Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Über uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

I'll wait! - I'll wait!

von Tonks21

Ich hab ein paar Zitate aus dem Band sechs eingebaut!


------------------------------------------------------


Ginny schlug mit ihrer Feder auf den Tisch. Sie wusste, dass das die Feder nicht gerade verschönerte, aber das war einfach so eine schlechte Angewohnheit von ihr, wenn sie ungeduldig war. Und jetzt war sie ungeduldig. Sehr ungeduldig, sogar. Und warum? Wegen eines Jungen. Noch nie hatte sie sich vorher so viel von einem Jungen gefallen gelassen. Nein, wenn sie gemerkt hatte, dass ein Junge sie nur ausnutzte oder nicht passend für sie war oder sie andauernd warten ließ (wieder schlug sie mit der Feder auf den Tisch, sodass die Tinte spritzte), dann hatte sie sich von ihm getrennt ohne das es sie sehr geschmerzt hatte. Es waren nie die Richtigen gewesen. Sie würde nicht sagen, dass sie die Jungs nur ausgenutzt hatte, denn Gefühle waren immer da gewesen, aber sie wusste schon, schon lange, wer der Richtige für sie war. Obwohl sie so lange gebraucht hatte, bis sie sich in seinen Armen fallen lassen durfte, hatte sich das Warten immer gelohnt. Doch obwohl sie die ganzen Jahre geduldig auf ihre Zeit gewartet hatte, hatte sie es jetzt satt. Sie wollte nicht mehr warten. Sie hatte immer gedacht, dass die Zeit des Wartens vorbei sein würde, sobald sie mit ihm zusammen war. Aber nein. Wenn er Zeit hatte, hatte sie keine Zeit und wenn sie Zeit hatte, war er unterwegs. Mysteriöse Treffen. Sie wollte wissen, was er ausheckte, was ihn so sehr beschäftigte, dass er immer für ein paar Stunden verschwand. Sie vertraute ihm, deswegen folgte sie ihm nicht. Sie wusste, dass er sie nicht betrog. So etwas würde er nie tun. Doch wenn seine Treffen, an denen noch nicht einmal Ron und Hermine teilnahmen, nichts mit einer heimlichen Freundin zu tun hatten, mit was dann? Ginny ahnte schreckliches. Es war ein ekeliges Gefühl von Unheil in ihrem Magen, was bestimmt bald auch in ihre Beine ziehen würde.
Sie wartete schon so lange hier im Gemeinschaftsraum, doch ihr Freund war immer noch nicht erschienen. Sie wollte heute Abend mit ihm reden, auch wenn er nicht mit ihr reden wollte. Er wimmelte sie immer ab. Mit Ron und Hermine quatschte er nach solchen Ausflügen immer Stunden. Doch mit ihr nicht. Da wurde dann geschwiegen und wenn sie zu viel nachfragte, dann nahm er sie immer in den Arm, ganz fest, und küsste sie, sodass sie alles vergaß.
Sie fand die Wirkung, die er auf sie hatte, wundervoll. Sie war so berauschend und gleichzeitig machte sie ihr irgendwie Angst. Noch nie hatte ein Junge sie so in der Hand gehabt wie er. Sie konnte all ihre Probleme verdrängen, wenn er sie in dem Arm nahm, ihre Umgebung vergessen, wenn er sie anlächelte (sonst hätte sie es wohl nie gewagt, ihn vor dem ganzen Gemeinschaftsraum zu küssen). Doch noch nie hatte sie es geduldet, wenn sie bei einem Jungen nur die zweite Geige spielte. Er ließ sie warten, wie jetzt gerade wieder.
„Ginny, du kitzelst mich!“ sagte ihr Bruder vorwurfsvoll und schob ihre Feder von seiner Hand weg.
„Stell dich nicht so an“, antwortete Ginny und stampfte wütend mit dem Fuß auf den Boden. „Ich will wissen, wo er bleibt.“
„Wer?“ fragte Ron und kratzte sich an der Nase.
„Harry.“
Ron stöhnte genervt auf. „Harry hier, Harry da! Er wird gleich kommen, ja?”
