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Fanfiction

All the lost souls - Past and presence

von Leah Black

Hey! Das nächste Chap kommt etwas früher als gedacht, aber ich war in einem richtigen Schreibflash. Ich habe mich wieder über die Kommis gefreut, auch wenn ich schon ein wenig am verzweifeln bin... Aber wenigstens hab ich ein paar Stammleser und deshalb hoffe ich auch, Ihr habt viel Spaß mit diesem Chap!


“Ryan.” flüsterte Claire atemlos und fing an zu zittern. Nur wenige Meter vor ihr stand er. Der Junge, dem sie einst das Herz brechen musste und der heute noch genauso aussah, wie damals. In rasender Geschwindigkeit brachen Bilder aus der Vergangenheit über sie ein, die ihr die Luft zum atmen nahmen. Sie nahm nichts mehr um sich herum wahr, hörte nicht die laute Musik, hörte nicht das Lachen der Menschen, hörte nicht Sirius, der an ihrem Arm zerrte. Sie sah nur ihn.
“Ryan?!” Sirius packte sie hart am Oberarm und schüttelte sie energisch, um sie aus ihrem Schock zurückzuholen. Doch Claire stand wie erstarrt da und stieß ein unnatürliches Wimmern von sich, dass mehr dem gequälten Aufheulen eines Hundes glich. Sein Blick fiel erneut zu dem blonden jungen Mann, der sich langsam umdrehte und in ihre Richtung zu sehen drohte. In diesem Moment konnte Sirius nicht sagen, was ihm alles durch den Kopf schoss. Nur ein Gedanke blieb hartnäckig und pochend zurück, denn sie mussten hier weg und zwar schnell.
“Merlin.” krächzte Claire heiser. Wie im Zeitlupentempo sah sie Ryan’s Gesicht, dass so sehr strahlte und einen Blick über die tanzende Menge warf, an ihr hängen blieb und weitersah. Und dann geschah es. Mit einem Ruck hielt Ryan inne und starrte wieder zu Claire, öffnete leicht den Mund und ließ seine Bierflasche fallen.

Tack… Tack … Tack.

