Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Ridden by guilt - Kapitel 12

von Kraehenfeder

Ich weiß, ich lasse euch immer furchtbar lange warten. Ich hoffe ihr verzeiht mir das. Momentan geht es nicht anders.

Deswegen ohne viel Gerede jetzt das nächste Chap, nach diesem bösen Cliff.

Kapitel 12

Keiner der Beiden vermochte mehr, sich gegen das Folgende zu erheben. Hände fuhren unter Klamotten, strichen über erhitzte Haut. Sie versanken gegenseitig in den Abgründen ihrer Augen, während ein hungriger Kuss den nächsten jagte.
Snape streifte ihr die Träger des Kleides von den Schultern, Grace knöpfte ihm im Gegenzug mit fahrigen Bewegungen das Hemd auf. Erst als ihre Finger über seinen nackten Oberkörper tanzten, eine brennende Spur von Verlangen hinterließen und er dachte, er hätte noch nie eine Frau so begehrt, schien ihm wieder klar zu werden, dass er hier keineswegs einer Frau gegenüber saß. Vielmehr einem Mädchen.
„Das… du- das ist keine gute Idee. Zu jung…“, brachte er zwischen zwei Küssen hervor.
Grace ließ ihre Hände an seinem Oberkörper hinunterfahren und verharrte an seiner Hüfte. „Es ist nicht das erste Mal für mich“, erklärte sie schlicht, irgendwie wissend, dass das seine Befürchtungen vernichten würde. Wenigstens weit genug, damit er nun nicht doch noch einen Rückzieher machte. Das hätte sie mit Sicherheit nicht ertragen können.
Doch die junge Gryffindor behielt Recht. Ihr Lehrer murmelte etwas, doch ihre Lippen befanden sich schon wieder so nah aneinander, dass sie es nicht verstand.
„Nicht hier“, wiederholte er erneut und ehe sie sich versah, fand sie sich auf seinen Armen wieder. Er trug sie ins Kaminzimmer, ließ sie dort auf die Couch sinken und setzte sein Tun fort.

Ihr Blick suchte sein Gesicht. Auch seine Lippen waren von den wilden Küssen geschwollen, das Haar fiel wirr durcheinander und seine dunklen Augen zeigten so viel pure Lust, dass sich etwas in ihr verlangend zusammenzog.
Allein dieser Blick von ihm hätte gereicht, sie in ungeahnte Höhen zu schleudern. Snape war nicht sanft, doch Grace wäre auch nie auf die Idee gekommen, dies hier als brutal zu bezeichnen.
Er benahm sich unkontrolliert, entfesselt – sie erlebte ihn in dieser halben Stunde so losgelöst wie noch nie zuvor.
Snape presste sie in das Polster des Sofas, umklammerte ihre Handgelenke in eisernem Griff, biss sie an Stellen, die immer wieder pulsierende Wellen des Verlangens in ihren ganzen Körper ausstrahlten.
Zwei nackte Körper und zwei sehnsüchtige Seelen fanden sich mit dieser Weihnachtsnacht. Obwohl sie beide wussten, wie vergänglich dieses kleine Stück Lust und Liebe war, versanken sie darin.

