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Fanfiction

Ridden by guilt - Kapitel 10

von Kraehenfeder

Halli Hallo... Diesmal gibt es keine Antworten auf eure Kommis, weil es mir an Zeit mangelt. Trotzdem: An euch alle einen lieben Dank! :) Eure Kommis freuen mich jedesmal total.
Und nun, viel Spaß mit dem nächsten Chap.

Kapitel 10

Severus Snape blieb nachdenklich in den Gängen der Bibliothek zurück. Er hatte dem Gespräch der Beiden Mädchen schon einige Zeit gelauscht, ehe er in Erscheinung getreten war. Zusammen mit dem was Potter mit Grace besprochen hatte, fand er Grangers Bedenken vollkommen berechtigt.
Es war töricht, aber wenn er an ihre Situation dachte, nistete sich etwas wie Mitleid in seinem Denken ein. Und Mitleid war ein tödliches, hinterhältiges Gut. Doch er wusste nun mal, wie es war ausgestoßen zu sein. Er wusste was Einsamkeit bedeutete und was es hieß sein Schicksal zu resignieren. Trotzdem wäre es der jungen Chadwick gut geraten, sich ein wenig zusammen zu nehmen und nicht in Selbstmitleid darüber zu zerfließen, dass ihr nun mal nicht das Beste aller Schicksale zu teil wurde. Schließlich gab es immer Menschen, die mehr leiden mussten.

Obwohl es in Hogwarts natürlich für sie äußerst schwer sein musste, dem zu entfliehen. Und er konnte nicht bestreiten, dass es auch seine Schuld war. All die kleinen oder größeren Bloßstellungen in seinem Unterricht, die danach wieder Tage lang durch das Schloss kursierten, wenn sich die Gerüchte um die rothaarige, junge Frau gerade wieder beruhigt hatten.
Aber Grace musste eben damit zurechtkommen lernen. Das Leben war ein einziger Kampf und je eher sie das begriff, desto eher würde sie wieder eine Balance finden. Dennoch... Irgendwo in ihm sagte eine kleine Stimme immer wieder, dass jemand sich um die junge Gryffindor kümmern sollte, ehe sie abstürzte bevor ihr Gleichgewicht auch nur in Sichtweite kam.

Voldemort hatte auch hier ganze Arbeit geleistet. Es gab wohl niemanden, der so viel Erfolg darin hatte auf perfide Art, das Leben der Menschen zu zerstören. Potter hatte er die Eltern genommen, in dem er sie tötete. Draco Malfoy hatte er den Charakter verdorben, indem er einem schwachen Jungen schlechte Eltern gab. Grace Chadwick war stark, litt aber genau so darunter, in die falsche Familie und eine Kindheit ohne Liebe und Zuneigung geboren worden zu sein. Nur eines, was sie zu Granger gesagt hatte, machte ihn noch nachdenklich.

***

Grace hatte das törichte Gefühl, sie müsse ihre letzte verbliebene Freiheit vor den Winterferien voll auskosten und verbrachte deshalb so viel Zeit wie möglich am See. Ginny war überglücklich, dass Harry wieder zur Vernunft gekommen war und tollte den ganzen folgenden Tag um ihre Freundin herum, wann immer sie sich auf den Gängen trafen. Bis Remus Lupin sie ermahnte, ihren eigenen Unterricht zu besuchen und Grace lächelnd die Tür aufhielt, als diese als letzte den Klassenraum betrat. "Vielen Dank, Sir", meinte sie und steuerte auf ihren Platz in der Ecke zu.

Bevor er einige Zeit später die Stunde wieder beendete, hielt Professor Lupin vor ihrem Tisch an. "Ich würde sie gern nach der Stunde noch einen Moment sprechen."
Grace blickte ihn beunruhigt an. Weshalb das? "In Ordnung, Sir", erwiderte sie aber nur und machte sich grübelnd weiter Notizen. Nachdem alle anderen den Klassenraum verlassen hatten trat die Rothaarige nach vorne und lehnte sich gegen einen der Tische.
Remus Lupin seinerseits erhob sich ebenfalls und strich sich durch das Haar.
"Albus hat mir erzählt, dass sie die Ferien bei Professor Snape verbringen werden."
Die junge Gryffindor lachte leise auf. "Die ganze Schule weiß es."
"Macht Ihnen das etwas aus?"
"Es nicht die Tatsache, dass es Snape ist, sondern dass ich die Ferien überhaupt bei einem Lehrer verbringen muss. Das bestärkt nur jeden in dem Glauben, ich sei gemeingefährlich."
"Professor Snape, Grace", bemerkte Lupin mit einem Zwinkern, wurde dann aber wieder ernst: "Sie sind nicht gemeingefährlich."

"Danke, Sir. Das hatte ich auch angenommen", erwiderte sie, in dem Versuch Humor zu zeigen. Er schüttelte aber nur den Kopf.
"Ich kann mir vorstellen, dass der liebe Severus es Ihnen nicht leicht machen wird, aber eigentlich ist er kein so schlechter Kerl. Auch wenn es für ein junges Mädchen wohl vergnüglichere Ferienbekanntschaften geben könnte."
"Oh, ich glaube nicht, dass Professor Snape ein schlechter Mensch ist."
"Nicht?" Der Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste schien ehrlich überrascht.
"Natürlich nicht. Vielleicht schafft er es, diesen Eindruck beim Rest der Schule zu erwecken, aber ich habe das auch schon Hermine erläutert. Ich denke, gerade weil es sein Bestreben ist so fies wie möglich zu erscheinen, ist er es in Wirklichkeit nicht. Womöglich eher sensibel und verwundbar, ...", sie brach plötzlich ab und schlug sich errötend die Hand vor den Mund, als ihr klar wurde dass sie über seinen Kollegen sprach.

