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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Kein sicheres Nest

von Teekon

„Wie sicher ist das?“ fragte die Stimme von James Potter ungewohnt belegt, der Erste von ihnen, der sich wieder gerührt hatte nach endlos erscheinendem Schweigen, nur untermalt vom gleichförmigen Rauschen der Gasflamme in der Laterne und dem unruhigen Trommeln von fünf kräftigen Fingern auf hochpoliertem Mahagoniholz. Augenblicklich löste sich jeder aus der selbstgewählten Starre, und die Köpfe wurden gehoben, mal rasch, dass Locken flogen, mal vorsichtig, fast unscheinbar. Die Kiefermuskulatur von Peter wurde zu hartem Knäuel, beinahe sichtbar jede einzelne gefiederte Faser daran, wie seine Hände miteinander rungen, während Frank nahezu unbewegt auf seinem Stuhl saß und nur die Augen in Richtung des bärtigen Zauberers in seiner auffällig dunkelvioletten Robe hinüber glitten.

Albus Dumbledore, Rektor der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei, seufzte so intensiv, seine buschigen, hellgrau ausgezogenen Brauen hoben sich weit von seinen Lidern ab und warfen seine Stirn in parallel zu einander verlaufende Falten. Schräg gegenüber von dem jungen Mann, der im selben Ort geboren und aufgewachsen war wie der Träger des Merlins-Orden erster Klasse, schüttelte er langsam das Kinn, nicht zur Verneinung, sondern aus deutlich sichtbarer Abneigung, Überbringer dieser grässlichen Nachricht zu sein.

Die Knöchel auf der Tischplatte knackten schon, wie das ewige Laola-Klopfen darauf verstummte. „Ich fürchte, es gibt nicht den geringsten Zweifel,“ bestätigte Dumbledore, und eine Art Stöhnen ging durch ihrer aller Reihen, als hätte der Schiedsrichter beim Quidditch gegen die eigene Favoritenmannschaft entschieden. Nicht das Schicksal gegen gute Freunde.

Es war mehr als merkwürdig. Alice hätte erleichtert sein sollen, Frank direkt neben ihr ebenso, aber das Gefühl wollte sich nicht einstellen. Den winzigen, mal wieder alle Dramatik verschlafenden Neville auf dem Arm wiegend, schauten ihre tiefbraunen Augen mit den so umwerfend langen Wimpern daran nur blinzelnd auf das kleine Köpfchen, das Lily gegen ihr Schlüsselbein hielt, wo Harrys Streichholzfingerchen mit dem Stoff ihrer Bluse spielten, ohne dass sie das schon gezielt gekonnt hätten.

„Meine Quelle ist absolut zuverlässig,“ untermauerte ihrer aller Anführer, um endlich unumstößliche Klarheit in eine Sache zu bringen, die sie alle hier verfolgt hatte seit jener Gewitternacht im Frühling, als Vorfreude auf zwei bald ankommende Kinder noch ungetrübt hatte sein dürfen. So recht schien niemand darauf antworten zu können. Remus saß weit vornübergebeugt, um bei seiner die übrigen überragenden Größe auf gleicher Augenhöhe zu sein wie der kleine Kreis rund um eine Ecke der Dumbledore'schen Speisetafel, und er rieb sich fest mit einer Hand den schwitzigen und schmutzigen Nacken, derweil Pettigrew lautstark Luft durch die Wangen blies. Etwas zuckte in James' Gesicht, knapp unter dem Jochbein, und es schwamm regelrecht auf seinen Hornhäuten, was er am liebsten gezischt hätte: 'Ich hab's doch gewusst!'

Blacks eisiger Blick hielt ihn davon ab. Ohne ein Wort zu sagen oder auch nur das leiseste Geräusch von sich zu geben, starrte ihn sein bester Freund an, eine verborgene Wut brodelnd unter der so kühlen Fassade, die Potter beschuldigen wollte. Er hatte es doch so haben wollen. Der großartige Held sein, der Gejagte, der dem Dunklen Lord die Stirn bot. Dass es genau das war, was er dachte, was ihm so grimmigen Zorn in die Eingeweide drückte, das musste er nicht extra erklären, damit es seine ehemaligen Zimmergenossen genaustens erkannten. Für einen Moment huschte eine nicht minder angekratzte Erwiderung dazu wie ein Spiegelbild durch James' Miene, doch gnädigerweise hielt er den Mund. Andere Sorgen jetzt.

