von Ginny14Weasly
Isabella wachte am nächsten Morgen auf und das Erste, was sie bemerkte, war die getrocknete Tränenspur in ihrem sonst so hübschen Gesicht. Kurz fragte sie sich, was die dort zu suchen hatte, doch dann brachen die Erinnerungen an den gestrigen Nachmittag wieder über sie ein. Sie konnte es nicht fassen. Jonah war erst seit einem Tag ihr bester Freund! Kaum zu glauben, aber ja, so ist es. Und nun hatte er versucht, ihr Glück zu verhindern, und die einzige Frage war, warum. Was fand er denn so falsch daran, dass sie einen festen Freund hatte? Sie hatte keine Antwort dazu. Gestern Abend hatten ihre Freundinnen noch lange mit ihr darüber diskutiert und Isabella war zu dem Schluss gekommen, dass sie einfach warten musste, warten auf ein Entgegenkommen von ihm. Bis dahin wollte sie jedoch nicht auf ihren jetzigen festen Freund verzichten, Alan. Gestern hatten sie sich zum ersten Mal geküsst. Es war der erste Kuss, den Isabella je bekommen hatte und sie wusste, es war kein Fehler, wenn ja, dann hätte ihr Herz einen Ton von sich gegeben.
Sie driftete ab, in eine Traumwelt, wo sie den Kuss noch einmal durchlebte. Und plötzlich durchbohrte ein heftiger Stich ihr Herz. Was war das denn jetzt?, dachte sie und richtete sich erschrocken auf. Nichts, keine Schmerz mehr. War der Stich durch die Erinnerung gekommen? Nein, das war unmöglich. Sie mochte Alan, sehr sogar, aber warum verspürte sie bei dem Gedanken an ihn so ein blödes Gefühl?
Schluss damit!, rückte sie sich selbst zurecht und schwang die Beine aus dem Bett. Schon war sie aufgestanden und schlich ins Bad, da die anderen Mädchen noch schliefen.
Vor dem Spiegel betrachtete Isabella sich lange. Furchtbar sah sie aus. Das viele Heulen hatte seine Spuren hinterlassen...
Zehn Minuten später befand sie sich schon auf dem Weg in den Krankenflügel. Hier hatte sie Alan gestern lassen müssen, und bei dem Gedanken fiel ihr ein, dass sie noch Jonahs Zauberstab besaß. Schreck, den musste sie ihm noch wiedergeben. Ach, soll er ihn sich selbst holen, dachte Isabella schnippisch und stieß die Flügeltüren auf.
Nur ein Bett, weiter hinten im Saal, war belegt. Isabella ging schnurstracks darauf zu.
"Alan, bist du wach?", flüsterte sie und rüttelte sanft an seiner Schulter. Keine Reaktion. Er schlief tatsächlich wie ein Murmeltier, so, wie es Madam Pomfrey gestern gesagt hatte. Na ja, sollte er nur, sie würde ihn bestimmt nicht unterbrechen.
Einen Stirnkuss später war sie schon wieder hinausgegangen.
Nur leider stieß sie direkt hinter der Tür mit jemandem zusammen. Schon das dritte Mal in zwei Tagen.
"Aua! Hey, pass doch-" Der Rest blieb ihr im Halse stecken. Vor ihr stand Jonah, der sich die Nase mit einem Tuch zuhielt.
"Tut...tut mir Leid", stotterte er. Ihm war total unwohl, genauso, wie ihr.
"Was...was machst du denn hier?", fragte sie nach einer langen Pause.
"Es hört nicht auf zu bluten. Ich muss mir von Poffy etwas geben lassen", erklärte er knapp. Jonah mied ihren Blick. Er sah ziellos im Gang umher und wieder entstand eine peinliche Pause.
Endlich sagte Isabella: "Geschieht dir recht!" Verdammt, fluchte sie gedanklich. Wieso hatte sie so etwas gesagt? Immer musste sie alles schlimmer machen, als es schon war.
Merkwürdiger Weise murmelte er nur: "Ja, du hast Recht."
Im nächsten Moment war er schon an ihr vorbei gelaufen und durch die Türen verschwunden.
"Jonah?" Isabella war verwundert, wie komisch ihre Stimme klang. Etwas Flehendes lag darin. "Dein Zauberstab." Sie warf ihm den Holzstab zu und er fing ihn.
In dieser Sekunde hätte sich Jonah nichts sehnlicher gewünscht, als ihr Danke zu sagen, aber alles, was er herausbrachte, war: "Ja...ähm...okay..."
