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Fanfiction

Spiel mit der Liebe - Kapitel 3- Dezemberfehden

von Letitia Lilianna Jones

Kapitel 3 - Dezemberfehden

Freundschaft fällt nicht herab,
du musst sie dir verdienen,
durch dein Geben und Nehmen.
Denn niemand nimmt gern, ohne zu geben


Der Schnee trieb von Himmel, als wolle er alles unter einer Meterhohen Schneeschicht bedecken. Wie ein weißer Dauerregen schossen die Schneeflocken nach unten, die durch das Aufbrausen des eisigen Winterwindes erneut aufgewirbelt wurden, um dann in kreiselnden Bewegungen zu Boden zu gehen.
Eigentlich saßen die Schüler zu der Zeit alle im Gemeinschaftsraum. Sie vertrieben sich die Zeit in der Bibliothek, wie Severus und Lily.
„Lily, bist du dir sicher?“ fragte der schwarzhaarige Slytherin, der seinen warmen Gemeinschaftsraum nur schwerlich ertrug. Immer wieder diese Aufforderungen sich nicht mit der Ravenclaw und der Gryffindor abzugeben, das sei einem Slytherin unwürdig.
Unwillkürlich verdrehte er die Augen, obwohl es in diesem Augenblick niemand gesagt hatte.
„Severus, das ist nicht fair, dass du Augen rollst, das zeigt, dass du es doch ohnehin besser weißt.“, schimpfte die rothaarige Gryffindorhexe ihren Gegenüber aus.
Severus lachte ein wenig: „Nein, ich weiß es ja eben nicht besser und mein Augenrollen war gar nicht auf uns bezogen!“
„Dann denke ich, dass es richtig ist. In den Büchern stand aber auch schon einmal mehr drinnen!“, beschwerte sich der Rotschopf mit den grünen Augen.
Severus Mundwinkel schienen noch nicht bereit sich wieder in eine gleichgültige Miene zu verwandeln. Er neckte das Mädchen ein bisschen, weil Lily es immer so selten zuließ.
„Nun, könnte es eventuell daran liegen, dass wir ein eigenhändiges astronomisches Protokoll ausfüllen sollen? Wir können schlecht eins aus den Astrobüchern übernehmen, das könnte ein bisschen auffallen. Zumal wir dazu aufgefordert wurden unsere Quellen, Beobachtungsdaten und unsere Eindrücke zu schildern. Also … lass es uns noch einmal anschauen, ob es wirklich so stimmen kann, denn ich glaube immer noch felsenfest, dass der Mond genau entgegengesetzt geht, zudem, was du geschrieben hast. Immerhin haben wir die Beobachtungen zusammen gemacht!“
Severus konnte gar nicht beschreiben, was für ein schönes Gefühl das gewesen war. Mit Lily allein auf einem Dach bei einer oftmals wolkenverhangenen Nacht zu sitzen und die Sterne zu beobachten. Das war das schönste Märchen was er sich vielleicht noch vor einigen Monaten hätte vorstellen können. Es war zwar immer noch eine begeisternde Tätigkeit, die seine Laune ins Unermessliche steigerte, aber es gab da mittlerweile einen gewissen inneren Konflikt.
Dieser innere Konflikt bestand ohne Zweifel, aber wer von uns würde wirklich glauben, dass Severus sich ihn eingestand? Richtig, wir denken genau das Gleiche! Niemand, würde wirklich von Severus glauben, erwarten, oder wie auch immer man es bezeichnen wollte, dass er sich eingestand, dass seine rosarote Brille einen Riss bekommen hatte. Einen den man bisher noch nicht sehen konnte.

Wie ich gerade angedeutet hatte, waren eigentlich alle Schüler in ihren Gemeinschaftsräumen kuschelten sich in die Sessel und auf die Teppiche vor dem Kamin oder streckten sich in der Bibliothek. Andere wiederum erforschten das Schloss unter einem sagenumwobenen Mantel: Dem Tarnumhang. Eine einzige Schülerin war so verrückt, dass sie sich inmitten des Schneetreibens stellte: Christine Toulon. Sie sinnierte dabei über das Gespräch, welches wir geführt hatten. Ich hatte Christine mit meiner Aussage mehr verletzt, als ich ursprünglich angenommen hatte, bis zu dem gestrigen Tag, hatte sie kein Wort mehr mit mir gewechselt oder mit einem anderen der Rumtreiber. Remus selbst hatte keinen Weg zu ihr finden können und im Anbetracht dessen, dass Remus immer Christines bester Freund gewesen war, wurde der auch noch wütend auf mich. Das war vielleicht ein hin und her. Jedenfalls hatte Christine alles mit mir geklärt. Na gut, fast alles!
Wir hatten uns gestern Nachmittag an einen neutralen Platz getroffen, jeder mit einem Patron (in Form einer menschlichen Gestalt). Ich nahm meine drei Jungs mit, während Christine dann alleine den Rumtreibern gegenüber saß.
„Wieso hast du niemanden mitgebracht? So war es ausgemacht!“ meinte ich kühler als ich eigentlich beabsichtigt hatte. Christine hatte meinen Stolz verletzt.
„Weil ich mich auch allein vertreten kann. Wir sind hier in keiner Zaubergamot, Sirius!“ antwortete mir die Stimme meiner guten Freundin.
Die klang noch eisiger als ich und wenn ich ganz ehrlich bin und alles gestehe, was geschehen war, dann müsste ich sagen, dass ich eine Gänsehaut bekommen habe. Wie gut, dass ich niemals alles gestehe, sonst würde ich mich noch um Kopf und Kragen reden.
„Lass uns einfach nur reden. „
„Ja, da bin ich auch dafür!“, wie gemein sie klingen konnte.
„Ich habe damit nicht gemeint, dass ich dich nicht mag oder so. Ich wollte dich auch gar nicht verärgern… „
„Komm zum Punkt!“, herrschte sie mich an.
„Du hast das einfach falsch verstanden!“, meinte ich verzweifelt. Manche Frauen hatten diese gewisse Art an sich, die mich völlig aus der Ruhe bringen konnten und genau zu denen gehörte Christine.
„Was kann man daran falsch verstehen?“, fragte Christine immer noch mit einem beleidigten Unterton.
Manchmal machte ich mir Sorgen um sie. Wie konnte ein dreizehjähriges Mädchen nur so kühl sein?
„Ich habe mir doch nur Sorgen um dich gemacht. Du fällst um, schläfst drei Tage und dann wachst du auf und das erstbeste was du tun willst, ist lernen! LERNEN, meine Gute, sollte man in Maßen genießen!“ fuhr ich nun auf und erhob mich.
Remus, James und Peter waren gerade mehr auf den Abstellgleis. James interessierte sich dabei plötzlich sehr für seine Fingernägel, die von dem nächtlichen Streifzug des letzten Abends abgenutzt waren, Peter pfiff die schrecklichsten Melodien, während er die Decke bestaunte und Remus zupfte immer wieder an meinem Ärmel, um mir zu gedeuten, dass er vieleicht besser reden sollte.
Ich riss ihm meinen Ärmel aus den Händen.
„Und warum sagst du das dann nicht genau so? Bist du nicht in der Lage mir zu sagen, dass du dir einfach nur Sorgen machst?“
„Hat er doch …“, erhob sich die Stimme unseres Pelzknäuels.
„Halt die Klappe, Remus!“ fuhren Christine und ich ihn gleichzeitig an. Wenn ich jetzt nach all den Jahren darauf blicke, muss ich sagen, dass einem Remus wirklich schon leid tun konnte. Er litt unter der Situation wohl am meisten, weil er zwischen den Stühlen gehangen hatte.