Allein mit den beiden jungen Paaren hatte Dumbledore sprechen wollen, als er sie herzitiert hatte ins Hauptquartier des Phönix-Ordens im Keller seines eigenen Elternhauses, nur zu erreichen durch das gesicherte private Flohnetzwerk der Mitglieder oder durch ein einmalig geschütztes Cottage, randvoll mit Fallen. Fast lächeln musste er jetzt darüber, wie fruchtlos diese Bitte mal wieder gewesen war. Niemals hätte James Potter seine Freunde von einer solchen Unterredung ausgeschlossen, bedingungslos in seiner Bindung an sie, und Lily wehrte sich nicht dagegen, nicht bei diesen Jungs. Ohne Pettigrew, Black und Lupin lief gar nichts. Und so waren sie hier, die Potters und die Longbottoms, um seinen Ratschluss zu hören, um zu erfahren, welche Neuigkeiten es gab im Bezug auf diese so merkwürdige Prophezeiung, von der ihrer aller Leben abzuhängen vermochte.

Zum Greifen nah gewesen war eine Entscheidung schon im Sommer gewesen, als noch nicht die ersten kühlen Nächte die rasch herannahende neue Jahreszeit angekündigt hatten, doch hatte Harry alles zunichte gemacht mit seiner Ankunft in den letzten Stunden des Juli. Wieder alles offen gewesen, beides Jungen mit knapp auseinander liegenden Geburtsdaten und damit prädestiniert dazu, die Erfüller der Weissagung werden zu können. Aber jetzt … Sie alle hatten keine Ahnung, wie genau Dumbledore an diese Information gelangt war, und er verbot sich auch jegliche Nachfrage, dennoch konnten sie sich eins und eins zusammen zählen. Keiner hier war wirklich dumm. Nicht einmal der oft so schwerfällige Peter.

Verräter. Sowas gab es nicht nur in ihren Reihen, wie es ausschaute. Nein, ein Todesser musste dem Meister der Phönices die Pläne des Feindes verraten haben, nur jemand aus seinem innersten Kreis konnte wissen, was Lord Voldemort plante, welches von nun an sein größtes Ziel sein sollte. Und in all der Verwirrung und Angst und Ungewissheit, die nun durch diese apokalyptische Erkenntnis unter sie geworfen wurde, verschaffte einem das grimmige Befriedigung. Mit den eigenen Waffen geschlagen und einen Schritt voraus. Der gut geplant sein wollte.

Die Finger nun miteinander verwoben, beide Ellenbogen auf der kräftigen Sehne gleich oberhalb des Knies abgestützt, zog Remus die Schultern hoch, als spräche er mit sich selbst und habe keine Antwort, bevor er den Mund aufmachte und seine Frage dazu überhaupt erst einmal los wurde. „Ich verstehe diese Entscheidung nicht,“ wandte er sich gezielt an den Schulrektor, drückte beide Handflächen nach oben, dass sie einen Schmetterling formten. „Wieso konzentriert er sich auf das Halbblut?“ Als wäre ihnen das gerade erst klar geworden (und vermutlich war es das auch), riss sie das alle erneut aus ihren Grübeleien und dem tiefen Trübsinn, und stutzend sog James Luft durch die Nase ein. Den Kopf auf dem Hals zurückziehend, brummte Frank fragend, und jeder einzelne beugte sich vor, um Dumbledore ansehen zu können.