Wie der Zeiger eines Uhrwerks konnte Claire ihr Herz schlagen hören und diese blauen Augen sehen, die sich in ihre bohrten und sie ungläubig anstarrten. Wie in Trance bewegten sich seine Lippen, formten ein Wort und sie wusste es. Er hatte sie erkannt. Er sah sie und sein noch eben so fröhlicher Gesichtsausdruck wich Fassungslosigkeit und Entsetzen.
“Verdammt nochmal! Wir müssen verschwinden.” zischte Sirius und zerrte an Claire, doch es war zu spät. Er konnte gerade noch im Augenwinkel erkennen, wie sich Ryan in Bewegung setzte, erst langsam, dann auf einmal schneller. Und keine Sekunde später stand er vor ihnen, die Züge seines jugendlichen Gesichts immer noch verzerrt vor Schock.
“Claire?” Ryan flüsterte es nur, doch nie war ihr eine Stimme lauter und schärfer vorgekommen, als in diesem Moment. Fast schmerzhaft brannten sich seine Augen in ihr Antlitz und saugten sie förmlich auf.
“Ja.” Mehr brachte Claire nicht hervor. Tausend Worte rannten ihr durch den Kopf und doch konnte sie kein einziges zu einem Laut formen.
“Claire.” keuchte Ryan und streckte seine Hand aus, um ihr Gesicht zu berühren. Als wäre er sich immer noch nicht sicher, ob sie es wirklich war. “Du … bist- warum? Warum bist du hier, man hat mir … du bist doch- Merlin.”
“Ich- ich.” Claire zuckte zusammen, als sie seine Fingerspitzen an ihrer Wange spüren konnte. Wie oft hatte er sie dort berührt, gestreichelt und liebkost. Und wie oft hatte sie diese Erinnerung aus ihrem Gedächtnis verbannt, um nicht daran zugrunde zu gehen.
“Du lebst!” stieß er hervor und packte ihr Gesicht. “Du lebst! Aber du bist- sie haben gesagt, du wärst-.”
“spurlos verschwunden.” sagte Claire zittrig und spürte heiße Tränen in sich aufsteigen. Sieben Jahre hatte sie ihn nicht mehr gesehen, sieben Jahre hatte sie ihn nicht mehr gespürt und sieben Jahre hatte sie vergessen müssen, wie warm diese blauen Augen leuchten konnten.
“Aber warum-.” Ryan atmete stoßweise aus und starrte unentwegt in ihr schönes Gesicht, dass eine Spur ernster und trauriger geworden war. Erst als er eine Regung hinter Claire vernahm, fiel sein Blick auf Sirius, dessen Hand unter ihren Arm schnellte. Und in diesem Augenblick stand ihm die Erleuchtung förmlich ins Gesicht geschrieben.
“Du und Dumbledore habt mich angelogen! Es- es war ein Plan, nicht wahr?”
“Ryan, ich kann es dir nicht erklären.” sagte Claire und wich zurück, als seine Hände abermals vorschnellten und sie packten.
“Warum? Warum hast du mir das angetan?” schrie Ryan und die noch eben fassungslose Ruhe war blanker Wut gewichen. “Ich habe geglaubt, du wärst tot! Jahrelang dachte ich, ich hätte dich für immer verloren! Und Dumbledore lügt mir eiskalt ins Gesicht! Du hast mich angelogen!”
“Junge, du solltest leiser sein.” sagte Sirius bemüht ruhig und riss Claire an sich, die nicht fähig war, überhaupt etwas zu sagen. “Oder willst du-.”
“Sag mir endlich die Wahrheit! Warum hast du mir das alles angetan?” fiel Ryan ihm ins Wort und einige Gäste fingen an, zu ihnen zu sehen. Trotz der Lautstärke war sein Gebrüll so offensichtlich, dass es auffiel. Und damit Claire in eine Gefahr brachte, die in diesem Moment nur Sirius begriff.
“Raus hier.” Er schubste Claire in Richtung Türe und packte Ryan, den er mit sich zerrte. Sirius hatte einige Mühe, beide durch die Menge zu drängen und auch noch darauf zu achten, dass Ryan sich nicht losriss. Erst als er ihm seinen Zauberstab in den Rücken bohrte, schien Ryan aufzugeben und ließ sich mitschleifen.

