Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Spiel mit der Liebe - Kapitel 6.1 - Happy Birthday

von Letitia Lilianna Jones

Kapitel 6 – Happy Birthday

Gleichschlagende Herzen tanzen,
gezwungene Herzen treten sich,
so zwinge keine zwei zu treten,
den Tanz der anderen zu stören.


Es war der vierte Januar und nicht mehr lange, dann hatte Severus Geburtstag. Immer wieder versuchte er zu verdrängen, dass es nur noch achtundvierzig Stunden dauern würde, bis er vierzehn Jahre alt werden würde, genauso wie er jeden Gedanken daran verdrängt hatte, dass Lucius ihn mit seinen jungen Jahren verkuppeln wollte.
Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendein Mädchen aus Slytherin ihn wirklich interessant finden konnte. Zumal er seine Meinung bezüglich irgendwelcher Verliebtheiten in ihrem Alter nicht geändert hatte und sicherlich auch nicht würde. Dafür war er zu stur. Natürlich gab es so etwas, wie Sandkastenlieben, aber dass da Gefühle im Spiel waren, fiel einem doch auch erst in späteren Jahren auf, oder etwa nicht?
Severus hatte den Trank allerdings ohne Lucius gebraut, der gerade im Begriff war, gegen Severus im Schach zu verlieren, wie so oft. Es war egal, wie sehr Severus versuchte, dem blonden Malfoy zu erklären, dass er auf die Figuren des Gegners bei diesem Spiel achten musste, denn es scheiterte stets an dem Desinteresse des Älteren. Severus vermutete, dass in dem Kopf des Blonden ausschließlich Mädchen herumspukten und diverse Nachwirkungen von heimlichen Feiern im verbotenen Korridor ihren Tribut forderten.
Niemand wusste so genau, warum der Korridor im fünften Stock verboten worden war, aber das interessierte Severus wiederum herzlich wenig, ebenso wenig wie die Feiern mitten in der Nacht, die dafür sorgten, dass Lucius, Bellatrix oder einige andere Slytherins am nächsten Morgen erhebliche Kopfschmerzen hatten. Manchmal hatte Severus sogar das dumpfe Gefühl, dass die Slytherins genau die gleichen Idioten beherbergte, wie Gryffindor. Aber das hätte er nicht gewagt laut auszusprechen. Also vergrub er es unter den Gedanken, seine weiße Figur in Richtung König von Lucius zu setzen. Der wiederum hatte den Kopf auf seine Handfläche gestützt, sah vielleicht nachdenklich aus, aber zog so schnell nach, dass Severus nicht glaubte, dass er auch nur eine Sekunde daran verschwendet hatte, zu überdenken, ob es wirklich klug war, den Läufer zu setzen.
„Lucius, willst du den Zug nicht doch lieber wieder zurücknehmen?“, fragte Severus seufzend, dem es allmählich auf die Nerven ging, dass sein Gegner zum zigsten Male übersehen hatte, dass eine seiner Figuren, in dem Fall der Springer, den König des anderen in Schach setzte.
Statt zu antworten, nahm dieser sich die Situation zum Anlass, von seiner Unfähigkeit dem Schach gegenüber abzulenken: „Ich habe mit Ruthy gesprochen. Sie freut sich schon sehr, dass du an deinem Geburtstag mit ihr nach Hogsmeade zu Madame Poodyfoots gehen willst.“
Die Worte kamen so plötzlich, dass Severus sie erst einmal verarbeiten musste. Mit einem Themenwechsel hatte er nun wirklich nicht gerechnet, aber als sein Hirn so weit war, hob er den Kopf. Severus sah überrascht zu Lucius hinüber. Seine dunklen Augen trafen auf die grauen des anderen. Das war doch nicht etwa wirklich der Ernst von seinem besten Freund?
Die Gedanken des Dunkelhaarigen wirbelten durcheinander. Er war bis auf die Grundsubstanz erschrocken und nachdem sein Herz für einen Moment verdächtig ruhig geblieben war, raste es eine Sekunde später, wie ein Sauberwisch gegen seinen Brustkorb.
