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Fanfiction

Sein erstes Jahr - Nachtwanderungen

von käfer

Vorab: Danke für die lieben Kommis!
@Larissa_Malfoy: Hoffentlich bist du am Ende nicht enttäuscht...
@Littlepanimausi: Als Elfjähriger ist S.S. noch niedlich, es sollte schon so ´rüberkommen. Ob allerdings Potter noch sein "Fett wegbekommt", weiß ich nicht so recht; der Typ ist doch so was von gerissen...

Jetzt geht es aber erstmal weiter mit etwas Verbotenem!



In Hogwarts gab es keine Erzieher, die die Kinder abends ins Bett schickten. Das regelte sich von ganz alleine: Die Ausrede „Ich habe verschlafen“ wurde mit zwanzig Punkten Abzug geahndet, für Einpennen in der Stunde gab es fünfzig aus der Minuskiste, bei Wiederholungstätern gar hundert. Also gab sich jeder Mühe, die Augen offen zu behalten.
Nachdem er in den ersten zwei Wochen dreimal furchtbar hetzen musste, opferte Severus ein paar Sickel und bestellte sich bei Zacharias´ Zauber-Zubehör einen Wecker. Das Monstrum tickte so laut, dass Severus einen alten Pullover darum wickeln musste, aber es erfüllte seinen Zweck und versah viele Jahre lang zuverlässig seinen Dienst.

Laut Schulordnung war es verboten, sich nach neun Uhr abends außerhalb der Wohntürme aufzuhalten. Aber in dem riesigen Schloss konnten die wenigen Lehrer nicht überall aufpassen und so herrschte oft bis spät in die Nacht hinein noch Betrieb auf den Gängen.
Lucius war mit seinem Gefolge so gut wie jeden Abend „draußen“; Severus liebte es, zwischen zehn und elf durch die Gänge zu stromern. Scharfes Gehör und weiche Turnschuhsohlen verschafften ihm ungeahnte Vorteile; er hörte und sah, ohne selber gesehen und gehört zu werden und schaffte es immer, sich zu verstecken, wenn jemand kam. Na ja, fast immer.
Severus wusste schon bald, wo Waldow Flint und Michael Shoemaker ihre Modellbesenrennen veranstalteten und mit welchen Zaubern Shoemaker schummelte, um die hohen Wetten zu gewinnen. Er kannte die Stelle, an der sich Bellatrix Black mit Rudolphus Lestrange traf und nicht – wie sie Lucius glauben machte, mit ihrem Cousin Sirius Black, um jenem die Leviten zu lesen. Er kannte und mied die Ecken, in denen sich die Liebespaare versteckten; die Schmatzerei war ihm zuwider.
Severus sah, wie der ewig kränkelnde Remus Lupin von der Heilerschülerin Pomfrey aus dem Schloss geführt wurde, wagte aber nicht, ihnen zu folgen, denn draußen schien ein heller Fast-Vollmond.
Severus wusste, dass sein Erzfeind James Potter abends ebenfalls die verborgenen Treppen und Gänge erkundete. In Potters Gefolge befand sich immer Pettigrew und, wenn er nicht gerade auf der Krankenstation lag, Lupin. Nach Weihnachten beobachtete Severus, dass auch der junge Black immer öfter mit Potter unterwegs war.
Was Severus nicht wusste und auch im ganzen ersten Schuljahr nicht herausfand, war, wohin Lucius und sein Anhang verschwanden. Dabei wäre er so gerne mitgegangen. Er wünschte sich nichts mehr als von Lucius voll akzeptiert zu werden und „dazuzugehören“. Es ärgerte ihn immer mehr, wenn Lucius ihn von oben herab als „Kleiner“ bezeichnete. Allerdings begriff Severus auch, dass es nicht so leicht war, „dazuzugehören“. Es gab keine Erstklässler und nur einen Zweitklässler in der Gruppe, die Malfoy um sich geschart hatte.