„Wann?“ hakte Ginny nach.
„Wenn er kommt“, entgegnete Ron genervt.
Hermine sah von ihrem Buch hoch. „Er kommt bestimmt gleich“, sagte sie versöhnlich nach einem Blick auf die Uhr. „Es ist ja schon spät.“
„Hermine, kannst du mir bei diesem Zaubertränkeaufsatz helfen?“ fragte Ron.
„Nein“, sagte Hermine abwesend, ihre Nase schon wieder in dem dicken Buch für Arithmantik.
Ginny wippte mit ihrem Fuß auf dem Boden herum.
„Man, Ginny“, rief Ron, „ich kann mich so nicht konzentrieren!“
„Ich ja auch nicht“, sagte Ginny und sah zum Porträtloch, „wann kommt er endlich?“
„Hermine, hilf mir bitte! Ich krieg das sonst heute Abend nicht mehr fertig!“
„Ron, lern doch mal deine Hausaufgaben alleine zu machen!“ sagten Ginny und Hermine gleichzeitig. Sie lachten.
„Ach, ihr seid ja alle doof“, murrte Ron.
„Wenn wir doof sind, Ron“, sagte Hermine und blätterte eine Seite weiter, „warum fragst du mich dann, ob ich deine Hausaufgaben mache?“
„Hermine, so war das nicht gemeint! Du bist echt klug, ich...“
„Schleimer“, erwiderte Ginny und sah erneut auf die Uhr.
„Ginny, bleib einfach mal still sitzen.“
„Er hat gesagt, er verbringt heute Abend noch Zeit mit mir“, sagte Ginny traurig.
„Nun, heute Abend scheint es länger zu dauern.“
„Was dauert länger, Hermine?“
„Das können wir dir leider nicht erzählen.“
Ginny schmiss ihre Feder weg und verschränkte die Arme schmollend vor der Brust.
Der Gemeinschaftsraum war schon leer. Nur die drei waren noch hier. Auch Ron und Hermine schienen auf Harry zu warten. Sie sagten es zwar nicht, aber Ginny war sich da sicher. Sie hätten ihre Hausaufgaben sonst auch morgen machen können. Da war ja schließlich Samstag. Das ganze Wochenende lag noch vor ihnen.
Das Portraitloch ging auf und ein Junge mit rabenschwarzen Haaren trat herein. Er lächelte sie an, alle drei, mit funkelnden Augen. Diese grünen Augen - Ginny wusste, dass sich das warten gelohnt hatte.
„Hey, Leute. Da bin ich wieder. Er ließ sich zu ihnen in einen der Sessel fallen. Kein Kuss zur Begrüßung. Ginny war traurig. Sie wusste, warum Harry sie nicht geküsst hatte. Ron wollte das nicht. Er konnte es nicht haben, wenn sie und Harry sich küssten, aber das war ihr egal. Ihm meistens auch, aber er legte es nicht drauf an.
Ron hatte seinen Zaubertränkeaufsatz weggelegt und Hermine ihr Buch zugeklappt. Sie sahen Harry gespannt an.
„Wie ist es gelaufen?“ fragte Hermine.
„Gut, gut!“, sagte Harry und legte sich in seinen Stuhl zurück. Doch seine Augen blieben auf dem Feuer haften, als würde er auf etwas warten. Er sah oft nachdenklich ins Feuer. Ginny verstand nicht, warum. Sie würde ihn fragen, wenn sie mal alleine waren. Aber irgendwie waren sie nie alleine.
„Erzählst du es uns morgen, Harry?“ fragte Hermine, mit einem Seitenblick auf Ginny.
„Ja, klar“, sagte Harry und machte eine lässige Handbewegung. Hermine erhob sich.
„Gut, dann gute Nacht.“
„Nacht“, sagte Harry und starrte wie gebannt ins Feuer.
„Kommst du mit, Alter?“ fragte Ron und reckte sich. „Musst schließlich morgen früh raus und bei Snape nachsitzen.“
Nachsitzen bei Snape! Na, ganz toll. Wie jeden widerwärtigen Samstag verbrachte Harry seine Zeit in den Kerkern und nicht bei ihr.
