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Fanfiction

Nach dem Ende aller Schlachten? - Versprechen an Jill

von Tonks21

Na, es werden nicht alle gestellten Fragen über Merrythought beantwortet, aber vielleicht ein paar. Mal sehen, ob ich noch ein paar im Thread beantworte.

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Die frühen Morgenstunden waren schon längst angebrochen. Die Schwärze der Nacht verschwand langsam, trotzdem blieb der See trüb im fallenden Regen. Es war, als weinte auch der Himmel um Ginnys Verlust.
„Wie meinst du das? Wieso sollte ich dir dein Leben zurückgegeben haben?“
Merrythought fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. „Die Jahre im Alkohol, die Jahre der Trauer – all das wirkte so ausweglos. Ohne Jill war mein Leben so sinnlos. Bei den Verhören im Sommer war ich im Ministerium, weil ich dachte, dass es mir Genugtuung bereiten würde, zu sehen, wie die Todesser endlich ihre gerechte Strafe bekämen. Aber während ich dasaß, merkte ich, dass es mir egal war, so wie mir alles egal war. Dann kam der Prozess von Draco Malfoy und ich sah, wie du gekämpft hast – für einen Todesser.“
Harry war zu erschöpft, um zu widersprechen. Außerdem hatte Merrythought Recht. Zu dem Zeitpunkt war Draco ein Todesser gewesen.
„Und trotzdem hast du mich gehasst…“, sagte er nur.
„Ich habe dich nicht gehasst“, widersprach Merrythought leise. „Ich fand es nur absolut nicht gut, dass du Kingsley in Schutz genommen hast. Er hat einen Fehler begangen und du hast dafür gesorgt, dass Kingsley sich diesem Fehler nicht stellen musste. Du hast gelogen und ihn da rausgehauen.“
„Und was hat deine Meinung über mich dann geändert?“, fragte Harry.
„Mehrere Dinge. Ich hatte den Auserwählten immer für einen selbstliebenden Egoisten gehalten, doch ich musste lernen, dass ich damit vollkommen falsch lag. Du würdest alles für die tun, die du liebst. Du hast nicht einmal an dich selbst gedacht, als du Kingsley daraus gehauen hast. Du wolltest ihn beschützen, genauso wie du Malfoy bei den Prozessen beschützen wolltest. Dein Idealismus, der mich erst furchtbar aufgebracht hat, wurde plötzlich zu meinem Leitsymbol, denn du hast das geschafft, was ich nicht geschafft habe.“ Merrythought wandte sich zu Harry um und sah ihn an. „Du hast gelitten. Wenn man in deinen Geist eindringt, so wie ich es getan habe, wird man, egal wie sehr du versuchst, deine Gefühle zu unterdrücken, von Trauer und Schmerz überwältigt. Als ich in deinen Geist eintauchte, sah ich die gleiche Art des Schmerzes, der mich so lange gefangen hielt. Aber im Gegensatz zu mir hast du es geschafft, weiterzumachen. Du hast niemals aufgehört zu kämpfen. Und das auch heute Abend nicht. Und es hat sich gelohnt. Ohne dich wären wir da nicht rausgekommen.“
Da platzte es aus Harry heraus: „Ohne mich wäre das alles nicht passiert. Wenn ich nicht den falschen Menschen im Sommer umgebracht hätte und wenn ich nicht meine persönliche Fehde mit Dawlish begonnen hätte, wäre das nicht passiert. Ich habe es wieder getan. Ich schaffe es auch nach Voldemorts Tod noch, mir Feinde zu machen, die dann alle Leute umbringen, an denen mir etwas liegt.“
„Harry…“, versuchte Merrythought ihn zu beruhigen.
