von Muggline
Hermine setzte sich unter dem Dachfenster auf den Boden und war wütend. Sie war doch in den letzten Tagen so nett zu Ron gewesen! Hatte ihn für jedes Kompliment süß angelächelt, ihn ständig wie zufällig angefasst, ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit kurz umarmt – wieso kapierte dieser Vollidiot denn einfach nichts? Sie hatten doch auch früher immer wieder mal alle drei herumgealbert und –gerangelt, warum rastete er denn jetzt gleich so dermaßen aus?
In Gedanken legte sie sich schon mal eine Gardinenpredigt zurecht, mit der sie ihn empfangen wollte, wenn er jemals wieder von diesem verdammten Dach herunterkäme. Aber er kam nicht. Nicht nach einer Stunde, nicht nach zwei, nicht nach drei. Inzwischen war es ein Uhr nachmittags und die heiße Augustsonne knallte unbarmherzig herunter, sodass Hermine unter dem Dachfenster vor Hitze fast verging. Na wenigstens würde Ron da oben einen genialen Sonnenbrand kriegen mit seiner hellen Haut – geschah ihm ganz recht.
Aber als er eine halbe Stunde später immer no
ch kein Lebenszeichen von sich gab, wurde sie langsam unruhig. Sie stand auf und bemühte sich, in Rons Richtung zu spähen, doch sie sah ihn nicht. Mist – sie war einfach zu klein. „Harry, Harry komm’ doch mal hoch bitte, ich kann Ron nirgends mehr sehen!“ „Was ist los?“ kam seine Stimme von ganz unten. „Ich kann Ron nicht mehr sehen und mache mir Sorgen, weil doch da oben die Sonne so auf die dunklen Dachziegel knallt!“ Mit Riesensätzen kam er die Treppen hochgestürmt und drückte seinen Kopf gegen das Dachfenster, um nach Ron zu sehen. „Oh verdammt – er liegt da drüben. Hoffentlich hat er keinen Kreislaufkollaps oder so was!“
Hermine schlug sich erschrocken beide Hände vor den Mund „wir müssen ihn sofort wieder reinholen!“ „Klasse Vorschlag – und wie kriegen wir das Fenster auf?“ Hermine rannte nach unten und kam mit einer großen gusseisernen Bratpfanne wieder „Muggelart!“ meinte sie entschlossen und hieb mit der Pfanne auf die Fensterscheibe ein. Die Scherben regneten auf sie herunter und kaum war die Scheibe verschwunden, stemmte sie sich auch schon nach oben und rannte zu Ron hinüber. Dass sie die spitzen Überreste am Fensterrahmen übersehen hatte und diese ihr tief in die Handflächen schnitten, merkte sie nicht einmal.
Harry schrie entsetzt auf, als er das Blut sah und zauberte zunächst die ganzen Scherben weg, bevor er ebenfalls nach oben stieg. Ron war tatsächlich bewusstlos, sein Atem war sehr flach, sein Puls raste und sein Kopf war krebsrot. Harry packte ihn unter den Armen, Hermine nahm seine Beine und mit vereinten Kräften schleppten sie ihn die Treppe hinunter.
„Was jetzt?“ fragte Harry ratlos. „Ab in die Badewanne, ausziehen und mit lauwarmem bis kühlem Wasser abduschen! Ich war mal in einem Muggel-Erste-Hilfe-Kurs!“ Gesagt, getan – schnell zogen sie Ron bis auf die Unterhose aus, legten ihn in die Badewanne und Harry begann, seinen Freund kühl abzuduschen. Hermine pulte indessen die letzten Glasscherben aus ihren Wunden und verschloss die Wunden mit Dost-Essenz („essence of dittany“ – wer Bd. 7 gelesen hat, kennt das Zeug), die sie auch auf Rons verbrannte Haut auftrug. Nach einiger Zeit normalisierte sich Rons Gesichtsfarbe etwas und er begann wieder normal zu atmen. Kurze Zeit später schlug er die Augen auf.
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