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Fanfiction

Being the godfather - Teil 29

von Marisol

Trotz all der Aufregung um Lilys Geburt und die Patenschaft vergaß Hermine nicht, dass sie Severus versprochen hatte, sich um sein Testament zu kümmern, und sobald sie die Zeit fand, feilte und arbeitete sie an den Formulierungen bis sie das Gefühl hatte, dass es gut genug war.
Nur kurze Zeit später schickte sie eine Kopie des Testaments per Eule an Severus, doch zu ihrer Überraschung kam die Eule kurz vor ihrem Feierabend zurückgeflogen und Hermine stellte fest, dass der Brief noch unversehrt in ihrem Schnabel steckte.
„Na, hast du ihn nicht zu Hause angetroffen?“, fragte sie und streichelte das Gefieder des Waldkauzes, der zutraulich nach ihren Fingern pickte.
Sie beschloss, den Brief gleich am nächsten Tag erneut loszuschicken, doch auch am folgenden Abend kehrte die Eule zurück, ohne das Testament zugestellt zu haben.

„Ähm, habt ihr etwas von Severus gehört? Er scheint die letzten Tage nicht zu Hause gewesen zu sein“, fragte sie Harry und Ginny am dritten Abend, nachdem sich das Spielchen der vergangenen Tage wiederholt hatte.
Sie saß im Wohnzimmer der Potters und hielt Lily in den Armen, während sie ihnen berichtete, dass sie vergeblich versucht hatte, ihm etwas zu schicken. Seinem Wunsch entsprechend hatte sie nichts von dem Testament erwähnt und erklärte statt dessen, dass sie ihm Informationen zu einem bestimmten Gerichtsfall hatte schicken wollen.
„Ist es normalerweise nicht so, dass Eulen grundsätzlich denjenigen finden, an den ein Brief adressiert ist, selbst wenn er nicht zu Hause ist?“, fragte Ginny stirnrunzelnd.
„Eigentlich schon“, erwiderte Harry nachdenklich, „außer man trifft Vorkehrungen, wenn man nicht gefunden werden will. Da gibt es irgend so ´nen Zauber...“
„Ich weiß, ich hab davon gehört“, warf Hermine ein. „Aber ich hab ihn noch nie angewandt.“
Sie spekulierten noch eine Weile, warum die Ministeriumseule den Brief nicht zugestellt hatte, als Harry sagte: „Jetzt, wo du davon redest, Hermine... Wir haben von Severus bestimmt eine Woche lang oder so nichts gehört. Nicht dass das ungewöhnlich wäre, er meldet sich schließlich nicht regelmäßig, und wir uns auch nicht. Wer weiß, vielleicht hat er ja irgendeinen größeren Auftrag von Sankt Mungo übernommen und musste deswegen verreisen, oder er besucht jemanden.“

„Wen sollte er denn besuchen?“, fragte Ginny zweifelnd. „Er hat doch niemanden!“
Für einen Moment schwiegen alle drei, bis Ginny offenbar klar wurde, dass ihre Worte ein wenig hart klangen.
„Ich meine... soweit wir 's mitbekommen haben, hat er zu niemandem wirklich engen Kontakt. Jedenfalls wissen wir von keinem, was natürlich nicht heißt, dass er keine Freunde hat oder so...“

Sie unterbrach sich und schwieg.
Jeden von ihnen schaute in eine andere Richtung, als ob es peinlich wäre das auszusprechen, was alle insgeheim dachten: Severus hatte außer ihnen tatsächlich keinen Menschen, der so etwas wie einen Freund für ihn darstellte.


SsSsSs



Die Tage vergingen, ohne dass Hermine oder die Potters etwas von Severus hörten oder sahen. Alle Versuche Hermines, ihn zu erreichen, blieben erfolglos, und noch während sie sich einzureden versuchte, dass es bestimmt einen guten Grund gab, warum er offensichtlich verschwunden war, wuchs in ihr die Panik, dass ihm etwas passiert sein könnte.
Der rational denkende Teil von ihr versicherte ihr, dass sie sich nicht in wilden Spekulationen verlieren sollte, aber der unvernünftige Teil von ihr malte sich die schlimmsten Dinge aus, die ihm widerfahren sein könnten, wobei ein Zaubetränkeunfall noch zu den harmloseren Gedanken zählte, die in ihrem Kopf herumspukten.

