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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Blitz

von Teekon

Der Sommerabend legte sich sanft wie Seide über die pulsierende Metropole an der Themse und hüllte sie in watteweiche Ruhe. Gedämpfte Stimmen, fröhlich lachend, drangen von den Gassen und Boulevards herauf, und das summende Rauschen des ewig gleichmäßigen Verkehrs konnte sie nicht übertönen. Die Blätter an den Platanen von Whitehall wisperten in einer leichten, warmen Brise, erfrischend und behütend zugleich, wie die Menschen in bunten Kleidchen und einfachen Hemden in Richtung Innenstadt flanierten. Bars und Diskotheken würden bald öffnen, Freitagabend in Westminster und London.

Ein makelloser Sternenhimmel spiegelte sich glitzernd in den plätschernden Wassern des Flusses, vermischt mit blinkenden Lichtern von Straßenlaternen und Neonreklamen, dem blauweißen Schimmer der Scheinwerfer, die den Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt einen ganz besonderen Glanz verliehen. So leicht und schwerelos, das Leben in der warmen Jahreszeit; man mochte nur dasitzen und es genießen, so wie in jeder Saison, einfach nur kippelnd in einem zerschlissenen Klappstuhl auf einem der schmalen Balkone oder schlendernd mit den Händen in den Hosentaschen am Kai entlang, wenn die Ausflugsboote ablegten und ihre Nebelhörner erklingen ließen.

Es roch nach Hot Dogs und Zuckerwatte von zahlreichen Ständen entlang der Mauer, und erst jetzt packten die kleinen Geschäfte zusammen, wo Bücher und Bilder und Karikaturen verhökert wurden an Touristen und den ein oder anderen Einheimischen dazwischen. Einander zurufend priesen die Händler den vorübergegangenen Tag, während die Karren knarzten und die Räder klapperten, und gelupfte Hüte grüßten zur Nacht. Die große Turmuhr schlug neun, ihre so wohlbekannte und heißgeliebte Melodie spielend, wie sie hunderte, tausende Uhren in aller Welt kopierten. Big Ben. Golden thronend über dem Vorplatz des Parlaments.

Nur erahnen konnte er die hochaufschießende Fassade mit der langen Halle von Westminster dahinter, versperrt der Blick durch einige wenige Reihen georgianischer und viktorianischer Wohngebäude zwischen ihm und dort. Und dennoch konnte er sie förmlich sehen, so vertraut der Anblick, so unendlich geliebt, nicht wegzudenken aus seinem Weltbild. Seufzend versenkte der großgewachsene Mann seine Fäuste in den Taschen, schlug dabei das pechschwarze Jacket zurück und starrte hinaus auf die Wand aus Backstein mit den geachtelten Sprossenfenstern gegenüber.

Viel mehr konnte man nicht sehen, stand man an einem dieser Fenster, als einen winzigen Ausschnitt der erleuchteten Straße unter ihm. Die schwarzen Stäbe, gespitzt die oberen Enden, verbarrikardierten den Eingang, und uniformierte Beamte schritten daran auf und ab. Nichts und niemand betrat um diese Uhrzeit regulär die schmale Seitenstraße. Es sei denn, es handelte sich um einen internationalen Notfall. Davon jedoch war weit und breit kein Anzeichen in Sicht, und er wusste genau, dass der Premierminister und seine Familie in einem der hinteren Räume beisammen saßen und Karten spielten. Wie eine ganz normale Sippe irgendwo in diesem schönen Land.

Er wurde nicht unmittelbar gebraucht. Sie waren sicher hier in diesen Mauern, so sicher, wie man zur Zeit nur irgendwo sein konnte. Ausreichend die anwesenden Leibwächter, hier und dort verteilt auf den Etagen, zwei von ihnen rechts und links der Haustür postiert, sich für das letzte Bollwerk haltend. Und dabei hatten sie keine Ahnung, welch große Macht unter ihren Füßen verborgen schlummerte, sie eingebunden, ganz persönlich, in ein dicht gewobenes Netz aus magischem Schutz, ausgeworfen wie eine Käseglocke über dem so bedeutenden Anwesen. Downing Street #10. Das Herz der Macht. Und so verletzlich und verwundbar ohne die unsichtbaren Fäden glühend gelben Zaubers.

