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Fanfiction

Die Geschichte des Regens - Das Tagebuch der Emma Foley - Die Schrecken einer Nacht...

von >Rumtreiberin<

Zum Wiederhereinfinden – ein kurzer Rundgang durch die letzten Ereignisse: Im letzten Kapitel haben Lily, Katie, Lindsay und Emma am Tag nach dem Frühlingsball den Schlafsaal erst zum Abendessen wieder verlassen, um unangenehmen Begegnungen aus dem Weg zu gehen. Immerhin hat Emma Remus geküsst, Sirius hat zugegeben, dass er es vermisst, mit Lindsay zu streiten (was das bedeutet, weiß er wohl selbst nicht so genau), Lilys Date mit James lief mysteriöserweise auf einmal ganz gut, nachdem er sich getraut hat, ihr Kontra zu geben, und Katie musste mit ansehen, wie Regulus wortlos die Bildfläche mit Madeleine Zabini verlässt. Auch Professor Swindlehurst, die den ganzen Spuk organisiert hat, konnte sich am Ball nicht so ganz freuen, immerhin hat Emma sie völlig außer sich in der Nähe Mädchentoilette getroffen.
Sirius kann den Tag nicht so vertrödeln wie die Gryffindormädchen, muss er doch zur Testamentsverlesung seines Onkels Alphard. Und zu guter Letzt entdeckt James im Daily Prophet, dass jemand Wohlbekanntes nun anscheinend in die Politik gegangen ist...


~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~


25.3.1977, etwa 3 Uhr morgens, im Gemeinschaftsraum

Gerade eben glaube ich, dass man ziemlich viele der Fehlschläge in meinem Leben direkt darauf zurückführen kann, dass ich mir nicht sicher bin. Wenn ich so darüber nachdenke (und seit dem ersten Satz sind einige Minuten vergangen), bin ich mir eigentlich nie vollkommen sicher, und damit meine ich keine Prüfungen oder so was. Es fängt damit an, dass ich mir morgens nicht sicher bin, ob ich aufstehen soll, führt über die Tatsache, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich jemals in der Lage sein werde zu apparieren (und nicht nur mittels einer eleganten Drehung in einen Reifen zu stolpern), und endet damit, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich männliche Mitschüler, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob ich mich „zu ihnen hingezogen fühle“ (wie es in den Romanheften stehen würde, die bei Oma auf der Toilette rumliegen), fragen soll, ob sie mit mir zu einem Ball gehen wollen (zu dem ich mir nicht sicher bin, was ich anziehen soll). Dazwischen oder wahlweise auch hintendran könnte man anfügen, dass ich mir nicht sicher bin, was es bedeutet, wenn plötzlich in der magisch-britischen Politik zwei Büros zu einer „Registraturbehörde für Zentauren und Kobolde“ zusammengelegt werden, und als deren Leiterin eine Frau eingesetzt wird, die man mit einer Gruppe von Männern, die sich anscheinend „Todesser“ nennen, im Wald gesehen hat, kurz bevor sie im anliegenden Dorf ein Gebäude niedergebrannt haben.
Wobei natürlich noch zu bemerken wäre, dass ich mir noch nicht mal sicher bin, was Todesser sind, und ob ich überhaupt von ihnen wissen sollte.
Merlin, ja, ich weiß natürlich, dass Schmidt Bundeskanzler und Honecker Staatsratvorsitzender in der DDR ist, und dass das Gesamtdeutsche Zaubereiministerium die Zusammenarbeit mit den Muggelregierungen konstant als „kompliziert“ bewertet, aber ehrlich gesagt bin ich mir auch da nicht sicher, was das alles bedeutet. Wie soll ich dann plötzlich britische Innenpolitik verstehen? Wird das von mir verlangt? Ist das ab einem bestimmten Alter Pflicht, muss man vielleicht irgendeinen Test ablegen, bevor man seinen Schulabschluss bekommt? (Was in einem Jahr der Fall sein wird...Nicht dran denken, nicht dran denken, nicht dran denken.)
Das Einzige, wozu ich im Moment in der Lage bin, ist Angst zu haben vor dieser Frau, die jetzt eine „Registraturbehörde“ leitet. Wobei, das ist schon wieder falsch. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich wirklich Angst vor ihr habe – es ist eher wie ein unterschwelliges, ungutes Gefühl. Wenn ich länger darüber nachdenke, bin ich mir noch nicht einmal mehr sicher, ob ich wirklich glaube, dass diese Meldung in der Zeitung irgendeinen Einfluss haben wird, oder ob diese „Angst“ nicht eher aus Pflichtgefühl entstanden ist. Weil ich denke, dass es vielleicht mehr bedeuten sollte. Aber es ist einfach so leicht zu vergessen, genauso, wie es leicht ist, diesen Tag in Hogsmeade zu verdrängen. Eigentlich müssten wir doch alle viel öfter daran denken und viel ängstlicher sein, oder? Aber dann wiederum ist es so weit weg, wenn man hier im Schloss ist und alles seinen gewohnten Gang geht. Selbst, wenn man sich wünscht, dass es kurz anhalten würde, geht es einfach weiter wie vorher, und wie soll man sich da Gedanken machen, ob es vielleicht schlimmer für uns sein sollte? Wenn man es noch mal aufschreibt – wir wurden im Wald von „Todessern“ angegriffen, die danach die Post niedergebrannt und eine Frau schwer verletzt haben – sollte das doch eigentlich immer im Hinterkopf sein. Ich sollte viel öfter daran denken.
Und ich bin mir nicht sicher, woran es liegt, dass ich es nicht tue.

