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Fanfiction

In Ginevra Molly Potters Worten - 31. Dezember: Revolution - Teil 3

von ChrissiTine

31. Dezember: Revolution, Teil 3




"FRED! NEIN! NEIN! NEIN! NEIN!"

George verließ mich und fiel auf einen Körper, über dem Mum trauerte. Ich konnte nicht verstehen, was nicht okay war. Meine Sinne waren erstarrt. Meine Auffassungsgabe war beschädigt worden. Ich versuchte zu vertsehen, als ich zu meiner Familie ging, erkannte das rote Haar und die Sommersprossen, die Lachfalten auf seinem Gesicht, aber er bewegte sich nicht ...

Fred war ...

Oh Gott, nein!

Gefühle überschwemmten mich wie eine Welle, die gegen die Felsen klatschte. Ich verlor jegliche Kontrolle über meine Mobilität, fiel auf die Knie und hielt, hielt, umklammerte die Teile, die George und meine Mutter nicht berührten, versuchte verzweifelt, es nicht wahr zu machen, als ob meine Berührungen den leblosen Körper meines Bruders wiederbeleben könnte.

Ich war sein Liebling. Ich war sein Liebling. Ich hätte ihn beschützen sollen. Ich hatte ihm versprochen, ihn zu beschützen. Warum ist er tot? Warum hatte ich ihn nicht retten können? Warum? Warum? Warum?

"Mein Junge!", schrie Dad.

Ich blickte auf und sah durch meine verschwommene Sicht, wie Bill und Fleur die Körper von Lupin und Tonks neben uns auf den Boden legten. Ich weinte noch heftiger. Nicht Fred ... nicht Lupin... nicht Tonks ... Und was war mit Teddy? So jung ... Er würde seine Eltern nie kennen lernen ...

Ron und Hermine gesellten sich zu uns. Hermine legte ihre Arme um darauf war Charlie da und meine ganze Familie, ein Meer von Rot und Flecken von buschigem Braun und lebendigem Blond war um unseren gefallenen Fred versammelt.

Nein, nicht meine ganze Familie. Ich schaute mich um. George berührte Freds Kopf, Mum umklammerte seine Brust und jeder berührte einen Teil des gefallenen Zwillings. Aber eine Person fehlte, ein junger Mann, der in dem Moment ein Teil unsere Familie geworden war, in dem er in King's Cross die magische Welt betreten hatte. Harry war nicht hier.

Hermine sah mich an und umarmte mich fester. Worte wurden nicht gebraucht, da sie auch nicht wusste, wohin Harry verschwunden war. Aber wenn ich ihn so gut kannte, wie ich behauptete, dann würde er irgendwo anders sein und sich die Schuld für die Geschehnisse von heute Nacht geben.

"Kann ich einen Moment alleine mit ihm sein?", flüsterte George.

Aufzustehen brachte mich in die Realität zurück. Die Große Halle war voller trauernder Menschen. Cho, Michael und Anthony waren um Terrys Körper versammelt. Susan, Hannah, Ernie und andere Hufflepuffs trauerten über Summerbys leblosem Körper, bevor Ernie weiter eilte, um anderen Verletzten zu helfen.

Neville stand beim Eingang und suchte die Menge nach einer bestimmten Person ab. Ein Schrei vom anderen Ende der Halle unterbrach Nevilles hastige Suche und ich sah zu, wie Luna in seine Arme rannte. Ich entfernte mich von Hermine, um die beiden zu umarmen. Das waren die zwei Leute, die mir in den letzten Monaten am nächsten gewesen waren. Mein eigenes Trio ... Sie umarmten mich und weinten mit mir, trösteten mich.

"Wir sollten den anderen dabei helfen, die Gefallenen hierher zu bringen", schlug Neville vor.

Luna lief auf der einen Seite Nevilles und ich auf der anderen und wir gingen nach draußen, stiegen über Schutt und Blut, Chaos und Asche. Trotz der Dunkelheit außerhalb des Schlosses war das Gefühl der Tragödie außerhalb viel schlimmer als im Schloss.