Lupin jedoch lachte herzlich auf. "Interessant, vielleicht sollte ich ihm das mal darlegen", meinte er.
"Bitte nicht, Professor. Er dreht mir den Hals um", flehte sie.
"War auch nicht ernst gemeint. Ihre Theorien sind bei mir sicher."
"Worüber wollten Sie denn eigentlich mit mir sprechen?"
"Professor McGonagall sagte, dass Sie die Prüfungen der zweiten Klasse auch in meinem Fach absolvieren möchten."
Grace fuhr sich nervös mit dem Zeigefinger über die Lippen. "Ich hatte es geplant. Denken Sie... dass ich es nicht schaffen würde?"
Ihr Lehrer fing erneut an zu lachen. "Das wollte ich nicht damit sagen. Sie sind eine erstklassige Schülerin und nachdem was der Schulleiter mir erzählt hat, sind sie eine außerordentlich gute Duellantin."

Ob dieses Lobs überzog ein Hauch von Röte ihre Wangen. "Danke, Sir."
"Nichts zu danken. Ich wollte Ihnen jedoch raten, dass Sie mit Professor Snape auch die theoretischen Sachen üben. Severus ist der Beste Duellant, den sie außer Professor Dumbledore, an dieser Schule finden konnten. Sie werden mit Sicherheit eine Menge lernen. Doch wenn Sie dort schon auf ihre Prüfungen vorbereitet werden sollen, ist es wichtig, dass Sie auch schriftlich gut abschneiden werden können."
"Natürlich, Professor. Ich werde so viel lernen wie mir möglich und bin eigentlich ganz guter Hoffnung, diese Prüfungen zu meistern."
"Das glaube ich Ihnen. Doch, Grace -" Er lächelte kurz. "Überarbeiten Sie sich nicht. Vergessen Sie nicht, es ist immerhin bald Weihnachten."

Die junge Frau schnitt eine Grimasse. "Erinnern Sie mich nicht auch noch daran, Sir."
Remus Lupin ließ sich auf einen Stuhl sinken und betrachtete sie nachdenklich. "Sind Sie sicher, dass Sie immer noch nicht mit mir sprechen möchten?"
Grace atmete tief ein und schloss kurz die Augen. "Professor Lupin. Ich danke Ihnen wirklich für Ihre Sorge und dass Sie sich so darum bemühen, mir zu helfen, aber es gibt nichts, worüber ich mit Ihnen reden müsste. Hermine hat mir gestern... Nun", sie wurde etwas unsicher, angesichts der Tatsache, wie seine Reaktion auf den offenen Umgang damit umgehen würde, "Sie hat mir gestern erzählt, dass Sie von einem Werwolf gebissen wurden."
In seinen Augen glomm kurz etwas auf, aber er schwieg und lächelte weiterhin. "Also denke ich, es wäre angemessen", setzte Grace fort, "mich zu entschuldigen. Sie hatten Recht als sie sagten, ich wisse nicht genug über Sie um beurteilen zu können, wie sie meine Lage nachvollziehen können."

"Kein Grund sich zu entschuldigen. Sie konnten es nicht wissen. Aber sehen Sie, Grace - Gerade deswegen weiß ich was Einsamkeit anrichtet. Sie sind genau wie ich auf die eine oder andere Weise vom Schicksal gebrandmarkt und sie dürfen nicht zulassen, dass das Ihr Leben bestimmt. Mein Leben heute ist kaum so, wie ich es mir gewünscht hätte, aber ich bin zufrieden damit. Und das habe ich den Freunden zu verdanken, die mich damals vor mir selbst gerettet haben."
"Ich denke nicht, dass die wenigen Freunde die ich habe, Möglichkeit dazu haben. Vielleicht gibt es für mich irgendwann eine Welt, in der niemand mehr weiß, wer meine Eltern waren."
"Ich glaube eher, dass Sie es zu wenig gewohnt sind, wirkliche Freunde zu haben. Gerade auf Harry solltest du zählen, denn sein Vater war es, der mich rettete."
"Sie kannten Harrys Vater?" Grace schwieg einen Moment mit gesenktem Kopf, dann blickte sie Lupin plötzlich an. "Sie kennen also auch Sirius Black?"

"Natürlich." Er lächelte wehmütig. "James, Sirius, Peter und ich - wir waren die Besten Freunde. Wurmschwanz werden Sie wohl oder übel kennen gelernt haben."
Sie schnaubte missbilligend. "Wer hat das nicht."
"Urteilen Sie nicht zu hart über ihn. Er ist immer unterdrückt worden, das hat ihn dazu gemacht, was er ist."
"Verzeihen Sie mir, Professor, aber ich denke, man darf ihn sehr wohl dafür verantwortlich machen, was aus ihm geworden ist. Auch andere Menschen sind unterdrückt worden und haben den Mut bewiesen, sich dagegen zu wehren - sei es nur innerlich. Aber Peter Pettigrew ist ein verachtenswertes, schwaches, kriechendes Geschöpf. Er hat keinen eigenen Willen und ist zu feige, sich einen zu bilden. Und er hat Harrys Eltern verraten."
"Das weißt du?" Lupin hob eine Augenbraue.
"Ja. Aber aus Quellen, die ich hier lieber nicht nennen möchte."
Ihr Gegenüber schien nachdenklich. "Vielleicht haben Sie Recht, Grace. Aber ich kenne ihn noch immer aus unseren Jugendjahren. Einer Zeit, die so lange zurückzuliegen scheint. Es beeinflusst mich zu wissen, dass er immer im Schatten zweier so überragender Menschen wie James Potter und Sirius Black stand." Er stockte kurz. "Harrys Vater war ein toller Mann."
"Harry ist auf dem Besten Weg, das ebenfalls zu werden", kommentierte sie mit einem Lächeln.