Dennoch konnte er sich nicht helfen, sich nicht erwehren dieses unangenehmen Gefühls ungreifbarer Bedrückung hinter der dunkelroten Krawatte, die zwischen den straffen Revers heraus schaute. Der Abend viel zu schön, viel zu ruhig. Wie lange war es jetzt her? Vier Wochen auf den Tag, dass Dumbledore nicht mehr unter ihnen weilte, nicht mehr einen Ruf entfernt oben in Schottland, nein. Tot. Und seither so unsicher geworden all ihre Pläne, all ihr Tun. Krieg lag in der Luft, so fein gestreut, dass er in jede Pore sickerte, einem unter die Haut kroch und sich dort festsetzte wie nagender Krebs. Sie spürten ihn, sie alle, nicht mehr nur die verborgenen Mitglieder des Ordens oder die viel zu beschäftigten Auroren. In jedem Herzen zitterte und vibrierte die Furcht. Daran konnte auch die milde Sommerluft nichts ändern.

Einen Schritt näher an die Scheiben herantretend, seufzte Kingsley Shacklebolt leise und bedächtig, als könne er damit das Monster aufwecken. Die goldgelben Vorhänge, zusammengerafft mit einer Kordel so dick wie der Strick eines Henkers, rührten sich nicht ein Stück, obwohl das Fenster offen stand, angelehnt und mit Haken gesichert, um die herrliche Abendluft herein zu lassen. Zu schwer der Brokatstoff. Es war so still in diesem Teil des Gebäudes. Keine knarzenden Schritte auf Holz, kein Klackern von Schuhen auf Marmor und Dielen, nicht einmal das Geländer ächzte im hohen Treppenhaus. Die Stimmen der Bewohner waren zu weit weg, hielten sie sich in Bereichen des Hauses auf, die in den Innenhof schauten, nicht hinaus in Richtung von Whitehall und dem Ufer der Themse.

Harrison war bei ihnen, der andere, der eigentliche Leibwächter des Premiers, so in seiner Rolle aufgehend, dass er bisweilen stutzte und grübelte, was die anderen niemals taten. Warum der zweite Mann dabei war? Woher er gekommen, wer ihn engagiert und vorgestellt hatte? Niemand konnte sich daran erinnern. Niemand fragte danach. Der farbige Glatzkopf mit dem breiten Kreuz und der filigranen Sonnenbrille passte sich perfekt ein. Und heute war das östliche Obergeschoss seine Aufgabe, während der Muggelbodyguard bei ihnen blieb und auf sie achtgab.

Es war ihm ganz recht so. Unruhig, nervös beinahe mochte er sich nennen, und das gehörte nicht zu seinen Charaktereigenschaften an sich. Nicht stillsitzen konnte er heute. Es wäre auf sie übergesprungen, besonders auf die Kinder, das tat es immer. Sie waren nicht dumm, hatten ein gutes Gespür. Und er wollte sie nicht damit beschäftigen, wenn es doch so unerklärlich für sie war. Eine Hochzeit, irgendwo dort draußen in Devon, warum sollte das einen gestandenen, abgebrühten Kerl wie diesen hier aus der Fassung bringen? Weil sich dort die gesamte Riege des Ordens versammelte, weil alle Sympathisanten ihrer Idee auf einem Fleck beisammen waren. Inklusive des Jungen. Das konnten sie nicht verstehen.

Er wünschte, er hätte dort sein können. Und dann wiederum war ihm vollkommen klar, dass er hier gebraucht wurde, hier, ganz dicht am Ministerium, wo sonst kaum noch jemand die Verbindung dorthin halten konnte. Arthur kam nicht mehr zur Arbeit. Dora auch nicht. Und keinem mehr, der sich täglich dort aufhielt, konnte man noch uneingeschränkt trauen. Kingsley mochte das nicht. Es schnürte ihm sacht und zart die Kehle zu wie ein Nylonstrumpf, und er griff sich an die Krawatte, um den Knoten ein wenig von seinem Adamsapfel weg zu ziehen. Es half nicht wirklich.

