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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Wo die Wölfe hausen

von Teekon

Barfuß schritt er bedächtig über das Parkett, dass der feine Stoff seiner Pyjamahosen über die Dielen strich und seine nackten Füße ein klingendes Geräusch auf dem polierten Holz hinterließen. Er umrundete den Läufer, vermied das watteweiche Gewebe und berührte mehr unfreiwillig die Messingleiste, die im Türrahmen das Schlafzimmer vom Salon abtrennte. Licht zu machen brauchte er nicht, konnte genug sehen im schwachen Schein der Neonreklamen und der Natriumdampflampe draußen in der Newburgh. Rot und Gelb rotierend, flackerten die Glühbirnen auf und warfen einen lebendigen Kreis auf die Paneele an seiner Wand.

Spät war es, das verriet ihm die relative Ruhe unter seinem Wohnhaus, die Sperrstunde längst durch, und nur noch vereinzelte Grüppchen von Partygängern und hier und da ein einsamer Säufer huschten durch die engen Gassen von Soho, um auf die großen Boulevards zu gelangen und sich eine Taxe für den Nachhauseweg zu rufen. Die U-Bahn fuhr um diese Zeit längst nicht mehr und würde es erst in etwa zwei, zweieinhalb Stunden wieder tun. Er kümmerte sich nicht darum. Ein wenig müde nur, rieb sich Sirius Black den Nacken unter den dunklen Locken und unterdrückte ein Gähnen.

Gern hätte er noch geschlafen. Zeit zum Ausruhen war rar dieser Tage, und dennoch fiel es sehr schwer, die wenigen kostbaren Augenblicke auch wirklich auszunutzen. Ein ausgedehntes, gemütliches Mahl, ein paar angenehme Mußestunden vor dem Kamin, die Sonne genießen im Park. Er konnte sich kaum erinnern, wann er das letzte Mal dazu gekommen war. Langeweile, die kannte er jedoch zu Genüge. Das unerbittliche Sitzen und Warten, darauf, dass irgendwas geschah, dass man Neuigkeiten hörte, mit denen etwas anzufangen war, das war so sehr ein Teil des Lebens geworden wie das Hintern-Plattsitzen auf den rissigen Holztribünen am Quidditchstadion. Vor so endlos langer Zeit. Und dabei gerade mal zwei Jahre her.

Er seufzte tonlos, die Schultern hoben und senkten sich ausgiebig, ohne dass auch nur das leiseste Geräusch seinen Lippen entkommen wäre. Von 0 auf 180 schalten, oh ja, darin waren sie alle Meister geworden. Die ständige Alarmbereitschaft forderte ihren Tribut. Gerade jetzt, mitten in der Nacht, wenn er eigentlich selig hätte schlummern sollen in seinem großartigen Baldachinbett mit den bordeauxroten Portieren, war es ihm unmöglich, die Frequenz seines Herzschlages herunter zu regulieren und einfach nur die Augen zu zumachen. Dabei war er wirklich fällig. Die Lider schwer wie Blei.

Neidisch konnte man werden, befand Sirius, noch immer auf der herrlich kühlen Schwelle verharrend, wie er sich herumdrehte. Da lag er auf der Matratze, der gute alte Moony, auf seiner Seite, bis ganz dicht an den Rand gedrängt, dass man Angst haben musste, er könne jeden Moment aus dem Bett heraus plumpsen. Tat er aber nicht. Weil er sich nicht bewegte, nicht mal mit dem Finger zuckte. Er schlief, nein, er pennte wie ein Stein, hatte sich kaum richtig ausgezogen, und Jacket, Schuhe und Hemd verteilten sich unordentlich zwischen Pfosten und Nachttisch in drei uneleganten Haufen, die fatale Ähnlichkeit hatten mit überfahrenen Waschbären.

