was bedeutete, dass ich, nachdem ich geschätzte zehn Minuten vergeblich versucht hatte, mich zu befreien, nur deshalb jetzt am Gryffindor-Tisch sitze, weil April und Evangeline zufälligerweise noch später dran waren als ich. Ich hörte sie hinter mir die Treppe runterkommen (sehen konnte ich sie nicht, da ich nicht in der Lage war, mich umzudrehen) und wie Evangeline gerade mit einer seltsamen Betonung sagte: „Geht Alice eigentlich mit Frank nach Hogsmeade?“ Dann verstummten ihre Schritte abrupt und sie fragte überrascht: „Emma? Was machst du da?“
(Was, wenn ich mir das so recht ĂĽberlege, wohl eine der Fragen ist, die ich in meinem Leben schon sehr oft gestellt bekommen habe.)
„Ich, ähm, stecke fest“, sagte ich, ohne zu bemerken, dass das wohl eher rhetorisch gemeint gewesen war, denn Evangeline bemühte sich schon, mich an den Armen aus dem leeren Raum zwischen den beiden Stufen zu ziehen. Ohne Erfolg, auch wenn ich versuchte, mich so leicht wie möglich zu machen. April packte jetzt meinen anderen Arm und half ihr. Ebenfalls ohne Erfolg.
Evangeline schaute mit einem leicht verzweifelten Gesichtsausdruck nach oben, als wollte sie eine höhere Macht bitten, ihr zu helfen. Wie sich kurz darauf herausstellte, hatte sie jedoch nur zwei Hobgoblins auf der Treppe entdeckt, Bob und Avitus, die sie durch Rufen auf uns und mein Problem aufmerksam machte.
Zwei Minuten später hatte ich endlich mein Bein wieder auf festem Boden, und nur mal so nebenbei, es fühlt sich komisch an, in einer Trickstufe zu stecken. Als würde das Bein im Nichts schweben.
Aber, Merlins Lockenwickler, war das peinlich.
Und dann, als ich endlich hier angekommen war, wurde ich natürlich gefragt, wo ich so lange war und musste die Geschichte zum Besten geben, was (nicht gerade unabhängig vom Gelächter einiger Leute) gleich noch die Aufmerksamkeit meiner Umgebung auf mich gezogen hat.
PEINLICH.

Aber na gut. Vielleicht sollte ich irgendwann aufhören, mir wegen so was einen Kopf zu machen.

14.2.1977, 7:38, immer noch beim FrĂĽhstĂĽck

Apropos Pokalzimmer: Ich hab das grad erwähnt (ich weiß gar nicht mehr, in welchem Zusammenhang…und befürchte, es gab keinen) und Remus hat erzählt, dass er gestern wieder drei Stunden lang dort putzen musste. Und er sieht auch echt müde aus. Er ist ganz blass im Gesicht, hat dunkle Schatten unter den Augen und zwei Pullis übereinander an, so als würde er frieren. Aber als ich ihn gefragt habe, ob es ihm nicht gut geht, hat er gemeint, alles wäre okay. Ich habe vorgeschlagen, er solle in den Krankenflügel gehen und Sirius hat mir zugestimmt. Aber Remus meint, er kann noch in den Unterricht gehen. Er wäre nur ein bisschen schlapp.
Ich mach mir Sorgen, ob er nicht schon wieder krank wird.

14.2.1977, kleine Pause nach Zauberkunst

Mir ist gerade eingefallen, dass ich vorhin gar nicht erwähnt habe, in welchem Zustand sich die Große Halle befand, als ich zum Frühstück kam. Also ehrlich, wären Evangeline, April, Bob und Avitus nicht einfach unbeirrt weitergelaufen, ich hätte gedacht, wir haben uns in der Tür geirrt oder so. Genau, bei der Großen Halle. Daran sieht man wohl schon, wie schlimm es war.
Wo soll ich anfangen? Bei den Wolken von Herzchenkonfetti, die von der bewölkten Decke regneten? Bei den kleinen verzauberten Engeln mit Harfe, die über den Tischen herumschwebten und Liedchen vor sich hinklimperten? Oder vielleicht bei den Valentinstagsbriefchen, die sie auf die Plätze verteilten?
Zusammenfassend kann man sagen: Die ganze Halle war ROSA.
Und schon der kurze Weg zu meinem Platz machte mich leicht duselig im Kopf. Ich fĂĽhlte mich irgendwie unangenehm an Madam Puddifoot's erinnert. Und war ziemlich erleichtert, als ich Remus' Gesicht ausmachen konnte und kurz darauf zu meinem Platz gefunden hatte. Ich meine, ich habe ja schon vorher gewusst, dass man in GroĂźbritannien einen ziemlichen Aufstand um diesen Tag macht. Aber das hier hat alle meine BefĂĽrchtungen ĂĽbertroffen.
„Was verdammt soll das?“, fragte ich deshalb immer noch ziemlich bedeppert.
„Valentinstag!“, antworteten Katie, Lindsay und Sirius im Chor, wobei Lindsay durch einen extrem genervten Tonfall hervorstach. Katie machte den Eindruck, als fände sie vor allem die Engel toll („Ich frag mich, wie sie die hinbekommen haben!“), während Sirius vollends damit beschäftigt war, den (metaphorisch gesprochen) meterhohen Stapel von Valentinskarten auf seinem Platz durchzugehen. Ich meine, hey, auch James hatte einige bekommen, aber Sirius konnte wohl keiner toppen. Ab und zu ließ er eine Bemerkung los wie: „Haha, schau mal, Alexa Proudfoot hat mir eine Karte geschrieben. Und ich dachte immer, sie wollte mich umbringen, so wie sie mich immer anstarrt.“
„Könntest du uns bitte mit den Details verschonen?!“, fauchte Lindsay, nachdem er ein paar Zeilen aus einer anonymen Karte zitiert hatte. „Ich habe nämlich die Befürchtung, dass ich mich sonst übergeben muss.“
„Oh, dann hör ich natürlich auf.“ Sirius tat, als sei er zutiefst beschämt, bevor sein Grinsen wieder zu Hochformen auflief. „Du bist ja nur neidisch, weil du selbst keine einzige Karte bekommen hast.“
Lindsay nahm einen Schluck Kaffee. „Weißt du, Black“, sagte sie verächtlich, „es gibt eine gewisse Schwelle in Bezug auf Intelligenz und Anspruch an sich selbst, die du nie überschreiten wirst, also glaub doch ganz einfach, was du willst.“
Ich weiĂź nicht. Ich mag Sirius, aber er kann manchmal ziemlich arrogant sein.
Und taktlos, aber darĂĽber sag ich lieber nichts.
Katie hat übrigens zwei und Lily vier Valentinskarten bekommen, doch die haben sie beide ziemlich schnell in ihre Taschen gepackt. Und nur der Vollständigkeit halber erwähne ich noch, dass ich natürlich keine bekommen habe. Peter auch nicht. Aber Remus. Von Arina Volkova, der Austauschschülerin aus Durmstrang. Er wollte es mir nicht sagen, aber Sirius hat es einfach erzählt.
Warum schreibt Arina ihm bitte eine Valentinskarte? Sie hat ihn doch, so weit ich weiß, nur einmal aus der Nähe gesehen und das war beim Quidditchspiel gegen Slytherin. Aber ich überwache Remus schließlich nicht 24 Stunden am Tag.

