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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Siebzehn

von Teekon

Hand in Hand erschienen sie aus dem Nichts, mitten auf dem mittlerweile so wohl vertrauten Feldweg zwischen den langgestreckten Hügelketten im Süden von Devon. Hinter ihnen glitzerte der Wieselkopf förmlich im goldenen Abendlicht, seine grünen Flanken aufschießend aus dem Gelände wie ein Maulwurfshügel auf bestem englischem Rasen und genauso herrlich störend, und eine Rotte Rebhühner erschrak so sehr von dem doppelläufigen Knall, als wäre es eine Schrotflinte gewesen. Gackernd stoben sie auf, umkreisten einen blühenden Ginsterbusch und ließen sich an beinahe der selben Stelle nieder, von der sie aufgeflogen waren. Bloß zwei dusslige Menschen mal wieder. Tonks grinste und wischte sich eine Strähne ihres heute violett und schulterlang getragenen Haares aus der Stirn.

Sein bestes Jacket zurechtrückend, zog Remus kurz die Mundwinkel hoch und zwinkerte ihr von schräg oben zu, und gekonnt ignorierte sie den Kniff an jedem Jochbogen. Grübler. Darüber beschweren würde sie sich nie. Niemals. Das war er, das gehörte zu ihm wie der abgeschabte Tweed mit den braunen Cordflicken an beiden Ärmeln, wie das fusslig gewordene Haar und die beiden gruselig glühenden Striemen aus verheiltem Narbengewebe in seinem Gesicht. Und genau so liebte sie ihn. Der linke Arm bei ihm eingehakt, die rechte zärtlich auf den Unterarm gelegt, vollführte sie einen runden Schritt in seine Richtung, um gegen ihn zu fallen, und zur Antwort drückten seine Finger zu. Na, dann mal los.

Von hier aus konnte man das bunte Treiben noch nicht sehen, aber zu überhören war es definitiv nicht, wo Geschirr klapperte und murmelnde Stimmen übertönt wurden von Freds (oder Georges? Wen interessierte das?) lautstarkem Verlangen nach einer Wasserkaraffe. Jemand schnäuzte sich so entsetzlich trötend, als hätte Mrs. Weasley einen Zirkuselefanten bestellt für die (angeblich) kleine Feierlichkeit, aber vermutlich war das bloß Hagrid, und noch ehe sie auf das Grundstück getreten waren, bewies es sein massiger Schatten, den die wunderbare Sommersonne in den Garten warf. Am liebsten hätten sie dieses Mal beide gegrinst. So ein Baum von einem Kerl, der Halbriese, aber am Wasser gebaut wie ein Biber, dass ihm bei der kleinsten Emotionalität sofort die Tränchen kullerten so groß wie Taubeneier.

Auch gerade erst eingetroffen, begrüßte der Wildhüter von Hogwarts noch alles und jeden, den er in die Patschhände kriegen konnte, und röchelnd verkündete Ron, dass eine Umarmung nicht zum Heimlichgriff per sé werden musste. An Hagrids Ohren drang das allerdings nicht, klopfte er dem Jungen nur noch mal fest auf das Schulterblatt und ließ ihn endlich los. „Ach, is' das schön, hier zu sein,“ freute er sich nur mit einem glückseligen Jammern und schlug sein riesiges Taschentuch aus, das andere Leute als Bettlaken hätten benutzen können. Tief durchatmend, zupfte sich Remus die Revers zurecht und wappnete sich gegen eine ähnliche Attacke mit rollenden Augen. Das Mädchen an seiner Seite hielt sich kichernd eine Hand vor den Mund, und endlich setzten sie sich in Bewegung.

„Hoffentlich haben sie ihm dieses Mal einen Stein zum Sitzen hingehauen,“ wisperte Tonks durch geschlossene Zähne, daran erinnernd, wie vor wenigen Tagen erst ein Stuhl entzwei gegangen war in der für den Halbriesen doch sehr beengten Küche der Weasleys, und ihr in die Seite knuffend,c räusperte sich Remus laut genug, dass sie es als ernsthafte Aufforderung ansehen konnte, jetzt besser mal die Klappe zu halten. Sie prustete wieder nur so vorsichtig wie möglich, und er biss sich auf die Lippe. Black'sches Blut. Zum Auswachsen, sowas. Augenblicklich rutschte wieder die steile Falte aus Sorge zwischen seine Brauen, und er drehte rasch den Kopf beiseite, als wolle er die so fantastisch silbern rauschenden Erlen an der östlichen Begrenzung des Gartens bewundern.

Schön war der Wind, wie er durch hochstehenden Weizen pfiff, die ersten Felder nun schon abgeerntet, dass der Blick meilenweit frei war über Stoppel und Ackerfurche, und frisch fuhr er durch Zweige und Blätter. Ein wundervoller letzter Juli-Tag, der Himmel weit und breit nur besprenkelt mit Schwaden von Hochnebel, kaum als Wolken zu bezeichnen. Längst bewegte sich das leuchtende Gestirn auf den Horizont zu, tauchte ihn in einen hohen Streifen aus Rosé und Gelb-blau, dass die abflachenden Hügel im Westen wie Berge aus Gold in den Verließen von Gringotts aussahen. Ein perfekter Ausklang, keine bessere Kulisse für ein solches Fest.