Wann er hergekommen war, das hatte Sirius schon noch mitbekommen, halb wach, wie er schon gelegen hatte, irgendwann nach Untergang eines zunehmenden Mondes. Ob Remus jedoch bemerkt hatte, der Hausherr knackte keineswegs, da war sich Mr. Black nicht so sicher. Kein Wort gesagt, kein „Hallo“, kein „schlaf weiter“, gar nichts dergleichen. Sich Mühe gegeben, leise zu sein, nicht so viel Wind und Aufhebens darum machen, wie weit fortgeschritten die Nacht schon gewesen war. Und so vorsichtig hatte er sich auf die Matratze gehockt, war er schließlich zur Seite gekippt und beinahe augenblicklich auch eingeschlafen gewesen, als wolle ein Spatz auf einer Hochspannungsleitung Platz nehmen.

Schmutzig war er. Selbst in der klammen Dunkelheit des Schlafzimmers, die Vorhänge aus dichtem Brokatstoff zugezogen, waren die unregelmäßigen Flecken und Striemen aus Erde und Staub und wusste der Teufel was noch gut und deutlich zu erkennen. Ihm stand ein Haarbüschel gleich hinter dem Ohr senkrecht nach oben ab, und sein Bärtchen, längst nicht mehr filigran und schmal geschnitten, schaute aus wie das zum Angriff gesträubte Fell einer Straßenkatze. Die tiefen Ringe unter den Augen, die gräulichen Falten zwischen Nase und Lippen, wirkten nur noch aufdringlicher in dieser Konstellation. Sirius mochte das nicht.

Dass er sich überhaupt zugedeckt hatte, war beinahe ein kleines Wunder. Bis knapp unter die Achseln gezogen hatte er sich das weiße Laken der Unterdecke, umso mehr betonend, wie verwaschen und abgescheuert sein Ripp-Hemdchen mittlerweile geworden war. Der eine Arm klemmte den Überzug ein, der andere, der Rechte, lag lang ausgestreckt auf dem Kissen, so dass die Finger die Streben der Kopflehne erreichten. Und auf dem Oberarm ruhte die vedreckte Wange. Kein feines, zirpendes Atemgeräusch, wie Sirius es so von ihm gewohnt war. Remus schlief so fest, man hätte ihn für tot halten können, hätten sich seine Augen nicht hin und wieder unter geschlossenen Lidern hektisch bewegt.

In Gedanken versinkend, schweifte Blacks Blick von dem komplett erschöpften Freund ab, und er rollte die eigenen Schultern, um das locker darum gelegte Hemd vorm Abrutschen zu bewahren. Es war nicht kalt. Und trotzdem wollte er nicht oben ohne herum laufen, nicht einmal in der relativen Sicherheit seiner eigenen Wohnung. Niemand wollte halbnackt überrascht werden. Schon gar nicht unbewaffnet. Deshalb das gute Stück immer dabei, die hübsche Rotbuche, die ihn nun schon seit zehn Jahren begleitete. Ein wenig edles Gehölz, das hatten sie ihm damals vorgeworfen. Kein außergewöhnlich gemasertes Astwerk, keine exotische Färbung, nicht einmal ein mythischer Baum, nichts dergleichen. Und doch wusste Sirius Black, dass dieses unscheinbar gleichmütig gewachsene Holz ganz genau zu ihm passte.

Der Zauberstab erwählt den Zauberer. So war er zur Buche gekommen, so Vater zur Mooreiche, und er fühlte sich nicht einmal unbehaglich dabei, ihn so zu nennen, auch wenn es nur im Geiste war und nicht ausgesprochen wurde. Remus trug Erle, Pete Kastanie, und nichts hätte James besser charakterisiert als das feuerschimmernde Mahagoni, mit der er seine ganz eigene Magie bündelte. James. Sofort verdunkelte sich Blacks Miene wieder, während er die kleine Stufe in den Raum hinunter nahm und gleichzeitig nach der Pfeife auf der Anrichte griff. Die Sorgen ließen sich nicht abschütteln. Sie bissen sich fest wie kleine Parasiten und nagten an ihm, an seiner Seele, seinem Herzen, in jedem Augenblick, ob er wachte oder schlief.

