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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Laurinkraut und Rosenblatt

von Teekon

Sie musste schon wieder furchtbar lachen, obwohl sie eigentlich kreischen wollte, und mit dem nassen Trockentuch ausholend, duckte sich Lily Potter von ihm weg. Die kleine Holzkiste, grob gezimmert, aber wasserdicht, halb gekippt in der einen Hand am ausgestreckten Arm schüttelnd, dass die gallertartige Masse darin widerlichst wabbelte, machte Remus Lupin dazu ein schlürfend-schlabbriges Geräusch mit der Zunge, von wem sie nur noch entsetzter schreien musste. „Geh' bloß weg damit, du ekliges Ungeheuer!“ beschwerte sie sich, aber er konnte darüber einfach nur lachen und machte keinerlei Anstalten, die Zauberzutat aus ihrer Reichweite zu entfernen.

Im Spülstein schrubbte eine eifrige Bürste die Pfanne und den kleinen Viertelpint-Kupferkessel aus, dass er blitzte und blinkte im schönen Licht der gusseisernen Laternen in der Potter'schen Küche. Brettchen, Silbermesser, Ständer für Reagenzgläser und Spatel waren bereits zum Abtrocknen auf den Abtropfstein gestellt worden von magischer Hand, und auf der Anrichte lag nur noch Lilys gut gepflegtes Lederutensil ausgebreitet, um die benutzten Werkzeuge ihrer Tränkekunst wieder aufzunehmen und sorgsam zu verstauen.

Die Reste von geschnittenen Kräutern waren gebündelt und beiseite geschafft, die Porzellanschüssel mitsamt dem Mörser noch daneben schräg aufgebaut, damit man den Inhalt erahnen konnte, eine glitzernd-glänzende Mischung aus buntem Stein, vielschichtig und durchwoben von einem durchdringend hellen, fast türkisfarbenen Blau, und ein Bündel mit duftenden Zweigen einer herrlich grünen Italienischen Zypresse mit ihren schuppenförmigen Blättern war übriggeblieben und wartete nun auf der Fensterbank darauf, dass man entweder irgendetwas Dekoratives mit ihr anstellte oder auch sie in den Ofen warf, wie zuvor die anderen unter dem Kessel verfeuert worden waren.

Ein wunderbarer Geruch waberte noch durch das ganze kleine Cottage, das sich unter die von Quarzgestein durchzogenen Felsen von Godric's Hollow schmiegte, und bläulich-violetter Rauch stieg aus dem Schornstein nach oben in einen klaren, nächtlichen Sommerhimmel, der Horizont so kurz vor der Sonnenwende in stetem Blassorange erhellt. Niemals jetzt wurde es gänzlich dunkel über der weiten Wiese, auf der James und Lily vor fast zwei Jahren nun schon geheiratet hatten, und die Rehe kamen aus den Wäldchen herunter, um dort zu äsen. Der Blick über den Hügelkamm jedoch war versperrt, und zwischen die Klippen geduckt, schlief das Dörfchen seelenruhig wie in Kissen gebettet.

Im Pub durften noch ein paar Gäste sitzen, der Chor der Kapelle probte noch, und hier und da saß jemand auf einer Bank im Garten, genoss ein spätes Bier und die laue Luft, aber für die meisten begann schon die Schlafenszeit unter der Woche. Bei Potters brannte noch Licht, das war meilenweit zu sehen, und der Schein der vielen Lampen fiel wärmend auf das offene Scheunentor, wo die großartige Maschine in grünem Lack zu schlummern schien. Die saftige, völlig vermooste Wiese hinter dem Haus war so voller Tau, dass sie wie mit flüssigem Gold besprenkelt ausschaute. Dafür hatte man in der Küche aber kein Auge.

Belustigt über ihr unglaublich weibisches Gekreische, zog Remus endlich gnädig das Schächtelchen zurück und griff glucksend nach dem Deckel. Lächerlich. Da stellte sie sich mit glosender Wut, schnaubend wie ein Stier beim Rennen von Pamplona, selbst grausigsten Folterknechten entgegen, aber beim Anblick von zwei Dutzend Froschaugen kriegte sie die Panik. Süß. Einfach süß. Das Gefäß verschließend, schob er es in die hinterste Ecke der Anrichte, damit sie bloß nicht nochmal damit konfrontiert wurde, und dann angelte er sich ein leer gebliebenes Gläschen mit Hakenverschluss.

Noch immer kicherte Lily, wischte sich den Schweiß von der rot glühenden Stirn und traute sich endlich wieder näher an ihn heran. Merlins Bart, die Dinger waren so unglaublich eklig. „Konntest du nichts Anderes finden für den Effekt?“ fragte sie zum mindestens 327. Mal, immer noch schaudernd ihre Stimme, und Remus rollte mit den Augen. „Nein, Miss Hasenfuß,“ entgegnete er neckend, „nur das Fröschlein kennt sich mit deiner Frage aus und bescheißt dich nicht dabei.“ Diese Erklärung auf fast schon Black'schem Niveau veranlasste die werdende Mutter nur umso mehr zum Lachen, und sie musste sich einen Stuhl heranziehen und sich setzen. Lange Stehen war mittlerweile nicht mehr unbedingt ihre Stärke. Und das war auch gut für den Haussegen.