Und es ist total bescheuert, sich darüber Gedanken zu machen; ich meine, er kann doch Karten bekommen, von wem er will, oder? Das muss mich eigentlich nicht so beschäftigen. Außerdem ist die Pause längst vorbei und wenn ich nicht gleich aufhöre zu schreiben, krieg ich Ärger von Professor Flitwick.

14.2.1977, 14:30, Schlafsaal

Ich wollte nur kurz bescheid sagen, dass der Nachmittagsunterricht heute ausfällt und wir stattdessen nach Hogsmeade gehen dürfen! Übrigens das bisher einzig Positive, was ich dem Valentinstag abgewinnen kann. Es sieht zwar ziemlich nach Regen aus, aber wir gehen jetzt trotzdem. Man weiß ja nicht, wann wir das nächste Mal die Gelegenheit dazu haben. Und jetzt zieh ich mich besser mal an, damit ich nicht wieder die Letzte bin. Die Rumtreiber warten sowieso schon auf uns.
Bis später!

14.2.1977, später Nachmittag, wieder im Schlafsaal

Da bin ich wieder. FrĂĽher als erwartet und noch am Trocknen, nachdem Lindsay und mich auf dem RĂĽckweg ein Wolkenbruch ĂĽberrascht hat. Die anderen sind noch nicht zurĂĽck und Lindsay ist gerade duschen. Und da ich deshalb sowieso alleine bin, schreib ich jetzt auf, was passiert ist. Von Anfang an.

Also. Als wir vorhin in den Gemeinschaftsraum kamen, in dem übrigens ein ziemliches Durcheinander herrschte, waren Sirius, James und Peter tatsächlich schon da und bereit, loszugehen. Nur Remus fehlte.
„Er ist nach dem Mittagessen dann doch in den Krankenflügel gegangen“, sagte James zur Begrüßung.
„Wart ihr schon bei ihm?“, fragte ich besorgt.
„Besucher werden nicht reingelassen“, sagte Sirius ziemlich schnell. „Miss Pomfrey hat Angst, dass sich alle mit Grippe anstecken.“
„Was hat Remus denn?“, fragte Katie jetzt. „Auch Grippe?“
Sirius und James warfen sich einen Blick zu und nickten dann unisono. „Wahrscheinlich ja“, sagte James zur Bekräftigung. „Genau!“, ergänzte Sirius.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Lindsay und Lily sich ebenfalls einen Blick zuwarfen. Anscheinend bin ich nicht die Einzige, die dieses Gespräch mal wieder komisch fand. (Genau wie das letzte Mal, als Remus krank war, fällt mir ein.)
„Jedenfalls hat er gesagt, wir sollen ruhig gehen“, fügte Sirius hinzu.
Lily seufzte. „Na gut. Da kann man wohl nichts machen. Wollen wir los?“
Alle nickten und wir setzten uns in Bewegung; wenigstens für ein paar Meter, bis wir vor dem Portraitloch in einem kleinen Aufruhr stecken blieben. (Ich hatte den Eindruck, dass der Anlass für diesen Ausflug viele Schüler ein bisschen schwurbelig im Kopf gemacht hatte.) Als wir uns nach vorne durchgekämpft hatten, war ich die letzte (ich bin sehr schlecht im Drängeln), aber Sirius ließ mir überraschenderweise den Vortritt. „Übrigens hat Remus mich noch gebeten, dir auszurichten, dass du dir keine Sorgen machen sollst“, raunte er mir zu und grinste dazu irgendwie komisch, während wir einer Gruppe Viertklässlerinnen auswichen, die beängstigende Hüpfer machten. Genau wie mein Herz, das in dem Moment eine Rhythmusstörung hatte. Und ich lief schon wieder rosa an. Schrecklich.
Auf der Treppe wurde es wieder ruhiger, aber in der Eingangshalle hatten sich zumindest mehr Schüler als beim letzten Hogsmeade-Wochenende versammelt. Außerdem war der Anteil an Händchen haltenden Paaren deutlich angestiegen. Naja, es folgte das übliche Überprüfen der Einverständniserklärungen und dann waren wir endlich draußen und auf dem Weg ins Dorf. Die Sonne schien sogar ziemlich unbeeindruckt von den dicken Regenwolken, die schon am Himmel hingen. Und es war wirklich lustig mit den Rumtreibern; sogar Lily und James redeten ganz normal miteinander. Die einzige kritische Szene entstand, als James Lily helfen wollte, über eine große Pfütze zu springen und sie ziemlich ärgerlich meinte, sie würde das schon alleine hinkriegen. Aber sie hat sich trotzdem bei ihm bedankt, was mich angesichts früherer Erfahrungen echt überraschte.
Es war nur schade, dass Remus nicht dabei sein konnte.