Die Zeit verging.
Grace hätte nicht damit gerechnet, dass Snape neben ihr zusammen sinken würde. Doch er lag hier, mit ihr auf der Couch, einen Arm um sie geschlungen, nachdenklich an die Decke starrend. Eigentlich hätte sie von ihm erwartet, dass er sich sofort umdrehen, zu alter Förmlichkeit zurückfinden und dann den Raum verlassen würde. Dass dann alles wäre wie immer. Aber dem war nicht so.
„Ich brauche dir nicht zu sagen, dass das ein Fehler war, Grace“, flüsterte er mit einem Mal rau.
„Wir haben es beide gebraucht“, stellte sie schlicht fest.
Er drehte ihr den Kopf zu. „Habe ich dir wehgetan?“
„Nein, Severus“, meinte sie wahrheitsgemäß. Sein Vorname schmeckte reichlich seltsam, aber irgendwie wunderschön, als sie ihn ausgesprochen hatte.
Sein Griff wurde etwas fester. „Du weißt, dass das nie wieder vorkommen darf.“
„Natürlich“, murmelte sie leise. „War es… schön für dich?“
Das brachte ihr einen überraschten Blick ein. „Ja, das war es.“ Seine Stimme floh durch den Raum, gemischt mit Grace’ leisem Seufzen. „Dann war es das Wert.“
Einige weitere Minuten verstrichen in Schweigen, bis Grace spürte wie seine Finger über ihren nackten Rücken glitten. Seine rauen Fingerspitzen verharrten auf einer kleinen, unscheinbaren Erhebung in der Nähe ihres Steißbeins. „Was ist das?“ Er inspizierte die hauchdünne, lange Narbe, die sich über ihre Haut zog.

„Von einem Sturz“, erklärte sie und hielt seine Hand fest. „Ich mag das Gefühl nicht“, fügte sie lächelnd hinzu. Er betrachtete sie skeptisch, erwiderte jedoch nichts.
„Ab morgen bist du wieder meine Schülerin und ich bin dein Lehrer“, meinte er plötzlich. Für einen Moment hätte sie beinahe geglaubt, dass seine Stimme dabei unsicher klang.
Mit einem Hauch von Traurigkeit gab sie zur Antwort: „Muss ich dich dann auch wieder Siezen?“
Snape schien einen Moment zu überlegen, dann schüttelte er den Kopf. „Nicht solange wie hier sind. Aber dass in Hogwarts alle so sein muss wie immer, ist dir hoffentlich klar.“
„Aber nicht heute Nacht.“
„Nicht heute Nacht.“ Doch wusste er nicht, worauf sie hinaus wollte.
„Wie lange spionierst du schon?“
„Beinahe sechzehn Jahre.“ Der erwartete Widerspruch kam nicht.
„Dumbledore vertraut dir.“
Sie spürte ihn Nicken.
„Warum?“, fragte sie.
„Weil es sehr gute Gründe dafür hat. Weil es Dinge gibt, die Beweis genug sind.“ Grace wusste, dass das schon eine überaus großzügige Antwort gewesen war und sie nicht weiter nachfragen durfte.

Stattdessen drehte sie sich zu ihm herum und begann mit den Spitzen ihrer Finger kleine Kreise auf seiner Brust zu malen.
Mit einem Mal war es Severus, der leise zu sprechen begann: „Du hast Recht gehabt vorhin. Mit allem was du gesagt hast. Deshalb bin ich so aus der Haut gefahren.“
„Ich weiß, Severus. Aber es klang anders als es gemeint war. Ich wollte dir mit dem was ich sagte, nicht wehtun Ich wollte dir nur erklären, warum ich glaube, dass du eigentlich ein ganz anderer Mensch bist.“
Jetzt war es an ihm die Bewegungen ihrer Hand mit seiner zu stoppen. „Ein anderer, aber kein Besserer. Das solltest du dir merken, was auch immer du tust.“
„Das glaube ich nicht.“
„Du kennst mich nicht.“
„Besser als du denkst – viel besser.“
Seine Augenbrauen zogen sich unwillig zusammen.

