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Fanfiction

Ende und Anfang - Vertrauen

von artis.magica

Vertrauen

Nachdem er schon gut und gerne zwanzig Minuten in seinem Arbeitszimmer auf und ab gegangen war, blieb Lucius Malfoy endlich am Fenster stehen und sah versonnen in den frühen Abend hinaus. Mit dem Wind als Gehilfen, der am Nachmittag wieder aufgefrischt hatte, fand die Sonne ab und an eine Lücke in der schnell ziehenden Wolkendecke, um der Welt zu verkünden, dass der Sommer noch nicht vorbei war und schickte Licht und Wärme auf sie hinab. Und doch schien es immer wieder, als wollten die dunkelgrauen Wolken, deren Ränder im letzten Licht der Sonne goldenen aufleuchteten, den Himmel für die kommende Nacht bedecken und sich von ihrer regennassen Last befreien wollen.
Das Wetter entsprach in etwa Lucius Malfoys Stimmung, es war nicht wirklich schön, aber auch nicht wirklich schlecht. Was ihn so beschäftigte und ihn beständig hin und her riss, zwei volle Tage schon, war die Tatsache, dass Minerva McGonagall um ein Gespräch mit ihm gebeten hatte. Er schüttelte leise den Kopf. Weshalb bat sie ausgerechnet ihn um eine Unterredung? In der Situation, in welcher sich seine Familie und er gegenwärtig befanden, wäre er sowieso nicht in der Lage gewesen, ein Gespräch abzulehnen.
Er erging sich schon seit Stunden in wilden Spekulationen und verwarf dann doch wieder jede einzelne der Theorien, die er für sich aufgestellt hatte. Er konnte sich wirklich nicht erklären, was der Grund für einen Besuch Minerva McGonagalls in seinem Hause hätte sein können. Er ließ ihn nicht los und er begann von neuem seinen Gang durch den Raum. Hin und her, immer wieder, wie ein Raubtier im Käfig.
Eine Ministeriumsangelegenheit konnte es nicht sein, dafür würde nicht die Schulleiterin von Hogwarts vorsprechen wollen. Eine Schulangelegenheit sollte es wohl auch nicht sein, da hätte eine Eule genügt.
Was also war so wichtig, dass McGonagall persönlich kommen und ausgerechnet ihn sprechen wollte?
Er legte den Kopf in den Nacken und zog die Brauen zusammen. Ja, es musste wichtig sein, denn der Brief, den sie ihm geschrieben hatte, war nicht durch eine Eule zugestellt worden, Arthur Weasley selbst hatte ihn gebracht und nicht eher Ruhe gegeben, als bis er ihn persönlich an ihn ausgehändigt hatte.
Lucius Malfoy blieb stehen und senkte den Kopf. Er schloss für einen nachdenklichen Moment die Augen. Ein duzend Mal schon hatte er die wenigen Zeilen gelesen, die auf dem Pergament, das auf seinem Schreibtisch ganz obenauf lag, geschrieben waren. Doch der tiefere Sinn erschloss sich ihm nicht. Es gab nichts herauszulesen. Da stand schlicht und einfach eine höfliche Bitte um einen Besuch.
Er hatte, nachdem er die Zeilen zum ersten Mal ĂĽberflogen hatte, Arthur Weasley fragend angesehen, doch dessen Gesichtsausdruck war eher verschlossen, er hatte kein Wort zu dem Inhalt gesagt. Aber es musste wichtig sein, da Weasley nicht eher fortging, als bis Lucius eine kurze Antwort formuliert hatte.
Ein leises Lächeln huschte über Lucius’ Gesicht. Nun, sein Verhältnis zu den Weasleys war seit jeher gespalten. Er war nicht so, dass er sie verachtete, aber schätzen tat er sie auch nicht. Sie waren ihm zu gewöhnlich, zu einfach und zu arm. Im Grunde genommen waren sie ihm egal. Und doch schlich sich ein Hauch Respekt für diese Familie und deren Mut in sein Herz.