„An … meinem … Geburtstag?“, stammelte Severus den Satz zusammen. Tatsächlich wurde er auch weißer als normal. Das hatte man bisher kaum für möglich gehalten, aber es schien tatsächlich funktionieren zu wollen.
„Ja. Eigentlich wollte ich es dir ja erst an deinem Geburtstag sagen und Ruthy eine Schleife umbinden...“, begann Luc unfassbar gelangweilt daher zu reden, bevor er fortsetzte: „... aber ich dachte mir, du solltest vielleicht doch darauf vorbereitet sein. Sie ist immerhin kein schlechter Fang.“
Severus starrte den Älteren entgeistert an und auch die Stille im umliegenden Slytheringemeinschaftsraum half nicht ihn zu beruhigen. Ihm lagen Sätze auf der Zunge, wie: Redest du von dem Farbtopf? oder Die blöde Kuh, die mir Shampoo geschenkt hat? und zu allem Überfluss dachte er auch kurz darüber nach zu sagen: Ich habe doch Auswahl!
Doch sein Mund war so trocken geworden, dass er nicht ein Wort hervorbrachte. (Zum Glück)
Lucius hob eine Augenbraue. „Deine Freude ist wirklich umwerfend.“, ließ sich der Siebtklässler vernehmen. Ab der Sekunde überlegte der Slytherin aus der dritten Klasse fieberhaft, was er denn jetzt sagen sollte. Bei Merlins Bart – Lucius hatte doch nicht mehr alle Schweinepastillen im Kessel.
„Bist du dir sicher, dass das so eine gute Idee ist? Vielleicht mag sie mich ja gar nicht und will nur keinen Ärger mit dir haben?“, versuchte er Zweifel in seinem Gegenüber an der Idee zu wecken.
Doch Lucius verzog seine Lippen zu einem beruhigenden Lächeln und antwortete: „Nein, nein, sie hat mich angesprochen und mich gefragt, ob ich nicht etwas drehen könnte.“
Severus fühlte sich, als hätte man ihn mit einem Lähmfluch belegt.
Langsam sagte er: „Das ist … äh … ganz toll.“
„Bist du dir sicher? Du siehst gerade eher aus, als wäre ein Avada an deinem Ohr vorbeigerauscht“, gab Lucius skeptisch zurück, während er sich mit verschränkten Armen in den Ohrensessel zurücklehnte.
„Ja, doch … es ist nur … es ist doch … überraschend“, erwiderte der Drittklässler. Bereits jetzt überlegte er, welche Tränke man benutzen konnte, um sich vor dieser Aktion zu drücken. Vielleicht einen Magengeschwürtrank. Der war zu schmerzhaft. Einen Furunkeltrank – die bekam man doch nicht einfach so. Einen Durchfalltrank – zu einfach, da gab es ein einfaches Gegenmittel. Ein Fiebertrank – das wäre eine Möglichkeit, aber dazu musste er auch die Zutaten erst zusammenbekommen. Vielleicht konnte er von Slughorn welche erfragen, zu Forschungszwecken – aber dann wüsste der Professor später, was er damit gemacht hatte. Unklug …
Severus war in Gedanken schon wahnsinnig enttäuscht, dass ihm so kein Weg einfiel. Allmählich wurde er wütend auf seinen besten Freund, der scheinbar einmal zu tief ins Glas gesehen hatte. Er hätte ihn vorher doch nach …
Severus Blick wurde düster, als er daran dachte, dass er sich gerade ein wenig zu viel auf seine Position einbildete, Luc tat, was er tun wollte. Er fragte nicht nach und schon gar nicht nach Severus' belangloser Meinung. Warum hatte er sich nicht irgendjemanden aus der ersten Klasse suchen können, dann könnte er dem erzählen, was der zu tun hatte. Er wollte sich von Lucius nicht zu einer Schachfigur machen lassen. Das mochte er nicht. Er hatte zu Hause einen Mann sitzen, der meinte ihm einprügeln zu müssen, was er zu tun und was er zu lassen hatte.
