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Fanfiction

Ende und Anfang - Innerer Kampf

von artis.magica

Innerer Kampf

Hermine starrte Narzissa nach. Sie lauschte so lange, bis ihre Schritte im Gang nicht mehr zu hören waren.
Ganz still war es geworden, so friedlich. Doch so ruhig die Welt um sie her war, so aufgewühlt und unsicher fühlte sich Hermine. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Ihr Herz schlug wild und wollte sich gar nicht wieder beruhigen. Die Gedanken in ihrem Kopf wirbelten durcheinander wie Blätter im Wind und sie war im Moment nicht fähig, sie unter ihren Willen zu zwingen.
In diesem Augenblick schien alles mit elementarer Gewalt hervorzubrechen, was sie die letzten Wochen und Monate tief in sich vergraben hatte. Die wenigen Aussprachen mit Minerva hatten Hermine zwar erleichtert, aber geheilt hatten sie ihre wunde Seele nicht. Und es war nicht allein der eigene Schmerz, der sie peinigte und den sie so vehement ignoriert hatte, oder die vielen Wochen der Sorge um Severus, es war auch die Einsamkeit, die sie viel zu häufig zum Nachdenken und Grübeln gezwungen hatte, was sie jetzt beinahe zusammenbrechen ließ. Und dass sie jetzt hier war, in einem Haus, das sie sich geschworen hatte, nie wieder zu betreten, verstärkte es noch um ein Vielfaches. Sie wohnte bei den Menschen, die sie für das, was sie über viele Jahre hinweg getan hatten, zutiefst verachtete und die ihr nun, trotz aller Widrigkeiten, den einzig sicheren Schutz boten.
Hermine stöhnte leise auf. Alles, was jetzt auf sie einstürmte, war so neu und verwirrend...
Die Worte, die Narzissa so leise und eindringlich gesprochen hatte, schoben sich wieder in Hermines Gedächtnis zurück. Sie hatten sie überrascht und ihr unwillkürlich Respekt abgerungen, dennoch war sie nicht bereit, ihr Herz zu öffnen. Sie wusste auch, sie war ungerecht, aber es rührte sie nicht, nicht in diesem Augenblick. Zu frisch waren die Wunden, die ihr in diesem Haus geschlagen worden waren und viel zu neu und ungewohnt die Eindrücke, die sie von seinen Bewohnern hatte, als dass sie diese für ehrlich hätte halten können.
Sie wusste es eigentlich besser und sollte es Minerva nachtun, doch sie konnte einfach nicht. Nein, sie wollte nicht verzeihen, sie wollte hassen, tief und unnachgiebig.
Hermine stand noch immer mitten im Raum. Der leise Wind, der hereinwehte und den sie bisher als angenehm empfunden hatte, ließ sie nun frösteln.
So viele Tage hatte sie verdrängt, was mit einem Mal auf sie einstürmte, was sich unaufhaltsam seinen Weg nach draußen bahnte, ohne dass sie es noch zu beeinflussen vermochte. Gerade jetzt, als sie stark sein wollte...
Sie warf den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
Die Angst sprang Hermine an wie ein wildes Tier und ohne dass sie es verhindern konnte, stiegen heiße Tränen in ihre Augen. Mit einem Schlag war alles anders, und sie würde nie wieder der Mensch sein, der sie noch vor wenigen Monaten gewesen war.
Was würde werden? Eigentlich hatte sie gar keinen Grund, missmutig in die Welt zu blicken. Aber jetzt, da sie Severus’ Freiheit so deutlich vor Augen sah, kam ihr wieder die eigene Zukunft in den Sinn...
Noch vor Wochen war Severus einfach nur ein Mensch, mit dem sie im Grunde genommen nichts verband. Doch die gemeinsamen Erlebnisse in der Heulenden Hütte und die vielen Wochen auf McGonagall Hall hatten feine Fäden gesponnen, die jetzt zu zerreißen unsäglichen Schmerz verursachen würde.
Hermine hielt für Sekunden den Atem an.
Was würde sie erwarten, wenn er sein Leben wieder zurückhatte? Und konnte sie einfach so wieder in ihr altes Leben zurück? Wollte sie es überhaupt noch?
