von Muggline
Es war später Vormittag, und die meisten Schüler waren natürlich beim Unterricht. Aber ein paar Klassen der höheren Jahrgänge hatten Freistunde und hielten sich in der großen Halle auf, um Hausaufgaben zu machen oder einen kleinen Imbiss zu sich zu nehmen. Madam Hooch, die gerade keinen Unterricht hatte, saß am Lehrertisch und führte Aufsicht. Bei dem Knall von der auffliegenden Eingangstür flogen alle Köpfe herum und als Severus und Maja Hand in Hand hereinkamen, hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Severus schritt mit wehendem Umhang ein paar Schritte in die Halle, blieb dann stehen und meinte mit fester Stimme: „Guten Tag allerseits. Ich denke, sie haben alle etwas zu tun, nicht wahr?“ bevor er mit Maja zum Lehrertisch weiterging.
Dort angekommen, rückte er – ganz Gentleman - einen Stuhl für sie weg, küsste, als sie sich setzte, kurz ihre Hand und schob ihr dann den Stuhl zurecht. Dann setzte er sich neben sie und fragte „Kaffee, meine Liebe?“ und bestellte bei dem Hauselfen, der wartend in der Ecke stand, ein Frühstück für zwei Personen.
Maja war bei dieser Vorstellung ziemlich rot angelaufen, sagte aber kein Wort. Die Schüler schauten immer wieder verstohlen zu ihnen herüber und tuschelten aufgeregt und auch Madam Hooch hatte ziemlich verdattert ausgesehen, als sie Severus’ Gesten bemerkte. Aber schließlich lächelte sie legte Severus kurz die Hand auf die Schulter und meinte trocken: „Wenn mir irgendwann zu Ohren kommt, dass du unserer bezaubernden Frau Chiron hier auch nur ein Haar krümmst, werde ich sämtliche Klatscher Englands auf dich ansetzen.“
Nach dem Frühstück zog Severus Maja wieder höflich den Stuhl weg und bot ihr galant den Arm, den sie lächelnd ergriff. Erhobenen Hauptes marschierten die beiden von dannen und sahen sich nicht ein einziges Mal um. Kaum hatten sich allerdings die Türen der großen Halle hinter ihnen geschlossen, warf sich Maja an Severus’ Brust um den Lachanfall zu dämpfen, der sie beim Gedanken an die vielen völlig perplexen Gesichter überfiel. Schnell nahm Severus sie am Arm und zog sie mit sich in ihre Räume, wo er erst die Tür schloss, dann einen Stillezauber über den Raum sprach und anschießend in ein so schallendes Gelächter ausbrach, wie man es wohl noch nie von ihm gehört hatte.
Als sie schließlich völlig erschöpft am Boden saßen und sich die Tränen aus den Augen wischten, meine Maja: „Severus, was ist den bitte ein Klatscher?“ Er erläuterte ihr die Funktion dieses Balles im Quidditchspiel und sie wälzte sich erneut lachend am Boden: „Au, mein Bauch, aaaah, ich kann nicht mehr….“. Severus hob fragend eine Augenbraue und sie kicherte: „ich habe mir gerade vorgestellt, wie du mit wehendem Umhang vor einer Horde wild gewordener Bälle davon rennst, die dich wie ein Bienenschwarm verfolgt…ooooh, ich halte es nicht mehr aus!“ In seinen Augen blitzte es amüsiert, als er sich mit beiden Armen neben ihrem Kopf abstützte und ihr Lachen in einem Kuss erstickte. „Dazu wird es nie kommen“, sagte er ernst, „denn ich werde dir nie auch nur ein Haar krümmen“, und er küsste sie so lange, bis sie sich wieder beruhigt hatte.
Nachdem so die Fronten geklärt waren, gab es ein paar Tage lang heftiges Getuschel, wo immer einer der beiden im Schloss auftauchte, auch wenn sie nie mehr händchenhaltend auftauchten und außerhalb ihrer Räume äußerste Zurückhaltung walten ließen. Minerva hatte sie irgendwann in ihr Büro bestellt und Severus eröffnet, dass Professor Slughorn lieber früher als später wieder in Ruhestand gehen würde und man vereinbarte, dass Severus nach den Weihnachtsferien wieder die Position des Lehrers für Zaubertränke einnehmen würde. In der Zwischenzeit assistierte er Maja bei ihren Verteidigungskursen (sie stellte sofort fest, dass sie seine Flüche wesentlich schwerer abwehren konnte als die halbherzigen Versuche Minervas) und füllte Madam Pomfreys Vorräte an Heiltränken und –Tinkturen wieder auf.