Die physisch unverletzten gingen vorbei, trugen die Verwundeten in die Große Halle. Katie und Leanne trugen Coote, dessen linkes Bein stark blutete. Dean und Seamus halfen Angelina, deren Gesicht voller Blut war. Mehr und mehr Schüler und Kämpfer gingen vorbei, halfen den Verletzten und brachten die Gefallenen zu ihren Familien. Manche erkannte ich nicht, die meisten allerdings schon.

"Oh nein", flüsterte Neville und blieb vor einem schmalen Körper stehen, der in der Dunkelheit sichtbar geworden war. "Nicht Colin ..."

War es Schicksal, das mich direkt zu ihm geführt hatte oder hatte ich einfach gewusst, wo ich suchen sollte? Ich erinnerte mich daran, wie er gefallen war, sieben Stockwerke. War er bewegt worden, oder war er von dem Kampf, der um ihn herum gekämpft worden war, ungestört geblieben?

"Colin hat nie aufgehört, auf dich zu stehen", sagte Luna und hielt meine Hand.

Dadurch fühlte ich mich noch viel schlechter. Hätte er mich aus dem Weg geschubst, wenn er andere Gefühle für mich gehabt hätte? Wäre er noch am Leben? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Colin sein Leben nicht riskiert hätte, um jemand anderen zu beschützen, besonders, weil er so lange ein Geheimniswarer gewesen war.

"Er ist gestorben, um mich zu retten.", flüsterte ich.

Neville beugte sich herunter und umfasste den Jungen unter den Achseln. Er hob ihn leicht hoch. Ich wollte helfen, aber ich konnte mich nicht bewegen.

"Neville", rief Oliver Wood und kam mit Demelza auf uns zu. "Ich helf dir." Oliver nahm Colins Füße vorsichtig und zusammen trugen sie den Gryffindor zur Großen Halle.

"Kann mir einer von euch helfen?", fragte Demelza. "Dort drüben ist ein Mädchen ..." Sie zeigte in die Richtung. "Ich kann sie nicht alleine hochheben."

Luna ging mit Demelza mit. Ich war alleine in der Dunkelheit und versuchte mich zusammenzureißen. Ich atmete durch, versuchte mich von dem Schmerz zu befreien, der mich plagte.

Leises Weinen wurde vom Wind zu mir herübergeweht. Ich folgte dem Geräusch, bis ich Angerona entdeckte, die weinend auf dem Boden saß und ihren Arm an ihren Körper presste.

"Ang?", rief ich und spürte, wie mein Beschützerinstinkt erwachte. "Was machst du hier?"

Sie schlang ihre winzigen Arme um meinen Hals und weinte. In all den Monaten, die wir zusammen verbracht hatten, hatte ich sie noch nie weinen sehen. Sie war sehr nah dran gewesen, als Simon in den Kerkern gewesen war, aber sie war stark. Sie war immer so erwachsen und sie weinen zu sehen machte aus ihr das elf Jahre alte Mädchen, das sie in Wirklichkeit war.

"Es tut mir Leid, Ginny", sagte sie nach vielen Schluchzern. "Ich hab mich wieder reingeschlichen. Ich wollte kämpfen. Es tut mir so Leid. Ich hätte nicht zurück kommen sollen. Ich hab solche Angst."

"Du lebst", sagte ich und strich über ihr Haar. "Und wir kümmern uns um deinen Arm. Dir wird es wieder besser gehen."

"Es tut mir so Leid", wiederholte sie. "Ich will meine Mummy ..."

Es war merkwürdig, dieses Mädchen so kindlich reden zu hören, wo sie doch immer versucht hatte, mir zu beweisen, dass sie es nicht war. "Es ist alles gut", beruhigte ich sie. "Es ist gut. Wir bringen dich rein."

"Aber ich will nach Hause", flüsterte sie und es brach mein Herz. "Ich will nicht mehr kämpfen."

"Ich weiß", sagte ich und meine Stimme brach. Wir wollten alle nach Hause gehen, weg von diesem Durcheinander, weg von dem Tod, aber der Tod würde uns nur folgen, falls wir heute Nacht nicht siegreich sein würden. "Es wird alles gut werden.", wiederholte ich.