„Reg dich nicht gleich wieder auf“, meinte Grace leise, „aber ich verstehe dich vielleicht besser als du glaubst. Deine Behauptung kein guter Mensch zu sein, ist absurd. Nur ein Schutzmechanismus um niemanden zu nah an dich heran zu lassen. Warum machst du das? Hast du Angst vor Anderen? Oder ist es die Angst, eben diese zu verletzen? Die Angst vor dir selbst?“
„Ich bin ein Spion, Grace. Jemand wie ich darf sich keine Fehler leisten. Und Gefühle sind der erste Wegweiser zu Fehltritten.“
„Du hast dich aufgegeben für deine Lebensaufgabe.“
Darauf bekam sie keine Antwort, deshalb setzte sie – wagemutig – hinzu: „Was war es? Eine verlorene Liebe?“
Der Schmerz in seinen Augen bestätigte ihre Worte.
„Ich würde so gern diejenige sein, die dir wieder zeigt, was Leben bedeutet…“ Ihre Worte verloren sich.
„Das kannst du nicht“, erwiderte er schlicht.
„Ich weiß.“ Ein bitteres Lächeln. „Wenn ich zehn oder fünfzehn Jahre älter wäre, nicht die Tochter eines Todessers, wenn ich hübscher und intelligenter wäre und die Frau wäre, die du gern haben würdest – dann könnte ich es. Leider kann ich dir nicht mehr geben, als ich habe.“

Severus wusste sehr genau, dass Grace sich in diesem Moment nichts mehr wünschte, als dass er ihr wenigstens sagte, dass er sie mochte. Dass sie genau diese Frau sein könnte, dass sie hübsch genug war, intelligent genug, dass es nur andere Umstände gab, die es ihm verboten, sie näher an ihn heran zu lassen – aber obwohl das die Wahrheit gewesen wäre, sprach er es nicht aus. Er brachte es nicht über sich.
Deswegen lenkte er das Thema in die entgegen gesetzte Richtung: „Nachdem wir uns so ausführlich um die Analyse meiner Seele gekümmert haben – Was ist mit dir?“
Grace wich seinem Blick aus. „Was willst du wissen?“
„Ich möchte wissen, was dich bewegt“, entgegnete er gedämpft. „Ich mache mir Sorgen um dich.“
Als er ihren erstaunten Blick auffing, konnte er nicht umhin, sanft den Kopf zu schütteln.

„Matthew setzt dir ziemlich zu, oder? Und Hogwarts auch.“
Sie seufzte leise auf. „Matthew bin ich gewohnt seit ich denken kann. Ich habe gelernt mit seinen Grausamkeiten umzugehen. Hogwarts ist etwas, an das ich mich erst anpassen muss. Irgendwie durch meine Zeit dort schlüpfen.“
„Du hast oft Alpträume, nicht wahr?“
„Woher weißt du das?“
„Du schreist nachts. Des Öfteren.“
„Tut mir leid“, murmelte sie betreten.
„Potter und seine Freunde haben Angst, dass du daran zerbrichst. Remus Lupin glaubt das auch.“
Sie zog ihn ein Stück an sich und blickte auf seine Brust. „Ich weiß nicht“, sagte sie leise und ihr warmer Atem schlug dabei auf seine Brust.

„Was weißt du nicht?“
„Ich wünsche mir manchmal so sehr, einfach eine normale Kindheit gehabt zu haben.“ Sie ging auf seine Frage nicht ein. Stattdessen fügte sie hinzu: „Eltern gehabt zu haben, die mich liebten. Menschen um mich herum gehabt zu haben, denen ich etwas bedeutete. Ich wollte auch Geburtstag feiern und Freunde haben, die ich einladen konnte. Ich habe mich zu manchen Zeiten so sehr nach dem Gefühl verzehrt, dass mir jemand zeigen würde, dass ich ihm etwas wert bin, dass ich beinahe verrückt geworden wäre. Aber ich glaube ich habe die Kurve meist noch gekriegt.“
„Wie fühlst du dich heute?“ Seine Stimme hatte einen seltsamen Klang angenommen.
„Anders, wenn vielleicht auch nicht besser. Ich warte noch immer darauf, dass mir jemand meinen Platz in der Welt zeigt. Dass ich erfahre, was es für ein Gefühl ist, gebraucht zu werden. An manchen Tagen wache ich auf und fühle mich so schlecht. Ich bin versucht einfach alles zu glauben, was man mir Tag ein Tag aus über mich erzählt und einfach aufzugeben. Ich möchte mir am liebsten meine Identität von der Haut waschen. Alle Vorurteile und Klischees. Alle schiefen Blicke und Beschimpfungen die ich auf mich gezogen hatte. Aber Hogwarts ist nicht nur mein Untergang. Diese Schule ist das Einzige, was meinem Dasein momentan einen Sinn geben kann.“