Sich bückend, um das winzige Törchen im schiefen und dringend mal eines Anstrichs bedürftigen Zaun zu öffnen, ließ er ihr den Vortritt, und fast knicksend schlüpfte die junge Frau – seine Frau – hindurch. Nicht ein einziger Gnom zeigte sich, kein Schuh lag herum, keine Ölkanne, nicht ein einziges Stück vom sonst so üblichen Unrat, der die verwilderte Parzelle der Weasleys so ausmachte. Die Wiese war geschnitten! Geschnitten! Ordentlich herunter gestutzt und von allem befreit, was irgendwie als Unkraut zu bezeichnen gewesen wäre, und fast wehmütig schmollte Tonks, wie sie beide rasch den neu aufgekiesten Weg zur Haustür verließen und sich nach links schlugen. Da hatte sie schon recht. Das war furchtbar schade. Aber für den morgigen Anlass musste es wohl so sein.

Der ganze Haufen kam in Sicht, und man hätte meinen können, die Hochzeit wäre bereits heute Abend, so voll war der Hinterhof auf der Rückseite des lustig zusammengestellten Hauses, das wie immer leise quietschte, als wolle es fröhlich summen. Mehrere Tische hatte man aneinandergereiht auf dem nicht gerade ebenen Boden, ein langes, weißes Tischtuch darauf geworfen, das jedoch nur wenig die Kanten verbergen konnte. Abgesehen von Gedecken mit Tellern, Messern, Gabeln, Löffeln und Gläsern quoll die ganze Tafel regelrecht über vor Speisen, und man wusste nicht, ob einem das Wasser im Mund zusammenlaufen, oder ob man sich an den Bauch fassen sollte, um leise zu stöhnen. Das sah verflucht nach Schmerzen aus.

Genau in der Mitte, unter dem eklatant neonfarbenen Glimmen von mehreren verhexten Lampions in einem so schreienden Purpur, dass es selbst Tonks' so perfekt dazu passende Frisur überstrahlte, thronte eine immense Torte in Form eines plattgedrückten Schnatzes, der Zuckerguss schon vom Angucken absolut tödlich. „17“ prankte überall, eine Zahl mit größter Bedeutung in der Zaubererwelt, und dass sie es Harry nicht gleich auf die Stirn tätowiert hatten, war vermutlich nur reine Vergesslichkeit im Angesicht von so vielen Gästen.

Die meisten davon kannten sie, was bei der immens großen Familie auch nicht gerade verwunderlich war, und rechts und links von dem frisch gebackenen Volljährigen standen sowieso seine besten Freunde. Hermines Locken hüpften und sprangen umher, als wolle sie damit die Gnome ersetzen, die allesamt aus dem Domizil entfernt und eingesperrt worden waren (damit sie nicht wie sonst nach den Entgnomungsaktionen, die Molly so gern als Strafe und/oder Beschäftigung für ihre Rasselbande benutzte, sofort wieder auftauchten). Sogar die Hühner waren von der Bildfläche verschwunden, friedlich zusammengepfercht auf den Stangen in ihrem Häuschen, und nur gelegentlich vernahm man ein vereinzeltes Glucken.

Hagrid war tatsächlich damit beschäftigt, sich einen nach dem anderen vorzunehmen, schüttelte gerade die Hände der Zwillinge, die offenbar keine Lust mehr hatten, ihrer hypernervösen Mutter zur Hand zu gehen. Wieso Molly sich so aufgeschreckt verhielt (als wäre sie eine ihrer Hennen), war vollkommen offensichtlich: In dem ganzen Pulk aus rothaarigen Jungzauberern hockte ein unbekanntes Paar, er gedrungen mit winzigen, schwarzem Schnauzbart, sie hochgewachsen und biegsam wie eine Frühlingsbirke, und niemand musste die Zwei vorstellen, um sie als diejenigen erkennbar zu machen, die sie waren. Madame und Monsieur Delacour. Fleurs Eltern.

Sich noch enger an ihn lehnend, verleitete Dora ihren Gatten dazu, genau das zu tun, was sie beabsichtigte, und sich im Gehen zu ihr beugend, spitzte er regelrecht das Ohr, um ihr zu zuhören. „Er hat genauso ein bescheuertes Bärtchen wie du früher,“ raunte sie ihm zu und verkniff sich das dazu passende Gesicht, denn dazu waren sie beide nun schon zu exponiert, und Remus konnte nichts weiter tun, als ihr verborgen in die Rippen zu pieksen und sie damit zu einem unterdrückten, hochfrequenten Quietschen zu kriegen. Was bei Merlins Stinkesocken hatten eigentlich alle gegen seinen coolen Menjou aus Jugendzeiten? Der war absolut genial gewesen. Ehrlich mal. Fast unwillkürlich griff er sich an die Oberlippe und strich den üppiger gewordenen Gable glatt, der sofort wieder elektrisch aufgeladen abstand.