„Freu dich doch einfach, dass jemand aus deinem ehrenvollen Haus mit dir nach Hogsmeade gehen will“, versuchte Lucius nun etwas freundlicher die ganze Sache in ein anderes Licht zu rücken. Severus fühlte sich allerdings nicht im geringsten besser.
Dann sah er sich um. Die nächste Frage konnte er hier nicht stellen. Sein Stolz quälte sich ja schon bei dem bloßen Gedanken an die Möglichkeit sie vor allen Slytherins im Raum auszusprechen. Die Hänseleien reichten ihm. Er wollte es nicht verschlimmern.
Irgendetwas in seinem Blick musste ihn dann doch verraten haben, denn Lucius eröffnete großzügig: „Ach, Sevy ...“
Severus verspürte den unbedingten Drang Lucius für diesen Spitznamen in Stücke zu hexen. Leider war ihm klar, dass Lucius vielleicht nicht intelligenter war, als er selbst, aber er kannte mehr Zauber, weil er auch vier Jahre länger Zeit zum Üben gehabt hatte. Er biss also die Zähne zusammen und sprach im Stillen auf sich selbst ein, dass er sich nicht aufregen durfte.
„... mach dir keinen Kopf wegen der Münzen. Das ist mein Geburtstagsgeschenk und ich habe an alles gedacht!“
Severus wollte sterben gehen. Hätte er nicht einfach die Klappe halten können und das ganze vielleicht an einen nicht so … belebten Ort sagen können? Aber auch diese Gedanken behielt er für sich, weil es sich niemand ungestraft mit Lucius verdarb, besonders wenn man so dämlich war, und es gerade heraus tat. Seine Stimme klang unnatürlich, als er fragte:„Heißt das, du hast ...“
„Genau, ich habe dir Ausgehkleidung besorgt und die das notwendige Geld beigelegt, dass du das Zeug bezahlen kannst“, sagte Lucius nun mit einem Weihnachtsmannblick. Es störte Severus erheblich, dass Luc so tat, als hätte er ihm den größten Gefallen der Welt erwiesen.
„Du solltest vorher versuchen, irgendwie deine Haare sauber zu halten … geht das? Ich meine, vielleicht setzte du die nächsten zwei Tage mit dem Trankbrauen mal aus“, erwähnte Luc jetzt sogar ein wenig enthusiastisch. „Und du musst uns natürlich erzählen, wie es gewesen ist.“
„Was meinst du damit, wie es gewesen ist?“
„Bei Merlin, jetzt stell dich doch nicht an, als wärst du der erste Zauberer auf Erden. Wir wollen natürlich wissen, wie es mit Ruthy gelaufen ist …“
Eindeutig und definitiv – Severus wollte jetzt auf den höchsten Turm der Schule steigen und springen. Zumindest gefiel ihm der Gedanke wesentlich mehr, als jener mit Ruthy ausgehen zu müssen. Er blickte sich um, um herauszufinden, ob Luc die Wahrheit gesagt hatte. Der Slytherin war immerhin in einem Haus, in dem List und Tücke zu den Tugenden gehörte. Wer sagte Severus, dass Luc ihn nicht einfach nur aufs Glatteis führen wollte?
Leider fand er sie nicht im Gemeinschaftsraum. Severus unterdrückte alle seine Gefühle, die von Wut, über Verwirrung bis hin zu einer ausgewachsenen Frustration.
Wie hatte er nur vergessen können, dass Lucius so etwas prinzipiell ernst meinte? Er unterdrückte ein entnervtes Stöhnen und zwang sich zu einem Lächeln, das vermutlich mehr nach Zahnschmerzen aussah, als tatsächlich nach einem beglückten Strahlen.
Allerdings war Lucius in etwa so empathisch, wie ein Klatscher. Ausnahmsweise war das gerade von Vorteil, denn er hielt es scheinbar für das schüchterne Lächeln eines Dreizehnjährigen.
„Also darf ich annehmen, dass du unsere kleine, charmante Ruthy auszuführen gedenkst?“, erkundigte sich Lucius noch einmal.