“Was- was ist hier los?” schrie Ryan und wurde an die kalte Mauer geknallt, ohne dass er darauf reagieren konnte. Und keine Sekunde später verpasste Sirius ihm einen Schweigezauber und zusätzlich einen Klammerfluch, bevor er sich heftig atmend an Claire wandte.
“Du weißt, dass mir nichts anderes übrig bleibt.”
“Ich- was… tust du mit ihm?” fragte Claire und fühlte die Tränen in sich aufsteigen, wo sie doch die Antwort wusste. Es tat ihr weh, es tat ihr so weh. Ihn zu sehen, seinen verletzten Ausdruck und den Schmerz, der sich nun auch auf sie ausbreitete.
“Das weißt du. Wenn er jemanden von dir erzählt, dann bist du schneller tot, als du ahnst.” sagte Sirius und sah ihr fest in die Augen. Er konnte nichts anderes als Unentschlossenheit erkennen und doch konnte er ahnen, wie schwer es für sie sein musste. Schließlich hatte er selbst gesehen, wie sehr sie Ryan geliebt hatte. Oder liebte? Dafür war jetzt keine Zeit, es galt Schadensbegrenzung zu üben und zwar möglichst schnell.
“Verabschiede dich von ihm. Du musst, verstehst du? Du musst!”
“Ja … ja.” murmelte Claire und schluckte hart. Noch einmal damit konfrontiert zu werden, noch einmal diesen Schmerz der Trennung zu spüren, war mehr als sie ertragen konnte. Und doch musste sie und Sirius hatte Recht. Leben oder Tod. “Nimm wenigstens den Schweigezauber von ihm, bitte.”
Sirius nickte und sah sich um, ob sie auch wirklich ungestört waren. Taktvoll entfernte er sich einige Schritte und beobachtete Claire, wie sie langsam auf Ryan zu ging. Sie wirkte so weich und zerbrechlich, so jung und zerstört. Doch was wusste er schon von Liebe? Nichts und dennoch konnte er es irgendwie verstehen.
“Ryan.” flüsterte Claire und strich über die erhitzte Wange, als er ein gurgelndes Geräusch von sich gab.
“Sag mir nur, warum? Warum?” Ryan blickte sie flehend an und es schien ihn fast zu zerreißen. Man sah es ihm an, wie gerne er sie berührt hätte und wie gerne er noch einmal ihren unverwechselbaren Duft von Nelken in sich aufgenommen hätte.
“Ich hatte eine Aufgabe. Eine die mein Leben bestimmt hat und ich konnte dich nicht auch noch in diese Gefahr bringen. Es ging einfach nicht, versteh mich.”
“Welche Aufgabe?”
“Ich bin Spionin geworden, um gegen Menschen wie meine Familie zu kämpfen.” fing Claire zögerlich an und versuchte den ungläubigen Ausdruck in seinen Augen zu übersehen. “Meine Familie- sie haben mich gezwungen, dich zu verlassen. Ich wollte dir niemals so weh tun, glaub mir. Aber sie hätten dich umgebracht und das hätte ich mir nie verziehen. Du solltest leben und glücklich sein, verstehst du? Deshalb habe ich es getan.”
“Ich habe aufgehört zu leben, als du gegangen bist.” sagte Ryan leise. “Du warst weg und ich war tot.”
“Nein, sag das nicht.” stöhnte Claire verzweifelt auf und vergrub ihren Kopf an seiner Schulter. Warum konnte solche Worte nur so weh tun? Es brachte sie schier um den Verstand.
“Du hast mein Herz mitgenommen und es mir nicht mehr zurückgegeben. Wie konnte ich dich denn da noch vergessen?”
“Bist du soweit?” Sirius näherte sich Claire und drückte sanfte ihre Hand. Natürlich war sie es nicht. Sie würde es nie sein. Doch sie musste ihrer eigenen Qual ein Ende setzen und wenn er es sein musste, der es tat.
“Warte.” Claire schluckte und spürte wie ihre Tränen nun endgültig über ihre Wangen rannten. Nur noch ein letztes Mal und dann musste es vorbei sein. Zärtlich und voller Schmerz nahm sie Ryan’s Gesicht in ihre Hände und sah ihm in die Augen, die feucht glänzten. “Es tut mir so leid… es tut mir so sehr leid.”
“Claire! Geh nicht! Bleib.” schrie Ryan und plötzlich traf ihn ein erneuter Schweigezauber von Sirius. Mit einem schnellen Griff zog er Claire von ihm weg und drehte ihr Gesicht zu sich.
“Du apparierst jetzt sofort nach Thistle Hall.” sagte er ohne ihre Tränen zu beachten. “Die Appariersperre habe ich für ein paar Minuten unterbrochen, also beeil dich. Ich komme nach, in Ordnung? LOS!”
“Aber-.” begann Claire weinend und fing an zu zittern, doch Sirius schubst sie hart von sich und Ryan.
“JETZT!”
Und sie ging. FĂĽr immer von Ryan und all ihren Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit.