Nein, alles friedlich, alles still dort draußen. Kein Schatten, der von Baum zu Baum huschte, kein schwarzes Etwas hinter den Schornsteinen auf den Dächern nebenan und gegenüber. Da war kein Todesser zu erkennen, wie er sie schon so oft in den vergangenen Monaten erwischt hatte. Azkaban ein wenig voller machen, nur damit es beim nächsten Massenausbruch wieder mehr freie Zellen geben konnte. Grimmig knirschte er mit den Zähnen. Gar nichts hatten sie im Griff dort drüben, verborgen unter den Mauern und Zäunen der Menschen in ihren Büros und Beratungszimmern. Scrimgeour und seine Leute. Kein Plan und kein Überblick und keinen Schimmer, was zu tun war, wie man den Dunklen und seine Schergen schlagen und ein für allemal verbannen konnte. Und er sackte wieder in sich zusammen und senkte die breiten, stolzen Schultern. Sie ja auch nicht.

Die Vertäfelung ringsherum, im gleichen Farbton und aus dem selben Holz geschnitzt wie der blank polierte und geölte Dielenboden, schien sich förmlich zu nähern von allen Seiten. Nur ein Ausdruck seiner Stimmung, das wusste er genau, und er fuhr sich über den kahlen Schädel und schloss für einen Moment die Augen, um seine Welt wieder in stabile Balance zu rücken. Es funktionierte. Da draußen stand eine bleiche, schmale Mondsichel über den Häusern, fast komplett verschwunden in ihrem Zyklus, und ein Flugzeug kreuzte mit blinkenden Positionslichtern sein Sichtfeld. Noch stand alles an seinem Platz, noch war Großbritannien stark und frei.

Und die unsichtbare Barriere explodierte regelrecht in rotem Schleier, wie die Erschütterung sie durchzog, dass der Mann im Anzug zusammenzuckte und das Weiße in seinen Augen aufflammte für diesen einen Augenblick. Wie ein Reh im Scheinwerferlicht duckte er sich halb unter die Streben des Fensters und die Gitterstäbe davor, griff nach dem Sims und hielt sich daran fest, die andere Hand schon instinktiv unter das Revers geschoben. Und er lauschte, wartete ab mit pochendem Herzen. Getäuscht? Zufall? Nur ein Fehlalarm? Ihm rauschte das Blut in den Ohren, denn er wusste es tief drin: Sein Gefühl hatte ihn noch nie getrogen.

Es schlug um in seiner Brust, von unbestätigter Bangigkeit zu triumphierend sicherem Grauen, wie die Kuppel in Süd-Südost erneut flackerte, dieses Mal an mehreren Punkten zugleich, und wie Donner auf Blitz folgte ein schrammendes, knirschendes Geräusch, so laut, dass man sich die Ohren zuhalten wollte. Die Polizisten unten am Tor gingen unbehelligt weiter ihrer Wege. Wie schweflige Wolken von aufgeplatzten Tränengasgranaten verbreiteten sich Würmer aus Rauch in alle Richtungen, als lägen sie auf Glas, weit gespannt wie Gartennetze über Reihen von Erdbeeren, und der Schutzzauber über den Houses of Parliament wurde klar und deutlich wie leuchtende Absperrböcke.

