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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Stammhaus der Verschwörer

von Teekon

„Danke, Mr. Lupin,“ nickte die hochgewachsene Dame mit dem zum Dutt zusammengesteckten, ehemals kastanienbraunen Haar in seine Richtung. „Das waren sehr beruhigende Neuigkeiten.“ Aus allen Ecken erfuhr sie Zustimmung, leises Raunen, erleichtertes Prusten und das Rascheln von Kleidern, wie sich die ringsherum versammelten Hexen und Zauberer mit Ärmeln und Taschentüchern über Stirn und Wangen wischten, so plötzlich aufgekommenen Schweiß davon entfernend. All die nicht so recht eingestandenen Gefühle darin sichtbar, so deutlich wie der zunehmende Mond am Himmel über den flachen Hügeln hinter den Südfenstern.

Nur mit dem Kinn erkannte Remus Lupin an, und seine Lider schlossen sich zu einem verlängerten Reflex. Weitere Ausführungen konnte oder wollte er nicht machen zu seiner Begegnung mit den flüchtenden Hoffnungsträgern ihrer Gemeinschaft, und in der Dunkelheit des Wohnzimmers fiel der Flush aus roten Punkten unter seinen Augen niemandem auf. Sich wieder zurücklehnend, dass sich sein Schulterblatt im Fenstersims verhakte, beendete er seinen Bericht vom Grimmauld Place und von den düsteren Mienen der drei jungen Leute, von den gut bekannten und so verabscheuten beiden Todessern – Avery und Yaxley – draußen auf dem Bürgersteig. Dabei blieb seine Hand, jeder einzelne Finger, fest verbunden mit der ihren, und es bereitete ihr nicht einmal Mühe, den Arm dazu zu verbiegen.

Dora, immer noch von jedem Tonks gerufen, nutzte die Linke zum Gestikulieren. „Die Observation in Bloomsbury wird unverändert fortgesetzt,“ schloss sie Kingsleys Nachforschungen sogleich an, der Auror nicht anwesend, nun der Letzte von ihnen, der noch auf irgendeine Weise Verbindung zum überrannten Ministerium aufweisen konnte. Ein gefährliches Spiel. Doch der Mühe wert. Schon mehrfach nun hatte er in der kurzen Zeit Informationen liefern können, sich blind stellend, als wüsste er nicht mit jeder Faser seines Körpers, dass jeder zweite seiner Kollegen, einschließlich dem Minister für Zauberei, längst dem Imperius verfallen war. Und immer die Panik im Nacken, der Nächste sein zu können.

„Sie wechseln die Posten in regelmäßigen Abständen und haben ein Auge auf den Spalt zwischen #11 und #13, aber es sieht nicht so aus, als hätten sie einen Weg gefunden,“ knüpfte sie an die Tatsache an, dass Blacks altes Anwesen weiterhin gut mittels Fidelius geschützt blieb vor den stierenden Glubschern des Feindes. Falls das der einzige magische Wall sein sollte. Da waren sich die schlauen Köpfe des Ordens immer noch nicht ganz schlüssig. Egal. Solange es funktionierte, sollte es ihnen gleichgültig sein. Und wie es das war.

Vielleicht war es Voldemort allerdings auch komplett unwichtig, ob sie in das Haus hineingelangen konnten oder nicht. Weil er Harry an einem anderen Ort vermutete? Und wenn das, an welchem? Hatte er eine Ahnung von dem, was der Junge mit seinen Freunden vorhatte? Und wäre das nicht eine schreckliche Vorstellung? Hatten sie dann überhaupt eine Chance? Niemand von ihnen wollte diesen Gedanken weiterführen, und das war ohnehin nicht im geringsten möglich, wussten sie doch noch immer nicht, was das genau war, was Dumbledore vor seinem Tode preisgegeben und vorgeschlagen hatte. Denn Potters Sohn schwieg sich darüber aus und hatte nicht einmal Remus den kleinsten Hinweis geben wollen. Grübelnde Falten türmten sich unter jedem Haaransatz auf, wie sich einige von ihnen vorbeugten und die Hände falteten, die Ellbogen auf den Knien abgestützt, wie sich andere weiter und tiefer in die Sessel und Sofas der Familie Weasley verkrochen.