Na ja. Ich unterhielt mich gerade mit Katie und Peter über Muggelmusik (ein Thema, was beide ziemlich spannend fanden), als Lindsay hinter uns auf einmal rief: „Emma? Hast du mal kurz Zeit?“
Ich sagte „Geht schon vor“ zu den beiden und blieb stehen, um auf Lindsay und (erstaunlicherweise) Sirius zu warten, die ein paar Meter hinter uns hergelaufen waren. Als sie mich eingeholt hatten, fragte Lindsay mit einem komischen Unterton in der Stimme: „Emma? Wärst du bereit, mit Sirius und mir einen kurzen Ausflug in den Wald zu machen?“
„Warum?!“ Ich sah ziemlich entgeistert zwischen den beiden hin und her, was Sirius mit einem dezenten Grinsen und Lindsay mit einem leichten Augenverdrehen quittierte.
„Ich habe gerade eben eine Eule von meinem Bruder bekommen“, sagte sie dann und reichte mir nach kurzem Zögern einen Brief, der ungefähr folgenden Inhalt hatte:

Hallo Schwesterherz,
ich bin zufällig in der Nähe unterwegs und habe erfahren, dass ihr heute ins Dorf gehen dürft. Ich würde dich gerne treffen. Wenn es möglich ist, komm zum Waldrand am Ende der Straße, in der der „Eberkopf“ ist. Jack, der bei mir ist, meint, es sei besser, wenn wir nicht ins Dorf gehen. Er sagt auch, du solltest alleine kommen, aber ich denke, wenn du die beiden mitbringst, die letztes Mal dabei waren, ist das in Ordnung.
Bis hoffentlich gleich, dein Bruder