Jetzt habe ich aus irgendeinem Grund viel mehr geschrieben, als ich vorhatte. Wobei, da ist schon wieder dieses „irgendwie“. Dabei bin ich mir (fast) sicher, dass es mit meiner Müdigkeit zusammenhängt. Und eigentlich wollte ich auf etwas ganz anderes hinaus.

Aber...Moment.
Da ist jemand am Portraitloch.

25.3.1977, jetzt vielleicht 4 Uhr, im Gemeinschaftsraum

Naja, ich kann zu meiner Entschuldigung sagen, dass es einen schon erschrecken kann, wenn man mitten in der Nacht friedlich im Gemeinschaftsraum am Kamin in einem der Sessel herumlümmelt, die sich sonst die Siebtklässler immer reservieren, und auf einmal hört man dieses Schaben, das einem ankündigt, dass eben mitten in der Nacht jemand meint, von draußen in den Gemeinschaftsraum reinkommen zu müssen. Ich meine, auch wenn man nicht denkt, dass es der Axtmörder ist, fragt man sich ja doch unwillkürlich, wer das sein könnte, vielleicht mit einer Mischung aus Überraschung und Neugier.
Okay.
Ja, ich habe mich neben dem Sessel auf den Boden geworfen, damit der Eindringling mich nicht sieht. Ich war müde und es war sehr früh (oder sehr spät, wie man’s nimmt).
Dummerweise war eben jener Eindringling der Meinung, es täte ihm gut, sich am Kaminfeuer aufzuwärmen, und steuerte genau auf meinen Sessel zu, zum Glück, ohne mich zu bemerken. In der Tat saß er geschlagene 30 Sekunden dort, bevor er den Kopf nach rechts drehte, mich bemerkte, und mit einer Art Freudenlaut wieder auf die Füße sprang.
„Merlins ...!“, (er benutzte ein Wort, das ich nicht kannte und daher als potentiell nicht gesellschaftsfähig einordnete), „Emma, was zur Hölle!“
Ich erhob mich deutlich langsamer, da peinlich berührt, hauptsächlich deshalb, weil ich gerade live und in Farbe gesehen hatte, wie Sirius vor Schreck ziemlich laut und hoch geschrien hatte, und weil er gleichzeitig so fertig aussah, dass ich instantly ein schlechtes Gewissen bekam.
„Äh, Sirius, tut mir leid, ich saß hier, und hab mich erschreckt als du reinkamst, tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken, also falls ich dich erschreckt haben sollte, sorry“, nuschelte ich, oder zumindest so etwas in der Art.
Sirius ließ sich wieder in den Sessel fallen, dass die Federn quietschten, und fuhr sich über die Augen. Er schien wirklich müde zu sein. „Schon gut“, sagte er, „ist ja nicht so, als hätte ich für einen Moment gedacht, du wärst der Antichrist, oder wie das heißt.“
Ich starrte ihn an.
„Antichrist. Muggel-Horrorfilme. James und ich waren im Sommer bei ihm im Dorf in einem im Kino, ‚Das Omen’, glaube ich. Oder war es der Exorzist?“ Er gähnte. „Nein, den hatten wir als Videokassette. James’ Eltern haben ein VCR mit Abschirmzauber. Zu viel Geld. Wie kamen wir darauf? Vergiss es“, unterbrach er mich, als ich den Mund aufmachte, um zu antworten. „Was meintest du, warum du hier unten bist?“
„Konnte nicht schlafen“, sagte ich und setzte mich zögernd in den Sessel ihm gegenüber, mein Tagebuch im Arm. „Und du... oh. Du kommst von der Testamentsverlesung?“
Sirius nickte.
„Ähm, ich glaube, ähm. Herzliches Beileid“, sagte ich.
„Danke“, sagte Sirius kurz.
Pause.
„Ähm, warum kommst du erst jetzt?“, fragte ich schließlich. Ich hatte keine Ahnung, ob ich überhaupt etwas sagen oder ihm vielleicht lieber den Gemeinschaftsraum überlassen sollte, da er offensichtlich genauso wenig schlafen wollte wie ich.
„Komplikationen mit der Rückreise. Gab keinen Flohpulverkamin. Egal.“
Pause, und dann, ganz unvermittelt, vielleicht, weil er es irgendjemandem sagen musste, und mit einem verblüfften Unterton in der Stimme sagte Sirius: „Ich bin jetzt reich.“
„Oh“, sagte ich.
Genauso unvermittelt grinste Sirius. „Merlins Dünnschiss, Moony behauptet immer, er könne sich mit dir so gut unterhalten. Was hast du mit ihm gemacht – sein Gedächtnis manipuliert?“ Er stand nun doch auf und klopfte mir auf die Schulter. „Ich geh schlafen. Gute Nacht.“
„Ähm. Gute Nacht. Ich kann keine Vergessenszauber.“
Sirius schüttelte nur den Kopf und schlenderte in Richtung der Treppe zum Jungenschlafsaal.
Ich glaube, er hält mich eindeutig für das bescheuertste Mädchen im ganzen Jahrgang, und, ja, es könnte berechtigt sein, aber gerade eben bin ich mir ziemlich sicher, dass ich ganz gut damit umgehen kann.

