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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Käfig und Schlinge

von Teekon

„Unter's Sofa! Unter's Sofa!“ rief er ihr zu und fuchtelte wild mit dem linken Arm, den er umständlich nach hinten verdreht hatte, während er sich mit der anderen Hand am Türrahmen festhielt. Den Körper gegen das kühle Holz gepresst, lugte er vorsichtig um die Ecke, dass nur ein Auge den langen Flur, den Treppenaufgang und die schmale Haustür im Blick haben konnte. Dumpf pochten erneut Schläge von schweren Fäusten dagegen, dass das eingelassene Glas darin vibrierte. „Aufmachen! Magische Strafverfolgung!“

Sie wollte nicht. Sie wollte sich nicht verstecken vor diesen Heuchlern, diesen Scharlatanen, die sich einen Titel zu eigen gemacht hatten, der ihnen nicht gebührte, den sie nicht mal ansatzweise verdienten. Aurora. Die Göttin der Morgenröte. Die Hoffnung am Horizont. Ihre Kiefermuskeln verhärteten sich zu dicken Klumpen aus Wut und Verzweiflung, und sie schluckte die Tränen mit aller Macht hinunter, die sich hinter ihren Augäpfeln gebildet hatten. Schwarz die Iris davon. Es war ihre Aufgabe gewesen, sich mit dieser Losung zu jedem Haushalt Zugang zu verschaffen.

Die Finger ihrer Mutter, die sacht, aber bestimmt, an der Bluse auf ihrer Schulter zogen, holten sie in die Gegenwart zurück, und im fahlen Schein der elektrischen Lichter im Hause ihrer nicht-magischen Großeltern schloss Dora Lupin für einen Moment die Augen und nahm einen tiefen Atemzug. „Liebes?“ bettelte Andromeda, und die unterschwellig brodelnde Panik in dieser doch sonst immer so festen Stimme verpasste jedem Anwesenden einen Stich in der Brust. Aber Dora tat, was man von ihr verlangte, und sich zwischen dem niedrigen Tischchen und dem Sitzmöbel duckend, rollte sie unter die Couch und verschwand im Schatten.

Von dort unten – welch klägliches Versteck – konnte sie nichts weiter sehen als die unruhig trippelnden Füße und die hin und her schwankenden dunklen Hosenbeine, dicht bei einander stehend, die ihren Eltern gehörten. Zwischen ihr und Remus blockierten Möbel die Sicht. Seine Stimme, rauchig, ein Kratzen darin, das sie von Konfrontationen kannte, das er nicht unterdrücken konnte, wenn das Adrenalin durch seine Adern pumpte, sagte nur ein Wort: „OK?“ Und obwohl er nicht sie meinte, nickte sie bestimmt. Bereit. Sollten sie nur kommen. Den Zauberstab aus dem Ärmel ihrer violetten Strickjacke schiebend, drehte sie sich auf die Seite und lag still.

Das Klopfen war zum Poltern geworden, als es das dritte Mal durch das kleine Reihenhaus in der Chaffinch Lane hallte. „Sofort aufmachen!“ brüllte ein einzelnes Register, doch er konnte mindestens drei Gestalten da draußen erkennen, die in der Nacht auf ihrer Schwelle standen. Remus warf einen letzten Blick über seine Schulter hinüber zu den beiden Menschen, die sich nah bei einander hielten und ihm zunickten, auch wenn er die Blässe sehen konnte, die in Teds sonst so lebendige Pausbacken gestiegen war. Da waren dunkle Ringe unter Andromedas Augen, er sah sie genau. Ihnen nicht im geringsten zeigend, wie sehr er in ihren furchtsamen Gesichtern lesen konnte, wandte er sich ab und wappnete sich.

Er war es gewohnt. Er kannte sowas wie das hier. Razzia. Nichts Neues und trotzdem ganz anders als früher, wenn Teams von Zauberern in dunkelgrauen Roben, Käfig und Schlinge auf ihren Abzeichen, die Docks durchkämmt hatten. An der Wand stehen, stundenlang. Warten. Bis sie alle Papiere gesichtet hatten, bis sie verglichen hatten, als wäre er eine Brieftaube oder ein experimentell freigelassener Versuchsaffe. Nicht mehr darüber nachdenken. Für sie beide da drinnen im Wohnzimmer war das hier blanker Horror. Den Arm so hoch reckend wie er nur konnte, schob Remus sein Erlenholz auf die Vitrine, und erst, als er es gegen die Verzierleiste rollen hören konnte, trat er aus der Tür hinaus auf den Flur und machte auf die altmodische Muggeltour Licht.