Sie waren beinahe vollständig. Gleich neben Tonks, ihr Ehemann auf der Armlehne zu ihrer linken Seite, fletzten sich die Zwillinge in die Kissen, ungewöhnlich still heute, die so dunkelbraunen Augen verschattet von Sorge um den jüngsten Bruder, und George (oder war's doch Fred?) stemmte von innen die Zunge gegen die Lippen, dass er eine schäbige Beule unter der Nase bekam. Der wenige Minuten jüngere (oder ältere, je nachdem, welcher von den beiden er denn nun war), kratzte sich ununterbrochen mit einem gestreckten Finger hinter dem Ohr, die strähnigen Haare darüber geschoben, und damit offenbarte er, dass es sich um Fred handelte. Bei George (also tatsächlich derjenige, dessen Schulter sie als Lehne benutzte) klaffte dort ein merkwürdig gähnendes, schwarzes Nichts, ohne dass man zu seinem Gehirn durchschauen konnte (war keins da?).

Die Couch voll besetzt hatte sich Charles noch dazu gequetscht, die von Brandspuren und Narben übersäten Arme halb verborgen von aufgekrempelten Hemdsärmeln, und die Hornhäute funkelten in der Finsternis des abgedunkelten Raumes, als habe er das Drachenfeuer mittlerweile dauerhaft inhaliert. Nein, er war nicht in Rumänien geblieben, auch wenn es dort viel sicherer gewesen wäre und seine Mutter es am liebsten so gesehen hätte, doch das konnte er nicht über sich bringen. Dies hier war seine Heimat, seine ganze Familie lebte und focht hier und befand sich absoluter Lebensgefahr. Da wollte er dabei sein, da war es ihm unmöglich, sich um irgendetwas Anderes zu sorgen und zu kümmern als ihr Wohlergehen und ihr Schutz.

Der Älteste der sieben Weasley-Kinder, längst keines mehr, hatte sich in dem Sessel vor Kopf weit zurückgelehnt, residierte förmlich wie ein König mit den Händen um die Armlehnen gekrampft, das schulterlange Haar seine Krone. Seine wachen Augen musterten abwechselnd die McGonagall, die aufgerichtet in ihrem traditionellen Umhang auf den hohen Küchenstuhl gestützt stand und das Treffen leitete, seinen Vater, der darauf saß und mit gesenktem Haupt bis auf den Boden seines Whiskey-Tumblers starrte, und schließlich Dedalus Diggle, gänzlich vertieft darin, den Rand seines violetten Zylinders ununterbrochen mit der Fingerspitze abzufahren. Ein schleifendes Geräusch entstand davon, das jedoch niemand zu stören oder auch nur wahrzunehmen schien.

Fleur, seine Angetraute, saß halb auf seinem Schoß, thronte damit ein wenig höher über ihm und hatte einen guten Überblick über den mit Teegeschirr und Gebäck zugestellten Tisch, den sie nicht erreichen konnte. Ihr wunderschönes Gesicht mit den roséfarbenen Wangen und den vollen Lippen war in Düsternis gehüllt, die Gedanken förmlich erkennbar, wie sie hinter der hohen Stirn von einer Seite zur anderen rasten wie Züge auf einer Modelleisenbahn. Nur aus dem Augenwinkel beobachtete sie ihre Schwiegermutter, deren Hände so fest ineinander verwoben waren, dass die Knöchel weiß hervortraten. Die Finger rungen miteinander, schmerzhaft und knackend, die Knochen gegeneinander reibend, doch Molly spürte es wohl kaum bis gar nicht.

Die Letzte im Bunde, eng an ihre Seite geschmiegt und einen Arm um die Schultern ihrer Mutter geschlungen, kämpfte Ginevra gegen den heftigen Drang an, unkontrolliert zu hyperventilieren, und im Gegensatz zu Remus war es ihr unmöglich, selbst in der lichtlosen Ecke die Röte ihres Gesichtes zu verstecken. Die Nachricht, die der frühere Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste gebracht hatte, waren für sie so wichtig gewesen, die Gier danach kaum stillbar. Nun endlich war zumindest ein Teil ihrer Bangigkeit von ihr genommen, auch wenn es kaum Entspannung brachte. Noch immer saß sie da, als hätte sie einen Besenstiel vom Kragen bis zum Bündchen durch den dünnen Pullover geschoben bekommen, die Schulterkappen so hochgezogen, dass die roten Haare eine breite Welle darüber schlugen, als falle ein Bach über eine Kaskade. Niemanden schaute sie an außer ihre eigenen Zehen. Und Tonks konnte sie so gut verstehen. Am liebsten hätte sie das Mädchen in den Arm genommen.