„Also, wie Remus hier schon betonte…“ , dabei hatte ich den Arm um seine Schultern gelegt und ihn herangezogen, damit mein Zeigefinger nicht in die Luft deutete. „Habe ich dir sehr wohl gesagt, dass du dich einfach überarbeitest!“
„Spinnst du? Hast du eine Macke?“ äffte sie mich nach. Sie konnte richtig verletzend sein, wenn sie sauer war. „Weißt du, wie oft ich mir das außerhalb meines Freundeskreises anhören muss? Es ist nicht so, dass ich zu eurer Vierergruppe dazu gehöre und einen auf Rumtreiber mache. Ich bin kein Junge und keine Gryffindor und wenn man dann noch von den eigenen Freunden, die gleichen Worte hört, dann kann selbst der härteste Mensch das nicht mehr aushalten und ich bin alles andere als stark“, erzürnte sich Christine mir gegenüber und jedes Wort knallte mit einer gehörigen Wucht auf meinen Schädel.
„Aber mit einem Snivellus kannst du dich abgeben oder was?“
Hatte sie wirklich geglaubt, wir hätten das nicht bemerkt?
„Wie? Was? Sirius, bist du sicher, dass du ihr da jetzt nichts unterstellst?“ fragte James unsicher.
Ist ja gut, ja nur ich hatte es mitbekommen. Ich habe sie natürlich beobachtet. Ich wollte mich immerhin bei ihr entschuldigen.
„Sind deine Fingernägel jetzt wieder uninteressant Prongs?“ knurrte ich ihn an.
„Hey, werde ja nicht unfair. Wir haben keinen Streit, es reichen unsere abendlichen Diskrepanzen…“
Fast wollte sich ein Lächeln auf Christines Züge schleichen, doch das ließ sie nicht zu. Jetzt setzte sie ihre Hörner wieder ein, die direkt darauf abzielten, das Lächeln zu unterdrücken, weil sie damit ja ihren Wutausbruch gemildert hätte. Professor McGonagall hatte in einem ähnlichen Zustand eine ähnlich beängstigende Beeinflussung.
„Ja, natürlich! Sie hat sich in der letzten Woche vier Mal mit ihm getroffen!“
Entsetzten stand in Christines Gesicht geschrieben. Ich Trottel… so etwas sagte man ja auch nicht.
„Erstens, hat Severus Snape damit gar nichts zu tun. Zweitens, hat Severus auch einen Namen und drittens, wie kommst du dazu mir hinterher zu spionieren?“, jetzt war ihre Stimme so laut geworden, dass sich divere Schüler auf dem Gang nach uns umdrehten. Einige von ihnen begannen zu tuscheln.
„Ich habe die Gelegenheit gesucht, um mich mit dir auszusöhnen und aber immer war Snivellus dabei und glaub ja nicht, dass nur, weil du… du bist… ich nicht mehr Snivellus zu ihm sage!“
Die anderen drei Jungs waren diese Streitigkeiten schon gewöhnt. Es war als würde ein altes Ehepaar miteinander diskutieren.
„Glaub ja nicht, dass du mit dieser erbärmlichen Entschuldigung durchkommst!“, brauste sie noch ein Stück weiter auf. Sie war so wütend, dass sie fast gehen wollte, aber ich bin ja intelligent und wenn ich meinen Dackelblick aufsetze, kann dem niemand widerstehen, selbst Christine nicht.
„Ich will mich aber entschuldigen und nicht noch mehr mit dir streiten!“ meine Stimme wurde seltsam mild und ganz trocken und ein angenehmer Schauer fuhr durch meine Hand. Ich mochte ihre Nähe, auch wenn ich das in der Form nicht zugegeben hätte.
„Ich meinte das doch gar nicht böse!“, vorsichtig und immer vorsichtiger, um nicht zu sagen Bewegung für Bewegung in Zeitlupe nahm ich meine beste weibliche Freundin in den Arm. „Tut mir leid!“, sagte ich und drückte sie.
Sechs Daumen streckten sich mir entgegen.
"Du verdammter Blödmann ...", sie boxte mich in den Arm. "Du kannst mich wieder los lassen.", fügte sie noch hinzu.
Unsicher hielt ich sie ein Stück von mir, musterte ihr Gesicht: "Vergeben, Mylady?"
Christine boxte erneut und sagte noch immer ein wenig mürrisch: "Idiot ..."
„Boah, bin ich erleichtert, ich werde mich nie wieder mit dir streiten!“, sagte ich, der das als eindeutig [i]ja
wahrgenommen hatte.
„Sagt er jedes Mal aufs neue… ich gebe ihm drei Wochen…“ versetzte James.
Peter wettete mit Eifer dagegen: „Nein, er braucht nur vier Tage!“
Remus hielt bestimmt zu mir. Mit absoluter Sicherheit: „Ich gebe ihm eine Woche!“
Jetzt lachte Christine tatsächlich ein bisschen auf.
„Du warte mal, Christine!“, meinte Remus plötzlich und zum ersten Mal spürte ich etwas, wie Eifersucht an mir kratzen.
So hatten wir uns nach mehr als eineinhalb Stunden fetzten und herumzetern und treuherzigen Augenklimpern vertragen, auch wenn noch etwas ungesagt war. Es gibt Momente, wenn man mit jemanden spricht, da hat man das Gefühl, dass zwar eigentlich die Sache aus der Welt war, aber die Worte, die man zurückhielt, wie ein Fallbeil in der Luft schwebten und nur darauf warteten, wann sie niederfallen konnten. In genau jenem Moment ging es mir so und es kam mir vor, als verheimliche Christine ein wesentliches Problem.[/i]

Wenn sie jetzt so darüber nachdachte, kam sie sich lächerlich vor. Sie hatte uns in ihren Augen schon wesentlich zu viel erzählt. Jetzt stand sie in der Mitte des Schnees und ertrug stoisch die Kälte, die aufkam.
Die Weide hatte ihr herbstliches Kleid schon vor zwei Monaten abgelegt. Keine goldgelben Blätter tänzelten mehr. Anstelle derer bewegten sich die Schneeflocken des Dezembers im dritten Schuljahr umher.
Weiche, weiße Regentropfen landeten auf den Kopf und durchnässten das braune, gewellte Haar, das in fließenden Bewegungen über ihren Rücken glitt.
Ihre Augen sahen nach oben, es waren Tränen. Sie war ein wenig verletzt. Ihre Eltern hatten ihr keine Weihnachtsplätzchen geschickt, wie sie es versprochen hatten. Trotz all der Erwachsenheit die Christine sich zugelegt hatte, war sie dennoch nur ein 13 jähriges Mädchen, welches von ihren Eltern geliebt werden wollte.
Vielleicht ist das auch ein wesentlicher Punkt gewesen, warum Christine ahnen konnte, wie es Severus ging.
Jetzt jedoch in den, durch die Natur verzauberten Ebenen von Hogwarts stand die Ravenclaw, einsam und verlassen von jedem, da. Der schwarz-blaue Schal wehte nach hinten, ebenso, wie das Haar. Sie fühlte sich so allein in der Menge aus Freunden. So allein in der Familie. So seltsam und furchtbar allein. Nur Severus schaffte es ihr zum Teil genau dieses Empfinden zu nehmen. Aber auch er wies sie mehr ab, als dass er sie als eine Gleichgesinnte ansah.
Christine Toulon war scheinbar völlig allein.

Eine große schwere Hand landete auf ihren Schultern. Christine musste sich nicht einmal umdrehen, um zu wissen, dass dies nur Hagrid sein konnte. Mit einem strahlenden Gesicht wandte sie sich zu ihm um. Hagrid hatte nie bemerkt, wenn es kein ehrliches Lächeln war, welches sie darbot. Das war zur Abwechslung ganz gut. Hagrid nahm es hin, fragte nicht nach und hielt es bei schlechter Laune mit schlecht gebackenen Keksen, die Zähne ausbrechen konnten.
„Was gibt es denn, Hagrid?“, fragte sie also mit einer heiteren Stimme, die nicht zu ihren Gefühlen passen wollte.
„Die Frage sollt’ ich wohl eher dir stellen, nich wahr?“ fragte Hagrid mit seiner typisch freundlichen, aber einfachen Art.
