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Fanfiction

Being the godfather - Teil 5

von Marisol

Snape lieĂź sich einige Sekunden Zeit, ehe er fortfuhr.
„Beeindruck wäre nicht ganz der treffende Ausdruck, fürchte ich. Miss Granger hat ihre Hausaufgaben zweifellos gemacht, dennoch könnte ich nicht behaupten, dass sie mir im Fach Zaubertränke als besonders herausragend aufgefallen wäre. Oder mich gar beeindruckt hätte.“

Bei dem Versuch, gelassen zu wirken, gelang Hermine ein falsches Lächeln.
„Hätten Sie die Güte mich aufzuklären, Professor Snape, was in Ihren Augen nötig gewesen wäre, damit ich Sie… beeindrucke? Und warum ich es letztlich nicht tat?“

Er verzog die dünnen Lippen zu einem hochmütigen Lächeln und sagte: „Da Ihnen offensichtlich sehr daran gelegen ist, werde ich das tun. Die Natur hat Ihnen vielversprechende Voraussetzungen mitgegeben, Miss Granger. Sie verfügen über ein gutes Gedächtnis und eine rasche Auffassungsgabe. Sie lesen gerne und viel, und Sie schätzen das Wissen um des Wissens willen. Dennoch…etwas fehlt Ihnen. Sie könnten vermutlich die Zubereitung für jeden Zaubertrank, der in den Lehrbüchern steht, auswendig rezitieren, ebenso wie deren Wirkungsweise und eventuelle Nebenerscheinungen. Sie würden es ohne große Probleme schaffen, einen Trank aus dem Gedächtnis zu brauen, wenn ich es hier und jetzt von Ihnen verlangen würde. Was Ihnen jedoch fehlt, Miss Granger, ist eine innere Beteiligung.“

„Innere Beteiligung?“, echote Hermine mit einer Spur Schärfe in der Stimme. Harry und Ginny verfolgten gespannt die Unterhaltung, ohne sich aktiv zu beteiligen, was vermutlich auch klug war angesichts der Tatsache, dass Hermine gefährlich nah in Richtung Ungeduld- und damit auch Unhöflichkeit- zu steuern schien.

„Ja, innere Beteiligung“, antwortete Snape gelassen. „Lassen Sie es mich an einem Beispiel ver-“
„Sie haben es nun wirklich niemandem besonders leicht gemacht, Ihren Unterricht zu mögen, und, wie Sie sagen, eine ‚innere Beteiligung’ zu entwickeln“, unterbrach sie ihn säuerlich, ohne jedoch das liebreizende Lächeln auf ihrem Gesicht abzulegen.

„Das war aber nicht die Frage, Miss Granger. Sie wollten wissen, warum Sie mich nicht beeindruckt haben. Ob Sie meinen Unterricht mochten oder nicht, ist dabei völlig irrelevant. Um zu meinem Beispiel zurückzukommen… wenn Sie erlauben, natürlich…“, fügte er spöttisch hinzu.
„Nahezu jeder ist beispielsweise in der Lage, Noten zu lernen und auf Klaviertasten herumzuklimpern. Aber nur die wenigsten bringen auch eine Melodie zustande. Und das ist es, was Sie nicht vermochten, Miss Granger… eine Melodie hervorzubringen. Sie haben sicherlich die genauste Abfolge begriffen, in der bestimmte Zaubertränke hergestellt werden, Sie konnten die exakte Menge von Zutaten hinzufügen, das Gebräu auf der richtigen Temperatur köcheln lassen, richtig rühren… und zwar alles auf Grundlage der Lehrbücher, in die Sie Ihre Nase so gerne steckten. Sie taten alles mechanisch, aber Ihre Bemühungen resultierten nicht aus dem Wunsch heraus, die Schönheit des Zaubertrankes und seiner Herstellung zu fühlen, sondern Sie wollten die Beste unter Ihren Mitschülern sein. Nicht mehr und nicht weniger.“

Er hob sein Glas und prostete ihr zu, und es war diese ĂĽberhebliche Geste, die sie alle ZurĂĽckhaltung vergessen lieĂź.
„Sie selbst haben gesagt, dass es beim Zaubertrankherstellen um eine exakte Kunst handelt“, platzte es aus ihr heraus. „Ich bin durchaus der Meinung, dass ich sie gut genug beherrschte, um zumindest einmal ein ‚Erwartungen übertroffen’ zu erreichen!“
Zornesröte stieg in ihren Wangen auf, als all die Momente der Ungerechtigkeiten vor ihrem inneren Auge abliefen, die Sie von Snape erlebt hatte.