Gerade in den letzten Stunden des Kampfes gegen Voldemort hatte Lucius selbst erfahren, was es hieß, Vertrauen zu schenken, für Frau und Kind zu kämpfen und zu hoffen... Quälende Stunden, die er wohl nie wieder aus seinem Gedächtnis bekommen würde. Zum ersten Mal hätte er sich für seine Frau und seinen Sohn aufgegeben, wirklich und ganz, hätte er damit verhindern können, dass ihnen etwas geschähe. Er wäre wirklich für sie gestorben.
Ein leises Seufzen entrang sich seiner Brust. Er musste eines anerkennen, immer wieder. Und es war Narzissa, die ihm diese Anerkennung abgerungen hatte. Sie war so viel mutiger als er gewesen in jener Nacht. Wie beschämte ihn diese wunderbare Geste von ihr, da sie Potter nicht ihrem Herrn preisgab. Erst durch den Verrat seiner Frau wurden Lucius die Augen dafür geöffnet, was im Leben wirklich zählte. Wie liebte er sie dafür...Er schüttelte diese Gedanken ab, doch er wusste, sie würden wiederkommen, sie kamen immer wieder, ließen ihn nachts nicht schlafen und bei Tag unruhig umherwandern. Die erzwungene Ruhe verstärkte es noch.
Und es gab noch etwas, das Lucius beinahe den Verstand raubte. Lucius kannte viele Menschen, zum einen durch seine Herkunft, zum anderen durch seine zahllosen Geschäfte, die er unterhielt, aber Freunde gab es darunter kaum. Da war nur einer, dem er blind vertraut hätte. Doch gerade der, von dem er angenommen hatte, dass er ein wahrer Diener seines Herrn war, war in Wirklichkeit ein Janus.
Wie blind war er doch gewesen, dass er es nicht erkannt hatte. Und war Lucius zu Anfangs erzürnt und aufgebracht über Severus’ Verrat an Voldemort, so war er in der Isolation zu der Erkenntnis gekommen, dass nicht einer seiner sogenannten Freunde so viel Mut und Selbstlosigkeit besessen hatte, wie dieser Mann. Und endlich brachte er so etwas wie Verständnis für ihn auf. Lucius wusste genau, was Severus getrieben hatte, und dass aus diesem Schmerz der unbändige Drang nach Wiedergutmachung, vielleicht auch Rache, erwuchs, so viele Jahre lang. Er hatte ihn deshalb nie verstanden und es manches Mal als alberne Gefühlsduselei abgetan. Doch was Lucius uneingeschränkt anerkannte, wofür er den Freund immer geliebt hatte, war die Loyalität, die Severus seinen Freunden angedeihen ließ. Was für übermenschliche Kraft musste das gekostet haben.
Und jetzt...?
Lucius stützte die Hände auf den Fenstersims und ließ den Kopf hängen. Für einen Moment drängte sich übergroße Trauer in sein Herz. Der Freund war tot. Auch wenn immer wieder Gerüchte über sein angebliches Überleben auftauchten, und auch wenn er sich wünschte wie nichts anderes auf der Welt, dass Severus überlebt hätte, glaubte Lucius, dass dieser tot und begraben war.
Ein leises Klopfen holte ihn aus den Gedanken. Er hob den Kopf.
„Ja“, rief er beinahe ungehalten.
Die Tür öffnete sich und eine leise Stimme sagte: „Minerva McGonagall, Schulleiterin von Hogwarts ist jetzt hier.“
„Ich komme“, sagte er, ohne sich umzuwenden. Lucius atmete tief ein und richtete sich auf. Er hatte sich wieder im Griff. Ruhig und beherrscht verließ er sein Arbeitszimmer, um seinen Gast zu begrüßen.