Zwischen Fleurs Maman und ihr selbst, die langen, blonden Haare schimmernd im herrlichen Licht der bald untergehenden Sonne, saß ihre Miniaturausgabe, die kokett lächelnde Gabrielle, gerade frisch in Beauxbatons eingeschult und damit auch die Jüngste unter den Anwesenden, während die Brüder des Bräutigams wesentlich brüsker und stabiler daherkamen. Charles war hier, die Frisur sehr ungewohnt, und in seinem kurzärmligen Hemd präsentierte er wunderbar seine vielen Narben und unfreiwilligen Brandings, die ihm seine heißgeliebte Arbeit im fernen Rumänien regelmäßig einbrachte. Drachenforscher, Drachenzüchter, Drachenschützer, das war seine große Leidenschaft, und selbst dort setzte er all seine Fähigkeiten dazu ein, dem Orden des Phönix in der alten Heimat behilflich zu sein. Und eine Hochzeit, die erste im Hause Arthur Weasley, die wollte er sich natürlich auf keinen Fall entgehen lassen.

Die Hand schon hebend, braun gebrannt und breit wie eine Bratpfanne, lupfte er beide angesengten Brauen und grüßte mit einem hoch erfreuten „hoi!“, sobald er seine alte Klassenkameradin entdeckte. Den Arm nicht loslassend, in dem sie förmlich hing, winkte Tonks einfach wie wahnsinnig zurück. Oft gegeneinander angetreten auf dem Quidditchfeld von Hogwarts waren sie, der junge Mann in Rot und sie in Kanariengelb, und ein ums andere Mal hatten sie's einander nicht leicht gemacht. Denn schließlich waren sie direkte Gegner gewesen, Dora als Jägerin, Charlie als Hüter, und vielleicht gerade deshalb so gut befreundet. Und heute musste er sich auch nicht mehr wundern, wieso diese zwei Menschen hier vor zwei Jahren noch am Strand von Lulworth so merkwürdig reserviert gewesen waren ob seines Erscheinens.

Toll sahen sie aus zusammen. Einfach perfekt. Keine Ahnung, wieso er das damals nicht gesehen hatte, wollte er sich am liebsten selbst schelten. So vollkommen offensichtlich, wie der verkappte Prof und seine Studentin Arm in Arm erschienen, an ihrem Finger ganz offen und für jedermann sichtbar ein blassblaues Steinchen glitzernd im Abendlicht, und er musste den Kopf schütteln. Mitten reingeplatzt in eine vorsichtige Annäherung, die nun schon drei Wochen lang offizielles Beisammensein für alle Ewigkeiten bedeutete. Zum Ohrfeigen, sowas nicht gleich bemerkt zu haben. Nur zu sich selbst grinste Charles Weasley und schüttelte den Kopf. Ein Märchenpaar.

Sich an dem Halbriesen vorbeiquetschend, versuchten sie zumindest, das Geburtstagskind in die Finger zu bekommen, wenigstens für einen Moment. Harry schaute verwirrt aus, von all dem Trubel um ihn herum vielleicht, möglicherweise – nein, bestimmt – auch von etwas Anderem, denn da waren feine Ringe unter seinen Augen in einem ungewöhnlich fahlen Gesicht, und fast hätte Remus darüber gelacht, wie ähnlich sie einander musterten. Ja, er sah wohl kaum großartig anders aus, was? Aus dem gleichen Grund. Ungewisse Zukunft. Schon seltsam, oder? Er ging darauf nicht ein, gab dem Jungen auch keine Chance, in ihm besser zu lesen als es umgekehrt möglich war. Lächelnd, herzlich und nur leise zärtlich erinnernd, schüttelte er dem jungen Mr. Potter die Hand, während Dora noch ihrem alten Schulkameraden etwas zurief.

„Alles Gute, Harry,“ sagte Lupin und fühlte sich wie ein jämmerlicher Versager. Es klappte nicht. Die durchgemachte Nacht musste wie ein Schild um seinen Hals hängen, für jedermann zu erkennen, dass kaum eine halbe Stunde ihn gefunden hatte während des Sonnenaufgangs. Und fast augenblicklich trat ihm Schweiß auf die Schläfen, hochrutschend mehr und mehr zu Geheimratsecken, wie diese so furchtbar lebendigen Bilder wieder hinter seinen geschlossenen Lidern auftauchten. Er musste sie wegschütteln und konnte nicht verhindern, wie das letzte bisschen Farbe dazu aus seiner Miene wich. Harry dürfte kaum Zeit haben, es zu bemerken, hoffte er. Und interessieren würde es ihn doch eh kaum. Nur noch düsterer die Stimmung dadurch.

Als wäre ein Stern aufgegangen in seinem Augenwinkel, kam sie ihm wieder ins Blickfeld, und es fühlte sich an wie Pudding in den Knien und im Bauch, wie ein kleines Feuerchen, das wärmte und Licht spendete, und am liebsten hätte er laut geseufzt und sich auf den Boden geworfen. Zumindest setzen durfte sich Remus Lupin, um mit diesem immer noch wahnsinnigen Schwindel seiner neuen Realität zurecht zu kommen. Wie die Blüten einer Zaubernuss, hell flammend aufgeblüht inmitten eines eisigen Winters, bedeckt mit Schnee und trotzdem unaufhaltsam den Frühling bringend. So war sie. Und er hielt es kaum aus, in welches Auf und Ab ihn das warf. Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt.