„Ich komme!“ antwortete er endlich, und augenblicklich erstarb der donnernde Radau gegen die Tür, lauschte man hinaus, ob man das wirklich gehört hatte. Ihre Schatten fielen nicht mehr lang und gedehnt über den Läufer, geworfen vom neongelben Leichenschimmer der Straßenlaternen, und trotzdem konnte er erkennen, wie sie ihre Zauberstäbe zogen. Kurze, konische Dinger ohne Dekoration. „Schön langsam, Freundchen!“ ertönte die gleiche Stimme, wohl zu dem Mann gehörend, der den Trupp anführte. Schritt für Schritt, bloß keine vorschnelle Reaktion provozierend, begab sich Remus auf sie zu, die Hände flach ausgestreckt erhoben. „Ich bin unbewaffnet,“ versicherte er. Ob man ihm glaubte oder nicht, das würde er bald genug erfahren.

Schlurfend zog Remus das eine Bein nach, wie er bedächtig die eine Hand senkte, ohne die Augen je von den dunklen, fast durchscheinenden Figuren zu nehmen, die ungeduldig von einem Fuß auf den anderen wippten. Jemand zog aggressiv die Nase hoch, und es gurgelte in seinen Kieferhöhlen davon. Für einen kurzen Moment breitete sich spitze, heiße Gänsehaut in Lupins Nacken aus, ehe er umständlich den Hals verdrehte und jegliche nach außen schimmernde Angst komplett in sich hinein drückte, so als ziehe man eine Hose von links auf rechts und verberge damit die Schwachstellen ihrer Nähte. Seine Finger schlossen sich um den Türknauf, und er ließ ihn zur Seite schnacken, um das Schloss zu öffnen.

Beinahe im selben Augenblick machte er einen halben Satz nach hinten, vollkommen erwartet, wie sofort die Tür gepackt und nach innen gedrückt wurde von kräftigen Armen, schmutzige Hände mit ungepflegten Nägeln, starrend vor Dreck, legten sich daumenlos um das Blatt, und der Handlauf des Treppengeländers bohrte sich Remus genau zwischen das eine Schulterblatt und die Wirbelsäule, wie sich tatsächlich drei Gestalten in den Hausflur drängten. „Fein gemacht, gute Entscheidung,“ lobte der Rädelsführer, ohne denjenigen gesehen zu haben, der so unterwürfig und folgsam Ministeriumsangestellte herein gelassen hatte.

Der Erste war der mit der fehlenden Seife, und in Kleidern, die auch ohne sein breites Kreuz und die muskelbepackten Arme aufrecht stehen geblieben wären, drängte sich ein altbekanntes Gesicht auf den Perser, und mit der Klappe genau auf dem Auge, das Remus zugewandt war, entdeckte er ihn nicht gleich, knurrte misstrauisch und verrenkte sich, um den schmalen Raum mit der vollbeladenen Garderobe und dem einzelnen Schuhschrank genau zu mustern. Dahinter konnte sich niemand verbergen. Sein Kumpane, lang und gut gebaut, wesentlich eleganter schreitend und sauberer gekleidet, schlug ihm mit dem flachen Handrücken auf die Brust, dass zerschlissenes Leder nur so knallte.

„So so, wen haben wir denn da?“ Er erkannte den Bariton mit dem gebieterischen Ton nun viel besser als durch die Wand, doch Lupin sagte kein Wort und starrte den Anführer der Hassardeure nur unverhohlen an, ohne dabei nur einen einzigen Lidschlag lang herauszufordern. Schon immer gut gekonnt. „Schwiegersöhnchen ist auch zuhause,“ säuselte Rabastan Lestrange, und durch sein eigentlich doch so hübsches Gesicht zuckte ein boshaftes Glimmen, das sogleich wieder verschwand. Nur die linke Braue blieb steil nach oben gezogen, dass sie beinahe sein Haar berührte.