Und dann spürte ich ihn ... Ich spürte ihn ...

So, als ob er sich wieder anschleichen würde, wie er es vor so langer Zeit versucht hatte, spürte ich ihn, aber dieses Mal schlich er sich nicht an mich heran, er schlich sich von mir weg. Ich konnte den Kummer fühlen, der von ihm kam. Ich drehte mich in seine Richtung um, hoffte, dass er sah, dass ich ihn brauchte, aber die Schritte, die sich entfernten, sagten mir, dass er schon weg war.

Ich würde euch gerne sagen, dass ich, wenn ich gewusst hätte, dass er in seinen Tod lief, ihm erlaubt hätte, zu gehen, aber ich bin nicht so edelmütig. Ich bin längst keine so starke Person, wie ich die anderen glauben machen möchte. Ich wäre selbstsüchtig gewesen und hätte ihn mitleiderregend angefleht, zu bleiben. Aber sagt mir ganz ehrlich, wie viele von euch hätten nicht das gleiche gemacht?

Ich brachte Angerona in die Große Halle, wo Ernie sich darum kümmerte, dass sie so schnell wie möglich geheilt werden würde. Nachdem ich sie zum Abschied umarmt hatte, beobachtete ich, wie Neville einen Jungen, den ich nicht kannte, zu Hannah brachte.

"Wie geht's dir?", fragte Neville mich.

Ich schüttelte meinen Kopf. Gab es überhaupt Worte, um ihm zu beschreiben, wie ich mich fühlte? Neville nickte verstehend und umarmte mich fest.

"Ich hatte vorhin ein seltsames Gespräch mit Harry.", sagte er. "Er hat mir gesagt, dass Voldemorts Schlange getötet werden muss."

Ich sah Neville staunend an. Das war das erste Mal, dass ich hörte, wie er Voldemorts Namen benutzte. Ich runzelte die Stirn und dachte darüber nach, was Harry ihm gesagt hatte. "Hat er gesagt warum?", fragte ich.

"Nein", erwiderte Neville. "Nur, dass sie sterben muss."

Sterben muss, wiederholte ich im Stillen.

"Habt ihr zwei Harry gesehen?", rief Ron und kam mit Hermine und Luna zu uns. "Wir haben ihn nicht mehr gesehen seit Ihr-wisst-schon-wer die Waffenruhe ausgerufen hat."

Neville wiederholte die Geschichte. Ron und Hermine tauschten verängstigte Blicke. Neville fragte: "Er würde sich ihnen nicht ausliefern, oder?"

"Doch, würde er", brachte ich heraus. Ich schaute zu Hermine, die nickte, während Tränen in ihren Augen aufwellten, die bestätigten, dass es auf jeden Fall etwas war, das Harry tun würde. Ich hielt weitere Tränen zurück.

"Ginny", rief Percy. Ich schaute über die Schultern meiner Freunde. Mein zurückgekehrter Bruder winkte mich zu sich. "George will mit niemandem außer dir sprechen."

Ich ging zu George. Er saß immer noch bei Freds Kopf. Er trauerte nicht mehr verbittert, es fielen nur stumme Tränen aus seinen Augen. Er sah auf, als ich mich neben ihn setzte und ihm ein trauriges Lächeln schenkte.

"Das besondere daran, ein Zwilling zu sein", flüsterte er, "ist, dass ich nie in einen Spiegel schauen muss, um zu wissen, wer ich bin." Er streichelte Freds Gesicht. "Wie soll ich jetzt wissen, wer ich bin?"

Ich legte meine Hand in seine und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Ich schaute auf Freds Gesicht und erwiderte: "Deshalb sind wir noch am Leben, George ... damit wir dich genau daran erinnern können."

"Ich liebe dich, Ginny", sagte er. Er atmete schwer ein, schloss seine Augen, atmete aus und blies mit seinem Atem Freds Haare aus dessen Gesicht. "Finde Harry", flüsterte George. " Sag dem dürren kleinen Idioten, dass er sich bloß nicht ausliefern soll. Sag ihm, dass ich weiterkämpfen will. Ich ..." Er stoppte, als seine Stimme brach. "Sie umzubringen wird Fred nicht zurückbringen, aber ich werde mich dann sehr viel besser fühlen."