Als sie es nach einer knappen Woche nicht aushielt, Apparierte sie abends zu Spinner's End und erkannte bereits beim Näherkommen, dass in seinem Haus kein Licht brannte. Dennoch ging sie zu einem der staubbedeckten Fenster und spähte hinein in der Hoffnung, irgendeinen Hinweis erhaschen zu können, doch sie sah nichts Verdächtiges.
Auch wenn sie sich albern vorkam, klopfte sie an seine Haustür, doch wie zu erwarten war, regte sich im Inneren nichts.

Die Tage vergingen und die Panik begann in ihrem Magen wie Säure zu schäumen. Selbst Harry und Ginny, die anfangs in keinster Weise beunruhigt gewesen waren, begannen nun immer öfter zu überlegen, wo Severus stecken mochte und ob ihm nicht vielleicht doch etwas zugestoßen war.

„Aber wo sollen wir ihn denn suchen?“, fragte Hermine zum unzähligsten Mal, als sie wieder einmal bei ihren beiden Freunden zu Besuch war.
Keiner gab ihr eine Antwort.
Statt dessen sagte Harry: „Ich war heute sogar im Sankt Mungo und habe gefragt, ob er nicht dort ist... vielleicht `nen Unfall hatte oder so.“
„Du wirst lachen“, warf Hermine bitter ein, „das hab ich schon vorgestern getan. Sie sagten nur, dass seine letzte Lieferung an Zaubertränken ungefähr vor vier Wochen war, aber dass das nichts ungewöhnliches ist, da er mit dem Sankt Mungo keine regelmäßige Lieferung vereinbart hatte.“

„Ich versteh das alles nicht“, meldete auch Ginny sich zu Wort.
„Wo kann er bloß sein?“

Ihre Gespräche drehten sich im Kreis, und je länger der Abend wurde, desto abstruser wurden ihre Ideen.
„Vielleicht hat jemand von seinen ehemaligen Todesser-Kumpeln was mit ihm angestellt. Irgendjemand, der aus Askaban freigekommen ist und jetzt Rache üben will“, überlegte Harry.
„Vielleicht hat er einen entfernten Verwandten, von dem er nie jemandem erzählt hat, und den besucht er jetzt“, sagte Hermine.
„Oder vielleicht“, sagte Ginny säuerlich, während sie aufstand, „bringe ich jetzt meine Kinder ins Bett und höre auf, mir Gedanken um jemanden zu machen, der es noch nicht mal für nötig hält, uns zu informieren, wenn er aus welchen Gründen auch immer weggeht.“

Tatsächlich verschwand sie im oberen Stockwerk, aber Hermine kannte sie gut genug um zu erkennen, dass auch Ginny sich trotz ihrer Verärgerung Sorgen machte.



SsSsSsSs



Mittlerweile waren mehr als drei Wochen vergangen, ohne dass man ein Lebenszeichen von Severus erhalten hatte, und mit jedem Tag, der verging, wurden Hermines Nerven einer harten Probe unterzogen. Sie war sich sicher, dass ihm etwas passiert war, und was auch immer dieses „Etwas“ war, es konnte nichts Gutes bedeuten.
Sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, morgens gleich als erstes sämtliche Tageszeitungen zu durchforsten in der Hoffnung, auch nur den kleinsten Hinweis auf seinen Verbleib zu finden, doch sie wurde jedes Mal aufs Neue enttäuscht.
Abends, wenn sie Feierabend hatte, führte ihr erster Weg sie zu seinem Haus, doch auch diese Aktionen blieben ohne Erfolg.

Ihr war klar, dass sie inzwischen nicht nur wie ein nervliches Wrack aussah, sondern dass sie auch eines war, aber das hielt sie nicht davon ab, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, die ihr einfielen.
Sie arbeitete schon seit Tagen an einem Zauber, der es ermöglichen sollte, Menschen zu finden, die auf sich selbst einen Unaufspürbarkeitszauber gelegt hatten, und als sie eines Abends wie üblich in Severus` Garten stand und auf das Haus starrte, glaubte sie, den Zauber so weit perfektioniert zu haben, dass sie es wagen konnte, ihn auszuführen.