Für Sirius war es nicht unbedingt schwer gewesen. Vielleicht war es seine eigene Kälte und das fehlende Einfühlungsvermögen für zwei Menschen, die sich einmal sehr geliebt hatten. Und doch empfand er so etwas wie Mitleid, als er seinen Zauberstab auf Ryan richtete, dessen Augen sich panisch weiteten. Was sollte er denn sonst tun? Es ging nun einfach mal nicht anders, egal wie man es drehte. Um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, lief er das letzte Stück nach Thistle Hall und zog die kühle Luft tief in seine Lungen. Was würde ihn wohl erwarten? Eine heulende Frau, die sich ihm an den Hals warf? Nein, Claire war nicht der Typ für so etwas. Was war sie dann für ein Typ? In dieser Hinsicht konnte er sie einfach sehr schwer einschätzen und umso mehr Überwindung kostete es ihn, in das Haus einzutreten. Das sie mit Sicherheit nicht im Salon auf ihn warten würde, war ihm genauso klar wie die Tatsache, dass er vorweg lieber eine Flasche Whisky mit nach oben nahm. Ob für sich oder für Claire, dass vermochte er nicht genau zu bestimmen.

Es war ruhig auf dem Gang des oberen Stockwerks und für einen kurzen Moment hatte Sirius die Befürchtung, dass Claire womöglich gar nicht hier war. Ihr Zimmer war leer und auch die Bibliothek wies keine Spuren auf, was ihn dann als letzte Möglichkeit zu dem kleinen Badezimmer trieb. Und zu seiner Erleichterung - die ihn irgendwie verblüffte - lag Claire dort auf dem Boden und vergrub ihren Kopf zwischen den Armen.
“Ich bin wieder da.” räusperte sich Sirius, nachdem er sie einige Sekunden beobachtet hatte. Diese Situation, hier und jetzt, empfand er als einiges schwieriger, als noch vorhin. Frauen im Allgemeinen waren für ihn zartbesaitete Wesen, mit einer schrecklichen Tendenz zum Heulen und dramatischen Auftritten. Und er konnte weder mit dem einen noch dem anderen umgehen. Aber zu seiner Überraschung lag Claire einfach nur da und sah fast so aus, als wäre sie eingeschlafen.
“Ich bin wieder da.” wiederholte Sirius genervt. “Hey! Gib mir wenigstens eine Antwort.”
“Wie geht es Ryan?” Claire drehte ein wenig ihren Kopf und starrte auf die dunkelgrünen Fliesen, deren Farbe sie immer ein wenig an Smaragde erinnerte. Heute aber sah sie einfach hindurch und lauschte ihrem flachen Atem.
“Gut natürlich, für ihn ist es, als hätte er dich heute nie getroffen.”
“Dann ist ja alles in bester Ordnung.”
“Was hast du dir denn erhofft? Das ich ihn hier her bringe und ihr ein fröhliches Wiedersehen feiern könnt?!” knurrte Sirius erbost über diesen ironischen Unterton und wurde plötzlich von zwei funkelnden Augen fixiert, die müde aber doch kampflustig waren. Ein tiefer Seufzer entwich ihrer Kehle und sie senkte ihre Lider wieder, als könne sie seinen Anblick nicht ertragen.
“Hälst du mich für derart naiv? Ich bin kein kleines Dummchen, okay?”
“Dann sei wenigstens dankbar, dass du heil aus dieser Sache rausgekommen bist.”
“Sirius… bitte! Ich will mich nicht schon wieder mit dir streiten.” flüsterte Claire erschöpft. “Dazu fehlt mir jetzt einfach die Kraft.”
“Hm.” meinte Sirius etwas freundlicher und ließ sich auf dem Boden nieder, während er sich an den Rand der Badewanne anlehnte. Auch er war es leid. Und trotzdem wusste er nicht, wie er mit Claire umgehen sollte. Eine paradoxe Situation.
“Kann ich ein bisschen Whisky haben?” Sie hob den Kopf und nickte zur Flasche, die neben Sirius stand. Es war nun wirklich nicht ihre Art, um Probleme zu lösen, aber heute wollte sie nur noch dieses Gefühl in sich betäuben. Ryan zu sehen, ihn zu hören und zu fühlen, dass hatte ihrer Fassung alles abverlangt. Wirklich alles. Und jetzt saß ein Mann neben ihr, der die falscheste Person zum Trösten war, die es überhaupt gab. Weil sie in diesem Augenblick jemand brauchte, der sie verstand und der sie in die Arme nahm. Ja, sie tat es nicht gerne, diese ihrer Meinung nach Schwäche zu zeigen, aber der Drang nach Wärme war beinahe übermächtig.
“Natürlich.” Sirius reichte ihr die Flasche und beobachtete ihren ziemlich beachtenswerten Schluck, der ihren Frust allzu deutlich zeigte. Wie oft hatte er auch schon getan? Immer dann, wenn seine Albträume ihm den Verstand rauben wollten, immer dann, wenn der Schmerz sich wie eine kalte Hand um seinen Hals schloss.
“Es war trotzdem ein schöner Abend.” krächzte Claire nach einer Weile und bemühte sich, Sirius anzulächeln. Ein kläglicher Versuch, der nur zum Scheitern verurteilt war. Doch auch seine Mundwinkel zogen sich eine Spur nach oben, den Blick nicht von ihr nehmend. Es beunruhigte sie heute mehr denn je, wenn er sie so ansah. Als würde er in ihr lesen können, wie in einem offenen Buch.
“Mhm. Möchtest du… allein sein?” fragte Sirius langsam und trank einen kräftigen Schluck Whisky. “Oder willst du Gesellschaft beim sinnlosen Betrinken? Man könnte sagen, dass ich darin wohl Experte bin.”
“Im sinnlosen Betrinken oder im Gesellschaft leisten?”
“Wohl eher Ersteres.”
“Warum betrinkst du dich ständig?” Claire rollte sich auf die Seite und betrachtete ihn aufmerksam. Sie konnte noch nicht einmal sagen, warum sie ihn so etwas fragte. Vielleicht auch ein weiterer Versuch, um das Ende dieses Abends endlich zu vergessen.
“Ich- also.” fing Sirius an und lachte dann heiser. “Wir sitzen hier, trinken Whisky und jetzt willst du wissen, warum? Die Antwort ist doch einfach. Man trinkt, um zu vergessen.”
“Und was willst du vergessen?”