„Was ist mit Potter und den Anderen?“
„Hermine und ihre Freunde sind mein Rettungsanker. Ich werde ihr nie beweisen können, wie dankbar ich ihr bin, dass sie mir ein bisschen ihrer Freundschaft schenkt. Aber du wirst selbst am Besten wissen, dass man die vier nicht trennen kann. Ich stehe eben daneben. Wobei das schon mehr als genug ist um mich glücklich zu machen.“
„Du bist noch so jung…“ Sein Arm legte sich um ihre Hüfte. „Ich wünschte, ich könnte dir deinen Schmerz nehmen.“
„Ich glaube, davon hast du selbst genug.“
„Ich könnte dir jetzt eine Menge sagen, aber ich bin kein Freund pathetischer Worte, das weißt du. Ich bereue zutiefst, dass ich dir nicht geben kann was du brauchst. Ich würde gern deinen Schmerz lindern, wie du meinen gelindert hast – sei es auch unbewusst geschehen. Aber ich will nur, dass du mir etwas versprichst. Eine einzige Sache.“
“Was soll ich dir versprechen?“
„Versprich es mir erst.“
„Ich weiß nicht“, meinte sie zögerlich. „Also gut.“
„Achte auf dich selbst. Lass Matthew nicht gewinnen. Kämpf weiter. Du musst mehr essen, Grace. Meine Bemerkung, du seiest zu dick, war einfach unangebracht. Lern nicht zu viel und schlaf mehr. Lass dich einmal von Madame Pomfrey durchchecken.“

Ein leises Lachen entrang sich ihrer Kehle. „Bis auf den letzten Punkt kann ich dazu nur sagen: Ich werde es versuchen.“ Und sie würde es wirklich. So irreal ihr diese wundervollen Minuten jetzt morgen auch vorkommen würden, sie würde es sich zu Herzen nehmen.
„Und was ist an dem letzten Punkt auszusetzen?“ Das war wieder Severus’ dunkle Stimme.
„Madame Pomfrey hält mich für eine Todesserin, die keine medizinische Hilfe wert ist.“
Dieser Wahrheit hatte auch Snape nichts entgegen zu setzen. „Ich überlege mir was“, meinte er nur. „Und nun, Grace, solltest du schlafen.“
Sie blickten sich noch einen Moment lang an, sie hauchte ihm einen Kuss auf den Lippen und schmiegte sich dann eng an seinen Körper.
„Gute Nacht, Severus“, meinte sie leise.
„Gute Nacht“, flüsterte er zurück, und obwohl sie fest vom Gegenteil überzeugt gewesen war, fielen ihr innerhalb weniger Augenblicke die Augen zu und der Schlaf umschloss ihren Geist.

Als sie die Augen das nächste Mal wieder aufschlug, lag sie in ihrem Bett – allein. Gedämpftes Licht drang durch die Fenster und malte Schatten auf den Boden. Schlagartig kehrten die Erinnerungen an die vergangene Nacht zurück. Grace fragte sich ob sie nun weinen oder lächeln sollte. Einerseits war ihr Denken von der Angst beherrscht, wie er reagieren würde, wenn sie sich das nächste mal sahen – andererseits hatte sie gemeint was sie gesagte hatte: Das war es wert gewesen. Snape war kein besonders zärtlicher Liebhaber, aber sie hatte nie zuvor besseren Sex gehabt.

