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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Alp

von Teekon

Der kleine Junge hüpfte von einem Fuß auf den anderen, braun die Cordhosen und beige die Windjacke, wie er es kaum abwarten konnte, die Vorfreude so in das makellose Gesicht geschrieben, dass er leuchtete und strahlte. „Bitte, Pop, bitte bitte!“ flehte er dabei ohne das geringste Jammern in der piepsig hohen Kinderstimme, kein Deut von Winseln oder Betteln darin. Um seinen Wunsch nur noch mehr zu betonen, griff er sich hoch an den Kragen und zupfte an dem bunten Wollknäuel darunter, reckte das Kinn, um es dem Mann zu zeigen, der vor ihm im Flur stand und sich zu ihm herunterbeugen musste. „Sieh' mal!“ forderte er dabei auf. „Ich hab' sogar einen Schal um!“

Lachen musste der Erwachsene, die Hosenträger spannend über seiner Brust, wie er sie mit den Daumen von sich wegzog und beinahe schnacken ließ, aber kein Wort sagte. Da stand er, der wunderschöne Bengel mit völlig zerzaustem, rotblondem Haar vom steifen Wind da draußen, der an den Zweigen der Bäume zerrte und ihnen die bunten Herbstblätter entriss, und in seiner unendlich wunderbaren, langgliedrigen Hand hielt er das selbstgebaute Ungetüm aus Papier und Kordel und Holzlatten, aufgemalt ein lachender Mund, zwei große, wache Augen, fast wie seine eigenen, und kugelrunde rote Bäckchen, so wie die seinen ausschauen würden, wäre er erst ein paar Mal über die weite, flache Wiese zwischen dem Dorf und der Stadt gelaufen, wo der Bach unter der Brücke hindurch rauschte und gurgelte.

„Bitte bitte!“ wiederholte er, nun ein wenig eindringlicher, stampfte ungeduldig mit beiden Schuhen aus dunkelbraunem Leder mit halbhohem Schaft auf und zog den Hals zurück zwischen Jacke und Schal, wie eine Schildkröte sich im Panzer verzog. „Ich möcht' es so gern.“ Und er hob seinen Drachen mit so zittrigen Armen vor Angst, ihm würde dieser Ausflug abgeschlagen, dass die lange Schnur mit den daran befestigten Schleifchen aus Krepppapier raschelte gegen die wächsern glänzenden Kirschholzdielen. Sich in die Knie stemmend, damit er auf gleicher Augenhöhe mit dem Kind sein konnte, schmunzelte der Mann so herzlich, dass man kaum verstehen mochte, wie der Junge überhaupt darauf kam, man könne ihm seinen Herzenswunsch verwehren.

Einen Finger ausstreckend in dem warmen, weichen Licht der goldenen Lampen, drohte der erwachsene Mann nur spielerisch. „Hast du denn deine Aufgaben schon alle erledigt?“ Fast augenblicklich sprang der ganze winzige Kerl in die Höhe, reckte sich und juchzte. „Alle!“ beteuerte er. „Alle!“ Und der Vater wollte ihm gern glauben, selbst wenn er die größte Lüge erzählt hätte, die selbst ein Baron von Münchhausen hätte zusammenspinnen können. Denn was könnte es Schöneres geben, als durchs Dorf zu laufen, die letzten Yards bis hinunter auf die endlosen, grünen Weiden, um mit ihm um die Wette zu rennen, ihn immer gewinnen zu lassen, ihn einzufangen und auszukitzeln, bis er schrie vor Vergnügen? Nichts. Gar nichts auf dieser Welt. Und er wuschelte ihm durch den Haarschopf, dass die Silberaugen blinkten in diesem so plötzlich so merkwürdig dunkler werdenden Flur, der ihm so vertraut war von eigenen ersten Schritten an.