Auch Minerva hatte in den vergangenen zwei Tagen diesem Treffen entgegengefiebert. Sie hatte sich immer wieder durch den Kopf gehen lassen, was sie Lucius Malfoy sagen würde. Und immer, wenn sie gedacht hatte, die richtigen Worte gefunden zu haben, verwarf sie sie doch wieder. Im Moment war ihr Kopf wie leergefegt, schien sie keinen klaren Gedanken fassen zu können. Innerlich schalt sie sich laut ob ihrer Zweifel. Sie hatte sich noch nie so unsicher, ja beinahe hilflos, gefühlt wie in diesem Augenblick, da sie die Eingangshalle von Malfoy Manor betrat.
Minerva sah sich erwartungsvoll um, aber gar nichts kĂĽndete mehr davon, dass dieses Anwesen eine ganze Zeit lang Voldemorts Aufenthalt gedient hatte, er es zu einer Art Hauptquartier gemacht hatte. Das Haus war hergerichtet und blitzsauber, es wirkte hell und freundlich.
Minerva wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie eine bekannte Stimme hinter sich hörte: „Ich heiße Sie willkommen.“ Sie wandte sich um und sah sich Lucius Malfoy gegenüber, der stolz und gemessenen Schrittes die Treppe herunterkam und ihr nun die Hand zu Gruß reichte.
Ein kurzer taxierender Blick ihrerseits. Lucius Malfoy, elegant wie immer, mit einem Hauch Arroganz in Ausdruck und Haltung. Und doch war da noch etwas anderes, das Minerva zu beschreiben noch nicht in der Lage war...
„Wie ich sehe, geht es Ihnen gut“, sagte sie mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Danke.“ Malfoy nickte leise und deutete ihr an, ihm zu folgen. „Das Ministerium sorgt sich rührend um mich.“ Er erwiderte ihr Lächeln freundlich und führte sie in den Salon. Er bat sie höflich, in einem der bequemen Sessel Platz zu nehmen, während er selber zum Tisch ging und zwei Gläser mit Sherry einschenkte. Er reichte Minerva eines davon und setzte sich ihr gegenüber.
Er prostete ihr zu und nahm einen Schluck aus seinem Glas.
„Nun, was verschafft mir die Ehre Ihres Besuches“, begann er dann. „Ich nehme nicht an, dass Sie gekommen sind, um sich nur nach meinem Befinden zu erkundigen?“
Sein Ton gefiel ihr nicht und Minerva beschloss, ihn noch ein wenig im Ungewissen zu lassen. Sie nippte von ihrem Glas und lieĂź sich mit der Antwort viel Zeit.
„Nein“, sagte sie schließlich betont langsam und sah ihn über ihre Brillengläser hinweg an, „deshalb bin ich nicht gekommen.“
Malfoy schürzte die Lippen, er senkte leicht den Kopf und sah ihr für einen flüchtigen Moment in die Augen. Seine Neugier war lange geweckt. Seine Nerven waren angespannt, sein Geist hellwach. Er wollte endlich erfahren, was Minerva McGonagall dazu veranlasst haben könnte, ihn sprechen zu wollen, wollte endlich Gewissheit. Es gab nichts, was er so sehr hasste, wie im Dunkel gelassen zu werden. Lange genug in seinem Leben hatte er mit Ungewissheit und Furcht leben müssen. Und doch kündete seine Miene nichts von seinen Gedanken. Zu oft hatte auch er sie verstecken müssen. Doch sein Gespür für besondere Situationen verriet ihm, das auch Minerva äußerst angespannt war, genau wie er selbst.
Lucius merkte sehr wohl, dass sie ihn hinhielt. Aber er war ein Mann der Tat, der gerne ohne Umschweife zu einer Verhandlung oder einem Geschäft kam, Umständlichkeiten waren nicht sein Ding. Er sah sie an. Keine Umschweife mehr, kein Zögern mehr, gerade heraus und ehrlich wollte er jetzt sein. Alles andere erschien ihm wie Verschwendung.
„Nun sagen Sie es schon“, sagte er ungeduldig, „und spannen Sie mich nicht länger auf die Folter.“
Minerva sah ihm in die Augen.