Abgesehen von Shacklebolt, der sich auf seiner brandheißen Mission irgendwo in London herumtrieb, fehlte auch Hestia Jones. Ihre Aufgabe war es, Harrys Familie zu beschützen, wollte man die Dursleys wirklich so bezeichnen. Diggle würde dorthin zurückkehren, sobald die Unterredung vorbei und alle Neuigkeiten ausgetauscht waren. Sein großer Vorteil lag darin, dass die Todesser ihn für verschieden hielten, nachdem sie in jener Nacht nach Williams und Fleurs Hochzeit sein Haus abgebrannt hatten, und so konnte er sich relativ frei bewegen. Nach ihm suchte niemand. Hagrid blieb verborgen bei seinem Halbbruder irgendwo in den Bergen rund um Hogwarts. Und mehr von ihnen gab es auch schon nicht mehr. Tot. Oder im Gefängnis. Keiner jedoch unter dem Fluch.

Wer von ihnen letztendlich der Erste war, der einen tiefen Atemzug nahm und in die Gegenwart zurückkehrte, war nicht auszumachen. Als hätte man eine Glocke angeschlagen, hell und klingend, kam Bewegung in die Riege des Phönixordens, und sich aufrichtend ordneten sie ihre Jacketts und Roben, Hosen und Röcke. Erneut prustend, fuhr George sich durchs Haar, sein Zwilling diese Geste spiegelnd, und Professor McGonagall, nun ihr ältestes Mitglied, räusperte sich kräftig, aber dezent. „Nun,“ begann sie wieder und schüttelte sich die bösen Gedanken ab, „wir können somit davon ausgehen, dass die Gegenseite genauso wenig über unsere Absichten weiß, wie wir selbst.“ Davon mussten sie fast alle grinsen, abgesehen von den Eltern des jungen Ron, und selbst Ginny zeigte die Zähne, obwohl ihr der Satz das reinste Unbehagen bereitete. Harry wusste sowieso nie, was er tat. Keine beruhigende Vorstellung, diesmal wirklich keinen Plan zu haben.

Es war Molly, die ihre ganze Kinderschar damit verunsicherte, von deren so unpassender Reaktion nichts mitbekommen zu haben augenscheinlich, wie sie nur für den Bruchteil einer Sekunde damit aufhörte, ihre Finger zu malträtieren. Ihr so wunderbar weiches Gesicht mit den Pausbacken, ungewöhnlich blass und bleich, schaute nicht in die Runde, fand nur die Blicke der McGonagall und Lupins, verriet so deutlich, wem sie von nun an alles zutraute. „Gibt es nichts, was wir tun können?“ wollte sie wissen, Verzweiflung in den Augen wässrig schimmernd. Oh nein, sie hielt ihren Jungen vielleicht für einen begriffsstutzigen Dummkopf hin und wieder, aber nicht für untalentiert. Er konnte auf sich selbst aufpassen, natürlich konnte er das. Doch er sollte nicht.

Remus rührte sich nicht. Den ganzen Abend gelassen, dabei ernsthaft und dennoch in ruhiger Spannung, irritierend und für sie fast ein wenig penetrant, hockte er mit einem angezogenen Oberschenkel auf der Rückenstütze der Couch an seinem Lieblingsplatz, dass er jederzeit nur leicht den Kopf zu drehen brauchte, um aus dem Fenster zu schauen, wo noch immer neue Sonnenblumen ihre dicken, grünen Stängel der untergegangenen Sonne entgegen reckten und die Kerne in den braunen Nestern heran reiften. Er tat es nicht heute Abend, behielt die Versammlung jederzeit im Auge. Doch Mollys Blick mühelos erwidernd, gab er keine Antwort, nicht einmal nonverbal. Weil er selbst keine Idee hatte? Oder weil er sie nur nicht aussprechen wollte? Mrs. Weasley, Mutter von Sieben, konnte nicht in seiner Miene lesen.