Ich hätte ihm geantwortet, aber mein ganzer Körper wurde taub. Mein Atem blieb mir im Hals stecken. Mein Herz setzte tatsächlich einen Schlag aus und fing dann hektisch wieder an zu schlagen, versuchte, den Herzschlag einzuholen, den es ausgesetzt hatte. Ein eisiges Gefühl durchströmte meine Fingerspitzen, meine Arme, meine Beine, mein Gesicht ...

"Irgendwas stimmt nicht", sagte ich.

Ich sprang auf die Füße und fand Ron und Hermine, die alleine etwas abseits saßen. Luna und Neville unterhielten sich mehrere Meter entfernt. Ich ergriff Rons Schultern und schaute flehend in seine Augen.

"Wir müssen Harry finden", sagte ich. "Wollte er sich um die Schlange kümmern?"

Ron sah hilflos aus. "Vielleicht", gab Ron zu. "Er hat uns nichts gesagt."

Hermine zog mich näher zu sich und sie schaute auch verzweifelt zu Ron. "Ginny hat Recht. Wir müssen ihn finden, bevor ..." Sie schaute auf die Uhr in der Großen Halle. Die erlaubte Stunde war seit zehn Minuten vorbei und der Kampf war noch nicht wieder aufgenommen worden.

"Harry Potter ist tot ..."

Die schrecklichen Worte umklammerten mein Herz und ich fühlte, wie alles in mir anschwoll. Die Worte Voldemorts hallten in meinem Kopf wider. Ich starrte auf Ron und Hermine, bestand darauf, dass sie erklärten. Sie sahen so verängstigt aus wie ich.

"Er ... er blufft ...", keuchte ich.

"Die Schlacht ist gewonnen. Ihr habt die Hälfte eurer Kämpfer verloren. Meine Todesser sind in der Überzahl gegenüber euch, und der Junge, der überlebte, ist erledigt ..."

"ES IST NICHT WAHR!", kreischte ich.

Nicht nach Colin, nicht nach Lupin, nicht nach Tonks, nicht nach ...oh Fred ... nicht nach Fred ... Das war Harry, der es geschafft hatte, dem Tod zu entkommen, als er ein Jahr alt gewesen war ... und es jedes Jahr wieder geschafft hatte, seit er elf war. Das war sicherlich nur, um uns zu entmutigen ... Harry, mein Harry konnte nicht tot sein.

Ich folgte der Menge geistesabwesend und hielt mich mit aller Macht an Rons Shirt fest, während ich hoffte, betete, dass die Worte nicht wahr waren. Ich wischte heiße Tränen weg und fragte mich, wie ich noch genug Kraft haben konnte zu weinen. Hermine kam näher, als wir beim Ausgang waren.

Ich hörte den hoffnungslosen Schrei von Professor McGonagall, ein Geräusch von dem ich nicht gedacht hatte, das es möglich war. Sie war eine Frau, die immer so streng und stark und mächtig war. Was konnte so eine Person dazu bringen, sich so zu verhalten, wenn nicht die Zerstörung von allem, für das wir gekämpft hatten?

"NEIN!", schrie Ron. Er war viel größer als ich und konnte über die Menge hinwegsehen, aber ich musste die Szene nicht wirklich sehen um zu verstehen, dass meine Welt zusammenbrach. Hermines schrille Stimme durchdrang mich, sie hatte durch eine Lücke in der Menge gesehen.

Die Reihe der Leute vor mir ging die Treppe nach unten und mein Blick wurde klar. In Hagrids kräftigen Händen war ein Mann mit dunklem Haar, immer noch unordentlich, und einer Brille, die immer noch auf seiner Nase saß. Es konnte nicht sein ... Es konnte nicht sein ... Es konnte nicht sein ...

"Harry! HARRY!"