Wo die Nacht herkam, er wusste es nicht. Gerade noch hell, blitzblauer Strahlehimmel eines Yorkshire-Herbstes mit schäfchengleichen Wolken zwischen den Giebeln und Schornsteinen der Häuschen, und nun ewige Nacht und Dunkelheit und dennoch viel zu klar die Sicht. Denn ein fahler, runder Mond aus hässlicher Silberfratze zog auf und stand still, und seine blassen, bleichen Finger schlichen über die noch immer blutgetränkte Straße, fanden ihren Weg hinein durch das so dünne Glas neben der Tür, fielen über die Dielen, den Teppich, trafen das Kind. Und nicht er war es, dem es widerfuhr, nicht ihn überfiel der so gewohnte und immer wieder mit Panik erlebte Moment, wenn der Herzschlag ins Unermessliche stolperte und Schlieren aus Farbe die eigene Pupille überschwemmten, wenn diese riesige Faust aus brennender Qual in die Eingeweide schlug und den Brustkorb wie von unten her zerquetschte.

Der Puls war sichtbar durch die zarte Kinderhaut, hämmerte ihm gegen den Kieferwinkel, wie der Junge stocksteif stand wie ein Reh, traf es der Kegel eines nahenden Scheinwerfers. Zuckungen verzerrten das so süße Gesicht, die Hand flog ihm unkontrolliert hoch, und der bunte Drachen glitt ihm aus den Fingerchen, wie sie sich streckten in den Grundgelenken, die oberen Glieder verkrümmt zu krampfenden Krallen. Schweiß schoss ihm aus allen Poren, Flecken davon sofort in den Achseln sichtbar durch mehrere Lagen seiner Kleider, und die Verständnislosigkeit in seinen Augen vermischte sich mit grenzenloser Angst. 'Was geschieht mit mir?' Er sprach es nicht aus, konnte kaum noch. Das Einzige, was noch aus seiner Kehle drang, ehe der glockenhelle Klang der ungebrochenen Stimme zu rauchigem Knurren degenerierte, war ein fragendes „Pop?“

Ohne es zu wollen, längst die Kontrolle verloren, warf er sich nicht hin, sondern wurde er umgerissen von der Wucht des sich entfaltenden Fluches, so als zöge ihm jemand mit einem osasiatischen Tritt den einen Fuß weg, und der schmächtige Körper schlug mit so seltsam vertrautem, dumpfen Geräusch auf den Kirschholzboden. Die Ärmchen bogen sich, das ganze Kind krümmte sich in sich selbst, rollte sich förmlich ein, wie das Rückenteil der Jacke aufplatzte wie Popcorn in einer Pfanne – popp, popp, popp – und wie es sich noch wand in den unerträglichen Schmerzen der Verwandlung, riss es den Kopf nach hinten und starrte ihn an, bettelnd jetzt aus ersterbenden silbernen Augen, um Hilfe winselnd ohne Worte, bevor die mitisgrünen Schleier seine Seele überdeckten und die Pupillen auseinanderzogen in schmale Elipsen aus gieriger Schwärze.

Er stand nur da, als hätte der volle Mond einen neuen Bann auf ihn geschlagen, zur Salzsäule erstarrt. Ihm war, als gieße jemand heißes Wasser hinein in diesen Turm aus Kristallen, der er nun war, und das Herz in seiner Brust, gerade noch donnernd und polternd wie das des zum Wolf werdenden Kindes, zerfloss einfach ohne die geringste Gegenwehr, löste sich auf und ließ ihn zurück, tot, von innen tot. „Nein,“ war alles, was er sich sagen hören konnte, wie er sich selbst erkannte, erwachsen, die Striemen der eigenen Mondsucht im Gesicht, Remus Lupin, gebeugt über den Jungen, der sein eigener war. „Nein. Nein, nein, nein!“