„Ich komm gleich nach“, sagte er ohne aufzublicken.
Auch Ron ging. Ginny blieb.
Die Tür des Schlafsaals fiel zu. Dann war es still.
„Harry, liebst du mich?“ fragte Ginny geradeheraus.
Er sah sie an, musterte sie und schwieg einen Moment. Dann sagte er mit fester Stimme: „Ja, ja ich liebe dich!“
Ginnys Herz machte einen Freudenhüpfer, doch ihre Miene blieb starr.
„Und warum bist du dann nicht ehrlich zu mir?“
Keine Miene regte sich. Er blickte sie nur weiter an. „Was ist los mit dir Ginny?“ fragte er. „Ich habe dich noch nie angelogen!“
„Nein“, sagte Ginny verbittert. „Wie denn auch? Du sagst mir immer nur, dass du mir das alles nicht erzählen darfst.“
„Nein, es sind schwierige Zeiten im Moment!“
„Ach, vertraust du mir etwa nicht?“
Harrys Mund stand ein Stück offen. Er sah so süß aus. Ihre Wut flaute gegen ihren Willen etwas ab, brodelte aber immer noch gefährlich.
„Das hat nichts mit vertrauen zu tun, Ginny!“ sagte er.
„Ach, nein? Mit was dann?“
„Mit... es hängt nicht nur mein Leben von dem Gelingen des Plans ab. Ich kann nicht die Leben anderer Menschen aus Leichtsinnigkeit opfern.“
„Welchen Plan?“
„Das kann ich dir nicht sagen, Ginny. Ich habe es versprochen.“
Toll! Es gibt nicht viele Jungen, die etwas um Versprechen geben, aber ich habe den einzigen auf der ganzen, weiten Welt, der es tut.
„Aber mit Ron und Hermine kannst du darüber reden? Das ist okay?“
„Ja, ich“, sie merkte, dass er überlegte, wie er sich ausdrücken sollte, „habe mit dieser Person darüber geredet und diese Person meinte, dass Ron und Hermine das erfahren sollten.“
„Weil Ron und Hermine vertrauenswürdiger sind?“
„Nein, Ginny. Sie werden mir vermutlich helfen, den Plan zu vollenden. Und wenn nicht, dann werden sie weitermachen müssen, wenn ich scheitere.“
„Es ist also ein Plan um Leben und Tod?“
Harry überlegte kurz und antwortete dann: „Ja.“
„Um dein Leben und deinen Tod?“
„Ginny, frag mich keine Löcher in den Bauch. Ich darf es dir nicht sagen.“
„Oh, entschuldige. Warum fragst du nicht Ron und Hermine nach ihrer Gesellschaft, wenn sie dir angenehmer ist?“
„Das ist nicht wahr. Du weißt, dass ich dich mag... dass ich dich liebe!“
„Wie soll ich dir das noch glauben, Harry? Sage mir, was haben wir für eine erbärmliche Beziehung. Du bist entweder auf irgendwelchen geheimen Treffen und stundenlang verschwunden oder gerade in den Kerkern beim Nachsitzen, wenn ich nicht lernen muss.“
„Irgendwann kommen andere Zeiten.“
„Ja, wann Harry? Wann?“
„Wenn Voldemort vernichtet ist!“
Ginny schrak zusammen, doch sie fasste sich schnell wieder. „Vielleicht Harry, dauert das noch Jahre. Wir vergeuden Jahre.“
Sie sah in seinem Gesicht, dass er anderer Meinung war. Er glaubte nicht, dass es noch Jahre dauern würde, bis Voldemort tot war. Warum? Er sah sich seiner Sache sicher aus. Was wusste er?
„Was weißt du, was ich nicht weiß?“ fragte sie gerade heraus.
Er sah sie gelassen an und erwiderte ruhig: „Nichts. Rein gar nichts. Du bist schlauer als ich.“
Er lächelte, doch Ginny fand das nicht witzig.