„Die beiden, die letztes Mal dabei waren… Das wären dann Sirius und ich?“, fragte ich, nachdem ich den Brief gelesen hatte.
Lindsay nickte knapp und fragte noch einmal: „Würdest du mitkommen?“
„Wenn du willst“, sagte ich. Das war ehrlich. Denn ich hatte, na ja… mir war mulmig bei der Sache. Auch wenn es Lindsays Bruder war.
Ich schaute mit zusammengekniffenen Augen den Weg entlang, aber die anderen waren schon fast auĂźer Sichtweite. Wahrscheinlich wĂĽrden sie unser Fehlen erst bemerken, wenn sie in Hogsmeade angekommen waren.
„Dann los“, sagte Sirius, der auch irgendwie besorgt wirkte. Nur Lindsay schien sich nichts dabei zu denken. Sie lief zügig vor Sirius und mir her und sagte entschlossen: „Wenn wir da sind, werde ich ihn fragen, warum er das macht… Ich werde ihn bitten, aufzuhören…!“
Ich war mir nicht ganz sicher, ob Stephen auf sie hören würde. Aber ich habe ja auch keinen Bruder. Sirius sagte zögernd: „Und was ist, wenn dieser Jack dabei ist? Das ist doch der mit dem Dunklen Mal?“
„Trotzdem!“, antwortete Lindsay und strich sich die Haare aus dem Gesicht, die wie meine vom Wind durcheinander gewirbelt wurden. (Allerdings wurden ihre dadurch nicht buschig.) „Jack ist mir egal, aber Steve muss auf mich hören! Wenn ich ihn darum bitte, muss er das einfach machen!“
Sie lief noch einen Schritt schneller, so dass ich kaum hinterherkam. Wir überholten einige Schülergrüppchen und erreichten Hogsmeade wahrscheinlich kurz nach den anderen. Nur, dass wir nicht in Richtung Dorfmitte weitergingen, wo sie sicher auf uns warteten, sondern gleich am Dorfeingang links abbogen und in eine kleine Straße gerieten, die um einiges schäbiger aussah als der Rest des Dorfes und die ich noch nie aus der Nähe gesehen hatte. Dass wir richtig waren, bewies uns aber das große Schild am Eingang eines Pubs mit dem Namen „Hog's Head“ und einem aufgemalten Fass daneben. Damit war dann auch geklärt, was der Eberkopf war. Wir wurden automatisch etwas langsamer und auf einmal dachte ich, wie komisch das alles war. Ich meine, ich war mit Lindsay Cohen und Sirius Black in einer zwielichtigen Ecke von Hogsmeade unterwegs und auf dem besten Weg, mich am Waldrand mit Lindsays Bruder und dessen Freund zu treffen, der höchstwahrscheinlich ein Todesser war. Und, um ganz ehrlich zu sein, hatte ich echt Angst.
„Meint ihr nicht, wir hätten den anderen bescheid sagen sollen?“, sagte ich mit einem ganz leichten Fiepen in der Stimme, für das ich mich gleich darauf schämte.
„Lily hätte uns nicht gehen lassen.“ Lindsay drehte sich mit gerunzelter Stirn zu mir um und deutete meinen Gesichtsausdruck wohl so, dass ich Lily in diesem Fall vielleicht nicht widersprochen hätte, denn sie sagte ruhig: „Du musst nicht mitkommen.“
Ihre Worte hatten jedoch die gegenteilige Wirkung, denn ich schüttelte natürlich den Kopf und beschleunigte meine Schritte wieder. Immerhin hat mich der Sprechende Hut nach Gryffindor geschickt, oder? Ich weiß zwar nicht genau, warum, aber er hat es gemacht. Und es war Lindsays Bruder, verdammt. Was hätte denn da passieren sollen?
Wir gingen am „Hog's Head“ vorbei und liefen weiter die Straße entlang, die immer schmaler wurde, bis sie eher zu einem kleinen Weg geworden war; einem schmutzigen Weg voller Pfützen und Schlaglöcher, wohlgemerkt. Echt, wäre ich hier morgens aufgewacht, hätte ich sonst was darauf gewettet, dass dieser Ort nicht zu Hogsmeade gehört. (Das ist jetzt nicht das realistischste Szenario, aber ich meine das pinzipiell.)
Schließlich bog der Weg um eine weitere Linkskurve und mündete - im Nichts. Oder besser gesagt, am Waldrand, so, wie Stephen es geschrieben hatte. Ich sah, wie Sirius in seiner Jackentasche seinen Zauberstab fester umklammerte und tastete hastig nach meinem, den ich zuerst nicht fand, weil ich ihn vorhin in der Eile hinters Ohr gesteckt hatte. Man bedenke, was passiert wäre, wenn ich ihn gebraucht hätte.
Aber es passierte nichts. So aufmerksam wir auch zwischen den Bäumen umherspähten - es war niemand da, der uns hätte überraschen können. Sirius ging sogar ein paar Schritte in das regennasse Gebüsch hinein und kam mit triefenden Haaren wieder heraus, doch weder Stephen noch Jack waren irgendwo zu sehen.
„Meint ihr, es ist was passiert?“, fragte Lindsay, nun doch besorgt.
Sirius runzelte die Stirn. „Für mich sieht es nicht so aus, als ob in den letzten drei Tagen jemand hier gewesen wäre.“
Lindsay setzte sich auf einen Baumstumpf und schaute auf die Uhr. „Sie kommen sicher noch“, sagte sie zuversichtlich.
Wir warteten mehr oder weniger angespannt. Ich zumindest zuckte bei jedem noch so harmlosen Geräusch zusammen und Sirius behielt ständig unsere Umgebung im Auge, was Lindsay, die als einzige ganz ruhig war, jedoch nicht kommentierte.
FĂĽnf Minuten gingen vorbei.
Zehn Minuten gingen vorbei.
FĂĽnfzehn Minuten gingen vorbei.
Zwanzig Minuten gingen vorbei.
Nach 22 Minuten sagte Sirius schließlich: „Ich glaube, dein Bruder kommt nicht mehr, Lindsay.“
Lindsay schaute noch einmal auf die Uhr und zum Wald, dann stand sie langsam auf. „Du hast recht“, murmelte sie und versuchte, den Dreck von ihrer Jeans zu wischen. Sie ließ den Kopf hängen und ihre langen schwarzen Haare verdeckten ihr Gesicht wie ein Vorhang. Dann ließ sie etwas hören, was fast wie ein trockener Schluchzer klang… aber Lindsay, Lindsay weint doch nicht, oder? Als sie den Kopf hob, waren jedenfalls keine Tränen zu sehen.
„Warum ist er nicht gekommen?“, sagte sie leise. „Warum hat er mich wieder versetzt? Warum?“
Ich ging einen Schritt auf sie zu und legte ihr ganz vorsichtig die Hand auf den Arm. Einen Moment später holte sie tief Luft und riss sich zusammen, wie es schien. „Es tut mir leid, dass ich eure Zeit so verschwendet habe“, sagte sie. „Lasst uns zurückgehen.“
Auf dem Rückweg schwieg sie und ging immer einen Schritt vor Sirius und mir her. Und drei Minuten später, wieder am Ortseingang, drehte sie sich von uns weg und sagte: „Ich geh zurück ins Schloss, ich hab keine Lust mehr.“
Als sie vielleicht zehn Meter gegangen war, sagte ich zu Sirius: „Ich geh ihr nach, such du die anderen.“
Sirius warf mir einen zweifelnden Blick zu.
„Ehrlich, ich glaube, das ist okay so.“

Ich habe Lindsay, die anscheinend nicht bemerkte, dass ich hinter ihr her lief, erst kurz vor Hogwarts eingeholt. Und gerade auf der Hälfte des Weges haben sich die Wolken entschlossen, die Sonne doch noch zu verdrängen. Und es schütten zu lassen. Wir waren völlig durchnässt, als wir uns in die Eingangshalle retteten. Lindsay sagte kein Wort, bis wir den leeren Gemeinschaftsraum durchquert hatten und die Treppe zu unserem Schlafsaal hochgestiegen waren.
„Bist du auch so nass?“, fragte sie dann, ohne mich anzuschauen.
„Ja…“
„Am besten gehst du duschen, sonst erkältest du dich auch noch.“
„Geh du zuerst“, bot ich an, aber sie schüttelte den Kopf. „Beeil dich einfach.“

Ja, und das war's. Jetzt sitze ich hier auf meinem Bett und schreibe Tagebuch. Und Lindsay ist immer noch im Bad.
Ich weiß nicht, ob es richtig war, ihr vorhin nachzugehen. Ich glaube, sie wollte alleine sein. Aber ich hätte sie doch auch nicht einfach weggehen lassen können, oder?
Und was soll ich ihr jetzt sagen?