Ohne es recht bemerkt zu haben, hatte er das braunrote Kernholz des Makoré-Baumes bereits gezückt, während seine Augen noch versuchten, zwischen den Häusern hindurch eine bessere Sicht auf das Geschehen erhaschen zu können. Dabei wusste Kingsleys Shacklebolt genau, dass er keine Wahl hatte. Hierbleiben musste er. Und würde es trotzdem nicht. Ob die Todesser auch hierher kommen würden? Unwahrscheinlich. Das Ministerium. Das war es, was sie angriffen, worauf sie ihre volle Breitseite, ihr gesamtes Potential werfen würden und werfen mussten. Er dachte nicht weiter darüber nach. Da draußen waren seine Jungs, seine Kameraden und Freunde, wer auch immer gerufen werden konnte zu nachtschlafender Zeit, wer dort gewesen war, um spät noch zu arbeiten, eingeschlossen möglicherweise in den unteren Etagen, während von oben herab der Feind in die Korridore und Räumlichkeiten eindrang.

Tief geduckt jetzt, griff der Auror in Verkleidung nach einer Stuhllehne schräg hinter sich, umrundete in dieser Haltung rennend den enormen Esstisch, an dem der Premierminister sonst seine Staatsbankette abhielt, schlüpfte durch den Servicegang hinaus ins Treppenhaus und stürzte in die Eingangshalle. Seine Oxfordschuhe quietschten auf den schwarz-weißen Musterfliesen, der Butler blieb wie angewurzelt stehen mit seinen Sandwiches auf einem riesigen Silbertablett, und beinahe hätte Kingsley versäumt, ihn und die beiden Kollegen an der Haustür mit einem gut gezielten Confundus vergessen zu lassen, was sie sahen. Noch in der stockdunklen Downing Street, unberührt von den hellen Flutlaternen zur Whitehall hinaus, vollführte er eine Drehung auf seinen Hacken und löste sich in Luft auf.

Mitten hinein. Die Schutzzauber komplett versagt. Selbst das Apparierverbot aufgehoben. Die Bannmeile gebrochen, landete er so dicht am Eingang, dass er sich abrollen musste, und nur dank des dunklen Anzuges verschmolz Shacklebolt sogleich mit der Umgebung. Straßenlaternen waren zerschmettert, völlige Finsternis zwischen den Häusern, den Mülltonnen und Gattern, die zu den Kellertüren führten, hüllte ihn ein, nur durchbrochen hin und wieder vom gleißenden Bersten eines Stupor. Kampfgebiet, von einer Sekunde auf die andere, und dennoch konzentrierte sich die Macht der Todesser noch nicht auf ein Eindringen in die Ministeriumshallen selbst. Denn die Gegenwehr war noch nicht erloschen.

Ein Schmerzensschrei gellte durch die Gasse, die er sich ausgewählt hatte, und irgendwo dort vorn fiel jemand zur Seite, ein dumpfer Aufprall, eine zerrissene schwarze Robe, und glühende Hitze schoss dem Auror durch den Hals hinauf in den Kopf. „Orisha,“ flüsterte er heiser und entsetzt, wie es sich ihm in Erinnerung bohrte: Schwarze Roben. So hatte es Robards gewollt, dass sie alle die gleiche, dunkle Uniform mit dem Wappen der Aurora auf der Brust trugen. Und nun nicht zu unterscheiden in der Dunkelheit, gegen wen man kämpfte, wer sich einem entgegen stellte: Freund oder Feind. Mit der Faust auf die Wand einschlagend, hinter der er sich versteckt hielt, fluchte Kingsley sich in den Bart. Er war sich nicht einmal sicher, ob es nicht Absicht gewesen war.

Keinen Zweck, hier zu sitzen und abzuwarten, ob ihm bessere Sicht helfen würde. Ohne zu zögern stemmte er sich auf, weiterhin vorwärts gebeugt und jederzeit zum Sprung bereit, und er katapultierte sich hinaus auf die Fahrbahn, einem Hechtsprung gleich in Richtung des Flussufers, wo der Verwundete am Boden lag. Noch bevor er ihn ganz erreicht hatte, schnappte die Falle zu, stürmten von links und rechts zwei Männer mit wehenden Umhängen auf ihn zu, und er musste sich im Flug herumdrehen, um sich ihnen zu stellen. Den Zauberstab erhoben, der Schwung bereits im Schultergelenk, Luft geholt, um den Fluch hinauszubrüllen, verschluckte er sich an seiner eigenen Stimme.