Sirius ließ seinen Kopf auf den Rand der Wanne sinken und schloss die Augen. Diese Frage traf ihn völlig unvermittelt und doch brachte es Claire ganz genau auf den Punkt. Er hasste es, über sein Leben zu reden und noch mehr hasste er es, wenn andere Leute diese Dinge von ihm wissen wollten. Sich jemanden zu öffnen, dass war schon seit frühester Kindheit sein größtes Problem gewesen und im Alter hatte es stetig zugenommen. Wie oft hatte Remus ihn dazu genötigt, endlich über alles zu reden und damit abzuschließen? Und wie oft endete es in einem Streit? Zu oft.
“Alles.”
“Ja.” sagte Claire nur und rollte sich wie eine Katze ein. Sirius vermochte nicht zu sagen, was ihn an dieser Antwort am meisten überraschte. Ein schlichtes und einfaches “Ja”. Mehr nicht. Kein warum, wieso, weshalb. Nur ja. Und damit gelang ihr wohl etwas, was andere auch nach Jahren nicht schaffen konnten. Vertrauen. Ein kostbares Stück seines Vertrauens.
“Möchtest du über Ryan reden oder einfach nur schweigen?“ Sirius stellte die Flasche weg und rollte sich zu Claire auf den Boden.
“Ich weiß nicht, was ich sagen soll.” murmelte sie leise und starrte in seine grauen Augen, die unendlich müde und erschöpft waren. Er war ein merkwürdiger Mann. So verschlossen und doch wiederum aufmerksam. “Ihn wieder zusehen- ich war nicht darauf vorbereitet. Ich kann nicht einmal sagen, ob es das Echo meiner alten Gefühle für ihn war oder einfach nur die Tatsache, dass ich nicht mit der Vergangenheit abschließen kann. Weil ich mit ihm die schönste Zeit meines Lebens hatte, verstehst du? Ich habe mir jahrelang verboten, daran zu denken und heute musste ich es.”
“Ja, dass verstehe ich.” sagte Sirius und stütze sich am Ellenbogen ab, während er Claire aufmerksam betrachtete. Was hatte diese Frau nur verbrochen, um so ein verdammtes Leben zu bekommen? Einsam, auf der Flucht und in ständiger Gefahr. Drei Dinge, mit der er Claire unter normalen Umständen niemals verbunden hätte. Und doch machten die kleinen Tränen, die über ihre Wange kullerten, sie so weich und zart, dass er sich auf die Lippen biss.
“Begehe nicht den selben Fehler wie ich und lebe nur noch in der Vergangenheit, dass wird dich zerstören. Tu es nicht.”
Claire zuckte leicht zusammen, als sie seine Hand auf ihrer spürte und verkrampfte innerlich. Doch Sirius ließ sich davon nicht beirren und zog sie näher zu sich, bis ihr Kopf schließlich an seiner Schulter ruhte.
“Keine Sorge. Ich denke nicht einmal annähernd an das, was du vermutest.” flüsterte Sirius und lächelte, während er die Augen schloss. “Dazu bin ich eindeutig zu betrunken.”
“Hm-hm.” hauchte Claire und schmiegte sich an seinen Hals. Warum konnte er nicht immer so sein? Und warum wünschte sie sich das eigentlich? Doch darüber wollte sie sich jetzt keine Gedanken machen, seine Nähe tat ihr einfach viel zu gut und ließ sie leise seufzen.