14.2.1977, später, immer noch im Schlafsaal

Okay. Da bin ich wieder. Und ich habe mit Lindsay gesprochen. Sie kam, kurz nachdem ich aufgehört hatte zu schreiben, in Jogginghose und T-Shirt aus dem Bad, blieb stehen und band sich die Haare zu einem Zopf zusammen. Und warf einen Blick auf das Tagebuch, das neben mir auf meinem Bett lag.
„Hast du schon alles aufgeschrieben?“
Ich betrachtete meine Hände.
Lindsay durchquerte den Raum und setzte sich im Schneidersitz auf ihr Bett, das ja neben meinem steht. „Natürlich hast du das“, stellte sie fest. „Auch, dass ich mich nicht bedankt, dich und Sirius einfach stehen gelassen und noch nicht einmal mit dir geredet habe, als du mir nachgegangen bist?“
„Ja…ich meine, nein“, sagte ich. „Nicht so, wie du das gerade gesagt hast.“
Lindsay seufzte. „So war es aber. Und es tut mir leid, dass ich…“ Sie zögerte und schien sich dazu durchringen zu müssen, weiterzusprechen. „Ich hasse es, wenn mich Leute schwach sehen“, sagte sie leise. „Ich habe es einfach bereut, dass ihr mich so gesehen habt… besonders Sirius.“
Ich wusste, dass sie gerade vollkommen ehrlich zu mir gewesen war und hatte den plötzlichen Drang, sie zu umarmen. Weil sie mit mir wie mit einer Freundin redete. Und… ich weiß nicht, aber vielleicht sind wir das ja auch irgendwie geworden, in den letzten Monaten.
Dann hob sie den Kopf und sagte mit fester Stimme: „Und jetzt würde ich gerne über etwas anderes sprechen, wenn das in Ordnung ist.“
„Oh, na klar“, sagte ich. „Ähm, über was denn?“
„Keine großen Präferenzen meinerseits. Such dir was aus.“
Ich dachte nach. Und sagte das dĂĽmmste, was mir in dieser Situation einfallen konnte. Das wirklich allerdĂĽmmste.

Ich sagte: „Was ich dich fragen wollte… Weißt du wirklich nicht mehr, was Sirius damals auf Aprils Party zu dir gesagt hat?“

Eine Sekunde später, als ich kapierte, was ich da gesagt hatte, hätte ich die Worte am liebsten wieder zurückgenommen. Aber dafür war es dann wohl zu spät.
Lindsay starrte mich mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck an, der mir den Eindruck vermittelte, sie wĂĽrde gleich auf mich losgehen. Ich versuchte, den Schaden zu begrenzen.
„Nein, es tut mir leid, ich meine…“
Lindsay seufzte noch einmal. „Schon okay. Du hast nur besser aufgepasst, als ich es erwartet hätte. Und ich hatte für einen kurzen Moment vergessen, dass ich einem Mädchen gegenübersitze, das erst redet, bevor es denkt.“ Sie lächelte mir kurz zu. „Gut, du hast Recht, ich weiß es noch. Ich wollte es nur nicht erzählen.“
„Oh.“
„Damit wäre deine Frage beantwortet“, sagte sie und ihr Lächeln wurde tatsächlich eine Spur breiter, bevor es wieder komplett verblasste. „Da ich aber davon ausgehe, dass du auch die Details wissen willst, hier die Kurzfassung: Es waren viele Leute auf Aprils Party, es war laut, es wurde getanzt und ich habe Lily und Katie aus den Augen verloren. Ich habe versucht, sie wiederzufinden, aber der Raum der Wünsche war ziemlich groß an diesem Abend. In einer Ecke hab ich dann Sirius getroffen, der die anderen Jungs gesucht hat. Evangeline war ja mit der Organisation beschäftigt. Wir haben geredet und uns ausnahmsweise nicht gestritten. Ich hatte sogar den Eindruck, dass wir uns gut verstanden haben. Und dann kam Evangeline und hat ihn angelächelt und aus Spaß gesagt: ?Na, hast du in der kurzen Zeit schon eine neue Freundin gefunden?'“
„Und…was hat Sirius gesagt?“, fragte ich vorsichtig.
„?Wie kommst du denn darauf? Das ist doch nur Lindsay.'“ Sie schwieg für einen Moment und fuhr dann fort: „Eigentlich eine Kleinigkeit, oder? Kein Grund, sich so aufzuregen. Nicht, wenn jemand wie Sirius das sagt.“
Ich schüttelte den Kopf. „Es ist verletzend“, sagte ich. „Es…“
In diesem Augenblick flog die Tür auf und Lily und Katie stürzten ins Zimmer. „Wir konnten nicht früher kommen, es hat zu sehr geregnet!“, stieß Lily hervor.
„Ist was passiert?“, keuchte Katie mit hochrotem Kopf.
Lindsay stand auf. „Seid ihr den ganzen Weg gerannt?“
Katie nickte. „Ja, Sirius…wollte uns nicht er…zählen, wo ihr…wart. Er mein…te, das solltest du…machen.“
Lily musterte Lindsay kritisch. „War dein Bruder hier?“
Diese runzelte die Stirn. „Wie kommst du darauf?“
„Weil du uns nicht bescheid gesagt hast und Emma und Sirius mitgekommen sind. Hast du gedacht, ich lass dich nicht gehen?“ Lily verschränkte die Arme. „Ich mache ja keinen Hehl daraus, dass ich das nicht gut fand, aber du hättest ruhig mit uns reden können! Dann wären wir eben mitgegangen!“
„Genau!“, bekräftigte Katie, immer noch außer Atem.
Lindsays Gesichtsausdruck veränderte sich und sie hob beinahe hilflos die Arme. „Es tut mir leid. Steve hatte geschrieben, dass niemand Neues mitkommen soll, sonst hätte ich euch vielleicht gefragt.“
„Vielleicht, ja?“ Lily ließ ihre Tasche auf den Boden fallen und grinste Lindsay schief an.
„Außerdem war er sowieso nicht da“, sagte ich.
„Nein?“ Lily ging einen Schritt auf uns zu. „Das tut mir leid“, sagte sie zu Lindsay.
„Ist alles okay?“, fragte Katie.
„Danke, ja“, sagte Lindsay in gewohnter Lindsay-Manier. „Es macht mir doch immer Spaß, allen den Nachmittag zu vermiesen.“
„Ach was“, sagte Lily tröstend.
Und dann lächelte Lindsay doch noch.