„Ich habe das Gefühl, du willst gar nicht mit mir zusammen sein!“
„Doch, dass will ich. Mehr als alles andere.“
„Dann behandle mich auch so.“
„Das versuche ich doch, oder?“
„Nein, du versuchst mich überhaupt nicht bei Laune zu halten. Du lässt mich warten. Du hast Geheimnisse vor mir. Du lachst über mich.“
Harry grinste. „Ich lache doch nicht über dich!“
Ginny stand wütend auf. Ihr war es wichtig. Er war ihr wichtig, doch er nahm es alles gar nicht ernst.
„Du lügst mich an, Harry Potter. Ich will wissen, was du mir verheimlichst!“
Harrys Lächeln schwand aus seinem Gesicht.
„Ich lüge nicht“, sagte er, „aber du wirst von mir nichts erfahren. Es tut mir leid.“
Ginny drehte sich auf dem Absatz um und eilte mit wehendem Haar die Treppe zu den Mädchenschlafsälen nach oben. Zumindest war ihr der passende Abgang gelungen, auch wenn sie zugeben musste, dass er vielleicht etwas kindisch gewirkt haben könnte.

Die nächsten Tage lang gingen Harry und Ginny sich aus dem Weg, nicht zu auffällig, damit es kein Gerede gab, aber doch schon so offensichtlich, dass es Ron und Hermine auffiel. Nun ja, zumindest Hermine, denn diese sprach Ginny schließlich am Montag darauf an.
„Sag mal, was ist eigentlich los zwischen dir und Harry?“ Sie saßen in der großen Halle und frühstückten. Gerade als Ginny antworten wollte, ließen Ron und Harry sich gegenüber von den beiden Mädchen nieder. Ginny stand auf und sagte laut, sodass die vorbeigehenden Schüler es hören konnten: „Mist, ich muss noch mal nach oben. Ich hab mein Zaubertränkebuch vergessen und gleich fängt der Unterricht an!“
Das Trio sah sie verwirrt an, doch so schöpften wenigstens die anderen Griffendors keinen Verdacht, dass etwas nicht stimmen könnte.
Es fiel ihr nicht allzu schwer sich von Harry fernzuhalten und Gespräche mit ihm zu vermeiden. Sie hatten ja vorher schon kaum Zeit füreinander gehabt. Und jetzt rückten die Prüfungen beängstigend schnell näher. Sie vertiefte sich in das Lernen, während Harry andauernd verschwand oder mal wieder bei Snape nachsitzen musste.
Harry versuchte andauernd sie in ein Gespräch zu verwickeln, doch Ginny ließ sich auf so etwas gar nicht ein, sondern sagte, wenn Harry sie etwas fragte immer direkt: „Wo verschwindest du abends hin?“ Mit diesem Satz konnte sie jedes Gespräch zwischen ihm und ihr unterbrechen. Mittlerweile wirkte er schon genauso mürrisch wie sie selbst.
Obwohl sie erst vier Tage Streit hatten, ging es Ginny schon tierisch auf den Geist. Es zerrte an ihren Nerven und sie konnte sich nicht mehr konzentrieren - etwas, dass sie im Moment nun mal gar nicht brauchen konnte, gerade jetzt, wo ihr Kopf leistungsfähiger sein musste denn je. Außerdem sehnte sie sich wie verrückt nach seinen Berührungen, wenn er ihr über den Arm streichelte oder ihr einfach nur tief in die Augen schaute, ihr das Haar aus dem Gesicht strich oder sie zärtlich küsste.
Doch um so mehr diese Gedanken in ihr aufkeimten, desto entschlossener vermied sie den Kontakt mit Harry und lernte umso verbissener, auch wenn ihr Kopf sich schmerzhaft sträubte.
Dementoren ernähren sich des Glückes der Menschen um sie herum. Sie sind in der Lage, es dem Menschen in großen Mengen abzuziehen bis dem Menschen nur noch die schlechten Erinnerungen bleiben, die ihn depressiv werden lassen oder Angst machen.
Genauso hatte Harry es damals auch erklärt, nur, dass er es etwas anders ausgedrückt hatte. Er hatte ihr den Patronus beigebracht. Damals wollte er noch was von Cho.