Stunden später erwachte Claire wieder und spürte nicht nur jeden Knochen, sondern auch noch ihren Kopf, der schmerzhaft pochte. Noch immer lag sie auf dem kühlen Boden des Badezimmers und auch Sirius war noch da, seinen Arm um ihre Hüfte geschlungen.
“Merlin.” krächzte sie, als ihr Blick auf die leere Flasche vor ihr fiel und erst jetzt dämmerte ihr, dass sie diese gestern noch bis zum letzten Tropfen ausgetrunken hatten. Bis sie irgendwann eingeschlafen waren.
“Hm?” murmelte Sirius halbwach und drehte sich auf den Rücken. Claire lachte leise und stemmte sich auf ihren Ellbogen ab, um ihn besser betrachten zu können. Er sah fast wie ein kleiner Junge aus, wenn ihm die schwarzen Haarsträhnen in die Stirn fielen und dieser selige Ausdruck auf seinem ebenmäßigen Gesicht lag.
“Hat dir schon mal jemand gesagt, dass man schlafende Männer nicht einfach so anstarrt?” Sirius öffnete ein Auge und verzog schmerzhaft die Lippen, als sein Kopf sich bemerkbar machte. Was für eine Nacht. Zuviel Whisky, zuviel Kummer und zuviel von allem.
“Nein.” meinte Claire lächelnd und krabbelte etwas unbeholfen in Richtung Waschbecken, um den widerlichen Geschmack von Alkohol in ihrem Mund fortzuspülen.
“Ich mach mal Kaffee.” Und verschwand dann aus dem Bad.
“Wie kann man nach so einer Nacht, so gut drauf sein?” knurrte Sirius vollkommen erledigt und erhob sich schwerfällig, nur um dann ziemlich wackelig zur Badewanne zu tapsen. Mit einem bemitleidenswerten Seufzer ließ er das Wasser ein und streckte sich gähnend, bevor er sich aus Hemd und Hose schälte. Er war einfach zu alt, um nach einer durchzechten Nacht auf dem steinharten Boden zu schlafen und dann wieder frisch wie ein junger Gott aufzuwachen. Definitiv. Gerade als er nun auch das letzte Kleidungsstück in ein Eck pfefferte, ertönte ein spitzer Schrei und ließ ihn herumfahren.
“Was- Merlin.” stotterte Claire knallrot und bemühte sich, nicht allzu deutlich auf diesen nackten Körper zu schielen. “T-tut mir leid, ich- ich wollte- du -.”
“Wie?” fragte Sirius betont höflich und schaffte es mit beeindruckender Gelassenheit, seine Hände schützend vor ein bestimmtes Körperteil zu halten.
“Du- du bist … nackt.” Claire biss sich auf die Lippen, drückte sich an die Wand und starrte auf die Bauchmuskeln, die sich deutlich abzeichneten. Wie konnte ein einzelner Mensch nur so schön sein? Warum musste sie das ausgerechnet entdecken? Und warum grinste er so süffisant?
“Eigentlich freuen sich die Frauen immer, wenn sie mich so sehen.”
“Aha.”
“Schöner Anblick, hm?” erkundigte sich Sirius und trug immer noch dieses triumphierende Grinsen in seinem Gesicht, während er mit selbstbewussten Schritten auf sie zu ging. Man konnte ihr förmlich ansehen, wie ihr Atem sich beschleunigte und ihre Gesichtsfarbe allmählich in kalkweiß wechselte.
“Du bist unfassbar arrogant.” stammelte Claire und zog scharf die Luft ein, als seine Hände schließlich auch noch das letzte Geheimnis lüfteten. Das war definitiv zu viel für ihre ohnehin schon schwachen Nerven. Erst dieser grauenhafte Zwischenfall gestern Abend und heute dann ein nackter Sirius, der nur noch geschätzte zehn Zentimeter vor ihr stand. Oh Merlin.
“Kann sein. Aber laß dich doch von mir nicht so nervös machen.” meinte Sirius lässig und stützte sich mit einem Arm neben ihrem Kopf an der Wand ab.
“Ich bin nur Sirius.”
“Du- also ich.”
“Ich möchte jetzt gerne baden, okay?”
“Ja klar.” Claire stolperte rückwärts aus dem Badezimmer hinaus, knallte die Türe zu und flüchtete regelrecht in ihr Zimmer. Noch auf dem Weg dorthin konnte sie sein fröhliches Pfeifen hören, dass ihr abermals die Schamesröte ins Gesicht trieb.