Und es war noch viel, viel schlimmer geworden. Der Schmetterling, der Singvogel ihrer Schönheit, war noch farbenprächtiger, noch intensiver geworden, so als leuchte sie von innen heraus, als schimmere ihre Liebe durch die weiche Haut hindurch wie Kerzenschein durch Reispapier, und man konnte sich dem nicht entziehen. Das musste man doch sehen. Das musste doch jeder Mensch begreifen, der ihr über den Weg lief. Davon klopfte ihm das Herz in der Brust, dass er sich an sein feinstes Hemd greifen und fest die Stelle am Schwertfortsatz reiben musste, dass ihm die Krawatte aus dem Jacket fiel. Niemand jedoch sagte ein Wort, viel zu beschäftigt mit all ihren anderen Sorgen und Gedanken.

Über das ganze Gesicht strahlte ihr Lächeln, wie sie den Kopf schief legte und mit den unglaublich langen Wimpern klimperte, die Arme ausbreitete und dem Jungen damit absolut keine Wahl ließ. „Happy Birthday, Harry!“ wünschte sie ihm mit so viel sanfter Zuneigung in der Stimme, dass man dabei zusehen konnte, wie dem Geburtstagskind die Nackenhaare zu Berge standen. Dora knuddelte ihn durch wie einen Straßenköter, den sie irgendwo aufgegabelt hatte in der Gosse von Soho, und Remus musste an diesen schrecklich schiefen Weihnachtsbaum denken. Auch das war sie. Er wollte die Augen schließen, bis nur noch ein winziger Spalt offen blieb, damit sie glitzern konnte in der Abendsonne wie ein Diamant.

Fast schüchtern erwiderte Harry die süße Umarmung, stammelte ein verlegenes „d...d...danke“ und lief hochrot an, immer wieder dabei mit den grasgrünen Augen zu seinem ehemaligen Lehrer hinüber schielend, als müsse er sich dafür entschuldigen, dass er dessen Mädchen drückte, aber Remus' Blick fing ein ganz anderes Blinken ein als er es hatte sehen wollen. Natürlich. Sein Geschenk zur Volljährigkeit, ganz klassisch für einen jeden Zauberer, eine magische Uhr, trug er an seinem schmalen Gelenk, das in eine breite Handfläche überging. Der Ärmel eines leichten Kapuzensweatshirts fiel darüber, und trotzdem hätte er diesen Zeitmesser überall wiedererkannt.

Golden, das Band aus ineinander greifenden, breiten Platten, beinahe zu klobig für einen so schlanken Jungen und dadurch so deutlich für einen kräftigeren Mann gemacht, zeigte das Stück ein wunderbar weißes Ziffernblatt mit darauf tanzenden Sternen, die sich statt der Zeiger darauf befanden, sich immer auf der Zahl niederlassend, wollte man die Uhrzeit ablesen. Keine Einzelanfertigung, nein, es hatte zwei davon gegeben, und jeder, der die beiden Kerle seine Freunde genannt hatte, vergaß das nie. Doch Gideons hatte man nicht mehr reparieren können. Diese hier schon. Und sie trug noch immer – stolz mochte man es nennen – die zersplitternde Delle dort vorn am Rädchen, wo man sie aufziehen konnte. Ihr rastloses Weiterticken, ein Zeichen des Triumphs. Und dennoch erschien es wie Streiflicht vor seinen Augen, der winzige Splitter aus Glas auf den Blausteinen vor dem zerschlagenen Funkenfänger.

„Ich denke, wir sollten ohne Arthur anfangen,“ hörte er die gleiche Stimme sagen, die damals so verzweifelt gellend an sein Ohr gedrungen war, und sich wieder hinaus ziehend aus dieser Erinnerung bekam Remus mit, worum es ging. Längst hatte sich Dora neben ihn gesetzt, brabbelte in herrlichstem Plapperton mit den Mädchen, die schon halb auf dem Tisch hingen, so als wären sie gemeinsam in der Großen Halle und unterhielten sich darüber, wie unglaublich peinlich sich die Typen bei der Ballprobe angestellt hatten. Noch nicht ganz ausgesprochen hatte Mrs. Weasley ihre Erklärung, als das Wispern des Erlenbruchs anhob und lauter zu werden schien, so als hätten die schlanken Bäume ihn zuerst gesehen, den rasch dahinziehenden Silberstreif, der um die Schornsteine des Hauses herum Slalom lief und sich von dort oben herabfallen ließ, mitten auf die Tafel zwischen Kartoffelsalat und Bratensoße.