Keine Aurora auf seiner Robe, schwarz und makellos über einem dunklem Anzug aus dem selben samtenen Stoff, den Sirius so gern zur Schau gestellt hatte. Manschettenknöpfe aus funkelndem Gold blitzten in dem für seine Augen so ungewohnten Licht kalt und anteilnahmslos auf, und der Sohn aus alter Reinblütersippe kniff die Lider zusammen, ehe er mit angewidert flämender Oberlippe einen raschen Blick nach oben warf. Konvexes Glas, dahinter hervor scheinend der glühende Wolframdraht, der von Elektrizität gespeist den Raum mit Licht flutete. Lestrange sah aus, als wolle er am liebsten rückwärts zurück auf die Straße springen. Statt dessen entkam ihm nur ein Geräusch des Ekels, und er wischte sich mit dem Schoss seiner Robe über die schwitzige Wange, um imaginären Schmutz eines Muggelhauses loszuwerden.

Fast unscheinbar blieb da der Dritte im Bunde, der nicht drängte und schubste, sondern sich im Hintergrund hielt. Sorgsam darauf achtend, den vor ihm schreitenden Zauberer keinesfalls zu berühren. Nicht einmal mit einem Atemzug. Erst als der Schläger vorneweg ihn anknurrte zum Zeichen, dass er Platz machen, dass er zurück treten solle, rührte Remus Lupin sich von der Stelle, drehte ihnen niemals den Rücken zu, sondern bewegte sich genauso langsam halb rücklings in den Türrahmen zum Wohnzimmer zurück, wie er hergekommen war. In der Dunkelheit unter dem Vordach war er noch leichter zu identifizieren als in hellstem Sonnenschein. Weil er ihn so kannte. Filbert Holmes.

Er hätte schwören können, dass er stehenblieb, dass sie beide stehenblieben. Einander musternd, genauso überrascht davon, dem einen an diesem Ort zu begegnen, wie der andere. Und sie sagten kein Wort. Nicht einmal mit den Augen grüßten sie. Stille. Sie blieben ruhig, gelassen, auch wenn sie die Lage nicht einschätzen konnten. Wieso Holmes dabei war, warum jemand wie er einem solchen Trupp zugeteilt war, darüber brauchte Remus nicht nachzudenken. Perfekte Einschüchterung. Eine Waffe aus wandelndem Schrecken für jeden, den zu verhören man gedachte. 'Eine falsche Bewegung, und wir hetzen den Wolf auf dich'.

Und dieser hier, das war nicht irgendeiner, nicht ein tumber Türsteher an einer zu teuren Diskothek, kein unzähmbares Monster wie Greyback selbst. Er hatte es nicht vergessen, warum Dragan Scabior ihn so geschätzt hatte, den Mann im immer gleichen Mantel, der bissige Wachhund. Immer auf der Lauer, ein schlauer Bursche mit wachem, scharfem Verstand und zähem Durchhaltevermögen. Und niemals wohlgesonnen gewesen. Erst recht nicht seit damals, seit sie Stapleton gefunden hatten mit zerrissener Kehle im Moor. Hitze flammte in Remus' Kopf auf, als hätte jemand ein Feuerzeug an ausströmendes Gas gehalten, doch er ließ es sich nicht anmerken. Denn heute, ja, heute wusste Holmes, wer seinen Freund getötet hatte.

Stück für Stück wich Lupin vor den drei Männern zurück, und MacNair, seiner räumlichen Sicht nun schon eine ganze Weile beraubt, polterte mit einem Oberschenkel gegen die Kommode, in der die Familie ihre Schuhe aufbewahrte. Säuerlich darüber gab er nur wieder dieses Geräusch von sich, das klang, als schleife jemand eine rostige Sense. Henker. Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe. Mit aller Macht musste Remus es unterdrücken, das Zähneknirschen genauso wie das schadenfrohe Grinsen. Für Seidenschnabel. Für Neville. Hatte es ihm ordentlich gegeben. Nie wieder geheilt, das Auge, in das ein 15jähriger Junge mit voller Wucht seinen Zauberstab gerammt hatte, das brennende Feuer des Kampfes darin noch glühend. Mittelalterliche Strafe.