Dessen Blick verriet Serverus, dass er ein „Nein“ in keinem Falle akzeptieren würde. Gezwungenermaßen antwortete der Jüngere: „Aber natürlich …“ und ausschließlich in Gedanken fügte er ein “... mir bleibt wohl nichts anderes übrig.“ hinzu.
Ich würde ja behaupten, dass er ein armer Kerl gewesen ist, aber ich kann mich einfach nicht entscheiden, wen ich mehr bedauern sollte. Wenn man davon ausgeht, dass Ruthy sich das Leid selbst gewählt hatte. Also neige ich dazu, Snape den Vorzug zu geben.

Lucius wirkte von dieser Eröffnung begeistert und klatschte die Hände zusammen, so dass Severus vor Schreck zusammenzuckte. Er war gerade in düsteren Gedanken versunken, hatte er doch darüber nachgedacht, ob es nicht einen anderen Weg gab, diesem Unfug zu entkommen.
„Also – dann will ich dir einmal deine schicke neue Kleidung zeigen“, sagte Lucius. Einen Moment lang war der Slytherin überrascht von dem Verhalten des Blonden. Immerhin hatte dieser selten solche echten emotionalen Ausbrüche. Selbst der gelangweilte Ausdruck schien im Nichts verschwunden zu sein, als wäre es nie da gewesen.
Echte Verblüffung breitete sich auf dem dreizehnjährigen Gesicht aus. Es war so ungewohnt, dass er nicht wirklich glauben konnte, den gleichen Malfoy vor sich zu haben, wie noch bei dem Schachspiel. Vielleicht lag dem Jungen ja wirklich etwas daran, dass Severus das tat, worum er ihn bat. Severus entspannte sich und spürte gleichzeitig, wie etwas von dem schlechten Gewissen aufkeimte, dass er normal so gut zu unterdrücken pflegte.
Zum Glück hatte er von seinen Gedanken nicht eine Silbe ausgesprochen, womit seiner Ansicht nach bewiesen worden war, dass er nicht völlig auf den Kopf gefallen war.
Seine Miene wurde ebenfalls weicher und nickte.
„Danke übrigens“, sagte Severus dann halb verbissen, halb verschüchtert. Er hasste es, sich bedanken oder entschuldigen zu müssen, obwohl seine Mutter in der Hinsicht sehr eindringlich darauf bestanden hatte, dass das notwendig war und das sein Vater Recht hätte, wenn es darum ging, die Worte „Bitte“ und „Danke“ zu beherrschen. Natürlich hatte Severus im Alter von fünf Jahren eine üble Erfahrung damit zu verbinden, aber da so ziemlich seine ganze Kindheit aus schlechten Momenten bestand, war ohnehin alles schwierig für ihn.
Doch die Anekdote, warum Severus sich so schwer tat damit, diese zwei selbstverständlichen Vokabeln von sich zu geben, soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, da ihr ja verstehen lernen müsst, warum Severus war, so wie er war:
Seine Mutter hatte ihm einen Tag zuvor erklärt, dass man „Bitte“ sagte, wenn man selbst jemand anderen etwas gab und „Danke“ sei dazu da, um sich erkenntlich zu zeigen, wenn jemand anderes einem etwas überreichte.
Severus wusste heute, dass er mit fünf sehr auslegungsfreudig gewesen war und dass das nicht immer zum gewünschten Ergebnis geführt hatte, zeigte die Erinnerung, die ihn jetzt überkam sehr eindrücklich. Der kleine Junge befand sich nämlich überhaupt in einer sehr ausweglosen Situation.
Eileen Snape war nicht daheim, sondern machte Besorgungen in der Stadt. Obwohl diese Tobias gebeten hatte, seinen Sohn einfach nur in Ruhe zu lassen, hatte Severus es geschafft ihn zu verärgern. Wie genau, dass wusste selbst sein jetziges Ich nicht ganz so genau. Vielleicht war es sein Gesicht gewesen, dass Tobias so verärgert hatte. Aber wie bereits erwähnt, war er sich da nicht ganz so sicher.