Sie senkte den Kopf und starrte in das Halbdunkel, ganz so, als könne sie dort eine Antwort auf ihre Frage finden. Aber vielleicht kannte sie diese Antwort auch schon und wollte sich nur nicht eingestehen, was sie vor sich sah.
Hermine schlang die Arme um den Körper.
Sie fühlte sich verlassen. Selbst in der wochenlangen Einsamkeit auf McGonagall Hall hatte sie sich nie so allein gefühlt wie jetzt, da sie nur wenige Stunden in diesem Haus weilte.
Severus, der einzige Mensch hier, der ihr wirklich etwas bedeutete, saß mit Lucius Malfoy im Salon und genoss das Wiedersehen mit dem alten Freund. Eifersucht kroch in ihr Herz und als sie bewusst wahrnahm, was sie Malfoy da gerade an den Hals gewünscht hatte, schämte sie sich dafür. So sehr sie sich auch mühte, aber diese Beziehung würde sie wohl nie verstehen und sie wusste auch, es kam ihr nicht das Recht zu, darüber zu urteilen.
Hermine zog die Brauen zusammen, als sie sich an die Szene von vorhin erinnerte. So deutliche Freude in Severus’ Gesicht, sie meinte sogar Erleichterung gesehen zu haben. Und in diesem Moment hatte sie sich ausgeschlossen gefühlt, beinahe überflüssig. Es tat ihr weh...
Hermine nahm die Arme herunter und ging langsam zum Sofa vor dem Kamin. Sie setzte sich nieder und starrte ins Feuer, das munter und unberührt von den Sorgen seines Beobachters emportanzte, das seine Wärme in den Raum schickte und alles wohlig darin einhüllte.
Dennoch war ihr kalt. Sie zog die Beine an, schlang die Arme darum und legte den Kopf auf die Knie.
In diesem Augenblick fühlte sie sich schwach und verletzlich und jetzt konnte sich Hermine nicht mehr beherrschen. Sie gab dem lange unterdrückten Drang nach und Tränen rannen ihre Wangen hinab. Sie weinte... Wie gerne hätte sie sich jetzt angelehnt. Sie wollte nicht alleine sein, aber in diesem Haus würde sie immer alleine bleiben.
Sie hatte gar kein Gefühl mehr, wie lange sie schon so dasaß, doch ganz allmählich wurde sie ruhiger und schließlich meldete sich ihr Verstand und drängte die Emotionen wieder zurück. Entschlossen wischte sie sich die Tränen vom Gesicht. Sie war immer stark gewesen, sie wollte es auch jetzt sein.
Hermine rollte sich in einer Ecke des riesigen Sofas zusammen und schloss die Augen. Die Aufregung der letzten Tage hatte sie erschöpft und ließ sie erst jetzt bewusst werden, wie müde sie doch war, wie sehr sie sich danach sehnte, auszuruhen. Und trotzdem sie in diesem, ihr verhassten, Hause war, fühlte sie sich sicher und behütet.
~
„Du hast sie nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen“, sagte Lucius leise, als die Tür hinter den beiden Frauen ins Schloss gefallen war.
Severus zog die Brauen zusammen, wandte den Kopf und sah in die Augen des Freundes.
„Wie?“, fragte er abwesend.
Lucius zog seinerseits die Brauen hoch und neigte leicht das Haupt.
„Granger“, begann er und deutete zur Tür.
Severus hatte sich wieder gefasst. Auch wenn seine Miene keinen Schluss auf seine Gedanken zuließ, ärgerte ihn seine Unvorsichtigkeit von eben. War es so auffällig gewesen? Hatte Lucius etwas aus seinem Blick herauslesen können?
„Was willst du damit sagen?“, fragte er leise und ungemein ablehnend.
Lucius hob die Schultern und schürzte die Lippen.
„Sollte ich etwas damit sagen?“, fragte er und sah Severus aufmerksam ins Gesicht. Doch da war kein Anzeichen der gerade eben noch vage wahrgenommenen Weichheit in seinen Zügen. Stattdessen hob er die rechte Braue und griff zum Glas. „Nein“, sagte er kühl und nahm einen Schluck von dem exquisiten Whisky.
Lucius nickte unmerklich.
