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Fanfiction

Sei nicht so ein Feigling! - Sei nicht so ein Feigling!

von Teekon

Nein. Nein, nein und nochmals nein. Es ging einfach nicht. War nicht machbar. Die Füße streikten. Jeder einzelne Zeh in den schwarzen Schuhen unter den Gamaschen versagte den Dienst. Die Waden zuckten, wenn der Befehl zum Vorwärtsschreiten sie erreichte, aber mehr geschah nicht. Das rechte Knie gab kurz nach unter dem Eindruck, und die Hüfte knickte ein, um das Ungleichgewicht auszugleichen. Komisch mußte das aussehen, schwach, nahezu lächerlich.

Der dazugehörige Mann richtete sich auf und räusperte sich leise, halb als wolle er sich für eine derartig laxe Körperkontrolle entschuldigen, halb um sich selbst von dem Bild abzulenken, das ihm in den Geist schoß, als könne er sich durch eine Kamera betrachten. Tief einatmend fädelte er eine Strähne seines langen, fettigen Haares aus der Stirn und strich sich anschließend mit beiden Händen flach die nicht vorhandenen Falten aus der Brust seiner Soutane-artigen Robe.

'Haltung, Severus! Haltung!' schollt er sich selbst stumm und zog eine Braue hoch, wie er es sonst nur tat, wenn er einem strunzdummen Schüler bei der Arbeit zusah. Sobald Severus Snape diese Koinzidenz bemerkte, versuchte er, das Gesicht zu entspannen. Mit dem Ergebnis, daß das steile Dreieck auf seiner Stirn nur noch prominenter wurde. Nein, er konnte das nicht. Egal, was er tun würde, seine Mundwinkel waren genau so stur wie seine Beine.

Ihm schwitzten die Hände! Ungeheuerlich. Das hatten sie nicht mehr getan seit ... Er wußte nicht mal mehr, wie lange genau das nun her war, und er grübelte unbewußt darüber nach, weil ihm das Zeit verschaffte. Niemals in seiner Gegenwart, niemals. Alle verräterischen Zeichen komplett unterdrückt. Wie als Kind schon gelernt. 'Zeig' den Schmerz nicht, verbirg die Wut, die Angst, verschweig', was dich beschämt, er wird dich nur noch mehr bestrafen, wenn er sieht, daß du leidest!' Hatte sie gesagt. Hatte sie immer gesagt, ihm das zu große T-Shirt zurecht gezupft und ihm eine Hand auf den Scheitel gelegt. Und dann mit einem Klaps hinaus.

Eine Art grimassiertes Lächeln huschte über die immer noch sehr blassen Züge und zerfloss in stiller Agonie. Vielleicht an der Zeit zu entscheiden, zu welchen Teilen nun Dankbarkeit und Zorn beteiligt sein sollten an diesem Gefühl. Nicht wirklich geholfen hatte es damals, oder? Etwas Anderes hatte er sich gewünscht und verlangt, und dieses Andere wäre das einzig Richtige gewesen. Davon war er heute fest überzeugt. Und trotzdem war es das Falsche gewesen, das ihn befähigt hatte in all diesen Jahren. Der Grund, wieso er nun hier stand. Sie alle. Nicht alle. Nicht genug, jedenfalls. Aber viele. Hatte ja keinen Sinn nun.

Die klebrig-feuchten Finger an einem Taschentuch abwischend holte Severus Snape tief Luft und schüttelte sich aus den Gedanken. Es ging nicht. Nein, er konnte das nicht. Er konnte so Vieles, aber das eben nicht. Und er hatte keine Wahl, er mußte. Trotzdem wäre er viel lieber auf dem Hacken herum gedreht und hätte den nun so luftig gewordenen Gang verlassen. Zu dumm nur: Wohin? Das war nicht mehr 'sein' Verlies dort unten. Nicht mal mehr Zugang hatte er. Und ganz nach oben, da würde er keine Ruhe finden; sie würden ihn ständig doch noch zu diesem Schritt zwingen wollen, und irgendwer, wahrscheinlich dieser spitzbärtige Nörgler, würde hinunter laufen und ihn verpfeifen. Außerdem wollte er in seinem Zustand nicht bis dort hinauf taumeln und dort allein peinlich zusammen brechen. Und einfach zurück? Nein. Keine Option. Es existierte keine Rückzugsmöglichkeit in Hogwarts für Severus Snape.

Ein bißchen machte ihn das schon wütend. Hilflosigkeit gehörte nicht zu seinen Vorlieben, aber genau so fühlte er sich gerade, und das gefiel ihm nicht. Sinnlos, sich zu wehren, und er hatte geglaubt, diese Tage seien endgültig vorüber. Vermutlich fing das gerade erst an. Der erste Schlag in einer langen Reihe von unangenehmsten Attacken gegen geschwächte Abwehrtürme und Brüstungen. Ein eingeranntes Bollwerk, Verrat von innen. Selber Schuld. So hatte er sich das nicht ausgemalt. Und dieses gräßliche Kind hatte wahrscheinlich längst eine Ausstellung daraus gemacht. Oder es gleich als Musical aufgeführt. Wenn er es recht bedachte: Er hätte das selbe getan. Severus ertappte sich beim Grinsen.

Daran war nichts, aber auch gar nichts lustig. Es war eher zum Heulen. Aber ein Prince weinte nicht über zerbrochene Teller, was getan war, war getan, und er war stolz darauf und innerlich befriedigt. Nicht viele Dinge aus, in und an seinem Leben gab es, von denen er das behaupten konnte. Das durfte jetzt anders werden. Vielleicht. Wenn er einen Weg fand. Aber dann wieder ... Wollte er das? Oder war er zufrieden damit, wer er war und was er darstellte? Den Kopf schüttelnd grinste Severus gequält. Nicht, weil er das verneinen wollte, nein. Sondern weil es ohne Belang war. Er existierte nicht mehr auf dieser Ebene, auf der er all die Jahre gelebt hatte. Wohin von hier aus? Am Scheideweg, kein Schild weit und breit. Und der Horizont leer und verschwommen in alle Richtungen.

Er stand nur da, in dem ehemals wenig genutzten Seitengang, der von den hinteren Treppen hinauf führte, an der Großen Halle vorbei und in einem winzigen, dunklen Rundbogen unter dem hohen Aufgang hinaus. Nun war es hier tagsüber sehr hell, die äußere Wand weggebrochen und der Blick frei auf den steilen Abhang, der zum Quidditch-Stadion abfiel, und dahinter der seltsam verrückte Saum des Verbotenen Waldes in friedlicher Finsternis. Severus Snape drehte gedankenverloren die mit Stoff bezogenen Knöpfe seiner Robe hin und her, als wolle er sie abschrauben, während seine dunklen Augen die noch nicht ganz beseitigten Überreste des Chaos überflogen, aber kaum wahrnahmen.

Hogwarts war sein Zuhause. Seit jeher gewesen. Von dem Moment an, in dem das Boot über den stillen See geglitten war, in dem die Meermenschen schwammen und wo nun im Mondlicht die Riesenkrake mit den Wellen spielte. Und nun, einmal mehr, spiegelte Hogwarts sein Inneres wider. 'Es wird heilen. Alles heilen.' hatte Poppy gesagt und aus dem Fenster geschaut, mit Tränen in den Augen. Er hoffte, daß sie Recht behielt. Er hoffte. Zum ersten Mal seit 17 Jahren. Fast vergessen hatte er, wie sich das anfühlte.

Das laute Scheppern der Teller und Krüge schreckte ihn auf, und er fand sich immer noch an der selben Stelle wieder. So viel Neues, so viel Seltsames in all dem Wohlvertrauten um ihn herum. Severus war kein Freund von Veränderungen, doch trotzdem hatte er diese doch so herbeigesehnt. Und nun ... fürchtete er sich davor? 'Lächerlich!' sagte er im Geiste zu sich selbst und machte ein schnaubendes Geräusch.

Er wußte genau, wann man einer Sache nicht entkommen konnte, und hatte sich nie gescheut, sich auch der verzweifelsten Herausforderung zu stellen (das stimmte nicht ganz: Longbottom hatte er recht rasch aufgegeben, mußte er gestehen, aber Ausnahmen bestätigen jede Regel). Es war so ... schwierig ... wenn der Ausgang nicht so düster sein mußte. Merkwürdig. Nur eines wußte er mit Sicherheit: Er wollte und würde sein neues Leben, sein zweites Leben, als seltsame Belohnung (es gab einen Gott, und Er mochte ihn nicht, das stand fest) erhaltenes Leben nicht in Feigheit beginnen.

Erneut den ganzen Brustkorb mit Luft füllend drückte Severus Tobias Snape das Rückgrat durch und wappnete sich gegen die tosende Brandung. Das lange, schwarze Cape schon um sich ziehend stülpte er den Stehkragen hoch und verdeckte damit einen Großteil des so unnatürlich strahlend weißen Flecks an seinem Hals, und dennoch blieb der Verband als helles Leuchten in all der so dunklen Kleidung deutlich sichtbar.

"Severus," sprach er es laut aus, "sei nicht so ein jämmerlicher Feigling!" Und als würde das irgendwie helfen, nickte er sich selbst zu, legte die Hand, halb im Ärmel seiner Robe verborgen, auf die schmiedeeiserne Klinke der Seitentür und drückte sie herunter.

Noch bevor man drinnen hatte sehen oder auch nur einen Blick erhaschen können, wer da verspätet herein kommen würde, verstummte die Große Halle. Jedes Gespräch, all das ausgelassene Lachen, das fröhliche Klappern von wartendem Geschirr, das Schrammen von Stühlen auf dem steinernen Boden und das Schwischen von unzähligen Roben verklang, als habe jemand eine riesige Käseglocke über die Versammlung gesetzt.

Niemand saß auf dem Podest. Der lange Tisch, an dem sonst die Lehrerschaft aß, war überfüllt mit Bildern und Blumen, so vielen Bildern, daß man sie kaum zählen konnte. Es war nicht nötig, darauf zu sehen, um die lächelnden Gesichter beim Namen nennen zu können. Jeder war anwesend auf diese Weise, einfach jeder, und keiner mit höheren Ehren.

Noch nie war die Große Halle so voll gewesen, schwor Severus Snape, als er die Tür hinter sich schloß und automatisch alle zehn Finger gegeneinander legte. Sie starrten ihn an. Alle, wie sie da saßen. Kollegen, Angestellte, Schülerinnen und Schüler, Eltern, Geschwister, Gespenster; ein Ding, das aussah, als gehöre es zur Hagrid'schen Familie, hockte am hinteren Ende des Saals im Schneidersitz mit einem Kronleuchter als unfreiwilligem Ohrschmuck (und das eine Ohr saß immerhin mitten auf dem Kopf); Hauselfen und Zentauren mitten unter all den Hexen und Zauberern. Und die Große Halle strahlte in allen Farben der vier Häuser, so bunt wie die Frühsommerblummen draußen auf der Wiese. Severus war geblendet.

Verdammt. So viel dazu, heimlich durch die Hintertür herein zu schleichen und unbemerkt an seinen angestammten Platz zu huschen. Er hatte keinen Platz. Er mußte sich einen neuen suchen. Wie passend. Das Brauenheben unterdrückte er und schwebte statt dessen mit versteinerter Miene, fledermausartig wie eh und je, über den geschmückten Podest zu der kleinen Treppe in der Mitte, um rasch in der Menge unterzutauchen und sich einfach irgendwo auf die Kante einer Bank fallen zu lassen. Sie ließen ihn nicht.

Gerade als er die Mitte der kleinen Tribüne erreichte, stand jemand mitten in dem Wust aus Feiernden auf. In schwarze Roben gekleidet, das dunkle Haar wirr, die Brille schief, die Augen so ungeheuer grün, daß sie glänzten, klatschte Potter in die Hände. Einmal. Zweimal. Er hörte nicht auf.

Und als er durch die Zähne zu pfeifen begann, fiel die ganze Halle ein. Donnernder Applaus brandete wie eine Sturmflut von einer Wand zur anderen und wieder zurück. Füße stampften rhythmisch, hunderte, vielleicht tausend, vielleicht mehr. Der Riese johlte und lachte so laut, daß der Saal dröhnte wie eine geschlagene Pauke, und Potter's Pfeifen wurde aufgenommen und vervielfacht, wie sich jeder Anwesende erhob. Hauselfen tanzten auf den Tischen, und dann begann der Sprechchor und breitete sich unaufhaltsam aus: "Snape! Snape! Snape!" Nicht mehr. Nicht weniger.

Er stand allein auf der Tribüne über all diesem Lärm, den offenbar für ihn freigehaltenen Platz geflissentlich übersehend, und zog das Cape fester um sich. Wie überaus peinlich. Das war schlimmer als ein Musical. Es war beschämend. Wieso hatten sie es ihm nicht gleich auf die Stirn tätowiert? Sich aufrichtend preßte Severus die Kiefer zusammen, und augenblicklich kam Unruhe in die jubelnde Menge. Der penetrante Rotschopf eines Weasley breitete die Arme aus und brüllte über alle Köpfe hinweg: "Seid mal still! Ich glaub', er will was sagen!"

Die Große Halle verstummte erneut, und Severus Snape lugte aus zornigen, dunklen Augen über seine eigene Hakennase hinweg. Die Oberlippe zuckte vor Ekel, wie sie ihn alle anstierten, und endlich machte er den Mund auf. "Mir ist speiübel!" schallte seine ölige, angeätzte Stimme durch den Saal, und man konnte zusehen, wie das Strahlen aus vielen Gesichtern dort unten wich, die ihn weniger gut kannten. Nur Potter grinste noch immer.

"Von so viel widerlichem Geschleime!" zischte Snape durch knirschende Zähne. "Ich verbitte mir das!" Er rief so laut, daß er spuckte und jüngere Schüler zusammenzuckten, und er knurrte unzufrieden, bevor er sich aus seinem Cape befreite, um sich bewegen zu können. "Setzen!" Und dann rauschte er wie ein ganzer Schwarm Fledertiere vond er Tribüne und setzte sich genau in dem Moment, in dem der ganze Saal seinem einen Befehl gehorchte und gleichzeitig wieder in Jubel ausbrach.

Aber dieses winzigkleine Hochziehen des einen Mundwinkels, das konnte Severus Snape, der Tapfere, der dem Dunklen Lord so viele Jahre dreist ins Gesicht gelogen hatte, nicht verbergen. Es war fast ein kleines Lächeln. Fast.


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