Ja, und dann haben wir ziemlich lange geredet, bis Katie eingefallen ist, dass sie noch einen Brief an ihre Familie schreiben wollte, Lily sich an ihren Zaubertränke-Aufsatz gesetzt und Lindsay sich von ihr ein Buch ausgeliehen hat. Und ich… na ja, das kann man wohl leicht raten, oder?
Ich muss aber jetzt aufhören, weil es gleich Abendessen gibt. Ich wollte nur noch sagen… Ich verstehe echt, warum Lindsay das so verletzt hat. Auf dieser Feier, meine ich. Wenn ich mir zum Beispiel vorstelle, dass, ich weiß nicht, zum Beispiel Remus zu irgendjemandem gesagt hätte, ich wäre „nur Emma“. Das wäre… verletzend. Trotzdem hat es mich auch ein bisschen überrascht. Ich kenne Lindsay ja jetzt besser, aber sie scheint immer so tough zu sein. Ich hätte nicht gedacht, dass sie sich davon aus der Bahn werfen lässt. Und an dem Abend war sie ja echt traurig.
Mmh.

15.2.1977, 14:57, Gemeinschaftsraum

Ich kann nur ganz kurz schreiben, weil ich unbedingt Hausaufgaben machen muss. Remus ist immer noch im Krankenflügel und ich konnte ihn immer noch nicht besuchen! Das ist so blöd. Warum lässt Miss Pomfrey auch keine Besucher rein? Eine Grippewelle gab's auch vor den Weihnachtsferien und da hatten sie diese Regelung nicht. Wobei, wenn ich mir das so überlege, genau das auch der Grund sein könnte.
Vielleicht sollte ich trotzdem hingehen und versuchen, sie zu überreden? Kennen tut sie mich ja. (Warum nur?) Aber ich weiß ja gar nicht, ob Remus überhaupt Besuch möchte.
Ich glaube, wenn er morgen immer noch im KrankenflĂĽgel ist, geh ich hin.

Übrigens, das wollte ich noch erwähnen, haben Sirius und Lindsay kein Wort mehr zu gestern gesagt. Jedenfalls nicht, als ich dabei war.

16.2.1977, kurz nach halb vier, wieder im Gemeinschaftsraum

Hallo Tagebuch. Tut mir leid, ich hab es gestern einfach nicht geschafft, noch mal zu schreiben. Ja genau, Brian, stell dir vor, nachdem ich drei (mehr oder weniger gute, aber das war nicht zu ändern) Aufsätze geschrieben habe, konnte ich nämlich keine Feder mehr halten. Und auch keinen Kugelschreiber. Aber jetzt muss ich etwas loswerden. Halt dich fest, es geht los.

Also, vorhin war ich zusammen mit Lily und Katie in der Bibliothek, weil wir für Pflege magischer Geschöpfe (in Lilys und meinem Fall) bzw. Muggelkunde (bei Katie) recherchieren mussten. (Lindsay blieb im Gemeinschaftsraum, weil sie eine arithmantische Berechnung machen musste.)
Gut, okay, das wäre geklärt, Miss Ausführlich Emma Foley.
Jedenfalls trafen wir auf dem RĂĽckweg zum Gemeinschaftsraum im fĂĽnften Stock Sirius, der aus einem der unteren Geschosse zu kommen schien und eine TĂĽte mit Keksen in der Hand hielt. Als er uns bemerkte, blieb er stehen und wartete auf uns.
„Wieso hast du Kekse dabei?“, fragte ich; vielleicht nicht die netteste aller Begrüßungen.
„Hallo“, sagte Lily ziemlich matt. Katie winkte.
„Hi“, sagte Sirius. „Die Kekse sind für Remus, damit er sich im Krankenflügel nicht zu sehr langweilt.“
Wenn Lindsay dabei gewesen wäre, hätte sie sicher eine Bemerkung darüber gemacht, dass Kekse essen ja eine unglaublich anspruchsvolle Beschäftigung war. Stattdessen sagte ich, nachdem ich mit ungewohntem Scharfsinn (Ha. Ha.) diese Aussage analysiert hatte: „Wie willst du sie ihm denn geben, wenn Miss Pomfrey niemanden reinlässt?“
Sirius warf mir einen irritierten Blick zu. „Ähm, ich… Darüber hab ich mir… Ich denke, ich geb sie einfach ihr, oder?“
„Oh, na klar.“ (Wenn ich mir das im Nachhinein so überlege, hätte ich an dieser Stelle nachhaken sollen. Sirius' Reaktion war wieder ein bisschen komisch, oder bilde ich mir das nur ein?)
Jedenfalls wurde in diesem Moment das Gespräch unterbrochen, denn eine Gestalt bog um die Ecke - und blieb wie angewurzelt stehen, als sie uns sah. Die anderen merkten das scheinbar nicht; wir gingen noch einige Schritte weiter - bis Sirius nun seinerseits die Gestalt wahrnahm und ebenfalls erstarrte. Zwischen ihr und uns lagen jetzt vielleicht noch zwei Meter.
Ich schaute verwundert zwischen den beiden hin und her… und dann erkannte ich den Jungen, der vor uns stand. Ich hatte ihn bei meinem ersten Quidditchspiel gesehen und beim letzten, als er von einem Klatscher getroffen und in den Krankenflügel gebracht worden war: Regulus Black.