„Aber Sie haben meine Erwartungen nicht übertroffen, Miss Granger“, entgegnete er trocken. „Ich habe von Ihnen erwartet, dass Sie sämtliche Tränke gemäß den Anleitungen herstellten, und das haben Sie getan. Meine Erwartungen übertroffen hätten Sie dann, wenn Sie eine Frage einmal nicht mit dem genauen Wortlaut des Buches beantwortet hätten, sondern mit Ihren eigenen Worten, mit dem, was Sie sich dazu dachten. Oder wenn Sie einen Trank hergestellt hätten, bei dem Sie eigene Überlegungen und Ideen mit einfließen ließen, beispielsweise um ihn länger haltbar zu machen, oder um den Geschmack zu verbessern. Sie wollten ein Lob für etwas, das Sie dank ihres Verstandes ohnehin mühelos hinbekamen. Im Gegensatz zu den meisten Ihrer Mitschüler“, sein Blick huschte kurz zu Harry, „ hatten Sie keinerlei Schwierigkeiten damit, Anweisungen richtig zu lesen und umzusetzen, warum also hätte mir das ein Lob wert sein sollen? Um es mit anderen Worten zu sagen: einen Franzosen bewundert man auch nicht dafür, dass er perfekt französisch spricht. Bücher und Fleiß sind nicht alles, Miss Granger.“

Hermine biss sich auf die Unterlippe, um sich davon abzuhalten, ihn anzufauchen. Dabei wusste sie noch nicht einmal, warum es ihr so zusetzte, dass er selbst nach all den Jahren nicht bereit war, ihre Leistungen anzuerkennen. Jeder andere Lehrer in Hogwarts war zutiefst beeindruckt gewesen von ihrem enormen Wissensumfang und ihrer Art, sich nie mit simplen Lösungen zufrieden zu geben. Sie konnte ihre Hand dafür ins Feuer legen, dass kein Schüler auch nur annähernd so viel Zeit mit Lernen verbracht hatte wie sie, und alles was sie hören wollte war, dass er einfach zugab, dass sie mehr Fachwissen angehäuft hatte als ihr gesamter Jahrgang, aber er schien entschlossen sein, ihr jegliche Anerkennung zu verwehren. Eine leise Stimme in ihrem Inneren meldete sich unvorhergesehen zu Wort und flüsterte: Das waren sogar mal deine eigenen Worte, Hermine, erinnerst du dich? Du hast es zu Harry gesagt im ersten Schuljahr, als ihr das Schachbrett durchquert habt: Bücher und Fleiß… das ist nicht alles. Sie ignorierte die Stimme, und in ihrer Wut passierte ihr das, was sie noch halbherzig zu unterdrücken versuchte, es jedoch nicht schaffte: Sie beging eine Dummheit.

„In meinem zweiten Schuljahr hab ich es geschafft, den Vielsafttrank zu brauen. Wie viele Zweitklässler kennen Sie, die das von sich behaupten können, Professor?“

„Hermine…“, warnte Harry leise, aber sie beachtete ihn nicht.

„Abgesehen von mir selber, meinen Sie?“, fragte er belustigt, doch noch ehe darauf etwas erwidern konnte, sagte er mit jener seidenweichen Stimme, die eindeutig verriet, dass Gefahr drohte: „Damit bestätigen Sie einen Verdacht, den ich ohnehin seit Jahren habe, Miss Granger. Aber um auf Ihre Frage zu antworten: Dass Sie das im zweiten Schuljahr bewerkstelligt haben, ist mir glatt hundert Punkte für Gryffindor wert.“

Hermine war so sicher gewesen, dass er sich abfällig darüber äußern würde, dass Sie zu einer Verteidigung ansetzte, nur um überrumpelt den Mund zu öffnen und gleich wieder zu schließen.

„Hundert Punkte Abzug, selbstverständlich“, sagte er, böse lächelnd, „weil Sie nicht nur aus meinen privaten Vorräten gestohlen und sich vermutlich in der Verbotenen Abteilung der Bibliothek aufgehalten haben, sondern sich darüber hinaus aller Wahrscheinlichkeit nachts aus ihrem Schlafraum geschlichen haben, um den Trank in Ruhe brauen zu können, so dass Ihre Mitschüler nichts mitbekommen. Glücklicherweise bin ich nicht penibel, Miss Granger. Wäre das das Fall, würde ich dafür sorgen, dass für jenes Jahr Gryffindor der Hauspokal aberkannt und stattdessen meinem eigenen Haus zugesprochen wird.“

Hermine schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen, unfähig zu glauben, dass er das tatsächlich gesagt hatte. Bleib ruhig, zwang sie sich, während sie tief ein- und ausatmete.
„Die Zeiten sind lange vorbei, in denen Sie mich mit Punktabzügen einschüchtern konnten, Professor“, sagte sie schließlich mit einem überlegenen Lächeln.