"Die Vier sind schon ein tolles Quartett, oder?"
"Das sind sie wirklich. Und ich bin sehr froh darüber, dass genau sie es waren, die sich meiner erbarmten", grinste sie.
Ihr Lehrer fuhr sich durchs Haar und erhob sich wieder. "Also, dann will ich Ihnen schöne Ferien wünschen. Denken sie daran, Duellieren ist Vor allem Übungssache. Schulen Sie ihre Reflexe und ihr Talent, werden Sie schnell und gewandt und zeigen sie mir im neuen Jahr, was sie gelernt haben. - Und lassen Sie sich nicht unterkriegen", fügte er mit einem Zwinkern hinzu.
Grace lächelte. "Ich wünsche Ihnen ebenfalls schöne Ferien, Professor."
Lupin zwinkerte und die junge Frau eilte aus dem Klassenraum, mit dem Gefühl, dass vielleicht eines Tages doch alles besser werden könnte.

***

Der Samstag brach kalt und neblig an. Grace verabschiedete ihre Freunde vor dem Schloss, ignorierte Malfoys hämische Kommentare und drückte Hermine stattdessen noch einmal fest an sich. "Ich wünsche euch viel Spaß", meinte sie lächelnd.
"Wir schreiben dir sobald wir angekommen sind", erwiderte Ron aufmunternd.
"Ich weiß doch. Schöne Ferien", rief die junge Frau ihnen hinterher, als sie in die Kutschen stiegen, die sie zum Bahnhof bringen würden und winkte ihnen hinterher. Dann atmete sie tief ein und drehte sich langsam zum Schlossportal um. Ihre Koffer waren gepackt, sie brauchte also nur noch die halbe Stunde abzuwarten, bis sie Snape treffen sollte. Obwohl erst in zwei Wochen Weihnachten war, schien das Schloss schon in Feststimmung. Die Dekoration jedenfalls ließ das erahnen, und Grace konnte nicht umhin, Dumbledore dafür verantwortlich zu machen. Also vertrieb sich die junge Frau die Zeit damit, den riesigen Weihnachtsbaum in der großen Halle zu bewundern, der mit Sicherheit nie auch nur eine einzige Nadel verlieren würde.

Als es schließlich soweit war, und sie ihren Koffer zu sich schweben ließ, war das Schloss wie ausgestorben. In der stille kam es ihr vor, als müsse man das hektische Pochen ihres Herzens meilenweit hören. Sie war definitiv nervös. Und pünktlich auf die Minute rauschte Snape die Treppen herunter. Er schien keine Koffer oder ähnliches zu brauchen und wirkte äußerst missgelaunt.
"Beeilung, Chadwick. Wir apparieren von Hogsmeade aus."
"Ich darf noch nicht apparieren, Sir...", murmelte Grace.
"Das ist mir klar", herrschte er sie an und stürmte den Weg entlang, der zum Dorf führte.
Die Rothaarige hob eine Augenbraue und dirigierte ihren Koffer mit dem Zauberstab. Da scheint ja jemand in bester Laune zu sein, dachte sie seufzend.

Sie legten ihren Marsch in Schweigen zurück und an der äußersten Appariergrenze von Hogwarts blieb Snape so plötzlich stehen, dass sie beinahe in ihn gerannt wäre.
"Entschuldigung, Professor."
Er erwiderte nichts und starrte sie nur undurchdringlich an. Dann nahm er mit einer Hand ihren Koffer und streckte die andere aus: "Geben Sie mir Ihren Arm." In seiner Stimme klang etwas mit, das Grace als pure Abscheu interpretierte. Sie streckte zögernd ihren Arm aus.
Snape griff nach ihrem Oberarm und umklammerte ihn fest. "Sind Sie schon einmal appariert?"
"Nein, Sir."
"Gut." Im nächsten Moment spürte sie, wie sie ohne Vorwarnung apparierten. Als sie wieder festen Boden unter den Füßen spürte, taumelte sie ein Stück zurück. Snape warf ihr einen prüfenden Blick zu und ging sofort weiter, sobald er bemerkte, dass sie in Ordnung war. Da die junge Frau feststellte, dass Snape scheinbar in einer Muggelgegend wohnte, mühte sie sich damit ab den Koffer mit der Hand zu tragen und fiel wegen seines Gewichtes bald hinter ihm zurück.

Als ihr Lehrer das bemerkte blieb er stehen und seufzte, offensichtlich genervt, auf. "Geben Sie schon her", meinte er und griff sich ihren Koffer, den er scheinbar ohne die geringste Schwierigkeit hochhob. Grace konnte es nicht verhindern, dass sie darüber nachgrübelte, wie viel Muskeln er wohl unter seiner Kleidung verbarg. Sie beeilte sich jedoch ihm zu folgen und nahm die Umgebung in die sie kamen in sich auf. Vielleicht nicht unbedingt herunter gekommen, aber sicherlich auch kein reiches Viertel. Muggel, augenscheinlich. Manche Häuser vollkommen zerfallen, andere schienen noch recht gut in Stand. Die Straße in die sie einbogen war als "Spinner's End" ausgewiesen. Er kam erst vor dem letzten Haus zum Stehen und Grace ließ ihren Blick kurz schweifen.