Sirius' Bruder, mit dem er nicht mehr redete.
Weil er angeblich die falschen Freunde hatte.
Und der frĂĽher mit Katie befreundet gewesen war.

Das alles fiel mir ein, und erst jetzt bemerkte ich, dass auch Katie regungslos neben mir stand. Ich betrachtete Regulus und Sirius, die sich stumm anschauten. Sie sind sich wirklich ähnlich. Jetzt, wo ich weiß, dass sie Brüder sind, verstehe ich gar nicht mehr, wieso ich nicht von selbst darauf gekommen bin. Beide haben die gleichen grauen Augen und schwarzen Haare und die gleiche Art, diese aus dem Gesicht zu streichen; nur ist Regulus kleiner und schmaler als Sirius und sein Gesicht ein bisschen spitzer. Außerdem strahlt er nicht dieses Selbstvertrauen aus, das Sirius auszeichnet; stattdessen zieht er seine Schultern oft ein bisschen hoch, als wollte er sich damit schützen oder so. Und ich glaube, er lacht seltener.
Als das Schweigen fast unerträglich wurde, sagte Sirius mit heiserer Stimme: „Heute mal ohne Anhängsel unterwegs, Reg?“ Es klang irgendwie…bitter.
Regulus biss sich auf die Unterlippe und blickte ihn jetzt direkt an. „Sirius, bitte…“, sagte er leise, doch Sirius unterbrach ihn und ging einen Schritt auf ihn zu, so dass er fast direkt vor ihm stand. „Was ist aus dir geworden?!“, fragte er und klang beinahe wütend dabei. „Sieh dich doch an, du und deine Freunde, ihr…“
Regulus hob das Kinn und in diesem Augenblick ähnelte er seinem Bruder mehr denn je. Er sagte: „Du warst doch derjenige, der mich alleine gelassen hat!“
Katie schlug die Hand vor den Mund. Regulus wandte den Blick ab und ging schnellen Schritts an Sirius vorbei, der sich nicht rührte und auf die Stelle starrte, wo er gestanden hatte. Als Regulus an Lily, Katie und mir vorbei ging, blieb er für den Bruchteil einer Sekunde stehen und schaute zu Katie, die immer noch wie erstarrt dastand, bevor er weiterging. Kurz darauf hörten wir seine Schritte auf der Treppe.
Sirius drehte sich mit verschränkten Armen zu uns um und fragte: „Wollen wir weitergehen?“

Und ich versteh das alles nicht.
Und wahrscheinlich geht es mich auch nichts an.

Aber ich wĂĽrde trotzdem gerne wissen, was das zu bedeuten hat.

16.2.1977, GroĂźe Halle, Abendessen

Gerade ist noch etwas passiert, auf dem Weg hierher. In der Eingangshalle, um genau zu sein. Und zwar hatte sich eine kleine Schlange gebildet und als Lily, Katie, Lindsay und ich darauf warteten, zum Essen zu kommen, kam auf einmal jemand zu uns, den ich schon lange nicht gesehen hatte. Und zwar Matthew Murray. Der stellte sich neben Katie und fing ein Gespräch mit ihr an, das ich nicht näher verfolgte (ich kann nämlich auch diskret sein), bis ich auf einmal hörte, wie Matt sagte: „Mit wem warst du eigentlich in Hogsmeade?“
Katie runzelte die Stirn. „Warum interessiert dich das?“
„Naja, ich hatte gedacht, vielleicht könnten wir uns mal wieder treffen.“
Und dann sagte Katie so schroff, wie ich sie, glaube, ich noch nie gehört hatte: „Nein, Matthew, das können wir nicht.“ Und drängte sich an drei Viertklässlerinnen vorbei in die Große Halle. Matt blieb hilflos neben uns stehen und fragte an niemanden besonderen gerichtet: „Hab ich was falsch gemacht?“
Als wir uns kurz danach in der Großen Halle zu Katie gesetzt hatten, sagte Lily sehr leise zu ihr: „Du verhältst dich widersprüchlich, Katie. Erst wehrst du ihn ab, dann triffst du dich mit ihm, dann gehst du ihm aus dem Weg, dann verabredet ihr euch für Hogsmeade und jetzt lässt du ihn einfach abblitzen. Du solltest ihm sagen, was Sache ist.“
Katie schĂĽttelte fahrig den Kopf und fuhr fort, ihre Serviette zu zerrupfen.
Lindsay beugte sich zu ihr hinüber und murmelte: „Lily hat Recht, du solltest reinen Tisch machen. So wenig ich Matthew mag, ist das nicht richtig. Wenn es wegen Remus ist…“
Katie hob den Kopf und verzog das Gesicht zu einem Ausdruck purer Verzweiflung. „Ich weiß es doch, aber bitte…bitte lasst es. Bitte.“
In diesem Moment erschien das Essen auf dem Tisch und ein wahrer Tumult brach aus. Und Sirius, James und Peter setzten sich zu uns und beendeten damit das Gespräch.

Und jetzt sollte ich vermutlich mein Tagebuch wegpacken. Die anderen gucken mich schon so komisch an.