Minerva McGonagall, stellvertretende Rektorin der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei, seufzte und schüttelte den Kopf, die sonst so stechend durchdringenden Augen gesenkt, als wolle sie Arthurs schütterer werdendes Haar begutachten. „Ich fürchte, Molly,“ gab sie ihre Meinung preis, „solange wir nicht wissen, was Mr. Potters Auftrag war – oder ist – sind uns die Hände gebunden.“ Und die Schultern des Mannes, der schräg vor und halb unter ihr saß, sackten merklich ein wenig mehr zusammen. Arthur Weasleys Arme wurden schlaffer, das Glas sank hinunter auf die Knie, und er musste die Finger fester darum schließen, damit es ihm nicht entglitt. Er mochte es ein wenig besser im Griff haben als seine Frau, gänzlich ausschalten konnte er die Angst jedoch nicht. Es war auch sein Sohn, der den jungen Mann begleitete. Und das Mädchen, genau wie Harry selbst, war ihm so teuer wie ein eigenes Kind.

Kein Protest regte sich. Kein gequetschtes Geräusch aus der Kehle der niedergeschmetterten Mutter, kein empörtes, einziehendes Atmen von den billigeren Plätzen unter den jüngeren Leuten. Nicht einmal Fred oder George machten die Münder auf. Sie alle hockten nur da, verstrickt in den eigenen ohnmächtigen Kummer, während nur im Inneren die Herzen platzen wollten vor unterdrücktem Tatendrang und hinter Gitter gezwängter Kampfeslust. Nichts zu machen. Jeder von ihnen hatte es hin und her gewälzt in schlaflosen Nächten und war dennoch zu keinem Ergebnis und keinem Entschluss gelangt. Wie Tonks sich an die Hüfte ihres Mannes schmiegte, die miteinander verbundenen Hände vor neugierigen Blicken verborgen, sah niemand.

Das Knallen des Zylinders, den Dedalus sich auf den Oberschenkel schlug, weckte sie kaum auf. Man schaute nicht einmal richtig hin, wie der mittlerweile weißhaarige Freund ihres Gründers den Kopf hob und sich hin und her drehte, ehe er sich aus dem Sessel drückte. „Ich muss zurück nach,“ unterbrach er sich selbst und winkte ab, „ihr wisst schon, wohin.“ Es besser nicht aussprechen. So konnte er sicher sein, dass niemand den Aufenthaltsort von Petunia, Vernon und Dudley heraus bekam, nicht einmal, wenn das windschiefe Haus der Weasleys verwanzt sein sollte. Oder sie einen Verräter unter sich hätten. Ihm zustimmend nickten sie nur, keiner widersprach, und ohne dass Professor McGonagall – so wollten sie alle die ungebrochene Dame noch immer nur nennen – etwas dazu sagen oder offiziell machen musste, war die Sitzung damit beendet. Die perfekte Gelegenheit, ein winziges Stück Pergament unbemerkt in Georges offene Handfläche fallen zu lassen.

Zu verwirrt, um einfach lauthals zu fragen, was er mit dem Müll sollte? Oder ausnahmsweise mal von Anfang an den richtigen Riecher? Nein, vermutlich war das der grandiose Instinkt eines waschechten Tunichtguts, der ihn dazu veranlasste, kein Sterbenswörtchen zu verraten, sondern sogleich mit gerunzelter Stirn rasch, aber nicht zu hastig, die Finger um die zerknüllte, weiche Tierhaut zu schließen und zwischen seinen Knien außer Sicht der Gemeinde zu bringen. Von der Seite her, dass ihm die Augen weh tun mussten, stierte er Tonks fragend an, doch sie deutete nur mit den Pupillen und einem winzigen Tick ihres Kinns auf die Nachricht, die er in den Händen hielt. OK. Also einfach nachsehen.

Das Geschirr klapperte, die kleinere Couch gegenüber knarzte, wie Molly sich aufstemmte, um Unterteller und Tassen einzusammeln, während ihr Sohn das Pergament vorsichtig auseinander friemelte und einen Blick darauf warf, schielend an seiner Nase vorbei. Wie innerlich verbunden, setzte auch Fred sich auf und lunste über seine Schulter hinweg. „William, Fleur, Charles, Fred, George: Bei Tonks in zehn Minuten“. Das war alles. Ein erneutes, angestrengtes, verstohlenes spähen bestätigte die nun quasi selbst-suspendierte Aurorin darin, dass er verstanden und angenommen hatte, und – schwupps – so dass sie es selbst kaum mitkriegen konnte, wanderte die Nachricht von George in Freds Finger und von dort weiter zu Charles, und während ihre Mutter noch abräumte, erhielt auch Bill die Einladung.