Ein schlichtes, kleines Backsteinhaus. Davor ein verwilderter Garten. Noch bevor sie es betrat, hätte die junge Frau darauf gewettet, dass er es mit Magie vergrößert hatte. Sie sollte Recht behalten. Als er die Tür öffnete betraten sie ein abgedunkeltes Zimmer voller Bücherregale, weiter hinten im Raum waren zwei Türen. Eine davon, sie stand offen, führte wohl in die Küche, die andere war geschlossen. Von der Ausstrahlung all der Bücher, die diesen Raum füllten, ein wenig erschlagen, hob sie den Blick zu der breiten Treppe die auf eine Galerie führte. Dort oben gingen drei weitere Türen ab und allein die Höhe dieses Raumes ließ darauf schließen, dass ein Muggel sich darüber wundern würde. Auf den ersten Blick sah alles etwas verwahrlost aus. Aber beim genaueren Hinsehen stellte man fest, dass es aufgeräumt war. Es war sauber und ordentlich, nur auf seltsame Art und Weise unbewohnt. Wie seine Räume in Hogwarts auch. Außerdem schienen einige der Möbelstücke ihre besten Tage schon lange hinter sich zu haben.

"Fertig mit ihrer Musterung?", erklang seine sarkastische Stimme hinter ihr.
Sie zuckte zusammen. "Entschuldigung, Sir."
Snape starrte sie einen Moment lang an und hob dann eine Augenbraue. Er deutete auf die offene Tür. "Die Küche. Wenn Sie etwas essen möchten, müssen Sie sich nur bedienen. Sollte ich etwas kochen und Ihre Anwesenheit akzeptieren wollen, sage ich Ihnen bescheid." Dann deutete er auf die andere Tür. "Diesen Gang betreten Sie ohne meine ausdrückliche Erlaubnis nicht. Dort hinten liegt mein privates Labor und der Raum, den wir zum Üben benutzen werden." Er ging auf die Treppe zu und Grace folgte ihm. "Die erste Tür links", er deutete auf die eben genannte Tür, "führt zu ihrem Zimmer. Sie haben ihr eigenes Bad. Die mittlere Tür", er machte eine jähe Zauberstabbewegung und sie sprang auf, "führt zu meinem Kaminzimmer. Ich dulde ihre Anwesenheit dort, wenn Sie sich still verhalten. Sollten sie einer lauteren Beschäftigung, welcher Art auch immer, nachgehen wollen, bleiben Sie bitte in ihrem Zimmer." Er schwieg kurz und deutete dann auf die verbliebene Tür. "Dies ist mein Zimmer und damit für sie absolutes Tabu. Haben wir uns verstanden?" Seine Stimme war schärfer geworden.
"Ich hatte eigentlich kein Interesse, ihr Zimmer zu betreten, Sir", entgegnete sie, ohne wirklich darüber nachzudenken, was sie sagte.
Snape funkelte sie an. "Nur weil wir nicht in Hogwarts sind, heißt das nicht, dass Sie mich respektlos behandeln dürfen, Chadwick", fauchte er.

"Es tut mir leid, Professor", entgegnete sie.
Er machte eine Handbewegung. "Gehen Sie jetzt auf ihr Zimmer. Alles Weitere klären wir heute Nachmittag, dann werden wir auch mit Ihrem Training beginnen. Bis dahin sollten Sie ihre freie Zeit noch genießen."
Grace beeilte sich seiner Aufforderung nach zu kommen, und betrat das Zimmer, das er ihr zugewiesen hatte. Kam es ihr nur so vor oder war der Professor schon wesentlich freundlicher als in den Mauern des Schlosses gewesen? Nun, vielleicht war freundlich nicht das richtige Wort, aber wenigstens beherrschter. Sie blickte sich um und lächelte. Typisch.
Selbst das Gästezimmer war in Slytherinfarben eingerichtet. Ein großes Himmelbett erhob sich links von ihr, ansonsten gab es nur einen großen Schrank, einen Schreibtisch und einen Sessel vor dem Kamin. An der linken Wand war Außerdem eine Tür eingelassen, die wohl ins Bad führte.

Nachdem Grace geduscht hatte, stand sie grübelnd vor den Kleidern, die sie im Schrank untergebracht hatte. Schließlich wählte sie eine schlichte, enge Hose und einen Pullover. Schwarz und Dunkelgrün. Mit solcherlei Klamotten würde sie in der folgenden Zeit wohl am Besten beraten sein. Und einen Vorteil hatte das ganze immerhin: Sie war hier nicht gezwungen ihre Schulumhänge zu tragen. Als sie aber kurz darauf in den Spiegel blickte konnte sie ein Kichern nicht unterdrücken. Wenn man sich die Farbwahl anschaute, die sie immer traf, dann konnte man manchmal wirklich glauben, dass sie besser nach Slytherin gepasst hätte. Schließlich band sie sich die Haare hoch, warf einen prüfenden Blick in den Spiegel und ärgerte sich sofort über sich selbst. Sie hatte kein Date mit Snape, sondern sollte bei ihm Unterricht haben.

Als sie schließlich nach unten kam, fand sie ihn in der Küche vor. Er lehnte an einem kleinen Tisch und beobachtete sie. Nichts ahnend ging die junge Frau auf den Türrahmen zu und Snape zog plötzlich seinen Zauberstab. Er sprach seinen Fluch laut aus, was er sicher nicht nötig gehabt hätte, und Grace wirbelte erschrocken ihren eigenen Zauberstab hervor.
"Protego!" Sie blockte den Fluch ab, kurz bevor er sie traf und er flog quer durch den Raum ehe er die Wand traf.
Snape hob abfällig eine Augenbraue. "Ihre Reflexe müssen besser werden."
Sie verzichtete darauf, anzumerken, dass sie keineswegs mit seinem Angriff gerechnet hatte. Seine Antwort hätte sie sich ohnehin denken können. Außerdem setzte er seine Worte bereits fort: "Wir werden jeden Morgen üben, Nachmittags werde ich ihnen Aufgaben über den Prüfungsstoff geben und mit Ihrem Abend können Sie anfangen, was Sie möchten. Wenn Sie hier rausgehen erwarte ich von Ihnen, dass Sie sich mindestens ebenso gut Duellieren wie jemand aus dem Abschlussjahrgang. Und zwar nicht nur auf herkömmliche Weise."