Ruhe breitete sich aus.
Sie kannten es nicht von sich, aber es fiel ihnen sichtlich schwer, den Einstieg in ein Gespräch zu finden, und obwohl sie darauf brannten, endlich Neuigkeiten zu erfahren, sich auszutauschen, trieben ihre Gedanken voneinander fort, anstatt sich aufeinander zu zu bewegen.
Nur einen Augenblick währte das Schweigen und schien ihnen dennoch wie eine Ewigkeit.
„Sie kann mich nicht leiden", knüpfte Lucius schließlich wieder an ihr vorheriges knappes Gespräch an und hob den Kopf.
„Da ist aber stark untertrieben ausgedrückt", sagte Severus ruhig. „Ich würde sagen, sie verabscheut dich.“ Er spielte mit seinem Glas. „Wohl nicht unbedingt verwunderlich, nach dem, was hier geschehen ist."
Lucius sah versonnen dabei zu, wie Severus’ schlanke Finger das Glas um sich selbst drehten und das Licht sich weich im geschliffenen Kristall brach.
„Was hast du ihr angetan?", fragte Severus und ließ den Freund nicht einen Moment aus den Augen.
Lucius senkte für einen Augenblick die Lider. Wie hasste er diesen Blick von Severus, war es doch beinahe so, als könnte er ihm damit bis auf den Grund seines Herzens sehen.
Dennoch war es ihm, als würde etwas in Severus’ Stimme mitschwingen, das Lucius seit Langem schon nicht mehr bei ihm wahrgenommen hatte. Er hatte sich also nicht getäuscht... Er hob neugierig den Kopf und sah in die Augen des Freundes. Doch so sehr er sich auch mühte, aus Severus’ Gesichtsausdruck war nichts herauszulesen.
„Ich habe sie nicht angerührt", sagte Lucius beinahe entschuldigend. „Die Lestranges haben sich ausgetobt, allen voran Bellatrix und Rabastan. Sie hatten schon immer einen ausgeprägten Hang zur Barbarei und körperlichen Gewalt."
Severus hob die Brauen. Sein Blick wurde unangenehm.
„Aber du hast daneben gestanden", sagte er langsam.
Lucius nickte und nahm einen Schluck aus seinem Glas.
„Ich habe daneben gestanden und zugesehen, ja."
Severus schwieg und Lucius fuhr fort.
„Ich habe gehofft, mit den Informationen, die wir aus Granger herauspressen würden, in der Gunst des Lords zu steigen, sein Wohlwollen wiederzuerringen, wenn wir den Elderstab erst vorweisen könnten." Er lachte bitter auf. „Wie blind sind wir gewesen, er war die ganze Zeit über da..."
Er stellte sein Glas zurück auf den Tisch und sprach weiter: „Es war vergebens, es hat alles nichts genutzt, Severus. Wir haben nichts von alledem verstanden, gar nichts.“ Er sah ihn an. „Ich gebe es ja nur ungern zu, aber diese Granger ist nicht auf den Kopf gefallen." Er lachte freudlos auf, beugte sich leicht nach vorne und stützte die Ellbogen auf den Tisch. Er legte für einen kurzen Moment die Stirn in die Hände. „Sie hat uns ganz schön dumm dastehen lassen. Die Konsequenzen kannst du dir ja sicher ausmalen.“
Severus sah den Freund lange an. Ja, er konnte sich die Konsequenzen, die aus diesem Versagen resultierten, durchaus vorstellen, dennoch empfand er für den Freund kein Mitleid.
„Bereust du es?", fragte er nur.
Lucius hob die Schultern und schürzte die Lippen.
„Ja, ich habe es bereut, lange. Aber in dem Augenblick, als ich endlich erkannte, dass Voldemort mich fallen ließ, mich opferte, genau wie dich, war ich zum ersten Mal froh darüber, dass es mir nicht gelungen war, ihm seinen bis dahin sehnlichsten Wunsch zu erfüllen." Er wusste genau, dass er nicht ganz ehrlich mit sich war. Und war es nun Severus’ Blick, der immer noch auf ihm ruhte, oder sein eigenes schlechtes Gewissen, das Lucius dazu veranlasste, weiterzusprechen, er wusste es nicht. Er wusste nur eines, er musste weitersprechen, musste es sich von der Seele reden, was ihn seit Wochen, die er schon hier in seinem eigenen Haus gefangen war, so immens beschäftigte.