Jedenfalls hatte sein Vater ihm mit der flachen Hand eine ziemlich schmerzhafte Ohrfeige versetzt, die unangenehm auf seiner rechten Wange brannte und die ihn mit dem ganzen Ausmaß an Kraft auf den Holzboden geworfen hatte. Sein Glück war gewesen, dass der Stuhl noch zwei Schritte von ihm entfernt war. Verwirrt saß der Kleine also in der kleinen Küche da und blickte zu dem großen, unheimlichen Mann auf, der seinen Vater darstellen sollte. Severus murmelte, während sich Tränen in seinem Blick sammelten, ein leises „Dankeschön, Daddy.“, in der verdammten Hoffnung sein Vater wäre stolz auf ihn, weil er gelernt hatte, diese komischen Begriffe von gestern zu benutzen, wie sich das eben gehörte und wie seine Mummy ihm das erklärt hatte.
Severus hatte nicht eine Sekunde darüber nachgedacht, dass das wohl kaum etwas sein konnte, was man einem anderen Menschen gerne gab und das seine Mutter mit dem Wörtchen „geben“ irgendetwas positives gemeint haben musste. Jedenfalls hatte der Fünfjährige das in dem Moment so verstanden, dass man ja auch jemanden eine Ohrfeige [i]gab
. So kam das unschuldige, kindliche „Dankeschön“ zustande, dass da seinen Mund verlassen hatte, bevor er seine grauen Zellen benutzt hatte. Da dieser sich allerdings von dem Umstand, das sein Sohn sich scheinbar lustig über ihn machte, nicht besonders begeistert zeigte, schlug sein Vater dieses Mal mit der Faust zu. Die Flasche in der Hand des großen Mannes kippte zur Seite und es schwappte etwas von der Flüssigkeit auf Severus Kleidung. Ein furchtbarer Gestank zog in seine Nase. Natürlich rümpfte er die Nase, aber er wagte nicht ein Wort dazu zu sagen, auch wenn er es hasste, wenn sein Dad soviel von dem Zeug zu sich nahm. Sein Dad wurde dann immer ganz komisch. Das Problem war leider, dass Severus immer noch glaubte, dass er das mit dem Dankeschön irgendwie falsch machte und es jetzt aber funktionieren müsse. Er sagte also wieder „Danke“ und so brachte er seinen Vater mehr und mehr gegen sich auf. Immer panischer, immer erschreckter rief das Kind dieses ihm so unverständliche Wort, das seine Wirkung ganz und gar verfehlte. Scheinbar war der betrunkene Mann dann aber müde davon, seinem Sohn zu zeigen, dass man sich für Prügel niemals bedanken durfte, als sein Vater dann irgendwann seinen Latsch zurückforderte, den er Sekunden zuvor schon auf dem Hinterteil platzierte hatte. Vielleicht hatte Tobias auch deshalb aufgegeben, weil der Latsch ihm aus der Hand gefallen war. Ganz genau ließ sich das nicht ergründen. So schnell, wie die Aggressionen kamen, verschwanden sie auch wieder in Lustlosigkeit. Severus wankte auf die Stelle zu, wo das Ding lag und hob das Schuhwerk auf, um nicht noch mehr Ärger zu bekommen. Als er dann über den schmutzig braunen Holzboden lief, seinem Vater den Pantoffel entgegenstreckte, sagte sein jüngeres Ich beschränkt, wie er zu der Zeit eben gewesen war, ganz höflich „Bitte“ und kassierte prompt einen Schlag mit dem Latsch per Rückhand mitten auf die linke Wange. Das undeutliche „Das ist für deine Frechheit, Satansbraten!“ konnte Severus vernehmen und er ging davon aus, dass das letztere Wort bestimmt nichts Nettes gewesen war. Der Abdruck brannte derweil auf seinem Gesicht, das eh schon ziemlich weh tat auch ohne, dass Tobias seinen Pantoffel auf dem Gesicht von Sev platziert hätte. Severus kippte, wie die Flasche vorhin zur Seite weg und richtete sich nur langsam mit den Kinderhänden wieder auf. Er weinte, mittlerweile still, bitterliche Tränen, aber hatte sich gleichsam auch geschworen, dass er diese beiden Worte absolut nicht leiden konnte, weil diese scheinbar nur Ärger machten.