Grace starrte ihn an. Was Snape verlangte war unmenschlich.
"Ist das ein Problem für Sie, Chadwick?"
"Nein, Sir. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich Ihren Anforderungen gerecht werden kann."
"Ich habe auch meine Zweifel", erwiderte er kalt. "Aber wir werden sehen. Man kann nicht abstreiten, dass es Ihnen im Blut liegt."
Da ihr auf diese zweifelsfrei absichtliche Beleidigung keine Antwort einfiel, schwieg sie einfach. Ihr Gegenüber fixierte sie einen Moment lang und sie fragte sich einmal mehr, was im Kopf dieses Mannes vorgehen mochte. "Fragen?", meinte er schließlich.
"Ja, Sir. Was sagt das Ministerium dazu, dass ich außerhalb der Schule zaubere?"
"Professor Dumbledore hat dies geklärt. Es ist Ihnen erlaubt."
"Dann...", sie zögerte kurz.“Ihre Bücher."
Er stutzte. "Was ist damit?"
"Ich wollte fragen ob ich sie lesen darf."

Snape war schon drauf und dran ihr eine barsche Abfuhr zu erteilen, als er sich aus einem Impuls heraus anders entschied. "Ich möchte nicht, dass Sie sie mit auf ihr Zimmer nehmen, aber wenn Sie sich damit in das Kaminzimmer setzen können Sie meinetwegen davon lesen, was Sie möchten. Aber gehen sie pfleglich mit ihnen um."
Grace strahlte. "Vielen Dank, Professor!" Er zog die Augenbrauen zusammen, als ihr Miene plötzlich erschlaffte und sie sich kurz räusperte.
"Ich hätte noch eine Bitte an Sie."
"Ãœbertreiben Sie es nicht, Chadwick."
"Also, - ich würde während der Ferien gerne ein paar Briefe schreiben, habe aber keine Eule."
"Und da dachten Sie sich, ich könne ihnen bestimmt eine leihen. Ich nehme an Sie beabsichtigen Briefe an Potter und seine Freunde zu schreiben?"
Sie blieb ihm eine Antwort schuldig, aber er hatte ohnehin keine erwartet. "Auch wenn es mir missfällt eine meiner Eulen dafür herzugeben, hat Professor Dumbledore mich bereits darum gebeten, Ihnen dabei behilflich zu sein. Wenn Sie im Kaminzimmer die Treppe hinaufsteigen, gelangen Sie auf den Dachboden, wo Sie sicherlich mehr als eine Eule finden werden."
Grace nickte. Snape ebenfalls, wenn auch recht geistesabwesend. "Gut", fügte er hinzu, "ich würde Ihnen raten, dieses hier", er drehte sich um, nahm ein Buch und reichte es ihr, "die nächsten Tage eingehend zu studieren."

Verteidigungs- Theorien und ihre Anwendung. Die junge Frau fuhr über den Buchrücken. Dann hob sie den Blick. "Der Stoff der zweiten Klassen?"
"Für diese intelligente Erkenntnis hätte ich Gryffindor glatt ein paar Punkte verliehen, wären wir hier in Hogwarts", spöttelte er böse und strich sich in einer für ihn völlig untypischen Geste das Haar aus dem Gesicht. Grace widerstand dem Drang unter seinen Bemerkungen und Blicken zusammenzucken, wie so oft. Er nickte ihr zu. "Nächste Woche werden wir im Labor arbeiten und die folgenden zwei Wochen werden wir unter Verwandlung und Zaubertränke aufteilen." Sein Ton war wieder freundlicher, was sie stutzen ließ. Was hatte er eigentlich davon, fast minütlich seine Launen zu wechseln?

"Woher stammt ihr Wissen eigentlich?" Seine Frage riss sie augenblicklich aus ihren Gedanken und sie blickte ihn begriffsstutzig an.
"Entschuldigung, Sir?"
"Weshalb können Sie sich so gut Duellieren, wenn Sie nie eine Zauberschule besucht haben?"
Ein kurzes, stillschweigendes Blickgefecht folgte, ehe Grace nachgab und die Augen senkte. "Raten Sie mal."
"Wenn ich Lust an Ratespielchen hätte, würde ich Sie nicht danach fragen", knurrte er.
"Matthew und Malfoy haben es mir beigebracht."
"Draco hat ihnen das Duellieren beigebracht?" Er schien überrascht.
"Natürlich nicht", fauchte sie zurück. "Lucius Malfoy."
Seine Hand sank herab. "Lucius?" Eine Mischung aus Ungläubigkeit und dunkler Vorahnung schien in seinem Ton mit zu schwingen.
"Natürlich, wenn Matthew ihn darum gebeten hat. In der Zeit, in der wir im Ausland waren, kam er uns am meisten besuchen. Und in anderen Ländern nehmen sie es mit der vernunftgemäßen Beschränkung der Zauberei Minderjähriger meist nicht so eng. Schon gar nicht, wenn Betreffende unter dem Schutz der Menschen stehen, die die Regierung finanzieren", erwiderte sie sarkastisch.

Sein bohrender Blick ruhte weiterhin auf ihr. Sie schwieg unbehaglich und ihre Augen suchten in der Küche nach einem Punkt, an dem sie sich festhalten konnte.
Als er wieder sprach, war seine Stimme seltsam ruhig. "Hat man Sie jemals dem dunklen Lord vorgestellt?"
"Nein." Einem Impuls folgend aber fügte sie hinzu: "Lange wird es jedoch nicht mehr dauern, und dann werde ich mich wohl zwischen dem Tod oder der Hölle auf Erden entscheiden müssen." Um auf diese in seinen Augen sicherlich ziemlich theatralische Bemerkung keine Reaktion sehen zu müssen, griff sie rasch nach dem Buch und verabschiedete sich, ohne sich umzudrehen, mit dem Versprechen, morgen früh wieder hier zu sein.