Der Hauptgrund für die nächtlichen Ausflüge war aber Severus´ Wunsch, endlich in die Verbotene Abteilung hineinzukommen. Er erwartete, dort richtig wirkungsvolle Zauber lernen zu können, nicht nur das allgemeine Schul-bla-bla. Außerdem wollte er wissen, was Schwarze Magie wirklich war. Das, was er im Unterricht darüber hörte, war ihm viel zu verschwommen.
Wenn er schon einmal im Gemeinschaftsraum saß, scheinbar in ein Buch vertieft und unbeachtet, dann lauschte er in Wirklichkeit auf die Gespräche der älteren Jungen. Aus den Gesprächen der Größeren hatte er erfahren, dass sie durchaus ohne Unterschrift eines Lehrers an die verbotenen Bücher herankamen. Also musste es eine Möglichkeit geben, in die Bibliothek hineinzukommen. Severus suchte zunächst lange nach einem Geheimgang, später verlegte er sich darauf, verschiedene Sprüche auszuprobieren, die den Türschließer-Zauber brechen sollten.
Außerdem glaubte er, dass es in dem alten Schloss Geheimgänge gab und begann, systematisch danach zu suchen.
Sein Weg führte ihn auch in den siebten Stock des Nordflügels. Der machte einen ziemlich verlassenen Eindruck, es wimmelte von Mäusen und Dreck. (Filch fand eines Tages unter seiner Tür ein Blatt Papier, auf dem jemand aus ausgeschnittenen Zeitungswörtern die Sauerei meldete.)
Anscheinend war Severus in einen Korridor geraten, der einmal Wohnungen beherbergt hatte. In einem Raum waren noch Wäscheleinen gespannt, auf einem alten Bett lag ein zerfleddertes Kinderbuch, ein alter Topf stand auf einem Herd. In der Toilette auf diesem Gang stank es bestialisch. Severus schüttelte sich, lief davon und nahm sich den nächsten Gang vor.