Seine Haut war wahrscheinlich noch immer warm und voller Leben. Seine Lippen erholten sich wahrscheinlich immer noch von seinem letzten Atemzug. Sein Herz zitterte wahrscheinlich immer noch von dem letzten Schlag, den es gezwungen war zu schlagen. Und trotzdem war er weg, weg und sein Körper war noch da, da in Hagrids Armen, mich verspottend.

Wie konnte das möglich sein? Sein Zimmer war noch in unserem Haus vorbereitet. Sein Koffer war noch auf unserem Dachboden verstaut. Ich war noch da und wartete auf ihn. Und wenn all diese Dinge da waren und nur darauf warteten, dass er sie wieder in Besitz nahm, ergab es wenig Sinn, dass er wirklich weg war. Es ergab einfach keinen Sinn ...

Mein Blick verschwamm und ich erkannte, dass meine Tränen angefangen hatten zu fließen. Ich machte mir nicht die Mühe, sie wegzuwischen. Ich machte mir nicht die Mühe zu hoffen, dass sie aufhören würden, denn sie würden nie aufhören, nicht bis das Feuer in meinen Augen flackern und sterben und jegliches Leben mit sich nehmen würde.

Aber war das nicht genau das, was ich jetzt fühlte? Kein Feuer, kein Funke, kein Leben? Meine Quelle des Leben war ermordet worden. Mein Herz war aus der Höhle gerissen worden, in der es gewesen war und zerstört worden. Was für einen Grund gab es, um weiter zu machen? Was für einen Grund hatte ich zu leben, jetzt, wo der einzige Mann, den ich je geliebt hatte, tot war?

Ich hatte ihm nie gesagt, dass ich ihn liebte. Ich hatte mir selbst etwas vorgemacht, indem ich gedacht hatte, dass wir genug Zeit für solche Worte haben würden. Hatte er es gewusst? Hatte er gewusst, bevor er seinen letzten Atemzug getan hatte, wie wichtig er mir war? Wie wichtig er mir immer gewesen war? Oder war er gestorben und hatte gedacht, dass er nicht geliebt wurde?

Harry Potter ... der Junge, der überlebte ... mein Herz ... mein Seelenverwandter ... war tot ...

... und ich war mit ihm gestorben ...

Wenn ich gedacht hatte, dass die Welt untergegangen war, dann hatte ich mich leider getäuscht. Meine Trauer wurde von den stampfenden Füßen einer Person unterbrochen, die mutig genug war, den bösen Zauberer herauszufordern, der mein Leben zerstört hatte.

Nicht auch noch Neville, oh bitte nicht.

"Bei euch mach ich erst mit, wenn die Hölle gefriert!", schrie Neville. Er drehte sich zu uns um und rief: "Dumbledores Armee!"

Ich machte bei dem Jubel mit, aber ich weiß nicht, wo ich die Kraft hergenommen hatte. Voldemort hatte einen Fehler gemacht. Es war nicht wichtig, welcher unserer Helden besiegt vor seine Füße fallen würde, ob es Dumbledore oder Harry war, es würde uns nur noch mehr dazu motivieren, das zu beenden, was sie angefangen hatten.

Wenn Neville keinen Erfolg haben würde, dann schwor ich mir, dass ich die nächste war, die es versuchen und dabei sterben würde, wenn es sein musste. Ich hatte mit Voldemort eine Rechnung zu begeleichen. Er hatte mir zu viel genommen und die Zeit war gekommen, den Gefallen zu erwidern.

Aber als Neville in Flammen gesetzt wurde, veränderte sich die Atmosphäre. Verstärkung kam aus Hogsmeade in Form der Dorfbewohner und aus dem Wald in Form der Zentauren, die sich endlich auf eine Seite stellten. Und Neville zog in einer fließenden Bewegung das Schwert Gryffindors aus dem Sprechenden Hut und schnitt Naginis Kopf ab.

Voldemort schrie und flog im wahrsten Sinne des Wortes in die Eingangshalle. So leicht kommst du nicht davon, dachte ich und rannte ihm hinterher in die Einganshalle. Luna und Hermine riefen mir zu, dass ich warten sollte, aber ich hörte nicht auf sie. Wenn ich bei dem Versuch sterben würde, alle Leute im Schloss zu rächen, die ebenfalls gestorben waren, dann hatte ich davor keine Angst mehr. Aber trotz dieses ehrbaren Motives konnte ich ihn nicht erreichen.