„Ach, Quatsch! Mir geht es gut! Ich mag den Schnee einfach. Schau ihn dir doch mal an!“
Mit einer schier quietsch vergnügten Stimme sah das Ravenclawmädchen sich um.
„Du warst schon immer so auf den Schnee versessen. Hoffentlich erkältest du dich nich…“
Christine schüttelte lächelnd den Kopf: "Nein, mach dir keine Sorgen, Hagrid."
"Wenn du Sorgen hast, dann kommst du mich einfach besuchen, ja?", sagte der Riese, der beinahe doppelt so groß war, wie Christine.
Ein Nicken erfolgte. Hagrid und der recht junge Hund Fang machten sich auf den Weg in den verbotenen Wald.
Noch Sekunden hing das unehrliche Lächeln auf ihren Zügen. Bis sich allmählich die Tränen von dem geröteten Gesicht bahnten. Sie hasste sich dafür. Eigentlich sollte Christine doch erwachsen werden… aber manchmal…
Ja, manchmal noch war sie das kleine Kind von gestern, dass von den Eltern alle Liebe bekommen hatte, welche sie brauchte. Schweren Herzens blickte sie in den Adventshimmel, der nur mehr Schnee ankündigte in seiner schweren, grauen Wolkenpracht. Ihre Gedanken wirbelten um das kommende Quidditchspiel. Nicht, dass die Toulon Quidditch geliebt hätte, nein ganz und gar nicht, aber es lenkte sie ein bisschen von den Schmerzen ab, die sich in ihre Brust bohrten. Für die Quidditchsaison war das Wetter grauenhaft. Eisigkalt und windig, dazu noch der feuchte Schnee, aber für die Toulontochter war diese Jahreszeit neben dem Frühling die schönste.
Schweren Herzens wischten die feinen Hände des Mädchens über ihr Gesicht. Es wurde recht kühl und langsam wurde es ungemütlich allein hier herum zu stehen.
Mit völlig durchnässten Sachen kam sie in den Gang hinein. Die Haare troffen von den tausenden Schneeflocken, die auf ihrer Kopfhaut zu Wasser geworden waren. Die Lippen waren blau von der Kälte des schneidenden Windes.
Die Nase in rot und blau gehalten, weil es so eisig draußen war. Ihre Hände hatten schon weiße Flecken. Christine hatte, wie so üblich ihre Handschuhe vergessen.
Severus kam gerade mit Lily an ihr vorbei, um in die große Halle zu gehen, als beide gleichzeitig vor ihr stehen blieben.
„Du siehst furchtbar aus!“ stellte Lily einfach und trocken, als wäre es das Normalste von der Welt, fest.
„Ich fühl mich wunderbar!“ widersprach die Ravenclaw und lächelte sanft. Natürlich konnte nur ein Mensch, der selbst nicht immer ehrlich und wirklich lächelte den Unterschied erkennen, so fein er auch sein mochte.
„Ja, es muss unglaublich toll sein, halb zu erfrieren.“, antwortete Severus sarkastisch.
„Nein, es wirklich unglaublich draußen. Die Tannen sind zugeschneit. Der See mischt sich in die leuchtende Decke, die die Ländereien überdeckt und man weiß nicht, wo die Ländereien anfangen und aufhören. Das Knirschen des Schnees, wenn man darüber läuft, ist einfach fantastisch. Ich habe unglücklicherweise die Handschuhe vergessen…“ und ihre Stimme klang so, als wäre sie nur herein gekommen, um genau diese zu holen.
„Dann solltest du aber auch nicht vergessen, die Mütze mitzunehmen, deinen Schal ordentlich umzubinden, den Umhang zuzuknöpfen… sag mal, willst du dir den Tod holen?“ fuhr Lily sie an.
„Ach was, Unkraut, wie ich, vergeht nicht...“
In der nächsten Sekunde wich Christine sowohl dem Blick von Lily, als auch dem von Severus aus.
„Ich … ich …“ versuchte die Brünette sich gerade zu rechtfertigen
„Snivellus!“ und da kam ich! Der mutige und tapfere Sirius Black, der immer noch alle Lust und Laune hatte, Severus zu ärgern, würde die Situation retten und fast alle würden glücklich ihres Weges gehen. Derjenige, der immer das „alle“ störte, war Snape. Mit einem Lächeln sahen James, Peter, Remus und ich in die Runde. Während Remus wieder einmal so tat, als würde er nichts sehen, kicherte James ein wenig und verstummte jäh wieder, als er den Blick von Lily wahrnahm. Ein zorniges Funkeln war in diese grünen Augen getreten, die giftiger starren konnten, als Remus in Werwolfsgestalt. Nun gut, wir konnten auch nicht besonders viel Angst vor ihm haben, nachdem wir festgestellt hatten, dass er Fellknäuel ausspuckt.
„Also, mein Lieblingsfeind, was fressen wir denn jetzt schon wieder aus? Ich meine, ich habe dir doch erst letzte Woche gesagt, dass du die beiden in Ruhe lassen sollst. Letzte Woche habe ich es im Guten gesagt und diese Woche will ich auch noch einmal im Guten mit dir reden, sollte das ein drittes Mal vorkommen, denken wir uns etwas aus„
„Sirius Black! Lass ihn in Ruhe, denn Severus hat durchaus eine Menge guter Eigenschaften, von denen du tagtäglich träumst. Im Gegensatz zu dir, kann er den Begriff Vernunft schreiben und Bibliothek auch!“ meinte Christine plötzlich fuchsteufelswild.
Während Peter das Wort „Au“ mit dem Mund formte, ohne es auszusprechen, kicherte James, obwohl er das ganz und gar nicht wollte. Aber der Konter von Chris war wohl zu treffend gewesen.
„Was wird das denn jetzt? Eine Rettet-die-Flubberwurm-Aktion?“, fragte ich perplex und starrte Christine Toulon ungläubig an.
Severus sog harsch die Luft ein. Lily funkelte nun nicht mehr den vor Lachen prustenden James an, sondern mich. Ja, sie starrte in meine grauen Augen.
„Lass ihn in Ruhe!“, drohte mir die rothaarige Hexe mit ihrem unsäglichen Talent und ihrer hilfsbereiten Leidenschaft.
„Schau mal, Lily, es gibt doch viel hübschere Jungen als den da…“, abwertend wies ich auf Severus und als Beispiel mit einer hübschen Melodie von Remus gezaubert und dem Scheinwerferlicht von Peter, präsentierten wir Lily stolz: James „Krone“ Potter.
„Ach was! Evans ist … einfach Evans, in die kann man sich nicht verlieben!“ meinte James hochnäsig, denn er musste beweisen, dass Mädchen ihn keinesfalls interessierten.
„Sag das noch mal, Potter!", sagte Severus nun und baute sich vor uns vieren auf. Er konnte ziemlich gut mit den Zähnen knirschen. Sein finsterer Blick galt allerdings nicht mir, sondern James.
Hatte ich vorhin geschrieben, dass ich die Situation retten würde? Entschuldigt, das war wohl ein wenig … übertrieben.
In der Eingangshalle war Christine vergessen. Es existierten nur noch Lily, James, Severus, Peter, Remus und ich.
Leider sah niemand von uns den schmerzlichen Gesichtsausdruck von Christine mit dem sie sich abwandte und verschwand.
Wir drei hingegen beschützten James mit allen Mitteln.
„Sie ist es allemal wert geliebt zu werden!“ zischte der wütende Slytherin. „Ein netteres Mädchen wirst du wohl kaum finden, du mieser Flohbeutel!“
„Na und, ich war schon immer stolz auf meine Flöhe“, antwortete James trotzig und fügte noch an: „Außerdem habe ich nicht gesagt, dass sie ein schlechter Mensch ist. Schlechte Menschen tragen den Namen Snivellus!“
Die Situation wurde allmählich heiß. Die beiden würden sich noch prügeln, wenn das so weiterging, dachte ich damals bei mir. Doch, wie immer, wenn es allzu lustig wurde… mischte sich ein Lehrer ein. Professor Slughorn kam um die Ecke geschlurft, mit seinem dicken Bauch voran.