Sie hatten quasi gleich zusammengepackt, nachdem das merkwürdige Schwanken durch eine unsichtbare – und unbekannte – Barriere gedrungen war, das sie alle aufgeschreckt hatte. Ihm gefiel das nicht, oh nein. Sie zu sich holen war sein Anker gewesen, wie eine Insel inmitten des tobenden Ozeans, der einzige Ausweg und die perfekte Möglichkeit, sie zu beschützen. Als wenn er alleine das vermochte. Scheißegal, jedenfalls wären sie unter seinen Fittichen gewesen, er immer da, wenn sie Hilfe bräuchten, von ihm aus auch nur zum Windelnwechseln. So aber. Sirius grummelte sich in den Bart und schüttelte den Kopf. Nicht gut. Sie waren auf sich allein gestellt.

Fast im Schlaf stopfte er den herben Tabak zurecht, eine kleine Pyramide in das runde Loch. Wenn er wenigstens eine Verbindung hätte halten können. Der zweiseitige Spiegel, immer war er praktisch gewesen, doch ihn zu benutzen war zu gefährlich. Magie hinterließ immer Spuren, das hatte Flitwick ihnen eingeschärft in Jahren seines Zauberunterrichts, und ob der Kontakt zurückverfolgbar war wie die Telefonleitung in einem billigen Muggelkrimi, das wusste nicht mal Dumbledore. Oder hätte es gewusst, wenn sie ihm von dem Artefakt erzählt hätten. Es gab eben Dinge, die gingen den Knaben immer noch nichts an, so als wären sie dumme Schuljungs, die ihre Tricks nicht verraten wollten. Black rollte mit den Augen. Bescheuert. Aber so war's eben.

Man behielt vieles für sich, dieser Tage. Ungezwungenes Geplapper im 'Tropfenden Kessel', das gab es nicht mehr, Abende, an denen die ganze, mittlerweile so schmerzhaft zusammen geschrumpfte Rothühnerbande zusammengehockt und einfach belanglos geredet hatte. In großer Runde treffen? Ein wunderbares Ziel abgeben für die Banden der Todesser, damit sie so viele von ihnen wie möglich auf einmal erwischen konnten? Nein, das war nicht möglich. Das letzte Mal so beisammen gewesen zu Nevilles Geburt, nun auch schon fast drei Monate her. Lächerlich. Zwölf Wochen. Und schon kam er sich vor, als wären es zwölf Jahre in Azkaban.

Er fragte sich, wie es den anderen ging. Die Pfeife im Mundwinkel, zückte er den Zauberstab und hielt ihn unbequem schräg an das winzige Häuflein aus getrockneten Blättern, und nonverbal befehlend, entzündete ein Incendere den Tabak zu glimmender Glut. Sturge und Stan, Em und Marlene, sie alle hatte er nicht einmal gesprochen seitdem. Stimmte nicht ganz. Den jüngeren der beiden Podmore-Brüder hatte er vor zwei Tagen abgelöst, auf Wachgang in Godric's Hollow. Wo immer viel los war. Wo jeder Schatten ein Feind sein konnte. Denn natürlich vermuteten die Anhänger des Dunklen Lords die Potters hier irgendwo, verborgen auf eigenem Mutterboden. Vollidioten.