„Ich möchte Ihr Wort, Mr. Malfoy“, begann sie, „denn alles, was ich Ihnen jetzt sage, ist absolut vertraulich.“
Jetzt hatte sie ihn wirklich. Seine Neugier war aufs Äußerste angestachelt. Was war es, das sie von ihm wollte? Und doch war er zu sehr Geschäftsmann, der Für und Wider äußerst genau gegeneinander abzuwiegen wusste. Er atmete tief ein und nickte leise.
„Ein Geschäft?“, fragte er und zog die Brauen hoch.
Minerva sah ihn eine Weile unbewegt an.
„Ja“, antwortete sie dann. Ein wenig Traurigkeit schwang in ihrer Stimme mit. „Wenn Sie es so nennen wollen, es hat tatsächlich etwas von einem Geschäft.“
„Dann reden Sie!“
„Ihr Wort!“
Er leerte sein Glas in einem Zug, erhob sich und stellte es auf den Tisch zurĂĽck.
„Sie haben mein Wort“, sagte er im Umwenden und sah sie an. „Was also ist so wichtig, dass Sie gerade mich in Anspruch nehmen?“
Minerva sah auf und suchte seinen Blick.
„Gestatten Sie mir, einen Freund in Ihre Obhut zu geben.“
Lucius Malfoy hob die Brauen und sah sie verständnislos an.
„Ich verstehe nicht recht...“, sagte er nur.
„Es wird nicht für lange sein“, sagte Minerva unbeeindruckt. Sie wusste, sie hatte ihn jetzt verwirrt. Umso nachdrücklicher für ihn, wenn sie jetzt den Namen dessen nennen würde, den er beherbergen sollte.
„Was soll das?“, fragte Lucius verärgert. „Sie machen sich wohl lustig! Mein Haus ist keine Herberge für dahergelaufenes...“ Er brach ab und beherrschte sich mühsam. Dafür hatte er sich also zwei volle Tage den Kopf zerbrochen!
„Severus Snape...“, warf Minerva in den Raum und riss ihn aus seinen empörten Gedanken, „...ist der Name des Freundes.“ Sie erhob sich ihrerseits und ließ ihn dabei nicht aus den Augen
Ungläubiges Schweigen. Eine Zeit lang war es so still, dass nur das Ticken der großen Standuhr zu hören war.
Malfoy wiegte ungläubig den Kopf. Nein, das konnte nicht sein!
„Er ist tot“, sagte er erbittert.
„Nein, das ist er nicht.“ Minervas Stimme war ruhig. Sie gab ihm Zeit.
Lucius’ Herz machte einen Sprung, sein Atem ging heftiger. Er hatte die Hände so fest zu Fäusten geballt, dass die Knöchel weiß hervortraten. Dann wandte er sich um und ging bis zum Fenster. Er verschränkte die Arme vor der Brust, so als wollte er jemanden umarmen. Er hob den Kopf und schloss die Augen, nur für einen kurzen Moment.
Severus war nicht tot!
Er sah hinaus in die heraufziehende Dunkelheit.
Severus lebte!
„Man hat seine Leiche nicht gefunden...“, sagte er, das Geflüster im Sinn. Es war ein Satz, der Minerva innerlich zusammenzucken ließ. Egal, welche Motive Lucius’ ehemalige Gefährten getrieben haben mochten, sie hatten Severus nicht vergessen, sie hatten nach ihm gesucht. Und als sie jetzt sah, wie mühsam es Lucius Malfoy es gelang, seine Gefühle im Zaum zu halten, wusste Minerva, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.
„Es dürfte auch Ihnen nicht entgangen sein, dass Voldemorts einstige Anhänger, oder die, welche sich noch auf freiem Fuße befinden, bestrebt sind, Rache für seinen Verrat zu nehmen“, fügte sie eindringlich hinzu.
Lucius nickte leicht. Er rechnete ihr hoch an, dass sie nicht einmal angedeutet hatte, dass sie ihn zu den einstigen Anhängern dazuzählte, wenngleich er felsenfest davon überzeugt war, dass sie das immer noch tat.