„Als Narzissa Potter verleugnete, damals im Wald, kurz nachdem du... verschwunden warst...“, Lucius schüttelte lachend den Kopf und brach ab. Er brachte für den Augenblick den Mut nicht auf, weiterzureden. Für eine Weile herrschte atemloses Schweigen, nur unterbrochen vom Ticken der großen Standuhr an der Wand und dem Knacken der Holzscheite im Feuer, das im Kamin brannte und seine Wärme wohlig in den Raum sandte.
Lucius legte den Kopf in den Nacken, holte tief Luft und sprach endlich weiter: „Narzissa hat mich beschämt, Severus.“ Er senkte das Haupt und sah Severus in die Augen. „Sie war so viel mutiger als ich. In genau diesem Augenblick hat sie mir die Augen geöffnet. Sie war es, die mich sehen ließ, was wirklich wichtig war, sie war es, die mir geholfen hat, mich endgültig abzuwenden...“ Er hielt inne und nippte von seinem Whisky. Als er das Glas zurück auf den Tisch gestellt hatte, fuhr er versonnen fort: „Sie hatte nie gewollt, dass ich mich für jemanden wie Voldemort aufgab. Sie hat es mir immer wieder gesagt, von Anfang an. Ich hab nicht auf sie gehört. Ich habe ihre Einwände abgetan, war zu stolz, zu machthungrig und zu einflussreich... zu ungerecht.“
Ein verlegenes Lächeln legte sich über Lucius’ Gesicht, alle Arroganz war für einen kostbaren Augenblick aus seinen Zügen gewichen und machte einer Verletzlichkeit Platz, die Severus so noch nie bei ihm gesehen hatte.
Severus schwieg. Es war genug, dass Lucius zu dieser Erkenntnis gelangt war, ohne die Hilfe anderer in Anspruch zu nehmen. Ganz im Gegenteil zu ihm selbst. Wie viele Jahre war Severus einem Traum nachgejagt und hatte jede Einsicht von sich gewiesen, wie oft hatte er sich selbst belogen. Nun, seine Beweggründe waren andere, aber die Auswirkungen waren zweifelsohne die gleichen gewesen... Er konnte Lucius gut verstehen und was sollte er in diesem Augenblick auch sagen. Jedes Wort wäre in dieser Sekunde eines zu viel gewesen.
Lucius räusperte sich umständlich, und um seine tiefe Verlegenheit zu überspielen, schenkte er in die halbgeleerten Gläser nach.
„Ich werde wohl nicht wieder gutmachen können, was Granger angetan wurde, nicht wahr?“ Endlich sah er Severus wieder in die Augen.
Severus hob die Schultern und atmete tief ein.
„Ich kann es dir nicht sagen.“
Lucius nickte leise.
„Würdest du verzeihen können?“
Severus ließ sich mit der Antwort lange Zeit.
„Ich bin froh, dass ich es nicht versuchen muss. Meine Antwort würde dich im Moment kaum zufriedenstellen, Lucius.“
Lucius atmete hörbar ein.
„Das nenn ich ehrlich“, sagte er und versuchte ein Lachen.
„Das bist du nicht gewohnt, nicht wahr?“ Ein feines Lächeln umspielte Severus’ Mund.
„Es ist ein Umstand, an den ich mich erst gewöhnen muss. Mit der Lüge lebt es sich wesentlich leichter.“ Er sah Severus dabei offen ins Gesicht. „Zumindest für eine gewisse Zeit...“
Severus wusste genau, worauf er hinauswollte, er konnte ihn sogar verstehen.
„Ich kann es dir nicht erzählen, Lucius. Noch nicht...“, sagte er leise und hoffte auf Lucius’ Verständnis. „Gib mir ein paar Tage Zeit, um meine Gedanken zu sortieren.“
„Ich wollte dich nicht drängen“, sagte Lucius. „Ich dachte nur...“ Er brach ab und schüttelte den Kopf. „Ja, reden wir morgen weiter.“
Es war merkwürdig, aber gerade Lucius’ Neugier, sein sanftes Drängen, erinnerte Severus mit einem Mal an Hermine.