„Nein!“ Nichtmal geschrien hatte er es. Nur gesagt, wie er sich wiederfand, kerzengerade im Bett sitzend, patschnass überströmt mit kaltem Angstschweiß, und statt ihn zu kühlen in der warmen, fast heißen Sommernacht, fror Remus augenblicklich jämmerlich, noch bevor er recht begriffen hatte, wo er sich befand und was geschehen war. Wie es nur beim Erwachen geschehen konnte, ganz anders als nach Alkohol, wenn die Wirkung eines benebelnden Trankes verflog, so wie nur der Schlaf einen verließ, dämmerte es ihm, und er griff sich mit der flachen Hand ins Gesicht, um die dicken Tropfen zu vertreiben, die ihm über die Brauen gerollt waren und nun herunter fielen in den Bart, auf die Oberschenkel, in den Schoß. Er hatte geträumt. Bloß geträumt. Vorbei jetzt.

So stockdunkel war es in dem Raum, an den er sich wieder erinnerte, und mit der rechten Hand ertastete er faseriges Holz und eine niedrige Fensterbank, während seine Augen sich flatternd an die Finsternis gewöhnten. Nur langsam kam alles wieder, zogen sich seine Sinne zurück aus dem grausigen Alptraum, hüllte ihn die angenehme Geborgenheit des Schlafzimmers wieder ein. Wie im Kobel eines Eichhörnchens war es hier, in der Winterhöhle eines Kaninchens, und der Schweiß auf seinem bloßen Oberkörper trocknete rasch weg. Remus spürte ihn kaum noch, sobald er ihm nicht mehr halb in den Augen stand, und noch immer keuchend, rieb er sich die beißende Gänsehaut fest aus dem Nacken und von den Schulterkappen.

Diese Bilder vertreiben, weg damit, raus aus seinem Gedächtnis und fort von den Innenseiten seiner Lider wollte er sie haben, rubbelte sich mit den Fingerknöcheln in den Augenhöhlen herum, als könne er sie so ausradieren. Das einzige jedoch, was er erreichte, war, sich vollends wach zu machen. Er war hier, bei ihr. Doras leises Atemgeräusch zu seiner Linken half ihm, endgültig auch seine Herzfrequenz wieder herunter zu schrauben. Das heftige Atmen ließ nach, und er konzentrierte sich darauf, es bewusst noch weiter herunter zu regeln, indem er tiefe Atemzüge nahm, die er gegen eine geübte Lippenbremse herausließ. Besser so. Der Kreislauf stabilisierte sich auf angemessenem Level.

Nur der letzte Schubs in die Gegenwart war das leise, feine Kratzen an seinem Ohr, und ein kurzer Flashback aus seinem Traum erinnerte ihn daran, was ihn aufgeweckt hatte. Es war nicht das Schaben der zuckenden Klauen auf den Dielen gewesen. Tickern, nur ganz sacht, dass der alte, klapprige Rollladen in seinen Befestigungen klackerte, das Geräusch von Horn auf Holz, zog seine Aufmerksamkeit auf sich, und Remus Lupin schüttelte sich verwirrt. Sein schütterer werdendes Haar klebte ihm am Kopf, konnte nicht so rasch trocknen wie die Haut, von der einfach die Spuren seiner inneren Anstrengung verdunsteten.

Nochmal erklang das, kratziges Schaben hinter den einzelnen, dicht zusammen geschobenen Lamellen, nur am oberen Ende genügend Lücken dazwischen, um die sommerliche Brise herein zu lassen, während das Fenster sperrangelweit offen stand und an einem uralten Haken an der Wand befestigt wurde. Fast tschilpend, zwitschernd, als wäre sie eher eine Nachtigall als eine Eule, machte das geflügelte Tier dahinter nur noch mehr von sich hören, wo es mit den eigenen hervorragenden Lauschern deutliche Anzeichen von Aktivität ausmachen konnte. Da drin bewegte sich was, sie wusste es genau, nahm das Rascheln des Bettlakens wahr, dass die beiden Menschen lose über sich gelegt hatten bei der Wärme, das keuchende Atmen eines Mannes, und endlich berührten seine kräftigen Hände die innen liegenden Metallwinkel, die den Laden auf dem Fensterrahmen hielten.

