von Niisuu
Diese Nacht wurde die Hölle. Es war bitterkalt in der Hütte und sie musste sich mit Dudley das Sofa teilen, während ihre Eltern einen Stock höher im Ehebett schliefen. Doch Harry war noch schlimmer dran, er musste auf dem Fußboden schlafen. Während Dudley beruhigt wie ein kleines Ferkel schnarchte, merkte Wednesday, dass auch Harry nicht schlafen konnte. Da fiel ihr auf, dass er auf Dudleys Armbanduhr starrte und die Sekunden zählte. Aber natürlich! Gleich war Dienstag, und am Dienstag wurde er ja elf!
"Wie konnte ich das nur vergessen!", fauchte sie sich selbst an. Gerade fing die Uhr an zu piepsen, ein Zeichen dafür, dass es Mitternacht war, als plötzlich ein Donnern zu hören war. Und ein Quitschen. Und plötzlich zog es in der Hütte wie im schlimmsten Sturm - der Grund dafür war, das die Haustür aus den Angeln gefallen war. Ehe Wednesday sich erschrecken konnte, tauchte jemand in der leeren Tür auf. Jemand sehr, sehr Großes. Sie konnte sein Gesicht kaum erkennen, da es voller schwarzer Haare war, die aussahen, als wären sie noch nie gekämmt worden. Doch wer war das? Was wollte er? Und wie kam jemand so Großes auf diese Insel? War das kleine Fischerboot, in dem die Familie hierher kam, nicht das einzige gewesen, was Wednesday sehen konnte? Just in diesem Monat trat der Riese ein. Hinter ihm tobte der Sturm, sie hörte die Wellen an die Steine klatschen, den Wind brausen und es donnerte und blitzte, als gäbe es kein morgen. Der Riese bückte sich, um die Tür aufzuheben und stellte sie wieder, ohne große Mühe, an ihren Platz. Von diesem Lärm geweckt, rannten ihre Eltern die Treppe herunter, ihr Vater mit einem Gewehr in der Hand.
"W-Was wollen Sie hier? S-Sie haben hier nichts zu suchen!", schrie ihr Vater. Dudley währenddessen lief zu seiner Mutter und starrte den gewaltigen Menschen einfach nur fassungslos an. Harry jedoch blieb ganz ruhig, allerdings mit weitaufgerissenen Augen, auf dem Fußboden sitzen. Der Riese machte ein paar Schritte vorwärts, sah sich um und fixierte Dudley mit seinem Blick.
"Ah, Harry! Is' schon so lange her! Bist ganz schön groß geworden, was? Vorallem um die Mitte rum!", gluckste der Riese in seinen Bart.
"I-Ich bin nicht Harry!", stotterte Dudley und zeigte auf die Stelle, an der Harry saß. Während der Riese genau in diese Richtung ging, hob Vernon das Gewehr und zielte auf ihn.
"Ich verlange, dass Sie auf der Stelle verschwinden! Das ist Hausfriedensbruch!", sagte ihr Vater und versuchte mit aller Kraft, die Hände mitsamt Gewehr ruhig zu halten.
"Ach, halt den Mund, Dursley, du Oberpflaume", erwiderte der Riese, drehte sich zu ihm herum, fasste die Waffe und bog ihren Lauf nach oben, als wäre er aus Gummi. Während Vernon verdattert auf das Gewehr blickte, wendete sich der Riese wieder an Harry.
"Jedenfalls, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag Harry!", sagte er und langte in eine seiner unzähligen, riesigen Manteltaschen. Hervor kam eine leicht eingedrückte Schachtel.
"Hab ich selbst gebacken, saß auf dem Weg hierher vielleicht ein wenig drauf, aber müsste noch gut sein.", strahlte er Harry an und hielt ihm das Paket hin. Dieser öffnete es und fand einen Kuchen mit der Aufschrift "Herzlichen Glückwunsch, Harry" vor.
"D-Danke. Aber wer bist du?", Harrys Nacken knackte fast, als er versuchte, den Riesen vollkommen in Augenschein zu nehmen.
"Wohl wahr, hab mich nicht vorgestellt. Ich bin Rubeus Hagrid, Hüter der Schlüssel und Ländereien von Hogwarts.", erwiderte er. Während ihn die Familie noch verwirrt und teils verängstigt anstierte, entfachte der Riese Hagrid ein Feuer im Kamin - mit seinem Regenschirm!
Über dem Feuer kochte er Tee und bratete Würstchen, die er dann mit Harry teilte.
"Tut mir leid, aber ich weiß immernoch nicht wirklich, wer du bist.", sagte Harry zu ihm.
"Nenn mich Hagrid, das tun alle.", erwiderte dieser, nahm einen Schluck Tee und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
"Und wie ich schon sagte, ich bin der Schlüsselhüter von Hogwarts - über Hogwarts weißt du natürlich alles."
Als Harry dies verneinte, konnte man trotz der Haare und des Barts deutlisch Hagrids Verwunderung sehen. Und dann bellte er Wednesdays Eltern an. Warum der Junge von nichts wisse, wie sie behaupten konnten, dass James und Lily Potter in einem Autounfall gestorben sind und, dann wieder an Harry gewandt, ob er sich denn nie gefragt hätte, wo seine Eltern das alles gelernt hatten. Was gelernt hatten? Wednesday war sich sicher, dass genau dieser Riese, Rubeus Hagrid, die Antwort auf all ihre Fragen bezüglich der Briefe war. Lauter Gedanken und Mutmaßungen spukten in ihrem Kopf, während der Riese weiterbrüllte. Und plötzlich brüllte ihr Vater, was sie in die Realität zurückholte.
"AUFHÖREN! ICH VERBIETE ES IHNEN!", schrie ihr Vater, und ihre Mutter schnappte nach Luft.
"Ach, kocht eure Köpfe doch im eigenen Saft.", erwiderte der Riese ruhiger. "Du bist ein Zauberer Harry." Und da drehte sich der Riese zu ihr um.
"Und du auch, Wednesday. Du bist eine Hexe, auch wenn ich nicht verstehen kann, wie das geht, in einer solchen Familie.", er lächelte ihr zu.
"Ich bin ein was?", flüsterte Harry.
"Ein Zauberer natürlich. Und ein verdammt Guter noch dazu, würd ich sagen, wenn du erst mal ein bisschen Übung hast. Wie solltest du auch sonst, mit solchen Eltern? Achja, hier ist noch dein Brief.", Er reichte Harry seinen. "Und deiner natürlich", grinste er Wednesday an. Beide zogen die Briefe aus den Umschlägen. Das konnte doch nur ein Witz sein, oder?
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