Unverkennbar, Arthurs Patronus, ein auf die Hinterläufe aufgerichtetes Wiesel, die Ohren angelegt, das Fell gesträubt wie ungekämmt und damit eindeutig die Gemütsverfassung seines Meisters wiedergebend, öffnete es den Mund und präsentierte zwei spitze Eckzähnchen, ehe es zu sprechen begann. Das französische Ehepaar auf der anderen Seite des Tisches, für Remus wie durch einen Schleier, durch verwaschene Vorhänge hindurch zu erahnen, hob überrascht die Brauen, noch nie diese so ähnliche und gleichzeitig so ätherisch schwebende Form der Kommunikation erlebt. „Minister ist bei mir,“ flüsterte das Wiesel und verpuffte augenblicklich, aufgelöst in feine, ruhige Rauchschwaden aus silbernen Kringeln, merkwürdig transparent im so goldenen Licht der zunehmenden Dämmerung. Und trotzdem starrte noch immer jeder auf den leeren Fleck.

Deswegen so spät? Weil der Minister für Magie selbst, Rufus Scrimgeour, ehemaliger Auror und Abteilungsleiter für Strafverfolgung, persönlich ihn begleiten wollte? Aber wozu? Was wollte der hier? Allein? Keine Zeit, darüber nachzudenken, keine Zeit für die Delacours, über den ungewöhnlichen Boten zu staunen, auch wenn der Monsieur ausschaute, als wolle er lautstark pfeifen vor Anerkennung, und Remus wunderte sich selbst darüber, wie er so schnell schalten konnte. Das hier war eine Geburtstagsparty, eine Feier, nichts Verfängliches, ein Beisammensein am Vorabend einer Hochzeit. Und trotzdem. Er wusste nicht, ob ihm das Siegel auf schwarzem Samt in den Kopf sprang oder ob es eine andere Eingebung war, aber noch während Rons Adamsapfel langsam wieder schluckend in Position driftete und George halb grummelnd, halb seufzend als erster die Hand auf den Teller zurücksinken ließ (die Aufforderung seiner Mutter war schon halb ausgeführt gewesen, mit dem Essen anzufangen), richtete er sich auf seinem Stuhl auf.

„Wir sollten nicht hier sein.“ Ob er das wirklich hörbar gesagt hatte, daran erinnerte sich Lupin schon nicht mehr, als er sich bereits hastig herumdrehte und mit den Augen die Grenzen des Grundstücks absuchte, sicher gehen wollend, aus welcher Richtung Arthur und der Minister erscheinen würden, doch es war noch nichts zu sehen. Alle Wege offen. Nun beides, die steile Falte auf dem Nasenrücken, die vielen horizontalen Linien auf der Stirn, vorhanden, schaute er Harry direkt in die perplexen, aber bereits hart werdenden Augen. „Es tut mir leid, Harry,“ schüttelte er nur vorsichtig den Kopf, und das Flackern echten Bedauerns war deutlich in seinen Zügen, wie er die zierliche Hand von seinem Oberschenkel klaubte und den Stuhl zurückschob, um aufzustehen. „Ich erkläre es ein andermal ...“ Und weiter kam er nicht.

Das ploppende Geräusch des Apparierens kam von irgendwo dort vorn um die Ecke, den selben Weg hinunter, den sie gekommen waren im östlichen Schatten des mehrstöckigen Hauses, und noch bevor Dora protestieren oder zustimmen konnte, hatte Remus mit seinen langen Beinen ein paar Schritte die Tafel hinunter gemacht und sie mit sich gezogen, dass sie fast über einen Grasballen gestolpert wäre. Nicht grob, aber bestimmt, führte er sie rasch das kurze Stück über frisch gestutzten Rasen auf den niedrigen Zaun zu, und längst begreifend, schlüpfte sie geschickt und absolut unfallfrei über die Abgrenzung. Für Remus waren das fast nur zwei große Storchentritte und schon standen sie außerhalb des Grundstücks, traten zwischen die Sträucher und duckten sich dahinter. Verschwunden aus dem Blick, als Scrimgeour um die Ecke herum kam und die Festgesellschaft erblickte.

Sie schauten nicht zurück, die Zwei, schlängelten sich so schnell und so achtsam wie möglich durch die dichten Zweige, fanden einen von den Kindern und Gnomen viel genutzten Pfad hinaus auf die Obstwiese und huschten dort von Baumstamm zu Baumstamm, immer darauf bedacht, dass niemand sie von der schmalen Straße aus erhaschen konnte, hielten sich links und vermieden jeglichen Einsatz von Magie. Der Trampelpfad folgte einem Durchstich zwischen den Hügeln, tauchte hinab in die Mulden unterhalb ihrer Füße und teilte sich alsbald auf in ein Labyrinth aus kleinen Adern, immer entlang an den flachen Ostflanken, um in unwegsamem Gelände schließlich gänzlich verloren zu gehen. Erst hier, beschützt von allen Seiten, stemmte Dora sich mit beiden Füßen fester in den Boden und bildete so ein Gegengewicht zu ihm. „Warte,“ bat sie, ohne die Stimme zu heben, und Remus blieb stehen.