Es bedeutete gleichzeitig, dass sie nicht mehr an Kämpfen teilnehmen konnte. Kaum eine Robe und keine einzige Hose war mehr auf normalem Wege zu schließen, und am liebsten waren es jetzt Kleider, die sie nicht noch zusätzlich einschnürten und behinderten. Der kugelrunde Babybauch war das allererste von Lily Potter geworden, das einen Raum betrat, und für diesen Kommentar hatte Sirius sich eine Pampelmuse eingefangen, die er sich redlich verdient hatte. Das Grinsen allerdings hatte sie ihm nicht aus dem Gesicht gewischt. Genauso wenig wie das seltsam silbrig-sanfte Funkeln, das keinem der Männer mehr aus dem Augenwinkel glitt, wenn er sie ansah.

Nur langsam wieder zu Atem kommend, stützte sich die junge Frau auf einem ihrer Knie ab, das Trockentuch nun auf der Tischplatte zusammengeknüllt, wo sie auch den emaillierten Durchschlag abgestellt hatte, und den Zauberstab zückend, verpasste sie dem Geschirr einen Locomotor, der es mit vorsichtigem Dirigieren an seinen Platz in Regalen, Schränken und Vitrinen beförderte. Nichtmal richtig sitzen konnte sie, stieß ihr Nabel immer wieder an die Kante der Tafel, und schon wieder murrte Lily mit rollenden Augäpfeln. „Ich bin so fett,“ beschwerte sie sich über ihren Zustand, und zuerst lachte Remus nur noch mehr. So ein Unsinn. Dragomir war fett. Ja, sogar Pete war fett (pummelig konnte man das echt nicht mehr nennen, der fraß sich ganz schön was an in seiner Kriegsdepression, während Remus immer weniger wurde), aber doch nicht Alice oder sie. Und trotzdem behaupteten beide Mädels das ständig.

Sich aufrichtend und gleichzeitig gegen die Spüle lehnend, die Knöchel im Stehen überkreuzt, dass die schlanke Taille einknickte, lässig wie ein Lateintänzer in seiner Bühnenpause, pfefferte Remus sein eigenes Tuch irgendwo zwischen die von ihren Blättern befreiten Stengel des verwendeten Tausendgüldenkrautes, während hinter ihm die Bürste zu schrubben aufhörte. Glänzend und blank wie frisch gekauft, schwebte der Kessel zu den anderen Utensilien, und fast hätte man meinen können, das Spülgerät suche förmlich nach mehr Arbeit. Nichts mehr da? Na gut, dann eben Feierabend. Und sie schüttelte sich aus wie ein im Regen nass gewordener Hund, ehe es stiller wurde in der Küche.

Den Kopf schief legend, das so wohl vertraute Lächeln mit dem Kniff nach oben nur umso deutlicher davon, schloss er für einen verlängerten Reflex die Lider und nahm ihr jeglichen Protest komplett aus den Segeln. „Du siehst wunderschön aus,“ Und das ließ keine Widerrede zu. Lily konnte gar nichts darauf antworten, nur beschämt, verlegen wie ein sechsjähriges Mädchen im neuen Rüschenröckchen, die errötenden Wangen verdecken. Das war nicht so als wenn das irgendjemand sagte, und das hörte man oft im achten Monat. Noch immer einen winzigen, nur sacht wehmütigen Schatten dieses großen Gefühls von damals unten in dem weißen Zelt am Bach beschwor das herauf, doch es war in Ordnung, es zerrte nicht, es berührte nicht peinlich, sondern war klar und offen und nicht versteckt, nicht voreinander, ohne irgendetwas zu implizieren. Und das machte es gleich nochmal so schön.

Sein Lächeln wurde breiter, man konnte förmlich sehen, wie die Gedanken durch seinen Kopf zogen und ihn zu einem ähnlichen Schluss kommen ließen, und dann seufzte Remus und stieß sich von der Anrichte ab. Ihre gemeinsame Arbeit hier war erledigt. „Komm,“ sagte er, ignorierte die wenigen Gegenstände auf dem Abtropfsieb gekonnt und befreite seine Füße aus der bequemen Stolperfalle. „Der Rest kann von allein trocken werden.“ Mehr als einverstanden damit, stützte sich Lily auf Tisch und Stuhllehne und beförderte damit das Trockentuch auf den Boden. Halb schmollend, halb als wolle sie gleich mit dem Fuß aufstampfen wie Rumpelstilzchen, runzelte sie die Stirn und starrte es nur frustriert an.

„Ich mach' das,“ bot Remus sich an, bückte sich und schmunzelte leise, wo sie es nicht sehen konnte. Nicht mehr lange jetzt, dann war sie befreit, und da musste sie eben durch, da ließ sich nichts machen, genauso wie Alice, die obendrein noch stets und ständig von Franks Mutter betüddelt wurde. Lily durfte wenigstens noch mit dem Zauberstab erledigen, was sie so nicht hinbekam, hatte sie nicht einen der Jungs zur Hand, und das war ja nun auch nicht gerade häufig. Wo zwei vollwertige Mitglieder des Ordens ausfielen, da gab es jede Menge zu tun für die Verbliebenen. Ob ihr das passte oder nicht, er klaubte das Trockentuch auf und forderte sie auf, schonmal hinüber zu gehen ins Wohnzimmer. Genug gebraut und gekocht.