„King!“ rief der so wohlbekannte Tenor, und der Arm von Taddhäus Williamson schlug die ausgestreckte Hand von Finton Proudfoot so fest zur Seite, dass der jüngere Auror aus dem Gleichgewicht kam und sich nun selbst abfangen musste. Erleichtert, gleichzeitig am liebsten erneut den strunzdummen Hintern von Gawain anklagen wollend, wischte Shacklebolt sich den Schweiß von der Stirn, ignorierte nun den am Boden liegenden Jammernden keine zwei Fuß von ihm entfernt. „Ihr seid das!“ japste er, als wäre er gerade einen Halbmarathon gelaufen, und seine beiden Kollegen, der eine kniend, der andere in einen uneleganten Haufen zwischen zwei parkende Autos geschleudert, lachten fast, so glücklich waren sie, den erfahrenen Altmeister gefunden zu haben.

„Wir dachten, du wärst in #10!“ Finton zog sich zurück auf die exponierte Straße, selbst noch nach Atem ringend, und ein merkwürdiger Fleck gleich unter seiner linken Schläfe war in der finsteren Gasse nicht zu identifizieren. Den forschenden Blick des Westafrikaners bedachte er mit festem Aufeinanderpressen seiner Kiefer, sagte jedoch kein Wort der Erklärung und ließ sich auch nicht untersuchen. Andere Probleme jetzt. Er war schon OK. Williamson bedachte den Moment nur mit einem flüchtigen, sorgenvollen Blinzeln, und Shacklebolt beließ es dabei. „Da war ich auch,“ bestätigte er nur.

Taddhäus grunzte und verpasste dem Todesser einen Tritt, der nicht in der Lage war, sich aufzurichten, geschweige denn, sich zu wehren. „Wolltest dir die Action nicht entgehen lassen, was?“ rollte er mit den blitzeblauen Augen und wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, der sarkastische Ton kein Stück verborgen. „Worauf wir alle gewartet haben,“ nickte Kingsley und setzte sich auf, dass er die beiden jungen Männer besser ansehen konnte. Ja. Seit Dumbledore tot war, vom Astronomieturm gestürzt, hatten sie alle diesen Augenblick kommen sehen, herbeigesehnt vielleicht auch ein Stück. Keine Heimlichkeiten mehr. Offener Krieg.

Irgendwo hinter ihm donnerte es, knallte es, als wäre ein Dampfkessel hochgegangen, und das flackernde Licht aus Gelb und Rot, das die Kuppel über dem Parlamentsgebäude gebildet hatte, flirrte wie ein schlechtes Fernsehbild. Nicht mehr lange jetzt würde es standhalten. Und keine Ahnung von der Situation. Wie viele auf ihrer Seite? Wie viele von den anderen? Welche Stellungen? Welche Eingänge sicher, welche überrannt? Keinem von ihnen gefiel dieses Szenario.

Ihre Zauberstäbe fester greifend, halfen sie einander gegenseitig hoch, und Proudfoot deutete mit dem Kinn auf den geschlagenen Gegner. „Der geht erstmal nirgendwohin,“ versprach er, und Kingsley wollte ihm glauben und drehte sich fort von Egbert Travers.

Keine weitere Unterredung mehr nötig. In gleichmäßigen Trab verfallend, liefen sie los, immer hinunter in Richtung der Boudicca, um sich dann von Norden her einem kleineren, weniger gut bekannten Weg zu nähern, der direkt zu den Kaminen rechts und links der Eingangshalle führte, ohne zu wissen, wie schon viele Jahre zuvor ein Kämpfer für die Sache hier gefochten hatte. Noch im Rennen schloss Williamson dichter auf zu seinem Vorgesetzten, und ungewöhnlich kam er einem vor in Schwarz statt seinem so geliebten Scharlachrot. „Finton, Ulrik, John und ich waren auf Patrouille,“ berichtete er kurz und bündig. „Savage müsste schon irgendwo dort vorn sein, wo Dawlish hin ist, weiß ich nicht.“ Shacklebolt nickte nur, und wie sich seine Augen verdunkelten, brauchte er auch mehr nicht zu sagen.