Ein Grinsen flog über ihre Lippen. Von Anfang an war sie im Recht gewesen. Der Zaubertränkelehrer verbarg so viel unter seinen weiten Roben, dass es würdig war, entdeckt zu werden. Die junge Frau musste beinahe der Versuchung widerstehen, sich über die Lippen zu lecken. Sie wusste, eigentlich sollte sie jetzt traurig sein. Selbst gestern Nacht hatte er ihr unmissverständlich klar gemacht, dass sich das nicht wiederholen würde. Es würde nichts besser werden. Ihre Probleme waren noch immer so mächtig und unlösbar wie vorher. Trotzdem erschien Grace die Welt viel heller. Daran konnten auch die etwas schmerzenden Knochen und der etwas pochende Kopfschmerz nichts ändern, die sie sich gestern bei ihrer Unliebsamen Kontaktaufnahme mit der Wand zugezogen hatte.

Beschwingt schwang die Gryffindor die Beine aus dem Bett und unterließ es, die schweren Vorhänge aufzuziehen und einen Blick auf die winterliche Landschaft vor ihrem Fenster zu werfen. Stattdessen verschwand sie im Bad und duschte ausgiebig, ehe sie in eine enge Jeans schlüpfte und einen warmen, schwarzen Pulli aus dem Schrank zog. So lief sie selten herum, aber heute war ihr irgendwie danach. Als Grace morgendliche Euphorie sich wieder ein wenig gelegt hatte, setzte sie sich an ihren Schreibtisch und zog eine Feder heran. Nachdenklich auf ihrer Unterlippe kauend, begann sie dann ein Schreiben an Hermine, die sich sicher wundern würde, schon wieder von ihr zu hören.


***

Snape hielt eine Tasse Kaffee in seinen Händen und starrte gedankenverloren in den Schnee, der sich auf die Häuser und Straßen gelegt hatte. Er saß halb auf dem Fensterbrett dabei und ließ einen Fuß baumeln. Was sollte er jetzt, am Morgen danach, fühlen? Reue? Schuld? Bedauern? Würde ihn das Fehlen dieser Empfindungen nicht als egoistischen Mistkerl abstempeln? Aber er fühlte es eben nicht. Gestern Nacht hatte er an ihr – und irgendwie auch an sich – nicht geahnte Seiten entdeckt. Grace schien, bei Merlin, nicht unerfahren gewesen zu sein.

Er musste an ihr hinreißend rotes Haar denken. Es war wie Seide zwischen seinen Fingern hindurch geglitten. In ihrer Erregung hatten sich ihre blassen Wangen gerötet, und ihr Blick war vielleicht erotischer gewesen, als alles andere. Ihre jungen Körper in seinen Armen zu spüren war ein wunderschönes Gefühl gewesen. Da konnte er sich nichts vor machen. Obwohl er wusste, dass er nur Gefahr bedeutete. Und Leid, für beide von ihnen. Irgendwas an diesem Mädchen, dieser Frau, berührte etwas tief in ihm und er konnte sich diesem Kontakt nicht entziehen. Nie. Gestern Abend war sie so – beinahe schon beleidigend – offen gewesen, wie nie jemand in den letzten Jahren zuvor. Da war die Situation eskaliert. Noch im selben Moment, in dem er sie gegen die Wand hatte prellen sehen, wollte er sie nur noch küssen.

Diese Erinnerung brachte ihm aber auch wieder ins Gedächtnis, dass sie sich beide gestern nicht mehr groß darum gekümmert hatten, ob sie sich verletzt hatte. Das würde er heute nachholen müssen. Heute. Snapes Lippen verzogen sich zu einem ungewohnten Lächeln. Mochte man es auch als einer Nachlässigkeit seiner Selbstdisziplin auslegen, die zwei Wochen, die er hier noch mit ihr hatte, würde er wenigstens auf freundschaftlicher Basis genießen.
Dieses Gefühl war zu gut, um es nicht auszukosten. In Hogwarts würde er wieder auf völlige Distanz gehen, Grace ihr Leben zurückgeben, sich von ihr entfernen um ihr nicht zu schaden, aber nicht jetzt. Nicht heute, nicht morgen und auch nicht übermorgen.