25.3.1977, kurz vor sechs Uhr morgens, jetzt im Schlafsaal

Vor etwa einer Viertelstunde bin ich von draußen (ja, draußen im Sinne von vor dem Portraitloch!) wieder reingekommen und sollte mir eigentlich über ganz andere Sachen Gedanken machen, aber gerade eben kann ich nur an eins denken, so unpassend es auch sein mag, und bin viel zu müde, um diesmal groß um den heißen Brei herumzureden. Ich meine, ich habe die halbe Nacht damit verbracht, meinen Körper in einem Sessel in eine einigermaßen bequeme Position zu bringen und meinen Kopf von Gedanken heiß laufen zu lassen. That's hardly news, aber ich kann kaum so tun, als ob unter all dem Durcheinander nicht ein kleiner Teil meines Gehirns in einer wunderbar eingespielten Maschinerie ununterbrochen Bilder dazwischensenden würde. Remus beim Frühstück. Remus in Geschichte der Zauberei, wie er die Stirn runzelt und auf seiner Unterlippe herumkaut, während er sich Notizen macht. Remus, der versucht „Ich hätte gerne zwei Karten für James Bond“ auf Deutsch zu sagen. Remus vorhin im Apparierkurs, wie er mich unsicher ansieht, weil er sich nicht sicher ist, ob wir miteinander reden. Remus hier im Gemeinschaftsraum, Remus im Pokalzimmer beim Medaillenschrubben, Remus Remus Remus Remus.
Und vorhin dachte ich mir plötzlich, dass es eigentlich alles Sinn macht und dann doch wieder nicht. Ich meine, ich habe ihn geküsst, oder? Okay, vielleicht war es doch nicht ganz ich, sondern irgendeine mysteriöse, wahnsinnige Emma, die von mir Besitz ergriffen hat, aber ich habe ihn geküsst und er hat mich zurückgeküsst. (Zumindest hat es sich so angefühlt und er ist nicht weggegangen.) Und er weiß nicht, wie er damit umgehen soll, weil er nicht weiß, dass ich weiß, warum er nicht weiß â€“
Ich sollte ihm einfach sagen, dass ich weiß, dass er ein Werwolf ist.
Und dass alles in mir flattert.
Und ihn am besten nochmal küssen.