Hermine... Sie saß gewiss mit bangem Herzen in einem der prachtvollen Räume dieses Anwesens und zweifelte, ob das, wofür die sich entschieden hatte, auch wirklich das Richtige gewesen war.
„Ich bring dich auf dein Zimmer“, riss ihn Lucius’ Stimme aus seinen Gedanken. „Obwohl du dich hier ja auskennst.“
Severus sah auf und nickte.
Schweigend gingen sie durch das hell erleuchtete Haus, bis sie schließlich vor einer der vielen Türen stehenblieben. Lucius drückte die Klinke nieder und stieß die Tür auf.
„Ich hoffe, es wird deinen Ansprüchen genügen, mein Freund“, sagte er mit einem beinahe jungenhaften Lächeln auf den Lippen.
„Meine Ansprüche sind, im Gegensatz zu den deinigen, äußerst gering. Alles, was du mir bieten wirst, wird sie mehr als befriedigen“, sagte Severus lachend.
„Dann wünsche ich dir eine gute Nacht und hoffe, dich morgen früh gut ausgeruht wiederzusehen.“
Doch Severus zögerte einen winzigen Moment. Als er dann endlich durch die Tür treten wollte, legte ihm Lucius die Hand auf den Arm und hielt ihn mit sanfter Gewalt zurück.
„Ihr Zimmer liegt linker Hand am Ende des Ganges“, sagte Lucius ernst und deutete auf die entsprechende Tür. „Ich weiß, dass du mir nicht traust, aber du hast mein Wort, Severus, es wird ihr nichts geschehen“, setzte er noch leise hinzu. Dann wandte er sich ab und ließ Severus allein.
Eine Weile noch stand Severus verlassen in der geöffneten Tür zu seinem Zimmer. Schließlich trat ein und sah sich um.
Nichts hatte sich verändert. Dieser Raum war immer noch so, wie er ihn das letzte Mal verlassen hatte. Wie lange war es her? Gerade jetzt floss wieder diese leise Unruhe in sein Herz. Seine Gedanken kehrten zurück in die Zeit von vor beinahe drei Monaten...
Severus schüttelte den Kopf. Nein, er wollte sie nicht denken, diese Gedanken, wollte sie nicht sehen, diese Bilder, die sich tief in sein Gedächtnis gegraben hatte. Seine Rechte fuhr unwillkürlich an die Brust. Unter dem rauen Stoff seines Hemdes konnte er sie fühlen, die tiefen Narben.
Mit einem Stöhnen schüttelte Severus diese Gedanken ab. Er ging zum Bett und warf sich darauf. Er zog sich die Kissen heran und lehnte sich zurück. Dann verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte versonnen an die Decke.
Vergangen war vergangen, er hatte alles so weit hinter sich gelassen, dass er meinte, er hätte alles nur geträumt. Einzig die Narben erinnerten ihn daran, dass es bittere Wahrheit gewesen war. Ein altes Leben lag hinter ihm und ein neues vor ihm, auch wenn er dafür würde kämpfen müssen. Und es gab nichts, was er jetzt mehr wollte. Er wusste, er war hier in Sicherheit, er wusste, die Verräter würden festgenommen. Soweit war alles klar und einfach. Kompliziert würde es erst werden, wenn es darum ging, eine Strategie für die ihm bevorstehende Verhandlung zu entwickeln. Bei dem Durcheinander, das gegenwärtig in seinem Kopf herrschte, bezweifelte Severus arg, dass er überhaupt Aussicht auf Erfolg haben würde.
Er drehte sich leise seufzend auf die Seite. Er sollte ein paar Tage darüber schlafen und sich dann mit Lucius besprechen. Der war mit derartigen Dingen vertraut...
Er schloss die Augen und wartete auf die Dunkelheit. Doch so erschöpft er auch war, der ersehnte Schlaf wollte sich nicht einstellen. Er hatte versucht, sich einzureden, dass es nur die Unsicherheit und Ungewissheit vor den nächsten Wochen wären, die ihn nicht schlafen lassen wollten, doch eigentlich war es etwas ganz anderes.