Dass sie überall sein könnten, das musste doch auch Todessern klar sein, die so dämlich waren wie Nott und Mulciber und obendrein drei mal so hässlich. Klar, definitiv noch in Großbritannien, obwohl das eigentlich ganz schön bekloppt war, die Welt so groß. Und am liebsten hätte er selbst gerne eine blasse Ahnung davon gehabt, wo sein bester Freund und seine kleine Familie sich aufhielt, wo sie nun nicht mehr bei ihm bleiben konnten. Sich melden würden sie, hatte James gesagt, sobald sie sich einigermaßen sicher fühlen würden. Darüber schnaubte Sirius so heftig, dass ein Funke, silberorange, aus dem Pfeifenkopf stob und zu Boden segelte. Er verglomm, ehe er die Dielen erreichen konnte.

Woher also hatten sie's gewusst? War das nur Geratewohl gewesen? Einfach mal abklopfen, vielleicht sind sie bei Black? Nein. Das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, gleichgültig, wie sehr ihn dieser Gedanke beruhigt hätte. Nach Frank und Alice, nach den Longbottoms, wurde da nicht so intensiv gesucht? Oder wieso blieben sie unbehelligt und konnten sich seit Monaten, ja, seit der Kleine auf der Welt war, bei ein und demselben Familienzweig verbergen? Am Catlinit lutschend, so angestrengt, dass ihm die Kiefermuskulatur weh tat, runzelte Sirius immer mehr die Stirn, und grübelnd beugte er sich vornüber, bis er einen Puckel bekam wie Greyback persönlich. Weil es nur eine vernünftige Erklärung dafür gab. Und die wollte er weder hören, noch denken, noch gelten lassen. Nur acht Menschen hatten gewusst, dass Lily, Harry und James bei ihm sein würden.

Er rauchte zu viel. Das hatte er früher nicht getan. Ein Genussmittel gewesen, genau wie Feuerwhiskey und Elfenwein, doch längst mehr als das. Kleiner Seelentröster. Beruhiger. Beschäftiger. Eine Hand mangels Hosentaschen in die Hüften stemmend, die andere am Meerschaum, stapfte Sirius Black noch etwas weiter in sein Wohnzimmer hinein, wo die Lichter der Stadt nur noch stumm tanzten auf den Wänden, gespiegelt in den Gläsern von Vitrinen, über Porzellan und Instrumentarien gleitend. Alphards alte Standuhr tickte in ihrem persönlichen Spiel, ein lautes Klacken des Pendels, ein leises Klicken der Zahnräder in ihrem Inneren. Schlafen zu können, das wünschte er sich mehr als alles andere im Moment. Unschlüssig tippelte er von einem Fuß auf den anderen und drehte sich dabei im Kreis wie ein Tanzbär.

Heiße Phase. Was auch immer werden mochte, welche Schicksalswendungen nun den Ausgang des Krieges bestimmen würden, dies hier war die heiße Phase. Mit der Flucht der Potters, als Zielscheibe festgelegt, hatte sich alles geändert. Und Sirius mochte es nicht, wie in den Sitzungen des Ordens darüber gesprochen wurde, wie weit Voldemorts Arm schon reichte. Anhänger. Nicht mehr nur Hexen und Zauberer. Mehr als nur ein paar abtrünnige Dementoren, denen er Seelen versprochen hatte. Dumbledore hatte davon berichtet, Doge hatte, jeder der Älteren, die irgendwo in Lohn und Brot standen und ihre Verbindungen ausnutzten. Sich darüber auch noch den Kopf zerbrechen zu müssen, nicht in der Lage zu sein, sich einzig und allein auf die unmittelbare Bedrohung seiner ganzen Lebensgrundlage fixieren zu dürfen, das zermürbte umso mehr.

Das zarte Klopfen an der Tür schreckte ihn nicht auf. Wer es bis hierher schaffte, der war entweder ein Muggel, oder dessen magische Signatur war autorisiert, und so hob Sirius nur das Kinn und brummte eine wortlose Zustimmung in Richtung der Bitte um Einlass. Ein Spalt öffnete sich, vier bleiche, kurze Fingerchen wurden am Türrahmen sichtbar, und dann wurde fussliges, blondes Haar in den Raum vorgeschoben. „Komm rein, Wurmi,“ erweiterte Black seine Aufforderung, und Peter Pettigrew schlüpfte viel agiler als man es ihm je zugetraut hätte, in den Salon ohne Foyer. Die Tür fiel hinter ihm leise klickernd ins Schloss, wie er „hi, Sirius“ flüsterte.