Die Anspannung lag noch immer in der Luft, welche von dem offenen Tor der Eingangshalle her eindrang.
Mit überraschter Miene drehte sich Severus um. Er hatte als erstes bemerkt, dass jemand fehlte. Ich benötigte Sekunden, um zu registrieren, dass es Christine war.
Hatte sie sich etwa wieder in die Kälte gestürzt? Das würde zumindest erklären, warum die braune Tür offen stand und die Schneewehen eindringen konnten. Mit besorgter Miene wollte ich mich an Lily vorbeidrängeln, als Severus mit einem wütenden Knurren nach draußen ging. Wahrscheinlich würde er sie suchen. Ich musste es ihm sogar überlassen, weil ich es leider nicht schaffte mich so klangheimlich zu verdrücken.
„Sie bleiben alle hier!“, die autoritäre Stimme ließ uns gehorchen, denn wann immer Slughorn ernst und autoritär wurde, lag gewaltiger Ärger in der Luft, den keiner haben wollte. Brav blieb ich also stehen und sah mit noch sorgenvollerem Blick zu meinen Freunden. Immerhin war es ausgerechnet Snape, der sie suchte.

Es schien ihm, wie Stunden vorzukommen, dabei waren erst zehn Minuten vergangen, in denen er bei diesen Minusgraden in einer weißen Landschaft herumstapfte, die ihm die Füße durchweichte.
Die Spuren hatten fort vom Schloss geführt.
Immer wieder versicherte Severus sich, dass er auf der richtigen Spur war. Immerhin wollte er nicht länger draußen bleiben, als es nötig war. Diese Temperaturen brachten sogar Eisbären zum erfrieren, da war sich der Slytherin absolut sicher.
„Toulon!“, rief er ab und an ingrimmig. Je öfter nur die Stille sein Echo widerhallen ließ, desto wütender wurde er.
Warum rannte er diesem Gretchen auch hinterher? Das war so typisch. Er tat etwas selbstloses und er wurde dafür gestraft. In dem Fall würde es auf abgefrorene Zehen und erforerene Finger hinauslaufen. Suchend blickte er sich um und hob seinen Zauberstab, der einen Lumos zeigte.
Er sah auf den Boden, weitere Fußabdrücke. Er lief weiter und rief erneut ein "Toulon! Jetzt mach keinen Blödsinn .. wo bist du ..."
Erst ein leises Schluchzen riss ihn aus seinen zornigen Gedanken heraus. Es klang, wie das furchtbare Jammern des Windes, der durch die Ritze des Schlosses fegte.
Was war nur los? Warum ließ ihn das nicht kalt? Er kannte sie jetzt seit geschlagenen vier Monaten und irgendwie hatte diese Toulon es geschafft, Sympathiepunkte von ihm zu bekommen, die er sonst so rar zu verteilen pflegte. Aber solche Aktionen, wie diese hier, machten ihn halb wahnsinnig. Er würde wohl verrückt werden, wenn die beiden wirklich ernsthaft befreundet wären.
„Toulon!“ allmählich staute sich der Ärger zu einer ernsthaften Standpauke auf.
„Verschwinde!“ kam die Antwort, aber so kläglich schwach, dass sie das nicht wirklich ernst meinen konnte.
„Oh ja, ich kann mich auf Kommando in Luft auflösen", brummte er ironisch und sagte dann im Ernst:"1. Kann ich noch nicht apparieren, obwohl ich das manchmal gerne können würde wollen und 2. geht apparieren doch in Hogwarts nicht!“
Severus klang besorgt wütend - was in seinen dreizehnjährigen Ohren einen merkwürdigen Klang abgab.
Sie hatte das Unmögliche in vier Monaten geschafft. Sicherlich wir Rumtreiber hatten ihn schon so manches Mal an die Grenzen seiner unermesslichen Ruhe gebracht, aber irgendjemand anderes würde mir nicht einfallen. Das war unglaublich erstaunlich für Severus. Wenn schon selbst er sich darüber wunderte, dann steckte da mehr dahinter als nur eine Begegnung, wie er es bisher immer in seinem Kopf genannt hatte. Hin und wieder ertappte er sich ja sogar dabei, dass er sich fragte, was die Ravenclaw wohl machte. Allerdings war es ihm nie wirklich erheblich vorgekommen. Hatte er sich getäusch?
Sein Herz hüpfte doch noch immer nur, wenn er den Namen Lily Evans hörte. Das war aber ach das Einzige, was ihn aktuell beruhigte. Ja, das beruhigte ihn zutiefst, denn wie sollte er sich nur ohne die Liebe zu Lily aufrecht halten? Christine Toulon war ein Nichts dagegen… eine Bekannte vielleicht. Nun war sie schon eine Bekannte. Diesen Status hatte sie sich nach vier Monaten kennen mit Mühe erkämpft, denn in dem Atemzug, wo sie etwas aufbaute, zertrümmerte ihr Hinterteil das Bauwerk. Aber allen voran war es interessant, dass er sie überhaupt so schnell zur Bekannten aufsteigen ließ, denn mit Lily war das schon ein halber Staatsakt geworden. Bei ihr hatte er sich nach einem Jahr noch nicht eingestanden, dass er sie überhaupt hin und wieder ansah. Diese Ravenclaw jedoch… Sie war einfach verdammt eigenwillig.
Langsam ging Severus sein eigenes Gehabe ziemlich auf den Nerv. Es war schon schlimm genug, wenn andere es schafften einen an die Grenzen der Toleranz zu bringen, aber wenn man sich selbst auf den Geist ging, dann war das ein nicht zu übertreffendes, schweres Los.
„Dann geh einfach weg!", sagte sie leicht verschnupft. Wahrscheinlich hatte sie nicht einmal ihre Taschentücher mitgenommen. Mit einem >Hmpf< und einen gezogenen Taschentuch ging er dann, um den Baum des verbotenen Waldes herum. Der Anblick verwirrte ihn etwas. Noch nie hatte er die Ravenclaw so gesehen. Das Gesicht war ein ehrlicheres, als das, welches sie sonst zur Schau trug. Ein wenig Verachtung lag in seiner Mimik. Wie sonst hätte Severus sie auch anschauen sollen.
„Geh weg. Du wirst Ärger bekommen! Ich dürfte nicht mal hier sein“
Nicht ein Millimeter mehr Abstand entstand zwischen den beiden, denn Severus tat nicht einen Schritt zurück. Auf Befehle hörte er genauso wenig, wie auf Flehen. Eine einfache Bitte hätte es getan.
So schwieg Snape und betrachtete die weißen Wipfel der Tannenzweige.
Der schwere Schnee stürzte an einigen Stellen auf den verschneiten Boden. Grüne Nadeln lugten aus der grellen, hellen Farbe des gefrorenen Wassers hervor.
Der Rauch aus dem Schornstein von der Wildhüterhütte gab dem Bild etwas sehr friedliches und das obwohl das mitnichten der Fall war. Im Gegenteil ein Mädchen saß inmitten dieser friedfertigen Landschaft und heulte.
„Von wegen Weihnachtszeit, fröhliche Zeit… nicht mal die Adventstage sind schön!“ grummelte Severus vor sich hin.
„Was von „weggehen“ verstehst du nicht?“ giftete Christine unfreundlich, aber nur weil sie nicht wollte, dass er auch noch Ärger bekam, wo sie doch schon in dem dunklen Wald drinnen war. Allein das bedeutete in der Regel 20 Punke Abzug, wenn man erwischt wurde.
Die Ravenclaw hatte noch immer nicht recht verstanden, warum soviel Zuneigung zu ihm aufgeblüht war.
