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Fanfiction

Sein erstes Jahr - Versehentlich ein guter Tag

von käfer

Vorbemerkung: Danke für die Kommis. Ich hoffe, dass Euch mein Geschichtchen weiterhin gefällt![/i[i]]@MOOkiE: Klar hat S.S. sch... Eltern, aber die Idee zu der Story hatte ich schon ewig, schon vor den Okklumentik-Stunden. Und ich glaube, so ein Waisenhaus ist schlimmer als die schlimmsten Eltern, oder? Außerdem passt es doch ganz gut, denn Voldemort ist ja auch im Waisenhaus groß geworden...

Jetzt aber erstmal ein Lichtblick für den kleinen Zauberer...


„Hallo ho, guten Morgen, Jungs! Aufstehen, Frühsport machen, heute ist schönes Wetter!“ Durch die Decke gedämpft hörte Severus die singende, fröhliche Stimme von Miss Dixon. Miss Dixon war die neue Erzieherin; seit zwei Monaten tat sie dann und dort Dienst, wenn einer der anderen Erzieher ausfiel oder frei hatte. Miss Dixon weckte sie? Dann war Mr. Rodney heute nicht da! Severus reckte und streckte sich gerade unter seiner Decke, als er spürte, wie sich jemand auf seine Bettkante setzte. „He, wer wickelt sich denn hier so ein! Guck doch mal raus, Severus, die Sonne scheint!“ Behutsam zog Miss Dixon die Decke weg und bemerkte das tränenfeuchte Kissen. „Kummer?“, fragte sie und sah Severus an. Der nickte und erschrak ein bisschen. Er konnte Miss Dixon doch unmöglich von dem Hogwarts-Brief erzählen, der gestern nicht gekommen war! Miss Dixon streckte die Hand aus, um Severus übers Haar zu streichen, hielt dann aber inne und fasste ihm statt dessen an die Schulter. Sie hatte sich tatsächlich gemerkt, dass Severus es absolut nicht mochte, wenn man ihm übers Haar strich. Er erzählte ihr von der Musikstunde und von seinem Freund, der nicht zum Geburtstag geschrieben hatte.
„Oh“, sagte Miss Dixon. „Das der Musiklehrer dich rausgestellt hat, finde ich sehr, sehr ungerecht, aber da kann man nichts machen, der darf das.
Wenn deine Mitschüler über dich lachen oder dich hänseln, ist es das Beste, wenn du so tust, als ob du es nicht hörst. Verstehst du, wenn du darauf reagierst, schreist, weinst oder dich rächst, werden sie es nur immer wieder machen. Die warten doch nur drauf, dass du anspringst und am Ende bestraft wirst.
Pass auf! Wenn die Cowboys im Wilden Westen Poker spielen, machen sie alle ganz ernste, steife Gesichter, damit die Gegner nicht vom Gesicht ablesen können, ob einer gute oder schlechte Karten hat. Pokerface nennt man das. Versuch doch einfach, so ein Pokerface zu machen, tu, als würde dich das alles nichts angehen. Stelle dir vor, dass um dich herum eine Hülle ist, von der alles abprallt. Das ist schwer, ich weiß. Aber du musst es wenigstens versuchen. Wer nicht kämpft, der hat schon verloren!
Und was den Brief von deinem Freund angeht – der kommt bestimmt noch. Die Post ist nicht immer so schnell und zuverlässig; manchmal dauert es einfach lange, bis ein Brief ankommt. Oder dein Freund hat zu spät geschrieben. Wart´s nur ab, vielleicht darfst du ja heute Nachmittag vortreten und Post in Empfang nehmen.“
Da musste Severus grinsen. Lucius´ Briefe kamen immer um Mitternacht an, wenn alle schliefen.
Schade, dass Miss Dixon nicht öfter in Gruppe sieben Dienst tat. Sie war die einzige, die liebevoll mit den Kindern umging.
Als die Jungen in Richtung Speiseraum gingen, hörte Severus aus der Küche Stimmen. Miss Dixon schien zu schimpfen; Severus verstand nur einzelne Fetzen, aber Miss Dixon musste sehr erregt sein. „…Toast… Butter sein…Rührei mit Mehl…Haferbrei…reichlich kalkuliert… Kinder … nur magere Portiönchen…“
Die Antworten der Köchin klangen kleinlaut und Severus konnte sie nicht verstehen. „Hört ihr das? Die Dixon schlägt in der Küche Krach, weil wir immer so´n Pampf kriegen.“
David sagte: „Sev, das bildest du dir nur ein. Von der Küche bis hierher kann man gar nichts hören!“
Severus wurde rot. Hätte er bloß nichts gesagt! Lucius hatte ihm erklärt, dass manche Zauberer von Natur aus schärfere Sinne hatten. Severus verstand oft Worte, die in größerer Entfernung gesprochen wurden, ganz deutlich, während die anderen nicht einmal die Stimme hörten. Und seine Nase nahm den Gestank von angebrannte Milch wahr, ehe er die Köchin schreien hörte: „Jetzt ist wegen Ihnen die Milch angebrannt!“