Heute Abend sollte das anders sein, wollten sie zusammenkommen wie schon seit Monaten nicht mehr. Einer fehlte immer, entweder mit einem Auftrag unterwegs, auf Wache, auf Jagd, bei irgendeiner Besprechung oder Observation, oder es stand der Lebensunterhalt an. Peter gefiel es gut im 'Tropfenden Kessel', und Remus war hier und da unterwegs und schien einigermaßen zurecht zu kommen, auch wenn Lily die Veränderungen an ihm nicht übersah, wie es seine Freunde so blauäugig hinbekamen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie anders hinschaute, dass sie ihn anfasste. Das waren keine Zeichen von körperlicher Reife, diese hart hervortretenden Kieferknochen und der neue Kleidungsstil, der sich langsam mehr und mehr zeigte.

Kichern musste sie, wie sie dieses Jacket da auf dem Sessel vor dem Kamin entdeckte, während er noch hinter ihr in der Küche herum rumorte, und sie entschied sich dafür, diese Sitzgelegenheit wahrzunehmen, statt der für sie sonst üblichen auf der anderen Seite, mit dem Gesicht zur Tür gewandt. Absehbar gewesen war das immer, oder zumindest empfand sie das so, ein Hang zu Traditionalismus, die Handschrift von Professor Dr. phil. Edward Jacob Lupin darin zu erkennen. Sonst doch immer Jeans und T-Shirts, ab und zu mal ein Hemd, aber jetzt hatte er die jugendliche Muggelkleidung fast nie an. Lily musste nicht raten, was der zweite Grund dafür war. Schlank, schlanker noch als früher in der Schuluniform, die ihn noch länger hatte erscheinen lassen, als er es ohnehin war, verbarg der Schnitt der altmodischeren Kleider seinen Zustand.

Sich setzend griff sie danach, glitten ihre Finger über den kräftigen Tweed-Stoff in klassischem Muster, das Innenfutter aus gut eingenähtem, dunkelbraunem Bourette, und sie musste lächeln, wie sie die dazu passende Krawatte sorgfältig zwischen die Revers gelegt fand. „Wie findest du's?“ hörte sie Remus fragen, der nun mit einem Handtuch über der Schulter und einem kleinen Töpfchen in der Linken zur ihr herüber schlenderte, und Lily kam nicht umhin, auch den Rest seines Aufzugs genauer zu mustern. Zauberisch. Erwachsen. Merkwürdig und dennoch so ganz er, dunkle Cordhosen, ein einfaches, nur im hellen Sonnenlicht als gestreift zu erkennendes Hemd artig in den Bund gesteckt, ein schmaler schwarzer Gürtel um die Hüften, dazu seine heiß geliebten braunen Oxfords. Es sagte nicht viel, aber alles, wie sie immer noch lächelnd „es steht dir“ bestätigte.

Davon glänzten seine Augen, wie er sich hinhockte und noch in dieser Bewegung die kleine gepolsterte Fußbank zu sich und unter sich zog, um sich darauf niederzulassen. Kein Feuerchen war im Kamin entzündet, viel zu warm dafür diese ersten richtigen Sommertage, aber ein Lämpchen, silbern poliert und von einer langen Kette irgendwo schräg hinter ihr herunter baumelnd, erhellte die Sitzgruppe im gemütlichen Salon der Potters. Davon schimmerte der mit Steinen der Umgebung ausgelegte Boden herrlich wie eh und je, ein Sternenhimmel im Haus, wie die Weihnachtswiese am Nordpol. Mit Abstand einer der vortrefflichsten Beläge überhaupt, viel besser als Parkett.

„Großvater hat mir dazu geraten,“ erklärte er, als wäre das eine wirkliche Überraschung, und prustend zog Lily eine Grimasse, ohne ihn zu unterbrechen. „Tweed nutzt nicht so schnell ab und ist wetterfest und sowas,“ hielt er ihr regelrecht eine Vorlesung über die Vorzüge des urbritischen Lieblings, und dabei grinste er, ohne die winzige Spur an Verlegenheit überspielen zu können. Natürlich. Denn so schnell würde er sich keine neue Jacke leisten können, das wussten sie beide, erwähnten es aber nicht. Und es stimmte, was sie gesagt hatte: Nicht nur farblich zu den Haaren passte sein Aufzug. Man mochte es fast Remisch nennen, noch bevor er es richtig eingetragen hatte.

Die Krawatte zwischen zwei Fingern fummelte sie daran herum, als wäre sie eine tote Schlange, ließ das breitere Ende auf und ab hüpfen. „Brauchst du denn sowas bei der Arbeit?“ wollte sie wissen, nutzte geschickt die Möglichkeit, um ihn, ohne ihn dabei zu beschämen, nach dem derzeitigen Broterwerb zu fragen. Darüber sprach er nicht gern, das wusste sie, noch weniger, wenn die Jungs dabei waren, dann erwähnte er es mit keinem Ton. So aber mochte es ihm leichter fallen, und sofort schüttelte er verneinend den Kopf, ohne sie anzusehen. „Nein,“ lächelte er, als wäre das selbstverständlich, und der Trost erfolgte in einer einzigen, kurzen Berührung seines Kinns, bevor sie sich wieder zurückzog und sich weiter in den Sessel sinken ließ, damit er endlich tun konnte, weshalb sie in den Salon gegangen waren.

Längst hatte Remus sich zurechtgerückt, die langen Beine so geschickt unter den niedrigen Hocker geschoben, dass seine Knie beinahe die Unterkante des Sessels berührten, und darüber hatte er das mitgebrachte Handtuch ausgebreitet, das Döschen rechts von sich auf den Kaffeetisch abgestellt. Gemeinsam hatten sie die Salbe zusammengekocht, die jetzt darin schimmerte, weiß und klar und einen angenehmen Geruch verströmend nach Mandel und Lavendel, die Noten der übrigen Zutaten zart überdeckend. Lily wollte am liebsten nochmal ihre Nase darüber hängen, um es tiefer einzuatmen. „Und davon schlaf' ich besser?“ erkundigte sie sich noch einmal, und er musste schon wieder lachen. Ganz schön misstrauisch heute, die junge Dame.