Immer gräulich, immer blass, es war unmöglich, in Lupins Gesicht zu lesen. Da waren keine verräterischen Spuren. Seine Narben pulsierten nicht, waren von einem fleischigen Rot, seine Brust hob und senkte sich nicht angestrengt, sondern gleichmäßig, ohne dass ihm das Herz zittrig durch das dünne Oberhemd schlug. Noch immer hielt er die Arme angewinkelt, damit er die Hände präsentieren konnte, und kein Holz ragte aus den Hosentaschen oder hing zwischen den Knöpfen irgendwo in Höhe der Rippen. Nichts, was man ihm abnehmen konnte. Er fand seinen Weg in das Wohnzimmer hinein wie schlafwandlerisch, und in der hellst erleuchteten Stube warteten weitere Bewohner des Hauses.

Rabastan Lestrange breitete die Arme aus und seufzte, als habe er soeben auf dem Bahnsteig in King's Cross seine Eltern getroffen, nachdem er ein ganzes Schuljahr von ihnen getrennt gewesen war. Seine Miene leuchtete förmlich, die Falschheit darin so deutlich wie die Nase in seinem Gesicht. „Liebste Schwägerin!“ rief er enthusiastisch aus und schüttelte den Kopf. „Wie schön, dich wiederzusehen.“ Eine Antwort bekam er nicht, und er hatte auch keine erwartet.

Sie standen nur da, Andromeda und Ted Tonks, aufrecht und dennoch einander stützend, wie sie sich an seinem Ellbogen festhielt und er sich an ihrer Taille, die Winzigkeit an Schwäche, die der Todesser sich erhofft hatte. Alles, was er brauchte, um in diese Kerbe zu schlagen. „Wie ich versprochen hatte, kommen wir zurück,“ erinnerte er sie an seinen vergangenen Besuch, und ob sie es wollten oder nicht, diese beiden so starken Menschen, die so viel miteinander und für einander durchgestanden hatten, zuckten zusammen. Unter dem Sofa, unbemerkt von all den vielen Anwesenden, schlug Kiefer auf Kiefer.

Zwischen der selten genutzten Speisetafel und dem niedrigen Couchtisch, eingerahmt von Kamin und Schrankwand, pflanzten sie sich auf, die drei Schergen des Dunklen Lords, MacNair breitbeinig mit im Gürtel steckenden Daumen, als wolle er jeden Moment Rotz hochziehen und auf das gute Parkett spucken, der zerzauste Fremde mit dem strähnig anliegenden dunklen Haar im Hintergrund bleibend wie ein Bodyguard. Und in der Mitte reckte sich Lestrange und nahm Rednerposition ein. Die drei Gestellten blieben, wo sie waren, stellten keine Fragen und machten keinerlei Anstalten, auch nur den Mund aufzumachen.

Eng anliegende Handschuhe aus bestem Drachenleder zupfte sich Rabastan von den Fingern, den eigenen Zauberstab aus hellgrauem Camaldulensis gut sichtbar wie in einem Holster auf der Brust, und er zog den weichen Werkstoff durch gepflegte Hände, wie er sich in aller Seelenruhe umschaute. Die dunklen Augen wanderten hierhin und dorthin, und was immer sie anschauten, den Kasten mit dem gewölbten Glas davor, die herzförmigen Blätter der riesig gewordenen Tute in der Ecke, das Fliegengitter, hinter dem der Blick frei war auf den schlummernden Garten, er blähte nur die Nasenflügel immer mehr und schüttelte abschätzig den Kopf. Wie die Queen auf einer öffentlichen Toilette. „Immer wieder umwerfend, wie …,“ er machte eine theatralische Pause und rotierte gestikulierend das Gelenk seiner Rechten, „spartanisch ihr leben könnt.“ Lestrange lächelte süffisant und höhnisch zugleich.

Sie reagierten nicht. Ob er das schade finden, oder ob es ihn ärgern sollte, da schien er sich nicht sicher zu sein. Nur kurz musterte er sie, während MacNair in den eigenen Zähnen herumpuhlte und in einem dümmlichen, leisen Lachen die Achseln mehrfach zuckte. Ihre Mienen blieben ausdruckslos, auch als Lupin sich näher zu ihnen gesellte. Drei Statuen von einem gelangweilten Künstler. Die Hände von sich werfend, als habe er gerade eben ein Wunder entdeckt, holte Lestrange tief Luft und knickte in einem Knie ein, wobei er fatal an Dame Edna erinnerte, und am liebsten hätte sie in ihrem Versteck grimmig gelacht.