Als Patrick über den Tisch hinweg nach Severus´ Marmeladentoast langte, rief Miss Dixon so laut „Halt!“, dass alle erschrocken hochsahen. Patrick musste sich an einen extra Tisch setzen und Severus schaffte es, samt seinen Schulbroten unbehelligt im Klassenzimmer anzukommen.
Auf dem Stundenplan standen mittwochs nur Fächer, die Severus mochte: Mathematik, Latein, Geographie und Biologie. Dass sie in Latein ein unangekündigte Leistungskontrolle schrieben, störte ihn nicht. Er hatte sich vorgestern die Wörter angesehen und so keine Probleme, die geforderten Sätze zu bilden. Und die Hausaufgabe – eine mehrseitige Übersetzung – war für Severus eher eine Erleichterung, bewahrte sie ihn doch davor, mit den anderen draußen spielen zu müssen und mit Schmutz beworfen zu werden.

Im Hausaufgabenzimmer bekam Severus einen Tisch für sich alleine zugewiesen. Miss Poultry hatte dies sicher als Strafe gedacht, aber das war es natürlich nicht. Severus holte eine Hefte und Bücher heraus und überlegte, womit er anfangen sollte. Hinter seinem Rücken fing Patrick an, Spottverse auf Severus´ Nase zu singen: „Der Snape, der hat ´ne spitze Nase, da platzt jede Seifenblase“ und so weiter. Severus dachte an das, was Miss Dixon ihm am Morgen gesagt hatte und stellte sich vor, wie sein Gesicht zur steinernen Maske wurde. Leider hörte er die Beleidigungen trotzdem noch und wurde wütend. Er überlegte, womit er Patrick am ehesten treffen würde und drehte sich um, um den Spruch über Patricks Körperfülle loszuwerden. Dabei bemerkte er, dass Miss Poultry ihn mit lauernden Blicken ansah. Plötzlich dämmerte es Severus. Patrick wusste sehr wohl, dass Severus ein extrem scharfes Gehör hatte. Seine Schmähungen hatte Miss Poultry nicht mitbekommen; damit aber Patrick die Antwort verstand, musste Severus so laut reden, dass auch Miss Poultry mithörte. Auf die Art hatte sich Severus schon so manche Strafe eingehandelt, während Patrick stets ungeschoren davongekommen war. Damit war jetzt Schluss.