Hermine zog mich gerade noch rechtzeitig weg, als wir in der Großen Halle angekommen waren, bevor ein Todesfluch in die Wand knallte. Sie zog mich nahe zu sich, Luna auf ihrer anderen Seite. Wir drehten uns um und sahen Bellatrix Lestrange ins Gesicht. Die schreckliche Frau lachte im Angesicht von so viel Leid.

Wut erfüllte jede Zelle meines Körpers und übernahm jede meiner Handlungen. Wenn noch Tränen fallen sollten, dann nichts aus Trauer, sondern aus großem Zorn. Ich würde Bellatrix töten, das war klar, und das einzige, was wichtig war, war, welchen Spruch ich benutzen würde.

"Zusammen", sagte Hermine mit zusammengebissenen Zähnen.

"Für Harry", sagte Luna und ihre Augen leuchteten auf eine Weise, die ich noch nie gesehen hatte.

Wir griffen die Todessserin an, die die Herausforderung begrüßte, jede von einem anderen Winkel, aber sie war uns immer einen Fluch voraus. Wir duellierten uns wütend, frustriert, dass diese Frau so viel Geschick hatte, dass sie es mit drei Angreifern aufnehmen konnte. Sie begann damit, Todesflüche abzuschießen, die uns alle verfehlten, so als ob wir flüssiges Glück getrunken hätten, und ich ignorierte das grüne Licht, das mich um einen Zentimeter verfehlte.

"NICHT MEINE TOCHTER, DU SCHLAMPE!"

Professor Slughorn hatte gesagt, dass meine Mum in ihren Tagen eine verdammt gute Duellantin gewesen war. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich geschworen, dass sie nie mit dem Training aufgehört hatte. Mum und Bellatrix kämpften mit bedrohlicher Entschlossenheit.

Jeder Kampf in der Hall hatte aufgehört, um nur zweien zuzuschauen: Mum gegen Bellatrix und Voldemort gegen Slughorn, Kingsley und McGonagall. Erst als Mum den Todesfluch abfeuerte und Voldemorts treueste Dienerin besiegte, brach die Menge in Jubel aus.

Voldemort schleuderte seine Gegner mit Leichtigkeit von sich, als er sah, wie Bellatrix fiel. Er hob seinen Zauberstab, um meine Mum zu zerstören, aber in diesem Augenblick war eine Stimme vom anderen Ende der Halle zu hören.

"Protego!"

Mein Herz fing wieder an zu schlagen, als ich die Stimme erkannte. Als Harry unter seinem Umhang hervorkam, intakt, gesund, lebendig, rief ich laut. Meine Worte gingen im Geschrei der anderen unter, die alle bekannt gaben, dass Harry nicht tot war. Ich wollte zu ihm rennen, aber ein Blick auf sein Gesicht und ein anderer auf Voldemorts sagte mir, dass der Kampf noch nicht vorbei war.

Sie umkreisten sich bedrohlich. Ich wusste, dass Voldemort nicht gewinnen würde. Harry würde siegreich sein, aber falls er es nicht sein sollte ... nun ja, das bedeutete einfach, dass Voldemort besser ein Wunder in seinem Ärmel versteckt hatte, denn Hunderte von Kämpfern würden ihm nicht erlauben, das Schloss lebendig zu verlassen.

"Ich weiß Dinge, die du nicht weißt, Tom Riddle", sagte Harry. "Ich weiß viele wichtige Dinge, die du nicht weißt. Willst du welche hören, ehe du einen weiteren großen Fehler machst?"

"Ist es wieder die Liebe?", zischte Voldemort spöttisch.

Die Macht, die der Dunkle Lord nicht kennt. War es Liebe? Ihr glaubt besser daran, dass es Liebe war. Es war die Liebe von Ron und Hermine, die bereit dazu gewesen waren, Harry auf seiner hoffnungslos aussehenden Mission zu begleiten. Es war die Liebe eines Mädchens, durch die Harry weiter machte, wenn alles ergebnislos aussah. Es war die Liebe zu einer friedlichen Welt, die heute Nacht alle hierher gebracht hatte, um zu sterben, damit andere das nicht tun mussten. Es war Liebe, es war Loyalität, es war Hingabe, es waren Freunde.