Sie biss sich wütend auf die Lippe, sodass es schmerzte. Es reichte also schon, wenn sie für Verteidigung gegen die dunklen Künste lernte und schon schweiften ihre Gedanken ab - zu Harry. Verteidigung war schließlich auch sein Lieblingsfach, dachte sie und seufzte, während sie verträumt an die Decke des ruhigen Gemeinschaftsraumes starrte. Und er war so gut darin!
Ah! Sie schlug mit der Faust auf den Tisch, sodass Pergamentblätter vom Tisch fielen und dem Kamin sehr nahe kamen. Sie hatte schon wieder an Harry gedacht, obwohl sie es zu verhindern versuchte. Was hatte er nur mit ihr getan? Sie war verrückt geworden.
Neben ihr raschelte es und jemand legte die heruntergefallenen Pergamentblätter kreuz und quer zurück auf den Tisch.
Ginny blieb erstarrt in ihrer Bewegung, unfähig sich zu rühren.
Eine Gänsehaut kroch über ihren ganzen Körper, als jemand ihr sanft über den nackten Arm strich. Sie wusste, wer es war. Sie hörte es an seinem Atem, merkte es an der Art, wie er sich bewegte und sie berührte und roch es, an dem wohltuenden Duft, der von ihm ausging.
Außerdem war es bestimmt nicht ihr Bruder, der ihr so eine Gänsehaut verursachte und sie fast seufzen ließ, weil es sich so schön anfühlte.
Doch eigentlich wollte sie sich ihm nicht so ergeben, so ausgeliefert und hilflos sein.
„Stress beim lernen, Ginny?“ fragte er mit ruhiger Stimme, die mitklingen ließ, dass er genau wusste, welche Wirkung er gerade auf sie gehabt hatte.
„Etwas“, sagte Ginny durch zusammen gepresste Zähne. Er sollte aufhören, ihr über den Arm zu streichen, damit sie wieder klar denken konnte! So ruhig wie möglich versuchte sie die Pergamentblätter zu sortieren. Nicht weil es nötig gewesen wäre, sondern einfach um gleichgültig zu wirken.
„Wo ist denn das Problem?“ erkundigte er sich und beugte sich über sie um die Aufzeichnungen, über denen Ginny gerade brütete, lesen zu können. Ginnys Atem ging schneller und ihr Herz begann zu rasen. Sie hoffte, dass er es nicht bemerkte.
Ihre Hoffungen wurden Zunichte gemacht, als er ihr über die Schulter strich und dabei leise lächelte.
„Dementoren?“ Er lachte. „Was ist denn da das Problem? Dabei kann ich dir bestimmt helfen!“
„Nicht die Dementoren sind das Problem! Du bist das Problem!“ sagte sie heftig, viel zu heftig und zu impulsiv. Sie führte sich gerade wie ein kleines Mädchen auf.
Er drehte ihren Stuhl herum und sah sie an.
„Warum bin ich das Problem?“
„Weil ich bei Dementoren immer an dich denken muss!“ erwiderte sie mürrisch.
„Oh toll, mit was du mich verbindest. Bin ich denn so schrecklich?“
Er hatte sich vor sie gehockt, seine Hände ruhten auf ihren Knien und sie sah direkt in diese grünen Augen, die amüsiert funkelten.
„Ja, bist du!“ sagte sie wütend und drehte den Kopf zur Seite, denn diese Augen ließen sie immer schwach werden.
Sie spürte, wie der Druck seiner Hand sich auf ihrem linken Knie verstärkte und auf dem rechten komplett nachließ. Wollte er etwa aufstehen und gehen? Nein, bleib hier, schrie eine Stimme in ihrem Kopf, doch sie besann sich noch rechtzeitig anders. Sollte er doch gehen! Sie brauchte ihn nicht!
Verwirrt und mit aufgemischten Gefühlen spürte sie, wie sich seine warmen Finger um ihr Kinn schlossen und ihren Kopf sanft wieder in seine Richtung drehten. Ehe sie sich versah, spürte sie seine Lippen auf ihren, ganz zart und weich. Er ein Hauch als eine tatsächliche Berührung. Überrascht zuckte sie zurück und Harry sah sie an. Er dachte, er hätte etwas falsch gemacht! Damit er ihr zufriedenes Lächeln nicht sah, drehte sie wieder den Kopf zur Seite.