„Nein“, rief Harry, „nein, es war genau wie letztes Jahr. Ich locke das Böse in die Schule. Du warst dabei. Du hast gesehen, was sie alle durchgemacht haben. Ich habe es gesehen. Sie weinen, sie schreien um Hilfe. Sie werden diesen Tag nie wieder vergessen! Sie alle haben Schmerzen – Schmerzen, die eigentlich ich haben sollte, aber ich fühle nichts. Da ist kein Schmerz, weil ich mal wieder nichts abbekommen habe, während Ginny um ihr Leben bangt. Ginny…“, er drückte sich die Hand auf seine Brust, weil es so sehr stach „sie bangt um ihr Leben – und selbst wenn sie wieder aufwacht, ist meine Ginny fort. Sie ist fort. Ich habe meine Ginny für immer verloren.“
Ganz langsam, als hätte er Angst, Harry zu verschrecken, legte Merrythought seine Hand auf Harrys Schultern. „Es war nicht deine Schuld, Harry. Und wenn du das nicht akzeptierst, wird es dich genauso zerstören, wie es mich zerstört hat. Aber Ginny lebt – sie lebt!“, wiederholte er mit Nachdruck. „Und sie wird sich ins Leben zurückkämpfen – mit deiner Hilfe!“
Sie schwiegen einen Moment, weil Harry von einem Hustenkrampf geschüttelt wurde. Nicht denken! Nicht denken. Nicht an Ginny denken. Aber es gab nur Ginny.
„Du sagst, du hast keine Schmerzen, Harry. Du sagst, du seist der Einzige, der keine Schmerzen hat. Aber das ist nicht wahr. Du meinst vielleicht, du dürftest dich nicht schlecht fühlen, aber das darfst du. Bennik hat dich gefoltert, du hast dich heute mehrmals duelliert und auch noch mit Muggelmethoden. Ich will gar nicht wissen, wie sehr dein Körper heute in Mitleidenschaft gezogen wurde. Wenn du es zuließest, hättest du Schmerzen. Ungeheure Schmerzen. Und nicht nur physische Schmerzen. Vielleicht wurde Ginny gefoltert, aber ich weiß, dass du über Hermine Granger die ganze Zeit mitgehört hast. Auch du hast eine stundenlange Folter hinter dir. Nicht nur Ginny muss heilen. Nicht nur Ginny muss wieder auf den Besen kommen, auch du! Hörst du?“
Harry schüttelte den Kopf. Er hörte Merrythought gar nicht wirklich zu. „Wenn ich den Mumm gehabt hätte, Bennik zu töten, dann wäre all das viel schneller beendet gewesen. Aber ich konnte es nicht. Ich habe vor ihm gestanden und konnte es nicht. Ich bin ein Feigling!“
„Warum konntest du es nicht?“, fragte Merrythought in einem ruhigen Ton, als ginge es darum, dass Harry im Unterricht Schwierigkeiten mit einem kniffligen Zauber gehabt hätte.
„Ich weiß nicht. Ich habe nie darüber nachgedacht, wirklich einmal jemanden töten zu müssen. Ja, bei Voldemort schon, aber danach? Ich möchte Schwarzmagier bekämpfen. Ich möchte sie gefangen nehmen und hinter Schloss und Riegel wissen, aber ich habe nie darüber nachgedacht, sie töten zu müssen. Als Lupin mir einmal gesagt hat, die Zeiten des Expelliarmus seien vorbei, habe ich ihn nicht ernst genommen. Ich war mir sicher, ich könnte immer das tun, was notwendig ist. Doch heute hätte ich erwachsen werden müssen. Heute hätte ich bereit sein müssen, das zu tun, was notwendig ist. Doch als ich den Zauberstab auf Bennik gehalten habe, ich weiß nicht… Es kam mir so…“ Er hustete erneut, unfähig weiterzusprechen.
„Was?“, fragte Merrythought.