Wenn ich das später lese, werde ich höchstwahrscheinlich knallrot anlaufen (tut mir leid), aber vermutlich werde ich zu sehr damit beschäftigt sein, mich dafür zu schämen, dass ich tatsächlich die Eingebung hatte, diesen Plan am besten sofort und an Ort und Stelle durchzuführen. Und damit kommen wir auch zum chronologischen Ablauf des letzten Teils der Nacht. Ja, genau, ich hatte vor, in den Jungsschlafsaal hochzumarschieren, Remus zu wecken, und ihn mit diesen Fakten zu konfrontieren, bevor mich der Mut wieder verlassen würde. Aber genau in dem Moment, in dem ich tatsächlich aus meinem Sessel aufstand, um mich auf den Weg in meinen Untergang zu machen, zerschnitt ein gellender Schrei die wattige Stille, in die mich der Gemeinschaftsraum gehüllt hatte, und vermutlich auch Teile meines Trommelfells. Zuerst dachte ich absurderweise, es wäre wieder Sirius, der wundersamerweise erschienen war, um mich von meinem Plan abzuhalten, aber nachdem mein Gehirn ein paar Sekunden Zeit gehabt hatte, erkannte ich, dass der Schrei von draußen, vom Korridor gekommen war. Es muss wohl an meiner Müdigkeit gelegen haben, dass ich ohne nachzudenken zum Portraitloch stolperte, es aufstieß und mit dem Zauberstab, der wundersamerweise in meine Hand gelangt war, in die Dunkelheit hinausleuchtete. Es war natürlich kaum etwas zu sehen, weil das Licht, das ich produzierte, nur ausreichte, um die paar Meter an Korridor zu erleuchten, die direkt vor mir lagen. In den Schatten dahinter konnte sich eine ganze Legion an Axtmördern oder Antichristen verbergen.
„Hallo?“, fragte ich deshalb sicherheitshalber, bevor ich durch den Rahmen kletterte und dabei fast einen Hausschuh verlor. Eigentlich erwartete ich keine Antwort darauf, aber ich bekam prompt eine in Form eines weiteren ohrenbetäubenden, vielleicht zehn Sekunden anhaltenden Schreis ein paar Korridore entfernt, gefolgt von dem Krachen einer ins Schloss fallenden Tür. Im Wesentlichen klang es also so, als habe sich jemand auf der Flucht vor jemand Anderem in einem Raum ganz in der Nähe verschanzt. Fantastisch.
Ich bückte mich nach meinem Zauberstab, den ich vor Schreck hatte fallen lassen und der infolge dessen erloschen war, und zuckte gleich ein weiteres Mal zusammen, denn er war ein Stück zur Seite gerollt und lag nun neben einem weichen Etwas, das meine Hand streifte, als ich danach griff.
Ein Seidenschal.
Nur ein Seidenschal.
Ich hatte das Gefühl, dass etwas bei mir klingeln sollte, aber ich war abgelenkt durch den inneren Wettstreit der beiden Optionen „zurück in den Gemeinschaftsraum gehen und so tun, als hättest du nichts gehört“ und „runter in den ersten Stock gehen und Professor McGonagall bescheidsagen“. Die Frage, was die Richtige der beiden war, stellte sich ja eigentlich gar nicht, aber jetzt alleine genau in die Richtung zu marschieren, aus der die Schreie gekommen waren, kam mir irgendwie zu mutig vor. (Ich hoffte, dass ich nie mehr den Sprechenden Hut aufsetzen musste und solche Gedanken daher für immer vor ihm verborgen bleiben würden, da er sonst am damit einhergehenden Schock zugrunde gehen würde.) Aber bevor ich mich entscheiden konnte, tänzelten durch den Gang auf einmal zwei Lichtkugeln auf mich zu, die sich flüsternd und leicht gehetzt unterhielten. Natürlich hingen an ihnen zwei Zauberstäbe und – zu meiner Erleichterung, als sie näherkamen – zwei bekannte Gesichter. Die Erleichterung war allerdings zunächst erneut einseitig, da ich meinen Zauberstab nicht wieder entzündet hatte und sie mich daher erst bemerkten, als sie praktisch direkt vor mir standen. Evangeline stieß einen kleinen erstickten Schrei aus (der seltsamerweise signifikant tiefer war als Sirius' Schreckensbekundung) und klammerte sich an Matthew, aber als ich mich aufrichtete und mein Gesicht hinter dem Haarvorhang hervorschob, erkannte sie mich zum Glück.
„Merlin. Emma! Was machst du? Oh Gott!“, sie fuhr sich nervös durch die Haare und löste sich unauffällig von Matthew. „Ich dachte, du bist ein Letifold – mit Pantoffeln – oh Gott.“ (Notiz an mich selbst: nicht mehr nachts in Decken gewickelt herumlaufen. Letifolds waren doch diese Bettlaken, oder?) „Hast du auch diese Schreie gehört?“