Remus' Finger waren tapsig, so sehr schlotterten sie ihm noch immer, und in der Dunkelheit des Zimmers musste er sich den Weg ertasten, ehe er die ganze Konstruktion vorsichtig anheben konnte. Genug Spielraum noch, um eine gute Handbreit Platz zu schaffen, beugte er sich vor und lugte hinaus, wo hüpfend vor ungeduldiger Erleichterung eine schlanke, gepflegte Schleiereule mit den Flügeln schlug, als wolle sie ihre faule Brut dazu bewegen, endlich das Nest zu verlassen. Mehr als quietschen konnte sie jedoch nicht, denn in ihrem Schnabel hielt sie einen kleinen, dreieckförmig gefalteten Brief, von dem noch zwei schwarze, kurze Bänder mit abgeknapsten Ecken baumelten.

Er kannte diese Eulen, brauchte nicht die Beringung zu entdecken dort an ihrem grau geschuppten Fuß, um sie als eine der üblichen Ministeriumsboten zu entlarven, und ein wenig die Stirn runzelnd, griff er hinaus, steckte einfach den Unterarm so weit er konnte durch den selbst geschaffenen Spalt. Und das waren Aurorenbriefe, offizielle Ankündigungen und Memos ohne Geheimwert, so wie sie fast wöchentlich hier eintrafen, wenn beispielsweise der Eingang von Doras Berichten bestätigt wurde. Dennoch ungewöhnlich, diese Uhrzeit, und genauso wenig davon begeistert, ihre Jagdzeiten mit so einem Unfug verbringen zu müssen, piepste die hübsche Dame mit den diamentenen Zeichnungen auf den rostbraunen Flügeln. Ein gutes Stück Arbeit gewesen, diesen Zauberer zu wecken.

Ein wirklich schönes Tier, das konnte niemand bestreiten, und ihr die kurze Notiz in charakteristischem Design aus dem Schnabel klaubend, streichelte Remus gleichzeitig mit dem Fingerrücken ihre weichen Brustfedern, ein besänftigendes „shhhh“ wispernd dabei. Na, immerhin war er deswegen nicht auch noch wütend und genervt, wie das Tier es gewohnt war, und so niederfrequent gurrend wie sie nur konnte, bekam er das gar nicht recht mit, wechselte den Brief in die zweite Hand und langte in eine Schüssel mit Eulenkeksen, die grundsätzlich für derlei Fälle bereit standen. Nun erst recht überredet, gab die Uhle ihren langgezogenen Schrei von sich, breitete die Flügel aus und schwang sich nahezu lautlos in die Lüfte.

Noch immer den Rollladen in der Hand, schaute Remus ihr nach, ohne sie wirklich wahrzunehmen, wie sie sich erhob über dem kleinen Garten, sich höher hinaus trieb mit kräftigem Schlag und über den Apfelbaum schwebte, den Aufwind mitnahm und zwischen den Schornsteinen verschwand, wo eine helle Sichel des nahezu verschwundenen Mondes noch an sternklarem Himmel stand. Das Zirpen der Grillen begleitete sie, und Sonnenwärme hielt sich selbst jetzt, so bald vor ihrem erneuten Aufgang, noch immer in den Straßen und Gassen.