„Ja, davon schläfst du besser,“ wiederholte er ihre Frage ohne das Heben der Satzmelodie, und sich die Hosenbeine im Schritt etwas zurechtrückend, machte er es sich bequemer, klopfte anschließend auffordernd auf seinen Schenkel. „Hm,“ brummte Lily skeptisch, zog trotzdem beide Füße höher an sich heran, um sich die einfachen Schlupfschuhe abzustreifen. Herausrücken tat sie jedoch keinen Zeh, sondern hob einen mahnenden Zeigefinger und öffnete den Mund, zum Sprechen ansetzend, noch ehe sie dazu Atem geholt hatte. „Moment!“ verlängerte die Hochschwangere den ersten Vokal. „Warst du nicht der Typ, der von mir Nachhilfe in Zaubertränke haben wollte?“

Lauthals dieses Mal musste Lupin loslachen und sich den schlanken Bauch halten, und Lily stimmte augenblicklich ein. „Keine Angst,“ hob er beschwichtigend beide offenen Handflächen, „das hier stammt nicht aus 'Zaubertränke für Fortgeschrittene'.“ Immer noch schmunzelnd, wie sie sich beide beruhigten, rieb er sich das Kinn, wie er zwinkernd zugab, wo er diesen kleinen Hausmannstrick wirklich her hatte: „Das ist ein Rezept von meiner Großmutter.“ Auch ohne es extra erwähnen zu müssen, wusste sie, dass er die Mutter seines Vaters meinte, nicht eine Unze Magie in den Händen. Nur ihre ganz eigene Zauberkraft, wenn ein kleiner Junge nicht hatte einschlafen können. Ein stummes „ohhhhh“ mit den Lippen formend, sank Lily herunter und ließ ihre Füße über den Rand des Sessels gleiten.

Gerade wollte er zugreifen und sich einen aussuchen, da schnellte sie wieder hoch, der Finger wieder direkt unter seiner Nase, ihr hübsches, schmales Gesicht ganz grimmig mit einem Auge fast zugekniffen. „Ist das auch die richtige?“ Nicht recht verstehend, was sie meinte, zog Remus ziemlich dämlich dreinschauend das Kinn zurück. „Hö?“ „Ist das die mit den Froschaugen drin?!“ Fast hysterisch, trotzdem so unübersehbar rein aus Spaß, krabbelte sie regelrecht an der Rückenlehne hoch. „Wenn du die mit den Froschaugen genommen hast, Remus! Remus, dann gnade dir Gott!“ In einen unaufhaltsamen Lachkrampf ausbrechend, hätte er das ganze Zeug beinahe verschüttet, hätte es nicht wunderbar fettig in seinem Töpfchen mit dem Glasdeckel geklebt, während sie nur weiterkreischte, bis er es irgendwie schaffte, Entwarnung zu geben. „Die hab ich doch längst in den Ausguss gekippt!“

Ihm kein Wort glaubend, fuchtelte sie noch immer mit dem Finger herum. „Ehrlich?“ „Ja!“ „Ganz wirklich?“ „Ja!“ „Schwörst du's?“ Und er brach förmlich zusammen, schon die Hand zum Eid erhoben. „Ich schwör's!“ Nur unwillig, leise vor sich hin grummelnd, gab die werdende Mutter auf und beruhigte sich wieder, bevor sie noch einmal schauderte. „Bäh,“ machte sie dabei angewidert, wie sie an das merkwürdig violett fluoreszierende Zeug dachte, das sie da zusammengekocht hatten, und endlich ließ sie ihn gewähren. Kichernd, sich die Lachtränen am Oberarm abwischend, nahm Remus vorsichtig einen ihrer Füße in seine viel rauer gewordenen Hände und machte sich daran, Omas gute Schlafsalbe in die Haut zu reiben.

„Obwohl ...“ Ein kurzes Zucken ging durch ihre Wade, aber er hielt sie fest und kicherte. „Ich hätt' was davon behalten und auf Petes Bauch schmieren sollen. Gucken, was es wird.“ Jetzt musste sie lachen, in eine Art Potter'sches „oahr“ gebettet, das sie offenbar zu oft gehört hatte, und ihre flache Hand traf Schläfe und Ohr, wie sie ihn bestrafte. „Remus! Du bist so böse!“ Dem konnte er nicht widersprechen, und sie beide wussten, dass es nur ein Witz gewesen war. Schon bald die Entspannung fühlend, die eine Massage allein hervorrufen konnte, wurde Lily ruhiger und lockerer, und das übertrug sich erst auf ihn und dann auf das Zimmer, auf das Haus.

So wollte er es haben. Nicht nur, damit seine beste Freundin in ihren letzten Schwangerschaftswochen endlich besser schlafen konnte. Ein bisschen wurde ihm das Herz schwer davon, auch wenn er diese Momente noch so sehr genoss. Denn genau das war das Problem, und das konnte so nicht weiter bestehen. Gleichgültig, ob das ihm gefiel oder nicht, ob es ihr gefiel oder nicht. Lange, viele Monate jetzt, trug er das mit sich herum, ach was, Jahre. Ja, er hatte das so entschieden damals, er hatte selbst dafür gesorgt, dass genau dieser Augenblick geschehen musste, genau dieses Szenario, in dem er nun hockte, aber das machte es nicht besser. Gut so, ja, das Beste für alle. Das bestätigte ihm dieses Leuchten ihrer Augen, die Art, wie ihre Hand fast beiläufig ihren vorgewölbten Bauch streichelte, in dem ihr Baby schlief. Glücklich. So sollte sie sein. Und das war sie. Und er hatte geglaubt, er würde damit umgehen können, damit fertig werden. Hatte sich was vorgelogen, sich selbst. Er konnte es eben nicht. Und dafür gab es nur eine Lösung.