Mit einem tiefen Schnaufen setzte er sich wieder auf. Er zog die Knie an, stützte die Ellbogen auf und legte das Gesicht in die Hände. Nur einen winzigen Moment noch zögerte er, dann schwang er die Beine aus dem Bett und erhob sich. Er ging leise zur Tür und öffnete sie.
Ein verstohlener Blick in den hell erleuchteten Gang. Als er niemanden sah, trat Severus aus seinem Zimmer und ging zur der von Lucius bezeichneten Tür am Ende des Ganges. Er öffnete ohne anzuklopfen und trat leise ein. Ganz sachte schloss er die Tür hinter sich und als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er sich suchend um.
Es war dunkel bis auf das sanfte Licht des Feuers im Kamin, das sanft in den Raum floss und die luxuriöse Einrichtung beleuchtete. Die Terrassentür stand weit geöffnet, der milde Nachtwind bewegte die Vorhänge, die wie feine weiße Schleier in den Raum wehten.
„Hermine?“, fragte er leise.
Keine Antwort.
Severus zog die Brauen zusammen. Er ging durch den Raum um das Sofa herum, auf die Tür zu, um ins Freie zu treten. Da sah er Hermine zusammengerollt auf dem Sofa liegen und schlafen.
Er blieb stehen und sah sie lange an. Und als hätte Hermine seinen Blick gespürt, hob sie die Lider. Einen Augenblick sah sie sich irritiert um. Als sie Severus sah, setzte sie sich auf und wischte sich fahrig über das Gesicht. Verlegen lächelnd sah sie ihm entgegen. Und obwohl sie um alles in der Welt verhindern wollte, dass er es bemerkte, wusste sie, dass er gesehen haben musste, dass sie geweint hatte. Sie senkte den Kopf und starrte ins Feuer.
Severus trat zu ihr und setzte sich neben sie. Dann fasste er Hermine bei den Schultern und drehte sie mit sanfter Gewalt zu sich. Er schob ihr die Hand unter das Kinn und zwang sie, zu ihm aufzusehen.
„Was ist geschehen?“, fragte Severus ernst. Er wandte den Blick nicht von ihr, sah ihr direkt in die Augen. „Was hat Lucius dir angetan?“
Hermine schüttelte den Kopf.
„Ich kann nicht“, sagte sie leise. Sie sah ihn flehend an und hoffte, er würde es respektieren. Sie wollte nicht darüber reden, nicht jetzt.
„Nein“, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ, „du wirst es mir jetzt erzählen. Ich werde nicht eher fortgehen, als bis du mir alles gesagt hast.“
Sein Blick wurde hart und Hermine fühlte sich unangenehm berührt. Sie wusste, dass es keinen Sinn haben würde, sich zu sperren. Und doch gab ihr sein ehrliches Interesse ein wenig ihrer verlorenen Sicherheit zurück. Er stellte nicht in Frage, er wollte wissen…
Hermine senkte den Kopf und starrte vor sich auf den Boden. Sie zog die Beine an die Brust und schlang die Arme darum.
„Malfoy hat mich nicht angerührt“, flüsterte sie. „Aber er hat auch nichts getan, um die anderen davon abzuhalten.“
Sie sah ihn an.
„Ich hasse ihn dafür, mehr noch als die, die mir wehgetan haben.“
Sie wusste nicht, was sie aus Severus’ Miene herauszulesen suchte, aber dass er gekommen war, dass er jetzt bei ihr war, gab ihr die Kraft, sich alles von der Seele zu reden. Es gab niemandem, außer vielleicht Minerva, dem sie sich lieber anvertraut hätte.
Es dauerte lange, aber dann begann sie endlich zu erzählen, leise und doch mit fester Stimme. Severus hörte still zu. Und erst jetzt wurde es ihm bewusst, wie sehr Hermine unter diesem Erlebnis litt und wie viel Kraft sie aufgebracht haben musste, es in den Hintergrund zu schieben, weil in den vergangenen Wochen nichts wichtiger war als seine Genesung. Jetzt, nachdem die Wochen der Sorge um sein Überleben endlich vorbei waren, er in Sicherheit war, bahnten sich die unterdrückten Emotionen unbarmherzig ihren Weg an die Oberfläche.
