von Marisol
Es mochten wenige Minuten oder auch einige Stunden vergangen sein, Hermine hätte es nicht sagen können. Ohne dass sie wusste, wie es dazu gekommen war, hatten ihre Hände angefangen, an den zahlreichen Knöpfen seiner Kleidung zu nesteln. Ihre Ungeduld und Hartnäckigkeit wurde schließlich belohnt, als sie unter ihren Finger die nackte Haut seiner Brust fühlte, aber bevor sie damit anfangen konnte, die Haut zu erkunden, schlossen sich plötzlich seine Hände um ihre Handgelenke, so schmerzhaft, dass sie einen Schrei nicht unterdrücken konnte.
Severus wich ein wenig von ihr zurück, um sie anzustarren. Sein Atem ging schwer und schnell und in seinen sonst so undurchdringlichen Augen war ein ungewohntes Glimmern, während er Hermines Handgelenke nach wie vor umklammert hielt.
Er schien etwas fragen zu wollen, aber was auch immer es war, die Antwort darauf konnte er offenbar in ihrem Gesicht ablesen.
Hermine spürte, wie sich der Druck seines Griffs lockerte und nutzte die Gelegenheit, um ihre Hände wieder auf seine Brust zu legen.
Seine Haut fühlte sich überraschend glatt unter ihren Fingern an, und ihr wurde klar, dass sie mit angehaltenem Atem beobachtete, wie ihre Kuppen träge Muster auf seiner Brust malten.
Es war erstaunlich, wie widersprüchlich Gefühle sein konnten, dachte sie. Anstatt sich von den verblassten Narben auf seiner Haut abgestoßen zu fühlen, hatte sie den unwiderstehlichen Drang, sie zu berühren, und anstatt seinen fahlen Teint als unattraktiv zu empfinden, konnte sie sich nicht vorstellen, dass etwas anderes zu ihm gepasst hätte.
Sie erinnerte sich dunkel daran, dass sie sein Gesicht damals als Schülerin als hässlich empfunden hatte, aber jetzt fiel ihr auf, dass die scharfen Kanten seiner Wangenknochen und des Kiefers einen ganz eigenen Reiz auf sie ausübten.
Sie streifte ihm den Umhang von den Schultern und öffnete die restlichen Knöpfe seines Gehrocks, und obwohl sie seinen nackten Oberkörper schon einmal gesehen hatte, fiel ihr diesmal bewusst auf, dass er unter den Schichten Kleidung, die er üblicherweise trug, einen wirklich schönen Körper versteckte. Vielleicht war „schön“ im klassichen Sinn nicht der Ausdruck, den sie sonst gebraucht hätte, aber hier und jetzt empfand sie seinen flachen Bauch und das feste Fleisch unter ihren Fingern als genau das.
Ihre Lippen trafen sich zu einem weiteren Kuss, der langsam und zögernd begann. Noch war alles viel zu neu und ungewohnt, fühlte sich viel zu irreal an. Severus` Hände in ihrem Haar waren ihr fremd und gleichzeitig vertraut, was daran lag, dass sie sich seine Hände so oft vorgestellt hatte, dass sie seine langen, schlanken Finger mit geschlossenen Augen hätte nachzeichnen können. Bisher hatte sie seine geschickten Hände nur in einem unschuldigen Zusammenhang mit Zaubertränken gesehen, aber plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie sich ganz andere Dinge mit seinen Händen vorstellen konnte- und nichts davon konnte als unschuldig bezeichnet werden.
Als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, begann er, über ihre Schultern zu streichen, so langsam, als würde er jeden Moment erwarten, dass sie ihn von sich stieß.
Vielleicht würde sie sich zu einem späteren Zeitpunkt, wenn ihr normales, rationales Denken wieder einsetzte, fragen, was zum Teufel sie dort tat, aber in diesem Augenblick spielte ihr Körper sein ganz eigenes Spiel, brachte sie dazu, ihn schamlos zu ermutigen.