In diesem Moment betrat Grace die Küche. Ihre Augen zeigten eine ungewöhnliche Schüchternheit, nur ein hinreißendes, scheues Lächeln umspielte ihre Lippen.
„Guten Morgen“, meinte er freundlich und zeigte auf die Kaffeekanne, die auf einer Anrichte stand.
„Morgen“, entgegnete sie. Deutlich erleichtert. Er hatte sie noch nicht angebrüllt. Aus seinem Gesicht sprach keine Feindseligkeit. Wenn sie jetzt nur noch wusste, was sie mit ihm reden sollte, dann würde alles gut werden.

„Dir ist klar, dass wir heute mit dem Unterricht weitermachen müssen?“, sprach er sie an.
Nun mit einer eigenen Tasse in der Hand drehte sie sich zu ihm um. Unterricht war ein unverfängliches Thema. „Natürlich. Aber macht es“, sie zögerte, dann raffte sie all ihren Mut zusammen: „dir etwas aus, wenn wir heute auf die Unverzeihlichen verzichten?“ Unsicher, wie er auf diese vertrauliche Anrede reagieren würde, drehte sie ihre Tasse in den Händen.
Doch Snape schien das am Morgen noch genau so wenig auszumachen, wie in der Nacht. Er hob nur eine Augenbraue: „Warum?“
„Ich bin ein wenig… lädiert“, erklärte sie mit einem schiefen Grinsen.
„War die Nacht so anstrengend?“
Grace starrte ihn fassungslos an. Sie blinzelte einige Male rasch hintereinander.
„War das gerade so etwas wie… ein Scherz?“, fragte sie.
Sein leises Lachen erschreckte sie beinahe noch mehr. „Nicht nur so etwas wie, es war in der Tat einer.“
„Ich… also… - Ach so. Es ist nur… Na ja,… ungewohnt… weißt du – normal, ja, … Scherze sind… Vergiss es“, erklärte sie feuerrot.

Severus warf ihr einen belustigten Blick zu, wurde aber kurz darauf wieder ernst. „Ich glaube wir sollten uns heute mal wieder auf deine Verletzungen besinnen.“
Sie zuckte betont lässig mit den Schultern. „Halb so schlimm. Nur glaube ich, würde ein Cruciatus es nicht besser machen.“
Er erhob sich von der Fensterbank und zog einen Stuhl mit sich. „Zieh deinen Pullover aus und setz dich“, meinte er bestimmt.
Grace legte unbehaglich den Kopf schief. Gestern hatten sie sich… nun, im Affekt ausgezogen, konnte man sagen. Sich ihm heute, im harten Tageslicht, zu präsentieren, das war etwas ganz anderes.
„Bitte“, fügte er schon etwas weniger geduldig hinzu und auf einmal grinste Grace.

„Erinnerst du dich, als ich das erste Mal bei dir Nachsitzen musste und mir den Trank über die ganze Bluse gekippt habe?“
Er erwiderte nichts, doch sie fuhr fort: „Damals hast du mir befohlen, meine Bluse auszuziehen. Heute bittest du mich darum. Findest du es nicht etwas schicksalhaft, dass dir so oft die Aufgabe zukommt, mich zu verarzten?“
„Ich sehe das eher als ein Zeichen dafür, dass du einfach zu tollpatschig bist, Sweetheart“, meinte er amüsiert. „Und nun mach schon.“
Ein zweites Mal innerhalb von nicht einmal zehn Minuten hatte er sie sprachlos gemacht.
„Was soll das denn werden wenn es fertig ist? Mädchen, nun…“
„Sweetheart?“ Ihre Stimme klang beinahe schon schrill. „Was ist mit meinem Lehrer passiert?“
„Wäre es dir lieber, wenn ich jetzt schon dazu übergehe dich zu Siezen und Niederzumachen?“ Er runzelte die Stirn.
„Nein, nein!“ Sie hob rasch die Hand. „Ich mag das sogar…“
Einen Moment war er versucht, noch einmal anzumerken, dass sie keine zu großen Erwartungen hegen durften, nur weil er einen Kosenamen verwendet hatte. Aber er schätzte sie als intelligent genug ein, dass sie das auch nicht tat.