„Ich habe so etwas gehört“, sagte er leise. Er hatte sich wieder unter Kontrolle. Er nahm die Arme herunter und wandte sich zu ihr um. „Wo ist er?“
Minerva sah ihn eine Weile schweigend an.
„Es tut mir leid, aber das kann ich Ihnen nicht sagen.“
Er lachte auf.
„Natürlich, ich verstehe.“
Minerva schĂĽttelte den Kopf.
„Selbst wenn ich hundertprozentig davon überzeugt wäre, dass sie Ihrem alten Herrn abgeschworen haben, würde ich es Ihnen nicht sagen“, sagte sie hart.
Er hob stolz den Kopf. Er hatte es ja unbedingt hören wollen!
„Ich möchte Sie nicht in Versuchung führen, Mr. Malfoy“, setzte sie noch versöhnlicher hinzu, als sie merkte, dass sie ihn brüskiert hatte. „Niemand kennt seinen gegenwärtigen Aufenthaltsort.“ Minervas Blick wurde gütiger.
Lucius wandte leicht den Kopf zur Seite und fragte: „Trotzdem Sie mir nicht vertrauen, kommen Sie zu mir?“
Minerva sah ihn lange an. Dann nickte sie und sagte nachdrücklich: „Und trotzdem komme ich zu Ihnen.“
„Warum?“
„Weil Ihr Haus der einzig sicherste Ort sein wird, sobald offiziell bekannt ist, dass Severus Snape noch am Leben“, sie hielt kurz inne.
Malfoy hob eine Braue und sah sie amĂĽsiert an.
„Weil hier niemand nach ihm suchen wird“, ergänzte er.
Minerva nickte.
„Und das alles am Ministerium vorbei?“, setzte er noch hinzu. Er konnte es nicht hinunterschlucken.
„Nein“, erwiderte sie lächelnd, denn sie hatte diese Frage erwartet, „das alles mit seiner Zustimmung.“
„Und weshalb dann Ihr Misstrauen der Obrigkeit gegenüber?“
Sie hob ihrerseits die Brauen.
„Ich muss Ihnen doch nicht erzählen, wer im Ministerium vertrauenswürdig ist und wer nicht, oder, Mr. Malfoy?“
Lucius sah sie eine Weile nachdenklich an, dann nickte er. Ein Geschäft, hatte sie gesagt. Das war es also. Hatte er denn eine Wahl?
„Dann möchten Sie, dass ich Ihnen Namen nenne?“, fragte er und schenkte ihr einen kühlen Blick.
Minerva schĂĽttelte den Kopf. Sie hatte ihn verstanden.
„Nein“, sagte sie, „das ist nicht Teil unseres Geschäftes.“
Lucius sah sie still an.
„Dann erwarten Sie also, dass ich eine Gegenleistung fordere, wenn ich Ihrem Wusch nachkomme“, sagte er eisig.
„Ja, das hatte ich angenommen“, nickte Minerva. Ihr Blick wurde herausfordernd.
Lucius wandte sich ab und ging langsam durch den Raum. Er könnte sich jetzt freikaufen! Und er wusste, dass Minerva McGonagall zu ihrem Wort stehen würde. Auch wenn er es ungern zugab, sie hatte es immer getan, solange er sie kannte, und sie würde es auch jetzt.
„Nun“, sagte er leise und dennoch sehr deutlich, „ich werde Sie enttäuschen müssen.“ Er blieb stehen und wartete.
Minerva hob ĂĽberrascht den Kopf und starrte Lucius Malfoy nach.
„Dann werden sie meinem Wunsch nach Protektion also nicht nachkommen?“, fragte sie atemlos. Sie war zutiefst enttäuscht und machte sich gar nicht erst die Mühe, es zu verbergen.