Bereits zwei Jahre später, hatte Severus dazu gelernt und seinen Vater ins Schienbein getreten, weil dieser seine eigene Frau gegen die Wand geschubst hatte. Das Endergebnis war, das Tobias springen hatte wollen, mit dem Fuß umknickte und sage und schreibe drei Monate danach noch nicht richtig laufen konnte. (Wenn man davon absah, dass dauernd Gegenstände nach ihm flogen, wenn er nur in Tobias Nähe kam und dauernd beleidigt wurde, war der Zustand sehr erträglich für den Siebenjährigen. Tobias kam ihm nämlich so schwer hinterher, dass er es sich hin und wieder leisten konnte, frech zu sein). Als Tobias zu jener Zeit allerdings wimmernd am Boden lag, hatte es sich Severus nicht nehmen lassen, seinem Vater die Quittung zu verpassen, die er selbst mit Fünf erhalten hatte und spie ihm ein „Bitte, Vater!“ entgegen, zufrieden mit sich selbst und der Welt. [/i]

Lucius riss ihn aus den Gedanken. Er hatte neben seinem Ohr mit dem Finger geschnippt. Severus konnte nicht verhindern, dass er kurz zusammenzuckte.
„Hey, bist du noch da, Sevy?“
Severus hörte die Frage, nickte knapp und ballte die Hände zu Fäusten. Er war wütend, weil Luc nicht damit aufhörte ihn so zu nennen, obwohl er schon tausend Mal gesagt hatte, dass er diesen Spitznamen verabscheute.
„Du sollst mich nicht Sevy nennen!“, sagte der Dreizehnjährige schneidend, doch Lucius schien nicht gewillt ihm zuzuhören, denn der deutete mit dem Finger in Richtung Schlafsäle.
Sie bogen in den Kerkergang ab, der sehr spärlich eingerichtet wirkte. Allein Fackeln beleuchteten die Wandteppiche, die altehrwürdige Slytherins zeigten. So gab es unter anderem die Gesichter von Salazar Slytherin höchstpersönlich, Merlin, dem größten Zauberer aller Zeiten und seine Kontrahentin Morgana le Fay.
Die Wandteppiche begleiteten die Beiden bis zum letzten Zimmer in dem Lucius mit drei anderen Schülern schlief. Er teilte sich den Schlafsaal mit Crabbe, Goyle und einem hartgesichtigen, düsteren Gesellen namens McNair.
Severus konnte nicht behaupten, das er abgesehen von Lucius auch nur einen von den anderen dreien sonderliche ausstehen konnte. Sie waren ihm einfach zu grobschlächtig, besonders dieser McNair hatte verdächtig viel Spaß daran, sich mit Morden zu beschäftigen.
Als die dann eintraten, traf Severus der Schlag. Vollkommen schockiert stand er im Türrahmen und sah auf das Chaos nieder, dass sich unter seiner Nase ausbreitete.
Bis gerade eben hatte er sich noch ein fantastischen Raum ausgemalt, mit wertvollen Gegenständen, aber die schienen die vier verdammt gut versteckt zu haben.
Dieses Zimmer wirkte auf den jungen Slytherin, wie ein Schlachtfeld. Sachen lagen an allen möglichen und unmöglichen Stellen.
Pergamente lugten unter den Wäschebergen hervor. Einzelne undefinierbare Gegenstände durchzogen den wüsten Raum. Federn lagen herum, als hätte man hier ein Huhn gerupft.
Severus hob beide Augenbrauen, als er das Schlimmste an dieser Rumpelkammer ausmachte. Bücher lagen zerfleddert inmitten all dieser Unordnung, die es einem unmöglich machte, über den Fußboden zu laufen, ohne auf etwas draufzutreten.
Der Slytherin konnte nicht umhin zu denken, dass die vier eine Woche hätten bei seinem Vater leben müssen … die vier wären sicherlich wahnsinnig schnell von ihrem Saustall genervt.