Harry versuchte es, ihm zu erklären, versuchte es, sich selbst zu erklären. „Als Hermine Steve gefunden hat, hatte ich Angst davor, was sie bereit wäre zu tun, um Steve zum Schweigen zu bringen. Ich sagte ihr nachher, dass ich ihr alles verziehen hätte, ganz egal, was sie getan hätte, aber dass ich sie wohl fortan mit anderen Augen gesehen und mich immer gefragt hätte, wozu sie sonst noch fähig wäre. Und heute – da… da hatte ich plötzlich Hermines Stimme in meinem Ohr. Ich konnte es nicht tun, weil ich zu große Angst davor hatte, dass ich für meine Freunde plötzlich nicht mehr nur Harry sein konnte. Ich hatte mehr Angst davor, dass ich meine besten Freunde verliere, als Ginny zu retten. Mehr Angst, mich selbst zu verlieren… Angst, was danach kommen könnte…“
„Das ist nicht wahr, Harry. Ja, es hätte dich verändert. Und vielleicht nicht zum Positiven. Auch wenn du jetzt denkst, dass es die falsche Entscheidung wahr, war es vielleicht genau die richtige.“
„Es wird nie die richtige gewesen sein. Ich werde jetzt immer wissen, dass die Angst vor mir selbst, die Angst vor meiner dunklen Seite größer ist, als die Angst, Ginny zu verlieren.“
„Ich sehe das anders“, sagte Merrythought. „Heute hast du bewiesen, dass du dich unter Kontrolle hast, dass du Skrupel hast und einen Sinn dafür, was richtig und was falsch ist, selbst wenn du dich in einer so extremen Situation befindest.“
Wieder hustete Harry und wischte seine klebrige Hand an seiner nassen Hose ab. „Das ganze Jahr über hast du mich gewarnt, dass ich Ginny ihren Freiraum lassen muss. Wenn ich auf dich gehört hätte, dann wäre Ginny nicht gefangen genommen worden.“
Merrythought schüttelte den Kopf. „Sie hätten einen Weg gefunden. Nik war so auf Rache aus, dass sie eine Möglichkeit gefunden hätten, sie trotzdem zu entführen.“
Sie schwiegen. Als Harry wieder glaubte, dass sein Innerstes ihn aufzufressen begann, versuchte er erneut, eine Unterhaltung anzufangen.
„Also warst du immer im Ministerium, wenn du dich rausgeschlichen hast?“
„Ja und nein. Ich schlich mich aus der Schule heraus, wenn sie mich einengte, wenn ich Luft zum Atmen brauchte – ähnlich wie du. Als ich bemerkte, wie verfahren die Situation zwischen dir und Kingsley war, suchte ich ihn auf und gab ihm hin und wieder Informationen oder bekam welche von ihm. Er wollte wissen, wie es dir geht. Er überzeugte mich schließlich auch davon, dass ich dich näher kennenlernen müsste, um zu sehen, wie genial du bist. Daraufhin begann ich, dir Unterricht zu geben, und musste feststellen, dass Kingsley recht hatte – mal wieder“, endete er leiser. „Woher wusstest du, dass ich ein Spion war?“, fragte Merrythought dann interessiert. „Was hat mich verraten?“
Harry dachte darüber nach. „Ich traute dir nicht, weil du gegen Kingsley warst. Dann begann das Training zwischen uns und ich war von deinem Wissen und deinem Wesen fasziniert.“
„Trotzdem hast du mir nicht vertraut“, sagte Merrythought.