Lupin hatte recht. Das war mehr als merkwürdig, das machte keinen Sinn. Voldemort, Lord Voldemort, Der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-durfte, war ein Fanatiker, ein absoluter Verfechter von Slytherins Lehren der Überlegenheit des reinen Blutes, zu seinen Reihen zählten vor allem die, denen diese Doktrin am Herzen lag. Schlammblüter und Blutsverräter verachteten sie, fühlten sich zu Größerem berufen, weil in ihren Ahnenreihen kein einziger Muggel vorkam. Und die wenigen unter ihnen, bei denen es doch so war, die leugneten und schwiegen tot. Also wieso? Lily, die Mutter des Jungen, den er zu seinem potentiellen Vernichter auserkoren hatte, war muggelgeboren, Tochter nicht-magischer Eltern. Die Longbottoms dagegen stammten beide aus bestem Hause. Darauf gab es keinen Reim.

Bis Dumbledore ihnen einen gab. „Nun,“ sagte er, rückte die filigrane Brille auf seiner Adlernase zurecht und warf einen eindringlichen Blick darüber hinweg in jedes Gesicht. „Er muss ihm eher eine Bedrohung sein.“ Reinen Blutes, musste der alte Mann leise lächeln, genauso liebevoll und freundlich, wie sie es immer von ihm kannten, dem großartigsten Zauberer, den die Welt zu bieten gehabt hatte seit Gryffindor selbst. „Ich vermute, weil Voldemort selbst ein Halbblut ist.“ Wumm – das schlug ein wie eine Bombe, und Remus drückte sich an sich selbst hoch, Black donnerte die flache Hand auf den Tisch, und die beiden jungen Frauen sogen erschrocken Atem.

Patzig fast lachte Potter, und Black stimmte kopfschüttelnd ein, als habe Albus soeben den besten dreckigen Aprilscherz aller Zeiten gerissen, schlimmer noch als die Nummer damals, wo die vier Jungs den Ravenclaws weisgemacht hatten, ihr Turm wäre akut einsturzgefährdet und könne auf keinen Fall betreten werden. „Das ist'n Witz,“ proklamierte Sirius, ohne Widerrede zu zulassen, während Frank zu sich selbst murmelte und dabei seine Augen nicht vom Meister nahm. „Professor,“ fing Lily sich und ließ ihr herrliches Kupferhaar fliegen, dass es im Feuerschein glitzerte, „das kann doch nicht sein,“ verlangte sie ebenfalls nach genauerer Erklärung. „Ich dachte, er wäre ein Waisenkind.“

Den ausgestreckten Zeigefinger erhebend, nickte der frühere Lehrer für Verwandlung. Das hatte sie gut behalten, wie immer, und anerkennend schürzte er die Lippen, verborgen unter seinem wallenden Bart. „Ganz recht, Mrs. Potter, das ist er, und deshalb kann ich bei vielem nur Vermutungen anstellen,“ gab er zu, aber keiner von ihnen konnte sich so recht vorstellen, dass er es bei reinen Spekulationen belassen hatte. „Es ist sein Name,“ erläuterte Dumbledore. Als säßen sie in einer spannenden Unterrichtsstunde, waren sie ihm alle zugewandt, schauten ihn gebannt an, ohne zu starren, und Neville quäkte leise im Schlaf dazu. Seine Mutter drückte ihm zärtlich die Lippen gegen die Schläfe, wiegte ihn ein wenig intensiver und flüsterte ein feines „shhh“.

Mit hochroten Wangen blinzelte Peter zu ihm herauf, die Äuglein ganz wässrig, während Sirius grunzte und selbst darauf kam: „Tom,“ presste er hervor und rollte mit den Pupillen, dass einem vom Hinsehen schlecht werden konnte. „Nicht grad der Topseller auf der Liste für Zauberernamen.“ Und Dumbledore öffnete eine Hand in seine Richtung zur Bestätigung dieses Gedankens, und sofort begriffen alle anderen und gaben ebenfalls zustimmende Geräusche von sich. Na klar. Riddle, das kannte niemand, das war genauso unbekannt und unmagisch wie Evans oder Moore oder Cresswell es gewesen waren bis vor Kurzem noch. Und Tom. Tom war eine Lachnummer. „Wie John,“ fügte James an und zeigte auf Remus' Brust, an seinen Vater erinnernd, dass Moony wie zur Antwort lächelte, schief wie immer und mit der Nase auf das Baby deutete. „Wie Harry.“