Die nächsten Tage vergingen schneller, als Isabella gedacht hatte. Alan kam erst am Mittwoch wieder aus dem Krankenflügel und seid dem waren er und sie unzertrennlich. Leider hatte sich Isabella die Liebe anders vorgestellt...
Auch diese Zeit war nicht ohne ein paar Ereignisse verstrichen. Immer wieder versuchten es die Gryffindor Drittklässler mit dummen Verkuppelungsversuchen, was damit endete, dass Jonah seinen Bruder in den See warf.
Dafür bekam er natürlich ein paar Strafarbeiten aufgebrummt, was eigentlich total unfair war, da Nikolas sowieso gerade baden wollte.
Am Tage war Isabella so oft mit Alan zusammen, dass sie gar nicht mehr an ihren Streit mit Jonah dachte. Nur abends im Bett kam alles wieder hoch, und damit auch die Frage, warum. Doch jetzt fragte sie sich eher, warum sie sich nicht wieder vertragen konnten.
In dieser Zeit wachte sie meist mitten in der Nacht auf und zeichnete. Ja, sie zeichnete. Bis dahin hatte sie gar nicht gewusst, wie gut sie das eigentlich konnte. Doch als sie in der Nacht zum Samstag einmal einen großen, wunderschön verzierten Stern mit Jonahs Namen zeichnete, schloss sie ihren Block und den Stift in ihren Hogwartskoffer. So etwas musste sie sich nicht antun.
Am Samstagmorgen war sie wieder einmal mit Alan zu einem Spatziergang verabredet. Den Stern hatte sie schnell verdrängt, aber dennoch tauchte ab und zu das Bild von ihm vor ihren Augen auf, was sie meist mit einem Kopfschütteln quittierte.
"Ich komme gleich, ich muss nur noch schnell etwas holen", rief Gina zu ihren Freundinnen. Samstag, endlich. Heute war ein wunderbarer Tag und Julie, Michelle, Sue und sie wollten diesen Tag noch einmal nutzen, sich in die Sonne legen und vielleicht auch Hausaufgaben machen.
Jetzt rannte sie schon wieder die Treppe zu ihrem Schlafsaal hinauf, da sie die Sonnencreme vergessen hatte. Oben fiel ihr auf einmal ein Stück Papier ins Auge, das unter Isabellas Bett lag. Wahrscheinlich war es ihr heruntergefallen?
Gina griff danach und was sie darauf sah, ließ sie lächeln.
Wie süß, dachte sie. Anscheinend hat unser kleines Problemkind doch nicht nur ihren Alan im Kopf.
"Mädels, das müsst ihr euch ansehen", sagte sie laut, als sie die Treppe wieder hinunter eilte. Strahlend hielt Gina den anderen Dreien die Zeichnung hin, die alle auch anfingen zu grinsen.
"Hat das Bella gemalt?", fragte Michelle ungläubig. "Ich wusste gar nicht, wie gut sie das kann."
"Ich auch nicht, aber überlegt doch mal, was das zu bedeuten hat", sagte Gina und wackelte mit den Augenbrauen.
"Okay, was geht jetzt schon wieder für ein 'dummer Verkuppelungsversuch' in deinem Gehirn herum?", wollte Sue skeptisch wissen und verschränkte die Arme.
"Wenn wir DAS irgendwie Jonah sehen lassen, oder noch besser Alan, dann brauche wir nur noch die Beine hochzulegen und zuzuschauen", sagte Gina.
"Das ist keine gute Idee", brachte Julie ein. "Überleg' doch mal, vielleicht würdest du alles nur verschlimmern. Womöglich würde Bella denken, Jonah hätte die Zeichnung geklaut!" Gina biss sich auf die Lippe und runzelte die Stirn.
"Und was sollen wir deiner Meinung nach tun?", sagte Michelle.
"Ganz einfach. Bella hat sich mit diesem Bild selbst verraten. Wenn sie es sich demnächst oft ansieht, dann wird sie von ganz allein zur Vernunft kommen. Vertraut mir", sagte Julie.
O ja, sie wusste ja gar nicht, wie Recht sie damit hatte...
________________________________________________
Zu kurz? Kommt mir gar nicht so vor. Egal, das letzte Kapitel war ja schon lang genug.
Hinterlasst mir ein Kommie!
Liebe Grüße, Ginny14Weasly
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel
