Die Weasleys warten wieder auf Weihnachten - Dezember: Aus der Bahn geworfen
von ChrissiTine
Achtung! Ab jetzt gibt es Spoiler zu Buch 7! (allerdings nur bis Seite 400 und nur betreffend der Ereignisse zwischen Ron und Hermine)
15. Dezember: Aus der Bahn geworfen
Ron schlug die Augen auf, als er Matt weinen hörte. Er lag auf der Seite und sah zur Wand. Er spürte, wie Hermine sich neben ihm regte, aber er machte keine Anstalten, auch nur irgendetwas zu bewegen. Normalerweise wäre er sofort aufgestanden, um seinen Sohn zu beruhigen, damit Hermine noch weiterschlafen konnte, aber heute hatte er keine Lust. Heute hatte er keine Lust, überhaupt etwas zu machen.
Seit Viktor Krum gestern bei ihnen vor der Tür gestanden hatte, hatte er zu nichts mehr Lust. Seine Schwiegereltern - okay, aber Kurm - nie im Leben! Ab dem gestrigen Tage hasste Ron Überraschungsbesuche, oh ja, und wie er sie hasste. Warum musste ausgerechnet dieser Typ bei ihnen auftauchen? Und warum musste Hermine sich so über seine Anwesenheit freuen? Und nicht nur Hermine, auch Cathy war ganz begeistert von dem hakennasigen Quidditchspieler, den sie schon oft im Fernsehen gesehen hatte. Aber das Schlimmste war, dass Ron nach Krums Auftauchen so verbittert war, dass er aus Trotz nichts hatte essen wollen, etwas, was er sehr schnell wieder bereut hatte, denn Hermine hatte kurz entschlossen Viktor das Essen ihrer Mutter angeboten und Ron war hungrig ins Bett gegangen.
Hermine schien anzunehmen, dass Ron noch schlief und so stand sie auf und ging zu Matts Bettchen, um zu sehen, was er hatte. Leise und beruhigend sprach sie auf ihn ein. Ron musste automatisch lächeln und fragte sich im selben Augenblick, ob er sich nicht einfach nur bescheuert verhielt. Hermine liebte ihn, Hermine war mit ihm verheiratet, Hermine hatte mit ihm zwei Kinder. Viktor war einfach nur ein alter Freund von ihr - kein besonders guter, versteht sich - und noch dazu verheiratet. Sein Theater, das er wegen Krum gemacht hatte, hatte letztes Jahr schon zu einem großen Streit mit Hermine geführt. Sie stritten sich oft, ja, das hatten sie immer und das würden sie auch immer, aber es waren bedeutungslose Streitereien, nicht ernst zu nehmen. Der Streit wegen Krum aber war anders gewesen und Ron konnte gut auf weitere verzichten. Also entschloss er sich, seinen Ärger über Krum herunterzuschlucken und lieber sein freies Wochenende zu genießen.
Mit diesem Vorsatz setzte er sich auf und schlug die Decke zurück. "Morgen", sagte er.
Hermine drehte sich um. Sie hatte Matt gerade gewickelt und hielt ihn im Arm. "Morgen", erwiderte sie und kam zu ihm. Sie setzte sich neben ihn auf das Bett. "Und? Hast du dich wieder beruhigt?"
Ron schluckte eine Bemerkung herunter und nickte. "Wie hast du geschlafen?", versuchte er das Thema zu wechseln. Warum musste sie darauf herumreiten, wo er sich doch entschlossen hatte, nicht über ihn zu reden?
"Ganz gut", erwiderte sie. Sie betrachtete Matts Gesicht. "Hör mal", sagte sie leise. "Es tut mir Leid, dass er so unangemeldet hier reingeplatzt ist. Ich wusste nicht, dass er kommen würde und wenn, hätte ich dich bestimmt vorgewarnt. Es tut mir wirklich Leid, ich weiß, dass du mit Viktor nicht zurechtkommst." Sie blickte ihn um Entschuldigung bittend an. Rons Ärger schmolz dahin und er beugte sich zu ihr und küsste sie.
"Es tut mir auch Leid.", erwiderte er und strich ihr über die Wange. "Ich hätte mich nicht so blöd benehmen sollen." Sie nickte.
"Stimmt." Ron schüttelte lachend den Kopf und nahm ihr Matt ab. Vielleicht war es gar nicht so schlimm, wenn Krum über das Wochenende bei ihnen wohnte, es war nicht viel anders, als wenn Hermines Eltern bei ihnen waren, nur dass er dieses Mal das Bett behalten konnte. "Ich gehe dann mal duschen, ich glaube, Matt hat auf meine Schulter gesabbert.", erklärte sie und stand auf. Ron grinste und sie verdrehte die Augen.
Kurz darauf betrat sie das Badezimmer und begann, ihren Schlafanzug auszuziehen. Ron verließ ebenfalls das Schlafzimmer und ging in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen. In diesem Moment hörte er Hermine schreien und hätte fast Matt und die Tasse fallen lassen. Er eilte zur Badezimmertür, aber da hörte er schon Hermines Stimme.
"Ist schon in Ordnung, Viktor, wirklich.", sagte sie. "Ich hätte mir denken können, dass du im Bad bist." Ron stand misstrauisch vor der Tür und überlegte, ob er reingehen sollte oder nicht. Er wollte wissen, was dort drin passiert war, aber dann kam ihm der Gedanke, dass es vielleicht besser war, es nicht zu wissen, dann könnte er wahrscheinlich besser schlafen. Bestimmt war Hermine Krum nur auf den Fuß getreten.
"Ich mag ihn nicht.", sagte er leise zu Matt. Der gluckste zustimmend. "Wenn du mal groß bist, dann tu mir bitte den Gefallen und besuch keine verheirateten Exfreundinnen. Du könntest sonst Gefahr laufen, von den eifersüchtigen Ehemännern umgebracht zu werden."
/-/
Hermine lachte laut los. "Und das ist wirklich passiert? Das glaub ich nicht!" Ron verdrehte die Augen und stocherte missmutig in seinem Essen herum. Hermine fing beinahe bei jeder seiner Bemerkungen an zu lachen und so komisch war der Typ doch nun wirklich nicht.
"Doch, wirklich, Erminne. Der Trainer hat betrunke auf dem Tisch getanzt, nachdem wir gewonne haben. Mit dem Pokal auf dem Kopf.", erzählte Viktor lächelnd. Ron schnaubte und Hermine, die sich gerade etwas beruhigt hatte, fing wieder an zu kichern.
"Das ist ja wirklich lustig!", sagte Ron mit zusammengepressten Zähnen. Hermine warf ihm einen warnenden Blick zu und Cathy schaute ihren Vater verwirrt an. Normalerweise wäre er doch der erste gewesen, der bei dieser Geschichte gelacht hätte. Sie verstand sowieso nicht, warum ihr Dad heute so schlecht drauf war.
"Also diese Essen ist wirklich vorzüglich.", wechselte Viktor das Thema.
Hermine lächelte. "Das hat Ron gekocht."
Viktor nickte anerkennend. "Also das hast du wirklich gut gekocht, Ron, an dir ist eine Koch verloren gegange."
"Jaja, vielen Dank.", erwiderte Ron genervt. Er brauchte wirklich all seine Selbstbeherrschung, um diesem Idioten nicht an die Gurgel zu gehen. Warum fand Hermine ihn nur so witzig? Warum mochte sie ihn überhaupt? Und warum musste er ausgerechnet bei ihnen sein Wochenende verbringen? Warum konnte er nicht einfach von einem Klatscher getroffen werden und auf Nimmerwiedersehen verschwinden?
"Es schmeckt wirklich super.", stimmte Hermine Viktor zu und berührte den Quidditchspieler kurz am Arm. Ron kochte beinahe vor Wut über. "Ron, vielleicht kannst du ihm das Rezept geben.", schlug sie vor.
"Aber sicher doch!", erwiderte Ron und stach mehrmals mit der Gabel auf das Stück Fleisch ein, das auf seinem Teller lag. "Ich kann nur leider nicht, denn das ist ein altes Familienrezept und du gehörst nicht zur Familie."
"Ach komm, du kannst doch sicher eine Ausnahme machen.", wandte Hermine ein und blickte ihn bittend an. "Viktor wird es sicher nicht weiter sagen."
Ron schmiss die Gabel auf den Teller und schob den Stuhl so heftig nach hinten, um aufzustehen, dass er mit einem lauten Knall auf den Boden fiel. "Aber gerne doch, Schatz!", presste er hervor.
"Wo willst du hin?", fragte Hermine, völlig verwirrt durch sein Verhalten. Sie konnte nicht verstehen, warum er sich so merkwürdig verhielt.
"Ich glaube, Matt hat geweint."
"Wirklich? Ich habe nichts gehört.", besorgt schaute Hermine zur Schlafzimmertür und wollte schon aufstehen, aber Ron hielt sie zurück.
"Ich mach das schon." Matt hatte natürlich nicht geweint, aber es war die beste Ausrede, um schnellstens aus diesem Zimmer zu kommen und nicht mehr Hermine und Viktor zusammen zu sehen. Er hatte sich immer vorgestellt, dass er sich so fühlen würde, wenn Krum und Hermine zusammen gewesen wären und er gezwungen gewesen wäre, Zeit mit ihnen zu verbringen, ohne etwas tun zu können. Jetzt war er mit Hermine verheiratet ... und konnte dennoch nichts tun. Obwohl er wusste, dass es verrückt war, verspürte er so eine Eifersucht wie schon lange nicht mehr.
Kaum war er im Schlafzimmer schloss er die Tür hinter sich und lehnte sich mit geschlossenen Augen daran. Er atmete tief durch und fuhr sich durch die Haare. Er musste ruhig bleiben. Es war niemandem damit geholfen, wenn er ausrastete und seine Eifersucht gewinnen ließ. So hatte er sich schon in der sechsten Klasse die Möglichkeit genommen, mit Hermine zusammen zu sein.
"Krum ist nur ein Freund.", murmelte er vor sich hin. "Nur ein Freund, nichts weiter. Hermine liebt mich, nicht ihn, er ist ihr egal." So fest seine Stimme auch klang, überzeugen konnte er sich dennoch nicht.
/-/
"Und was ist dann passiert?", fragte Cathy gespannt und sah Viktor mit großen Augen an.
"Naja, ich habe den andere Spieler abgelenkt und bin in den Sturzflug gefloge und er ist mit hinterher gefolgt und dann konnte ich abdrehe und habe den Schnatz noch gefange, bevor eine Klatscher mir getroffen hat.", erklärte er und lächelte dem begeisterten Mädchen zu.
"Wow!", sagte Cathy ehrfürchtig. "Das ist ja cool!" Sie blickte zu ihrer Mutter, die ihr durch das braune Haar strich und lächelte.
"Ja, Viktor, das klang wirklich spannend.", stimmte sie ihrer Tochter zu und lächelte. Es war mittlerweile Abend geworden und die drei saßen auf der Couch, wo Viktor ihnen gerade von seinen spannendsten Spielen erzählte. Ron hatte sich freiwillig dazu erboten, das Abendessen zuzubereiten und er war bereits vor einer halben Stunde in der Küche verschwunden. Die Tür war geschlossen und Hermine konnte nichts von ihm hören. Matt lag in seinem Tragesitz, der auf dem Sofatisch stand und brabbelte manchmal leise vor sich hin.
"Aber genug von Quidditch.", schlug Hermine vor, die einfach nicht die richtige Begeisterung für diesen Sport aufbringen konnte, egal, wie sehr sie sich auch bemühte. "Wie geht es denn Eliza?"
"Oh, sehr gut.", erwiderte Viktor und lächelte noch etwas breiter, bei dem Gedanken an seine Frau. "Sie fragt mich schon lange, wann ihr uns alle endlich besuche kommt. Wir habe es dir schon so oft vorgeschlage."
Hermine nickte. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wann er das letzte Mal diesen Vorschlag erwähnt hatte. Es war in der Weihnachtskarte vom letzten Winter gewesen, die Karte, die sie vorsichtshalber vor Ron versteckt hatte und die ihn dazu gebracht hatte, zu glauben, sie habe eine Affäre mit dem langjährigen Freund. "Ich weiß, Viktor, aber im Moment halte ich das für keine gute Idee. Matt ist noch so klein und so eine weite Reise wäre für ihn sicher noch nicht gut.", erklärte sie. Eigentlich hätte sie Viktor sehr gerne einmal besucht, aber sie wusste, dass Ron von dieser Idee überhaupt nichts halten würde und auf einen Ehekrach hatte sie nicht die geringste Lust, besonders jetzt nicht, wo ihre Nerven ohnehin nicht die besten waren.
Viktor nickte verständnisvoll, aber er wirkte enttäuscht. Hermine seufzte und legte ihre Hand auf seine. "Viktor", fing sie an, wurde aber von einem lauten Krach unterbrochen. Erschrocken drehte sie den Kopf und konnte Ron erkennen, der am Esstisch stand. Der Krach war wahrscheinlich von dem großen Topf gekommen, den Ron wütend auf den Tisch hatte knallen lassen. Er schnaubte empört und warf ihr einen wütenden Blick zu.
"Das Essen ist fertig.", sagte er mit überraschend kalter Stimme, drehte sich wieder um und verschwand in der Küche.
Hermine schluckte und blickte ihm mit einem unguten Gefühl hinterher. "Ja, warum setzt ihr euch dann nicht einfach schon mal an den Tisch, während ich kurz mal mit Ron rede.", schlug sie vor und strich Cathy zärtlich über die Wange, die ihre Mutter ziemlich ängstlich anblickte. "Es ist alles in Ordnung, mein Liebling, keine Angst.", sagte sie so beruhigend wie möglich und stand auf.
Ron stand in der Küche und starrte mit leerem Blick aus dem Fenster hinaus in die dunkle Nacht. Er hörte, wie die Küchentür aufging, machte sich aber nicht die Mühe, sich umzudrehen. Er wusste ganz genau, wer gekommen war.
"Ron, was soll das?", fragte sie leise und klang enttäuscht. Sie kam langsam näher und Ron konnte spüren, wie sie eine Hand auf seine Schulter legte. Sofort schüttelte er sie ab und machte einen Schritt von ihr weg. Tief in seinem Inneren wusste er, dass er sich wie ein Idiot verhielt, aber in diesem Moment war ihm das herzlich egal.
"Was soll was?", fragte er abweisend und blickte weiter aus dem Fenster.
Hermine seufzte. "Warum verhältst du dich so bescheuert? Was soll das? So benimmt sich doch kein Gastgeber, was soll denn Viktor von dir denken?"
Ron schnaubte erneut und drehte sich um. Wütend starrte er ihr in die braunen Augen. "Es ist mir scheißegal, was Vicky von mir denkt, Hermine! Er ist völlig unangekündigt hier aufgetaucht, auch nicht gerade die höflichste Art, oder?", fuhr er sie an.
"Er wollte uns überraschen, Ron!", erwiderte Hermine. Auch sie wurde langsam wütend. So konnte er sich doch wirklich nicht benehmen!
Er lachte höhnisch auf. "Also bitte, als ob Vicky mich überraschen will!" Er schüttelte den Kopf und stemmte die Arme in die Hüften. "Er will nur dich überraschen, er will nur dich sehen und er will nur mit dir reden, Hermine! Also zusammengefasst: Er will nur dich!", rief er.
Hermine klappte vor Überraschung der Mund auf. Was sollte das denn? "Das ist ja wohl der größte Schwachsinn, den ich je gehört habe, Ron!", rief sie nicht minder wütend zurück. "Viktor und ich sind nur Freunde! Freunde! Ich weiß nicht, wie oft ich das noch wiederholen soll, damit du das endlich glaubst und deine bescheuerte Eifersucht vergisst!" Sie seufzte genervt. "Viktor ist glücklich verheiratet und ich dachte eigentlich, ich bin es auch! Wir haben zwei Kinder! Ich liebe dich und ich dachte eigentlich, dass du mir vertraust!" Jetzt klang sie enttäuscht, aber Ron kümmerte sich nicht darum.
"Also was willst du mir jetzt damit sagen?", wollte er wissen. Sein Gesicht war schon rot vor Wut. "Für dich ist es in Ordnung, eifersüchtig zu sein, aber ich darf das nicht?"
"Was soll das denn heißen?", fragte Hermine verwirrt und wischte sich energisch einige ihrer buschigen Haare aus dem Gesicht. So etwas hatte sie vermeiden wollen, so einen Streit hatte sie unter keinen Umständen haben wollen, aber Ron war einfach so verdammt stur!
"Es ist okay, wenn du nicht willst, dass ich mehr als zwei Worte mit Miss Johnson rede und du dich immer zehn Minuten über sie aufregst und es war völlig in Ordnung für dich, monatelang nicht mit mir zu reden, weil du sauer warst, weil ich mit Lavender zusammen war, aber wenn ich mich über Viktor aufrege, dann verhalte ich mich bescheuert und vertraue dir nicht mehr?!"
"Ron, der Unterschied ist doch, dass sowohl Lavender als auch Miss Johnson an dir interessiert sind beziehungsweise waren!", versuchte Hermine zu erklären.
Ron schüttelte stur den Kopf. "Ach, das ist doch Quatsch! Vicky war auch an dir interessiert! Er hat dich zum Weihnachtsball eingeladen! Du hast mit ihm rumgeknutscht! Er wollte, dass du ihn in den Ferien besuchst und er hat Harry damals gefragt, was zwischen ihm und dir läuft! Erzähl mir nicht, dass das nur freundschaftlich war, denn du weißt genauso gut wie ich, dass das nicht stimmt!", beharrte Ron und verschränkte trotzig die Arme.
Hermine stöhnte frustriert auf. "Ich behaupte doch gar nicht, dass das nur freundschaftlich war, Ron! Aber das ist schon Jahre her und jetzt ist er verheiratet und wir sind nur noch Freunde. Es ist nichts zwischen uns, ich dachte, das wäre dir klar! Aber wir sind Freunde und das musst du einfach akzeptieren!"
Er schüttelte den Kopf. "Es wäre für dich dann sicher auch völlig in Ordnung, wenn Lavender hier übernachten würde? Wenn ich dich den ganzen Tag ignorieren würde und über alles lachen würde, was sie sagt und sie verliebt anstarren würde? Es wäre in Ordnung, wenn unser Kind sie so bewundernd und fasziniert anschauen würde wie es dich nie im Leben angeschaut hat? Wenn du den ganzen Tag für sie kochen musst? Das wäre in Ordnung, Hermine, damit wärst du einverstanden?!"
Hermine starrte ihn hilflos an. So sauer hatte sie ihn selten erlebt. "Du und Lavender ihr seid keine Freunde, zumindest keine so guten, dass sie hierher kommen würde. Außerdem hattest du mehrere Monate eine Beziehung mit ihr! Das ist etwas völlig anderes! Zwischen Viktor und mir war nie etwas derartiges!"
"Ihr habt rumgeknutscht, Hermine! Erzähl mir nicht, dass das was völlig anderes war, er war scharf auf dich!", schrie Ron, völlig überzeugt von dem, was er sagte.
"Aber ich war nie scharf auf ihn!", erwiderte Hermine und bemühte sich sehr um eine annehmbare Lautstärke. "Das ist etwas völlig anderes gewesen als bei Lavender und dir!"
Er lachte auf. "Ich bitte dich, als ob ich jemals scharf auf Lavender gewesen wäre!", rief er und schüttelte den Kopf.
"Dafür, dass du nie scharf auf sie warst, hast du deine Zunge aber sehr oft in ihren Hals gesteckt!", erwiderte Hermine und jetzt klang sie verletzt. Sie seufzte und fragte sich, wie sie es immer wieder schafften, auf dieses Thema zurückzukommen.
"Hermine, ich bitte dich!", stöhnte Ron. "Das hatten wir doch schon oft genug!"
"Genau wie das Thema Viktor!", wandte sie ein. "Ich verstehe nicht, wie du dich immer noch darüber aufregen kannst, dass wir Freunde sind! Mein Gott, ich liebe dich und nicht ihn! Ich habe deine Kinder bekommen und nicht seine! Ich bin mit dir verheiratet und nicht ihm! Das müsste dir eigentlich reichen! Deine Eifersucht ist einfach nur lächerlich!"
"Lächerlich?", rief Ron empört. "Lächerlich?! Ich bin lächerlich!? Ich bin nicht derjenige, der einen berühmten Weltstar mit verliebten Augen anstarrt und ich bin nicht derjenige, der Weihnachtskarten von Exfreundinnen vor seiner Frau versteckt hat!"
"Ich habe mich für die Karte entschuldigt!", erwiderte Hermine. "Es war ein Fehler und ich werde ihn nie wieder wiederholen! Wieso musst du mir das immer wieder vorwerfen?!" Sie seufzte und blickte ihn traurig an. "Warum müssen wir uns immer deshalb streiten? Warum können wir uns nicht einfach vertragen und alle gemeinsam in Frieden essen?", fragte sie leise und bittend. Sie schaute ihn flehend an, aber Ron schüttelte den Kopf.
"Ich kann nicht, Hermine! Ich kann jetzt einfach nicht! Ich kann mich nicht einfach mit Vicky an einen Tisch setzen und so tun, als wäre zwischen uns alles in Ordnung, als wären wir einfach eine glückliche Familie."
"Sind wir das denn nicht?", erwiderte Hermine und klang verletzter als jemals zuvor. Tränen traten ihr in die Augen und sie wollte auf ihn zugehen und seine Hände nehmen, aber er trat zurück und schüttelte erneut den Kopf.
"Nein, sind wir nicht.", antwortete Ron und ging an ihr vorbei aus der Küche. Hermine drehte sich um und starrte ihm nach, unfähig, sich zu bewegen. Sie konnte nicht begreifen, was gerade zwischen ihnen passiert war. Und was es zu bedeuten hatte.
Als sie nach einigen Minuten endlich die Kraft aufgebracht hatte, ins Wohnzimmer zu gehen konnte sie gerade noch Ron sehen, der mit einer Reisetasche aus ihrem Schlafzimmer trat und zur Tür ging. Erschrocken schaute sie ihn an und rannte zu ihm, ignorierte dabei völlig Viktor und Cathy, die sie fragend anblickten. "Ron, was soll das? Was machst du?", fragte sie und hoffte inständig, dass es nicht das war, wonach es aussah.
"Ich muss hier raus.", erklärte er und es sah aus, als würde es ihn unglaublich viel Kraft kosten, das zu sagen. "Ich kann hier nicht bleiben, nicht jetzt, nicht mit ihm, nicht so."
Hermine schüttelte den Kopf. Das war doch nicht sein Ernst, das konnte er doch unglaublich so meinen, das war doch sicher alles nur ein schlechter Scherz, nichts weiter ... "Nein, Ron, bitte!", presste sie hervor, eilte auf ihn zu und wollte ihn umarmen, aber er hob abwehrend die Hände und ging so schnell wie möglich zur Haustür. "Ron!", rief sie, als er die Tür öffnete. Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie fing unkontrolliert an zu schluchzen. "RON!", rief sie noch lauter, als die Tür zufiel. "Bleib hier! Bleib hier!" Sie vergrub das tränennasse Gesicht in ihren Händen, als sie an der Haustür hinunterglitt und sich verzweifelt fragte, wie das nur passieren konnte.
/-/
"Sie schläft endlich.", sagte Ginny erleichtert und schloss behutsam die Kinderzimmertür hinter sich. Sie seufzte. "Heute hat sie vielleicht ein Theater gemacht, Harry.", murmelte sie und ging zum Sofa, auf dem ihr Mann saß und ein Buch las. Im Kamin knisterte ein Feuer und sorgte für behagliche Wärme in der Wohnung. Sie setzte sich neben ihn und er legte einen Arm um sie.
"Es war ein aufregender Tag für sie.", erwiderte Harry schulterzuckend und küsste seine Frau auf die Stirn.
"Das kannst du laut sagen.", stöhnte Ginny. "Warum musstest du sie auch mit zu Fred und George nehmen? Du weißt doch, wie viel bei ihnen zu Weihnachten los ist.", sagte sie vorwurfsvoll und verdrehte die Augen.