„Tatsächlich?“, fragte er mit hochgezogener Augenbraue.
„Und warum, Miss Granger, titulieren Sie mich dann immer noch mit ‚Professor’?“

Keiner von beiden schien zu bemerken, dass Harry und Ginny nach wie vor anwesend waren und sie verblĂĽfft beobachteten.

„Weil ich nicht die geringste Ahnung habe, wie ich Sie sonst anreden soll. Mr. Snape? Oder nur Snape? Monsieur Snape vielleicht?“
Er verzog die Mundwinkel zu einem angedeuteten Grinsen, ohne dass sie sehen konnte, was so amüsant an ihrer Frage gewesen sein könnte.

„Darf ich Ihnen eine etwas persönlichere Frage stellen?“

Seine Gegenfrage überraschte und ärgerte sie, aber sie kam nicht dazu, ihrem Unmut Luft zu machen.
„Aus welchem Grund haben Sie sich für eine Karriere im magischen Recht entschieden?“
Von allen möglichen Fragen, die er hätte stellen können, war diese diejenige, mit der sie am wenigsten gerechnet hätte.

„Nun, ich interessiere mich für Recht“, antwortete sie prompt.

„Sie interessieren sich für vieles“, wischte er ihre Antwort ungeduldig beiseite. „Aber warum magisches Recht? Was fasziniert Sie so sehr daran, dass Sie beschlossen haben, es zum Beruf zu machen?“

Hermine zögerte einen Moment, ehe sie langsam zu sprechen begann.
„Gesetzte sind wie feste Mauern… Sie erscheinen undurchdringlich, der Wortlaut ist klar definiert und sagt deutlich aus, was das Gesetz beinhaltet. Die Kunst in meinem Beruf besteht darin, innerhalb dieser Mauern dennoch Schlupflöcher zu finden, es irgendwie zu schaffen, sie zu überwinden und das Gesetz so auszulegen, dass es für die Klienten, mit denen ich zusammenarbeite, möglichst vorteilhaft ist. Dazu ist eine Menge Fingerspitzengefühl notwendig, und das ist es, was mich daran reizt und fasziniert… diese winzigen Löcher zu finden, die es mir erlauben, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Um es zu verdeutlichen: Das Wort ‚mäßig’, das in Gesetzen oft vorkommt, wie beispielsweise in ‚mäßig schwerer Fall’, erscheint recht simpel zu sein. Aber was ist nun ‚mäßig’? Sie würden gar nicht glauben, wie viele Ebenen und Auslegungsmöglichkeiten dieser Begriff bietet.“

Ohne sich darüber bewusst geworden zu sein, hatte Hermine mehr preisgegeben, als sie zunächst vorgehabt hatte. Es stimmte, sie war fasziniert von ihrem Beruf, aber jetzt im Nachhinein war es ihr fast ein wenig peinlich, dass sie so ausschweifend geworden war.

Sie begegnete Snapes Blick, der sie mit einem seltsamen Ausdruck musterte. Sie glaubte unter der Intensität seines Blickes zu erröten, als er langsam sagte: „Na sehen Sie, Miss Granger… es geht doch!“

„Wovon sprechen Sie…Sir?“

„In Zaubertränke haben Sie es nicht geschafft, weil Sie keinen inneren Bezug herzustellen vermochten. Sie haben keine Melodie erzeugt… Sie erinnern sich? Aber in Ihrem Beruf, und ich bin durchaus gewillt, es Ihnen zuzugestehen, tun Sie es. Sie sind mit Leidenschaft dabei… und nicht bloß, um besser zu sein als Ihre Kollegen oder ein Schulterklopfen von einem Vorgesetzten zu erhalten.“

Er prostete ihr erneut zu, und noch während sie ihr Glas ebenfalls erhob, zu verwirrt, um etwas sagen zu können, rotierten hunderte von Gedanken durch ihren Kopf… angefangen von der Frage, ob er ihr tatsächlich soeben seine Anerkennung zugesprochen hatte und falls ja… warum ihr diese so wichtig war.

A/N: Erstmal möchte ich mich bei allen fleißigen Kommentatoren bedanken, die meine Muse ordentlich ankurbeln. Wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt, werden noch einige Teile ins Land gehen, bevor sich Hermine und Snape über gewisse Dinge bewusst werden ;) Ich kann und möchte mich nicht kurz fassen lol. Ich hoffe, ihr seid weiterhin dabei, ich freue mich über jeden Kommentar, egal wie kurz er ausfallen mag…


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