Es kam ihr so vor, als wären seine Hände überall auf ihrer Haut. Ihr vorsichtiges Tasten, das noch vor Sekunden so zögernd und überlegt gewesen war, bekam etwas Fiebriges, Überhastetes.
Sie fand sich plötzlich in einer liegenden Position wieder, und er war neben ihr, küsste sie und schob seine Hände unter ihren Pullover, was sie mit einem begeisterten Keuchen quittierte.
Wie durch einen Nebel wurde ihr klar, dass die eben noch enge Couch vergrößert war- sicherlich ohne ihr Zutun- aber weit davon entfernt zu protestieren, umschlang sie ihn mit ihren Armen.
Der Druck seines Körpers auf ihrem war beinahe zu viel, und als seine Lippen die empfindliche Haut ihrer Kehle berührten, atmete sie scharf ein. Er fuhr mit seinem Spiel fort... nur um zu stoppen, als Hermine plötzlich ihre Beine öffnete, was bewirkte, dass sein Unterkörper zwischen ihren Schenkeln eingekeilt war.
Instinktiv drückte er sein Becken hart nach unten und sie erwiderte den Druck mit einem Heben ihrer Hüften.
Ab diesem Punkt verabschiedete sich Hermines Verstand vollständig von ihr und ihr Verlangen gewann die Oberhand über den kleinsten Rest Zweifel.
Sie zerrten an der Kleidung des anderen, bis sie schließlich ohne jegliche Barrieren waren.
Jede Berührung von Severus war zu viel und gleichzeitig nicht genug, und eine Menge komplizierter Gedanken und Gefühle durchströmten sie, während sie sich unter ihm wand und ihm deutlich machte, was sie wollte- und er folgte ihren stummen Aufforderungen ohne zu zögern.
Ihrer beiden Bewegungen waren unbeholfen, und es dauerte auch nicht lange, bis es vorbei war, aber das Blut rauschte auch Minuten danach durch Hermines Ohren und ihr wurde klar, dass sie immer noch kleine, zufriedene Laute von sich gab.
OooOoOo
Sie konnte sein Herz schnell und gleichmäßig an ihrer Brust schlagen fühlen, und als sie mit den Händen über seinen Rücken strich, vergrub er das Gesicht an ihrer Halsbeuge.
Es war einer dieser seltsamen Momente, in denen man sich ein wenig vor sich selbst fürchtete und gleichzeitig irgendwie erhaben fühlte, ein Augenblick, der unwirklich und verwirrend und magisch zugleich war.
Hermine versuchte, ihre komplizierten Gedanken in Worte zu kleiden, aber aus irgendwelchen Gründen zog sie die Stille des Hauses vor, die nur durch ihr beider Atmen durchbrochen wurde.
Sie lagen reglos auf der Couch, aber die Ruhe währte nicht lange, und der Tanz begann von Neuem.
Mutig ließ sich Hermine diesmal mehr Zeit, um seinen Körper zu erforschen, und stellte dabei fest, dass er mehr Scheu davor hatte, sie sein Dunkles Mal berühren zu lassen als die intimsten Stellen seines Körpers.
Sie mochte, wie er sich unter ihren Händen anfühlte... wie Seide, die um hartes Metall gespannt war, und sie mochte auch, wie er dieses Mal mit mehr Selbstvertrauen Berührungen zuließ und erwiderte.
Sie wusste, dass er sich selbst und ihr beweisen wollte, dass er es viel besser konnte als das schnelle, unkontrollierte Aufeinandertreffen ihrer Körper beim ersten Mal, und sie wollte ihm sagen, dass ihr gefiel, was er mit ihr machte, dass er nicht damit aufhören sollte, aber alles was ihren Mund verließ waren unartikulierte Laute.
Seine Augen waren geschlossen und seine Züge hatten eine nie gekannte Weichheit... und als er die Lider öffnete, um ihrem Blick zu begegnen, geschah etwas Seltsames.