„Ich würde sagen, das „Weg“ und das „ Gehen“…“, ohne weitere Worte reichte er ihr das Taschentuch, welches er hervorgezogen hatte. „Wenn du Lily wärst, würde ich dich ja fragen, was los ist… So, sage ich einfach, wenn du weiter hier so rum sitzt, dann verpasst du die Schule, wegen irgendeiner unnötigen Erkältung und wirst nur halb so gut sein, wie du es sonst eigentlich bist. Außerdem hilft heulen nicht! Steh auf und lass uns reingehen!“
Mit einem blitzenden Blick starrte sie Severus in die Augen, die so sehr zu dem Schnee passten. Kühl, unendlich und unergründlich! Ihre Augen verengten sich, bevor sie sich zu einem Blick änderten, der einem etwas sagen sollte. Nur Snape war darin bestimmt nicht geübt, Blicke zu deuten und so ging es unter, dass Christine die Bestätigung ihrer Vermutungen geerntet hatte. Alle liebten irgendjemanden… nur nicht sie.
Es war, als hätte er ihr in dieser Sekunde einen Dolch in den Rücken gerammt. Der Dolch der Wahrheit war immer noch der schmerzhafteste. Zunächst wankte sie ein wenig, als sie aufstand. Ihre trüben, leeren Augen blickten auf den Jungen vor ihr. Schon immer hatte die Hexe die Ehrlichkeit von ihm geschätzt. Was für ein müdes Schmunzeln Christine offenbarte. Ein so verzweifeltes, aber doch erleichtertes Lächeln. Doch schon Sekunden danach ertrug die junge Schülerin die Anwesenheit von dem Slytherin nicht mehr, bevor Severus hätte reagieren können, wandte sich Christine um, rannte los und war alsbald in der Dunkelheit des Winterwaldes verschwunden. Dreizehnjährige Mädchen waren manchmal nicht unbedingt intelligenter, als dreizehnjährige Jungen, soviel stand fest.
Die ersten Sekunden verstrichen damit, dass er kurz da stand und überlegte, was er gesagt hatte.
Severus konnte selbst nach dem zwanzigsten Mal resümieren der Worte, nicht begreifen, was daran jetzt so unsensibel gewesen wäre. Das war doch nur eine ehrlich festgestellte Tatsache oder nicht.
In seinem Inneren herrschte jetzt ein Gewissenkonflikt, den er für etwa vier Schritte abstellen konnte.
„Toulon, komm da sofort wieder heraus!“, schimpfte er in den Wald hinein, als hoffe er, sie habe sich nur hinter einem ganz anderen Baum versteckt. Durch den Ruf wurden die Krähen aufgescheucht. Ihr schwarzes Gefieder hob sich bedrohlich über den zu ruhigen Wald. Nun zuckte Severus selbst zusammen.
Wollte er etwa den ganzen Wald mit dem Gebrüll aufwecken? Mit einem ordentlichen Augenverdrehen ging er, nachdem er noch einmal geprüft hatte, dass keine Lehrer in der Nähe waren, einfach in den Wald hinein. Jeder Schritt brachte eine Verschlechterung der Sichtverhältnisse mit sich. Konnte das Mädchen froh sein, dass er nicht nachtblind war! In Gedanken schimpfte und wetterte er die Ravenclaw bereits an. Mit Genuss würde er sie fertig machen. Solch ein Blödsinn! Dieses Mädchen führte sich auf, wie ein verletztes Tier. Verletzte Tiere knurrten auch herum, um die Wunden später in aller Stille lecken zu können. Nur welche Wunde mochte ein Mädchen, wie sie eines war, haben? Sie konnte doch froh sein, über das, was sie hatte. Sie hatte mit Sicherheit vernünftige Eltern. Sie hatte Freunde. Sie war gut in der Schule - was konnte es bei ihr schlechtes geben? Es erinnerte ihn an seine schwache Zeit, als er sich noch nicht gegen die Willkür seines Vaters hatte durchsetzen können. Mittlweile sah das aber anders aus. Er hatte eine Methode gefunden diesen Kerl in Angst und Schrecken zu versetzen, besonders dann, wenn er seiner Mutter zu nahe kam, die vollkommen hilflos war.
Da man schnell in der Gunst des Slytherins sinken konnte, war Christine auch wieder auf dem Status Begegnung gelandet.
Drei weitere Stunden vergingen bis der Slytherin, der sich fühlte, wie Eis am Stil, endlich das brünette Mädchen gefunden hatte.
Hatte er es geahnt? Natürlich hatte er es geahnt. Sie steckten gewaltig in der Klemme. Man ging doch auch nicht am Abend einfach in den dunklen Wald!
Umzingelt von Riesenspinnen stöhnte Severus auf. Der Gesichtsausdruck zeigte seine Lust daran Christine einfach auf der Stelle, hier und jetzt, genau in dieser Sekunde, unverzüglich zu erwürgen. Sie hatte nicht nur sich in Gefahr gebracht, sondern auch ihn. Aber gut, dass er nun inmitten eines verschneiten Waldes stand, inmitten von Acromantulas, wo kein Ausweg zu sehen war, mit einem sich fürchtenden Mädchen, das war seine Schuld. Wie sehr er doch seinen schwachen Egoisten verachtete. Wenn der nämlich ausgeprägter wäre, würde er jetzt gemütlich im Schlafsaal liegen und sich eines der schwarzmagischen Bücher durchlesen, die er sich Dank Slughorn ausleihen durfte. Aber nein! Sein Gewissen hatte ihn wieder einmal übermannt und ihn davon überzeugt die Göre nicht alleine zu lassen. Warum hörte er nie auf sein erstes Gefühl? Ihm war doch von Anfang an klar gewesen, dass die nur störte.
„Das war so idiotisch!“, entfuhr es ihm urplötzlich und es hallte über ihren Köpfen hinweg.
„Na und? Du hättest nicht hinterher kommen brauchen! Ich bin doch sowieso ein Nichts für alle!“, sagte dieses einfache Mädchen.
„Ja, das bist du! Also, mach keine Zicken und lass uns hier verschwinden!“
Severus Laune war gerade in Morganas Höllen angelangt.
„Verschwinde und lass mich einfach hier!“ widersprach das törichte Gör.
„Ich bin nicht viereinhalb Stunden hinter dir her gerannt, um dann ohne dich zurückzukehren. Hast dunur den leistesten Hauch einer Ahnung, was diese vier Gryffindortrottel mit mir anstellen, wenn die rauskriegen, dass ich dich kurz vor deinem Tod noch gesehen habe?“ schimpfte Severus, ohne auch nur ein einziges Mal Luft zu holen.
Die Spinnen schienen irritiert zu sein, denn bisher hatte noch keine angegriffen. Man konnte das Gefühl bekommen, sie warteten ab, ob die beiden Imbisse es ihnen leichter machen würden, sie als Abendspeise zu bezeichnen. Doch als ein Moment Stille zwischen den Beiden herrschte, erwachten sie aus ihrer Paralyse.
Eine erste, kleinere sprang auf Severus zu, die nur Christine sehen konnte und hatte man geglaubt, dass immer Männer die Helden spielten, so wurden sie eines besseren belehrt, wenn sie auf die Ravenclaw trafen. Mit einem Satz hatte sie Severus aus dem Weg gestoßen, war aber selbst nicht geschickt genug, um mit zu springen. Der Kiefer der Spinne hatte sich in Christines Bein gebohrt und ein Aufschrei drang durch den Wald.
„Hey, was sollte das?“ Severus fühlte sich natürlich in seinem Stolz verletzt, aber der verging ihm ordentlich, als er sah, dass das achtbeinige Getier ihr Gift absonderte.
„Ach verflucht!“ donnerte Snape vor Schreck. Sekundenlang schien er zu einer Salzsäule erstarrt zu sein, die schon immer in diesen Wald gehört hatte, aber spätestens als ein Dutzend weiterer Spinnen auf ihn zu gekrochen kamen, musste er sich etwas einfallen lassen.
„Toulon, du hörst mir zu! Ich stelle dir Fragen!“ sagte der Junge.
„Einverstanden!“
Die Sprache der Schülerin hatte sich bereits verändert. Severus Adrenalin versetzte den Rest des Körpers in Alarmbereitschaft.
„Hast du eine Ahnung was ich machen soll?“ fragte er drauf los, als wäre sie sein externes Gehirn.