Pete sah auch nicht besser aus als er, befand Black, dessen Augen schon viel besser an die Dunkelheit gewöhnt waren, während sein Besucher heftig blinzeln musste, um sich an die spärlichen Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Seine so blassen Regenbogenhäute glänzten vom Schein der Neonreklame in Rot, und die Schultern hängen lassend, versenkte der kleine Pummel beide Fäuste in den Hosentaschen. Genauso müde und fertig wie sie alle, so als wolle er am liebsten auch gleich wie Remus einfach umfallen und ratzen bis zum Morgengrauen. In volle Robe gekleidet, die Schuhe noch mit einer feinen Lehmschicht überzogen, war auch Pettigrew wohl für den Orden unterwegs gewesen.

Ihn heranwinkend, die Abwechslung und Gesellschaft willkommen heißend, umrundete Sirius den einen Sessel, auf dem sonst der Älteste immer hockte, und seine Umhängetasche beiseite schiebend, verschaffte er sich Platz. „Setz dich,“ bat er den Freund, und Peter ließ sich da nicht zweimal bitten. Die zweite Sitzgelegenheit erreichte er mit ein paar schnellen, aber nicht hastigen Schritten, fiel wie ein nasser Sack in die Kissen und breitete die Arme über die Lehnen aus. Die krausen Härchen vor seinen spitzen Ohren, der Ansatz von Koteletten, klebten ihm feucht auf der Haut, und die Farbe seiner Stirn hätte man mit der einer Wasserleiche vergleichen können. Ein verständnisvolles Lächeln huschte über Blacks Gesicht, und fast ein bisschen verlegen erwiderte Peter die Geste.

So tief ausatmend, wie er eben nur konnte, streckte Pettigrew beide Beine unter dem Couchtisch aus, dass er eine gewisse Analogie zu Humpty-Dumpty entwickelte, doch Sirius stichelte nicht und lachte nicht mal innerlich. Sie waren beide entsetzlich müde, aber warum der Kürzeste im irren Quartett dann nicht lieber zuhause rumhing als hier, das wussten sie beide nur zu gut. Weil er genauso wenig ein Auge zubekommen würde. Seliger Moony.

„Irgendwas Neues?“ wollte Sirius erfahren, wo Pete sich herum hatte treiben müssen und welche Gefechte in dieser Nacht ausgetragen worden waren, doch Pettigrew schüttelte so heftig den Kopf, dass seine weichen Haare flogen. Das Gesicht, das er dabei machte, eine Mischung aus resignierter Langeweile und deprimierender Erwartung, und fast hätte Black erneut gegrinst. So schaute er im Spiegel auch immer aus in letzter Zeit. „Nein,“ seufzte der junge Koch und hob nur schwach eine Hand von der Armlehne ab, ehe er sie wieder darauf fallen ließ. „Absolut nichts.“

Black grunzte und schielte in die Glut seiner Pfeife, ernsthaft überlegend, ob er sie verlöschen lassen oder nachlegen sollte. Das Kinn stur geradeaus, blickte Pete nur verstohlen unter seinem Pony zu ihm herüber. „Und du?“ fragte er nach. „Was gehört?“ Natürlich meinte er James und Lily. Hatten's ihm doch versprochen, ihrem Trauzeugen und Harrys Paten, Bescheid zu geben, wo sich ihr nächstes Versteck befinden würde. Aber so wie Sirius die Stirn runzelte und seine Brauen sich fest ineinander schoben, um sich gegeneinander aufzutürmen, wusste Peter schon die Antwort, bevor sie gegeben wurde. „Nope. Keinen Furz.“