Nur in diesem Licht konnte er lesen, drehte mit ineinander geschobenen Brauen das Stückchen Papier herum, nicht einmal halb so groß wie seine Handfläche, und wie erwartet, fand er das Siegel der strahlenden Aurora in schwarzem Lack auf zwei gekreuzten Bändern aus Samt, darunter in Gawain Robards strammer, kantiger Schrift ihre volle Anschrift, vom Brief selbst geändert auf dem Weg zu ihrer Wohnung in Soho, wo sie sich nicht aufhielt in dieser Nacht. „Nymphadora Lupin“ - und er konnte immer noch nicht fassen, wie herrlich das aussah, musste über die Zeilen streichen, sacht und vorsichtig, als würden sie vergehen, wenn man sie als Wahrheit erkannte – „27 Chaffinch Lane, Penge, Bermondsey“.

Ein ganz normaler Aurorenbericht. Das Dreieck aus feinem Pergament aufrecht auf die Fensterbank stellend, dass sie es gleich morgen früh finden würde und lesen konnte, gab Remus es aus der Hand und ließ endlich die Holzlamellen zurück gleiten, und die Dunkelheit umfing ihn wieder vollständig.

Alpträume. Sofort war der Gedanke zurück, auch wenn diese hässliche Panik fortblieb, das Geschehen in seinem Geist an sich bereits verschüttet und nicht mehr so klar und rein und deutlich war wie eine soeben erlebte Erinnerung, frisch gespeichert und immer wieder neu abrufbar. Er war es doch gewohnt. Er kannte es doch, ertappte sich immer wieder dabei, wie er im Schlaf den letzten Vollmond am Himmel aufgehen sah, wie er ihn spürte, seine ganze Macht über ihn, die erneute Demütigung seines ganzen Selbstverständnis, wieder und wieder das Auseinanderreißen von Identität und Wertgefühl, wenn es ihn seines Willens beraubte und ihn nackt und bloß in die Welt stellte. Das war nicht neu. Aber dieses Mal. Dieses Mal. Er schüttelte sich und musste fest eine urplötzlich aufkommende Trockenheit aus der Kehle schlucken.

Es trieb ihm Tränen in die Augen, die nicht fließen sollten. Seine Augen. Genau die selben, so silbern vertraut aus dem Spiegel, aus der Reflexion seiner selbst in bebender Wasseroberfläche, und er konnte es nicht beschreiben, dieses Gefühl, diese Mischung aus vor zärtlicher Zuneigung zitterndem Herzen und dem Grauen dieser Bilder in seinem Unterbewusstsein. Wolfskind. Noch nie dagewesen. Und ein solcher Traum allein war heißer Schmerz und jammernde Furcht in vielen Jahren, obwohl nie so explizit existent, und dabei war es keiner mehr.

Sein Blick glitt hinüber zu ihr, nun gewöhnt an die spärlichen Lichtverhältnisse, und sie lag so eingerollt und schön und tief schlummernd auf dem Kissen, das Laken so gerade über die Beine geworfen, dass ihre Leisten bedeckt blieben, und ganz unwillkürlich hatte sie ihre süße, zierliche Hand auf die nicht einmal im Ansatz vorhandene Wölbung unterhalb des Nabels gelegt. Nein, kein Hirngespinst mehr, keine simpel quälende Vorstellung von Wundern, die niemals geschehen konnten. Alles anders eben durch sie, nur einmal mehr bewiesen, und dieses Mal so unumstößlich wie die Grundfesten der Erde selbst, wie die Laufbahn der Milchstraße, wie die Gesetze des Universums, die es in den Angeln hielten. Denn das Kind aus seinen Träumen, ob Dwarftalf, ob Lichtalf, das war keine Fiktion mehr.

Angst allein war es, nur seine dummen, kleinen Ängste, eingeredet damals von Smethwyck, das wusste er genau, das hielt er sich so vor, ein winziges bisschen Wut darauf zulassend, und die Faust auf der Matratze ballte sich, wie Remus fest nickte. Es durfte nicht sein, es durfte einfach nicht, und doch nur im Schlaf, zusammengesponnen aus eben diesen wirren Sorgen, nicht real, nicht möglich, nicht auf diese Weise, er wusste das. Denn er hatte sich nicht verwandelt in jenem Bild, dabei voll ausgesetzt dem unheilvollen Silberschimmer, dem Totenlicht. Nur grausame Folter der eigenen Zweifel. Nein, mehr nicht. Weil er niemals, nie, sein eigenes Kind auf dem Kirschholz von Monkshood Alley #12 spielen sehen würde. Eine Träne kämpfte sich frei und rollte in die Falte zwischen Nase und Wange, um im Oberlippenbart perlend zu versiegen.

