von Vampiri
Ron saß auf seinem Bett im Fuchsbau. Mit leerem Blick starrte er auf sein Chudley Cannon Poster an der gegenüberliegenden Wand. Das Poster zeigte lachende Zauberer und Hexen, wie sie dem jeweiligen Betrachte zuwinken.
Ron dagegen verspürte aber dabei keinerlei Freude. Im Gegenteil.
Dieses Fröhliche verschlimmerte alles. Am Liebsten hätte er das Poster genommen und in abertausende Fetzten zerrissen. Was nützt einem Freude, wenn man sie nicht mit dem Menschen teilen kann, der einem am meisten bedeutet?
Unzählige Wörter gingen durch Ron's Kopf. Das häufigste Wort war: Warum? Unwillkürlich bildeten sie sich zu Sätzen.
Ich weiß noch, als ich dich das erste Mal sah. Ich hielt dich für eine altkluge Streberin,
die von Oben auf andere herabblickt.
Als ich jedoch erfuhr, dass du dich in unserm ersten Jahr in Hogwarts in der Toilette
Eingeschlossen hattest, weil ich so gemein zu dir war, da war ich außer mir vor Wut
über mich selbst. Es tat mir leid, was ich gesagt hatte.
Warum tat es mir leid?
Dann im 2. Jahr…
Als du von dem Basilisken versteinert wurdest. Jeden Tag dachte ich an dich.
Ich ließ es mir nicht anmerken, aber ich habe mir Sorgen gemacht. Ich hatte Angst, dich zu verlieren.
Warum hatte ich mir Sorgen gemacht?
Dann, als du endlich doch wieder aufgewacht bist…
Du kamst in die halle gerannt und hattest nur Augen für Harry. Ich hatte doch mitgeholfen, oder nicht? Ich weiß, es war kindisch, aber ich spürte ein seltsames Gefühl, so stechend und unangenehm. Ich war eifersüchtig auf Harry.
Warum war ich eifersüchtig?
Im nächsten Jahr…
Als ich dachte, Krummbein hätte Krätze gefressen, ich konnte nicht glauben, dass du zu Krummbein gehalten hast, obwohl alle Beweise gegen ihn sprachen. Ich wollte mich entschuldigen, aber mein Stolz hielt mich davon ab.
So wie es mir im 1. Jahr Leid tat, genauso fühlte ich mich auch dort. Ich wollte mich gar nicht mit dir streiten.
Beim Trimagischen Turnier…
Als du mit diesem Krum zum Ball gegangen bist, das hat mir den größten Schock verpasst. Ich wollte es nicht wahrhaben, du und dieser Mistkerl.
Und ich begann zu merken, dass meine Gefühle mehr als freundschaftlich waren.
Aber ich gestand mir nicht ein, dass es so ist, schließlich hast du jetzt Krum.
Ron ballte seine Hände. Lodernder hass auf Viktor Krum, den wohl beliebtesten Quidditch-Spieler der Welt, stieg in ihm auf. Wahrscheinlich hat Krum Hermine längst vergessen und hat inzwischen schon eine Neue. Mit Sicherheit.
Ich konnte nicht ertragen, dass du mit ihm zum Ball gegangen bist. Ich war wütend auf dich und auch eifersüchtig auf diesen Mistkerl, dem alles gelungen ist.
Diesen berühmten Mistkerl!
Dann noch die Nachricht in unserem 6. Schuljahr, du hättest dich mit ihm geküsst. Widerlich!
Zorn, Wut, Hass, Eifersucht, Neid, all dies wirbelte in meinem Kopf, dass ich nicht mehr klar denken konnte.
Dann wollte ich es dir mit den gleichen Mitteln heimzahlen.
Doch jedes Mal, wenn ich mit Lavender rumknutschte und ich dein entsetztes Gesicht sah, befriedigte mich das kein bisschen.
Wieder hatte ich diese Situation, wo ich dich verletzte und ich trotzdem keine Genugtuung erfuhr.
Ich habe es gehasst, ich habe mich selbst gehasst für das, was ich dir antue.
Warum habe ich mich dafür gehasst?
Im vergangenem Schuljahr…
Diese Momente, wo wir uns nahe standen, werde ich nie vergessen, doch ein ganz spezieller, war das Schönste was mir widerfahren ist. Es war, als würden meine Fehler in der Vergangenheit weggewischt werden.
Der Kuss, nachdem wir aus der Kammer des Schreckens kamen und auf Harry gestoßen sind.
Ich glaubte, alles würde wieder gut werden. Es konnte nur alles wieder gut werden.
Doch dann änderte sich alles, als du dich mit Bellatrix duelliert hast und du…
Vor Ron's Augen verschwamm alles. Er biss sich auf die Unterlippe, während heiße Tränen über sein Gesicht rannten und auf seine geballten Hände fielen.
Jetzt, wo ich über die Fragen nachdenke…
Warum es mir leid tat…
Warum ich mir so Sorgen gemacht hatte…
Warum ich eifersüchtig war…
Warum ich mich gehasst habe…
Jetzt kommt mir die Erklärung, die ich seit über 7 Jahren versuche zu finden!
Immer dachte ich an dich, immer wenn ich dich verletzte, hasste ich mich selbst, immer wenn du dich mit anderen Jungs so gut verstandest, machte mich das rasend.
Ich war blind, blind für das, was wirklich zählt. Ich liebte dich und ich tue es
immer noch. Ich liebe dich so stark, wie ich noch nie jemanden anderes geliebt habe.
Jetzt aber ist es zu spät. Du bist weg. Unerreichbar.
Ich möchte, nein ich will dich wieder zurückhaben, jetzt, da ich endlich begreife, wie
sehr ich dich brauche.
Ich will dich bei mir haben, in deine Augen sehen, über dein braunes Haar streichen.
Bitte, komm bitte zurück!
Ron ließ sich mit dem Gesicht auf sein Kissen fallen, damit niemand seine Verzweiflung sehen konnte.
Hermine, meine Hermine, komm bitte zu mir zurück!
„HERMINE!!“, schrie er, die Hände in das Kopfkissen gekrallt.
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