Darüber mussten sie alle grinsen, und Black rieb sich schmunzelnd das bärtige Kinn, wie er es immer noch nicht fassen konnte. Was für ein Name. Und doch passte er so gut, nicht nur zum Sippennamen, sondern auch zu dem Jungen mit den strahlend grünen Funkelaugen, der immer so fröhlich juchzte, seine Art zu lachen, besonders, wenn man ihn auskitzelte oder hochwarf und wieder auffing – was man Lily besser nicht sehen ließ. Ihm das kleine Köpfchen mit den mehr werdenden fast schwarzen Fusselhaaren streichelnd, zwinkerte Lily verstohlen und kicherte, während es ringsherum wieder stiller wurde. Halbblut. Voldemort war ein Halbblut.

Wie Remus es sagte, seine rauchig-kratzige Stimme herabgesenkt zu einem harschen Wispern, jagte es ihnen – so überrascht davon – nur umso mehr einen eisigen Schauer aus prickelnden Winterregentropfen die Wirbelsäule hinunter. „Ebenbürtig.“ Als wäre der Kamin mit einem Zischen verloschen, als wäre es nicht später Sommer da draußen vor den niedrigen Fenstern, breitete sich die Kälte aus, von einem Herzen zum anderen, wie der Wortlaut sich zurückmeldete in ihrer aller Erinnerung. „Und der Dunkle Lord wird ihn zeichnen als ihm ebenbürtig ...“ Das Halbblut, das so war, das so sein konnte wie er. Instinktiv schloss Lily ihre Hand fester um seinen winzigen, schmalen Rücken und presste das Körperchen gegen ihre Brust, und James knirschte lautstark mit den Zähnen. „Nur über meine Leiche,“ lehnte er diese Option kategorisch ab. Nie. Niemals so wie er.

Das ohrenbetäubende Knallen von Hand auf Tischplatte rief die anwesenden Ordensmitglieder aus ihren Gedanken und zurück in die Realität des Hier und Jetzt, und mit durchgedrücktem Kreuz richtete sich Sirius Black drohend auf. Die so dunklen Augen glommen ihm im Gesicht, wie er die Nasenflügel blähte und die Oberlippe hochzog. „Sag sowas nicht!“ herrschte er James Potter an, doch der konnte nur versuchen, zum Sprechen anzusetzen, sich zu verteidigen, eine flammende Rede zu schwingen. Rigoros schnitt ihm sein bester Freund, mit flacher Hand die Luft zerteilend wie eine Fleischeraxt, das Wort ab. „Sag – sowas – nicht! Du Vollidiot!“ Man forderte das Schicksal nicht so heraus.

Quietschend machte sich der kleine Mr. Longbottom bemerkbar, mochte weder die Lautstärke noch den Tonfall, wachte jedoch nicht auf davon. Sich protestierend im Arm seiner Mutter windend, reichte das vollkommen aus, um Alice dazu zu veranlassen, sich davon fort zu drehen, und Lily streckte eine Hand aus und zupfte an James' Ärmel. „Jungs,“ bat sie leise und schüttelte den Kopf, auch wenn keiner von beiden sie anschaute. Nur weiter funkelte Black, und ihr Ehemann erwiderte standhaft. Nur langsam senkte sich seine Atemfrequenz, entspannten sich seine Schultern und schließlich zuckte er mit den Achseln, als habe er das Duell gewonnen. Sirius blieb starr und stumm, sagte aber nichts weiter. Sein Standpunkt war klar. Aber ihm war auch absolut und mehr als bewusst, dass James darauf pfiff. In diesem Fall unumstößlich. Hier ließ er sich nicht reinreden, hier war er festgefahren, als habe er den zukünftigen Weg bereits vor seinem inneren Auge und es gäbe daraus kein Entkommen. Kamikaze.