Schwierig, die Versammlung des Phönixordens nicht fluchtartig zu verlassen, wie sie sich auflöste, all die so tief vergrabenen Gefühle mit einem Mal angesprochen und wachgerüttelt, das spürten sie alle, die volljährigen und jungen Mitglieder der Vereinigung, und es waren keine fünf Minuten, bis sie alle in dem engen Flur des Mietshauses in Soho standen. Fleur kicherte albern, so heimlich aufgeregt war sie plötzlich, so wie früher als Schülerin, wenn ihre Freundinnen einen Ausflug in die dunkle Schule von Beauxbatons nach Zapfenstreich vorgehabt hatten. Bill grinste und holte schon aus, bevor einer seiner Brüder einen dummen Spruch - „na na, wer wird denn da so ungeduldig sein?“ - loslassen konnte. Der Nackenklatscher echote durch das leere Treppenhaus.

Vielleicht hätte Ginevra dabei sein sollen, für einen Moment hatte wohl jeder diesen Gedanken, doch er verflog so schnell, wie er gekommen war, sobald Tonks sie hereinbat in ihr kleines Reich, die nun so selten genutzte Wohnung in Londons Vergnügungsviertel. Kaum einer von ihnen war je hier gewesen, gar keiner, um es genau zu sagen, und einer nach dem anderen stolperte über die Schwelle, hinein in die Wohnküche über der schmalen Seitengasse. Sicher war es hier nicht immer so gewesen wie jetzt, abgesehen von dem kleinen Feuerchen im Kamin und der heruntergeregelten Lampe auf dem Beistelltischchen, kürzlich herbeigeführte Änderungen bestechend ersichtlich.

Sie hatten daraus ein Hauptquartier gemacht, fast so wie gerade eben noch der Salon der Weasleys, so weit entfernt von hier im Herzen von Devon. Couch und Sessel, dazu die zwei Stühle des Esstisches und zwei weitere, Kleiderablagen aus dem Schlafzimmer, gruppierten sich um ein paar nebeneinander gestellte Kisten (die offenbar irgendwann einmal ganze Haufen von Tibetanischen Wruken beinhaltet hatten – zu was auch immer Tonks die gebraucht hatte), auf die man eine dünne Spanplatte ausgebreitet und diese mit fleckigem Pergament bespannt hatte. In die Ecken, das war sogar in der spärlichen Beleuchtung von der Wohnungstür aus zu erkennen, waren bereits ganze Balken von Wörtern gekritzelt worden, verbunden durch Pfeile und Striche und irgendwelche Kennzeichnungen, doch worum es sich dabei handelte, war nicht auszumachen.

Die zweite Laterne, mehr eine Funzel, flackerte mit ihrem Licht auf diesem provisorischen Schlachtplan, und die Vorhänge an den großen Sprossenfenstern waren zugezogen, dass nicht einmal tanzende Neonreklamen durchkamen. Charles lachte bereits heiser und rieb sich fest Mund und Kinn, dieser kurze Blick bereits vollkommen ausreichend, um ihm klar zu machen, was hier vor sich ging, und auch seine Geschwister und die Schwägerin brauchten die Erklärung nicht, die Dora 'Tonks' Lupin ihnen mit ausladender Gestik präsentierte: „Tada! Das Stammhaus der Verschwörer!“ Augenrollend und schmunzelnd schüttelten sie alle die Köpfe und warfen einander eindeutige Blicke zu. Bescheuertes Weib. Sogar Remus zeigte sein schiefes Lächeln und verzog das wirr abstehende Bärtchen zu einem neckenden Winkel.

„Setzt euch,“ bat er die ganze Bande, und beinahe übereinander purzelnd wie in der Hogwarts'schen großen Halle, breiteten sie sich aus, dackelten über das Parkett und suchten sich ihren Platz rund um den behelfsmäßigen Befehlsstand. Noch ehe sich alle niedergelassen hatten, patschten Charlies Finger auf dem Pergament herum, fanden Namenslisten von Todessern und bekannten Imperius-Kandidaten in den Ecken, fein säuberlich aufgetragen und mit Aufenthaltsorten versehen, und Fred beugte sich mit einem langgezogenen „cool!“ an seiner Seite darüber. Sich die Hosen ein Stück hochziehend, sank Remus auf das Sofa, und ihre Rücken formten eine Abschirmung nach außen, als müssten sie gestohlene Klausurbögen gegen jegliche Einmischung anderer Schüler sichern.