„Herrje,“ proklamierte Rabastan und schaute sich erneut um, dieses Mal hastiger, fast schon verzweifelt. „Wo ist denn mein süßes kleines Nichtchen?“ Und jetzt wollte er eine Antwort. Es schwamm in seinen Augen. Hart und klamm waren sie mit einem Mal, wie er jeden von ihnen stumm anstierte, fest zusammengepresst die Zähne. Darauf warten musste er nicht. Ohne einen Schritt vorwärts zu tun, die Hände herabhängend an den Seitennähten seiner Hosen, gab Lupin ihm, was er wollte. „Sie macht Besorgungen,“ blieb er sachlich und unverfänglich. „In der Winkelgasse.“ Weil es nicht verdächtig war. Und weil sie es nicht auf die Schnelle nachprüfen konnten.

Die eine Braue erneut steil nach oben ziehend, verharrte der Anführer des kleinen Kommandos für ein paar Sekunden, in denen man Herzschläge zählen konnte überall in dem spießigen Wohnzimmer der Familie Tonks. „So?“ hakte er nach, und es klang nicht ganz so, als glaube er Lupin tatsächlich. Doch niemand machte eine verräterische Bewegung, niemandes Blick huschte verstohlen hinüber zu ihrem Wortführer, und die Schultern des unfreiwillig Verwandten sackten zusammen, wie er seufzte. „Schade,“ befand er und tat es gleichsam als gleichgültig ab. „Dabei wollte ich nachsehen, wie's ihr geht, solange, wie sie schon nicht mehr bei der Arbeit war.“

Seine eigenen Fingernägel betrachtend, ignorierte er seine beiden Begleiter völlig. „Nicht, dass uns das gute Mädchen noch,“ er hielt wieder kurz inne und grinste, dass die dunklen Augen aufleuchteten, wie er zu Remus hinüber zwinkerte, „krank wird in deiner abscheulichen Gesellschaft.“ Die Provokation prallte erneut an ihm ab, wie er sich nicht rührte. Härtere Geschütze vonnöten. „Aber vermutlich,“ und Lestrange deutete auf die kräftigen, langgliedrigen Finger, die Lupin in leichter Beugestellung präsentierte, und daran blitzte ein breiter, unverzierter Ring aus versilbertem Stahl. Nicht viel. Doch ein Zeichen ihres Bundes. Vor wem es noch verbergen? „Vermutlich hat sie bald sowieso andere Probleme mit,“ der Todesser schüttelte sich vor Ekel, „dieser Abartigkeit.“

War das ein Zucken gewesen? Ja? Das fragte er sich sicherlich, nicht wahr? Was er damit meinen könnte, der er nun für ein Schattenministerium offen vollstreckte, in dem Voldemort selbst die Fäden der Marionetten zog, während willige Soldaten dazwischen die eigentliche Arbeit verrichteten. „Oh, weißt du das denn noch nicht?“ spielte er den mitleidigen, sorgenvollen Onkel. „Alle Mitarbeiter werden einer gründlichen Überprüfung unterzogen.“ Eifrig nickend, bestätigte Lestrange sich selbst. „Und da wär's doch am besten, unsere Kleine wäre makellos, nicht wahr?“ Und nur seine Augen verrieten es, spöttisch das Lächeln dazu. Ein Werwolf. Ein Ausgestoßener. Ein überführtes Mitglied im Orden des Phönix. Offener Widerständler, der mehr als einen Todesser, mehr als einen Anhänger seiner großartigen Macht getötet hatte.

„Findet ihr nicht auch?“ wandte sich Rabastan an seiner Schwägerin Schwester, hatte erreicht, was er wollte. Lupins Fäuste waren krampfartig geballt. Sie schenkte ihm nicht einmal einen Lidschlag, doch ihre Hand, so fest gekrallt an den Arm ihres Mannes, war Ausdruck ihres Innenlebens genug. Kreidebleich war er, weigerte sich, den allseits bereiten Zauberstab in MacNairs Griffeln überhaupt nur zu bemerken. Ted Tonks war stocksteif. Lestrange ließ das Frohlocken in einem tückischen Verziehen des Mundwinkels offen heraus, senkte den Kopf, um wie von unten her zu ihnen zu sprechen. Listig. Wie eine Kobra vor dem Zustoßen.