Frustrierend. Ja, das hatte er recht. Genau so wie Sirius sich fühlte, so klang auch das entnervte Prusten, das von dem anderen Sessel zu ihm herüber drang. „Also weiß keiner, wo sie sind?“ Erneut schüttelte Black fest den Kopf und verkroch sich noch tiefer in den Kissen, dass Remus' Tasche dazwischen hervor rutschte und auf dem geknüpften Perser landete. Nicht einmal die Karabiner, die den eigentlichen Beutel mit dem Schultergurt verbanden, klirrten dabei. Nur noch angeätzter rollten die dunklen Augen in ihren Höhlen, und Sirius robbte vorwärts, um sich umständlich nach dem Stoff zu bücken.

„Und wie geht's dir?“ hakte Peter nach und beugte sich in einer fließenden Bewegung vor, bis seine Nase fast die schlafenden Köpfchen der Schnittblumen in ihrer Vase berührte. Wenn der man nicht gleich mit der Wange auf dem Glas landete und doch noch auf der Stelle narkoleptisch wurde. Black klaubte zusammen, was aus Lupins Tasche herausgeschlittert war, zuckte die Schultern und beförderte ein dünnes, gebundenes Büchlein auf die Tischplatte. „So la la,“ untertrieb er maßlos und brachte seinen kleineren Kumpel damit zu breitem Grinsen. Na klar. Wieso behauptete er nicht gleich, er wäre in fantabulöser Hochstimmung?

Beide mussten heiser lachen, einander wunderbar durchschauend, ganz wie in alten Zeiten, wie Sirius sich aufrichtete und den ganzen Kram wieder zwischen die Kissen stopfte. „Bei dir?“ erfolgte die Gegenfrage, die Pettigrew sofort heftig abwinkte, als habe er sich nach den sechs Lottozahlen der Woche erkundigt. „Meine Mutter macht mich wahnsinnig,“ zog er das Adjektiv in die Länge, angelte sich das Heft auf dem niedrigen Couchtisch und zauberte eine steile Falte mitten auf seinen Nasenrücken. Noch bevor er die Beschreibung des allgemein üblichen Gemütszustandes von Mrs. Pettigrew beendet und Sirius darüber schmunzelnd gekichert hatte, in einen Redeschwall gebracht, dachte er laut: „Ist das nicht aus der Verbotenen Abteilung?“

Dass Peter Patrick Pettigrew das überhaupt bemerkt hatte, diese gelbe Markierung am unteren Ende des Buchrückens, war schon eine bemerkenswerte Leistung, nicht nur wegen der Dunkelheit im Salon, denn die beiden Männer hatten sich noch immer nicht bequemt, eine Laterne anzuzünden. Aber dass er sich auch noch daran erinnerte, dass Gelb für den stets abgeschlossenen Bereich der Bibliothek von Hogwarts stand, aus dem man eigentlich gar nichts ausleihen und den man nur mit Sondergenehmigung mindestens eines Lehrers überhaupt hatte betreten dürfen, ließ Sirius ein stummes Pfeifen entkommen. Na klar war's das. Wie er es ihm nun hinhielt, gleich neben seinem runden Gesichtchen mit dem spitzen Kinn, erkannte er es an der Form, an Stärke und Dicke der aufeinander gelegten Seiten. Den Titel hatte er damals nicht lesen können, doch trotzdem hatte Black sofort das Bild wieder vor Augen, wie Remus sich ein kleines Souvenir gegönnt hatte: „Legilimentik & Okklumentik – ein praktischer Leitfaden für den guten Spion.“