16.2.1977, später, Gemeinschaftsraum

Ich wollte gerade Remus besuchen gehen. Wollte. Aber James hat gesagt, Remus wĂĽrde morgen sowieso entlassen werden und auĂźerdem bestimmt schon schlafen.

Es ist viertel nach sieben.

Aber wenn man krank ist, schläft man ja mehr.
Auf der anderen Seite kann Remus ja nicht mehr so krank sein, wenn er morgen aus dem KrankenflĂĽgel rauskommt.

Komisch.
Echt komisch.

17.2.1977, 17:42, Bibliothek

Hallo, Tagebuch! Ich bin gerade mit Remus in der Bibliothek (ja, er ist wieder gesund, nur noch ein bisschen blass) und bin eigentlich gerade mit Hausaufgaben beschäftigt, aber jetzt mach ich mal kurz Pause und schreibe hier rein. Außerdem bin ich sowieso mit Verwandlung fertig und warte auf Remus, denn wir wollen zusammen die Hausaufgaben für Geschichte der Zauberei machen. Lily hatte eigentlich auch vor, mitzukommen, aber sie hat sich dann ganz plötzlich umentschieden. Komisch! Naja, ich wollte ja eigentlich was erzählen.

Also, vor fünf Minuten, als ich fertig geworden bin, bin ich aufgestanden, um das Buch, das ich benutzt habe, zurück in das Regal hinter mir zu stellen. Dabei ist mir aufgefallen, dass man durch die Lücke durchgucken kann und dass hinter dem Büchergestell wieder eine Tischgruppe mit Stühlen steht, an dem eine Gruppe Mädchen lernt. Und gerade in diesem Augenblick sagte eine Stimme, die ich kannte: „…noch mal mit James gesprochen?“
Ich versuchte, die Person, die gesprochen hatte, zu erkennen.
„Nein!“, antwortete ein zweites Mädchen und diesmal erkannte ich sofort, wer da redete. Es war Selina Adams und sie klang echt wütend. „Er hat sich ja sogar bei Lily dafür entschuldigt, dass er Zeit mit mir verbracht hat!“, fuhr sie fort. „Im Moment kann er mir echt gestohlen bleiben!“
„War er denn mit Lily in Hogsmeade?“, fragte jetzt Mary Macdonald, die Dritte im Bunde.
„Nein!“, antwortete Selina und diesmal klang es triumphierend. Sie senkte die Stimme: „Ich mach vielleicht jetzt 'ne Pause, aber so lange James nicht mit Lily zusammen ist, ist noch nichts verloren, oder?“
Das erste Mädchen, das, wie mir jetzt einfiel, Asako Myamoto sein musste, sagte nach einer kurzen Pause sehr schüchtern: „Lina… Ich will dich ja nicht kritisieren, aber bist du sicher, dass das richtig ist, was du machst? Wenn James in Lily verliebt ist?“
Selina schnaubte. „Er gehört Lily nicht. Sie will ihn doch noch nicht mal. Ehrlich, ich dräng mich ja nicht in eine Beziehung rein. Und es ist ja wohl nicht verboten, mit James zu reden. Auch wenn er mir im Moment aus dem Weg geht… Egal. Mir fällt was ein. Er kann sich ja nicht ewig an Lily klammern.“
Ein Buchdeckel wurde zugeschlagen.
„Emma? Was machst du?“, fragte Remus, der auf einmal hinter mir stand und ich erschreckte mich so sehr, dass ich fast das Buch fallen gelassen hätte. Stattdessen schob ich zum Glück „Metamorphosen und ihre Gefahren“ nur endlich (und mit leicht zitternden Händen, warum auch immer) in das Regal und drehte mich zu ihm um. „Ich, ähm, hab ein Gespräch zwischen Selina, Mary und Asako belauscht“, sagte ich schuldbewusst. „Unabsichtlich, meine ich.“
Remus lächelte schief. „Ach ja?“
„Ja!“, sagte ich. „Und“, ich redete noch ein bisschen leiser, „Selina hat was gesagt von wegen sie hat noch nicht verloren und will sich eine neue Strategie ausdenken, um Lily auszustechen oder so…“
„Dann sollte James wohl aufpassen“, sagte Remus.
Ich fragte etwas ratlos: „Warum macht sie das?“
Eine kurze Pause entstand, dann antwortete er: „Weil sie in ihn verliebt ist und er sie verletzt hat…“
Ich hatte irgendwie den Eindruck, als wollte er noch etwas sagen (und so ein komisches Gefühl in meinem Bauch), aber dann schüttelte er den Kopf und fragte: „Ich bin gleich fertig mit der Übersetzung, wollen wir dann nach dem Aufsatz gucken?“
„Oh, ähm, ja klar.“

Und gerade eben hat Remus sein Alte-Runen-Buch weggepackt und mich erwartungsvoll angeschaut. Ich sollte ihn nicht warten lassen. Wenn er mir schon mit der Hausaufgabe hilft. Er sagt zwar, wir machen die Aufgabe zusammen, aber in Wirklichkeit könnte er diesen Aufsatz genauso gut alleine schreiben. Aber er hilft mir immer.
Er ist einfach nett.

~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~

So, das war's wieder mal. Ich hoffe echt, es hat euch gefallen. Und würde mich wie immer über Kommentare freuen… :)

Ich werde mich mit dem nächsten Kapitel bemühen und stürze mich sofort aufs Schreiben, wenn ich die letzte Klausur hinter mir hab, versprochen. :)
Nehmt euch ruhig noch einen virtuellen Keks und wir sehen uns dann in 4 Wochen! ;)


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