„Ich wollte, doch du hast mir immer allen Grund gegeben, es nicht zu tun. Du brachtest mich aus dem Konzept mit Methoden, die ich nur von Voldemort kannte. Du zieltest auf meine Schwächen und wusstest, dass du mich mit einfachen Gesten, die mich an Dumbledore oder Lupin erinnerten, vollkommen fertig machen konntest. Du hattest Informationen über Schwarzmagier und Todesser, die du nicht hättest haben dürfen. Aber gleichzeitig wusstest du auch zu viel über das Ministerium und die Aurorenzentrale. Nie sagst du etwas über dich aus. Du versuchst, nichts von dir zu verraten und dadurch verrätst du viel. Nie wolltest du dich zu einer Gruppe bekennen. Weder zum Ministerium, noch zum Orden – noch nicht einmal zu den Lehrern. Als ich dein Büro sah, wurde mir klar, dass du vieles nur aus Selbstschutz machst. Du sahst in Ginny etwas, dass dich erinnerte, und wolltest mich vor den gleichen Fehlern bewahren. Und du konntest dich nicht entscheiden, wie du Voldemort nennen sollst. Nur Todessern nennen ihn den Dunklen Lord, aber du hast diesen Namen regelmäßig benutzt. Manchmal nanntest du ihn aber auch Du-weißt-schon-wer, als würdest du dich nicht trauen, seinen richtigen Namen zu verwenden, was bei dir einfach lächerlich ist. Und wenn du Lord Voldemort gesagt hast, dann klang es steif aus deinem Mund, als wärest du es nicht gewöhnt, den Namen zu sagen.“
„Woher wusstest du denn, dass ich auf der Seite der Guten stehe und nicht ein Spion für die Todesser war?“
„Das wusste ich nicht. Aber ich wollte dir vertrauen. Deswegen ging ich davon aus, dass du auf meiner Seite warst.“
Merrythought schwieg einen Moment. „Weißt du, Harry, noch viel ausgeprägter als dein ungeheures Talent für Verteidigung gegen die dunklen Künste ist deine untrügbare Spürnase. Sie wird als Auror deine größte Waffe sein.“
„Hast du ihm je verziehen?“, fragte Harry, bevor erneutes Schweigen entstehen konnte. Merrythought überlegte. „Nein, nein, ich kann ihm nicht verzeihen. Mein Kopf sagt mir, dass es nicht seine Schuld war, dass er mich gerettet hat und ich ihm dankbar dafür sein müsste, doch mein Magen brodelt, wenn ich nur an ihn denke. Wie konnte er sie zurücklassen? Wie konnte er mein Leben über ihres stellen?“
Harry sah auf seine Schuhe. „Er hat heute die gleiche Entscheidung für mich getroffen. Er hat mein Leben über Ginnys gestellt.“
„Heute war es richtig von ihm, abzuwarten. Er hätte dich getötet, wenn er etwas gegen Nik unternommen hätte.“
Harry schüttelte den Kopf. Ihm war merkwürdig schwindelig und er verstand nicht, warum. „Und indem er versuchte, mich zu retten, hätte er beinahe Ginny umgebracht. Wenn du verstehen kannst, dass er das getan hat, dann musst du doch auch nachvollziehen können, was er damals bei dir getan hat.“
„Das kann ich nicht“, sagte Merrythought leise.
„Ich weiß“, sagte Harry, doch jemand anderes sagte es gleichzeitig. Harry und Merrythought wandten sich um. Kingsley kam zu ihnen heran. Er setzte sich auf die andere Seite neben Harry und starrte über den heller werdenden See.
„Warum?“, fragte Harry und sah Kingsley an. Er stellte die Frage, weil er wusste, dass Merrythought nie den Mut gehabt hatte, sie zu stellen. „Warum hast du damals ihr Leben geopfert und seines gerettet?“
„Weil es die einzig richtige Entscheidung war“, sagte Kingsley und fügte leiser an, „und weil ich es versprochen hatte.“
„Versprochen?“, fragte Harry, wieder an Merrythoughts Stelle.
„Ich habe Fehler gemacht. Viele Fehler“, begann Kingsley zu erklären. „Ich ließ euch beide zusammen in einer Einheit. Als dann der Undercover-Einsatz kam, wussten Jill und ich direkt, dass sie ausgewählt werden würde. Sie war nun mal perfekt für den Job. In derselben Nacht kam sie zu mir und sagte mir, sie würde den Job annehmen. Sie wäre bereit dazu. Sie hielt mich davon ab, am nächsten Morgen meinen Dienst niederzulegen. Sie sagte mir auch, dass du vermutlich mit ihr in den Untergrund gehen würdest. Aber du warst noch jung – zwar genauso jung wie sie, aber du hattest keine Ahnung, was dich erwarten würde – Jill schon. Sie wusste es ganz genau“, sagte er seufzend.
Irgendetwas kam Harry an der ganzen Sache komisch war. Er hustete und ihm wurde noch schwindeliger.