Nicht darüber sinnieren, wie unwichtig es war, ob es sich genauso würde abspielen können oder nicht, ob es nur eine von Tausend schrecklichen Möglichkeiten war. Sich ablenken, irgendetwas tun, vertreiben diesen Gedanken, verjagen, zurück zu jenem wunderbar wonnevollen Glühen dort draußen auf der Wiese in der Sonne gestern morgen, als wäre es Dekaden her und doch noch genauso stark. Über ihre hochgezogenen Beine, ihre Knie fast die eigene Brust berührend, schwang er sich halb aus dem Bett, beförderte die dünne Decke ohne Innenleben von sich herunter und achtete dabei unbewusst darauf, sie weder zu wecken, noch irgendeinen Hauch kühlerer Luft an sie heran kommen zu lassen.

Und dort saß er, hockte er, auf der Bettkante, und konnte sich nicht aufraffen. Zu müde, der Kopf viel zu schwer, stützte er die Ellbogen in die kräftige Sehne oberhalb seiner Kniescheiben. Die Wärme ringsherum tat gut, unterhielt einen nun dünnen, feinen Schweißfilm auf Stirn und Schläfen, wie er das Gesicht in die Hände legte und so leise seufzte, wie er eben nur konnte. Sich wieder hin zu legen, würde nichts bringen. Es war nicht an erneuten Schlaf zu denken, nicht sofort, nicht ohne eine gewisse Zeit dazwischen, die jene Schreckensvisionen tief in seinen Hirnwindungen vergraben konnte, bedecken mit neuen Eindrücken und irgendwo ganz nach hinten in das unterste Regal seiner verzweigten Erinnerungen verschieben. Sonst kämen sie wieder hoch. Und ja: Er fürchtete sich davor. Der Mann, der in Fenrir Greybacks Territorium einbrach, der Auge in Auge gegen Höllengegner antrat, hatte erbärmlichste Furcht vor seinem eigenen Geist. Hier, in dieser stillen Finsternis, mit ihr an seiner Seite, dass ihre weiche Wade nur seine Seite berührte, war das kein Grund, sich zu schämen.

Wie lange er so zubrachte, sich nicht entschließen könnend, ob er aufstehen und etwas trinken oder einfach zurück in die Kissen sinken sollte, daran konnte sich Remus nicht mehr entsinnen. Kein Streifen aus buntem Licht am Horizont verriet ihm die fortschreitenden Stunden. Aber es half. So wie damals im Turmzimmer. Es half einfach. Wann er sich herumdrehte, um nach dem Laken zu greifen und darunter zu huschen, auch das wusste er nicht mehr. Es war nicht wichtig. Da stand dieses Briefchen auf dem Fenstersims, das er selbst dorthin gelegt hatte, schien ihn anzuschauen und aufzufordern, etwas Anderes, etwas Greifbares, Alltag, oder vielleicht auch Probleme wie jeden Morgen auch, zu bewältigen jedoch, ohne so entsetzliche Ideen heraufzubeschwören, und ohne groß darüber nachzudenken, streckte er wieder die Hand danach aus.