Hatte denn wirklich keiner von denen einen Sinn für Ordnung? Ordnung war wichtig – Ordnung war gesünder für die Seele und überhaupt – man konnte doch Bücher nicht so behandeln. Es fühlte sich an, als hätte Lucius ihm gerade sämtliche Gliedmaßen gebrochen. Er beugte sich hinunter und nahm das erste Buch, dass ihm in die Quere kam auf.
Ein Buch über verbotene Zaubertränke. Interessiert besah er sich das Buch.
Lucius sagte derweil: „Ich hoffe, dass bisschen Chaos stört dich nicht.“
Severus hob rasch den Kopf und blickte in die grauen Augen seines besten Freundes. „Äh – nein – keine Panik“, zwang sich Severus nun zu antworten, obwohl er am liebsten gefragt hätte, ob es denn noch schlimmer aussehen konnte. Ihm fiel gerade in dem Moment auf dem Bett ein angeknabberter Apfel auf. Schwer musste der Junge schlucken. Auch der Geruch von viel zu lange getragenen Socken, ließ seinen Magen rebellieren. Er wollte gar nicht wissen, welches Ungeziefer sich hier wohl fühlte. Eine Sekunde lang erschauderte er, als er unweigerlich auf seine Schuhe starrte, ob irgendwo etwas herausgekrabbelt kam.
Severus schluckte schwer. Seine Fantasie ging eindeutig mit ihm durch. Er straffte sich. Das war doch kein Problem, das sah bestimmt einfach nur heute so schlimm aus. Auch wenn der Sockengeruch etwas anderes sagte. Er verbiss sich alle Kommentare, die ihm hierzu einfielen.
Seine Gedanken richteten sich nun wieder auf das hier und jetzt, als Lucius meinte: „Die Sachen waren doch hier … irgendwo“, abwesend nahm Lucius einige fleckige Hemden, die über seine Schultern und zur Seite flogen. Irgendwann bekam Severus eine Unterhose ins Gesicht, die er erst so von sich nahm, dann aber mit angehaltenem Atem eilig wegwarf. Er würde sich nachher drei Stunden duschen, da war er sich absolut sicher.
Noch immer wühlte Lucius auf dem Schreibtisch herum, der nicht minder von Kleidung bedeckt war, als der Rest dieses Zimmers.
„Sag mal, Lucius – willst du – äh nicht den Aufrufezauber benutzen“, schlug Severus vor, der sich nicht vorstellen konnte, das Luc innerhalb der nächsten zehn Minuten Erfolg haben würde, die Sachen zu finden und länger würde der Drittklässler es hier drinnen nicht aushalten. Er wusste, dass der Zauber erst im vierten Schuljahr unterrichtet werden würde, aber er wollte die Idee nicht für sich behalten, weil sie ihn wahrscheinlich schneller aus dem Saustall wieder herausbrachten. Da war ja sogar sein Zimmer ordentlich und das war von seinen Zimmerkameraden schon für seine Geduld grenzwertig.
Lucius richtete sich auf, blickte Severus kurz an und damit Luc nicht auf die Idee kam, er wolle ihn bevormunden, lächelte er ein wenig. Zwar verklemmt, aber immerhin minimal.
„Vielleicht hast du Recht, hier rum zu wühlen ist so aufwendig“
Lucius Faulheit hätte Severus faszinierend gefunden, wäre nicht dieses Zimmer um ihn herum gewesen.
Nach dem Zauber klappten Schranktüren auf, und offenbarten gähnende Leere, bis auf die Sachen, die nun auf Lucius zu geschwebt kamen. Severus trat über einige der Sachen hinweg und hörte es knirschen. Er zucke unter dem Geräusch zusammen. Er wollte gar nicht wissen, was er da erwischt hatte. Auch entschuldigen würde er sich nicht. Wenn die vier nicht aufräumen konnten, brauchten die auch nicht zu krakehlen, wenn doch mal jemand auf etwas drauf trat.