Harry erhob sich und Ginny drehte sich schnell wieder zu ihm. Er hatte ihr den Rücken zugedreht und lief langsam in Richtung der Jungenschlafsäle.
Diesmal konnte sie den Impuls nicht unterdrücken, sondern rief: „Nein, Harry, geh nicht!“
Er wirbelte herum. Sein Umhang flatterte um ihn. Erst sah er etwas verwirrt aus, doch dann strahlten seine Augen wieder. Er streckte eine Hand in ihre Richtung und Ginny stand auf, um sie zu nehmen. Sie lief ein paar Schritte und umfasste seine Hand. Er zog sie zu sich heran und sie küssten sich - küssten sich lang und innig.
Nach einer Ewigkeit ließ Ginny ihren Kopf gegen seine Brust sinken und umschlang seinen Bauch mit ihren Armen.
Sie spürte das gleichmäßige Schlagen seines Herzens direkt neben ihrem Ohr.
Irgendwann fing er mit leiser, rauer Stimme an zu sprechen: „Ginny, es tut mir leid, dass ich Geheimnisse vor dir habe. Wirklich. Aber ich darf es nicht erzählen und würde dich nur in Gefahr bringen, wenn ich es täte. Und das möchte ich verhindern.“
Sie nickte leicht und schob mit ihrem Kopf dabei sein T-Shirt hoch und herunter. Ihr war es aus irgendeinem Grund nicht mehr wichtig zu erfahren, was er machte. Sie vertraute ihm. Außerdem wollte sie nicht wieder Streit haben, sondern nur mit ihm zusammen sein. Sie hatte ihn so vermisst. Nichts sollte sie jemals wieder voneinander trennen. Sie hob ihren Kopf und küsste ihn erneut.

Wie falsch sie gelegen hatte! Das schlimmste, was sie befürchtet hatte, trat nur ein paar Wochen später ein. Harry weg - Hermine und Ron gaben ihr einen Zaubertrank - sie kämpften gegen Todesser - Dumbledore starb - Bill wurde gebissen - die Hoffnung, Fawkes verschwand. Nach dem Abend der Versöhnung hatten Ginny und Harry wie Kletten aneinander geklebt. Sie hatte ihn um sich gebraucht, damit sie sich konzentrieren konnte, denn ihn woanders zu wissen, hatte sie nervös gemacht. Und wenn er dann neben ihr gesessen hatte beim Lernen hatte sie sich auch nicht konzentrieren können, weil er da war. Hermine hatte darüber immer nur den Kopf geschüttelt, wenn Ginny von Harry schwärmte. Sie liebte ihn so sehr!
Doch Dumbledores Tod veränderte alles. Ginny hatte Harry von Dumbledores Leichnam weggeholt - alle anderen hatten schon längst im Krankenflügel gesessen oder gelegen ... je nach dem... Sie spürte, auch wenn Harry nicht darüber sprach, wie nah ihm Dumbledores Tod gegangen war. Ginny wusste, dass er daneben gestanden und tatenlos zugesehen hatte, wie Dumbledore gestorben war. Es musste schrecklich gewesen sein! Warum war er überhaupt bei Dumbledore gewesen? Wo waren er und Dumbledore gewesen, als die Todesser gekommen waren? Behutsam hatte sie Harry gefragt, doch er sagte nur etwas von wegen „einer nutzlosen Exkursion, die einen viel zu hohen Preis gekostet hatte“, was auch immer das bedeutete. Es interessierte sie auch nicht so sehr. Dumbledore war tot, Harry war still und lebte wie in seiner eigenen Welt. Er schien nur noch in Gedanken versunken. Natürlich wussten Ron und Hermine mal wieder mehr als sie. Sie warfen Harry immer wieder besorgte, fragende und ratlose Blicke zu, als müsse er eine schwierige Entscheidung treffen.