"Sie haben mich eingeladen, weil sie mir einige neue Produkte zeigen und meine Meinung wissen wollten. Und ich musste auf Diane aufpassen, weil du ihre Geburtstagsgeschenke alleine kaufen wolltest!"
"Ich kann Diane doch nicht einfach mitnehmen, wenn ich ihre Geschenke kaufe!", sagte Ginny empört und schüttelte fassungslos den Kopf. "Das geht doch nicht!"
"Gin, sie ist ein Jahr alt, denkst du, sie wird sich daran erinnern?"
"Das ist doch völlig egal Harry, sowas macht man einfach nicht!", beharrte Ginny. Männer!
"Naja, jedenfalls musste ich auf unsere Tochter aufpassen und ich konnte sie ja wohl schlecht alleine lassen.", verteidigte sich Harry. Ginny kuschelte sich enger an ihn und schloss erschöpft die Augen.
"Ich kann kaum glauben, dass unsere Kleine schon ein Jahr alt ist.", murmelte sie. "Es kommt mir vor, als wäre es erst gestern gewesen, als sie mir in die Nieren getreten hat."
Harry lachte. "Manchmal ist es auch schwer zu glauben.", stimmte er zu und strich ihr über die Haare. "Aber ich bin froh, dass du nicht mehr schwanger bist, deine Stimmungsschwankungen waren am Ende unerträglich."
Sie rammte ihm einen Ellbogen in die Rippen und schnaubte empört. "Ich möchte dich mal sehen, wenn du dreißig Kilo zugenommen hast, schlecht schläfst und deine Füße monatelang nicht sehen kannst!"
Harry küsste sie auf die Stirn. "Ich bewundere dich dafür, wie gut du das alles bewältigt hast, wirklich, Gin." Er lächelte. "Aber trotzdem, am Ende warst du unerträglich."
Ginny seufzte. "Ich weiß, was du meinst. Ich habe mich nie in meinem Leben so unwohl gefühlt wie kurz vor Weihnachten. Gott sei Dank ist Diane schon vor dem Geburtstermin gekommen, ich hätte nicht gewusst, wie ich das sonst geschafft hätte.", murmelte sie schläfrig. "Ich frage mich, wie Mum das sechs Mal hinbekommen hat."
"Deine Mum ist einfach eine sehr starke Frau.", überlegte Harry und gähnte ebenfalls. Er schaute auf seine beinahe eingeschlafene Frau. "Scheint so, als hätte der Tag nicht nur Diane geschafft.", murmelte er und strich ihr über die Wange. Er klappte sein Buch zu und legte es beiseite. Ginny kuschelte sich noch näher an ihn und lächelte. Harry lehnte sich zurück und schloss ebenfalls die Augen. Er wusste, dass sie ins Schlafzimmer gehen sollten, wo ihr großes Bett auf sie wartete, aber hier war es einfach viel zu bequem und er war plötzlich viel zu müde, um sich zu bewegen.
Einige Minuten später riss sie ein lautes Klingeln an der Haustür aus dem Schlaf. Ginny und Harry schreckten auf und stießen sich dabei die Köpfe an. "Aua!", murmelte sie. "Wer ist denn das um diese späte Zeit?", wollte sie sauer wissen. "Es ist immerhin schon halb neun, normale Menschen wollen da schlafen!", meckerte sie.
"Keine Ahnung, Gin.", erwiderte Harry und stöhnte gequält auf, als er sich über die Stirn rieb. "Aber ich hoffe, wer immer es ist, hat einen sehr guten Grund!" Er stand langsam auf und ging zur Haustür. Als er sah, wer vor ihm stand, klappte sein Mund auf. "Was machst du denn hier?", wollte er nach einigen Schrecksekunden wissen.
"Ron!", rief Ginny überrascht und setzte sich auf. Sie starrte ihren Bruder an, der mit einem elenden Gesichtsausdruck hinter Harry in das Wohnzimmer der Potters getrottet war. "Was ist passiert? Ist etwas mit Hermine oder den Kindern? Haben Mum oder Dad ein Problem?", fragte sie erschrocken.