Kein Grund, so weit fortzulaufen. Er war allein gekommen, hatte niemanden mitgebracht, nicht einmal eine Eskorte. Typisch Rufus. Nicht bloß stolz. Er wusste, was er konnte, wozu er fähig war, und er ließ es sich nicht nehmen, noch immer seine wichtigsten Aufträge selbst zu erledigen. Und sich dabei nicht in die Karten schauen zu lassen. Warum auch immer er hergekommen war an diesem Tag, es sollte niemals offiziellen Charakter erhalten. Privatangelegenheit. Nach außen hin. Dafür kannte sie ihn gut genug. Und niemand würde sich dafür interessieren, ob sie sich noch in der Nähe aufhielten oder nicht, solange er sie nicht gesehen und erkannt hatte. Die Gefahr damit gebannt. Und gut daran getan, nicht kopflos fort zu apparieren. Alles richtig gemacht. Entspannt sogleich, hielt sie sich noch immer an ihres Mannes Hand fest und machte Anstalten, sich auf das krause, vermooste Gras sinken zu lassen. Nur einen Moment länger über ihr stehend, vergewisserte sich Remus, dass keine Menschenseele weit und breit zu entdecken war, und dann setzte auch er sich.

Angenehm war das, in der noch immer von herrlichem Sonnentag warmen Mulde zu hocken, sandig der Untergrund und festgehalten von Seggen und Halmen, winzige Gänseblümchen und Wegerich darauf, dessen schwere, gelbe Blüten im Sommerwind gegen den Boden tickten. Kaninchenbauten gab es ganz in der Nähe, das verrieten ihre Spuren, und Rehe kamen von den Wäldern rund um das Dorf herauf, wenn die Nacht hereinbrach. Mehr in weiches Gelb übergegangen, wölbte sich der Himmel über ihnen, und den dunkler werdenden Streifen über den Dächern von Ottery St. Catchpole, der das Ende des Tages ankündigte, den konnten sie nicht sehen, wie sie sich, noch leise keuchend von der Flucht, rücklings gegen den Hügel lehnten.

Regelrecht erleichtert seufzte Remus und überstreckte den Hals, dass ihm der Hinterkopf ins Kraut fiel, und seine Hand zu sich heraufziehend, spielte Tonks mit den Fingern. „Er hat uns nicht gesehen,“ versicherte sie, begann, die Nägel abzuzählen, als wäre es nicht vollkommen klar, dass er fünf Stück davon auf jeder Seite hatte. Nur kurz die Augen schließend, nickte er sacht. Nicht gerade förderlich, einen Kerl wie ihn auf der Geburtstagsfeier zu haben. Nein, es war kein Weltuntergang, es war nur schade. Furchtbar schade. 17 Jahre. Er war dabei gewesen, als dieser Junge das Licht der Welt erblickt hatte, der einzige nun noch, der ihn gesehen hatte mit dem Flaum auf dem Köpfchen, der ihn in den Armen gehalten hatte an seinem ersten Tag damals nach dem Sturm, nach dem Unwetter, das ihn auf die Erde begleitet hatte. Und nun konnte er nichtmal bei ihm am Tisch sitzen. Lächerlich. Er musste schnauben und die Zähne fest zusammenbeißen. Doch. Es war die Apokalypse. Das alles zusammen.

Er wollte das gar nicht sagen, rutschte ihm innerhalb weniger Minuten ein zweites Mal zu viel Information heraus, und auch das empfand er als Alarmzeichen. Ganz durcheinander, die eingefahrenen Schienen in seinem Geist nicht mehr befahren. Entgleist. „Der muss dich nicht auch noch so sehen.“ So. Mit ihm. Mit ihrem Ehemann. Dem Werwolf. Suspekt. Subordination. Dora verstand das sofort, auch wenn er dabei von ihr wegschaute und demonstrativ eine dahin treibende Wolke im Zenith fixierte. Sich auf die Seite rollend, stützte sie sich mit einem Ellbogen im Sand ab und lächelte. Als würde das irgendeinen Unterschied machen. Es war doch sowieso schon alles gleichgültig.

Seine Finger nicht aus den ihren lassend, entschied sie, dass es jetzt Zeit war, ihn darauf anzusprechen. „Du hast den Brief gelesen?“ fragte sie, obwohl sie die Antwort längst kannte. Das Siegel war gebrochen gewesen heute morgen, als sie die Nachricht aus ihrer Abteilung bekommen hatte, das sorgfältig geplättete Dreieck hatte sich gewölbt, weil es bereits aufgeschlagen gewesen war. Remus nickte, ohne zu zögern, die Lider dabei jedoch schuldbewusst geschlossen. Nur noch mehr zog ihr das die Mundwinkel nach oben, eine Spur sanfter noch. Sie hatte es ihm doch nie verboten. Es war in Ordnung. Sie dagegen … Selbst die Augen niederschlagend, blinzelte sie instinktiv wie früher als Kind, auch wenn er sie gerade gar nicht sehen konnte.