Tad schluckte, sein Blick huschte hinüber zu Proudfoot, der die Lider schloss und herunterschluckte, was impliziert worden war. Vertraue niemandem. Sie wussten nicht, wer oder wie viele von ihnen bereits unter dem Imperius standen, wie lange sie schon ihre Schritte belauerten und alles weitergaben, was gesagt und getan wurde. Aber wie es auch immer stand: Kingsley Shacklebolt hatte eine Antenne für Schwarze Magie. Und von diesem Moment an wurde es ihnen klar, wem von ihnen sie nie mehr den Rücken zudrehen sollten, schon gar nicht in dieser Nacht.

Gemeinsam drückten sie sich an der Wand entlang, wachsam die Augen und Ohren, doch keinen Todesser entdeckten sie am Kai oder unter der Brücke, völlig frei die Sicht auf den stolzen Big Ben und die Hallen von Westminster dahinter. Nur weiterhin britzelte Magie durch die Abendluft, heizte sie auf und ließ sie schwitzen. Kingsley entfernte sich in der Vorwärtsbewegung seiner Krawatte, das Zauberholz gezückt und jederzeit bereit zu zuschlagen. Kein Gegner. Kein Feind. Und auch kein Auror. Gut? Ganz und gar nicht. Ihnen allen hämmerte der Puls in den Adern, kroch die wachsende Furcht in die Knochen. Nicht vor einem Zusammentreffen, oh nein, alle kampferprobte Krieger, gewohnt das Prickeln der Gefahr. Das hier war anders.

Die Bridge Street. Leer. Keine Menschenseele. Stromausfall. Wie ein Band aus schimmerndem schwarzem Samt lag die Themse unter der Brücke, nur die wenigen Sterne darin gespiegelt, die sich durch das Gewirr von Lichtern der Stadt schummeln konnten. Kein Wind kam auf, und trotzdem schaukelten die Bäume auf dem Parliament Square, als tobe ein Sturm. Es wäre ihnen nicht aufgefallen, dass wummerndes Beben und elektrisch greinendes Quietschen verstummt waren, hätte sie die Druckwelle der zerspringenden Kuppel aus schützender Zauberei sie nicht genauso umgeworfen und für den Bruchteil einer Sekunde zurückgedrängt um die Häuserecke. Der Zugang zum Ministerium war frei.

Und der Damm brach auch im Innern. Zu dritt, Shacklebolt voraus, Proudfoot und Williamson flankierend, brachen sie los, ignorierten das offene Feld, dass auch ihnen die Deckung nahm, und ohne jegliches Anzeichen von Angreifern erreichten sie die Stelle im Bürgersteig, die sie gesucht hatten. Nonverbal erfolgte der Spruch, flog die zentnerschwere Platte aus dem Pflaster und eröffnete den Blick auf ein klaffendes Loch, ausgehöhlt und mit glänzendem Stahl ausgekleidet wie eine Rutsche, in die sie hinein sprangen, einer nach dem anderen. Den Himmel über ihnen aussperrend.

Und es wurde wahrhaftig Nacht. Die schwarzen Kacheln schluckten selbst die knisternden Blitze von Kampfzaubern, die durch die Eingangshalle geschleudert wurden. Hier wütete die Schlacht. Ganze Mauerteile herausgebrochen aus den Wänden, übereinander gerollt und liegengeblieben als habe ein Kind mit Murmeln gespielt, zog sich die Verwüstung den Korridor hinunter, und riesige Pfützen breiteten sich fließend durch die Fugen nach allen Seiten aus. Ein Loch war in die Umsäumung des Brunnens gerissen, nichts mehr zu sehen von den einst so prächtigen goldenen Statuen, schon einmal beschädigt, als Der-dessen-Namen-erneut-niemand-zu-sagen-wagte gegen den größten von ihnen gefochten hatte. Doch nun … Wer würde sich ihm entgegen stellen, ihn vertreiben und besiegen?