„Ja, und ich hab diesen Schal gefunden“, sagte ich, bevor ich es vergessen konnte, und weil ich nicht fragen wollte, wo die beiden um die Uhrzeit herkamen. Zudem hatte mein Originalgedankengang mehrfach die Frage enthalten, was zum Geier Matthew Murray damit zu tun hatte, aber dann war meinem müden Hirn wieder eingefallen, dass das wundersame Liebeskarusell der Siebtklässler ja anscheinend ein gutes Ende genommen hat und Evangeline mit Matthew auf dem Ball gewesen war.
Dieser runzelte nun die Stirn und nahm mir den Schal aus der Hand. „Der ist von Professor Swindlehurst“, sagte er unerwarteterweise. Evangeline und ich sahen ihn beide an, ich verwirrt, sie mit hochgezogenen Augenbrauen, woraufhin er defensiv die Hände hob. „Naja, sie sieht irgendwie gut aus, tut mir leid.“ Unter Evangelines Blick wurde er immer leiser: „Ist mir nur aufgefallen“, nuschelte er zuletzt. Erst dann wurde uns bewusst, was er da eben gesagt hatte, und wir bewegten uns synchron auf das Portraitloch zu, das anscheinend hinter mir zugefallen war. „Okay, lasst uns erstmal reingehen und drinnen reden“, sagte Evangeline nervös. „Fairy lights!“
Die Fette Dame verzog das Gesicht. „Der Ball ist doch inzwischen längst passé, meine Liebe.“
„Aber das war vorhin noch das Passwort!“, protestierte sie.
„Es hat sich um Mitternacht geändert“, sagte die Fette Dame resolut. „Ich kann nichts dafür, dass ihr nachts in den Korridoren herumstreunert, und das ist wohl auch gut so, wenn ihr die Passwörter so leichtfertig weitergebt!“ Der letzte Teil galt Matthew, den sie mit ihrem Blick wohl an den hinter ihm hängenden Wandvorhang hätte spießen können.
Evangeline versuchte es auf die nette Tour, wurde aber sofort unterbrochen: „Bitte, hier draußen ist irgendetwas, lassen Sie uns in den Gemeinschaftsraum –“
„– eben drum! Niemand kommt rein oder raus, bis ich nicht weiß, was es ist und wer ihr seid!“ Der Tonfall der Fetten Dame war erstaunlich schrill geworden.
„Lasst uns lieber zu McGonagall gehen“, schlug ich vor, „bevor sie jemanden anlockt oder so.“ Ich konnte nicht verhindern, dass ich ebenfalls leicht panisch klang.
„Flitwick ist näher“, sagte Matthew und deutete in irgendeine Richtung. „Hier im Stockwerk. Kommt mit.“
Wir machten uns so leise es ging auf den Weg. Die Fette Dame verstummte, sobald wir außer Sichtweite waren, und weil es auf einmal bis auf unsere Schritte im Korridor wieder komplett ruhig war, sagte niemand etwas, wir blieben nur dicht beieinander. Ich musste plötzlich an Professor Swindlehurst denken und den Brief, den sie (vielleicht) am Ballabend weggespült hat. Auf dem „UDB“ stand, was auch immer das zu bedeuten hat. Wenn das wirklich ihr Schal war –
Aber viel weiter kam ich nicht, denn die Nacht war eindeutig dazu bestimmt, eine Nacht voller Schrecken zu werden: wir waren kaum am Ende des Korridors angekommen, als auf einmal ein Geräusch wie eine Feuerwehrsirene ertönte, und als wir alarmiert um die Ecke leuchteten, sahen wir eine Gestalt, die in panischer Angst und mit rudernden Armen auf uns zurannte. Bevor wir eine Entscheidung treffen konnten, ertönte wieder das Heulen gefolgt von einer Art Lied, das in ohrenbetäubender Lautstärke durch den Gang schallte: „S-N-O-G-G-I-N-G IS GUARANTEED WITH PETEY P.!“
Peter wirbelte mit wehendem Umhang um uns herum und duckte sich hinter Evangelines Rücken, kurz bevor Peeves im Sturzflug über uns drüberjagte und uns mit etwas bewarf, was eine beunruhigende Ähnlichkeit mit bereits gekauten, harten Kaugummis hatte. „REASONABLE GIRLS WILL FLEE FROM PETEY P. WITH HIS SMALL-“
„INCARCERUS!“ Mit einem gurgelnden Geräusch brach Peeves ab, aber wir hatten keine Zeit zu sehen, was passiert war, denn jetzt richtete Professor McGonagall ihren Zauberstab drohend auf uns. „Zurück in den Gemeinschaftsraum, jetzt sofort. Mr. Murray, Sie kommen auch mit, ich begleite Sie gleich in den Ravenclaw-Turm. Beeilen Sie sich. Was haben Sie gesehen?“
„Nichts“, sagte ich wahrheitsgemäß, „nur was gehört...“
„Wir haben diesen Schal hier gefunden“, unterbrach Evangeline mich, was vielleicht ganz gut war, „wir glauben, er ist von Professor Swindlehurst – Professor, wir wollten Ihnen bescheidsagen – die Fette Dame –“
Wir mussten fast rennen, um mit Professor McGonagall Schritt zu halten. „Passwort?“, rief uns die Fette Dame in einem aufreizenden Tonfall entgegen, aber McGonagall blaffte sie nur an: „Kein Unsinn jetzt, lassen Sie die Schüler rein!“ und sie schwang zur Seite. Kaum waren wir durch das Loch geklettert, knallte das Portrait hinter uns zu und wir hörten von draußen, wie Professor McGonagall Anweisung gab, niemanden herauszulassen, bis sie wiederkam.