Jetzt war es an ihm, sie warten zu lassen. Beinahe spĂĽrte er ihren Blick in seinem RĂĽcken. Und es waren die eigenen Gedanken und GefĂĽhle, die so unvermittelt und stark auf ihn einstĂĽrmten, nachdem Minerva ihm gesagt hatte, dass Severus lebte, die Lucius Malfoy so bewegten, dass er sich nicht getraute, sich umzuwenden und seiner ehemaligen Lehrerin ins Gesicht zu sehen, ohne sich dabei zu verraten.
Es waren Trauer, Überraschung, Freude und Schuld, beinahe alles, was ihm die eigene Schwäche deutlich vor Augen führte und ihn den Verstand rauben wollte. Doch er wäre nicht der, der er immer gewesen ist, wenn er sich jetzt anders entschieden hätte.
Nachdem er seinen Atem wieder unter Kontrolle hatte, sein Herz ruhiger schlug, wandte er sich wieder zu Minerva um. Er sah sie an. Und der Ausdruck seiner Augen und seine Miene waren völlig frei von Arroganz, als er sagte: „Ich weiß, dass Sie mich nicht gerade für einen ehrenwerten Menschen halten, aber bin ich nicht der Mann, der je etwas dafür fordern würde, einem Freund Schutz zu gewähren.“
Minerva atmete erleichtert auf. Sie schenkte Lucius Malfoy einen dankbaren Blick, den er mit einem leisen Nicken erwiderte.
„Mein Haus steht Ihnen jederzeit offen, sofern ich in meiner Situation die Wahl habe, frei darüber entscheiden zu dürfen“, setzte er noch hinzu.
„Jeder hat eine Wahl, Mr. Malfoy. Ich wäre sonst nicht zu Ihnen gekommen.“
Er lächelte leise.
„Und wieviel Überwindung hat es Sie gekostet, zu mir zu kommen?“
Minerva gab das Lächeln offen zurück.
„Das können Sie sich nicht einmal ansatzweise vorstellen.“
„Sie sind ehrlich“, sagte er, „es ist lange her, dass mir jemand so offen entgegengetreten ist.“
Minerva sah ihm in die Augen.
„Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein“, sie hielt kurz inne, „und ich hoffe für Sie, dass Sie es zu schätzen wissen.“
Lucius schwieg, doch er Blick, den er ihr zuwarf war beredt genug.
Sie schwiegen lange und genossen die Ruhe, die sich jetzt in ihnen ausbreitete. Zu frisch die Gefühle, die neu in ihnen aufkeimten, als dass sie es passend gefunden hätten, sich mit einem Wort aus ihnen zu reißen.
„Ich muss jetzt gehen“, sagte Minerva schließlich. Sie ging zum Tisch und stellte ihr Glas darauf ab.
„Ich werde Sie hinausbegleiten“, sagte er, ging zur Tür und öffnete sie.
Als sie am Eingang stehenblieben, reichte ihr Lucius die Hand zum Abschied.
Minerva nahm sie und drĂĽckte sie herzlich.
„Ich danke Ihnen“, sagte sie offen. „Und ich hoffe, dass ich Ihnen keine allzu zu schweren Gedanken beschert habe.“
Ein Lächeln schlich sich auf seine Züge.
„Wie kommen Sie denn darauf?“, fragte er und die frühere Unverschämtheit kehrte für einen Augenblick zurück. Doch dann wurde er ernst.
„Danke“, sagte er, ein winziges Beben in der Stimme, von dem er hoffte, dass Minerva McGonagall es nicht bemerken würde. „Und ich hoffe, dass sich auch Severus richtig entscheiden wird.“
Minerva nickte ihm still zu und wandte sich zum Gehen. „Das hoffe ich auch.“
Und während sie den Weg zum Tor ging, um von dort zurück nach Hogwarts zu apparieren, sah sie noch einmal Lucius’ Gesicht vor sich. Es war für einen kostbaren Augenblick lang ganz ohne Hochmut, ohne Arroganz und ohne Falsch gewesen. Sie sah so offen seine Gefühle und wusste, sie hatte sich nicht in ihm getäuscht. Auch für Lucius Malfoy zählten Freundschaft, Liebe und Vertrauen.

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Fortsetzung folgt...


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