„Ah ja,“ hob er den verstehenden Finger und klopfte auf den Einband. „Hat Moony geklaut,“ nickte er bestimmt, und Petes dünne Brauen schnellten beide nach oben, wie es auch ihm sinnvoll erschien. „Ah,“ wiederholte er, klappte die Seiten auf und überflog eifrig die einzelnen Übungen. „Meinst du, er bringt's uns bald bei?“ freute er sich ganz eifrig, die ganze Miene hell geworden vor plötzlich aufflammendem Enthusiasmus, und Sirius fühlte eine unbändige Sommerglut zwischen den Rippen. Mann. Genau wie früher. Einfach unglaublich, wie viel Leben in diesem kleinen Kerl steckte und wie unschlagbar gut er das vermitteln konnte. Am liebsten hätte er ihn zu sich rübergezogen und ihm kräftig durch die Haare gewuschelt, ihn an sich gedrückt und auf die baldige Glatze geknutscht.

Eine hervorragende Eingebung, diese beiden Techniken endlich einzustudieren. Wie oft sie die schon gut hätten gebrauchen können, und von welch unschätzbarem Wert sie sein konnten, gerade jetzt, in dieser Situation. Mit dieser Idee mehr als zufrieden, schürzte Black die Lippen, stützte sich mit einer Hand auf dem eigenen Knie ab und stimmte zu. Noch bevor er jedoch etwas dazu sagen konnte, wanderte diese merkwürdige, so fremde Falte zurück auf Wurmis kurze Stirn. Verwirrt sah er aus, blätterte hin und er und bewegte dabei den Kopf so schnell, als wolle er ihn ablehnend schütteln. „Er ist schon bei Lektion 26.“

Nur am Rande bekam Sirius das noch mit, wunderte sich ebenfalls darüber, wie er sich längst nach dem sorgfältig gefalteten Stück Pergament bückte, das aus den Seiten des Buches über Legilimentik herausgefallen war. Fast unter den Sessel war es gesegelt, und er verrenkte sich schmerzhaft, noch immer halb im Schneidersitz. Wie seine schwarzen Locken mit einem Mal zwischen seinen Knien auftauchten, quietschte Pete fast erschrocken, aber sagen tat auch er nichts.

Es war nichts Besonderes, ein einfaches, typisches Stück Schmierpapier, so ein Streifen Pergament, wie man sie nach Klausuren unten abschnitt, weil sie unbeschriftet waren. Dieses hier jedoch war zu einem einfachen Brief umfunktioniert worden, und wo auf der einen Seite in grober, aber sauberer Schrift mit dickem, schwarzem Kiel Remus' Adresse aufgetragen worden war - „Remus J. Lupin – Salty Street #87 – Aldgate East, London“ - befand sich auf der Rückseite die eigentliche Nachricht. Kurz, prägnant, kryptisch zugleich:

„12/10, 2300, Battlewell. Bain.“

„Was is'n das?“ wollte Peter wissen, doch Sirius grübelte noch viel zu sehr, schlug sich mit dem Pergament vorsichtig auf das Handgelenk, wieder und wieder, während sein Gegenüber längst nicht mehr an dem Büchlein interessiert war. Battlewell. Das war unten an den Docks. Canary Wharf. Was bei Merlins käsigen Füßen wollte er da unten? Oder eher: Wen hatte er da getroffen am 12. Oktober um 11 Uhr nachts? Bain? Er kannte keinen Bain. Sich fest das Kinn reibend, dass die Stoppeln nur so kratzten, bemerkte er nicht den Blick, den Peter durch die offene Schlafzimmertür warf, und er sah nicht das hell pinke Erröten von Deja vu.

Als er sich wieder aufrichtete und Pettigrew das Übungsheft aus der Hand nahm, versehen mit dem gelben Stempel der Unberührbarkeit, versenkte Sirius die kurze Nachricht wieder genau in der Mitte, wo sie bereits eine Aussparung eingeprägt hatte. Mit zu kleinen Schlitzen verengten Augen warf er Pete einen Blick zu, doch der zuckte nur mit den Achseln und kaute sich auf der Lippe herum. Battlewell, Canary Wharf. Wo die Wölfe hausen.


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