***
"Levicorpus!"
Grace sprang blitzschnell zur Seite. "Serpensortia!"
Sie hatte kaum zu Ende gesprochen, als Snape die Schlange mit einem lässigen "Finite Incantatem" wieder in Luft auflöste. "Sie kämpfen gegen einen Slytherin, dummes Mädchen", herrschte er sie an. "Wir spielen hier nicht." Und wie zur Bestätigung seiner Worte vollführte er eine kurze Bewegung seines Zauberstabs und ein dutzend Messer rasten plötzlich auf die junge Frau zu.
"Protego! Locomotor Mortis!"
"Impedimenta!"
"Expelliarmus!"

Auf diese Weise ging es nun schon seit Snape am Sonntagmorgen mit seinen Übungen begonnen hatte. Sie befanden sich in einem großen, steinernen Raum, der neben seinem Zaubertränkelabor lag. Es gab kaum Einrichtung, sodass bei dem Austausch der Flüche nichts zu Bruch ging. Grace fühlte sich langsam aber sicher am Ende ihrer Kräfte. Obwohl sie jeden Abend vollkommen erschöpft war, blieb der Schlaf seltsamerweise aus und Snape schonte sie nicht. Man konnte sagen was man wollte, aber Remus Lupin hatte recht gehabt. Severus Snape war gut. Wirklich gut.
Sie hatte noch nie jemandem gegenüber gestanden, der so schnell und geschickt reagierte wie er. Und bei dem die einfachsten Flüche so verheerend wirken konnten. Sie hatte überall blaue Flecken und wollte nicht mehr mitzählen, wie oft er sie rückwärts gegen die Wand geschleudert hatte. Dabei war sie sich sicher, dass er nicht einmal die Hälfte seiner Leistungsfähigkeit aufbrauchte. Es schien für ihn nicht mehr als Routine zu sein.
Seit mehr als vier Tagen übten sie nun schon, wobei natürlich noch kein einziges Wort des Lobes gefallen war. Kritik hingegen hatte Snape jede Menge gehabt. Aber außer zu ihren morgendlichen Übungen sah sie ihn kaum. Die Nachmittage verbrachte sie mit dem Schulstoff, die Küche mied sie solange, bis sie wirklich Hunger hatte und das Kaminzimmer sowie seine Bücher nahm sie meist in den schlaflosen Nächten in Anspruch.

Und dabei war sie wirklich der Meinung, dass sie viel schneller geworden war. Ihre Verteidigung kam viel flüssiger und ihre Reaktionen ebenfalls. Aber das war scheinbar nichts.
"Stupor! - Passen Sie auf! Niemals die Augen vom Gegner abwenden!", bellte er quer durch den Raum und Grace kippte nach hinten um, wobei sie beim Aufprall jeden Knochen im Leib zu spüren schien. Hätte sie gekonnt, wäre ihr ein lautes Seufzen entschlüpft. Sein Angriff hatte sie nachhaltig aus ihren Erinnerungen gerissen.
Im nächsten Moment stand er über ihr, den Zauberstab drohend auf ihre Brust gerichtet. "Enervate", zischte er und sie spürte, wie der Schockzauber seine Wirkung verlor. "Sie wären jetzt tot."
Grace richtete sich ätzend auf. "Tut mir Leid, Professor. Ich war für einen Moment abwesend", murmelte sie.
"Das wäre der letzte ihrer Fehler gewesen", blaffte er gereizt. "Geben Sie sich mehr Mühe, sonst können wir es gleich lassen, Chadwick."

Severus verschwieg ihr natürlich, dass er beeindruckt von ihren Fähigkeiten war. Sicherlich konnte sie sich nicht mit ihm messen, aber sie leistete mehr, als man von ihr hätte erwarten können. Er wusste darum, dass sie langsam aber sicher ziemlich ausgepowert sein musste. Es entging ihm nicht, wenn nachts jemand in seinem Haus herum schlich. Genau so wenig wie ihm entging, dass sie auch hier fast nichts aß und bis jetzt nie zu den normalen Zeiten zum Essen erschien. Außerdem war er, wie versprochen, nicht zimperlich mit ihr umgegangen und ihr Körper war inzwischen wohl schon von leichteren Prellungen lädiert. Eigentlich schade um ihre reine, weiße Haut, dachte er bei sich, rief sich aber augenblicklich wieder zu Ordnung.
Die junge Rothaarige hingegen, verfluchte sich für ihre Unachtsamkeit und ließ den Blick auf ihrem Professor ruhen, der nun seinerseits sehr geistesabwesend war. Er legte beim Duellieren seinen Umhang ab, aber ansonsten kleidete er sich wie immer. Und Grace hatte den starken Verdacht, dass dies nur ihrer Anwesenheit wegen war. Sonst lief er mit Sicherheit in seinem Haus nicht so herum. Als er nach einigen Sekunden weder eine Geste machte, ihr hoch zu helfen, noch irgendwie zu realisieren schien, dass er nicht allein war und sie nur anstarrte, sprang sie auf.