Gegenüber verschränkte William bereits die Arme vor der Brust, noch immer alle Zähne sichtbar im Gesicht, und die Eckzähne glitzerten im flirrenden Licht der Lampe. Er hätte schwören können, sie wären spitzer geworden, doch Remus bekam nicht einmal die winzigste Falte davon auf der Stirn, griff sich in die Innentasche seines zerschlissenen Tweed-Jacketts und beförderte den Zauberstab heraus. „Ihr seid euch bei Dawlish also sicher jetzt?“ wollte George wissen, der seinem Zwilling gegenüber auf Doras Klamottenhocker saß und sich so weit über den Kistentisch geworfen hatte, dass die Drachenlederkrawatte irgendwo zwischen Mulciber und Malfoy kitzelte. Schnaubend bestätigte Tonks, während Remus ihn ignorierte und mit der Spitze des Erlenholzes das Pergament berührte. „Ostentatio!“ befahl er, und augenblicklich zerfloss der verbergende Zauber und offenbarte das wahre Ausmaß ihres Plans.

„Whoa!“ riefen die Zwillinge wie aus einem Munde aus, und Charles stimmte gleich ein, minimal versetzt zu seinen Brüdern, dass die Stühle nur so über Dielen schrammten und gegen die Teppichkanten stießen, wie sie zurückwichen, als sei eine Stichflamme aus den verrottenden Planken der Gemüsekisten gestoben. Fleur zuckte nicht mal mit den Brauen, und William lachte bereits auf, es beinahe geahnt. Tonks ging nicht mal darauf ein, rutschte sich nur zurecht auf ihrem Platz auf der Couch und setzte schon dazu an, dieses Treffen ordentlich zu eröffnen, während ihr Angetrauter sein Zauberholz wieder einsteckte und die drei Weasleys sich fingen.

Einen Finger erhoben, ließ George die Brauen hüpfen, sein versehrtes Ohr vor ihrem Blick verborgen nun. „Sieh an, Fred,“ machte er seinen Bruder aufmerksam, als hätte dieser das nötig, schon mit Daumen und Finger schnippsend. „Das ist genau wie die Karte, die wir damals ...“ Harry gegeben hatten. Er brauchte es nicht weiterzuführen, das Räuspern des Ältesten in der Runde nur noch der letzte Hinweis. Gemeinsam sogen sie die Luft ein mit offenen Mündern und starrten ihn an, bis die Sickles zur Galleone fielen und sie sich am liebsten selbst geschlagen hätten (weil einander gerade nicht ging, zu groß der Abstand zwischen ihnen). „Mr. Moony!“ kullerten ihnen die Schuppen von den Augen, und Tonks grunzte regelrecht. „Blitzmerker,“ schollt sie die beiden Trottel, und auch wenn Charles, Fleur und William keine Ahnung hatten, worum es ging, mussten sie einfach mitlachen.

Nur mit einem spitzen Grübchen verriet Remus Lupin seine Gedanken, ein Funken alten Stolzes darin sichtbar, der jedem von ihnen einen angenehmen Schauer über die Wirbelsäule jagte, den sie sich nicht erklären konnten. Jung. Ja, das war es. Es machte ihn jung. Als wäre er einer von ihnen, kaum der Schule entwachsen. Ihre Hand wanderte zwischen seine Schulterblätter und blieb dort, auch als er sich nun vorbeugte und die Ellbogen in die Sehne seiner Oberschenkelmuskulatur drückte, die Fingerspitzen auf einander tippelnd. „Ich denke, ihr wisst, wieso wir euch hergebeten haben,“ war er sich sicher und erntete von allen Seiten stummes Nicken.

„Es gibt etwas, das wir tun können.“ Trotzdem erleichterte es ungemein, wie er es aussprach, die Silberaugen jeden von ihnen anleuchtend wie Scheinwerfer, schauten sie die Anwesenden von unten her an. Zufrieden schlug sich Charles mit der eigenen Faust in die offene Hand, dass es knallte wie bei einer verunglückten Arschbombe im Freibad, und die Zwillinge johlten auf, als säßen sie im Quidditchstadion und ihre Lieblingsmannschaft hätte einen Treffer gelandet. Mit dem Klatscher, wohlgemerkt. Und keinem mussten sie klar machen, wieso sie das für sich behalten hatten in der großen Runde unter dem wachsamen Blick der McGonagall und in Gegenwart ihrer ohnehin schon überbelasteten Eltern. Ganz zu schweigen davon, dass Ginny am besten keinen Schimmer davon bekam.