Mit seiner Übersetzung war Severus bis zur Teestunde beschäftigt und es blieb ihm noch genügend Arbeit für die nächsten Tage übrig.
Post bekam heute keiner, aber als sich die Kinder in Zweierreihe anstellten, um in ihre Zimmer zu gehen, kam Mr. March, der Heimleiter und bellte: „Snape! Mitkommen! Besuch!“
Besuch? Severus rutschte das Herz in die Hose. Besuch bedeutete für ihn immer, dass ein Lehrer kam, um sich zu beschweren. Mit weichen Knien folgte er Mr. March in das kleine Besuchszimmer, dessen kahle Wände schon länger auf einen neuen Anstrich warteten.
Als Mr. March Severus in den Raum schob, erhob sich von einem der zerschlissenen Polsterstühle ein Mann, den Severus nicht kannte. Der Heimleiter schlug die Tür zu und eilte davon, Severus war mit dem Fremden allein. Der war vielleicht seltsam angezogen, er trug ein Kleid! Oder doch nicht? Jedenfalls hatte er ein bodenlanges Gewand an, das in der Mitte von einem aus verschiedenfarbigen Schnüren geflochtenen Gürtel zusammengehalten wurde, an dem mehrere Gegenstände baumelten. Severus fiel vor allem ein riesiger, silbrig glänzender Schlüssel auf. War das etwa ein Mönch? Wollten die ihn in ein Kloster stecken? Panik stieg in Severus hoch, ins Kloster wollte er auf keinen Fall.
Der Mann lächelte freundlich und sagte: „Hallo, Severus!“ Der er wich zur Tür zurück. „Du bist doch Severus Snape, oder?“ Severus nickte und hatte nun die Türklinke im Kreuz.
„Ich bin Marcus Myer und ich bin ein Zauberer.“ Severus riss die Augen auf. „Ein - Zauberer???“
Mr. Myer nickte. „Hmm, und du bist auch einer. Das heißt, eigentlich bist du noch keiner, kein fertiger Zauberer. Die Magie ist dir angeboren, aber du musst lernen, diese Kräfte zu steuern und zu nutzen. Und dafür gibt es Zaubererschulen.“
„So wie Hogwarts?“, fragte Severus gespannt. Jetzt war es an Mr. Myer, die Augen aufzureißen. „Woher weißt du denn von Hogwarts?“
„Mein Freund ist dort, er hat mir ganz viel geschrieben.“
„Wie heißt denn dein Freund?“, fragte Mr. Myer mit leicht ungläubigem Unterton. – „Lucius Malfoy.“
„Der kleine Malfoy, sieh an. Na, wenn du schon viel über die Schule weißt, habe ich ja nur die halbe Arbeit. Du bist nämlich ausgewählt, ab September auf die Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei zu gehen.“
Severus stieß einen Jubelschrei aus. Sein Traum wurde wahr! Er würde endlich die Sprüche ausprobieren dürfen, die Lucius ihm beigebracht hatte, er würde lernen, auf dem Besen zu fliegen, und, und, und…
Mr. Myer wartete geduldig, bis Severus sich wieder beruhigt hatte. „Ich nehme an, du weißt nicht sehr viel über deine Eltern, oder?“
Severus antwortete: „Gar nichts, außer dass sie tot sind“ und wartete gespannt auf das, was Mr. Myer ihm über seine Eltern erzählen konnte.
„Dein Vater, Tobias Snape, war ein Muggel. In der Familie Snape hat es unserem Wissen nach noch nie Zauberer gegeben. Deine Mutter hieß, bevor sie deinen Vater heiratete, Eileen Prince. Nun, die Familie Prince ist eine uralte Zaubererfamilie, in der wohl noch nie ein Muggel oder ein Squib aufgetaucht ist. Du bist also ein richtiges Halbblut.
Das heißt natürlich nicht, dass du schlechter zaubern kannst als andere; es hat eigentlich überhaupt keine Bedeutung.“
Severus hätte gern mehr über seine Mutter erfahren, aber er traute sich nicht, zu fragen.
Mr. Myer langte in eine Falte seines Gewandes und zog einen Umschlag hervor. „Hier, dein Brief. Da steht drin, was du alles für die Schule brauchst. Lies das am besten gleich!“
Mit zitternden Fingern öffnete Severus den Umschlag und las, dass er für Hogwarts vorgesehen war. Unterschrieben war mit „M. McGonagall. Stellv. Schulleiterin.“
