von Phoenixlove
Remus fuhr hoch. Er musste eingenickt gewesen sein. Wie er auf dem harten Steinboden, von dicken Eisenketten gefesselt, überhaupt hatte schlafen können, war dem Werwolf schleierhaft.
Aber das interressierte ihn nicht wirklich. Viel mehr dachte er über das nach, was ihm vorhin ein Todesser mit boshafter Stimme zugeflüstert hatte.
"Deine kleine FreundÃn hat unseren besten Werwolf umgebracht, jetzt bist du dran! Wie sie uns, so wir ihr! Ein Mitstreiter für einen Mitstreiter, das ist doch fair! Aber wir lassen dich nicht einfach verbluten, oh nein!"
An dieser Stelle hatte der Todesser gelacht.
"Wir werden uns doch nicht mit ein paar Tagen Höllenqualen zufrieden geben! Das werden Wochen . . . Monate . . . vielleicht sogar Jahre . . . Und nacher werden wir deiner kleinen Freundin genauestens Bericht erstatten!"
Dann war der Todesser aus der dunklen, fensterlosen Zelle gehuscht.
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Wieder einmal öffnete sich die Kerkertür und ein Todesser betrat den Raum. Remus hörte es nicht.
Er lebte nicht mehr in dieser Welt.
Die Traumwelt, in der er den ganzen Tag glücklich mit Tonks verbringen durfte, war viel angenehmer.
Der Todesser stellte eine Schüssel mit kalter Suppe vor Remus. Dieser 'träumte' seelenruhig weiter. Der Todesser versuchte erfolglos, ihn zu wecken. Fluchend verließ er schließlich die Zelle.
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Die Zeit verging. Remus bemerkte es nicht. Er lebt in seiner Traumwelt. Durchlebte seine Schulzeit noch einmal. Aß nichts und trank nichts.
Die Todesser waren darüber nicht sehr erfreut. Sie wollten ihn foltern, wollten ihm das Leben schwer machen. Aber wenn er verhungerte, würden sie ihre Rache nicht bekommen. Also versuchten die Schwarzmagier, Remus mit Tränken wieder aufzupäppeln. Es gelang ihnen zwar, ihn am Leben zu erhalten, aber aus seiner Traumwelt erwachte er nicht. Sie hofften, dass er wenigestens an grausame Dinge dachte. Aber das seelige Lächeln, welches sich öfter über das Gesicht des Werwolfs zog, bestärkte sie in ihrer Hoffnung nicht gerade.
Es geschah zu der Zeit, als Tonks wieder in seinen Träumen vorkam.
Aber jetzt dachte er sich keine Geschichten mehr aus, es waren Erinnerungen.
Tonks, wie sie dem Orden beitrat.
Tonks, wie sie Harry aus dem Ligusterweg abholten.
Tonks, wie sie im Ministerium kämpfte.
Tonks, wie sie mit Sirius herumalberte.
Tonks, wie sie ihm ihre Räumlichkeiten in der Pepperalley zeigte.
Tonks, wie sie ihm klar machte, dass sie ihn wirklich liebte, wie sie ihm klar machte, dass es ihr egal war.
Tonks, wie sie mit Tränen in den Augen aus dem Haus stürmte.
Tonks im Denkarium, mit schwarzen Haaren, schwarzen Augen und weißer Haut.
Tonks, deren Kopf in Flammen stand.
Tonks, deren Kopf in Flammen stand . . .
Tonks, deren Kopf in Flammen stand . . .
Zu der Zeit, zu der Remus' Träumereien bei dieser unglaublich schönen und unglaublich verletzten Erscheinung gelangten, zu dieser Zeit begann er, aufzuwachen.
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Remus war endlich vollkommen aufgewacht.
Er wusste nicht, wie lange er schon hier war.
Es konnten sowohl Wochen, als auch Jahre gewesen sein.
Das Einzige, was Remus wusste, war, dass er sich nicht verwandelt hatte.
Wobei - wusste er es? Oder glaubte er es nur, hatte er sich verwandelt, ohne es zu bemerken?
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Die Zeit verging.
Von nun an zählte Remus die Tage.
Das heißt, er versuchte es.
Aber wenn man Tag und Nacht in einen engen, fensterlosen Kerker eingesperrt ist, kann man nur schwer überprüfen, wann ein Tag aus ist und ein neuer beginnt.
Er konnte sich nicht einmal an Mahzeiten orientieren, denn die Todesser kamen nicht regelmäßig bei ihm vorbei.
Remus liebte die Ruhe.
Manchmal hörte er Schreie, die von oben kamen. Die Todesser folterten - und töteten anschließend. Remus hörte die Rufe, die Todesflüche, von den Todessern glücklich, zufrieden oder auch verachtend ausgesprochen.
Ja, da war es wesentlich angenehmer, wenn alles ruhig war.
Manchmal kamen sie auch herunter und folterten ihn. Aber Remus genoss die Schmerzen beinahe, sie zeigten ihm, dass er noch lebte.
Die Zeit verging.
Vollmond kam und ging.
Und kam und ging.
Und kam und ging.
Aber Remus fühlte bei seinen Verwandlungen keine Schmerzen mehr.
Er verkroch sich nicht mehr in Träumen.
Er wünschte sich auch nicht zu sterben.
Alles, das Remus tat, war zu leben.
Er lebte den Moment.
Er erkannte, dass alles etwas Besonderes war. Selbst die Steine, aus denen der Kerker gebaut war. Sie waren grob gehauen, aber keiner glich exat einem anderen.
Die Zeit war unbeutend.
Das einzig Wichtige war der Augenblick.
Der Augenblick, der erst vergehen würde, wenn er entweder starb oder frei kam.
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bisschen sehr philosophisch, ich weiß. aba da kamma nix machn!
kommis büüddee!!
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