„Nein…“, in Christines Kopf drehte sich alles, das Gift wirkte und lange würde es nicht dauern bis es sie vollkommen gelähmt hatte. Severus sah den Leib seiner Kommilitonin bedrohlich schwanken, als sie sich an einem Baum festhielt.
„Hättest du nicht einfach aus dem Wald raus bleiben können? Der Wald heißt nicht umsonst „VERBOTENER“ Wald!“ Severus geriet allmählich in Panik. Er war doch erst dreizehn und so schnell gefressen werden, wollte er nun auch nicht. Das Einzige was er nun wollte, war verschwinden. Aber wie sollte er das anstellen? Was genau sollte er tun? Was zur Hölle sollte er nur machen? Überall krochen Spinnenbeine auf ihn zu. Fellbesetzt und ziemlich hungrig sahen sie aus. Die Geifer sonderten Schleim ab, der Severus den Magen umdrehte. Bis dato hatte der Slytherin eigentlich noch keine Probleme mit Spinnen gehabt, aber ab heute würde er sich das wohl noch einmal überlegen.
„Ich…“ doch damit verließ das Mädchen alle Kraft und sie sank auf den Boden.
„Nicht EINSCHLAFEN!“, war Severus einzige hilflose Reaktion. Einige Sekunden lang wollte er zu ihr hinrennen, doch als er sah, dass einige Spinnen ihn zischend von dem Körper fernhielten, wagte er nicht einen Schritt zu tun.
In seiner Verzweiflung und Angst riss Severus endlich den Zauberstab nach oben und schoss rote Funken in die Luft. Hoffentlich war der Trottel von einem Hüter zu irgendetwas nütze. Gerade fing er an dafür zu beten, dass tatsächlich irgendjemand auf die Magier und Hexen achtete, denn jetzt wäre der passende Moment, um für ein Wunder zu sorgen. Die Greifzähne kamen immer näher. Immer näher und näher und verdammt noch mal, noch näher! Das Klackern ließ ihn zurückstolpern.
Keine von den Riesenspinnen wich zurück. Mit Rückwärtsschritten versuchte er den Blick immer auf seine Schulkameradin zu richten.
„WAS IS’ HIER LOS?“
Severus war noch nie so erleichtert die Stimme von Hagrid, dem Wildhüter zu hören.
„ Verschwindet!“ zürnte der grobe Halbriese mit bebender Miene.
Die Spinnen wichen zurück, als hätte ein Blitz sie getroffen oder als wären sie von Fackeln erwischt worden. Fackeln! Severus dachte in jenem Moment “Meine Güte, bin ich seltendämlich. Feuer! Fackeln! LICHT!“
Geifernd zog sich die schwarze Masse zurück und Fang knurrte die eine oder andere menschenfressende Spinne an.
„Was machst’n du hier?“ Hagrid konnte verdammt imposant wirken, wenn er wütend war. Sein hochrotes Gesicht zeigte nur noch wenig von der Angst, die er Sekunden vorher noch hatte.
„Die da retten. NIE wieder!“, seine Hände zitterten noch immer vor Panik und Sorge mischte sich da auch ein, denn so egal, wie er es wollte, war sie ihm mittlerweile nicht mehr. Er spürte die Furcht, dass ihr etwas Schlimmeres passiert sein könnte.
„Diese blöde Ziege!“ Severus spuckte verächtlich aus. Seine Beherrschung war passé und seine Nerven noch mehr.
„Sag das noch mal!“ polterte der Halbriese.
Das Hagrid Severus am Kragen hochzog, war noch Jahre später der Grund für die intensive Feindschaft, die die beiden miteinander pflegten.
„Wenn dir Toulon irgendwie wichtig ist, solltest du sie lieber in den Krankenflügel bringen…“
Das Gift der Acromantulas war tödlich, das wusste Severus, denn er hatte genügend Tränkelexikas gelesen, in denen stand, dass Acromantulageifer oft für Tränke benutzt wurden, die den Tod herbeiführen konnten.
Acromantulas zählten neben Basilisken zu den gefährlichsten Tieren, was Gifte betraf.
Dann bahnte Hagrid sich seinen Weg durch die Spinnen, die ihm giftig zischend Platz machten. Severus musste sich aber dicht vor Hagrid halten, damit dieser ihn beschützen konnte.
Wie ihn das demütigte. Das war eine Sache, die er der Ravenclaw niemals verzeihen würde. Ab heute, würde er ihr fern bleiben. Das erste Gefühl bestätigte sich eben doch immer.
Was sollte das auch?
Vergiss nicht Severus, sie hat dein Leben gerettet! sagte sein Gewissen wieder einmal.
Die Diskussion die neben allem anderen noch stattfand, gab ihm den Rest. Ein Besuch beim Schulrektor, das würde seine Mutter ganz bestimmt freuen.
„Dir ist klar, dass ich dich dem Rektor melden muss?“ sagte Hagrid wütend.
„Ja! Ist doch auch egal…“ fauchte Snape seinen Hintermann an.
Eine der riesigen Hände, die an Schaufeln erinnerten, klammerte sich um die Schulter von Snape.
Das würde noch eine lange Diskussion mit dem Schulleiter werden.

Da saß er nun. Inmitten eines recht bequemen Stuhls, wie er zugeben musste. Neben ihm ein Feuer und um seine Schultern sollte normalerweise die rote Decke hängen, die aber quer über der Lehne baumelte.
Der Schulleiter sah ihn ernst an. Severus sah steinern zurück. Er wollte ihm tausende von Geschichten erfinden, die er ihm erzählen würde, doch wie viel würde der clevere Mann mit dem weißen, langen Haar und dem weißen, etwas kürzeren Bart vor ihm, glauben?
Brodelnd saß er auf dem weichen Untersatz und wunderte sich, dass er vor lauter Wut nicht platzte.
„Was ist dort unten geschehen, Severus?“ fragte der ältere Mann, der so jugendlich wirkte.
Seine Stimme hatte einen Tonfall, den man weder als ärgerlich, noch als enttäuscht bezeichnen konnte. Die blauen Augen seines Direktors schimmerten wissend und sie hielten seine dunklen fest im Bann.
„Ich bin der Ravenclaw nachgelaufen.“, gab der fahle Junge wahrheitsgemäß zurück.
„Warum bist du ihr denn gefolgt?“, der Schulleiter schien nicht im Mindesten überrascht zu sein. Im Gegenteil, er lächelte ein wenig.
„Keine Ahnung!“ Severus zuckte mit den Schultern und versuchte dem Blick zu entkommen, denn in seinem Gesicht stand das geschrieben, was er versuchte zu verbergen.
In den Zügen stand der Funken Zuneigung geschrieben, den er sich selbst immer wieder ausredete.
„Warum sind Sie nicht zu einem Lehrer gegangen?“ fragte Dumbledore unbarmherzig weiter.
„Weil sie dann …“ er brach ab. „ Weil ich daran einfach nicht gedacht habe!“
Allmählich wurde diese Befragung mehr als nur unangenehm. Nervös rutschte er auf seinem Stuhl hin und her. Fast wäre ihm nämlich herausgerutscht, dass er eigentlich versucht hatte Christine vor einer Strafe zu bewahren. Er war ja so ein Idiot. Jetzt würde er von der Schule fliegen und diese wahnsinnige Ravenclaw gleich noch hinter her. Er sah sich schon gedemütigt vor seiner Mutter stehen, das gehässige Grinsen seines Vaters im Nacken oder aber die Wut, dass Severus schon früher zurückgekommen war, als dieser es eingeplant hatte. Beides wäre schlecht. Das eine würde seinen Stolz verletzen, das zweite nicht nur diesen. Höchstwahrscheinlich musste er bei der letzteren Variante ein Krankenzimmer im Krankenhaus für Monate reservieren.
„Professor Dumbledore, ich werde dann das bisschen Sachen zusammenkratzen. Da ich ja sicher von der Schule geworfen werde!“
Für eine Sekunde wurde Severus doch noch blasser als sonst, was an sich schon eine Leistung war. Die Gesichtsfarbe von dem Jungen mit dem rabenschwarzen Haar hatte schon Geistcharakter.