Das schicke neue Tweed-Jacket, mit dem sie da spielte, das war sowas wie eine Belohnung im Voraus für ihn, ein Symbol ein bisschen, vielleicht auch Kompensation, ja, und er betrachtete sie dabei, ohne seine Finger stillstehen zu lassen. Jeder Muskel war weich und flexibel geworden darunter, die Römische Kamille und der winzige Schuss Mandarine zeigten ihre Wirkung schon fast komplett. Die Lider ihrer mandelförmigen Augen hingen schon halb geschlossen, die ganze wunderbare Figur gelöst und friedlich, und vermutlich würde sie einschlafen unter seinen Händen. Zeit, es anzusprechen. Erstaunlich, wie leicht ihm das über die Lippen kam.

Remus seufzte leise. „Ich bin froh, dass wir allein sind.“ Halb weggedöst, rollte Lily nur ihr Kinn in seine Richtung, gar nicht richtig aufnahmefähig für alles, was er damit eventuell hätte meinen können, abgesehen vom offensichtlichsten Sinn der Worte, und sie lächelte matt. „Ich find's auch schön.“ Weil es so selten vorkam, weil immer einer der Jungs da war, selbst wenn es nur James war. Das war, als gäbe es plötzlich nur noch Unisex-Toiletten, oder als dürften die Schüler in die Schlafräume der Mädchen. Keine Möglichkeit für Gespräche, und wenn, dann nicht so, wie zwei beste Freunde es füreinander verlangen könnten. Nicht so, wie ihr Ehemann es immer noch für sich einforderte, ohne dabei einen Hintergedanken zu haben. Und der Abend war fabelhaft gewesen. Rumalbern und im nächsten Moment ernste Diskussion, Trost und Ausgelassenheit und dabei einfach irgendetwas mehr oder weniger Sinnvolles tun. Gemeinsam. Ihr hatte das gefehlt. Und seine Silberaugen mit den grünen Sternen darin verrieten ihr, dass es ihm genau so ging.

Ehe er sie senkte und dieses schiefe Lächeln in sein Gesicht kroch. „Weil ich mit dir etwas bereden muss,“ fügte er an, als habe sie nicht bereits geantwortet. Ein bisschen wacher werdend, hörte sie auf, die arme Krawatte zu quälen und stemmte sich mit dem Ellbogen auf die Armlehne, um ihn besser ansehen zu können. Ihn bedrückte etwas, es war mit einem Mal so offensichtlich, obwohl er seit seiner Ankunft fröhlich und zufrieden ausgeschaut hatte. Einen Herzschlag lang spürte sie diesen kleinen Kniff, den sie damals in der Brust gehabt hatte, als er der erste gewesen war, dem sie von dem Kind erzählt hatte, das nun bald schon geboren werden wollte. Die Angst, ob er das aushalten konnte, nach all dem. Und sie hatte wirklich das Gefühl gehabt, er schaffe das. Es ging ihm gut. Alles, was mit der Schwangerschaft zu tun hatte, begleitete er wie ein echter bester Freund. Das konnte es nicht sein. Erst recht nicht nach heute Abend.

Ihn nur fragend anschauend, wartete Lily ab, was er zu sagen hatte, und Remus druckste nur sehr kurz herum. Es war eben einfach bei ihr. Man konnte ihr eben mal hinklatschen, dass man bei Vollmond zum mörderischen Untier wurde und bekam nichts als Liebe dafür. Zu großartig für diese Welt. Sie von schräg unten her ansehend, schürzte er die Lippen und zuckte die Achseln. „Lily, ich ...“ Na gut, die Formulierung war schwierig, da durfte er stammeln, das war OK. Sie bewegte sich nicht, ihre Miene zuckte nichtmal. Da war weder Unbehagen noch Ungeduld, genau wie damals. Am liebsten hätte er geprustet. Fast genauso schlimm, was er zu eröffnen hatte, irgendwie. „Ich denke, ich sollte nicht mehr so oft hier sein.“

Erst einmal sagte sie gar nichts, blinzelte ihn nur an, bis die Worte und ihre Bedeutung an ihr Hirn drangen, und dann setzte Lily Potter, geborene Evans aus Aston, Birmingham sich mit einem Ruck auf, dass ihre beiden völlig eingeölten Füße auf dem Handtuch standen. So konnte er schonmal nicht einfach aufstehen, denn der weiche Frotteestoff war auf seinem Oberschenkel ausgebreitet. Aber das wollte er sowieso nicht. „Aber ...“ stotterte sie, und mit einer Hand musste sie den Bauch festhalten, weil er in dieser Position viel zu schwer war. Ganz verwirrt schüttelte sie den Kopf, dass das kupferrote Haar in dem langen, geflochtenen Bauernzopf nur so sprang. „Was meinst du denn damit?“ konnte sie nicht begreifen, ließ ihn jedoch gar nicht zu einer Antwort kommen. „Wieso? Ich meine, ich bekomme in vier Wochen das Baby, ich weiß gar nicht … warum?“