„Ich dachte“, sagte Merrythought, der in die andere Richtung sah, zurück zum Schloss, „du und ich würden versuchen, sie zu beschützen. Ich dachte, das wäre unser Plan. Und sie, sie hat dich angefleht, Kingsley, angefleht, sie zu retten! Erst – ja, erst wollte sie, dass wir verschwinden, aber sie hatte es sich anders überlegt. Deswegen hat sie deinen Namen gehaucht. Weil sie wusste, dass nur du sie retten kannst!“
Kingsley senkte den Blick. „Das war wohl die schwerste Entscheidung, die ich jemals treffen musste. Aber ich würde das gleiche wieder tun. Immer wieder, auch wenn es mir noch immer das Herz bricht.“
„Dir das Herz? Dir das Herz bricht?“, sagte Merrythought und Harry hörte, dass er gegen ein Weinen ankämpfte. „Mein Herz war in diesem Haus, noch während Bennik es in die Luft gesprengt hat. Mein Herz ist mit ihr gestorben. Du hattest kein Recht, über unser Leben zu entscheiden. Du kanntest sie kaum.“ Kingsley zuckte zusammen, als wolle er widersprechen, doch er schien seine Antwort hinunterzuschlucken. „Für dich war sie doch nur dein Aufstieg im Ministerium!“
Harry sah verwirrt zu Kingsley und dessen Reaktion. Etwas kam ihm hier sehr merkwürdig vor. Er hatte das Gefühl, einen entscheidenden Teil der Geschichte nicht verstanden zu haben. Er musste Licht ins Dunkle bringen.
„Woher kanntest du Jill? Warum fiel es dir so schwer, sie undercover zu schicken? Warum wolltest du deinen Dienst für sie quittieren? Warum ging dir das Ganze so nah?“, fragte Harry mit zusammengezogenen Augenbrauen.
Kingsley lachte hohl. „Galateus hat recht, Harry, deine Spürnase…“
Merrythought wandte sich zum ersten Mal zu den Beiden um. „WAS?“, fragte er scharf.
„Alles, was passiert ist, ist aus einem bestimmten Grund passiert und deswegen hast du mich all die Jahre zurecht gehasst“, sagte Kingsley langsam. „Jill und ich hatten weit mehr als nur eine Arbeitsbeziehung.“
Harry unterdrückte ein Aufkeuchen und hoffte nicht, dass es das bedeutete, was er vermutete.
Merrythought sprang vom Baumstamm auf und trat durch den tiefen Matsch näher an den See heran. „Ich will es wissen, alles!“, sagte er, mit den Rücken zu ihnen stehend.
„Jill hat niemals erzählt, wie sie, obwohl sie nie in Hogwarts war, in die Aurorenzentrale gekommen ist. Und das lag nicht daran, dass sie sich für ihre Vergangenheit geschämt hat. Jeder wusste, wer ihr Vater war. Dass sie es nicht erzählte, lag an mir. Als wir Jills Vater gefangen nahmen, hätte er mich beinahe getötet. Jill war dabei. Sie entwaffnete ihren Vater und rettete mir das Leben. Es war mein erster großer Einsatz gewesen. Mein erster Schwarzmagier – dabei starb mein Partner.“ Harry erinnerte sich daran, wie Kingsley ihm es nicht unweit von dieser Stelle entfernt vor einem Jahr erzählt hatte – von den Schuldgefühlen. „Jill war 15 Jahre alt und ziemlich frech und forsch. Da ihr Vater nach Askaban kam, hatte sie niemanden mehr und niemand im Ministerium schien sich darum zu scheren, was aus der Tochter eines Verbrechers wird. Ich nahm sie mit zu mir und sie half mir, mit dem Verlust meines Partners fertig zu werden. Als sie ein paar Jahre später auch Aurorin werden wollte, brachte ich sie hinein. Abends übten wir zusammen, tagsüber machte sie die Aurorenausbildung, während ich meinem Job nachging. Wir erzählten nie jemanden, wie eng unsere Beziehung war oder dass sie bei mir wohnte. So hatten wir die