„Sie haben Recht, Severus. Ich gebe jedem das, was er verdient.“, erwiderte Dumbledore in einer undefinierbaren Art und Weise.
Dieser Augenblick war einer der Schlimmsten, die Severus bis dato erlebt hatte. Sein Herz schien für Momente auszusetzen. Unfähig weiterzuschlagen. Tot umfallen wollte er jetzt. Genau, das war das einzige, was nun noch geschehen musste. Er wollte nicht zurückgehen müssen. So wollte er nicht vor seinem Vater stehen, den er so sehr hasste. Auch seiner Mutter wollte er nicht unter die Augen treten müssen, mit dem Wissen, dass er wegen einer dahergelaufenen Schülerin von der Schule geschmissen wurde. Er hätte heulen können. Man konnte nicht dämlicher sein, als er selbst. Alle hatten sie Recht behalten. Er war ein Versager. Sich mit dieser Wahrheit abfinden zu müssen, war wesentlich schwerer, als sich einzugestehen, dass er nicht mehr Magie lernen durfte. Lily! Was sollte nur aus seiner geliebten Lily werden? Und was aus Christine? Christine? Warum zur Hölle konnte nichts und niemand, diese verfluchte Brünette aus seinem Kopf verbannen? Die hatte doch einen ordentlichen Stich unterm Pony. Sie hatte ihn doch erst in diese Misere gebracht. Die Verzweiflung stieg mehr und mehr in ihm auf. Seine dunklen Augen fielen auf den alten Mann in seinem Sessel, hinter seinem Schreibtisch. Dieser machte Anstalten zu reden, dieser alte Herr, der immer an der Schule sein konnte. Der Neid und die Wut kochten in ihm.
„Ich gebe Slytherin 15 Punkte zu deren aktuellem Punktestand hinzu, denn Sie haben heute, sehr viel Mut und Cleverness gezeigt, Mister Snape!“, Dumbledores Augen funkelten belustigt zu dem Burschen vor ihm, denn der musste gerade glauben, dass Merlins Elfen doch für ihn sangen.
Zunächst senkte der schwarzhaarige Schüler den Kopf und wollte sich gerade umdrehen, als die Worte durch den Dunst der Angst in seinem Kopf drangen: „Heißt das… also … heißt das?“
Dumbledore nickte nur, denn er wusste, was Severus fragen wollte und er ahnte genau, dass Severus Snape nur sehr schwerlich diese Frage über seine Lippen gebracht hätte.
„Ich habe nicht vor dich von der Schule zu werfen. Nun solltest du aber auch zu Madame Healthart gehen. Du hast dich auch verletzt, wie ich sehe!“
Da fiel die Freude, wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Das hatte er ja völlig vergessen. Dumbledore hatte zwar erwähnt, dass er nicht der Schule verwiesen werden würde, aber was war mit der Ravenclaw?
„Und was wird aus der Toulon?“ fragte Severus Snape so beiläufig, wie man es nur klingen lassen konnte.
„Mit ihr werde ich ein Gespräch führen, wenn sie wieder in der Lage dazu ist. Sie ist wach, aber noch in einem sehr schlechten Zustand. Ihre Eltern werden bald hier sein und sie besuchen…“ sagte der Schulleiter. Severus dachte zuerst, er hätte sich getäuscht, doch es war tatsächlich so, dass das vorher freundliche Gesicht ernst geworden war.
„Sir…“ Severus rang mit sich. Er wollte das gar nicht sagen, aber er konnte die Rechnung, die er mit ihr offen hatte nicht einfach stehen lassen. „Toulon ist verletzt worden, weil sie mich … beschützt hat."
Dumbledore sah Severus mit einem wohlwollenden Lächeln an. Mit einem Nicken bestätigte er die ungestellte Bitte. Das Kopfnicken sagte Keine Sorge, ich werde sie nicht zu hart bestrafen
Severus war froh, als er die paar Schritte zur Tür genommen hatte und diese aufging, ohne dass er seine Koffer packen musste. Außerdem hatte er 15 Punkte ergattert. Punkte anstelle des Rauswurfes- erleichtert atmete er aus. Die frische Luft der Freiheit stieg ihm in die Nase und dann fast zu Kopf. Diese … Ravenclaw! Polterten seine Gedanken erneut.
Er wollte gerade zu den Kerkern abbiegen, als eine piepsige Stimme ihn aufhielt.
„Ich soll dir eine Botschaft von Dumbledore hinter her schicken. Du sollst mit mir zusammen zum Krankenflügel gehen und ich bin schnell oben im Büro, falls du da nicht hingehen solltest…“
In seinem Büro schmunzelte Dumbledore wieder schelmisch.
Severus wusste nun, der Schulleiter war nicht so dumm, wie so mancher Lehrer. Ohnehin vermittelte der merkwürdige Mensch, der auf dem Direktorstuhl saß, den Eindruck, als würde er mehr wissen, als er zugab. Wie viel mochte er über ihn wissen?

Gerade trat der Slytherin an die Tür des Krankenflügels, als ein Ehepaar an ihm vorbeilief. Das waren also die Eltern von der Toulon?
Der erste Eindruck zeigte, dass sie an und für sich bestimmt sehr freundliche Menschen waren. Neugierig geworden sah Severus dem Mann und der Frau nach.
Der Weg zum Krankenflügel kam ihm nun leichter vor, als vorhin. Er trat nach den beiden, sehr leise ein.
Schon hörte er die Stimme von der Mutter. Sie hatte gerade einmal gerufen. „Mein Kind! Was machst du denn für Sachen? Dein Vater und ich sterben bald vor Sorge, du kannst doch deine Schulkarriere nicht so einfach fortwerfen!“
Man konnte das Ticken der Uhr hören, ansonsten war der Raum so still geworden, dass es einem die Nackenhaare aufstellte.
Severus stand sprachlos im Raum. Das hatte er nicht wirklich gehört? Schulkarriere? Was war denn mit dem Mädchen selbst? Man musste sich doch Sorgen, um die Göre machen! Empörung breitete sich in seinem Bauch aus, wie ein aufgeblasener Luftballon.
In der Sekunde, wo er bereit war, weiter zuzuhören, wuselte aber schon Madame Healthart an.
„Da sind sie ja endlich! Setzten Sie sich auf das Bett, Mister Snape!“, die Frau war so ungenießbar, wie eine Tollkirsche und die war ziemlich ungenießbar. Trotz aller emotionalen Antipathien, die das Zaubertrankgenie der Schule gegen die Heilerin hegte, musste er ihr doch zugestehen, dass sie in ihrer Arbeit wenigstens sanft war.
Christines Stimme drang an sein Ohr. Mit vollster Anspannung versuchte er die leisen Wortfetzen zu erhaschen.
„… Mutter… Vater … es tut mir leid. Ich … ich!“
„Mein Kind, du musst dich nicht entschuldigen. Handle beim nächsten Mal nur überlegter. Wer weiß, was sie mit dem armen Jungen machen, der dir in den Wald gefolgt ist.“
Das war der Vater, denn diese Stimme war wesentlich tiefer. Sie wussten also, dass jemand ihrer Tochter gefolgt war. Neue Worte! Gespannt, was er noch so lauschen würde können, strengte er sich noch mehr an zuzuhören.
„Severus… oh, bei Merlin… ich muss zu Dumbledore!“
Nun gingen bei Madame Healthart sämtliche Alarmglocken an. Sie schaute auf, wie ein hungriger Wolf, der das leckere Schaf gerochen hatte. Mit einem Satz war sie am Bett von Christine, welches nicht nur auf der anderen Seite lag, sondern auch noch drei Betten von ihm entfernt war.