Sie atmete tief durch, hob ihren Zauberstab und vollführte damit einen komplizierten Schlenker, während sie verschiedene Beschwörungen murmelte. Sie hatte sich überlegt, dass der Zauber vielleicht wirksamer wäre, wenn sie etwas von Severus zur Verfügung hätte, und dank Ginny, die in ihrem Wohnzimmer ein langes, schwarzes Haar gefunden hatte, das nur von Severus sein konnte, warf sie dieses in die Luft, zielte geübt mit ihrem Zauberstab und schaffte es, das Haar grün aufleuchten zu lassen, ehe es zu Boden fiel.
Nach einer endlos scheinenden Weile hatte sie die letzte Beschwörung gemurmelt und sagte schließlich laut: „Severus Snape!“

„Ja?“, sagte eine wohl vertraute Stimme hinter ihr, die sie augenblicklich herumfahren ließ.
Die Arme vor der Brust verschränkt, ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen und mit jenem typischen zynischen Ausdruck in den Augen beobachtete er, wie sie nach Luft schnappte, eine komische Bewegung in seine Richtung machte und ihn schließlich fassungslos anstarrte, als würde ihm ein gerade zweiter Kopf wachsen.
„Beeindruckend, muss ich sagen, aber ich muss dich leider darüber informieren, dass der Unaufspürbarkeitszauber durch nichts durchbrochen werden kann. Das wird wohl der Grund sein, warum man ihn unaufspürbar nennt.“

Weitere Sekunden verstrichen, ohne dass sie ein Wort sagte, doch als sie ihre Sprache wiederfand, fragte sie mit einer Ruhe in der Stimme, die sie selbst überraschte: „Wie lange stehst du da schon hinter mir?“
„Eine ganze Weile“, gab er zu, ohne dass das spöttische Lächeln verblasste.

„Und? Hast du dich gut amüsiert?“, fragte sie bitter. Alle Erleichterung darüber, dass ihm offenbar nichts fehlte, wich nun einer grenzenlosen Wut darüber, dass er ihr solche Angst eingejagt hatte.

„Ziemlich“, erwiderte er gelassen.

Hermines Füße schienen den Boden kaum zu berühren, als sie die Distanz zwischen ihnen überbrückte und begann, auf seine Brust einzuschlagen.
„Wie kannst du es wagen, einfach so zu verschwinden und niemandem auch nur einen Ton zu sagen?“, schrie sie. „Ist dir nicht klar, dass Harry, Ginny und ich ausgeflippt sind vor Sorge? Wie kannst...“
Mühelos hielt er ihre beiden Hände mit seiner rechten Hand umklammert, holte mit der freien Hand seinen Zauberstab hervor und sagte: „Silencio!“
Augenblicklich wurde der Schwall an Hermines Worten erstickt.

„Zunächst einmal bin ich, falls es dir nicht aufgefallen sein sollte, volljährig, und selbst wenn ich es nicht wäre, wäre ich weder Harry noch Ginny noch dir Rechenschaft darüber schuldig, wo ich mich befinde und warum“, informierte er sie.

Sie versuchte sich aus der schraubstockartigen Umklammerung seiner Hand zu befreien, um weiter auf ihn einzuschlagen, doch es war zwecklos.

„Darüber hinaus habt ihr es zu respektieren, wenn ich nicht erreichbar sein möchte!“

Er lockerte seinen Griff ein wenig und sagte: „Ich hebe den Zauber erst auf, wenn du aufhörst du schreien, hast du mich verstanden?“
Hermine wurde klar, dass ihr nichts anderes übrig blieb, da er ihr sowohl von der Körperkraft als auch von der Fähigkeit als Zauberer überlegen war, also nickte sie wütend und holte tief Luft, als er den Zauber aufhob.

„Wo bist du gewesen?“, fragte sie, wobei sie sich bemühte, die Lautstärke ihrer Stimme zu drosseln.