Es war nicht ungewöhnlich, dass er das tat, ihre Post öffnete. Sie würde nichtmal etwas sagen. Ihre persönliche Eule. Remus lächelte vorsichtig und schob den langen Zeigefinger unter das samtene Bändchen, spürte, wie sich der Lack, zusammengepresst vom Stempel, vom Pergament löste und mit einem einzelnen Knacken zerbrach. 'Aurorin Tonks', hatte Robards darüber geschrieben, der Leiter der Zentrale jetzt, da Scrimgeour anderweitig beschäftigt war (und fast hätte Remus über beides geschnaubt), eine Anrede, so unhöflich und distanziert, wie eben nur möglich.

Wäre ihres Vaters Name nicht auch so sehr ihr Spitzname gewesen, das Kürzel, so viel passender als die eingetragene schwülstige Form, es wäre ihm sofort aufgefallen. Ein winziger Stich nur, den er sich fortrieb mit dem Daumen von der Rippe, ein Zucken im Augenwinkel.

Er las es. Hörte auf, dabei langsam vor und zurück zu wippen. 'Nachdem nun mehrere Beschwerden eingegangen sind, habe ich beschlossen, Ihr Büro zu verlegen.' Nicht erinnern konnte er sich daran, dass sie irgendwas in der Art erwähnt hätte. Beschwerden? Worüber? Vorfälle? Welcher Art? Nein. Nein, er wüsste das noch, wenn sie etwas gesagt hätte. 'In Zeiten wie diesen kann ich derartige Zwistigkeiten innerhalb der Trupps nicht verantworten.' Seine Zähne knirschten in der nächtlichen Stille des Hauses, und so weit beugte er sich vor, dass ihm der Puls seiner Leistenarterien hart gegen die Muskeln der Oberschenkel wummerte, abgedrückt von seinem Gewicht und seiner sich gegen sich selbst stemmenden Kraft. 'Somit sind Sie ab sofort zum Innendienst versetzt.'

Keinerlei Gefühl. Gar nichts war da. Kein Zorn, nicht darauf, dass sie ihn im Dunkeln gelassen hatte über die Situation in der Zentrale, kein Wort darüber verloren, ob es, dass es Schwierigkeiten gegeben hatte. Und darum erst recht entlarvend nun, da er es wusste. Weil sie ihn damit nicht belasten wollte. Weil er ihr vorausgesagt hatte, was passieren würde. Und weil sie nicht zugeben wollte, wie recht er gehabt hatte, wie recht auch ihre Mutter gehabt hatte. Aber auch nicht auf jene Männer, die sich „beschwert“ hatten, und oh ja, er konnte sich gut genug vorstellen, wer das gewesen sein mochte. Und sie sicher noch besser. Egal. Nicht wichtig. Uninteressant. Wieso? Keine Ahnung. Gut? Nein. Schlecht? Auch nicht. Er war einfach … indifferent.

Remus Lupin faltete den Brief wieder zusammen, der so gekonnt ignorierte, was tatsächlicher Anlass war, und der dennoch nichts gegen die Gesetzmäßigkeiten der Zaubererwelt tun konnte, im Adressaten nur die einzige Wahrheit kundzugeben in der Lage zu sein. Wo er ihn hergenommen hatte, stellte er ihn wieder ab und würdigte ihn keines Blickes mehr, ehe er tat, was er sowieso vorgehabt hatte, und die Decke nur leicht anhebend, schlüpfte er mit den langen Beinen darunter und legte sich wieder zu ihr, sie genauso sanft und liebevoll in die Arme schließend wie noch am Abend, als sie hierher gefunden hatten.

Wach lag er, bis die Vögel zu singen begannen in den Sträucherdickichten des Gartens unter ihrem Fenster, die Nase in ihrem duftenden Haar, die Lippen ihr Ohr streichelnd, kitzelnd mit krausem Barthaar, während in ihrem Gesicht das Lächeln eines Engels genauso echt und herrlich glitzerte wie damals auf dem Foto zwischen den Tellern auf der langen Speisetafel, und alles, was er brauchte, um sich festzuhalten, war sie nur allein. Sie und das Kind mit den Silberaugen aus seinen Träumen.


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