Ich bin nur Sirius. Das war die Untertreibung des Jahrhunderts, dachte Claire mit pochendem Herz, als sie sich auf ihr Bett warf. Sie hatte alles gesehen. Wirklich alles. Und Nervosität und Lust wechselten sich in rasender Geschwindigkeit ab, bis Claire schließlich mit der Faust auf das Kissen schlug. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte sie fast angenommen, dass Sirius sich ihr wirklich annähern würde und zu ihrer eigenen Bestürzung musste sie auch feststellen, dass sie es sich fast gewünscht hätte. Ein bisschen zumindest. Nein, revidierte sie ihre Meinung, sie wäre in diesem Augenblick schwach geworden. Aber Sirius hatte keine Anstalten in diese Richtung unternommen, ganz im Gegenteil.
Was war das nur für eine groteske Situation? Vor wenigen Stunden noch, da hatte sie einen unbarmherzigen Kampf mit ihrer Vergangenheit ausgetragen und jetzt lag sie in ihrem Zimmer, immer noch seinen nackten Anblick vor den Augen. Sie kam absolut nicht mit ihren wechselhaften Empfindungen zurecht, die sich allzu schnell in völlig unterschiedliche Richtungen änderten. Wie sollte sie auch? Hin - und hergerissen, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Erinnerungen und neuen Erlebnissen. Das sie endlich loslassen musste, war ihr klar und Sirius hatte gestern nur das ausgesprochen, was sie innerlich schon längst wusste. Und dann war da auch immer noch Ryan, der ihre mühsam errichtete Welt fast zum Einstürzen gebracht hatte. Ihn zu sehen, hatte sie für einen Augenblick daran erinnert, dass sie endlich wieder anfangen musste, zu leben. Ohne ihn. Er war Geschichte. Es würde kein “wir” geben, niemals. Lange war dieser Gedanke im Verborgenen gelegen und nun kämpfte er sich ohne Gnade an die Oberfläche.


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