„Entschuldige,“ murmelte sie, zuckte die Achseln verlegen. „Ich hätte es dir sagen sollen.“ Für einen Moment schien er nicht sicher zu sein, wovon sie da redete, drehte den Kopf wieder gerade und schaute fragend steil nach oben, bevor er noch weiter herumkullerte und sie Stirn an Stirn einander in die Augen schauen konnten. Am liebsten hätte er einfach „ja!“ gesagt. Weil es stimmte. Sie hätte. Weil er ein Recht darauf hatte, sowas zu wissen, zu erfahren, dass sie Probleme bekommen hatte an ihrer heißgeliebten Arbeitsstelle. Wegen ihm. Weil er sich Sorgen dürfen wollte. Das war albern, ja, vielleicht, aber auch das gehörte doch dazu. Fast hätte er gelacht darüber. Ansprüche an eine Ehe. Und wieder dieses Flüstern im Kopf. 'Ich hätte es nicht tun sollen'.

Statt dessen faltete er die eine Hand unter der eigenen Wange. „Was waren das für Beschwerden?“ wollte er es nun genauer wissen, hier draußen in den Hügeln von Devon, während der Wieselkopf im Norden die Sonnenstrahlen fing. Nicht einmal leise wütend auf die Herren im Büro, winkte Dora ab und schob die Erinnerung daran zur Seite, an die Sticheleien und widerlichen Sprüche, die berührten nicht wirklich. Nein, gar nichts mehr konnte das. „Genau solche,“ las sie ihm aus den Gedanken, welche er sich ausmalte, und bestätigte sie sogleich. Ein Schatten aus Kummer huschte ihm über die Miene, den sie mit zarter Hand wegstreichelte. „Das ist nicht mehr wichtig,“ behauptete Dora.

Der Atemzug, zu dem er ansetzte, die Zähne auseinander kriegend, um etwas zu sagen, um zu protestieren, die unterdrückte sie sofort mit ihrem so vertrauten „uh uh“ und einem ausgestreckten Finger quer über die Lippen. Was er anführen wollte, das wusste sie genau. Innendienst. Sie. An einem Schreibtisch sitzen und lilafarbene Memos verfassen, vervielfältigen und durchs Haus senden? Berichte abzeichnen? Archivanlagen sortieren? Das war, als sperre man eine Nachtigall in einen Käfig und zwinge sie, bei Tageslicht zu singen. Wie ein kraftvoller Tiger im Zirkus. Wie ein Haus ohne Fenster, in das niemals der Wind hinein rauschen durfte. Egal wie praktisch das jetzt wäre für ihn vielleicht, zu wissen, dass sie nicht in Kämpfe verwickelt werden konnte.

„Glaubst du etwa, das lass' ich mir gefallen von Zuckerschnute Gawainchen?“ kicherte sie und zeigte ihm einen Vogel mit rollenden Augen, von dem er fast wieder gelacht hätte, dieses Mal jedoch herzlich. Sie sah so wundervoll aus, ihre Stimmungen waren ins Unermessliche erhöht, seit er davon wusste. Gleichzeitig aber verstand er nicht und schüttelte schon wieder den Kopf, sofern das überhaupt möglich war, auf der Seite liegend. Was sollte sie schon tun gegen den Beschluss des Leiters der Aurorenzentrale? Und war es wirklich so klug, sich mit jedem in ihrem Trupp anzulegen, in einem Beruf, in dem man sich – gerade jetzt – so sehr aufeinander verlassen musste? Dora gab ein beinahe mütterliches Geräusch von sich, das einem einen heiß prickelnden Schauer das Rückgrat hinunterjagte. 'Dummerchen', sagte der.

Ihm die Barthaare vor dem Ohr zwirbelnd, erklärte sie ihre unfehlbare Strategie, wie sie um niedere Arbeiten und demütigend unter ihrem Niveau liegende Aufgaben herum zu kommen gedachte. „Ich geh' sowieso nicht mehr hin,“ streckte sie die Zunge heraus, als stünde Gawain Robards gerade direkt vor ihr. „Hab' mich krank gemeldet,“ verpasste sie ihm die nächste Entscheidung, die sie ohne ihn getroffen hatte, und obwohl er zu jeder anderen Zeit diesen Schritt enorm begrüßt hätte, war er darüber nun alles andere als erfreut. „Aber ...“ wollte er anfangen. Sie ließ ihn nicht. Zu gut vertraut mit seiner Art zu streiten (wollte man das so nennen), viel zu versiert darin, ihn auszubremsen oder zu ermutigen, je nachdem, wie er es brauchte. Keine Jahre dafür gebraucht, diese Kunst zu erlernen.

Beide Hände, die eine dafür vom eigenen Ohr wegziehend, flach präsentiert, verkürzte Dora ihre Haare mit einer kurzen Anstrengung. „Ich sag's nur sehr ungern, aber meine Mutter hat einfach recht.“ Sofort entschärft. Sie konnte es in seinen Augen sehen, wie sie aufblitzten, und das rührte nicht vom letzten warmen Glitzern der Abendsonne her. „Es ist einfach zu gefährlich.“ Es stimmte. Das war es. Seit Dumbledore tot war, hatten sich die Angriffe bereits verdoppelt, und niemand brauchte eine Wette darauf abzuschließen, wie es bald schon aussehen mochte, kriegte Scrimgeour das nicht in den Griff. Und wenn es bereits für die Auroren so spürbar war, wie sollte sich da irgendjemand anders sicher fühlen können? Daran würde sich nichts ändern, solange der Minister seine Zeit damit vergeudete, Geburtstagsparties von Hogwarts-Schülern zu torpedieren.