„M. McGonagall“? Wer war denn das? Lucius hatte ihm doch geschrieben, dass der stellvertretende Schulleiter Hector Herfield hieß! Hoffentlich war nicht irgendetwas faul an der Sache.
„Der Hogwarts-Express fährt am 1. September um 11.00 Uhr von der Kings-Cross-Station ab, Gleis 9 ¾.“ - „Gleis 9 ¾? Gibt´s denn so was überhaupt?“ – „Natürlich!“, grinste Mr. Myer. „Deine Fahrkarte bekommst du aber erst, wenn deine Bestätigung in der Schule angekommen ist.“
Severus biss sich auf die Unterlippe. Da hatte er sich eben wohl blamiert. Er las die Liste der benötigten Sachen durch:
- Je zwei Schuluniformen für Sommer und Winter
- Sportkleidung
- Ein Spitzhut (Schulausführung)
- Ein warmer Umhang
- Derbe Schnürschuhe
- Drachenhautschürze, Drachenlederhandschuhe
- Zauberstab
- Ein Kupferkessel, mittelgroß
- Zubehörkasten für Tränkezubereitung, Nr. 1
- Ein Satz Zutaten für Zaubertränke; Anfängerstufe
- Pergament, Tinte, mehrere Federn
- …
- …
- … (eine ellenlange Aufzählung von Büchern mit geheimnisvoll klingenden Titeln.)
Ganz unten stand noch: „Es ist den Schülern erlaubt, ein magiefreundliches Kleintier entsprechend beigefügter Liste mitzubringen. Nicht enthaltene Tiere sind bei der Schulleitung anzufragen. Strengstens verboten sind Hunde, Hamster, Meerschweinchen, Sittiche, Fische und Schlangen.“
„Woher soll ich das alles nehmen? Und wer bezahlt das? Ich habe kein Geld.“ Severus stellte sich vor, wie er mit dieser Liste zu Mr. March ging oder zu der frommen Miss Poultry, die für die Beschaffung von Gegenständen für die Kinder zuständig war. Sein Herz sank ein bisschen nach unten, das hier würden die ihm nie bewilligen.
„Keine Angst“, sagte da Mr. Myer. „Ich bin beim Zaubereiministerium dafür zuständig, mich um die Zauberkinder ohne Anschluss an die Zauberergemeinschaft zu kümmern. Für mittellose Waisen wie dich wird jedes Jahr eine bestimmte Geldsumme zur Verfügung gestellt, und in den Sommerferien werden wir gemeinsam in London alles einkaufen.“
Severus war so überwältigt, dass er einen dicken Kloß in die Kehle bekam und ihm schwindelig wurde. Für einen Moment schloss er die Augen. Als er sie wieder aufmachte, war Mr. Myer weg.
Severus erschrak. War das Ganze etwa nur ein Traum gewesen? Würde jetzt einer seiner Lehrer hereinkommen und ihn runterputzen? Da fühlte er etwas papierähnliches in seiner rechten Hand. Der Brief war noch da, es war doch wahr! Und nun fiel ihm auch ein, was Mr. Myer gemacht hatte. Lucius hatte ihm erzählt, dass mächtige Zauberer nur durch ihren Willen innerhalb einer Sekunde von einem Ort verschwinden und ganz woanders wieder auftauchen konnten. Und dass das in Hogwarts im siebten Schuljahr drankam. Ob Severus wohl mächtig genug war, um apparieren zu lernen?
Er steckte den Brief unter seinen Pullover. Er wusste, dass er niemandem von dem Besucher erzählen und den Brief zeigen durfte. Wahrscheinlich würde auch niemand fragen.
Als er zurückkam in das Zimmer der Gruppe 7, grinsten und tuschelten die anderen. Severus übte sein Pokerface, sie sollten nicht sehen, dass er sich freute. Ungesehen verschwand der Brief unter seiner Matratze. Es drängte ihn, gleich an Lucius zu schreiben, aber das konnte er erst in der Nacht, wenn die anderen schliefen.