Also beobachtete er nur, wie sie ihren Pullover überstreifte und sich in einem netten, dunkelgrünen BH auf den Stuhl sinken ließ. „Äh, na ja…“, bemerkte sie schief grinsend.
„Ich wollte nichts sagen“, murmelte er nur und trat hinter sie. Es offenbarte sich der Blick auf eine Reihe von blauen Flecken, die sich langsam ausgebildet hatten. Alles in allem sah es einer Prellung schon verdammt ähnlich.
„Das sieht schmerzhaft aus“, stellte er nüchtern fest.
„Gestern Abend war ich ziemlich abgelenkt“, antwortete sie.
„Und heute morgen?“
„Da war ich zu glücklich.“
Er starrte sie einen Moment lang überrascht an. „Du weißt, dass dieses Glück nicht länger als zwei Wochen anhalten wird, nicht wahr? Danach muss, danach wird alles wieder sein wie es war.“

„Severus“, seufzte sie und verdrehte dabei die Augen. „Ich weiß das. Also zerstör nicht die Stimmung mit deinem Gewäsch.“
„Werde mal nicht zu frech“, meinte er und drückte wie zur Antwort auf einem der Hämatome herum.
Sie jammerte leise.
„Tut das beim Lachen weh? Und wenn du dich hinlegst?“
„Ein wenig.“
„Beug dich mal ein Stück nach vorn.“
Sie tat was er ihr sagte und verzog dabei das Gesicht.
„Hm“, machte er abwesend. Dann fügte er hinzu: „Was ist mit deinem Kopf?“
„Tut auch weh.“
„Dachte ich mir.“
„Weshalb fragst du dann?“
„Warte hier.“
„Ich hatte nicht vor wegzulaufen.“ Aber er hörte ihre Erwiderung nicht mehr, sondern war schon durch die Tür verschwunden.
Als er wiederkehrte hielt er eine kleine Phiole in der Hand. „Das ist gegen die Kopfschmerzen.“ Er hielt ihr den Trank entgegen und schien darauf zu warten, dass sie ihn trank.
„Du erinnerst mich ein Bisschen an Lupin“, sagte sie und kippte den bitteren Inhalt in einem Zug hinunter.
„Lecker.“
„Hat nie jemand behauptet.“ Damit trat er wieder um sie herum und richtete seinen Zauberstab auf ihren Rücken. „Bleib mal einen Moment ruhig sitzen.“
Als ob ich mich vorher gerührt hätte, dachte Grace sarkastisch, sprach es aber nicht aus.

Im nächsten Moment spürte sie ein leichtes Ziehen. Dann verschwand aller Schmerz.
„Warst du in deinem ersten Leben Medihexe?“
Etwas verdattert blickte Snape sie an. „Was ist denn mit dir los heute, Grace? Du sprudelst ja vor Scherzen nur so über.“
Doch seine Schülerin zuckte nur die Schultern. „Ich warte im Übungsraum auf dich“, flötete sie und zog ihren Pullover wieder an, ehe sie durch die Tür tänzelte.
Snape starrte ihr nach und versuchte zu begreifen, wie die letzte Nacht, eine solch radikale Veränderung bewirken konnte. War diese Euphorie echt?


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 3. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Er kann sich wunderbar in andere Menschen versetzen und hat viel Sinn für Humor. Ein großartiger Filmemacher.
David Heyman über Alfonso
Cuarón