von GoldenTearDrop
MAD WORLD
(Wer gerne das Lied mithören möchte:)
http://www.youtube.com/watch?v=4N3N1MlvVc4
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Draco saß in der staubigen Dunkelheit seines Verstecks. Sein Atem ging schnell, obwohl er sich nicht angestrengt hatte. Er wusste, dass er nicht mehr viel Zeit hatte, doch gerade dieser kurze Augenblick der Erkenntnis ließ ihn seine Umgebung überdeutlich bewusst werden. Er sah den alten, zerkratzten Schrank vor sich, in dem Kristallgläser standen, deren blindes Glas gewiss irgendwann einmal wertvoll gewesen sein musste.
Vor seinen Augen tauchten die schimmernden Gläser auf, die bei ihm zu Hause in einer Elfenbeinvitrine standen. Er sah seine Eltern, seinen Vater, dessen eitler Blick ihm selbst auch schon zur Gewohnheit geworden war. Seine Mutter, die ihm lächelnd ihr neues Abendgewand vorführte.
All around me are familiar faces
Worn out places, worn out faces
Bright and early for their daily races
Going nowhere, going nowhere...
Plötzlich zerbrach die heile Fassade vor seinen Augen und er sah die Beiden wieder hinter den dicken Gittern einer Zelle in Askaban. Abgemagert, ihre Kleider in Fetzen und schmutzig.
Their tears are filling up their glasses
No expression, no expression
Hide my head I want to drown my sorrow
No tomorrow, no tomorrow....
Ihm wurde beim schlichten Anblick der vergangenen Schätze vor sich klar, wie kurzweilig Freude und Glück waren, wenn man sich jemandem unterwarf... ob freiwillig oder unter Zwang.
And I find it kind of funny
I find it kind of sad
The dreams in which I'm dying
Are the best I've ever had
Er rieb sich die Arme. Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken herunter, obwohl er nicht fror. Es war schwer zu ertragen, doch was man tun musste, musste man eben tun.
Warum eigentlich?,
fragte er sich. Warum sitze ich hier und setze mein Leben aufs Spiel?
Weil du musst....
sagte eine andere Stimme und legte ihre kalte Hand an seinen Hals.
I find it hard to tell you
I find it hard to take
When people run in circles
It's a very, very
Mad World
Mad world
Er dachte an seine Zeit vor Hogwarts. War die Kälte seiner Umgebung ihm damals auch schon aufgefallen, dieser Zwang, jedem gerecht zu werden?
Ja, sagte er sich und dachte mit Bestürzen daran, dass er noch nie einen Patronus zustande gebracht hatte, weil ihm einfach keine glückliche Erinnerung einfiel... Nur Entscheidungen, die seine Eltern für richtig gehalten hatten.
Children waiting for the day they feel good
Happy Birthday, Happy Birthday
And I feel the way that every child should
Sit and listen, sit and listen
Als er nach Hogwarts gekommen war, hatte sich alles verändert. Es war ein neuer Abschnitt in seinem Leben gewesen. Menschen, die ihm Respekt zeigten und machten, was er sagte, Wissen, das ihn mehr interessierte als der Stammbaum des dunklen Lords.
Went to school and I was very nervous
No one knew me, no one knew me
Hello teacher tell me what's my lesson
Look right through me, look right through me
Jeder schien hier seine eigenen Probleme zu haben und so hatte nie jemand die Zeit gefunden, die Abgründe seiner Seele zu erforschen. Warum auch, er wollte die ihren schließlich auch nicht finden.
.
Nur selten lag er abends im Bett und dachte an den kleinen, weinenden Jungen, der er einst gewesen war. In diesen Momenten hatte er das schreckliche Gefühl, sich selbst verraten zu haben, hatte das Gefühl, den kleinen Jungen in einen Raum ohne Licht und Luft zu sperren. Und dann wurde er sich der Kälte seines Herzens wieder bewusst.
And I find it kind of funny
I find it kind of sad
The dreams in which I'm dying
Are the best I've ever had
Seine Hand strich gedankenverloren über das alte Holz vor sich. Es war ein schöner Schrank gewesen. Doch irgendwann wurde er überflüssig und störte. War es mit Menschen wie ihm nicht genau so? Man wurde benutzt, um Wünsche zu erfüllen, die nicht die Eigenen waren, und wenn man lange genug den Zwecken Anderer gedient hatte, wurde man abgestellt, verfolgt, aus dem Weg gebracht..
I find it hard to tell you
I find it hard to take
When people run in circles
It's a very, very
Mad World
Mad World
Er stand abrupt auf und zerschlug die Glastür vor sich. Blut rann warm über seine Finger, doch es war ihm egal, er spürte es kaum. Er rannte dem Ausgang entgegen und hob den Zauberstab, bereit zum Angriff. Noch war er keiner dieser abgestellten Gegenstände, noch konnte er etwas bewegen, um diesem Teufelskreis zu entkommen.
Als er auf den Gang hinaus rannte und sie sah, fing er an zu schreien. Er würde etwas ändern, egal wie viel es kostete.
Enlarging your world
Mad World...
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