von Aranael
Harry hatte das Gefühl, sein Herz müsse zersplittern, als plötzlich wieder alle Gefühle auf ihn einstürmten. Die Wand aus Eis in seinem Innern zerbarst, und eine Flut von Trauer, Schmerz, Wut und Verzweiflung drohte ihn zu überwältigen.
Er rannte auf sie zu, doch schon jetzt wusste er, dass es zu spät war. Es gab nichts, was sie noch retten konnte –
„Ginny...“ flüsterte er, als er neben sie kniete und sie vorsichtig in die Arme nahm. Doch Ginny antwortete nicht. Ihr Herz schlug nicht mehr. Ihre Augen starrten ins Leere.
„Nein!“, schrie Harry. Tränen liefen über seine Wangen und tropften auf Ginnys blutverschmierten Umhang. So durfte es nicht enden, nicht nach allem, was sie durchgemacht hatten. Er hatte sie retten wollen, er war durch die Hölle gegangen, um sie aus der Schattenfestung zu befreien, hatte alles gegeben, um sie da rauszuholen.
Und er hatte versagt. Der Plan war riskant gewesen, doch er hatte damit gerechnet, dass das Ablenkungsmanöver ihm genügend Zeit verschaffen würde, um die Todesser auszuschalten. Das hatte auch geklappt. Und jetzt war Ginny doch gestorben. Ein von einer Explosion herumfliegender Holzbalken hatte ihr Leben ausgelöscht wie eine niedergebrannte Kerze. Einfach so. Er schluchzte leise. Der Schmerz durchbohrte ihn wie eine vergiftete Klinge. Schon wieder hatte er einen Menschen verloren, den er liebte. Warum? Warum war das Schicksal so grausam? Warum konnte es nicht einfach aufhören? Warum konnte er nicht aus diesem Albtraum erwachen?
Er hatte sie verloren.
Für immer.
„Leb wohl, Ginny“, wisperte er schliesslich mit erstickter Stimme und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Ginny hätte sicher nicht gewollt, dass er im Schatten versank und vergass zu leben. Er stand langsam auf. Zuerst musste er Ron und Hermine suchen und sicherstellen, dass es ihnen gut ging. Langsam stand er auf. Wie ein Schlafwandler stieg er über die Trümmer und einen Todesser, der anstelle eines Rumpfes nur noch Knochen und verbrannte Fleischfetzen hatte, und betrat den nächsten Raum. Bitte lass sie am Leben sein!, dachte er verzweifelt.
„Harry!“
Sein Herz blieb vor Schreck beinahe stehen, als Hermine aus dem Nichts auf ihn zuflog und ihn so stürmisch umarmte, dass ihm die Luft wegblieb. Vorsichtig befreite er sich aus ihrer Umarmung und trat einen Schritt zurück. Sie hatte eine Schnittwunde auf der Stirn, schien aber ansonsten unverletzt. In ihren Augen schimmerten Tränen.
„Oh Harry, wir hatten solche Angst um dich! Ist alles in Ordnung?“
Er antwortete nicht sofort. Hinter Hermine tauchte Ron auf, blass wie ein Gespenst. Als er Harry erblickte, stiess er einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, doch als er Harrys rotgeweinte Augen bemerkte, legte sich ein Schatten über sein Gesicht.
„Wo ist Ginny?“
Harry konnte nicht antworten. Er spürte, wie seine Augen wieder feucht wurden. Traurig sah er Ron an. Dieser wurde blass. Er stürmte an Harry vorbei in die Ratskammer. Kurz darauf hörte man einen Aufschrei. Hermine sah Harry mit einer Mischung aus Entsetzen und Ungläubigkeit an, dann rannte sie Ron hinterher. Harry folgte ihr.
Als Hermine und Harry den Raum betraten, sahen sie, wie Ron sich schluchzend über Ginnys toten Körper beugte. Hermine blieb wie angewurzelt stehen. Dann kniete sie sich neben Ron auf den Boden. Tränen rannen über ihr Gesicht, als sie einen Arm um seine Schultern legte.
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