Die Finger abwischend, hatte er immer noch die Lippen so fest ineinander geschoben, dass der Bart unter der Nase sich davon kräuselte wie eine Raupe auf Nahrungssuche, und aus beinahe mitleidigen Augen musterte er sie mit auf die Schulter gelegter Wange. „Es ist besser so,“ behauptete er und ernetete nichts weiter als Protest, ehe er eine Hand hob und um Einhalt bat. „Sieh mal, Lily,“ fing er an, „ich bin entweder auf der Arbeit, beim Orden oder hier.“ Er konnte nicht ernsthaft meinen, er müsse dringend mehr Zeit mit seiner schäbigen Bleibe in Ost-London verbringen. Noch während sie die Braue hochzog und dazu ansetzte, diesen Gedanken laut auszusprechen, fuhr er fort. „Es ist einfach so,“ Remus musste eine kurze Pause machen, damit sich das nicht merkwürdig anhörte, und er betonte den Namen besonders: „James sollte das alles tun.“

Nachgebend, fast ein bisschen mutlos, sackte die junge Frau ein wenig zusammen, sofern das möglich war im achten Monat, und ihre Hornhäute glänzten nur sacht von einem feinen Tränenfilm, der nicht überlaufen würde. Also hatte es doch damit zu tun, mit all dem. Und vor allem mit James' Eifersucht. Die war immer da gewesen, die kannten sie beide, Remus hatte ihr erzählt von seinen Ausbrüchen. Und vielleicht war da was Wahres dran, vielleicht hatte er Grund dazu, und trotzdem … Sie konnte diesen Strang nicht weiterdenken und wollte auch nicht. Den hatten sie beide in bestem Einvernehmen gekappt und waren damit gut gefahren. Selbst über diese Gefühle konnte sie offen mit ihm sprechen, mit dem Mann mit den Striemen im Gesicht, der sie niemals enttäuscht hatte. James würde das niemals verstehen, nie, und sie konnte es auch nicht ansprechen. Und wollte nicht. Weil es nicht für ihn bestimmt war, egal wie sehr sie ihn liebte.

Die warmen, noch ein wenig schlüpfrigen Finger aufhebend, die Remus an den Seiten des eigenen Oberschenkels abgelegt hatte, seufzte sie unzufrieden und dennoch verständnisvoll. „Du bist mein bester Freund,“ sagte sie tonlos, dass es bis ins Mark drang, und am liebsten hätte er ihre Hände geküsst für dieses größte aller Komplimente. „Ich bin doch nicht für immer auf und davon,“ versuchte er zu trösten, aber sie beide wussten, wie wenig das half und wie sehr es doch eigentlich so war. Noch seltener als jetzt schon. Das war so gut wie nie.

Jetzt doch dem Drang nachgebend, beugte er nur den Nacken und berührte vorsichtig mit der Nase die gut gepflegten Nägel ihrer Finger, schaute sie wieder an. „Und ich bin immer für dich da, hörst du?“ Sie nickte und schwieg lieber, das Gefühl, gleich wie eine Vierjährige beim ersten Besuch im Kindergarten losflennen zu wollen, zu müssen, einfach zu stark. „Wenn du mich brauchst, musst du mich nur rufen, ja?“ Seine Hand glitt in die Seitentasche seiner neuen Cordhosen und beförderte etwas sehr Kleines heraus, ein metallisches Klicken deutlich zu vernehmen, wie er es hinaufführte und in ihre Linke drückte, warm noch von seiner Nähe.

Die Stirn fiel in Falten, wie Lily sich erneut vorbeugte, auch wenn es schwer fiel, und ihre Finger öffnend, entdeckte sie ein rundes Stück Messing mit einem Uhrglas auf einer Seite, und wie sie es vorsichtig anstubste, als wäre es ein lebender Käfer, erkannte sie die Rose darin, aufgemalt und voller Sterne. „Ein Kompass,“ flüsterte sie. „Ein Kompass,“ bestätigte Remus. „Davon verstehen diese dummen Zaubererjungs nichts.“ Er zwinkerte ihr, der Muggelgeborenen von unten her zu, und Lily musste kichern und gleichzeitig schluchzen. Natürlich war das Ding verhext, eine lustige Lupin'sche Spielerei, sehr nützlich, aber total verrückt, und seinen Zauberstab bereits aus dem Hemd ziehend, erklärte er es anschaulich, wie nur er es konnte. „Vocato Lily,“ wisperte er dem Navigator zu, und anstatt nach Norden zu zeigen, pendelte die Nadel blitzschnell und schnurgerade in die Richtung aus, in der Lily saß, und entzückt wie ein Kind im Spielwarengeschäft quiekste sie auf.

„Ich habe auch so einen. Und egal wo du bist: Du rufst, ich werde dich finden.“ Wieder konnte sie nicht ein noch so kleines Geräusch aus der Kehle bringen, erst recht keines, das Sinn ergeben hätte. Experimenteur hätte er werden sollen wie sein Vater, Erfinder, Bücherschreiberling für Hogwarts, so viele Ideen im Kopf und so viel Verstand und Tatkraft, daraus irgendetwas zu machen, etwas so Wundervolles wie das hier. Die Wachlampen. Die Karte, oh, diese Wahnsinnskarte. Immer noch völlig hingerissen den winzigen Kompass anstarrend, schüttelte Lily den Kopf, und vermutlich hätte sie ewig so dagesessen, hätte da nicht jemand ein wenig mehr Aufmerksamkeit verlangt.