Severus kannte sie genau, diese Gefühle, viele Jahre hatte er damit gelebt. Körperliche Schmerzen vergingen, Wunden heilten schnell, aber das, was auf der Seele lastete, wog so viel schwerer...
Er sah Hermine nur an. Sie hatte die Hände ineinander gekrampft und starrte zu Boden. Er spürte, wie sehr sie mit den Tränen kämpfte. Es wusste, sie wollte stark sein, aber das musste sie nicht, nicht für ihn.
Die Strenge wich aus seinem Blick.
„Du musst dir nichts beweisen“, sagte er leise, „und mir schon gar nicht.“
Sie wandte den Kopf und sah ihm in die Augen. Dann schüttelte sie protestierend den Kopf und öffnete den Mund.
„Ich kenne dieses Gefühl“, sagte er, noch bevor sie etwas erwidern konnte und zog sie in die Arme. „Du kannst mir nichts vormachen.“
Jetzt war es um Hermines Beherrschung geschehen. Sie drückte ihr Gesicht an Severus’ Brust. Die Tränen schossen ihr in die Augen und sie weinte. Und mit diesen Tränen kam gleichzeitig die lang ersehnte Erleichterung, wurde mit ihnen endlich frei, was Hermine so immens belastete und das sie über viele Monate immer wieder vor anderen und vor sich selbst versteckte: Niemals schwach sein, immer perfekt funktionieren... Und doch ließ es sie nie vergessen, dass auch sie nur ein Mensch war, mit all seinen Ängsten und mit all seinen Fehlern.
Es dauerte lange, bis sie sich beruhigte. Doch Severus hielt sie fest umschlungen und drückte sie an sich. Er vergrub sein Gesicht in ihrem Haar und schloss die Augen.
Wie oft hatte er sich selbst nach einem Menschen gesehnt, der einfach nur da war, wenn man ihn brauchte. Worte des Trostes waren gar nicht nötig, nur die bloße Anwesenheit und das Verstehen...
Hermine löste sich langsam aus seiner Umarmung und wischte sich über die Augen.
„Du hast gesagt, dass du nicht eher fortgehst, als bis ich dir alles erzählt habe...“, begann sie zögerlich. „Geh nicht...“, schob sie beinahe angstvoll hinterher und hob den Kopf.
Severus sah sie an und ein leises Lächeln huschte über sein Gesicht. Er hatte nicht eine Sekunde lang daran gedacht, sie alleine zu lassen.
„Wie kommst du nur auf den Gedanken, dass ich jetzt wieder gehen könnte?“, fragte er und strich ihr eine wilde Locke aus der Stirn.
Hermine hob die Schultern und sah ihm scheu in die Augen.
„Wegen Malfoy...“, sagte sie zweifelnd.
Jetzt musste Severus lächeln. Wenn er ehrlich war, hatte er für einen kurzen Moment an genau das Gleiche gedacht. Doch wäre es ihm noch vor Stunden unangenehm gewesen, seine Gefühle für Hermine vor dem Freund zu offenbaren, so war es ihm jetzt egal, ob er sie sah oder nicht. Es war ihm auch egal, was er denken könnte... Eine traurige Erinnerung schob sich in Severus’ Geist. Für nur einen Augenblick nahm er sie wahr, dann wies er sie entschieden von sich und wiegte leise den Kopf.
„Es gibt nichts, was ich Lucius’ wegen tun oder nicht tun sollte“, antwortete er schließlich und zog sie wieder an sich.
Dann lehnte er sich bequem in die Polster zurück und Hermine schmiegte sich in seine Umarmung. Vorbei war die Angst, die sie noch vor Minuten gequält hatte. Sie atmete seinen Duft und schloss für einen Moment die Augen. Sie fühlte sich mit einem Mal so wohl und wünschte, die Nacht würde nie zu Ende gehen.
Still saßen sie da und sahen dem Feuer zu, das das Holz nach und nach aufzehrte und zu Asche zerfallen ließ. Und so sehr sie sich mühten, wach zu bleiben, so sehr legte sich die Erschöpfung über sie, ließ ihre Lider schwer werden und sie sanft einschlafen.


Fortsetzung folgt…


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