Sie hatten keine Ahnung, wie sie es schafften, sich zu dritt in die enge Ecke zu zwängen, um den Sims des ersten Kamins herumschauen zu können, ohne dass man sie bemerkte. Mörtel rieselte von der Decke herab und bestäubte ihre Schultern, zwei Paar in weiten Capes, ein Paar in schwarzem Anzug. Ohrenbetäubend, der Lärm, den die Gefechte erzeugten. Fünf, vielleicht sechs auf jeder Seite, die Verteidiger zurückgedrängt zu den Fahrstühlen, und Kingsley konnte den wirren Haarschopf von Ulrik erkennen, wie er sich hinter den Tresen des Sicherheitsdienstes duckte. Der Wachmann selbst – er wusste nicht, ob es Eric Munch war oder sein Counterpart – lag regungslos mit ausgestreckten Armen und Beinen zwischen den Stellungen. Und er war nicht der Einzige. Shacklebolt knirschte unhörbar mit den Zähnen.

Keine Treppen. Wieso zum Teufel gab es keine Treppen? Jegliche Verstärkung, die aus den unteren Etagen heraufkommen wollte, musste die Aufzüge benutzen, wundervoll exponiert und ohne jegliche Deckung dazu verdammt, sich auf schieres Glück zu verlassen. Oder auf ein Wunder. Die drei Auroren hinter den Frontlinien warfen einander nur kurze Blicke zu. Mehr war nicht nötig, um ihren Auftrag zu verstehen: Die Todesser ablenken, damit die Eingeschlossenen heraus konnten, um mit zu kämpfen.

Finton nickte stumm und hastig, Taddhäus duckte sich bereits, den Zauberstab in den Fingern drehend, als wolle er eine heiße Brühe umrühren. Aber der Sprung vorwärts kam nicht.

Der Blitz schlug aus dem Nichts ein, gleißend hell und blendend, als habe sich eine Gewitterwolke genau über dem völlig zerstörten Brunnen gebildet und sich sofort entladen, noch bevor der erste Regentropfen fallen konnte. Das Gestein brach auf darunter, klaffende Risse sprengten sich in den Boden und formten einen hässlichen Stern in der großen Halle, dass die Splitter von zerborstenen Fliesen nur so umhersprangen. Jeder wurde getroffen, Auroren, Ministeriumsangestellte, Todesser, doch wo die Verteidiger ihre Arme hochrissen, um Augenlicht und Gesicht vor den Trümmern und der entsetzlichen Helligkeit zu schützen, fuhr ein lautes Gejohle durch die Reihen der Angreifer, als sei ihnen der Sieg schon sicher. Und dann wurde es kalt. So kalt.

Es war nicht die Luft. Es war kein Eis, kein künstlicher Winter, es war pures Grauen. Wie sich der Schleier der vorübergehenden Blindheit von ihnen zurückzog, sahen sie ihn. Ihn. Den Dunklen. Er war selbst gekommen.

Und es war nicht mehr wichtig, dass die Eingeschlossenen den Moment hatten nutzen können, um sich zu befreien. Ganz egal, dass Rufus Scrimgeour selbst mit dem Brüllen eines Löwen vorsprang und seinen Zauberholz aus Robinie dem grässlich entstellten Hexer entgegen reckte. Wie Ulrik Savage schrie und in die Knie sackte, wie jeder fallende Auror die Todesser zu ihrem schaurigen Schlachtruf anfeuerte, das machte keinen Unterschied mehr.

„Geht,“ raunte Kingsley den beiden jungen Männern an seiner Seite nur zu. „Geht in den Untergrund.“ Doch sie wichen ihm erst von der Seite, als sein wunderschöner, silbern schimmernder Patronus bedächtig und stolz nickte und hinaufsprang an die Oberfläche, als wären die Ruinen des Ministeriums blühende Felsen in der Wildnis.


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Mike Newell