„Weg“, entgegnete er, und mit unerschütterlicher Sicherheit wusste sie, dass das die einzige Antwort war, mit der sie rechnen konnte. „Und könntest du mir erklären, was genau diese Aktion zu bedeuten hatte?“

Sie starrte ihn an, und noch ehe sie sich selbst aufhalten konnte, sprudelten die Worte aus ihr hervor:
„Ich hab mir Sorgen um dich gemacht, ist dir das nicht klar? Fast vier Wochen lang hat dich keine Menschenseele zu Gesicht bekommen und niemand weiß, wo du hin bist oder warum. Es hätte sonst was passiert sein können... du hättest in deinem Labor einen Unfall haben können, du hättest dich versehentlich selbst vergiftet haben können, oder... ach Gott, was weiß ich.“
Sie raufte sich die Haare, die eh schon aufgrund der letzten Tage ungepflegt herabhingen, aber es war ihr egal, ebenso wie es sie kümmerte, dass man ihrem Gesicht deutlich die Spuren der schlaflosen Nächte ablesen konnte.
„Ich dachte... ich dachte du wärst tot.“
Ohne Vorwarnung schossen ihr Tränen der Wut, der aufgestauten Angst und der Demütigung in die Augen.
„Ich hätte es nicht ertragen! Verstehst du? Ich hätte es einfach nicht ertragen... und du stehst da und amüsierst dich darüber, wie unsagbar bescheuert ich hier aussehen muss mit meinem armseligen Versuch, dich ausfindig zu machen. Oh ja, das muss wahnsinnig lustig ausgesehen haben, oder? Und du findest es bestimmt auch lächerlich, dass jemand sich Sorgen darüber macht, dass du spurlos verschwunden bist!“

Energisch wischte sie sich die Tränen von den Wangen, schaffte es endlich, ihre Hände zu befreien und wich vor ihm zurück.
Sie wollte weg, nur noch weg, doch noch während sie sich von ihm entfernte wurde ihr plötzlich bewusst, dass er seit ihrem Ausbruch nicht einen Ton gesagt hatte.

„Es war nicht meine Absicht, dass irgendjemand... dass du dir Sorgen machst“, sagte er leise und plötzlich sah sie in seinem Gesicht eine Mischung aus Erstaunen und Betretenheit, und ihr wurde klar, dass es für ihn lange her sein musste, dass ein anderer Mensch sich um ihn sorgte.
Falls er überhaupt je die Erfahrung gemacht hatte.

Sie blieb stehen und betrachtete ihn.
Der Baum, unter dem er stand, warf Schatten auf sein bleiches Gesicht.
Er kam näher auf ihn zu und blieb ungefähr auf Armeslänge vor ihr stehen.
„Ich bin es nicht gewohnt, Berichte darüber zu erstatten, wo ich hingehe und warum“, sagte er, doch in seiner Stimme war keine Spur Schärfe.

Lange blieben sie dort schweigend stehen, bis Hermine sich schließlich umdrehte, um zu gehen. Sie war zu aufgewühlt und innerlich zu erschöpft, um noch länger in seiner Gegenwart zu sein, doch als sie einige Schritte gegangen war, hörte sie ihn sehr leise, sehr sanft sagen:
„Kennst du dieses Gefühl, wenn du überzeugt bist, dass du gar nicht hungrig bist, und dann riechst, oder schmeckst... oder siehst du etwas, das du magst, und dir wird bewusst, dass du in Wirklichkeit kurz vor dem Verhungern bist?“

Die Worte trafen sie völlig unvorbereitet, krochen unter ihre Haut und brachten sie dazu, schlagartig stehen zu bleiben.
Ein seltsames Kribbeln breitete sich in ihrem Inneren aus. Es war wie das Gefühl, das sie als Kind gehabt hatte, als sie das erste Mal Achterbahn gefahren war und der Wagen, in dem sie gesessen hatte, zum ersten Mal steil nach unten gerast war... nur mit dem Unterschied, dass sie jetzt nicht kreischend in einem Wagen saß, sondern still und stumm dastand und sich fragte, ob sie diese Worte wirklich gehört hatte.

Sie fuhr herum, doch sie sah lediglich seinen Umhang, der sich hinter ihm bauschte, als er auf seine Haustür zuging.


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