Zusammen gingen Harry und Ginny auf Dumbledores Beerdigung. Zusammen standen sie die Zeremonie durch und dann kamen die Worte, vor denen Ginny solche Angst gehabt hatte. Er flüsterte sie fast nur: „Ginny, hör zu“, es war als wenn ihn jedes Wort schmerzen würde, was über seine Lippen kam, „Ich darf nicht mit dir zusammen sein.“
Nein, nein, nein! Er machte Schluss. Das durfte er nicht. Ihr Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln. Sie war verzweifelt, doch sie hatte irgendwie damit gerechnet. „Es gibt irgendeinen dummen, edlen Grund dafür, nicht wahr?"
Sie wusste, dass er seine Gründe weder als dumm noch als edel ansah, doch sie waren es meistens.
Er versuchte sich zu rechtfertigen.
„Diese letzten Wochen mit dir... das war wie ... wie ein Stück aus dem Leben eines anderen. Aber ich kann nicht, wir können nicht... ich muss jetzt einige Dinge allein erledigen.“
Als sie ihm in die Augen blickte, grün, aber nicht funkelnd, da hatte sie nur Mitgefühl für ihn.
Wie ein Stück aus dem Leben eines anderen... die Worte hallten in ihrem Kopf wieder. Er hatte recht. Sein Leben war immer nur Schmerz, nur Pech, nur Tod. Sie saßen gerade auf der Beerdigung von Dumbledore. Sie wusste, wie sehr Harry an Dumbledore gehangen hatte!
Obwohl Ginny enttäuscht war und Angst hatte, verstand sie irgendwie was Harry tat und sie bewunderte ihn dafür, auch wenn sie versuchte, ihn umzustimmen, auch wenn sie wusste, dass er sich nicht umstimmen lassen würde. Er hatte beschlossen, Voldemort zu suchen! Das konnte sie genauso wenig ändern, wie die Tatsache, dass er Geheimnisse vor ihr gehabt hatte. Sie wusste nicht warum, aber sie fing halb an zu lachen und sagte: „Also, ich kann nicht behaupten, dass ich überrascht bin. Ich wusste, dass es irgendwann passieren würde. Ich wusste, du würdest nicht glücklich sein, wenn du Voldemort nicht jagst. Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich dich so sehr mag!“
Sie sah die Dankbarkeit für ihre Worte in seinem Gesicht. Sie sah, dass ihm diese Entscheidung schwer gefallen war. Sie wusste, dass er jetzt ihre Unterstützung brauchte. Einen Moment dachte sie, er wolle sie in den Arm nehmen, doch dann überlegte er es sich anders, stand auf und ging weg. Ginny sah, wie Rufus Scrimgeour ihm hinterherhinkte und die beiden zusammen am See stehen blieben und sich unterhielten.
Als auch Ron und Hermine sich erhoben und zu Harry an den See rannten, blieb Ginny allein in ihrer Reihe zurück.
Plötzlich wurde ihr klar, was das alles bedeutete. Was Harrys Worte bedeuteten. Wie einem kleinen Kind schossen ihr die Tränen in die Augen.
Ein Junge ließ sie nicht warten. Sie ließ sich nicht auf der Nase herumtanzen!
Harry Potter!
Noch nie hatte sie sich so viel von einem Jungen gefallen lassen. Noch nie hatte ein Junge sie so in der Hand gehabt wie er.
Harry Potter!
Sie wollte nicht mehr warten!
Sie würde warten...
Darauf warten, dass er zurückkam zu ihr. Denn er war es wert. Er war der Richtige.
Sie würde warten und das Warten würde sich lohnen.
Selbst wenn es bis in die Ewigkeit dauerte. Denn was war die Ewigkeit schon im Gegensatz zu einem Moment mir Harry.
Sie liebte Harry Potter!


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht

Twitter
HPXperts-Shop
Buch: Der Heckenritter von Westeros: Das Urteil der Sieben
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Jo Rowling verlangte nicht von mir, den Roman buchstabengetreu umzusetzen, sondern eher dem Geist der Bücher gerecht zu werden.
Alfonso Cuarón