Mit einem lauten Quietschen griff sie sich an den Bauch und musste lachen, weil es gekitzelt hatte wie verrückt, und den Kopf zurückziehend, quetschte Remus mit weit offenen Augen ein „oho!“ heraus, hatte das genau gesehen, was sie da so erschreckt hatte. „Es hat mich getreten!“ empörte sich die Mama und konnte gar nicht richtig böse sein. Sein langer Zeigefinger schoss förmlich nach oben, wie er „nu uh!“ mahnte. „Er hat dich getreten!“ Und beide mussten kichern wie Mädchen beim Spannen an der Quidditchumkleide.

Die Tür wurde regelrecht eingetreten, ohne dass die zwei Anwesenden darauf großartig reagierten. Erlenholz und Vocato-Kompass verschwanden in den Taschen, und sie hockten bloß, Stirn an Stirn, auf Sessel und Fußbank und kringelten sich, bereits voll im Bilde über so späte Besucher mit heimkehrendem Hausherrn. „Das war das widerlichste Bier, das ich je getrunken habe,“ behauptete James noch immer, während Sirius schon ein lautstarkes „Wunderschönen Abend, die Damen!“ in die Wohnstube brüllte. Dabei hatte er Peter im Schwitzkasten und verpasste ihm eine liebevolle Kopfnuss, dass Pettigrew nur mit einer Hand wedeln und „huhu“ murmeln konnte zur Begrüßung.

Remus und Lily ignorierten den offensichtlichen Alkoholpegel von Black, die erbärmliche Situation von Wurmi und sogar James' eisiges Festwurzeln auf der Türschwelle, wie er sich als Letzter durch den Rahmen quetschte, richteten sich im Sitzen auf und verkündeten ihre viel besseren und um einiges interessanteren Neuigkeiten. Dass das Bier im Kessel nicht lecker war, das war doch nun wirklich keine Sensation. „Es wird ein Junge!“ gröhlten sie einstimmig, und das sofortig ausbrechende Schweigen hielt keine zwei Atemzüge lang.

Und dann explodierten sie förmlich. Sirius ließ Peter sofort los, er wäre fast hingeschlagen ohne den Rückhalt, und James sah aus, als wolle er wie eine Backpulverrakete an die Decke gehen, so hochrot lief er an vor unbedingt zu versteckender Freude (weil er drauf gehofft hatte, der Sack, und dabei behaupten, 'n Mädchen wär' auch exzellent). Da landeten Roben und Capes wirr auf dem Boden, kümmerte sich keiner mehr darum, ob der Boden dreckig wurde, wenn sie da mit ihren von draußen versifften Schuhen drüberlatschten. „Habt ihr dieses widerliche Zeug mit den Krötenaugen benutzt?“ musste Black unbedingt wissen und machte dabei ein angeekeltes Gesicht mit herausgestreckter Zunge und umgeschlagener Lippe, dass er fatale Ähnlichkeit mit Lily bekam, wie sie hier vorhin noch albern herumgekreischt hatte.

„Froschaugen,“ berichtigte Remus. „Und ja, haben wir.“ Sich schüttelnd, quietschte Pettigrew ein langgezogenes „iiiiihhhh“ und klang dabei wie seine Animagusgestalt, der jemand auf den Schwanz getreten war, während James von Tomate zu Sellerie wurde und jetzt ganz bleich und blass keinen Ton mehr sagte, bis Moony sie endlich alle heranwinkte mit ausladendem Arm. „Los, kommt schon her, wir brauchen einen Namen für den jungen Mann!“ Da ließ sich keiner lange bitten, und ehe sie sich versah, war Lily umringt von einer ganzen Horde völlig aufgekratzter (und ordentlich angeschickerter) Kerle.

„Petrosilius Potter!“ brüstete sich natürlich Sirius mit dem ersten (total hirnrissigen) Vorschlag, von dem alle anderen kollektiv stöhnten und die Augen verdrehten. „Was denn?“ konnte er nicht begreifen, beide Hände präsentierend, als wolle er seine Unschuld beweisen wie Pontius Pilatus. „Das ist ein altehrwürdiger Zauberername.“ Es hörte ihm längst keiner mehr zu. Wild durcheinander kam Idee um Idee, so viele auf einmal, dass Lily weder mitschreiben, noch überhaupt mitdenken konnte. Hastig fuhr ihr Kopf hin und her, wie sie alle angestrengt nachdachten.

Mit einem Finger am Mund, die wässrigen Äuglein ganz nach oben gerichtet, dass man die Regenbogenhäute kaum noch erkennen konnte, zog Wurmi ein „hmmmmmm“ immer weiter in die Länge. „Marius?“ fragte er schließlich. „Wie dein Onkel, James?“ War nicht schlecht, aber der werdende Vater musste leider abwinken. „Ist'n Squib, kommt nicht so gut,“ grinste er, an die Familie erinnernd, und resigniert, aber verstehend, grunzte Peter und verfiel wieder ins Grübeln.

Schwankend auf der Armlehne gleich neben Lily verkündete Black seine Devise: „Ich will was mit P!“, worauf er von seinem besten Freund, der zwischen ihm und Remus auf dem Hocker im Schneidersitz niedergesunken war, einen vernichtenden Blick zugeworfen bekam. „Besorg dir 'n eigenes Kind, das du quälen kannst,“ lehnte er kategorisch ab. „Keine Alliterationen, bitte,“ einen entschuldigenden Blick warf er zu Peter hinüber dazu, „sorry, Pete.“ Pettigrew zuckte die Achseln und wackelte mit dem Kopf. Gute Entscheidung. Damit wurde man überall nur verarscht.