Lucius winkte ab: „Keine Panik, das war nur eine Kristallphiole für Zaubertränke – meine Eltern schicken mir sowieso neue ...“
Ah, daher wehte also der Wind. Wenn irgendetwas kaputt ging, waren Mummy und Daddy ja da, um es zu bezahlen. Manchmal fand Severus es gar nicht so schlecht, Entbehrungen zu haben, man wusste die Dinge, die man hatte, einfach besser zu schätzen.
Nun jedoch stand er vor seinem besten Freund, der scheinbar das Wort „Unordnung“ erfunden hatte, der anfing das weiße Hemd auseinander zu falten. „Hier – dass ist das weiße Hemd.“
Severus nahm es in die Hand. Der Stoff war angenehm weich und nicht so kratzig, wie die zwei, die er besaß und so perlenweiß, dass er sich für seine vergilbten, ausgewaschenen Hemden zu schämen begann.
„Das ist toll“, sagte Severus und strich ehrfürchtig mit einer Hand darüber. Es war in etwa so wertvoll, wie sein letztes Weihnachtsgeschenk, dass er von Chris bekommen hatte.
Dann folgte ein Gehrock, der Severus Leidenschaft für diesen Kleidungsstil förderte. Er war in schlichtem Schwarz gehalten und hatte eine dunkelviolette Umrandung, die nur auffiel, wenn man genauer hinsah. Mit großen Augen starrte er darauf. Er konnte den Blick gar nicht mehr abwenden, hatte damit auch die Ordnung in diesem Zimmer völlig vergessen.
„Unglaublich“, murmelte der Dreizehnjährige, der seit dem ersten Schuljahr keine neuen Sachen mehr bekommen hatte, weil seine Mutter diese gleich zwei Nummern größer gekauft hatte. Sie besaß nicht viel Geld, denn das Meiste musste sie an ihren Mann abtreten. Die wenigen Sickel, die sie sparen konnte, mussten mit Bedacht eingesetzt werden.
Dann folgten neue Schuhe, die poliert wirkten und wirklich schick aussahen. Er sah zum ersten Mal auf die Größe und fragte dann irritiert: „Woher weißt du, was ich für Größen habe?“
Severus Stirn runzelte sich. Lucius zog nachdenklich die Stirn zusammen, erwiderte dann aber geheimnistuerisch: „Oh, das ist nicht so wichtig. Es sollte allerdings alles passen.“
Ein Nicken und dann wieder schweigen: „Hier noch die Stoffhose und dann noch ein Krawattenset – damit du selbst entscheiden kannst, womit du deinen Gehrock kombinieren willst“
Severus nahm die Sachen entgegen. Er sollte sie noch Jahre danach in einem hervorragenden Zustand besitzen, denn auch wenn Severus ein kühler Mensch war, so bedeuteten ihm die raren Geschenke doch sehr viel.
Am Ende landete auf dem ganzen Zeug noch ein kleiner Geldbeutel. Severus ahnte nicht, dass Lucius überhaupt keine Ahnung von Geldrelationen hatte und er im Leben nicht so viele Galleonen gebraucht hätte.
„Hier, das ist ein Viertel von meinem Taschengeld, das ich diesen Monat bekommen habe. Ich hoffe das wird reichen.“
Severus fühlte sich unwohl. Er wollte eigentlich kein Geld in die Hand gedrückt bekommen. Das war erniedrigend. Aber eine andere Wahl hatte er wohl kaum und jetzt wo er die Sachen gesehen hatte, war Severus der Meinung, dass er selbst das Date auf gar keinen Fall stören durfte.
Es musste irgendjemand anderes tun, damit Lucius ihm nicht den Hals umdrehte.
Ein wenig schämte er sich bereits jetzt schon, dass er zwar die Sachen behalten, aber für nichts auf der Welt mit Ruthy ausgehen wollte.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht

Twitter
HPXperts-Shop
Hobbit 3: Begleitbuch
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Hermine trägt ihre Uniform immer noch bis zum letzten Knopf zugeknöpft, aber sie bemüht sich wenigstens!
Emma Watson