Severus brauchte nicht allzu lange zu warten. David über ihm schlief zum Glück immer wie ein Klotz, der dicke Patrick schnarchte, kaum dass er sich die Decke über die Ohren gezogen hatte und nach und nach registrierte Severus, wie die Atemzüge seiner Zimmergenossen ruhiger und tiefer wurden. In der Dunkelheit leuchteten die Zeiger des riesigen Weckers. Um halb zehn machte Miss Poultry noch einmal die Runde, dann war die Bahn frei. Die Ohren gespitzt und immer wieder innehaltend saß Severus auf dem Toilettendeckel und schrieb in ganz kleiner Schrift auf eine herausgerissene Heftseite. Man muss auch mal Glück haben; gerade als er das Papier und den Bleistiftstummel in seine Pantoffeln geschoben hatte, näherten sich Schritte. Severus hatte die Tür etwas offen gelassen, das würde jeden Erzieher einladen, nachzusehen. Er hob den Deckel leicht an, ließ ihn herunterplumpsen und betätigte die Spülung. Vor der Kabine traf er auf Mr. Caldon. „Snape, was machst du hier mitten in der Nacht?“
Severus tat, als wäre er ganz verschlafen und gähnte. „Ich musste mal.“ – „Ach ja? Oder rauchst du heimlich?“ – „Nein, Sir, wirklich nicht?“ – „Und das soll ich glauben?“
Mr. Caldon begann, herumzuschnuppern. In dem Moment ließ Severus lautlos einen fahren, dem abendlichen Erbsbrei sei Dank. Der „Duft“ wehte wohl auch in Mr. Caldons Nase, der aufhörte, zu schnuppern und Severus befahl, ganz schnell wieder im Bett zu verschwinden.
Er folgte ihm ins Schlafzimmer. Severus setzte sich auf die Bettkante und zog die Füße aus den Pantoffeln. Links hatte er den Bleistift stecken, das war kein Problem. Aber rechts klebte der Brief an der Fußsohle fest. Severus krümmte die Zehen und wünschte sich, dass sich das Blatt zusammenrollte und in der Pantoffelspitze stecken blieb. Und plötzlich fühlte er eine Rolle an der Fußspitze! Er schwang die Beine ins Bett, zog die Decke hoch und flüsterte brav, wie man es den Kindern beigebracht hatte: „Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht, Mr. Caldon.“ Der leuchtete jedem der sieben anderen Jungen ins Gesicht und ging mit unzufriedener Miene hinaus.
Severus atmete tief durch. Das hätte schief gehen können. Caldon galt als der „schärfste Hund“ unter den Erziehern; er liebte es, Kontrolle zu machen. Wenn er in Severus´ Pantoffel geguckt hätte…
Vor lauter Aufregung konnte Severus gar nicht einschlafen. Er stellte sich vor, wie er zusammen mit Mr. Myer in London einkaufte und dort vielleicht auf Lucius und seine Eltern traf und wie Lucius zu ihnen sagte: „Das ist Severus, mein Freund.“ Und vielleicht würden sie ihn einladen, in den Ferien zu Lucius zu kommen. Dann könnten sie zusammen zaubern üben und auf den Besen fliegen…
Unmerklich war Severus in den Schlaf hinübergeglitten. Er fuhr hoch, als er das Eulensignal am Fenster hörte und sah sich erschrocken um. Aber niemand sonst regte sich. Ganz vorsichtig zog Severus die Briefe unter seiner Matratze hervor – lauter dünne, eng beschriebene Seiten aus einem billigen Heft. Auf nackten Sohlen schlich er zum Fenster, drehte behutsam den Riegel auf und öffnete das Fenster gerade so weit, dass die Eule herein konnte. Dann schloss er das Fenster wieder. Er musste es riskieren, das Tier ins Zimmer zu lassen, Mr. Caldon schlich manchmal draußen herum, wenn er Nachtdienst hatte. Hastig fummelte Severus den Brief vom Bein der Eule, rollte seine eigenen zusammen und band sie fest. Dann huschte er wieder zum Fenster und spähte hinaus, ehe er die Eule freiließ.
Kaum war er wieder in seine Decke gewickelt, drang das typische Geräusch von Mr. Caldons schweren Schritten an sein Ohr. Severus zog sich die Decke über den Kopf und stellte sich schlafend, als Mr. Caldon ihn anleuchtete. Wieder zog der Erzieher unverrichteter Dinge ab. Severus versteckte den Brief, er hielt es für zu riskant, in dieser Nacht noch einmal das Bett zu verlassen. Er hatte heute so viel Glück gehabt, dass er meinte, noch mehr ginge nicht.


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