Nicht so überdreht und übertrieben fröhlich. Ruhig und leise und damit umso gefährlicher nun, weichte seine Stimme auf. „Ihr wisst nicht zufällig mittlerweile ein bisschen mehr über das, was wir euch bei unserem letzten Besuch gefragt haben?“ Er wiederholte es nicht. Keine Andeutungen. Potter. Oh ja, das hatte er wissen wollen. Wo ist Harry Potter? Sie zögerten nicht. Auch jetzt blieb die stumme Absprache aus zwischen ihnen und dem Spion, dem Infiltrierer unter ihnen. Beide gleichzeitig schüttelten sie den Kopf, und sich heftiger aneinander festhaltend, antwortete der Zauberer für sie beide. „Wir wissen gar nichts und wir wussten auch nie etwas,“ blieb er starrköpfig bei seiner Aussage von vor wenigen Tagen erst.

Die Reaktion kam nicht sofort. Der Todesser musste nachdenken. Musste ihre Gesichter, ihre Haltung, die Tonlage des Muggelgeborenen, seine exakten Worte gegeneinander abwiegen und zu einem Entschluss kommen. Nein. Sie logen nicht. Keine Ahnung, nicht eingeweiht. Er war sich schon beim letzten Besuch sicher gewesen. Keiner hielt das so lange aus, ohne sich nicht irgendwie zu verraten. Erst recht kein so schwammiger, talentloser Weichling aus dem Haus mit dem Dachs auf dem Wappen. Lestrange nahm einen tiefen Atemzug und richtete sich wieder auf, ohne das heimtückische Grinsen aus dem Gesicht zu wischen, bei dem er keinen einzigen Zahn zeigte.

„Gut, gut,“ gab er sich zufrieden und schlug erneut mit beiden Handschuhen in seine eigenen Finger. „Falls euch doch noch irgendetwas zu Ohren kommen sollte, bin ich überzeugt, ihr werdet es mir mitteilen lassen.“ Eine Feststellung. Keine Bitte, keine Annahme. Warum? Er deutete mit einem ausgestreckten Zeiger wie nebenbei auf die blitzförmigen Striemen, heiß und noch immer wie kochendes Wasser leise vor sich hin blubbernd, die wie eine Teufelsranke aus Teds Kragen heraus sprossen und im Ansatz seines flachsblonden Haares hinter dem linken Ohr verschwanden. „Oh, und das da,“ erinnerte Rabastan nicht nur zum Vergnügen, „das tut mir wirklich, wirklich sehr leid, Tonks, ehrlich.“ Einen Arm um den schmutzigen, gedrungenen Zauberer neben sich schlingend, klopfte Lestrange seinem mitgebrachten Schläger fest auf die Schulter. „MacNair ist manchmal so übereifrig.“

Zu viel. Als spüre er sie erneut, die summenden Peitschen des Cruciatus, sackten Ted beide Knie weg, gerade genug, dass es ersichtlich war für jeden, der ihn auch nur aus dem Augenwinkel wahrnahm, ehe Andromeda ihn abfangen konnte mit einem leisen Wimmern durch ihre zitternden Lippen hindurch. Für einen Augenblick war Lestrange sich nicht sicher, ob er es gehört hatte, das dumpfe Poltern, oder nicht. Verwarf es. Weil Holmes hinter ihm, der Wachhund, dem sie ihn zur Seite gestellt, und den er am liebsten angeleint hätte, vollkommen unbewegt verharrte und nicht mit einer einzelnen Wimper zuckte. Die Familie hatte ihn verstanden.

„Nun,“ seufzte Rabastan und schickte sich an, umständlich in das graue Drachenleder zu schlüpfen, einen Schritt beiseite tretend, um den Mann im Trenchcoat, der so unangenehm roch in seinem Rücken, vortreten zu lassen, und ohne ein Wort, ohne auch nur seine Mimik zu gebrauchen, trat Filbert Holmes hinaus auf den Flur, dicht gefolgt vom auf der eigenen Zunge herumkauenden MacNair. „Ich muss euch schon wieder verlassen. Viel Arbeit in letzter Zeit,“ beteuerte Lestrange und zwinkerte ein weiteres Mal, wie er unter den Türsturz schritt. Sie bewegten sich nicht, machten keinerlei Anstalten, den Besuch hinausgeleiten zu wollen. Der Luftzug verriet sowieso, dass der Wolf längst auf die Schwelle hinaus war.