Remus konnte trotzdem nicht anders. Kindheitstraum des Mädchens, schon als kleiner Racker auf den Straßen von Penge nichts weiter gewollt, als Auror zu sein, ging sie auf in diesem Job, liebte sie jeden Aspekt daran, sogar das nervige Brauen irgendwelcher bescheuerter Tränke, was ihr nun gar nicht lag, biss sie sich sogar an nächtlichen Observationen im Winter fest, ohne je zu murren. Ausdauernd, verflucht schlau, erfinderisch, das alles kam ihr zugute, aber genau diese Eigenschaften forderten auch eine Beschäftigung wie diese. Und das sollte alles vorbei sein? Zuhause hocken? Warten, dass irgendwas geschah? Ein Bild kam ihm in den Sinn, eines, das so sehr schmerzte wie die eigenen langen Stunden, wenn er darauf gewartet hatte, eine Anstellung zu finden, wenn er morgens mit den anderen armen Schluckern an der Straßenecke gestanden hatte, bis ein mickriger Karren vorbei knarzte, vier oder fünf von den Kräftigsten einlud, mit nach Covent Garden zu fahren, um Gemüsekisten zu schleppen. Der kränkliche, einsame Mann, der seinen Buchenstab in den Fingern drehte vor einem verrußten Kamin in der alten Küche zum Hinterhof hinaus. Gebrochen, nutzlos, sich genau so fühlend. In den Tod getrieben.

Nicht einmal erwähnen musste er irgendwas davon. Es blieb beim Monolog. „Und außerdem,“ fuhr Dora gleich fort, und erneut ließ sie ihre Hand nivelierend hin und her schlackern, „habe ich keine Lust, unterm Imperius zu enden.“ Den Schädel auf dem Hals zurückziehend, verstand er nicht sofort, die Brauen sich treffend, bis es ihm wie Schuppen von den Augen fiel. „Du glaubst, jemand …?“ brauchte er auch dieses Mal nicht zuende zu sprechen. Nun war es an ihr, winzige Fältchen aus kummervoller Sorge auf ihrer Stirn zu zeigen. „Einige benehmen sich seltsam,“ fasste Dora zusammen, hatte ihre Gesichter vor sich und ihre so ungeschickten Fragen, plötzliches Interesse an diesem oder jenem Geschehen. „Dawlish,“ nannte sie als Beispiel, prustete ein bisschen. „Nicht, dass der sich nicht immer beknackt aufführen würde, aber,“ und hier verfiel sie in für sie so seltenes Grübeln, „er ist so still.“

Wie Remus fester nach ihrer freien Hand griff, das bekam sie so gar nicht recht mit, sah nicht den nur noch mehr wachsenden Gram, der ihm tiefe dunkle Furchen unter die Augen malte, als wäre der Vollmond erst gestern untergegangen. Den Kopf schüttelte sie, abwesend, und nur ihm fiel es auf, wie ihr Haar dunkler wurde, stumpf für einen Moment, aber trotzdem in schönsten Wellen um ihre Schultern schmeichelte. „Ich bin froh, dass King in der Downing Street ist.“ Und nicht in der Zentrale. Relativ sicher. Und nun ihre einzige Verbindung zum Ministerium. Für sie, für Dora, war dieser Strick, diese Brücke endgültig gekappt.

Wie Andromeda es befürchtet hatte. Wie sie es ihr entgegen geschrien hatte vor wenigen Wochen erst, er hatte es immer noch im Ohr, so laut, so deutlich, auch wenn er behauptet hatte, es nicht gehört zu haben. 'Du wirst deinen Job verlieren'. Schon geschehen. 'Du wirst alles verlieren'. Auf dem besten Wege dorthin. Remus schluckte das herunter und rutschte näher auf, um sie in die Arme schließen zu können, zu trösten in der Angst um den guten Freund und Kollegen, der sich noch immer in dieser unmittelbaren Gefahr befand. Und ihr vielleicht schon erlegen war. Wer wusste das schon? Oh, er hasste dieses Misstrauen, diese Saat, die Voldemort zwischen sie alle geworfen hatte. Erneut.

So konnte sie ihn nicht ansehen, wie sie wieder seufzte und sich auf seine Brust zog, die Sonne ihren Rücken wärmend, sein Körper ihren Bauch. Irgendwo dort hinter den Hügeln und der dichten Hecke aus blühenden Sträuchern saßen sie noch immer stumm an der langen Speisetafel und warteten. Und warteten. Sie alle. Auf den nächsten Schachzug des Feindes. Auf irgendeinen Schlag. Und nur die Gedanken von Remus Lupin kreisten um das Mädchen in seinem Arm und das Kind unter ihrem Herzen, um das, was aus ihnen werden sollte, wenn die Zukunft so hell und schön werden sollte wie die Sonne dort am Horizont. Oder auch nicht.


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