Erst nach vielen Wochen erinnerte Severus sich wieder an die stinkende Ecke in der Schule. Denn abgesehen von den vielen Mäusenestern war das Schloss von oben bis unten sauber geputzt und zwar überall, vom Keller bis zum Dach. Dach? Da oben war Severus noch nicht gewesen, er hatte auch gar keinen Zugang gefunden. Aber Dachfenster gab es, also musste es einen Zugang zum Dachboden geben!
War das etwa Zufall mit der Dreckecke? Oder verbarg die abstoßende Umgebung einen Gang? Bewaffnet mit einem Frischluft-Mundschutz-Zaubertuch und den Zauberstab auf volle Helligkeit gehext betrat Severus eines Samstagabends die alte Toilette. Zunächst suchte er nach dem Ursprung des Gestanks. Der kam weder aus den Toilettenschüsseln noch aus den Waschbecken, sondern schien aus der Duschkabine zu kommen. Ein modrig aussehender Vorhang hing in Fetzen davor. „Exputi!“ Stiebend rutschte der Vorhang beiseite und gab den Blick in eine verkeimte Dusche frei. Aus der Brause hingen grüne Algenfäden herab, die Wand war mit Moos bewachsen. Bis auf eine Stelle…
Severus spürte die Magie, die in der Luft lag. Mit dem Zauberstab tippte er an die blanke Stelle. Lautlos schwang die Dusche, die keine war, herum und gab eine Öffnung frei. Im Licht seines Zauberstabes konnte Severus eine nach oben führende Treppe erkennen.
Ohne zu zögern schritt er durch die Öffnung und die Treppe hinauf. Oben angekommen verharrte er einen Moment und lauschte. Stille. Severus drehte sich einmal um sich selbst. Links befand sich ein breiter Gang, von dem links und rechts Türen abgingen, die alle im gleichen Winkel offen standen. Geradeaus führte eine Wendeltreppe weiter nach oben und rechts war ein Durchgang ins schwarze Nichts zu sehen. Severus wollte den Dachboden genauso systematisch erkunden wie den Rest der Schule. Als erstes würde er in einige der offenen Kammern schauen und dann den Durchgang rechts erkunden. Das nächste Geschoss konnte warten bis zum nächsten Mal.
Ohne die Tür zu berühren, schlängelte sich Severus in den ersten Raum hinein und blieb erstaunt stehen. In der Bodenkammer befanden sich vier weiß bezogene, exakt gemachte Betten, je zwei an jeder Längswand. Dazwischen standen jeweils ein halbhoher Schrank und ein Wäschekorb. Die Betten waren ziemlich klein; Severus war schon zu groß, um darin zu liegen. Bei genauerer Betrachtung zeigte es sich, dass die Betten benutzt wurden. Severus schnupperte an einem, es roch nach Kröte, Baumpilzen, Staub und Küche. Das zweite Bett roch etwas mehr nach Staub, im dritten überwog Kröte. Wer mochte hier oben schlafen? Kinder rochen anders…
Vorsichtig öffnete Severus den einen Schrank. Akkurat gestapelt und frisch duftend lag dort Bettwäsche.
Severus lugte in den Wäschekorb, er enthielt zusammengeknüllte Bettwäsche und roch vor allem nach Kröte. Grrrr!
Im zweiten Schrank befanden sich, abgesehen vom leeren obersten Fach, rotkarierte Geschirrtücher, exakt auf Kante gelegt. Severus nahm eines heraus. In der Mitte prangte das gestickte Hogwarts-Wappen.
Nichts wies auf die Bewohner hin. Die zweite und dritte Kammer glichen der ersten vollkommen.
Langweilig. Severus wandte sich nach der anderen Seite. Auch dort befanden sich die Kammern mit vier Betten darin. Severus machte sich nicht die Mühe, in die Kammern zu schauen und strebte dem Ende des Ganges zu, wo wieder eine offene Tür in die Dunkelheit führte. Diesmal stand Severus in einem etwas größeren Raum, in dem an den Wänden Möbel gestapelt waren: Betten, Tische, Stühle, so wie sie sie unten im Wohnturm hatten. Wahrscheinlich befand er sich über dem Hufflepuff-Wohnturm und das war das Möbellager. Nur – wie sollten die großen Brocken nach unten kommen, wenn sie gebraucht wurden? Die Betten passten unmöglich die Treppe hinunter und durch die „Dusche“!
Severus schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. Wie konnte er nur so dumm sein! Magie war hier die treibende Kraft, und genau wie ihr Essen durch Zauberhand auf den Tischen erschien, würden die Betten wohl dort auftauchen, wo sie gebraucht wurden.
Von dem Möbellager führten zwei Gänge ab. In den linken schaute Severus nur kurz, er enthielt eine endlose Reihe offenstehender Türen. Der rechte Gang war schmal und niedrig und endete in einem weiteren Möbellager. Bis an die Decke stapelten sich Schulbänke und Stühle. So sehr Severus sich auch anstrengte, einen zweiten Zugang zum Dachboden entdeckte er nicht. Sollte der leerstehende Korridor wirklich der einzige Zugang zu dem riesigen Areal des Dachbodens sein? Das konnte Severus sich nicht richtig vorstellen.
Auch von dem zweiten Möbellager führte ein Gang weiter. Er war im Zickzack angelegt, machte einige Bögen und endete in einem saalgroßen Raum. Durch drei Reihen Dachfenster schien der volle Mond und erhellte alles. Severus konnte ganz oben den Dachfirst noch erahnen.
Er ging an den Wänden entlang und kreuzweise über den Boden, damit ihm ja keine Treppe entging, aber er sah nichts. Mit ziemlicher Sicherheit musste Severus wohl den ganzen Weg zurück und durch die Dusche wieder nach unten. Es schränkte den Radius weiterer Entdeckungstouren ganz schön ein, wenn man erst ewig durch bekanntes Terrain rennen musste.
An der Stirnseite des „Saales“ waren drei gleich aussehende Brettertüren. Alle drei ließen sich leicht und geräuschlos öffnen, alle drei führten in dunkle Gänge. Severus entschied sich für den rechten.

Nur gut, dass Samstag war. Severus besaß keine Uhr und wusste nicht, dass es schon weit nach Mitternacht war, als er sich endlich, müde geworden, zur Umkehr entschloss. Der Rückweg kam ihm unendlich lang vor. Er fürchtete schon, sich verlaufen zu haben, als er endlich vor sich den Gang mit den vielen Türen und links die Treppe in die Tiefe sah. Erleichtert stieg er hinunter – und blieb erschrocken stehen. Vor ihm befand sich eine scheinbar massive Wand; der Durchgang hatte sich wieder geschlossen. Zwar konnte Severus die Magie spüren, aber er hatte keine Ahnung, welchen Zauber er brauchte, um das Tor wieder zu öffnen. Wahllos stupste er mit seinem Zauberstab an die Steine – vergebens. Auch „Alohomora“ half nicht.
Verzweifelt sank Severus auf die Stufen, legte die Arme über die Knie und bettete den Kopf darauf. Weder wusste er, wie er hier herauskommen sollte, noch wie er Hilfe holen könnte. Bevor ihn einer vermisste und sie ihn hier oben fanden, war er bestimmt schon gestorben. War ja auch egal, um ihn würde keiner trauern…
Es wurde kalt am Hintern, Severus begann zu bibbern. Er erinnerte sich an die Kammern oben, stieg die Stufen wieder hoch, ging in die erste Kammer links, legte sich in eins der Betten und schlief sofort ein.