Die Gefühle und Gedanken, die Hermine hatte, waren plötzlich nicht mehr ihre eigenen, und sie wusste nicht, ob er ihr bewusst gestattete, in seine Gedankenwelt einzudringen oder ob es nicht mehr in seiner Kontrolle lag, aber nichtsdestotrotz tauchte sie ein in seinen Kopf und wurde mitgerissen von den unterschiedlichsten Eindrücken, die auf sie einströmten.
Sie sah sich selbst in einer so schnellen Abfolge von Bildern, dass ihr schwindlig wurde, und zwischen all diesen Momentaufnahmen sickerten Gefühle hindurch, die auf einer verschwimmenden Grenze zwischen Verlangen und Zweifel schwebten.
Sie fühlte, was er fühlte... Unglauben darüber, dass jemand wie sie es vorzog, in seiner Gesellschaft zu sein, wo sie doch statt dessen mit Menschen zusammen sein konnte, die jünger, schöner und beliebter waren als er.
Verwirrung darüber, dass er sie wollte... WIE war das passiert? Und WANN war das passiert?
Schon in dem Augenblick, als ihm bewusst geworden war, dass sie eine Frau geworden war? Oh, er hatte Augen im Kopf, durchaus. Oder als er gesehen hatte, wie sie ohne zu zögern ihren wirren Haarschopf abgeschnitten und in den Kessel geworfen hatte?
Oder erst am heutigen Abend, als er zum ersten Mal die Weichheit ihrer Haut gespürt und den Duft ihrer Haare eingeatmet hatte?
Wann hatte eine Frau das letzte Mal sein Gesicht berührt und ihn angesehen, als wäre er nicht abstoßend, sondern...interessant, vielleicht sogar attraktiv?
Und wann hatte er das letzte Mal kleine, zufriedene Seufzer gehört, die eine Frau ausstieß, weil er sie berührte?
Jung und schön und brillant... in jeder Hinsicht... und es war offensichtlich, dass sie entschlossen war zu bekommen, was sie wollte... und wer war er, es ihr zu verweigern?
Die Verbindung brach so schnell auseinander, wie sie zustande gekommen war, und ließ Hermine ein wenig benommen nach Luft schnappen.
Sie fuhr mit den Händen über seinen schweißglänzenden Rücken, während ihre Körper sich in völligem Einklang bewegten, so als würde ein unsichtbarer Komponist sie zu einer Musik dirigieren, die nur sie beide hören konnten.
Sie hörte, wie er etwas in ihr Ohr murmelte, und sie glaubte zu verstehen, dass er „du bist schön“ sagte. Die Worte, gesprochen in dieser rauen, tiefen Stimme, bewirkten einen unerwarteten Ruck der Reizüberflutung und ließen sie heftig erzittern, während sie ihre Fingernägel in seinen Rücken grub.
Sie hatte Sex immer genossen, auf einen zufriedenstellende, aber kontrollierte Weise, aber dies war das erste Mal, dass sie sich selbst als leidenschaftliche Frau erlebte, die ihren primitivsten Bedürfnissen nachging.
Ihr Unterbewusstsein hatte viel zu lange unterdrückt, was sie schon so lange gewollt hatte, und plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf, den sie schon damals gehabt hatte, als sie die ganze Wahrheit über Severus erfahren hatte.
Jemand, der so leidenschaftlich wie er hassen konnte, konnte auch leidenschaftlich lieben...
Und das tat er... wenn in diesem Moment auch nur körperlich.
Sie rollte sie beide herum, so dass sie auf ihm saß, und er ließ zu, dass sie die Kontrolle übernahm. Seine Hände strichen über ihre Hüften und ihre Brüste, und sie mochte den hungrigen Ausdruck in seinen Augen, die unverhohlene Bewunderung in seinem Blick.
Sie vergaß alles um sich herum bis auf das wundervolle Gleiten und Schieben ihrer Körper, die zusammentrafen und sich wieder trennten, immer wieder... vergaß sich selbst und fand sich wieder... es war Himmel und Hölle gleichzeitig und sie wollte es niemals wieder verlassen.
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