Der Kurzgewachsenste unter ihnen hob den Kopf und wackelte frustriert mit den Ärmchen, mochte diese ekelhafte Stille der Spannungen zwischen Black und Potter genauso wenig wie das Baby, und mit der seltsamen Mischung aus blutroten Wangen und kalkweißer Nase schaute er von einem zum anderen in der Runde wie ein verängstigtes Häschen am Wegesrand, wenn der Mähdrescher durch die Halme rauschte. „Und was machen wir jetzt?“ wollte Peters piepsig verzerrte Stimme wissen, der plumpe Schädel zwischen die Schultern geduckt. Es half, brach die Kälte auf und besänftigte die Gemüter.

Es war Frank, der zuerst sprach, während Alice noch ihren Sohn beruhigte. Halb zurückgelehnt, die Arme verschränkt, knurrte er. „Wir werden kein Risiko eingehen.“ Seine Hand suchte nach der seiner Frau, und die Aurorin drückte seine Finger zur Bestätigung ihres gemeinsam erdachten Schlachtplans. „Wir bleiben im Untergrund,“ stimmte sie zu und wandte sich der kleinen Versammlung erneut zu. „Niemand wird uns finden.“ Keiner erhob Einspruch, im Gegenteil. Sie alle nickten, von Black gleich neben Dumbledore bis hinüber zu Lily. Man konnte nicht wissen, ob es sich Voldemort nicht doch noch anders überlegte, oder ob er nicht einfach auf Nummer sicher ging und gleich beide Jungen aus dem Weg schaffte.

Die Familie der Longbottoms war groß und weit verzweigt, es gab genügend Möglichkeiten für sie, sich zu verstecken und dabei wohlbehütet und gut versorgt zu sein. Und sie konnten sich auf ihren Clan verlassen. Remus erinnerte sich nur zu gern daran, wie leicht es gewesen war, jemanden zu finden, der sich stundenweise zu seinen Eltern gesellte, während er sein letztes Schuljahr angegangen war, immer ein Mitglied der Sippe seiner Mutter zur Stelle, ohne zu fragen, ohne zu murren, ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Da gab es keinerlei Probleme. Sobald diese Unterredung hier zuende sein würde, konnten sie zurückkehren in eines der vielen Häuser an der langen Küste des Ärmelkanals. Doch Potters gab es keine mehr, außer diesen Dreien hier. Genauso wenig konnten sie auf Lilys zusammengeschrumpfte Familie zählen.

Nur eins stand unumstößlich fest: „Ihr solltet Godric's Hollow verlassen,“ schlug Dumbledore vor, ohne auf die Plänkeleien zwischen den jungen Leuten einzugehen. „Und das möglichst bald.“ Gefallen tat ihm das nicht, Mr. Potter, das konnte jeder gleich erkennen, und auch Lily war nicht begeistert, bleich um den Mund herum, wie sie wurde, und man konnte in ihrer Miene ablesen, wie es dahinter arbeitete. Flucht? Mit einem Säugling? Er war kaum zwei Monate alt, er konnte nicht in so unsteten Verhältnissen leben, er brauchte Stabilität und ein warmes Zuhause. Wie sie die ganzen Dinge transportieren sollte, die so ein Neugeborenes brauchte, Wäsche, Bettchen, das rotierte in ihrem Schädel herum, und sie rieb ihm jetzt so besorgt den Rücken, dass es Harry langsam zu bunt wurde und er zu quengeln begann.

Dennoch nickte James mit gesenktem Blick, eine Hand nun auf der Rückenlehne von Lilys Stuhl abgelegt und sie damit halb umarmt. Dunkel war sein Gesicht, wie die wirren Haare ihm in die Stirn hingen und kein heller Schein der rauschenden Lampe an seine braunen Augen drang. Sein Elternhaus verlassen. Zurücklassen. Er hatte keine Wahl. Es ging um mehr als Steine und Balken und Türen und Fenster, egal wie wohl man sich an jenem Ort fühlte und wie gut es für den Jungen wäre, dort zu bleiben. Zu gefährlich. Dort würden sie zuerst suchen, denn Voldemorts Schergen hatten keine Ahnung, wie viel von seinen Plänen verraten war. Überraschen wollen würden sie die Potters und das ach so gefährliche Baby. Sie würden nicht dort sein. Nur wohin?