Ganz langsam sickerten Geräusche in sein Bewusstsein. Trapp, trapp, trapp, wie gleichmäßige Schritte vieler Wesen. Eine krächzende Stimme rief: „He, hier liegt schon einer!“
Severus erschrak, öffnete die Augen und griff nach seinem Zauberstab. Vor ihm stand ein merkwürdiges Wesen: es war so groß wie ein achtjähriges Kind, hatte eine grau-braun-grüne faltige Haut, riesige runde, braune Augen, lange spitze Ohren und eine ebensolche Nase. Um den Körper geschlungen trug das Wesen ein Geschirrtuch, so wie Severus sie im Schrank gesehen hatte.
Severus rappelte sich auf. Das Wesen glotzte ihn an. „Das ist ja ein Schüler!“, krächzte es, verbeugte sich und sagte: „Master, Hauself Willy steht zu Ihren Diensten. Was kann ich für Sie tun?“
Severus glaubte zu träumen. Aber so, wie seine Knie schmerzten, war er wohl wach, der ´Hauself Willy´ Realität und er (hoffentlich) gerettet. „Bitte bring mich vom Dachboden runter.“
Hauself Willy verneigte sich. „Sehr wohl, Master! Wenn Master mir folgen würde?“
Severus nickte. Willy setzte sich in Bewegung und Severus beeilte sich, hinterherzukommen. Überall in den Gängen marschierten solche Wesen, Hauselfen, in die Kammern. Hier und da konnte Severus erkennen, wie sie sich die Geschirrtücher abknoteten und in die Wäschekörbe warfen. Es roch nach Küche, Staub, Baumpilz und ein bisschen nach Kröte.
Der Hauself führte Severus den Gang entlang zu einem runden Vorplatz, an dem drei Paternoster fuhren. Aus den Kabinen stiegen immer zwei solcher Hauselfen und eilten die Flure entlang zu ihren Kammern.
Willy wies auf ein Paternoster. Severus zögerte. „Einfach ´reintreten, Master. Es passiert nichts.“ Da Severus immer noch zögerte, nahm Willy seine Hand, zog ihn in eine Kabine und abwärts ging es in tiefe Dunkelheit hinein.
Severus bekam noch weichere Knie als er ohnehin schon hatte, und biss die Zähne zusammen.
„Master?“, krächzte der Hauself leise, „Master, bitte sagt Willy, was Ihr da oben in Willys Bett gemacht habt.“
Severus antwortete: „Geschlafen. Hab´ den Dachboden erkundet und dann war der Eingang zu und – na ja, ich war eben müde.“ Schnell setzte er hinzu: „Willy, du verrätst mich aber nicht an Slughorn oder den Direktor, bitte!“
Der Hauself grinste, soweit man das erkennen konnte. „Willy weiß ja nicht, wie Master heißt. Also kann Willy auch nichts sagen. – Hier ´raus!“
Sie sprangen ab. Severus wagte einen Blick in die Runde. Sie befanden sich in der Küche. Scharen von Hauselfen waren damit beschäftigt, das Frühstück vorzubereiten.
Willy führte ihn einen endlosen Gang entlang. Severus nahm den letzten Rest seines Mutes zusammen und fragte: „Was macht ihr Hauselfen eigentlich in Hogwarts?“
Willy antwortete: „Kochen, abwaschen, Wäsche waschen, bügeln, putzen, alles aufräumen, was die Schüler so liegen lassen – und das ist eine Menge, das kann Master mir glauben – und ansonsten alles, was Master Filch oder der Direktor oder die Lehrer uns tun lassen. Hauselfen sind Diener, wir müssen tun, was die Zauberer uns befehlen.“ Mit seinem langen Finger tippte Willy an eine kaum sichtbar auf die Wand gemalte Birne, worauf eine Tür herumschwang und Severus sich in einem der Kellergänge wiederfand, die er kannte. „Danke Willy. Du hast mich vor dem Schlimmsten gerettet. Danke.“ Severus drückte dem Hauselfen die Hand, worauf der sich gerührt mir der rechten Hand über das linke Auge fuhr und murmelte: „Der Master hat sich bedankt, der Master hat sich bedankt – es gibt noch gute Slytherins!“

