von Coltrane
Die Nacht kam, nachdem Narzissa wieder gegangen war, ziemlich schnell. Snape ließ sobald der Mond zu sehen war die Jalousien herunter und ging gleich danach schlafen. Doch dies stellte sich als ziemlich schwer heraus. Er musste aus irgendeinem Grund immer wieder an Narzissa denken.
Sie war sehr hübsch. Ja, das war sie in der Tat!
"Ach Quatsch! Was redest du denn da? Frauen können nicht gut aussehen! Sie sind einfach dazu da, um die Männer zu versorgen. Niemand braucht sie für etwas anderes!", sagte plötzlich eine Stimme in Snapes Kopf.
Aber er wusste, dass er nur versuchte, es sich einzureden.
"Hallo? Bist du noch ganz dicht? Du kannst doch nicht einfach so für jemanden schwärmen! So schnell geht das nicht! Außerdem ist Narzissa längst vergeben! Glaubst du echt, sie verlässt Lucius wegen dir?"
Die Stimme klang verzweifelt.
Severus Snape war überall dafür bekannt, dass er keine Gefühle zeigte.
Das durfte sich doch nicht einfach so ändern!
"Aber ich bin einsam.", sagte Snape zu sich. "Ich weiß ganz genau, dass ich gerne mit jemandem zusammenleben würde."
"Wenn du das wirklich willst, dann such dir bitte jemand anderes als Narzissa aus!", rief die Stimme auf einmal wütend.
"Ja, ich will es wirklich. Aber ich weiß nicht, wie ich mich einer Person nähere. Und außerdem geht das nicht so einfach! Du hast leicht reden! "Such dir gefälligst jemand anderes als Narzissa aus!" Ja, ja. Wenn das doch nur so einfach wäre..."
Snape blieb noch eine Weile auf dem Rücken liegen und starrte an die Wand, als ihm auffiel, dass er gerade mit sich selbst gesprochen hatte.
"Severus, wie bist du nur so tief gesunken?"
Er gähnte einmal. "Du bist ja so niveaulos..."
Und mit diesem Satz fielen ihm die Augen zu und er versank in einen tiefen Schlaf.
Am nächsten Morgen stand er früh auf.
Es war fast genau 6.00 Uhr morgens, als er bereits am Esstisch saß und frühstückte.
Die Winterferien gingen noch eine Woche lang und Snape hatte sich fest vorgenommen, es mal bei Narzissa zu versuchen.
Im Grunde war er sich gar nicht so sicher, ob er sie wirklich liebte - Schließlich wusste er nicht, wie sich Liebe anfühlte und konnte es nur ahnen - aber er fand sie gutaussehend und das würde wohl etwas heißen.
Er biss noch einmal von seinem Brötchen ab, legte es halbaufgegessen auf mit Krümmeln bestaubten Teller und stand dann auf.
"Wo habe ich denn bitte schön diesen Zettel hingelegt? Ach, da ist er ja!"
Der Zettel lag immer noch auf dem Tisch, neben dem Bleistift.
Die Nummer war einfach zu merken und ruckzuck ins Telefon eingegeben.
"Telefone! Wer hat diese Dinger überhaupt erfunden? Eigentlich kann man doch genau so gut seinen Zauberstab benutzen, aber nein... Dann fällt man ja direkt auf!", grummelte Snape vor sich hin, wobei er gar nicht bemerkte, dass er nun wieder Selbstgespräche geführt hatte.
Am anderen Ende der Leitung nahm Narzissa verschlafen ab. "Ja?", sagte sie mit erhobener Stimme und es war deutlich zu hören, dass sie sich ein Gähnen unterdrücken musste.
"Zissy, ich bin's!", meinte Snape munter - So kannte er sich gar nicht! Es war erschreckend zu sehen, wie sehr Frauen einen Mann verändern konnten!
"Hm?"
"Ich! Severus! Morgen!"
"Morgen... Ähm, wieso rufst du an?"
Narzissa öffnete ihre verklebten Augen einen Spalt breit und sah, dass es 6.10 Uhr war.
"Und vor allem: Warum rufst du so früh an?", wollte sie wissen.
"Ich wollte wissen, wie es dir geht!"
"Ach ja? Gut. Kann ich nun weiterschlafen?"
Snape gab keine Antwort.
Er hatte die Zeit vollkommen vergessen.
"Wie peinlich!", meldete sich die Stimme in seinem Kopf wieder, wobei sie ziemlich schadenfroh klang.
Snape unterdrückte einen Schlag gegen seine Stirn.
"Ja.", sagte er einfach nur - halb zu Narzissa, halb zu der Stimme. "Es tut mir Leid. Ich war nicht ganz... bei mir. Bis bald."
Er legte auf.
"Das kann doch nicht wahr sein! Damit hab ich mir meine Chance wohl verbaut!", regte er sich auf. "Wie konnte ich nur so dumm sein? Verdammt!"
Er lief ins Wohnzimmer und setzte sich in einen Sessel.
"Beruhige dich, Severus, beruhige dich."
Er atmete einmal tief durch.
"Es ist noch nichts verloren!", machte er sich klar und seine Miene erhellte sich.
"Noch kannst du alles retten!"
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