„Am besten kommt ihr erstmal zu mir,“ meinte Sirius Black, seine Stimme jetzt gänzlich frei von Vorwurf, Zorn, Groll, aber ein Vorschlag war das dennoch nicht. Es war auch keine Bitte. Ein Befehl nahezu, keine andere Möglichkeit offen lassend, ihnen nicht die Wahl zugestehend. Remus grinste und war froh, dass weder James noch Lily ihn dabei erwischten. Gut so. Manche Dinge durfte man Potter nicht allein überlassen. Es gab Momente, da musste man ihn an die Leine nehmen, als wäre er Tatze und nicht Sirius, und dann musste man ihm die Richtung vorgeben und ihn zu seinem Glück zwingen. Oder wäre er sonst mit diesem Wunder dort zusammen? Und es wirkte. Wie immer. Einverstanden damit, nickte James nur erneut, und seine Gattin wirkte erleichtert.

Auch der Direktor der Schule oben in Schottland schien zufrieden mit dieser Entscheidung. Black einen anerkennenden, fast dankbaren Seitenblick zuwerfend, senkte er gewichtig das Kinn und beobachtete das Paar beharrlich, bevor er zu einem Schluss zu kommen schien. „Bleibt nie lange an einem Ort,“ ermahnte er sie, zog ihnen damit gleichzeitig den letzten Untergrund unter den Füßen fort, den ihnen Sirius' Angebot noch gewährt hatte. „Und lasst so wenige wie möglich von eurem Aufenthaltsort wissen.“ Hier schon zu viele, viel zu viele, auch wenn es die vertrauenswürdigsten Menschen waren, die sich jeder von ihnen nur vorstellen konnte. Dumbledore brauchte nicht zu erklären, warum.

Der alte Mann seufzte, und mit einem Mal war er auch genau das und nicht mehr. Ein Schatten huschte über das so wohl bekannte und gütige Gesicht, niemals wütend, niemals außer sich, immer ruhig und besonnen und großzügig, und sie alle, die sie vor Kurzem noch seine Schüler gewesen waren, schrumpften unter diesem so rasch vorbeigehenden Augenblick zusammen. Nein, er durfte das nicht. Er war der Fels in der Brandung. Schon vorbei. Wie nie dagewesen. Fast hätte Remus erleichtert geseufzt, und seine Freunde schauten aus, als wollten sie dasselbe tun. „Ich werde eine Lösung finden,“ versprach Dumbledore, und ein Lächeln erschien aus dem dunklen Grübeln, die Sorge darin verdrängt. Sie nahmen es nicht wahr, wie gespielt er es heraufquälte. Weil sie es nicht wollten.

Laut quietschte er, der kleine Kerl, juchzte genauso süß und fröhlich auf, wie sie es von ihm kannten, begriff er den Ernst nicht, der um ihn herum herrschte, und vermutlich wusste Harry nichtmal selbst, wieso er lachen musste. Sich auf dem Arm seiner Mutter aufrichtend, so gut er das konnte, das schwere Köpfchen nur für Bruchteile von Sekunden einigermaßen gerade haltend, fuchtelte er mit den Fingerchen herum und strahlte über das ganze Gesicht. „Seht ihr?“ protzte Sirius automatisch und reckte die Brust raus. „Er will zu mir!“ Und darüber mussten sie alle lachen und Black mit allem bewerfen, was sie in die Finger kriegen konnten.

Mitten unter ihnen hockend, lächelte Remus, auch wenn er nicht verstehen konnte, wieso. Schlimmste Befürchtungen bewahrheitet, die Zukunft voraus nur noch einen Tacken ungewisser und düsterer, und trotzdem steckte es immer wieder an, wenn der Zwerg so schön gluckste. Vielleicht hatte Pa recht gehabt. Für ein Kind lohnt es sich immer, zu kämpfen und alles zu geben, was man hat. Damit Harry weiter so schön lachen konnte.


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