„Also, Miss Toulon, sie legen sich jetzt wieder hin. Schlagen Sie sich ihr Vorhaben aus dem Kopf!“
„Richtig, Christine! Stell dir nur vor, bis Weihnachten sind immerhin noch zwei Wochen. Zwei Wochen Schule, die du nicht verpassen darfst. Denk an deine Noten!“
In Severus wand sich erneut die Galle. Das durfte doch nicht wahr sein. Das konnte einfach nicht der Ernst dieser Eltern sein. Die Mutter war ja fürchterlich, als befürchte sie, ihr Kind sei dumm. Was hatte Christine gleich noch zu ihm gesagt? Jetzt fühlte er sich fürchterlich, wegen all der Dinge, die er dem Mädchen an dem Kopf geworfen hatte, ohne etwas über sie zu wissen. Deswegen war sie weggerannt. „Wenn du Lily gewesen wärst… „ wisperte er leise vor sich her. Immer tiefer sackte das Herz in seine Hose. Er selbst trug Schuld daran, dass sie in den Wald gelaufen war. Er allein war schuld daran gewesen, dass sie nun hier lag und sich diese Litanei an Beschwörungen anhören durfte.
Er allein!
„Ja, Mama!“, antwortete das dumme Mädchen gehorsam, aber tonlos. „Ich werde so schnell, wie möglich auf die Beine kommen!“
„Sie wird sich ordentlich auskurieren! Das letzte Mal, hat sie es auch einfach übertrieben. Eine Woche lag sie im Krankenflügel. Sie braucht Ruhe! Ich als Heilerin, weiß das wohl besser!“
„Stimmt schon! Es tut mir leid! Ich wollte nichts und niemanden hetzen!“, die Mutter bekam nun einen zögerlichen Klang, als überlege sie, ob sie öffentlich zu weit gegangen war. Da fragte sich Severus doch, wie es bei ihr zu Hause sein musste. Er fragte sich allerdings im selben Atemzug, ob er die Antwort dazu wirklich haben wollte.
„Komm, mein Lieber, wir werden nun wieder gehen. Unserer Tochter ist ja glücklicherweise nichts allzu ernstes geschehen. Sie ist stark und wird sich aufraffen.“
In Severus krabbelte der Zorn auf die Eltern, sowie auf sich selbst. Der helle Raum war nun in den Augen des Jungen so düster, wie das Licht im Kerker. Mit funkelnden Augen starrte er den beiden erwachsenen Personen nach, die sich besorgt über Christine unterhielten.
Aber seine Wut verwandelte sich bei den zu hörenden Schluchzern in etwas ähnliches, wie Mitleid.
Wie alleine, sie sich jetzt fühlen musste.
Am liebsten wäre Severus zu ihr gegangen, aber neben seinem Ego, war das größte Hindernis die Medihexe, die ihn nun wieder am Wickel hatte. Er hatte fast das Gefühl, dass die Heilerin bald einen Würgegriff würde einsetzen müssen, um ihn am Platz zu halten.

Christine lag in ihrem Bett. Die Tränen flossen an dem kränklichen Gesicht herab. Severus würde sie hassen. Bestimmt war er wegen ihr von der Schule geflogen. Außerdem glaubten ihre Eltern nun, dass sie ein ungehöriges Mädchen war. Einfach desinteressiert an der Schule und an den Noten. Severus hatte Recht, sie war wirklich ein Niemand. Sie war ein Nichts. Irgendetwas, was man vielleicht am Schuh kleben hatte, aber nicht loswurde.
Noch immer dreht sich alles vor ihren Augen und jedes Mal, wenn sie versuchte die tauben Gliedmaßen zum Aufrichten zu benutzen, sackte sie schmerzhaft ein und fühlte sich schwächer als vorher.
So fühlten sich also Fliegen, die vom Gift der Spinne gelähmt wurden. Mit wackeligen Armen startete sie erneut den Versuch einfach aufzustehen. Trotz aller Mühe jedoch sank sie zurück in die weichen Kissen des Bettes. Diese Anstrengung hatte eine merkwürdige Mischung von rot und grün in ihrem Gesicht verursacht.
Die Welt drehte sich scheinbar ohne sie weiter. Immer wieder zog der Vorhang an ihrem Auge vorbei. Je länger die Stille sich um sie herum ausbreitete, desto heftiger wurde ihr Weinen. Sie wollte nicht alleine sein. Sie wollte nicht hier liegen, im ungewissen. Ohne die leiseste Ahnung, was mit ihr geschehen würde. Schluchzend lag sie in den Kissen und konnte das Kind nicht weiter verstecken.
Mit aller Kraft, die sie hatte, drehte sie sich auf die Seite und hob das weiße, saubere Kissen an ihr Gesicht. Träne, um Träne ging in das Kissen. Ihr Schluchzen wurde gedämpft. Die Stille wurde jedoch immer drückender. Dieses einengende Gefühl traktierte Christine soweit, dass sie doch entgegen der Warnungen der Schwester versuchte sich aufzurappeln. Mit einem ordentlichen Poltern fiel sie aus dem Bett. Das Gesicht von Severus verdüsterte sich mindestens dreifach so stark, wie jenes von der Heilerin. Das war eigentlich so gut wie unmöglich, denn das Gesicht der Heilerin wirkte schon, wie das Gesicht eines wütenden Hausdrachens, der gerade die schmutzige Socke in einem Blumentopf gefunden oder wie das Gemüt eines Drachens, den man um seinen Schatzt gebracht hatte. Beides konnte tödlich enden.
Severus erinnerte mit seinem Gesicht stark an jemanden, der eine Kombination aus beidem darstellte.
Erst als er Christine am Boden knien sah, wurde ihm ganz anders. Mulmig, nannte man dieses Gefühl wohl. Sie hockte dort. Die Augen waren zusammengekniffen. Kein Schmerzensschrei kam über ihre Lippen.
Severus drehte sich weg. Diesen Rest der Würde, wollte er Christine definitiv nicht nehmen. Das war zu intim, wie auch schon der Vorspann ihn eigentlich nichts angegangen wäre.
Vergessen war all die Freude darüber, dass er nicht von der Schule geflogen war. Vergessen die Erleichterung, als er das Nicken vom Schulleiter vernommen hatte. Aber den Anblick von der Kameradin zu vergessen, das war mitnichten so leicht.
Die Heilerin eilte zu Christine, während er ins Nichts starrte.
Severus konnte nicht sehen, wie die Heilerin Christine in den Arm nahm, den zitternden Leib fest hielt und beruhigend auf sie einredete. Das markerschütternde Schluchzen jedoch erbarmte sich seiner nicht. Es drang tief. Verdammt tief! Viel zu tief!
Wie die Made sich unaufhörlich und bis zum Ende in den Apfel bohrte, so nagte sich dieses klägliche Weinen der Schülerin in seinen Verstand. Mehrere Male versuchte er dieses Schluchzen loszuwerden, indem Severus seinen Kopf kurz schüttelte. Jetzt wollte er einfach nur irgendwo anders sein. Irgendwo bei Lucius, der lenkte einen immer ab. Er hätte nun sogar die Gesellschaft von Bellatrix dieser Situation vorgezogen. Narzissa… wo war Narzissa? Sie musste nun irgendwo im Gemeinschaftsraum sitzen.
Behutsam strich die Heilerin über das Haupt des Mädchens, über dieses kastanienbraune Haar, das nun dabei half, das gerötete Gesicht zu verbergen. Allmählich wurde das Weinen weniger. Leiser und jetzt fragte sich Severus, ob er wirklich an einem anderen Ort sein wollte, denn die Stille war grausam. Sie erfüllte einem den Leib mit der Angst, dass das Kind, welches Christine war, dieses junge Ding, diese Schülerin, seine Kameradin aus der dritten Klasse, einfach wieder sich in eine strebsame Marionette verwandeln würde, die sie bisher immer gewesen war.
Die Heilerin hielt das Mädchen weiterhin.
Dies sollte der einzige Moment in Severus Leben bleiben, wo er die Heilerin einfach nur sympathisch fand. In jenem Augenblick war sie einfach nur Mensch und nicht der gefährliche Hausdrache, der jeden Kranken, wie eine Beute behandelte.


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