"Expelliarmus!"
Snape riss noch die Augen auf, doch dann schleuderte es ihn auch schon rückwärts gegen die Wand und der Zauberstab flog ihm im hohen Bogen aus der Hand. Es war von ihrer Seite aus mehr ein Scherz gewesen, doch eigentlich bereute sie es sofort. Sie verspürte keinen Triumph, als er seinen Zauberstab verlor. Ihr Entwaffnungszauber hatte nicht so heftig ausfallen sollen und fast hätte sie damit gerechnet, dass er noch schnell genug reagieren würde. Das tat er aber nicht. Stattdessen richtete er sich nun auf und sie sah den Zorn in seinen Augen funkeln. So intensiv, dass sie unwillkürlich einen Schritt zurück machte.
"Sehr gut, Chadwick", meinte er schneidend. "Nur dass keine ihrer Gegner im echten Leben jemals so die Achtsamkeit verlieren würde." Er schnaufte kurz, dann: "Wir machen Schluss für heute."

Schweigend nickte die junge Frau, streckte sich kurz mit verzerrtem Gesicht und schleppte sich schließlich in ihr Zimmer. Nachdem sie geduscht und umgezogen war, streckte sie sich vorsichtig mit ihren Schulbüchern auf dem Bett aus und begann zu lernen. Doch ohne dass sie es Verhindern konnte, drifteten ihre Gedanken bald ab. Egal wie brutal er in den letzten Tagen vorgegangen war, sie wollte sich nicht selbst anlügen: Snape übte eine ungeheure Anziehung auf sie aus. Auf mehr als nur eine Weise.
Er war faszinierend, gefährlich. Intelligent und interessant. Unberechenbar. Eine Herausforderung.
Leider war er aber auch ihr Lehrer. Spion unter Todessern, ein Freund ihres Vaters und zwanzig Jahre älter als sie. Und mit noch größerer Gewissheit verabscheute er sie.
Grace seufzte. Sie dagegen, war auf dem besten Weg sich in ihn zu verlieben.

Dieser Gedanke war gedacht, ehe sie richtig realisierte, wohin es führte. Und die Erkenntnis stürzte drohend auf sie hinein. Gleich darauf wirbelten in ihr die Stimmen der Logik und Vernunft mit dem leisen Piepsen der kindlichen, naiven, weltfremden Hoffnung durcheinander. Und tausend andere, unschöne Sachen gingen ihr durch den Kopf, schwollen zu einem tristen, verzweifelten Crescendo heran, ehe sie ihr Buch zuklappte und tief durchatmete.
Sie würde jetzt nicht darüber nachdenken. Es war noch nicht einmal fünf und es kündigten sich bereits pochende Kopfschmerzen an. Einfach nicht darüber nachdenken. Irgendwann anders war dafür noch genug Zeit.

Als weitere Minuten verstrichen, ohne dass ihre Kopfschmerzen weniger oder das Chaos in ihrem Denken geordneter wurde, entschied sie sich das Kaminzimmer aufzusuchen und schlich geduckt auf den Gang hinaus. Doch scheinbar hatte jemand ganz andere Pläne für sie, denn kaum dass sie ihre Tür geschlossen hatte, erklang Snapes Stimme: "Miss Chadwick." Sie verzog unmerklich das Gesicht und drehte sich zu ihm um.
"Professor?"
"Haben Sie schon zu Abend gegessen?"
"Nein, Sir." Das Lügen keinen Sinn machen würden, war ihr auch so klar.
"Dann wird es Sie freuen zu hören, dass ich bereits etwas zubereitet habe und Sie darum bitte, mit mir zu speisen."
"Ehrlich gesagt", erwiderte Grace zögernd, "habe ich keinen großen Hunger."
"Das war mir schon klar. Sie werden mich trotzdem begleiten." Plötzlich fühlte sie seine Hände auf ihren Schultern und lenkte sie die Treppe hinunter.
"Professor Snape", murmelte sie, als sie in der Küche ankamen, deren kleiner Tisch gedeckt war. "Ich fühle mich heute nicht so gut. Ich würde wirklich lieber... -"
"Hören Sie mir zu, Miss Chadwick. Was Sie in Hogwarts mit ihrer Gesundheit anstellen, interessiert mich nicht. Aber in meinem Haus werden Sie sich nicht zu Tode hungern. Also essen Sie!", meinte er entschieden, mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete.

"Ich hungere nicht", erklärte die junge Frau trotzig, ehe sie sich vorsichtig auf den Stuhl sinken ließ. Seine Stimme ließ das Pochen in ihrem Kopf stärker werden und ihre Bewegungen waren träge. Eigentlich war es viel zu anstrengend die Gabel bis zum Mund zu führen. Obwohl sie wusste, dass es grob unhöflich war, vor allem weil er sich die Mühe gegeben hatte seine überraschend guten Kochkünste mit ihr zu teilen, stützte sie den Ellebogen auf den Tisch und vergrub eine ihrer Hände in ihrem Pony.
"Grace?"
"Hmh?" Sie bemerkte, dass er ihren Vornamen benutzte, fühlte sich aber nicht in der Lage, darüber nachzudenken.
"Haben Sie Kopfschmerzen?"
"Ja", murmelte sie unbestimmt. Sie hörte seine Schritte und blickte ihn an. Er hatte sich vor ihren Stuhl gehockt und blickte ihr in die Augen.
"Nehmen Sie ihre Hände runter", meinte er sanft.
Wie auf Befehl sackten ihre Arme herab. "Kann ich schlafen gehen, Sir?", quälte sie hervor. Anstatt einer Antwort spürte sie seine Fingerspitzen auf ihren Schläfen. Er massierte sie. Mit kleinen und größeren Kreis, dann legte er die andere Hand in ihren Nacken und fand scheinbar genau die richtigen Punkte um ihre Verspannung zu lösen. Gab es eigentlich auch etwas, das dieser Mann nicht konnte?