Das Bild, das sich so unwillkürlich in Remus' Geist aufbaute, so als würde er wirklich dort sitzen, tat nicht einmal weh. Ein sehnsüchtiges, bittersüßes Ziehen, verursacht durch einen breitbeinig zurückgelehnten James Potter, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, dass sein wirres Haar nur so daraus hervorquoll. 'Exzellent!' hätte er gesagt, und Black hätte durch die Zähne gepfiffen wie ein Straßenjunge, Peter dazu kichernd. Ein großartiges Gefühl. Den Hals verdrehend, um ihr ins Gesicht sehen zu können, zwinkerte er fast, und Tonks erwiderte die Geste mit einem beinahe feierlichen Grinsen auf den karmesinroten Lippen, bevor sie zu erläutern begann: „Wir wissen zwar nicht, was Harry wirklich braucht,“ erinnerte sie, „aber was er ganz bestimmt nicht gebrauchen kann.“

Entschieden nickend nahm Remus noch immer nicht seine Augen von diesem Anblick gleich neben ihm. „Keiner von ihnen sollte auch nur eine Sekunde die Zeit haben, über ihn nachzudenken,“ vervollständigte er, und hätte er die anderen angesehen, er hätte Flammen von Erkenntnis und von Hoffnung hinter ihren Pupillen und Regenbogenhäuten auflodern sehen. Ein Ventil geöffnet für ihre Ängste, für ihre Sorgen, für ihre Hilflosigkeit eine Abhilfe, und jeder kam näher heran an die wandernden Punkte auf der Karte von London, die Carrow, Goyle und MacNair hießen. „Ablenkung,“ sagte Fleur mit ihrem breiten Akzent, und Tonks bestärkte diese Aussage mit einem ausgestreckten Finger. „So ist es.“

Fast augenblicklich legten sie los, Fred zuerst, George wie immer nur wenig später folgend, wie sie lossprudelten, beginnend mit wüsten Schimpfwörtern und fiesen Vergleichen über fettige Haare und Erbsengehirne, während Bill zufrieden grinsend den Kopf schüttelte und Charles mit der Zunge schnalzte. „Deine Idee, kleiner Wahnsinnsbraten?“ konnte er es sich lebhaft vorstellen, dass sowas nur aus einem Kopf gekommen sein konnte, den Black'sches Blut versorgte, doch noch ehe sein älterer Bruder die eigene Vermutung loswerden konnte, biss sich Tonks auf die Lippe und deutete mit einem Schwung ihres süßen Kinns auf den Mann neben sich. „Seine,“ stellte sie richtig, und William schwieg sich aus. Die Mundwinkel zogen sich nur noch ein Stück höher.

Remus schien fast verlegen, wie er den Blick senkte und erneut die hektischen Flecken damit versteckte, die sich zwischen Jochbeinbögen und Nasenflügeln ausbreiteten, und die Hand mit dem breiten, versilberten Ring daran, verwob sich ohne sein rechtes Zutun mit ihrer Rechten. Ein bisschen Stütze brauchte er dafür noch. Für so viel wiederentdeckten Mut eines einstmals albernen, aber immer tatkräftigen, mutigen Jungen voller sinnvoller Flausen im Kopf und tapferem Unfug im Herzen.

Fleur aus dem Augenwinkel betrachtend, bis sie erwiderte und verstehend lächelte, fühlte William Arthur Weasley sich befreit, und er richtete sich auf und schlug mit der flachen Hand auf den Oberschenkel in dunkler Stoffhose eines Gringott'schen Fluchbrechers. „Also,“ bat er laut genug, dass seine Brüder ihn hören konnten über ihr Durcheinandergefasel hinweg. „Vorschläge!“ Und aus Quatsch und Possen wurden ernsthafte Ideen für taktisches Vorgehen und Sammlungen von Guerillaeinsätzen. Sie sollten keine Gelegenheit haben, sich auszuruhen.


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