Severus eilte durch die stille Schule zu seinem Bett. Ein Blick auf den Wecker belehrte ihn, dass es bereits nach halb Acht war. David Henley rumorte schon in seinem Bett, Bobby und Johnny schliefen wohl noch fest. So müde Severus auch war, jetzt noch ins Bett zu gehen war sinnlos. Er schnappte sich Handtuch und Seife und ging duschen.
Als er wiederkam, war Bobby Bulstrode allein im Zimmer. Er pflanzte sich breitbeinig vor Severus auf und sagte mit höhnischen Unterton: „Na, Snape, wo warst du heute Nacht?“
„Geht dich gar nichts an“, erwiderte Severus ohne nachzudenken, „und wie kommst du darauf, dass ich weggewesen sein könnte?“ Oh nein, damit hatte er sich doch verraten, Mist, Mist, Mist!!!
Mit hämischem Grinsen wies Bulstrode auf das sichtbar unbenutzte Bett. „Ich musste heute Nacht mal pinkeln, du warst nicht da. Vielleicht sollte ich zu Professor Slughorn gehen und es ihm erzählen. Oder gehe ich gleich zum Direktor?“
Severus´ Herz raste so schnell wie seine Gedanken. Er zuckte mit den Schultern und sagte bemüht gleichgültig: „Wenn du meinst, petzen zu müssen, bitte, dann geh. Ich bin gestern Abend im Gemeinschaftsraum eingepennt und jetzt erst aufgewacht. Das ist alles.“
Für einen Moment sah es so aus, als würde Bulstrode aufgeben. Aber dann sagte er: „Glaub nur nicht, dass du mich verarschen kannst, Snape. Wenn du nicht willst, dass ich das melden gehe, schreibst du mir den Strafaufsatz für Slughorn.“
Aha, daher wehte der Wind! Bulstrode wollte ihn erpressen. Für einen Moment überlegte Severus, ob er es so machen sollte wie mit Patrick Potters Matheaufgaben. Dann entschied er, dass es besser wäre, gar nicht erst mit solchen Dingen anzufangen. Mochte Bulstrode ruhig petzen gehen. Er würde bei seiner Geschichte bleiben; schließlich war er wirklich der letzte im Gemeinschaftsraum gewesen und jeder, der später wieder heruntergekommen sein könnte, hatte garantiert Unerlaubtes vorgehabt. „Den Zahn kannst du dir ziehen, Bulstrode! Schreib´ deine Aufsätze schön selber. Dann schickt auch die Omi keinen Heuler mehr.“
Bulstrode wurde rot und rannte aus dem Schlafraum. ´Volltreffer!´, dachte Severus. Es machte sich eben immer bezahlt, die anderen zu beobachten. Vor einer Woche hatte Severus gehört, wie Bulstrode David Henley erzählt hatte, dass sich Slughorn bei seinen Eltern über Bobbys Faulheit beklagt hatte…