Chance, dass sie mir nach ihrer Ausbildung unterstellt wurde. Sie kam in mein Team, zusammen mit dir“, sagte er zu Merrythoughts Rücken. „Als ihr dann zusammenkamt, flehte sie mich an, euch nicht zu trennen. Sie könnte ihr Privat- und Berufsleben voneinander trennen, genauso wie wir es taten. Und es klappte ja wirklich gut. Also erfüllte ich ihr ihren Wunsch. Doch Jill war zu gut, besser als wir beide es jemals vorausgesehen hatten. Sie war genial in ihrem Job und obwohl ich versuchte, dass es niemand mitbekam, wussten es bald die ganz hohen Tiere im Ministerium und sagten mir, sie wollten sie Undercover schicken. Das konnte ich nicht zulassen. Sie war irgendetwas zwischen einer Tochter und einer Schwester für mich. Ich fühlte mich für sie verantwortlich und hatte Angst, sie zu verlieren. Doch sie überzeugte mich schließlich, dass sie es auf jeden Fall tun würde, entweder unter meinem Kommando oder bei jemand anderem. Dann wollte ich lieber bei ihr bleiben und alles im Auge behalten.“
Merrythought wandte sich um und sah Kingsley mit unverhohlener Verachtung an. „Das macht deinen Verrat noch schlimmer! Sie war wie eine Tochter für dich? Und dann hast du sie zurückgelassen?“
Kingsley schüttelte traurig den Kopf. „Als sie mir sagte, dass ich meine Stelle nicht quittieren sollte, da sagte sie mir, dass du mit ihr in den Untergrund gehen würdest. Für sie wäre das in Ordnung, aber sie nahm mir das Versprechen ab, dass ich, trotz ihrer und meiner engen Beziehung zueinander und meinem unbändigen Wunsch, sie zu beschützen, niemals dein Leben dafür aufs Spiel setzen würde. Ich versprach es, aber ich wusste, dass ich dieses Versprechen niemals würde halten können, wenn es hart auf hart kam. Dann kamen wir in eure Wohnung und ich wusste, dass ich nicht ohne sie gehen würde, aber als sie dann meinen Namen hauchte und zu dir sah, wurde mir klar, dass es nur zwei Möglichkeiten gab. Entweder würden wir alle sterben oder wir zwei würden überleben. Auch sie wusste das.“ Kingsleys Stimme zitterte. Harry merkte, wie sehr es ihm wehtat.
„Als sie deinen Namen hauchte“, flüsterte Harry und dachte an Dumbledore und Snape und den Astronomieturm, „da wusstest du, dass du für sie das größere Opfer bringen musstest.“
Kingsley sah Harry einen Moment erstaunt an, bevor er sagte: „Ron und Hermine hätten heute genau das Gleiche getan, wenn sie an meiner Stelle vor dir gestanden hätten, Harry“, flüsterte er. „Sie hätten deinen Wunsch erfüllt, um zuerst Ginny zu retten und dann hätten sie alles daran gesetzt, dich zu retten.“
Harry schloss die Augen, weil der See sich vor ihm drehte. „Ohne zu zögern“, hauchte er, dann schüttelte ihn ein heftiger Hustenkrampf, so schlimm, dass Harry vornüber in den Schlamm fiel. Er drückte sich die Hand vor den Mund und erst jetzt, da es heller draußen war, sah er, dass die Flüssigkeit, die seine Hand durchnässte, bevor sie vom Regen weggespült wurde, Blut war. Er hustete erneut und dieses Mal spuckte er einen ganzen Schwall Blut in den Schlamm. Und da – da waren die Schmerzen. Schmerzen in seiner Brust, Schmerzen, die ihm das Atmen unmöglich machten. Schmerzen, die er die ganze Zeit unterdrückt und verdrängt hatte. Sie kamen so plötzlich und drückten seinen Oberkörper zusammen, dass er machtlos gegen sie war. Alles um ihn herum verschwamm, als die Ohnmacht kam…


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