Als fiele es ihm mit einem Mal ein, so wie man sich daran erinnerte, zum Tee laden gewollt zu haben, so wie man noch rasch einen Gruß loswerden wollte, hob der Todesser einen ausgestreckten Finger und wandte sich erneut um, deutete auf Ted wie auf den Knoten in einem Taschentuch. „Bevor's mir entfällt, Teddy,“ nannte er ihn ungeniert bei einem viel zu vertrauten Namen, „vergiss nicht, dich registrieren zu lassen, ja?“ Falls noch irgendeine Unze an Farbe in ihren Gesichtern war, sie sickerte nicht hinaus, sie rutschte weg, als habe man den Stöpsel aus einer Badewanne gezogen. Köstlich, dieser Anblick.

„Stell' dir mal vor, du würdest auf offener Straße ohne Papiere angetroffen werden,“ mahnte Lestrange, als spräche er mit einem Jugendlichen, der seine erste Mofatour vorhatte. „Das wäre doch fatal, nicht wahr? Wir wollen doch nicht, dass Frauchen hinterher Briefe nach Azkaban schickt, oder?“ Und damit quiekste er wie jemand, der einen fabelhaften Witz soeben ersonnen hatte, hob die nun wieder behandschuhten Finger und winkte ihnen zu, um sofort in den Flur zu verschwinden und auf die Haustür zu zuhalten. Ohne das geringste Geräusch zu machen, angeschlichen förmlich, doch dafür viel zu schnell, erschien Lupin hinter ihm, ließ ihn niemals aus den Augen.

Oh, keine Sorge. Er hatte nicht vor, Wanzen oder Lauschekäfer hier zu deponieren. So bedeutend war dieses Haus nicht, war der schäbige, abgerissene Verlierer nicht, geschlagen und endgültig am Boden und genauso in Angst und Unterwürfigkeit, wie es ihm gebührte. Holmes und MacNair versammelten sich bereits unter der Straßenlaterne, wie Rabastan noch den Kopf schüttelte und eine nette Unterhaltung unter alten Freunden simulierte. „Ja ja, Lupin,“ bettete er in einen Ausatmer und wiederholte dieses hochfrequente Geräusch des Amüsements, „Schlammblüter sind unser Unglück. Grüß mir mein hübsches Zuckerpüppchen.“ Wie er die Brauen hüpfen ließ, wie er sich die Lippen leckte, es sagte alles, und auf den letzten Yards durchbrach er damit doch noch Lupins eisenharte Fassade.

Ihm entglitt die unbezwingbar starre Miene; die schiere Wut, der verletzte Stolz, der heiße Beschützerinstinkt bahnten sich einen Weg, und knurrend aus tiefster Kehle setzte er zu einem Sprung an. Lestrange lachte heiser und war schneller, wand sich durch die offene Tür und verabschiedete sich. „Tata!“ Und Remus prallte donnernd gegen Glas und Holz und schlug es ins Schloss, die Stirn dagegen lehnend, sie mit dem ganzen Gewicht zudrückend, die Haustür. Er keuchte, er spürte siedende Tränen, die nur durch Oberflächenspannung in seinen Augen gehalten wurden, und dort blieb er stehen und wartete, bis drei Mal das peitschende Geräusch des Apparierens ihm verriet, dass die Gefahr gebannt war.

Wie die Stille durchbrochen wurde im Wohnzimmer, irgendwo hinter ihm, das drang wie durch Watte an sein Ohr. „Bist du in Ordnung?“ hörte er Andromeda fragen, das Sofa wurde über das Parkett schrammend verschoben, und mit belegter Stimme, die gleichen Gefühle unterdrückend, die er hier draußen in die Spannung zwischen Fuß und Stirn presste, antwortete Dora nur kurz und knapp. „Alles OK,“ versicherte sie, und schon stolperte sie förmlich auf den Flur hinaus.

Die Straße draußen war leer, und mit einem leisen Flackern erlosch die Laterne gegenüber auf dem Bürgersteig, als sie mit beiden Händen seine Schulter berührte und sich an ihn schmiegte. Und gemeinsam standen sie nur da und lauschten hinaus, ob sich etwas rührte, ob sie in Sicherheit waren, bis die Angst verblasste und sie nur noch die so wohl vertrauten Atemzüge des anderen an ihr Bewusstsein dringen ließen. Geliebter Herzschlag.


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