Allerdings trat ein, was Severus nicht so recht für möglich gehalten hatte: Am Montag nach der Förderstunde bat Slughorn Severus in sein Büro und fragte, wo er in der Nacht von Samstag auf Sonntag gewesen sei.
Bulstrode hatte also doch gepetzt! Jetzt bloß ruhig bleiben und keinen Fehler machen! „Ich habe im Gemeinschaftsraum gelesen und bin über meinem Buch eingeschlafen. Als ich wieder aufgewacht bin, war es schon fast halb Acht.“
„Ehemm“, machte Slughorn. „Du hast also im Gemeinschaftsraum geschlafen. Kann das jemand bestätigen?“
„Ich glaube nicht. Ich war der Letzte, der da noch saß.“
„Ah ja. Und was hast du Spannendes zu lesen gehabt?“
„Edgar Allan Poe. ´Der Doppelmord in der Rue Morgue´.“
„So weit ich weiß, ist das kein ganzer Roman.“
„Nein, Sir, ist es nicht. In dem Buch sind mehrere Erzählungen. Der ´Doppelmord´ war das letzte, an was ich mich noch richtig erinnern kann, über ´Die Maske des roten Todes´ muss ich eingeschlafen sein.“
Slughorn hob die buschigen Augenbrauen und sah Severus durchdringend an. Der wich dem Blick nicht aus. Wenn Slughorn ihn gebeten hätte, die Geschichte vom Doppelmord zu erzählen – er hatte das ganze Buch längst gelesen – bis auf eben „Die Maske…“
Aber Slughorn ließ ihn nicht erzählen, sondern gehen. ´Ätsch, Bulstrode, Pech gehabt´, dachte Severus und blieb an der nächsten Biegung abrupt stehen. Vor ihm stand, wie aus dem Nichts gewachsen, Albus Dumbledore. Der Direktor nahm ihn mit in sein Büro, bot ihm Tee und Kekse an und fragte ihn ein bisschen über die Förderstunden aus und ein bisschen darüber, wie es ihm allgemein so gefalle in Hogwarts.
„Na schön“, sagte er schließlich und fragte dann ganz plötzlich: „Und wo warst du in der Nacht von Samstag auf Sonntag wirklich? Im Gemeinschaftsraum jedenfalls nicht.“
Der Direktor richtete seine strahlend blauen Augen auf den erschrockenen Severus.
Es nützte nichts, weiter zu lügen. Diesem Mann musste man die Wahrheit erzählen, er würde sie ohnehin herausfinden. Falls er es nicht schon wusste.
„Auf dem Dachboden“, sagte Severus leise.
Dumbledore sah ihn über seine Brille hinweg an. „Was wolltest du da oben?“ – „Mich umschauen.“
„Und – was hast du gesehen?“ – „Möbellager, endlose, gewundene Gänge und die Quartiere der Hauselfen“, antwortete Severus wahrheitsgemäß.
„Du weißt, was die Hauselfen hier machen?“ – „Ja, sie kochen, waschen und putzen.“
Dumbledore sagte versonnen: „Ohne die Hauselfen würde die Schule nicht so funktionieren, wie sie funktioniert. Und sie funktioniert auch nur, wenn die Hauselfen freundlich behandelt werden.“
Severus schwieg und wartete auf sein Strafmaß. Wieviele Punkte würde Dumbledore ihm abziehen? Oder wurde er gleich rausgeworfen?
Im gleichen versonnenen Ton wie vorher sagte Dumbledore: „Den guten alten Professor Slughorn kannst du täuschen, mich nicht. Die Schulordnung ist nicht ohne Grund so, wie sie ist, und es wird erwartet, dass die Schüler sich daran halten.
Du möchtest nicht wieder in das Waisenhaus?“
Severus schüttelte den Kopf.
„Gut, dann halte dich in Zukunft an die Regeln. Jetzt geh.“
Wie ein Pfeil schoss Severus aus dem Büro hinaus. Dumbledore hatte ihn nicht bestraft!

Für ein paar Wochen gab Severus seine nächtlichen Wanderungen auf und beschränkte seine Erkundungsgänge auf die erlaubten Bereiche. Außerdem studierte er die Schulordnung genau und kannte bald alle Hintertürchen und „Kann-Bestimmungen“ in dem Paragraphendschungel.
Mit der Zeit wurde es jedoch langweilig, brav zu sein und er suchte nach einer Möglichkeit, nachts wegzukommen, ohne erwischt zu werden. Im Grunde war es ganz einfach. Er sorgte stets dafür, dass er nicht als letzter aus dem Gemeinschaftsraum ging, hielt den Vorhang seines Bettes geschlossen und achtete darauf, dass er dahinter Geräusche machte, wenn die anderen ins Bett gingen. Auf seinem Stuhl lagen immer Kleidungsstücke und unter der Bettdecke lugte ein verhexter schwarzborstiger Pinsel hervor, wenn er nicht da war.
Von einer Ausnahme abgesehen, wurde Severus in den verbleibenden sechseinhalb Schuljahren nicht mehr beim nächtlichen Stromern erwischt.
Bulstrode nervte Severus noch einige Zeit, gab allerdings auf, als Severus in Dumbledores Hörweite laut mit Bulstrode über dessen Plan redete, McGonagall einen Knallfrosch unter den Rock zu stecken.


Auf Eure Kommis freut sich schon
käfer


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