Ron schüttelte den Kopf und ließ sich in einen Sessel fallen. Erst jetzt bemerkte Ginny die Reisetasche, die er bei sich hatte. "Allen geht es gut, keine Sorge.", sagte er und starrte an die Decke.
"Aber was machst du dann hier?", fragte Ginny verständnislos und schaute fragend zu Harry, der nur mit den Schultern zuckte und anscheinend so viel wie sie wusste, also nichts.
"Ich ..." Ron schluckte. "Ich ... Kann ich heute Nacht bei euch schlafen?", wollte er wissen und betrachtete weiterhin die Decke.
"Warum?", fragte Ginny neugierig. "Was ist passiert, Ron?" Besorgt blickte sie ihren Bruder an. So niedergeschlagen hatte sie ihn schon lange nicht gesehen. Wenn sie es sich recht überlegte, hatte sie ihn noch nie so niedergeschlagen gesehen, nicht mal als er ein Quidditchspiel verloren hatte.
"Kann ich bei euch bleiben oder nicht, Ginny?", sagte Ron jetzt wütend.
"Natürlich", sagte Harry schnell, bevor seine Frau etwas erwiderte, was sie sicher irgendwann bereuen würde. Er wies auf die gegenüberliegende Tür. "Das Gästezimmer ist frei, fühl dich wie zu Hause."
Ron nickte und stand auf. Er griff nach seiner Tasche. "Danke, Mann.", murmelte er und ging ohne ein weiteres Wort vorbei in das Zimmer. Die Tür fiel laut hinter ihm ins Schloss.
Ginny stand sauer auf. "Du kannst ihm doch nicht einfach so ohne eine Erklärung erlauben, hier zu bleiben, Harry!", sagte sie und stemmte die Hände in die Hüften. "Wer weiß, was passiert ist!"
"Er wollte nicht darüber reden, Gin, das hast du doch gesehen!", erwiderte Harry. "Und es dürfte doch eigentlich ziemlich klar sein, was passiert ist, oder?", fügte er noch hinzu. Ginny starrte ihn verwirrt an. "Ach, ich bitte dich, Ginny, du kennst Ron doch jetzt schon lange genug um zu wissen, dass ihn nur eine Sache so aus der Bahn werfen kann und das ist Hermine."
"Du meinst sie haben sich gestritten?"
Harry nickte. "Ganz sicher. Das muss aber ein sehr großer Streit gewesen sein, sonst würde er sie nicht einfach so mit den Kindern alleine lassen." Harry schwang seinen Zauberstab und löschte das Feuer im Kamin. Sofort wurde es kühler im Wohnzimmer. Harry ging in sein Schlafzimmer, dicht gefolgt von Ginny.
"Ich hätte nicht gedacht, dass er so blöd sein kann und Hermine tatsächlich nochmal alleine lässt, egal wie sehr sie sich streiten.", sagte sie und nahm den flauschigen Schlafanzug entgegen, den Harry ihr reichte.
"Ginny, sie haben in der sechsten Klasse Monate nicht miteinander gesprochen wegen Lavender und Krum, in der dritten Klasse haben sie sich wegen Krätze und Krumbein zerstritten! Er ist für mehrere Wochen von der Horkruxsuche abgehauen! Die beiden haben immer sehr gut gewusst, wo sie einander treffen konnten, wenn sie sich wirklich wehtun wollten."
"Aber das war doch bevor sie zusammen waren! Das war, bevor sie einander geheiratet haben, Kinder bekommen haben. Jetzt ist das zwischen ihnen doch völlig anders.", widersprach Ginny und zog sich um.
"Na und? Das heißt nicht, dass sie sich nicht immer noch wehtun können, wenn sie wollen. Und Ron sah ziemlich verletzt aus, wenn du mich fragst.", erwiderte er und zog ebenfalls seinen Schlafanzug an.
"Dann möchte ich aber nicht wissen, wie Hermine aussieht.", murmelte Ginny.
TBC...
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Robert Pattinson ist die Rolle Cedrics praktisch auf den Leib geschrieben; er ist ein typischer Engländer mit dem attraktiven, gut geschnittenen Gesicht eines Privatschulzöglings.
Mike Newell