Evangeline, Peter und ich sahen uns an und schienen einstimmig zu beschließen, dass es am besten war, gar nichts zu sagen.

25.3.1977, eigentlich Frühstückszeit, immer noch im Schlafsaal

Komischerweise bin ich doch nochmal eingeschlafen und ebenso komischerweise bin ich fast müder als vorhin. Eben bin ich aufgewacht, weil ich einen Alptraum hatte, in dem eine Armee in unserem Schlafsaal auf- und abmarschiert ist. Als ich mühsam meine Augenlider voneinander trennte, stellte ich fest, dass es nur Lindsay war.
„Waslos?“, brachte ich irgendwie hervor.
Lindsay blieb stehen und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Ich mach's“, sagte sie.
Als wäre das ihr Stichwort gewesen, flog eine unverschämt wache Katie aus ihren Kissen und riss ihren Vorhang zur Seite: „Was machst du? Was machst du? Hast du was vor? Was hast du vor?“
„Mach nichts, was du später bereust“, ertönte dumpf Lilys Stimme unter ihrer Decke hervor, bevor auch sie mit einem Ächzen ihren Kopf durch den Vorhang schob.
Und ich kann es jetzt nur noch ganz schnell aufschreiben, weil ich erklären musste, was heute Nacht los war und wir dann eben die Mitteilung bekommen haben, dass wir zum Frühstück kommen können, wo wir hoffentlich mehr erfahren werden.

Aber vorhin hat Lindsay tief ausgeatmet, die Haare über die Schultern geworfen und dann fast ruhig gesagt: „Ich sage Sirius die Meinung. Heute. Und ohne Rücksicht auf Verluste.“


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Peeves' Sprüche habe ich diesmal englisch gelassen. Sinngemäß übersetzt bedeuten sie: „K-N-U-T-S-C-H-E-N ist bei Petey P. mit inbegriffen“ und „Vernünftige Mädchen halten sich fern von Petey P. und seinem kleinen – “

Alles Weitere, nicht direkt FF-Bezogene der Übersichtlichkeit halber in meinem Thread.

Ich hoffe so sehr, dass es euch einigermaßen gefallen hat.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

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