Sie umkreisten einander mit mehr Vorahnung, testeten das Wissen und Verständnis des Anderen. Voldemort verdrehte wie eine Schlange Harrys Worte.

"Also geht es nur noch um die eine Frage, oder?", flüsterte Harry. "Weiß der Zauberstab in deiner Hand, dass sein letzter Gegner entwaffnet wurde? Denn wenn er es weiß ... dann bin ich der wahre Herr über den Elderstab."

Die Sonne ging auf. Die Flüche wurden ausgesprochen. Harry hatte gewonnen.

Ron und Hermine erreichten ihn zuerst, aber ich war die nächste, versuchte verzweifelt, ihn zu mir zu ziehen, zu berühren, zu küssen, ihm zu sagen, was ich ihm schon so lange sagen wollte. Die Menge war zu viel. Alle wollten einen Teil ihres Helden und Retters berühren.

Stunden später war der Jubel nicht verebbt. Harry war beschäftigt, was zu erwarten war, sprach mit jedem, tröstete die Trauernden, und hörte, dass die Todesser im ganzen Land gefangen genommen worden waren und die unter dem Imperiusfluch stehenden Menschen endlich frei waren.

Ich sah zu, wie er unter seinem Umhang verschwand und fühlte ein weiteres Mal, wie er an mir vorbei lief. Ich bekämpfte den Drang, mit ihm zu sprechen, da ich wusste, ohne zu wissen warum, dass er mit zwei anderen Leuten zuerst sprechen musste. Ich starrte auf Ron und Hermine, die aufstanden und aus der Großen Halle gingen.

Zeit verging, während Mum mir über meine Haare streichelte. Sie hörte für eine Sekunde auf und fragte: "Willst du nicht nach Harry suchen?" Sie begann sofort wieder damit, mein Haar zu streicheln.

Ich schluckte nervös und kämpfte gegen zwei verschiedene Sehnsüchte. Ich wollte mit meiner Familie zusammen zu sein, trauern und helfen, aber ich wollte Harry so sehr finden, ihn halten, ihm sagen, dass ich auf ihn gewartet hatte, ihn wissen lassen, dass ich ihn liebte, bevor es wieder zu spät war.

"Geh", sagte Mum und schob mich von sich weg. "Wir kommen eine Weile ohne dich zurecht."

Ich stand auf und ging in die Richtung, in die das Trio auch gegangen war. Ich sah, wie Neville bei den Patil-Zwillingen saß, Hannah und anderen Bewunderern, während das Schwert von Gryffindor neben ihm glitzerte. Er sah grinsend auf, als er mich sah, und hielt sein Sandwich hoch, so als ob er winken würde.

Ich ging weiter und sah, dass Luna bei Dean und Seamus saß und ihre Hand mit Deans verschränkt hatte. Sie erzählte ihnen von den Schrumpfhörnigen Schnarchgacklern und ich konnte nicht anders als zu lachen. Lachen fühlte sich gut an und so fremd.

Ich ging weiter und sah die Malfoys, die etwas abseits saßen und nicht wirklich dazuzupassen schienen. Dracos Wunsch war endlich in Erfüllung gegangen. Seinen Eltern und ihm ging es gut. Malfoy sah auf, tauschte einen Blick mit mir, als ich vorbei ging und nickte mir akzeptierend zu. Ich erwiderte das Nicken.

Ich blieb beim Eingang zur Großen Halle stehen und schnappte glücklich nach Luft, als ich zwei Leute auf mich zukommen sah. Ron und Hermine spazierten Hand in Hand auf mich zu und waren einander näher, als ich sie jemals vorher gesehen hatte.

"Also heißt das, dass ich jetzt mein Brautjungfernkleid aussuchen kann?", fragte ich beide und sah von einem zum anderen.