Seine Methode wirkte. Grace spürte wie die Kopfschmerzen abschwollen, die Müdigkeit jedoch nur stärker wurde und sie die blauen Flecken wieder stärker spürte. "Können Sie laufen?" Seine Frage riss sie in die Wirklichkeit zurück. Was machte sie hier eigentlich? Sie saß in Severus Snapes Küche, ließ sich von ihm die Schläfen massieren und fand scheinbar nicht einmal etwas daran auszusetzen.
"Ich denke schon", antwortete sie unsicher, überrascht dass er ihr hoch half. Als Snape merkte, dass ihre Beine wieder einzuknicken drohten, hob er sie kurzerhand auf seine Arme. Grace hielt die Luft an, als er seine Unterarme unter ihre Knie schob und ihr Gesicht an seiner Brust gepresst wurde. Sie spürte die Muskeln, seinen Herzschlag, den Rhythmus seiner Schritte als er sie scheinbar ohne Probleme in ihr Zimmer trug.
Er legte sie auf dem Bett ab, murmelte irgendwelche Zauber über sie, die sie nicht mehr zu identifizieren wusste und deckte sie dann zu. Schon an diesem Abend wusste sie, dass ihr das morgen alles wie ein schöner Traum vorkommen würde. Er würde genau so hart und unerbittlich sein wie vorher.
Trotzdem flüsterte sie ein verklärtes "Danke" als er zurücktrat. Und für den Bruchteil einer Sekunde dachte sie, ein Lächeln über sein Gesicht huschen zu sehen. Dann umfing sie der lange benötigte Schlaf und eine zähe, endlose Dunkelheit zog sie in ihre Tiefen.

Snape blickte nachdenklich auf seine Schülerin hinab. Sie war, auch für ihr Alter und ihr zierliche Figur, unglaublich leicht. Solange sie hier war, würde er dafür sorgen, dass Grace Chadwick regelmäßig etwas aß. Das junge Mädchen sah ja noch immer so aus, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen. Wenn der Preis dafür war, dass er gewisse Distanzen aufgeben musste und ihr zeigen würde, dass er nicht immer so unfreundlich zu sein brauchte wie in Hogwarts, würde er ihn zahlen. Realistisch gesehen hatte sie eh keine Freunde, die ihr glauben würden, wenn sie es weiter erzählen würde. Hermine Granger war selbst loyal, Harry Potter und Ron Weasly hassten ihn genug um Grace kein Wort zu glauben, und die kleine Weasly eiferte sowieso nur ihrem großen Helden nach.
Matthew würde es außerdem freuen zu hören, dass er auf seine Tochter acht gab. Das machte sich für seine Tarnung immer gut. Snape seufzte leise, als er bei diesem Gedanken feststellte, dass er noch immer in ihrer Zimmertür stand. Egal wie viele Gründe er sonst noch angab, es blieb auch von Bestand, dass er sich um sie sorgte.

Die Kleine hatte sich in der letzten Zeit seinen Respekt erschlichen und ihre Art sprach ihn an. Sie war nicht so aufdringlich wie viele ihrer Kolleginnen und sie hütete ihre Intelligenz nicht so offensichtlich wie die Granger. Ihre Hand schnellte nicht bei jeder Frage, die sie beantworten konnte hoch und sie gab ihre Aufsätze nicht schon drei Tage im Voraus ab. Obwohl sie dafür wohl auch kaum Zeit finden konnte. Das Mädchen barg ihre Geheimnisse gut und erinnerte ihn so sehr an sich, wobei sie noch weniger für ihr Schicksal konnte als er in ihrem Alter. Trotzdem musste er sein Mitleid mit ihr langsam wieder unter Kontrolle kriegen. Egal wer sie war oder was sie erleben musste, sie war seine Schülerin. Spätestens nach diesen Ferien würde er sie wieder auf Distanz halten müssen. Es war schon schlimm genug, dass sie so sehr in seine Privatsphäre eindringen konnte. Obwohl Snape Dumbledore die Schuld daran nicht geben konnte. Es war nur logisch, dass man sie zu ihm geschickt hatte. Er war besser als Lupin was das Duellieren anging und das Ministerium war so leichter zufrieden zu stellen. Die hohen Stellen befürchteten Todesser Saat in Grace Chadwick und wollten sie kontrolliert wissen, wenn sie dem Mann auf den Dumbledore schwor auch misstrauten. Und alle Todesser oder anderweitigen illoyalen Ministeriumsmitarbeiter, die höhere Positionen einnahmen, sowie der dunkle Lord und Matthew Chadwick sahen sich versichert, dass er Grace die richtigen Ideale einimpfen würde. Eine bessere Lage hätte sich eigentlich nicht ergeben können. Wenn er sich nicht zu dem Mädchen hingezogen fühlen würde und den starken Verdacht hegte, dass Dumbledore etwas plante, was ihm nicht gefallen würde.

Sie war zweifelsohne intelligent. Den Stoff, den er ihr aufgab, bewältigte sie anständig, eigentlich übertrieb sie es schon eher mit dem Lernen. Ihre Reaktionen im Kampf wurden immer besser und er nahm sich vor, noch vor Weihnachten mit den Unverzeihlichen zu beginnen. Sein Blick fiel auf den Stapel Briefe, der verteilt über dem Tisch in ihrem Zimmer lag. Die Absender waren eindeutig. Granger und Potter. Und ein paar von Weasly waren auch dazwischen, sonst nichts. Er war sich schon jetzt sicher, dass es für die junge Frau ein ziemlich einsames Weihnachten werden würde, denn er feierte es normal nicht. Ihr Vater schien sich nur bei Snape zu melden, denn Briefe in Matthews gestochen scharfer, akkurater Handschrift waren nicht dabei. Möglicherweise war das sogar besser. Der Zaubertränkemeister fuhr sich durchs Haar. Die Lage spitzte sich zu. Auf die eine oder andere Weise gingen sie dem Ende entgegen.


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