„Ich möchte ihn nach meinem Vater benennen,“ warf Lily in all dieses Chaos hinein, das die Männer da wieder mal veranstalteten, und obwohl ihre Stimme nicht so laut werden konnte im Vergleich zu ihren brummelnden Kehlen, hörte man sie klar heraus. So richtig mitgekriegt zu haben, schienen sie das trotzdem nicht, man hatte das Gefühl, es wären nicht vier, sondern zwanzig Typen hier, und nur Remus verzog die Nase und fragte langgezogen und dadurch erst recht ein wenig genervt „Henry?“ Das war doch wohl nicht so der Brüller.

Das wiederum kam wunderbar zu Black durch, der seine Kenntnisse in Muggelkunde hervorragend anbrachte mit dem Kommentar „Heinrich, der Wagen bricht!“ frei nach den Brüdern Grimm. Dieses Mal kriegte er dafür einen mächtigen Klaps, allerdings von Lily, die ihn erbost von unten her anschaute, und Peter merkte gar nichts und zählte immer noch alle möglichen Zauberer auf, die ihm je untergekommen waren von A wie Alvric bis Z wie Zuriel. So gut es ging, blendete Remus das Hintergrundgeriesel aus und versuchte, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. „Henry ist nicht schön, Lily,“ schüttelte er den Kopf, und James gleich neben ihm grübelte vor sich hin mit gespitzten Ohren, ob er irgendwo etwas aufschnappte, was ihm gefiel.

Sirius geflissentlich übersehend und überhörend, druckste sie ein wenig herum und schaute fast leidend aus dabei. Offensichtlich war das keine spontane Idee gewesen von ihr, hatte sie sich schon länger (seit dem Tod ihrer Eltern?) damit herumgetragen. Und Remus hatte recht: Schön war der Name nicht gerade. „Aber,“ gestikulierte sie mit einer Hand, die andere das Baby gegen den Lärm abschirmend, der es schon aufgeweckt hatte, „es gibt doch auch Koseformen, wie … sie überlegte, welche sie zuerst nennen sollte, „wie Hal.“

Einfach nicht die Klappe halten konnte Black, und er prustete los, wie er an einen absolut bescheuerten Film denken musste, den er sich auf einem seiner zahlreichen Ausflüge ins Kino reingezogen hatte. „Hank!“ brach aus ihm heraus, aber selbst James fand das erstens nicht witzig und rollte zweitens mächtig angeätzt mit den Augen. Remus' Hände waren ölig. Wieso waren die ölig? „Oder,“ führte Lily einfach ihre Liste fort, sich auf ihre Füße setzend, „oder Harry.“

Peters Aufzählung war wie ein einschläferndes Mantra, und dazu kicherte sich ein betrunkener Sirius Black halb blöd, während das Mädchen nicht recht wusste, wie sie sich durchsetzen sollte. Durch den breitschultrigen besten Freund ihres Gatten konnte sie James nicht sehen, ganz verdeckt war er, und das ließ ihm nicht ins Gesicht sehen, um seine Reaktion abzuschätzen. Ihre Misere verfolgend, warf Lupin für sie einen Blick auf ihn, entdeckte diese steile Falte auf seiner Stirn und erkannte sie als das, was sie war: Der war sonstwo mit seinem Kopf, aber nicht hier. Ihn freundschaftlich, aber derb genug in die Seite boxend, weckte er ihn auf. Ganz verwirrt, rückte James sich die Brille zurecht.

„Was?“ fragte er dümmlich, und Lily röhrte entnervt hinter Blacks aufgestelltem Knie. Ah, alles klar, sie hatte irgendwas zu ihm gesagt, und er hatte es nicht gerafft. Fast grinsen musste er davon, so typisch war das, und er beugte sich vor und lehnte sich fast gegen Remus' Brust, dass er den feinen Lavendelduft noch an ihm wahrnehmen konnte. Aber zu einer Antwort kam er gar nicht mehr. Als wäre er plötzlich nüchtern geworden, als hätte ihn ein Eimer eiskalten Wassers erwischt, richtete Sirius sich auf und kreuzte die Arme wie ein Reiterstandbild. „Harry Potter.“

Und das ganze Gemurmel, das Geschiebe und das Knirschen des Sessels, nichtmal mehr ein Knochenknacken war zu hören. „Ich finde, das klingt fabelhaft,“ bestätigte Sirius den Klang seiner eigenen Stimme mit einem bestimmten Nicken. Und er hatte recht. Das tat es. Simpel. Einfach. Kein Zauberername. Aber er passte. Punkt. Kein weiteres Wort mehr nötig. „Harry Potter,“ wiederholte James den Namen seines Sohnes, und dann nickten sie alle, lächelnd und zufrieden, auch Lily mit dem jetzt völlig fleckigen Kleid, und wenigstens für den Moment dachte ihr Ehemann darüber nicht nach. „Harry Potter.“

Sich vorbeugend, dass er beinahe taumelnd vornüber fiel, streckte Sirius einen Finger aus und kitzelte Mutter und Kind so sehr, dass sie kreischend lachen musste. „Hallo, Harry!“ kicherte er dabei, und bei Potter setzte es endgültig aus. „Boah, Sirius, jetzt halt endlich deine blöde Fresse!“ Und darüber konnte man nur lachen.


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