Ron lachte nervös und schaute auf Hermine. "Halt deine verdammten Hippogreife im Zaun", sagte Ron. "Wir haben grade erst rausgefunden, was wir füreinander empfingen. Wir sprechen noch nicht über eine Hochzeit."

"Grade erst herausgefunden?", wiederholte ich und schaute Hermine wissend an. Sie wurde rot, zuckte mit den Schultern und lächelte. "Also", sagte ich, "wo ist Harry denn hin verschwunden?"

"Er wollte etwas Ruhe", erwiderte Ron. "Er ist in den Schlafsaal gegangen um zu schlafen. Er hat gesagt, er will nicht gestört werden."

"Oh", sagte ich nur.

Hermine schlug ihn auf den Arm und steckte ihre Hand in seine Tasche. Während Ron rot wurde, zog sie den Tarnumhang heraus. "Wir unterhalten uns später", sagte sie und gab mir den Umhang.

Während ich zum Turm lief, dachte ich an die Geschehnisse der letzten Monate zurück. Ich hatte Harry festgehalten und geduldig auf ihn gewartet. Es war seine Liebe, die mich angetrieben hatte. Es war seine Erinnerung, die meine Sehnsucht, die Macht, die die Kontrolle über dieses Schloss gehabt hatte, zu bekämpfen angeheizt hatte. Und nun war er zurückgekehrt, hatte gekämpft und gewonnen, nur um sich jetzt an dem ersten Ort auszuruhen, den er als sein Zuhause bezeichnen konnte.

Die Fette Dame war nirgendwo zu sehen. Aber es war nicht wichtig, da die Tür weit offen stand. Ich kletterte hinein und betrat den Gemeinschaftsraum. Die eine Seite war weggebrochen und das Blau eines wunderschönen Himmels war zu sehen. Kohlen von einem ausgegangenen Feuer waren im Kamin, die Asche wurde durch die Luft geweht.

Harrys Tür war angelehnt und gerade offen genug, damit ich unbemerkt hineinschlüpfen konnte. Ich trat näher zum Bett, wobei ich versuchte, so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Ich hatte erwartet, das beständige Schnarchen eines erschöpften Mannes zu hören. Es gab keines. Stattdessen hörte ich seine Stimme sagen: "Ginny."

Ich ließ den Umhang fallen und offenbarte mich. Er griff nach seiner Brille, setzte sie auf, um mich besser zu sehen, langsam breitete sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus und er sah erleichtert und erwartungsvoll aus.

Ich öffnete meinen Mund, um etwas zu sagen, irgendetwas, aber es kamen keine Worte raus. Alles, was ich hatte sagen wollen, wirkte jetzt belanglos, alles, was ich mir überlegt hatte, schien aus meinem Kopf zu fallen und zu verschwinden. Es gab wirklich nur eine Sache zu sagen, nur eine Sache, die wirklich alles zusammenfassen konnte, was ich fühlte.

"Ich liebe dich, Harry", flüsterte ich und trat näher an sein Bett.

Er nickte, streckte seine Hand aus, damit ich sie ergreifen konnte, und lächelte noch breiter als ohnehin schon. Ich nahm seine Hand und er zog mich neben sich, ich fühlte, wie sich seine Körperwärme mit meiner vermischte und legte meinen Kopf in die Nische, die ich in seiner Schulter vor so langer Zeit gefunden hatte. Nichts anderes war wichtig. Einander zu umarmen war das einzige, was etwas bedeutete.

"Ich liebe dich, Ginny."

Ich lächelte, als die ersten Freudentränen seit langem aus meinen Augen fielen. Wir hielten einander so fest wie möglich, wir trauerten zusammen und schliefen dann in den Armen des Anderen ein. Zum ersten Mal seit Monaten würden wir glücklich aufwachen.

TBC ...



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Ü/N: Danke für die Reviews, guten Rutsch und wir lesen uns wieder irgendwann im neuen Jahr!


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Das, was Harry so liebenswert macht, sind, glaube ich, seine charakterlichen Stärken, die wir selbst gerne hätten, und es sind auch seine Schwächen, die wir nur allzu gut verstehen.
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