Maja bemerkte mit Genugtuung, dass sich mit der Zeit sogar ein paar Slytherin-Schüler in ihre Kurse wagten, nachdem sie gesehen hatten, dass ihre Mitschüler mit Majas Gedächtnis-Training zum Teil erheblich bessere Noten erzielten. Außerdem war natürlich jeder daran interessiert, einen Imperius-Fluch abzuwehren oder stumm zu zaubern – diese Feinheiten kamen allerdings erst ab der sechsten Jahrgangsstufe dran und wurden, nach Majas Vorarbeit, eher von Severus unterrichtet.
Nach einiger Zeit schienen alle Schüler die Verbindung zwischen den beiden akzeptiert zu haben und niemand tuschelte mehr herum, wenn sie allein oder zu zweit durch die Gänge spazierten. Auch dass Severus Maja nach wie vor bei jedem Essen den Stuhl zurechtrückte, sorgte schon längst nicht mehr für Aufhebens.
Umso erstaunter waren sie, als Minerva eines Morgens mit ernstem Gesichtsausdruck an den Frühstückstisch kam und flüsterte: „Maja, Severus, ich würde euch gerne noch vor dem Unterricht kurz sprechen.“ Die beiden sahen sich an und zuckten die Schultern, frühstückten aber nur sehr kurz und gingen dann sofort zum Schulleiterbüro. Dort angekommen, wurden sie schon von einer ziemlich erregten Minerva erwartet. Diese überreichte den beiden einen Brief. „Das kam heute morgen per Posteule hier an – kein Absender.“ Severus und Maja beugten sich über das Pergament und lasen:
Wir geben euch 7 Tage um die Muggel-Lehrerin zu verstoßen – tut ihr es nicht, werden wir dafür sorgen, dass sie bald keine Schüler mehr hat!
Ehrt das Andenken an den dunklen Lord!
Severus’ Gesichtszüge versteinerten, Maja sah ihn eher ratlos an. „Ich dachte, dieser Voldemort sei endgültig besiegt?“, fragte sie ratlos. Minerva schüttelte den Kopf und erklärte: „Er selbst ist tot, das stimmt. Aber seine ehemaligen Gefolgsleute, sofern sie nicht im Gefängnis sitzen, verfolgen ihre verqueren Ziele immer noch. Diese unverbesserlichen Rassisten!“ „Und was machen wir jetzt?“, fragte Maja und ihr Blick ging zwischen Severus und Minerva hin und her.
„Gar nichts“, meinte die Schulleiterin entschlossen, „ich lasse mich nicht erpressen. Wir werden diesen Brief erst einmal mit keinem Wort erwähnen. Ich werde die Geister und die Hauselfen bitten, ab heute besonders wachsam zu sein und wir werden die Lehrer bitten, besonders streng darauf zu achten, dass die Kinder nachts in ihren Gemeinschaftsräumen bleiben. Das nächste Hogsmeade-Wochenende ist glücklicherweise erst in vier Wochen, bis dahin haben wir den oder die Täter vielleicht entlarvt. Allerdings“, mit diesen Worten wandte sie sich an Maja, „möchte ich dich bitten, ganz besonders wachsam zu sein. Bitte gehe nicht mehr alleine nach draußen oder gar nach Hogsmeade.“
Majas Augen wurden groß. Da ergriff Severus ihre Hand und drückte sie: „keine Sorge, ich werde bei dir sein. Diese Verbrecher haben mir fast mein ganzes bisheriges Leben zur Hölle gemacht. Ich werde nicht zulassen, dass sie mir auch noch meine Zukunft verderben. Wir werden das zusammen durchstehen.“ Minerva nickte und mahnte: „Wenn ihr irgend etwas ungewöhnliches bemerkt, alarmiert mich bitte umgehend.“ Maja und Severus nickten und wandten sich zum Gehen. Sie waren schon fast aus der Türe hinaus als Minerva noch leise, mehr zu sich selbst, sagte: „Pass gut auf deine Frau auf, Severus.“ Maja war schon ein paar Stufen hinabgestiegen, aber Severus hatte die Worte gehört und sah noch einmal zu Minerva zurück. Er nickte.
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